@Lonegunman81: Dein Beispiel zeigt ja gleich, wieso die Philosophie nötig ist: die gewöhnlichen Menschen gehen eben gedankenlos durch den Alltag, deshalb braucht es Philosophen, um die Gedankenlosigkeit der Menschheit wieder aufzuwiegen. Und wegen meiner Bildung und wegen dem, was ich gelesen habe, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich habe bereits die verschiedensten Philosophen und Wissenschaftler gelesen (Kant, Marx, Satre, Nietzsche, Platon, Aristoteles, Jean Ziegler, Emanuel Todd etc. etc.).

Wie auch immer, um zurück zum Thema zu kommen. Ich persönlich kann mich der Meinung nicht anschliessen, dass die Gene die Essenz des Lebens sind. Gene speichern nur Information, sie können deshalb nicht den "Lebensfunken" geben. Schaut euch doch nur einen Computer an: Damit jener auch funktioniert, braucht es nicht nur die Harddisk (vergleichbar mit den Genen als Informationsspeicher) sondern eben auch Strom, erst dadurch erwacht der Computer zum "Leben". D.h. Leben muss von irgendwo anders kommen und dann sind wir wieder beim Dualistischen Weltbild, die Trennung von Geist und Materie. Meiner Meinung nach kommt das Leben aus dem Geist, den wir nicht empirisch belegen können, denn Empirik funktioniert nur im materiellen Bereich. Zur Erforschung des Geistes müssen wir andere Mittel benutzen als die Naturwissenschaft. Die Psychologie versucht dies teilweise, doch auch sie versteht die Psyche als etwas Materielles. Erst wenn wir wieder von dem Gedanken des reinen Materialismus wegkommen, kann an eine wirkliche Erforschung des menschlichen Geistes gedacht werden.

Natürlich stellt sich da sofort die Frage, ob nicht vielleicht das Geistige das Wirkliche ist (so wie dies bereits Platon vorgeschlagen hat). Da wir seit Kant aber wissen, dass wir keine Erkenntnisse über die Natur der Realität gewinnen können, ist diese Frage unmöglich zu beantworten.

Wenn wir dies jedoch anerkennen (die Existenz von Geist), dann müssen wir auch anerkennen, dass kein Zufall existiert und dass nichts ohne einen Grund geschieht. Ein Stein rollt nicht einfach so den Berg hinunter. Er rollt hinunter, weil Kräfte auf ihn eingewirkt haben. Diese Kräfte waren nicht einfach da und wirkten ziellos auf diesen Stein ein. Alles wird von Gesetzen durchdrungen, schlussendlich beruht alles auf einem Gesetz. Wenn wir alles Wissen besässen, dann könnten wir alle Ereignisse des Universums berechnen.

Deshalb kann eine evolutionäre Entwicklung, falls sie überhaupt stattgefunden hat, nicht ohne Grund geschehen und damit haben wir auch der Evolutionstheorie die wichtigste Stütze geraubt: Der Zufall. Wenn kein Zufall existiert, dann gibt es auch keine Evolution, jedenfalls nicht in dem klassischen Sinne. Man müsste dann entweder von einem "Evolutionszwang" (Evolution muss geschehen auf diese und diese Weise, weil es die Naturgesetze vorschreiben; jede evolutionäre Veränderung muss genauso geschehen, wie sie eben geschieht, es gibt gar keinen anderen Weg oder eine andere Möglichkeit) oder sogar von "gesteuerter Evolution". Denn wenn alles auf Gesetzen basiert, kann man darauf schliessen, das diese Gesetze von etwas erdacht wurden, d.h. auch die Evolution wurde von etwas gedacht und wird gelenkt. Wenn kein Zufall geschieht aufgrund der Gesetze, so können diese Gesetze nicht aus Zufall entstanden sein, ansonsten hätten wir ein Paradoxon. Deshalb müssen die Gesetze geschaffen worden sein. Und daraus kann man auf ein höheres Wirken schliessen, das sich uns jedoch entzieht (und immer entziehen wird). Wir können natürlich darüber spekulieren, woraus diese Gesetze entstanden sind, doch werden wir nie beweisen können, was es war (siehe Kant).