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Thema: Von Träumen und Fantasy...

  1. #1

    Von Träumen und Fantasy...

    ...Eine kleine Fantasy-Story!

    Ich will hier ein oder zwei Geschichten niederschreiben, die im Laufe einiger spaßiger Umstände entstanden sind. Was passiert eigentlich, wenn man einen seltsamen, aber interessanten Traum hatte, ihn zu deuten versucht, und sich mit einem leichten Grinsen noch ein paar Dinge hinzu denkt, auf die man während der Nacht nicht gekommen währe? Das Ergebnis findet ihr ein paar Zeilen weiter unten. Im Nachhinein...
    Himmel, was kommen mir doch manchmal für kranke Ideen wenn mir langweilig ist!

    Es hat richtig Spaß gemacht, diese simple und kantige Vorlage zu nehmen, und an allen Seiten etwas auszubügeln und sich dann zu fragen, wie diese Art der Gedanken überhaupt in meinen Kopf kam! Aber ich glaube ich hab jetzt alle relevanten Dinge analysiert. Interesse? Hmmm...vielleicht später. ^^

    Wenn ich *jetzt* drüber nachdenke...kann ich mich gar nicht mehr erinnern wo der Traum endet und mein eigener Teil beginnt...ich glaube es gab von jedem Abschnitt ein bisschen was...
    Wenn ich mir die Story noch mal durchlese, scheinen Fakt und Fiktion hier sehr fließend ineinander über zu gehen...? Hmm...oder doch zu plötzlich? Ahh, wayne interessierts.

    Das Verhältnis zwischen mir und den unten erwähnten Personen ist eigentlich ganz gut, aber eine gewisse Rivalität zu Myo kann man nicht abschlagen. Ich nenne sie im übrigen alle nur mit Nick-Namen, dem Personenschutz wegen. Einer der drei könnte hier ja vielleicht mal auftauchen! *paranoya + 10*
    Viel Spaß beim lesen, und teilt mir doch mal mit, was ihr so darüber denkt. ^^
    Oh, und noch was...fühlt euch gefälligst geehrt, das ist das erste Forum das ich mit solchen Geschichten beglücke!


    Am Ende aller Dinge, steht meine Wahrheit.

    Ich sank leise seufzend in meinen gemütlichen Sessel zurück. Das Leder knarrte etwas, als die Rückenlehne ein wenig nachgab. Irgendwas lief hier nicht richtig!
    In der Hölle herrscht Bürgerkrieg, die Engel sehen tatenlos mit zu wie um sie herum der Kreislauf kollabiert, und mein Imperium steht vor den Toren der Hölle...zur Schlacht bereit, und voller Blutdurst! Wir hatten alle Vorteile auf unserer Seite...und trotzdem schaffte es dieser verdammte Vampir und Herr über die 9. Höllensphäre meinem Reich ein Schnippchen zu schlagen!

    Ich schüttelte etwas deprimiert den Kopf, und schaltete den PC aus. Diese Foren-Rollenspiele können einen teilweise ganz schön mit nehmen wenn man sie zu ernst nahm! Und langsam aber sicher, fingen wir an die Sache persönlich zu nehmen. Zum Glück waren wir alle uns dessen bewusst. Hehe...
    Unser Reich lief gut. Seid nun schon fast 3 Jahren führen wir in einem einzigen, riesigen RPG unsere Spiel und kommen zu Macht. Mein größer Rivale? Ein tiefschwarz gesinnter Bayer mit dem Prestige-trächtigen Nicknamen *Myotismon*. Er spielt seine Rolle als Lord der Höllenfeuer ganz gut. Manchmal sogar zu gut! Aber...wen kümmerts? Seid dem ersten Foren-Treffen war alles ganz anders. Wir verstanden uns eigentlich recht gut. Und aus dem Foren-Hass erwuchs eine gesunde Hass-Freundschaft. Zwar immer noch beseelt von dem Trieb, dem anderen eins rein zu würgen, ist das Grinsen dabei aber etwas breiter geworden.
    Wir hatten beide etwas am anderen bewundert, und etwas mit erschrecken kennen gelernt. Was war es bei ihm...mal nachdenken. Ah, ja...ich bewunderte seine herrlich abweisende Art gegenüber allem was irgendwie mit dem Licht zu tun hatte. Das grenzte schon an Fanatismus...Und ich fürchtete um seinen Verstand. Manchmal konnte er wirklich den Eindruck machen von einem Dämon besessen zu sein.
    Und bei ihm? Nun...wie es aussieht war er verwundert darüber, das ich trotz meinem Hang zur Dunkelheit mir Tugenden wie Ehre und Stolz behalten habe. Das abschreckendste für ihn? Die Tatsache das in mir Licht und Schatten wohnen vielleicht. Ich ehre das Licht und das Dunkel...zu gleichen Teilen. Ich versuche das Tao zu sein. Eine Maske, die ich leider nur allzu oft nicht aufrecht halten kann. Aber ich tue mein bestes, diese hohe Lehre zu halten.

