Ein plötzliches Alarmsignal riss Slavik aus seinem tranceähnlichen Zustand des Wartens und Bangens um Griffs Gesundheit. „Was zur Hölle ist jetzt wieder los?“ rief Aylen wütend aus. Ihr Gesicht sah ausgezehrt und matt aus und das blinkende rote Licht ließ sie, so kam es Slavik jedenfalls vor, noch um einige Jahre älter wirken.
Aylen stürmte aus dem provisorischen Krankenzimmer und Slavik folgte ihr. Wipper, das seltsame Haustier Griff’s, blieb mit großen Augen zurück.
So schnell sie konnten, rannten Aylen und Slavik in Richtung Brücke. Das rote blinkende Licht verlieh der ganzen Szenerie, wie sie durch die toten blanken Gänge rannten, einen surrealen Touch, der Slavik an ein Bild erinnerte, das er vor Jahren mal in einem Museum gesehen hatte.
Kaum auf der Brücke angekommen schmiss sich Aylen auf einen Stuhl und ließ ihre Finger rasend schnell über die Tastatur gleiten. Von der Seite bemerkte Slavik, wie sich Aylens Ausdruck veränderte. Von Verwirrung, über Erstaunen bis hin zu blanker Wut. „Dieser Kerl... wenn ich den in die Finger bekomme, dann gnade ihm Gott!“ fluchte sie, sprang auf und sah Slavik an. Dieser sah sie verwirrt an und fragte vorsichtig, beinahe zaghaft: „Was ist passiert?“. Der wütende Ausdruck in Aylens Gesicht behagte ihm ganz und gar nicht. „Was passiert ist? WAS PASSIERT IST?“. Aylens Stimme klang schrill und beinahe hysterisch. „Ich sag dir was passiert ist! Dein Kumpel, Azrael, hat sich im Hangar an einem unserer wenigen Jagdflieger vergriffen! Er hat den Notausstieg IM Hangar aktiviert und unseren Lüftungsschacht beinahe geschrottet! Der Kerl ist doch nicht mehr ganz schussecht!“. Slavik sah Aylen einen Augenblick lang verwirrt und verständnislos an. Warum war sie nur so sauer auf Azrael? Er hatte sicher seine Gründe. Welche das waren, war Slavik selbst zwar auch noch schleierhaft, aber er ahnte, dass es gute Gründe sein mussten; wenn dem nicht so war, sollte Azrael, so wie Aylen momentan drauf war, lieber seine Knochen nummerieren.
Plötzlich fiel Slaviks Blick auf eine andere blinkende Anzeige. Elegant schob er sich an Aylen, die sich mit an den Hüften gestemmte Hände vor sich gestellt hatte, vorbei und glitt auf den Stuhl vor der Anzeige. „Was hast du jetzt vor? Willst du auch was kaputt machen? Ich glaube, unsere Küche ist noch unbeschädigt!“ sagte sie und beobachtete Slavik mit großen Unmut.
Dieser beachtete sie jedoch nicht und bediente stattdessen die Konsole bei der blinkenden Anzeige. Während sich die Anzeigen auf dem Bildschirm in rasender Geschwindigkeit vor ihm änderten, wuchs in ihm die ungute Vermutung, dass das Blinken nichts gutes bedeuten konnte und ihnen noch einige Probleme machen würde.
Scheinbar hatte Slavik Recht. „Aylen. Ich glaube, wir sind nicht allein. Sieh mal.“ sagte er und Aylen kam zu ihm und beugte sich über ihn und sah auf den Monitor. Einen Moment lang schwieg sie und nur das monotone Geräusch des Alarms war zu hören. „Verdammte Scheiße. Das hat uns gerade noch gefehlt.“ sagte sie dann. Ohne weitere Worte ging Aylen zu einer anderen Konsole und tippte darauf herum. „Sag mal, wie gut kannst du mit unseren Bordwaffen umgehen?“ fragte sie ohne ihn anzusehen. „Ich komm damit zurecht, wenn du das meinst.“ antwortete Slavik. Er ahnte schon, worauf das ganze hinauslaufen sollte und ihm missfiel der Gedanke daran. „Das sollte reichen. Du übernimmst die Waffen. Wir greifen an. Eine andere Möglichkeit sehen ich nicht. Wenn wir das nicht tun, werden sie uns angreifen, dessen bin ich mir sicher. Und wenn sie als erstes zuschlagen, haben wir ein Problem.“. Aylen klang plötzlich ganz ruhig und gefasst, keine Spur mehr von der aufbrausenden Person, die einen beinahe mörderischen Ausdruck in den Augen hatte, weil Azrael den Lüftungsschacht verunstaltet hatte. „Da magst du Recht haben,“ hörte sich Slavik sagen „aber ich glaube, es gibt noch einen anderen Weg; und ich glaube, dass Azrael schon an diesem Weg arbeitet.“. Ein grimmiges Grinsen breitete sich auf Slaviks Gesicht aus. „Was? Welcher andere Weg?“.
„Ich denke, wir müssen abwarten und hoffen. Sie angreifen wäre zwar sicher taktisch klug, denn so hätten wir den Überraschungsmoment auf unserer Seite, aber der würde uns auf die Dauer nichts bringen. Das Schiff ist, im Gegensatz zu uns, voll einsatzfähig und nicht beschädigt. Einen offenen Kampf verlieren wir, das ist so sicher wie das All schwarz ist.“. Aylen hatte sich zu ihm gewand und sah ihn nun fragen an. „Worauf willst du hinaus?“ fragte sie. „Azrael hat sich sicher nicht absichtlich durch den Lüftungsschacht mit der Notkapsel ins All befördert. Er hat sicher einen Plan. Wir müssen ihm vertrauen.“ Sagte Slavik und Aylen sah ihn so an, als wollen sie sagen ’Dem vertrauen? Du spinnst doch’. Sie schwieg jedoch und beobachtete nur die Anzeige auf dem Monitor.
>>Ich hoffe, du hast einen Plan alter Freund. Wenn nicht, sind wir echt am Arsch.<<


So. Viel Spass.

DJ n