@ Schattenläufer
Zitat Zitat
Aber meinst du nicht, wenn der Junge aus einer Spießbürgerfamilie kommt, dass dann deine Erkläung ein wenig hinkt?
Zuerst einmal möchte ich nur betonen, dass das nicht die einzige Antwort ist, sondern selbstverständlich eine von vielen Möglichen; und Ausnahmen es immer gibt.

Und du hast recht, in bezugnehmend auf einer "Spießbürgerfamilie".
Das hat einen - möglichen - anderen Grund:

Es ist immer wieder so, das eine neue Generation sich von der alten Generation unterscheiden will.

In den späteren 60-er Jahren, wo es noch überwiegend das klassische Rollenbild (Mann arbeitet, Frau kocht zu Hause) in der "Elterngeneration" gab, waren offene Gefühle in der Familie ziemlich reduziert.
Auf Grund dessen - unter einigen anderen Gründen auch - entstand die "Hippie"-Bewegung um seinen Gefühlen freien Lauf lassen zu können um so gegen die Eltern zu rebellieren.
Diese "Hippie"-Generation wandelte die damals großteils kalte Gesellschaft in eine wärmere um.
Als diese Generation dann selbst Kinder bekam, achteten sie sehr darauf, die "Fehler nicht zu wiederholen", und erzogen sie dementsprechend "gefühlvoller".

Zusätzlich kam ein großer Faktor ins Spiel:
Die Sexuelle Revolution und "die Babypille".
Frauen konnten nun ihr Leben planen, und wurden unabhängiger.
Infolge dessen kam es zu einer Unterbewetung der "Männer" im Laufe der Zeit; wir sind jetzt Mitte der 90-er Jahren angelangt.

Es gibt die klassische Familie selterner, und die Alleinerzieher haben - vor allem in Städten - das Ruder übernommen.

Dabei darf man eines nicht außer Acht lassen, dass ein Großteil der Alleinerzieher Frauen sind.
Die Folge sind viele Einzelkinder, welche weniger Zeit mit ihrem vorwiegend einem Elternteil verbringen können. Dadurch "leidet" auch die Sprache!

Was ist die Folge daraus?
Viele dieser Einzelkinder haben die Wahl, in eine Clique (soz. der "Familienersatz") oder "einsilderisch" ihre Jugend zu verbringen.

Die Sprache spielt dabei eine große Rolle, sowohl in der Clique als auch beim "Einzelgänger".
Es gilt dabei als besonders "cool" - was ja nichts anders als "kühl" heißt, und eigentlich wieder dem entspricht, was vor der "Hippie"-Bewegung war - seine Gefühle zu verbergen, auch in der Sprache.
Je weniger, desto besser = cooler.

Besonders tragisch haben es die Jungs erwischt.
Ihnen fehlt in der Regel ein "männliches Vorbild", - weil meistens die Mütter das Sorgerecht bekommen - an dem sie sich orienterien können.
Ich persönlich finde, dass die "Vaterrolle" momentan ziemlich unterbewertet ist, aber wieder zurück zum eigentlichem Thema...

Zusammenfassung:

Die heutige, neue Generation, wächst in eine Zeit, in der weniger gleich mehr ist (oder besser; "cool" eben).
Tradition, ist wie in jeder neuen Generation "altmodisch", und somit auch die Sprache.
Höflichkeit ist langwierig und infolger von vielen Einzelkindern, welche sich meist mit sich beschäftigen, - unbewusst -vernachlässigt.

Ich möchte "meinen Vortrag" §ironie mit folgen Zitat beenden:

"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und
tyrannisieren ihre Lehrer. "

Sokrates 470 - 399 v. Chr.


Wie man sieht, es hat sich nichts verändert...