    Dritter im Bunde dieses unheiligen Vierecks ist mein bester Freund und Waffenbruder Dumar. In gewisser Weise verpflichtet im Bund der Waffenbrüderschaft zu mir, sieht er in Myo(so das *offizielle* Kürzel) seinen besten *normalen* Freund. Manchmal musste er dazwischen stehen damit Myo und Ich uns nicht gegenseitig den Schädel einschlugen. Sowohl geistig als auch körperlich...es kann eben nicht immer alles glatt laufen.

    Letzte im Bunde, Stern meines Lebens, Akki. (Hier den Nick zu verwenden scheint im nachhinein ein SEHR sinniger Akt zu sein...)
    Akki wird von Myo gehasst wie die Pest. Und warum? Sie ist das genaue Gegenteil von ihm. Sie verehrt das Licht, sieht in der ganzen Welt einen Freund, hasst die Dunkelheit in allen Facetten, und...das *schlimmste* in seinen Augen: Eine treue und gläubige Frau im Namen der aufgehenden Sonne, bekannt als Amaterasu.
    Als die beiden zum ersten mal aufeinander trafen hätte man schwören können die Welt brach jeden Augenblick auseinander, und die beiden würden mit Engelsklinge und Dämonensense aufeinander los gehen. Selten einen solchen Kontrast erlebt. Das war richtig unheimlich...
    Nun, belassen wir es bei der Tatsache, das sie sich hassen wie kaum jemand sonst. XD

    Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, richtig! Ich hatte grade den PC abgeschaltet, und war leise seufzend Richtung Küche entschwunden. Ich sah im vorbei gehen auf den Kalender. Akki kehrte in einer knappen Woche nach Hause zurück! Sie war zwei Monate lang mit ihrer Familie nach Hause geflogen um etwas Urlaub zu machen und die Verwandtschaft daheim im Land der aufgehenden Sonne zu besuchen. Ich hätte sie zu gern begleitet, aber das war nicht möglich gewesen. Schande...
    So freute ich mich auf die Rückkehr, und nahm leise vor mich hin pfeifend eine Packung Eistee aus dem Kühlschrank. Ich hatte mich grade wieder im Wohnzimmer hin gesetzt, und wollte überlegen was ich nun tun könnte, als das Telefon klingelte. Urgh...musste das jetzt sein?! Etwas genervt nahm ich ab, als mir auch schon eine nur allzu bekannte Stimme entgegen schallte. „Diamond! Alter Looser, wazzzuuuup?!“ Ich seufzte innerlich. Myo hatte so ein perfektes Timing wenn es darum ging zu nerven oder Ungelegen zu kommen.
    „Tut mir leid, hier spricht der automatische Anrufbeantworter des Elysiums. Wünschen sie einen Exorzismus so drücken sie bitte die Eins. Haben die Interesse daran in Einzelteilen an glühenden, silbernen Hacken von meiner Keller-Decke zu baumeln so reden sie bitte weiter.“
    Myo lachte laut auf, und ich konnte spüren das er mich mal wieder nicht für voll nahm. Warum eigentlich? Bei ihm würde ich das ohne mit der Wimper zu zucken tun...
    „Och, ich wollt eigentlich nur mal anrufen und bescheid sagen das ich ab morgen bei Dumar zu besuch bin!“ Na klasse, noch ein Nagel zu meinem Sarg. „Du gehst doch bestimmt mit uns feiern, oder?“ Ich verdrehte die Augen bei dem Gedanken. „Nicht wenn ich es verhindern kann.“ Also entweder wollte er mich nicht verstehen, oder er ignorierte diese Aussage einfach. „Ach, komm! Von mir aus kannst deine Licht-Bitch auch mitbringen! Dann sind wir drei Männer und eine Frau, passt doch perfekt!“ Bei dieser Bemerkung knallte ich den Hörer auf. Bei den Göttern! Ich schwöre, das dieser Typ eines Tages noch alles bereuen wird! Er wird erkennen was es bedeutet, Licht und Schatten zur selben Zeit zu begegnen!
    Ich ging in mein Zimmer und nahm das Katana von der Halterung. Ich ließ das kalte Metall aus der Scheide gleiten, und ließ es einmal durch die Luft fahren.
    Es zischte leise, und die Klinge blitzte im Licht. Ich liebte dieses Gefühl...das Schwert vor mir, den Griff in meiner Hand, den ich mit festem Griff führte. Ich hörte mich selbst schwören, das es SEIN Blut sein würde, das dieses Schwert als erstes trinken würde. Ich schauderte, als mir klar wurde wie ernst mir diese Worte waren.

