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Drachentöter
Und hier wieder was vom DJ n und Repko!
Enjoy the story!
Die Flughafenhalle in Neapel war groß, aus Glas konstruiert und, wie jede andere Flughafenhalle in südlichen Gestaden, mit einer viel zu starken Klimaanlage versehen. TQ ging den Gang entlang, der die Passagiere der Maschine nach von Talster City zu dem Gepäckband führen sollte. Während sich jedoch die breite Masse der Menschen an das Gepäckförderband drängte, um ja schnell an ihre Koffer zu kommen, ging TQ geradewegs daran vorbei und durch eine automatische Schiebetür in die große Haupthalle, die er ebenso schnell durchquerte. Als erstes brauchte er einen Wagen. Danach konnte er weitersehen. Er kramte in seinen Taschen rum, holte seine Geldbörse hervor und entnahm dieser eine goldene Karte. >>Damit sollte ich an ein passables Auto kommen und dann nichts wie hin zu dem Anwesen…<< dachte TQ und ein unvermittelt bitterer Geschmack tauchte auf seiner Zunge auf. Der Gedanken an seine Familie, eingesperrt auf dem Anwesen, bewacht von irgendwelchen brutalen Schlägern; das war ihm alles zu wieder.
Ohne auf seine Schritte zu achten war TQ zur Autovermietung gelangt. Die Formalitäten waren recht schnell abgehandelt und bald darauf befand sich TQ in seinem gemieteten Opel Astra auf den Straßen Neapels, während die Sonne die Stadt in ein warmes Licht tauchte und die letzten Schleier des Morgennebels verdrängten.
Xanders Gesicht war angespannt, während er in das Gesicht des Asiaten blickte, dem er sein Leben schuldete und das mehr als einmal. Er hatte ihn vor einem Wutausbruch Desmundos gerettet und ihm zur Flucht aus dem Versteck der Mafia verholfen. Er konnte nicht genau sagen warum, aber er wusste, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, da er nun seine Schuldigkeit gegenüber DJ n begleichen würde.
„Einen Gefallen?“ fragte Xander. Sein Hals war rau und trocken und er wünschte sich nichts sehnlicher, als ein Glas Wasser. „Was für einen Gefallen?“. DJ n nahm seine Sonnenbrille ab und sah Xander ernst an. „Du musst etwas für mich tun.“. Xanders Herzschlag beschleunigte sich und er spürte, wie seine Hände schweißnass zu werden begannen. „Du musst für mich eine Nachricht an die ASP leiten. Es ist unglaublich wichtig, Xander.“ Sagte DJ n und sah ihn durchdringend an. „Eine Nachricht? Ich verstehe nicht ganz.“. „Lass ihn ausreden; wir haben nicht ewig Zeit.“ Warf Manga Protector gereizt ein und ließ zur Verdeutlichung seiner Worte seine Fingerknochen knacken. DJ n warf Manga einen missbilligenden Blick zu und fuhr an Xander gerichtet fort: „Wir stehen kurz davor, die Mafia hochgehen zu lassen. Göfla plant etwas Gewaltiges und er muss aufgehalten werden; für die Sicherheit aller muss er aufgehalten werden. Und dafür brauche ich deine Hilfe, Xander.“.
Xander schluckte schwer, bevor er seine Frage stellte: „Werden Shinshrii und mein Sohn in Gefahr kommen?“. DJ n sah Xander einen kurzen Augenblick an und lächelte dann dünn. „Nein. Ich werde dafür sorgen, dass dein Name nicht fallen wird, wenn du dafür sorgst, dass du meinen Namen nicht der ASP gegenüber erwähnst.“. Verwirrung trat nun in Xanders Augen. „Warum soll die ASP nicht erfahren, was du Undercover erfahren hast?“.
Nun schien Genji ebenfalls hellhörig zu werden, denn er warf DJ n einen fragenden Blick zu, der diesem sagte, dass es für die erfolgreiche Zusammenarbeit scheinbar wichtig war, dass sie keine Geheimnisse voreinander hatten. „Es ist besser, wenn sie im Moment noch nicht wissen, dass ich meinen Auftrag so gut wie erfüllt habe. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, bis ich wieder zur ASP zurück kehren kann. Aber bis dahin bleibe ich im Untergrund.“. Xander nickte. Die Punkte des Asiaten klangen einleuchtend. „Na gut. Sag mir, was ich zu tun habe und ich tue es.“. Überraschender Weise war nun viel mehr Selbstsicherheit in seine Stimme getreten, als Xander selbst erwartet hatte.
DJ n erklärte ihm genau, was er der ASP über die Mafia, deren Versteck und deren Ziele berichten sollte und das alles sehr, sehr dringend war.
Als er geendet hatte, ließ er sich alles nochmals von Xander erzählen. Dieser gab alles Wort für Wort wieder und DJ n nickte zufrieden. „Gut. Dann verlasse ich mich auf dich, Xander.“ Sagte DJ n und erhob sich. „Wir sehen uns dann irgendwann.“. Er tippte mit zwei Fingern an seine Schläfe und verließ den Raum, gefolgt von den drei Triaden. Kaum standen die Vier auf dem Gang, wandte sich Genji an DJ n. Seine Augen schienen fragend und strafend zugleich zu sein. „Dann erzähl uns mal von deinem Undercoverauftrag für die ASP.“.
TQ schlenderte über den Marktplatz Neapels geradewegs auf eine alte Kathedrale zu. Schon seit längerem war er nicht mehr an gestochen geheimen Agentenaktionen beteiligt gewesen, nun hatte man ihn benachrichtigt, er würde im Beichtstuhl der Kirche Agent Batista treffen müssen, der wohl nähere Informationen über den Palazzo haben würde.
