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Original geschrieben von aurelius
Na ja, also ich habe vor 6 Jahren einen mir sehr nahestehenden Menschen verloren und ja, man kommt drüber weg. Ich habe auch gedacht, dass es einfach nicht sein kann, aber es geht immer weiter - irgendwie.
Nur mit jedem menschen, den man liebt und der einem weggenommen wird, stirbt ein Teil von einem selbst. Das hört sich polemisch an, aber genau so hab ich es erlebt.

Und wenn ich mir jetzt vorstelle, nochmal einen Menschen zu verlieren, den ich liebe, und noch dazu, zu wissen, dass dieser Mensch tot ist, weil ich lebe... Ich glaub, das könnte ich gar nicht. Und ich denke, da ist es wirklich einfacher für den, der geht.
Es ist schlimm, dass ich das aber auch nur sagen kann, weil ich jemanden verloren habe.

Und ich hätte viel mehr Angst vor diesem Leben, als vor dem Tod; eigentlich habe ich gar keine Angst vor dem Tod und es würde mir nicht schwerfallen, zu gehen.
Da kann ich nur ein dickes fettes darunter setzen. Auch bei mir war es so, dass irgendwie ein Teil von mir gestroben ist, als mein Bruder vor 2,5 Jahren ums Leben gekommen ist.

Die erste Zeit nachdem man einen Menschen verloren hat, der einem sehr viel bedeutet hat, steht man erstmal vor einer Art Nichts - und man weiß nicht, wie es weitergehen soll. Aber irgendwann, mit der Zeit lernt man mit der Trauer zurecht zu kommen. Es ist schwer - und auch Jahre später können die Gedanken an Tod eines geliebten Menschen sehr schmerzvoll sein. Man vergisst diesen Menschen nie - aber man lernt sein einiges Leben weiterzuleben.

Mein Leben ging nach dem Tod meines Bruders weiter, ich habe seitdem viel erreicht - ich bin mit meinem Freund mittlerweile verlobt, ich habe einen festen Arbeitplatz gefunden. Ich denke noch oft an meinen Bruder - und ich werde auch häufig traurig. Und manchmal weine ich auch deswegen ... Aber irgendwie geht es weiter - und normalerweise geht es mir gut - sehr gut sogar. Mein Bruder hätte es nicht gewollt, dass meine Familie und ich uns seinetwegen in lebenslanger Trauer befinden.

Der Tod ist leider etwas, was man nicht rückgängig machen kann, deshalb muss man ihn akzeptieren. Man braucht seine Zeit zum trauern, man darf diese Trauer nicht verdrängen - aber irgendwann geht's auch wieder einigermaßen normal weiter. Und selbst wenn jemand gestorben ist, so gibt es eines, was einem niemand wegnehmen kann: Die Erinnerungen .

Zum eigentlichen Thema kann ich nichts sagen. Ich glaube, man kann nicht im Vorraus sagen: "Ich würde für diesen Menschen sterben". Hört sich doof an, aber wahrscheinlich kommt es dann echt auf die Situation an. Wenn es für mich (mein Leben) keinen Ausweg geben würde - und ich könnte vor meinem Tod aber noch jemanden irgendwie retten, so würde ich das (wahrscheinlich) auf mich nehmen. Aber das ist jetzt so leicht daher gesagt. Wer weiß, wie ich denken würde, wenn ich wirklich mal vor der Entscheidung stehe ...

Gruß,

Chocobo