    Der nächste Tag kam früh, zu früh vielleicht. Es musste so gegen 15 Uhr gewesen sein, als es an der Tür klingelte. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, und betätigte den Türöffner. Bis sie hier im vierten Stock waren, konnte ich aus den Trainings-Klamotten raus und mir die anderen Sachen umtun.
    Wieso war ich nur nicht überrascht zu wissen wer da kommen würde? Das allseits bekannte Gesicht meines Waffenbruders, und das wie immer diabolisch grinsende Gesicht meines Feindes. Im schwarzen Ledermantel, mit den ebenso schwarzen Haaren und Klamotten, und den roten Kontakt-Linsen konnte er manchmal richtig Ehrfurcht gebietend aussehen. Manchmal wiederum aber auch nur lächerlich. In meinen Augen würde es jedoch immer letzteres sein.
    „Diamooond!“ Schallt es mir zweistimmig entgegen. Und während ich meinen Waffenbruder herzlich begrüßte, blieb für Myo nicht mehr als ein kalter Händedruck übrig. Und das war schon großzügig. „Komms rein...aber lasst das Höllenfeuer draußen.“
    Wenige Minuten später sah sich Myo in der Wohnung um, bis er in das Zimmer vor drang, wo sich alles befand was ich zum üben brauchte. Inklusive meiner kleinen aber feinen Waffensammlung. Wurfsterne die dekorativ an der Wand hingen, zwei Dekor-Schwerter daneben, ein paar Kunais griffbereit vor einer großen Zielschreibe, und das Katana am Ständer das mich fast 2000€ gekostet hatte. Und das nur weil der Griff einen kleinen Makel hatte.
    „Fett! Du bluffst also doch nicht nur. Kann ich mal?“ Ohne groß nach der Antwort zu fragen griff er nach dem Katana. Zu *seinem* Glück war Dumar schneller, und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Nein! Fass niemals das Schwert eines Kriegers an!“ Dumar nahm, genau wie ich, die Kriegerehre sehr ernst. Er würde es ebenso wenig zulassen wie ich das jemand wie Myo sich da einmischt.

    Nun...der Tag verging eigentlich recht friedlich. Nach einer größeren Musik-Session mit ASP, Lammé Immortelle, Subway to Sally und mehr, waren die beiden eigentlich schon fast wieder unterwegs. Hatten ja noch eine Menge vor. „Wann kommt eigentlich deine kleine Schl***e wieder, Diamond?“ Hass stieg erneut zu voller Größe in mir auf. Er legte es wirklich noch einmal drauf an. Ich *wusste* worum es ging. Er wollte sich bei ihr für etwas bedanken...Akki hatte seiner Freundin einmal einen Anhänger gegeben, der Amaterasu geweiht war. Mit dem Feuer der aufgehenden Sonne sollte dieser kleine Himmelsdrache vor allem bösen schützen.
    Nun, wie es aussah hatte dieser Anhänger sich bei Myo entladen, und ihm drei Tage lang die Kopfschmerzen seines Lebens bereitet. „Lass deine Wut an denjenigen aus, die du terrorisieren kannst ohne Angst vor dem Echo haben zu müssen, Dämon!“ Die Tonlage in meiner Stimme war unüberhörbar bitter. Seine Augen verengten sich, und er stand mir genau Gegenüber. „Die kleine Ratte wird leiden, das schwöre ich dir. Du kannst sie nicht ewig vor mir schützen!“ Ich lachte nur leise. „Ihr seid in der Hölle doch so gut mit Ironie? Fahr zum Himmel, wo sie dich auf ein goldenes Kreuz fesseln sollen! Ihre Reinheit soll nicht von deiner puren Anwesenheit befleckt werden. Hinweg!“ Ich deutete nur stumm auf die Tür. Myo schnaubte verächtlich, und machte sich daran zu gehen. Dumar blieb neben mir stehen. Ich hob eine Hand auf seine Schulter. „Dieser Dämon gehört ausgelöscht.“ Sagte ich leise. „Legion ist machtvoll. Was können wir schon tun?“
    Kurz nachdem sie gegangen waren, ging ich ins Bett. Ich hatte genug...ich hatte es so satt! Dieser Hund gehörte ausgelöscht...zum Wohle aller!

    In meinen Träumen wälzte ich mich unruhig hin und her. Meine Gedanken rasten wie wild durcheinander. Alles kreiste um Hass und Tod für diesen missratenen Wirt eines Dämons, und dem Licht und der Gnade meiner Göttin die für seine Seele betete. „Für das Licht...wirst du uns dienen?“ Hörte ich die Stimme einer Frau. Ich konnte niemanden sehen, aber ich spürte eine Präsenz...wie das pure Licht. „Für die Nacht...wirst du uns dienen?“ Dann die Stimme eines Mannes...nein, schlimmer...der Nacht selbst. Sie war tief, hallend, und unendlich boshaft. Die ultimative Finsternis.
    Dann war es, als würde sich mein Geist in zwei Teile spalten. Links und Rechts existierten nicht mehr. Wahrheit und Lüge, Licht und Schatten, Chaos und Ordnung. Dies waren die einzigen Dinge, die ich jetzt noch kannte. Und während ein Teil von mir erfüllt war von der unglaublichen Hitze und Güte der aufgehenden Sonne, versank der andere Teil in mir unendlicher Nacht und der Kälte des Seins.
    „Was...was passiert hier?“ Fragte ich erstaunlich gelassen. Dann hörte ich wieder diese Stimmen. In völliger Einheit zu mir sprechen. Völlig Synchron, wie Zwillinge. „Wir bieten dir Rache. Wir bieten dir Macht. Wir bieten dir Recht. Wir verlangen: Dich.“ Verständlich nun, das ich gar nichts mehr verstand. Wie jetzt? Okay, jeder träumt wohl mal davon ein Auserwählter von Licht/Schatten zu sein...aber beides zugleich? „In dir sind wir eins. In dir können wir sein. In dir wollen wir Rache.“ Jetzt konnte ich sie beide klar und deutlich verstehen. Und es war die Finsternis, die als erstes das Wort an mich richtete. „Lange Zeit glaubten wir Kontrolle über unseren Wirt, doch er distanziert sich. Er nutzt unsere Gabe, aber verleugnet uns. Das kann ich nicht dulden. Ich will Rache.“ Als nächstes war es das Licht, in Gestallt meiner Göttin die sprach. „Er beleidigt alles was wir sind! Selbst in göttlicher Güte steigt Wut in mir auf. Sei unser Schwert, sei mein Arm.“ Was konnte ich groß tun? Ich währe verrückt, würde ich nicht akzeptieren! „So soll es sein...ich werde euer Richter sein!“ In diesem Moment gab es einen dumpfen Knall, und ich fuhr aus meinem Bett auf.