Aus allen Himmelsrichtungen hörte TQ die energischen Rufe der Gemüsehändler, das laute Gerede der Leute, die gerade ihre morgendlichen Einkäufe erledigten, die Schreie kleiner Kinder, das Bellen von Hunden und sonstige Geräusche, die auf einen belebten Samstagmorgen hindeuteten. Er näherte sich dem Kirchenportal, dessen aufwendig geschnitzte Intarsien die vier Evangelisten zeigten. Darüber war in Stein eine gekreuzigte Jesusfigur gehauen. TQ betrat die Kathedrale durch eine kleinere, in das Portal eingelassene Holztüre. Im Gegensatz zu der draußen herrschenden Hitze war es im Innern des großen Kirchenschiffs sehr kühl und ein eisiger Zug wehte ihm entgegen. An den Seiten ragten Pilarpfeiler auf, die sich etwa fünfzehn Meter über TQ an der mit kunstvollen Malereien verzierten Decke trafen. Hätte es sich nicht um eine Sache um Leben oder Tod gehandelt hätte sich TQ gerne die Kirche angesehen, jedoch steuerte er schnurstracks auf das Seitenschiff zu. Das Seitenschiff war weitaus kleiner und weniger schön anzusehen. Früher hatte es wohl nur als Zugang zu den Dormitorien der Mönche gedient. Inzwischen befanden sich hier ein Zugang zur Bibliothek, ein mit Kerzen angefüllter Schrank und am Ende des Raumes der Beichtstuhl.
Während man von draußen noch gedämpft die Rufe vom Marktplatz hören konnte und irgendwo in der Kirche eine Orgel spielte, schlurfte TQ auf die kleine, hölzerne Kammer zu. Mit einem leichten Stoß ließ er die Türe aufschwenken und setzte sich auf die alte, kantige Holzbank im Innern. Fast träge zog sich ein Fenster zu TQs Rechter auf. Eine dynamische Stimme sagte etwas auf Italienisch, das in dem kleinen Raum unangenehm gedämpft widerhallte. „Ich habe die Ehe gebrochen, und werde es nicht wieder gutmachen können.“, sagte TQ. Der Pfarrer lehnte sich nun nach vorne und spähte durch die Öffnung in der Wand. „Aber versuchen können Sie es ja.“, sagte er nun auf englisch, mit einem leichten italienischen Dialekt.
„Ihre einzige Sünde ist im Moment, dass sie mir einen ganzen Hafen Arbeit eingebrockt haben, die letzten sieben Stunden war ich damit beschäftigt, die Zulassungen sämtlicher Villen in Napoli und Umgebung zu prüfen und bin dabei auf ganze drei Personen mit dem Namen Repko gestoßen.“, erklärte er. „Weiter?“, sagte TQ und ignorierte die abfällige Bemerkung. „Wir haben einen Giovanni Repko, einen Andrea Luigi Repko und einen Vittorio Repko hier in der Umgebung.“, zählte Batista auf. Auch TQ beugte sich nun, das Foto zwischen den Fingern, nach vorne und sah das Gesicht Batistas. Es war von der italienischen Sonne stark gebräunt. Zur Tarnung trug er einen Pfaffenhut über seiner Glatze. Bis auf einen auffälligen Schnurrbart war er glatt rasiert, was seine kräftigen Züge und das markante Kinn untermalte. Wortlos schob TQ die Postkarte durch die Öffnung in der Seite. Schon nach kurzer Zeit ließ Batista ein bestätigendes Grunzen vernehmen. „Das ist der Palazzo von Vittorio Repko, den hatten wir am ehesten in Verdacht.“, flüsterte er. „Wieso?“, fragte TQ. „Nun, weil um dieses Gebäude seit einiger Zeit eine Gruppe Schläger ihre Runden macht. Geführt von einem luxemburgischen Mafioso Namens Gustav Chester.“ TQ kniff die Augenbrauen zusammen. „Luxemburger Mafia?“, fragte er ungläubig.
„Ja, richtig.“, bestätigte Batista und rollte genüsslich das r. „Normalerweise hassen die Italiener die Mitteleuropäischen Syndikate, deshalb sind wir dem nicht näher nachgegangen, aber erst jetzt fällt mir auf, dass die Spam Mafia mehr ein westliches Syndikat mit zu viel Geld als eine Mafia ist und sich Chester und seine Leute somit leicht einkaufen können.“
„Sind diese Leute gefährlich?“, fragte TQ nach einer kurzen Pause des Schweigens, in der ein gregorianischer Choral durch das Kirchenschiff säuselte. „Sagen wir, sie könnten das Ganze ein wenig gefährlich machen, aber wer für circa zehn Mann monatlich nur 50.000 Dollar springen lässt von denen ein spezieller Teil wohl an Chester geht, der kann nicht gerade eine Militäreinheit erwarten, die seinen Palazzo bewacht.“ „Und wenn Repko eine Vorauszahlung gemacht hat?“ Batista fing an, mit den Fingern vor seinem Körper ein Kreuz in die Luft zu zeichnen. „Dann haben wir ein Problem. Heute Abend zehn nach acht am Brunnen unserer heiligen Mutter, die Ausrüstung und die Männer besorge ich. Vergeben sein alle deine Sünden mein Sohn.“ Kaum hatte er ausgesprochen, lies er die Klappe mit einem Knall zufahren. „Danke Vater“, murmelte TQ verwegen, bevor er den Beichtstuhl verließ.
Geändert von YoshiGreen (20.02.2005 um 21:55 Uhr)
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