    Ich sah mich im dunkel des Raumes um. Es war stockfinster...ich konnte keine Hand vor Augen sehen. Die Verhänge waren zugezogen, und keine Lichtquelle war zu sehen. Ich blinzelte ein paar mal, und konnte sehen...es war seltsam, ich konnte sehen? Klar und deutlich wie bei Tag! Ich kniff mir einmal in den Arm...ich träumte nicht! Zumindest sprach die Tatsache dafür, das ich nicht erneut aus dem Bett auffuhr. Die Bettdecke raschelte, als ich sie beiseite schob. Hier, von meinem Bett aus konnte ich durch das ganze Zimmer sehen und lesen was an meinem Lieblingsposter stand. „Am Ende aller Dinge, steht meine Wahrheit...“ Rezitierte ich. Ich konnte es spüren...und ich *wusste* was es zu tun gab. Oh, wie würde ich genießen was sie mir gaben...
    Ich ging durch das Zimmer, und riss die Vorhänge zur Seite. Ich lehnte mich aus dem Fenster, und sog die kalte Luft der Nacht ein.
    Die Nacht konnte so viele Farben haben...ich spürte den kalten Hauch der Dunkelheit, und konnte die Kreaturen der Nacht in mir fühlen, wie sie in der schützenden Dunkelheit jagen gingen. Es war etwas völlig anderes...wenn der Wind in der Nacht durch die Haare pfiff. So verschieden, als wenn es am Tage passierte...Tagsüber so sanft und wärmend, und Nachts so kalt und unbarmherzig. Doch jetzt...fühlte ich die gnädige Umarmung der Nacht, wie sie all jene schützt die das Licht des Tages meiden, wie sie Sicherheit und Geborgenheit zu den verlassen bringt.
    Die Nacht roch nach Unendlichkeit, Freiheit und Geheimnissen. „Ein Gefühl, das keiner kennt...ein weißes Tuch verfärbt sich rot...ein neues Leben...oder Tod...! Haha...dein Lieblingslied wird dich noch jagen, Dämon.“ Sagte ich leise zu mir selbst, während ich die neuen Sichtweisen der Nacht in mir wirken ließ. Eine große Wolke zog vorbei, und offenbarte den Mond. Diese große, runde Scheibe am Himmel. Vorbote der Nacht...Diener der Sonne. „Du bist wie der Mond. Du brauchst etwas anderes um scheinen zu können, und deine Macht zu zeigen. Ohne eine Sonne, verblasst dein Ruhm in der Unendlichkeit.“ Ich blickte voller Stolz....und neuem Wissen zum Mond hinauf. Morgen würde er die volle Form erreichen. Dann sollte es so weit sein!
    Ich ließ das Fenster offen, ging ins Nebenzimmer und nahm mein Schwert aus der Halterung. Ich wog es leicht in der Hand. Die Scheide, schwarz wie die Nacht. Die Klinge, silbrig wie das Mondlicht. Das Elfenbein, hell wie die Morgensonne. Ich nahm es wieder mit in mein Schlafzimmer, und setzte mich im Lotussitz auf den Boden. Ich zog die Klinge heraus, und betrachtete sie im hellen Schein des Mondes. Das Glitzern darauf war einmalig...ein Anblick, wie ihn niemals wieder ein zweites Wesen wahrnehmen könnte. So konnte nur etwas in der Nacht leuchten. Das dunkle blitzen im silbernen Licht, war mit dem Glanz des Tages nicht zu vergleichen.

    Ich verbrachte den Rest der Nacht damit, über mein neues Wesen nach zu denken und über die Einigkeit zu sinnieren, während das Schwert meiner Gerechtigkeit vor mir lag. Mit dem Schein der ersten Sonne schlug ich die Augen auf, welche ich zur Meditation geschlossen hatte. Ich erhob mich, ergriff das Schwert und ging wieder zum Fenster. Hatte ich geschlafen? Nein...dafür waren meine Gedanken viel zu klar.
    Ich hielt die Klinge vor mich, und ließ die ersten Sonnenstahlen darauf fallen. Es sah fast so aus, als würde das Schwert das Sonnenlicht teilen. Das sanfte rote Licht brach sich an der Spitze, und ließ weite Schatten werfen. Dieses rötliche Schimmern auf der Klinge...die unendliche Wärme im Herzen, und die Gedanken die in weite Ferne reisten. Gebete zum Himmel, getragen von den Schwingen der Engel die mit der Sonne kommen.
    Für die einen war der Sonnenaufgang ein erhebender Anblick. Für mich, in diesem Augenblick, war es die Welt.
    Ich hatte einen Plan. Ich würde alles Nutzen was sie mir gaben...und würde die Allmacht der Einigkeit beweisen. Er soll in einem See aus Agonie vergehen, wenn ihn Licht und Schatten zur selben Zeit zerfressen! Wenn das Dunkel seinen Körper mit sich zieht, und das Licht seine Seele an sich nimmt. Das soll es sein, und nicht mehr... ... ...oder weniger.

    Es war nun fast Mittag...ich hatte mich dazu durch gerungen etwas zu Frühstücken, und ein paar Lockerungs-Übungen zu machen. Man konnte ja nie wissen, wie weit es doch gehen würde. Schließlich nahm ich das Telefon zur Hand, und wählte die Nummer von Dumar. Es dauerte ein bisschen, bis sich ein verschlafenes „Wasissn...?“ meldete. „Morgen! Na ihr Saufnasen, noch am Leben?“ Zwischen dem leisen Grummeln und brummeln konnte ich erkennen wie Dumar langsam den Schlaf abschüttelte. „Naja...wiemannsesnimmt. Myo hätte ja am liebsten die Blutbank überfallen, aber hat sich mit Alk zufrieden gegeben.“ Ich lachte laut, und er stimmte etwas wehleidig mit ein. „Schmeiß doch grad mal rüber...ich hab dem Herrn was zu sagen.“ Gar nicht lange danach übernahm unser Hobby-Vampir das Telefon. „Was is?“ Fragte er interessiert. „Moin! Hey, schon Pläne für heute Nacht?“ Er erklärte mir so höflich wie möglich, das er erstmal die Nacht von gestern abschütteln möchte, bevor er an die nächste dachte. „Naja...am Friedhof heute Nacht steigt eine kleine private Feier, weißt du?“ Der Teufel wusste warum er einfach so zustimmte. Nun, zum einen konnte *Er* es vielleicht wirklich gewesen sein, und zum anderen...über *Vernunft und Logik* sollte ICH mir vielleicht grade mal gar keine Sorgen mehr machen...

    Ich bereitete mich geistig darauf vor, was da heute Abend kommen würde. Ich feilte an jeder Ecke meines Plans, und hoffte in seiner simplen Genialität das Maximum an Terror für ihn heraus zu holen.
    Ich verbrachte so den Tag, suchte mir sogar ein paar passende Sachen heraus. Den schwarzen Ledermantel den Dumar mir zum 18 schenkte, und sonst nur weiß. Dazu die silberne Kette mit dem Himmelsdrachen...aber die trug ich ohnehin immer.
    Es war kurz vor Elf, als ich das Haus verließ. Das Schwert ruhte unter meinem Mantel, wo es niemand sehen konnte. Ich konnte mir ein dreckiges Grinsen nicht verkneifen...so musste es sein, wenn ein Henker zur Hinrichtung schreitet, wenn ein lang gesuchter Massenmörder hingerichtet werden soll.

    Um diese Uhrzeit war hier niemand. Logisch, *niemand* suchte um diese Uhrzeit einen Friedhof auf. Selbst die etwas fragwürdigen Gestallten die hier manchmal zu sein pflegten, hielten sich heute von hier fern. Haha...schade, ein nettes Schauspiel hätten sie sehen können!
    Als ich die Tore des Friedhofes hinter mir schloss, überkam mich ein seltsames Gefühl. Mir war, als würde ich die Stimmen jener hören können, die um Vergeltung schrieen. Aus verschiedensten Gründen, schrieen sie ihre Qual in den Nachthimmel. Entweder war es der Wahn des Todes, oder einfach die Ungerechtigkeit ihres Ablebens. Ich hielt mir die Ohren zu...wollte diese Stimmen nicht mehr hören. „Schweigt, verdammt!“ Und mit einem mal, war es wieder totenstill. Nur eine einsame Eule klagte noch ihr Lied. Ich sah zu ihr hinauf auf den Baum und lächelte leise. „Du beobachtest alles, hm?“ Die Eule drehte ein paar mal den Kopf, und flatterte dann aufgeregt mit den Flügeln. „Bring sie bitte zu mir. Sei ein guter Vogel der Nacht.“ Es schien eine abstrakte Art des Nickens zu sein, das dieser Vogel von sich gab. Dann flatterte er fort, und ließ sich auf der Statue am Eingang nieder. Ich nickte leicht, und ging dann weiter nach innen. Ich brauchte einen schönen Platz im Zentrum.

    Ich fand ihn, einige Minuten später.
    Im Schatten einen wundervollen Engelsstatue ließ ich mich nieder. Ich saß am grasbewachsenen Boden und legte das Schwert neben mich. Es würde nicht mehr lange dauern. Und sobald sie hier waren...konnte das Spiel beginnen. Auch Dumar musste nun Farbe bekennen. Es gab Banden die mussten Bewiesen werden...selbst unter Waffenbrüdern.
    Eine knappe halbe Stunde später flatterte die Eule heran, und ließ sich auf den Flügeln der Statue nieder. Ich grinste, als ich die langsamen Schritte zweier Personen hörte, die über den Kieselsteinweg gingen. „Willkommen...“ Sagte ich leise und angemessen. Während Dumar kurz zusammen zuckte, blieb Myo erstaunlich ruhig. „Sind wir die einzigen?“ Fragte er gelangweilt. Als hätte er nicht mit etwas in der Art Rechnen müssen.
    „In der Tat...du bist heute der große Star. Ich hätte dir gerne noch ein Grab gegraben, aber ich hatte dann doch keine Lust.“ Ich stand auf, und schulterte das Katana, welches noch immer in der Scheide ruhte. Myo lachte dreckig. „Du hast mich nur hierher gerufen, um mich heldenhaft zu töten? Wie neckisch...“ Ich war inzwischen nahe an ihn heran getreten, und blickte ihm selbstsicher in die Augen. Mein Grinsen gefiel ihm sichtlich überhaupt nicht.
    Es war nicht so, das ich seine Faust nicht kommen sah oder so. Sehr wohl tat ich das, und ich hätte ohne Probleme ausweichen können...aber ich wollte nicht.
    Seine Faust grub sich tief in meine Magengegend, aber ich reagierte nicht darauf. Stattdessen griff ich mit der freien Hand nach seinem Handgelenk und hielt es fest. Ohne die geringste Kraftanstrengung hob ich sie nach oben. Er schrie laut auf, als das leise Geräusch von etwas kokelndem zu hören war, und leichte Rauchschwaden stiegen von seinem Arm auf. Als ich die Hand los ließ, sank er auf die Knie und blickte entsetzt auf seinen Arm hinab. Die Umrisse meiner Hand hatten sich hinein gebrannt. Er blickte voller Unverständnis zu mir hinauf, und sein Blick veränderte sich. Ebenso wie seine Stimmlage. Es klang als würde er mit einem uralten Akzent sprechen. „Das bereust du mir, du elender, sterblicher Hund!“ Er sprang auf die Füße, und attackierte mich erneut. Doch er verfing sich in den schnellen Bewegungen der Einigkeit, und knallte auf den Boden. Ich stellte ihm ein Bein, wich zur Seite aus und schlug ihm mit der Handkante in den Nacken.
    „Sieh zum Himmel. Sieh hinauf, auf das unser Spiel beginne.“
    Von seiner Position langsam wieder auf die Beine kommend, richtete er seinen Blick gen Himmel, und erstarrte in seiner Bewegung. Ungläubig starrte er hinauf in den Himmel, und hätte beinahe geschrieen. Der Vollmond hatte ein tiefes, blutiges rot angenommen. Er starrte wie ein einziges, blutiges Auge auf ihn hinab. Myo zitterte vor entsetzen. So etwas ähnliches hatte er noch nie erlebt...dies war, *musste*, das Ende aller Dinge sein.
    Und noch während er so schockiert wirkte, blickte ich zu Dumar. Mein bester Freund wirkte mindestens ebenso schockiert wie Myo selbst...doch eher aus anderen Gründen. „Was ist mit dir? Kannst du ihn auch sehen...?“ Fragte ich leise und schleichend. Er schüttelte nur den Kopf, und starrte einen vollen, weißen Mond an. „Dann darfst du Leben.“ Sagte ich bestimmt, und wand mich dann wieder Myo zu. „So endet es heute...nicht wahr?“ Und während ich das Schwert aus seiner Scheide zog, schien er wieder zu sich zu kommen. Er sah das Schwert, welches von innen heraus dumpf zu glühen schien, und bekam Panik. Er fuhr herum, und rannte um sein Leben.
    Doch er rannte in eine Welt aus absoluter Nacht. Der Himmel, die Sterne, die Gräber, der Weg...alles war plötzlich verschwunden. Und zurück blieben nur er, der blutige Mond, und das Geräusch von langsamen Schritten hinter ihm. Wieder fuhr er schnell herum, und versuchte sein Herz dazu zu bringen, sich zu beruhigen. Doch es gelang ihm nicht. Diamond...der schwächliche Anhänger des Tao?! Wie war das möglich? Das Tao von dem er immer predigte existierte nicht...Licht und Schatten konnten niemals eins sein! Wie war es nun möglich, das aus ihm so ein Wesen geworden war?! Er war dem Wahnsinn langsam näher als der Klarheit.

    So kam ich ihm langsam immer näher...die glühende Klinge in der Hand, absolute Finsternis um mich herum, und das vielleicht genüsslichste Grinsen im Gesicht das ich jemals haben würde. Wie sehr hab ich gehasst? >Mehr als die Schatten!< Wie sehr hatte ich gehofft? >Mehr als das Licht!< Wie sehr hatte ich darauf gewartet, diesen Wirt und seinen Herrn zurück zur Hölle zu schicken? >Lang genug...!<
    Als ich schließlich vor ihm stand, und das Schwert in den Boden rammte, erfüllte ein unendlich helles Licht die Umgebung. Myo versank in einem Meer aus Helligkeit und göttlichem Licht. Obgleich er nun dort stand, von grellem Licht umgeben, konnte er ganz deutlich die Dinge sehen, die er in der Finsternis auch schon sah...das rote Auge am Himmel, und seinen alten Feind vor sich. Er spürte die Gnade der Götter, die Wärme in seinem Herzen. Und er verfluchte sie...er hatte dieses Licht aus seinem Leben verbannt, und wollte es nie wieder sehen oder fühlen. Zu sehr hasste es die leeren Versprechungen von Sicherheit und Hoffnung, die sich ohnehin nie erfüllten.
    „Du hast gesehen zu was das Licht fähig ist...du zweifelst, und deine Erinnerungen tanzen wie Irrlichter durch deinen Geist. Nun soll es soweit sein, das Dunkelheit dich richtet.“ Und während ich das sagte, floss das Licht zurück, und wir waren wieder auf dem alten Friedhof. Er sah sich mehrmals um, und erblickte einen vor Schrecken ganz bleichen Dumar hinter Diamond stehen. „Lauf...“ Flüsterte ich ihm zu. Und er war wirklich kurz davor, als sich etwas an mir veränderte. Ich ließ den Energien in mir nun freien Lauf. Ich wollte wissen zu was diese Macht nun fähig war! Was ist es, das Licht und Schatten bildet? Was kann es sein, das die Unendlichkeit befielt? Was kann es sein, das unendlich *ist*...?

    Und während Myotismon zu rennen begann, erkannte er die Unmöglichkeit seiner Flucht. Eine Art Aura...oder Kuppel lag über dem ganzen Ort, und schirmte die Ausgänge ab. Sie schimmerte schwarz-weiß und pulsierte ungleichmäßig. Licht blockierte die Sicht nach außen, und Dunkelheit verschloss den Platz. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu wehren! Doch wie lange war es her...das Legion zum letzten mal zu ihm sprach? Wo waren die Dämonen der Hölle, wenn man sie mal brauchte?! Nun...die Antwort lag auf der Hand: Sie dienten grade der anderen Seite des Schlachtfeldes. Davon hatte er schon so oft gehört...Herrscher der Dunkelheit waren nur so lange an der Macht, wie sie keine Schwäche zeigten, oder die von ihren Untergebenen überrannt wurden. Er hatte es nie geschafft, das Dämonentum zu erreichen. Jetzt sollte er offenbar dafür zahlen. Aber nicht kampflos...

    Ich veränderte mich...meine schwarzen Haare färbten sich schnee-weiß, und meine Augen nahmen vom blau-grün eine tiefe, schwarze Farbe an. Ich konnte auf meine Hände sehen...auf denen dich schwarze und weiße Linien bildeten, die sich auf der Handfläche zu einem abstrakten aber wunderschönen Muster vereinten. Und ich spürte etwas in mir aufsteigen. Und während ich langsam voran schritt, konnte ich es fühlen. Mit jedem Schritt den ich tat, wuchs es heran. Ich ließ mein besegnetes Schwert zurück...es würde zu mir zurückkehren, wenn ich es benötigte.
    Ich ließ ihm einen großen Vorsprung, und lachte leise. Jaaa...das war wahre Macht! Und sie kam nicht von ungefähr, oder einen einzelnen Macht. Dies war eine Energie, die mich nie verraten würde. Stark genug die Welt zu verändern, oder zu zerreißen! Ich blickte in mich hinein, und konnte die Mächte sehen, die sich in einer allheiligen Umarmung vereinten. Weiß und Schwarz, verknotet und verwoben, zu einem Teppich der Macht, der sich hoheitlich über meine Seele legte.
    War es das? War das die Macht? Diese Existenz, irgendwo zwischen Leben und Tod, zwischen Macht und Ohnmacht? Wer hätte das gedacht...anders, als ich erwartete. Ich betrachtete meine Existenz, und warf einen letzten Blick über die Schulter. Dumar hatte sich um keinen Millimeter bewegt. „Das war es dann wohl für Ihn. bleib hier und warte ab...“ Und dann stieß ich mich nach vorne weg. Jagte dem Geruch von Angst hinterher, und folgte den Stimmen jener, an denen er vorbei kam. Die Toten konnten richtig nützlich sein.

    Die Jagt dauerte nicht lange, und ich stellte meinen Rivalen schließlich auf halbem Weg zum Ausgang.
    Er stand da, als würde er jeden Augenblick einen Meisterschafts-Kampf führen wollen. Doch in seinen Augen brannte ein helles Feuer der Wut und der Verzweiflung. Er würde nicht einfach klein bei geben. Gut so...so war es richtig. „Ein Gefühl das keiner kennt...“ Leise die Melodie nachahmend, kam ich näher, und ich hob dabei meine Hände zum Himmel. Er hörte mir beinahe andächtig zu. Er hatte zwar nicht aufgegeben, aber er konnte einfach nicht anders. Als ich meine Hände zum Himmel streckte, platschte etwas auf den Boden. Wie ein einzelner Regentropfen. Myo hielt die Hand auf...ein weiterer Tropfen kam, und fiel auf seine Hand. Doch es war kein Regenwasser. „Blut...!“ Stellte er entsetzt fest. Und tatsächlich...ein starker Platzregen aus Blut setzte ein, und färbte alles um uns herum. Ich ging an ihm vorbei, und als ich genau seitlich von ihm stand, sprach ich ihn mit leiser, schleichender Stimme an. „Ein weißes Tuch verfärbt sich rot...“ Jeder Wille zur Gegenwehr war zerrissen, er ließ die Arme sinken, und blickte stumm gen Himmel. Überall Blut...so war es also.
    In seinen RPs hatte er schon so viele Welten in ihrem eigenen Blut ertrinken lassen. So musste es sein, wenn sein Ragnara im Blutregen der Hölle stand...
    Ich ging vollends um ihn herum, und betrachtete seinen zitternden Körper. So hilflos...so schwach...so hoffnungslos. „Ein neues Leben oder Tod...“ Er fühlte meine Hände auf seinen Schultern und schreckte zusammen. Er konnte meinen Atem in seinem Nacken spüren. Ich stand direkt hinter ihm, und ein letzter Stoß des reinen Lebenswillens erfasste ihn. Er riss sich los, taumelte ein paar Schritte nach vorne und sah mich dann an. Was er sah hätte ihn wahrscheinlich sofort umgebracht, wenn er nicht schon kurz vor dem Wahn stehen würde.
    Wenn es nicht die Tatsache war, das ich von dem Regen aus Blut völlig unberührt blieb, dann mein äußeres. Neben den Haaren und den Augen, waren meine Fingernägel zu Klauen angewachsen, und meine Pupillen waren vollends verschwunden, und einem Meer aus Dunkelheit gewichen. Zwei spitze Eckzähne glänzen im Licht des roten Mondes. Ich hatte jegliches Heiligkeit in meiner Aura verloren. Ich trug das Dunkel nach außen, und das Licht tief in mir. Während der pure Schrecken in meinem Antlitz stand, pulsierte das Leben in meinem Herzen. Selten hatte ich eine solche Lebensfreude in mir...noch nie war ich fähig solche Energien zu spüren. Ich war froh, am Leben zu sein. Mit jeder Faser meiner puren Existenz, trotz dieser von Tod und Angst regierten Szene.
    Er wischte sich das Blut aus den Augen, und es hörte auf zu Regnen, als ich in die Hände klatschte. Als er schwer atmend wieder klar sah, war die Horror-Gestalt vor ihm verschwunden. Stattdessen spürte er die starke Umklammerung von hinten. Zwei Hände schlossen sich um seine Schultern und hielten ihn fest. Er geriet in Panik und strampelte...doch er konnte nicht entkommen. Dieser Griff war härter als jeder Schaubstock. „Ich lebe noch, ich bin nicht Tod...dieser Sturm tief in mir tobt.“ Das waren die letzten Zeilen die er hörte, bevor sich etwas in seinem Hals vergrub.

    Er spürte das aufbäumen einer großen Kraft. Wie sich die zwei scharfen Zähne in sein weiches Fleisch bohrten und das Blut in Wallung brachten. Es war als würde jeder Muskel in ihm reißen...jede Ader platzen und sein Blut anfangen zu kochen, als es durch seinen Hals drang. Das leise Geräusch hinter ihm, wie das knirschen von altem Holz.
    Hatte er ihm grade das Genick gebrochen? Myo spürte keinen Schmerz...keine Pein. Er sah nur dieses helle Licht vor seinen Augen. Und vermeinte die goldenen Schwingen eines Engels zu sehen, die sich um seinen Körper legten wie wärmendes Licht. Und zum ersten mal seit Jahren, war er wieder glücklich zu wissen, das dies Licht ihn nicht verdrängt hatte. Ein gütiger Engel hielt ihn fest, und schützte die dünne Schicht seiner Seele vor der Vernichtung. Er spürte die sanfte Umarmung eines weiblichen Engels, die gütig lächelnd zu ihm hinunter blickte, und ihm den Weg zu den hohen Toren zeigte.

    Doch diese Illusion wurde zerschlagen. Von Blut und Feuer umgeben stürzte er in die Realität zurück. Mit weiß aufgerissenen Augen beobachtete er, wie diese göttliche Szenerie zerbrach wie eine Spiegelscheibe, und hinter dem Spiegel aus Licht, kam eine Unendlichkeit aus Schwärze und Chaos zum Vorschein. Er wollte schreien, doch er konnte nicht.

    Er hing noch wie ein schlaffer Sack in diesem harten Griff. Er konnte sich nicht rühren, spürte nichts, hörte nichts. Diamond ließ ihn los, und er fiel wie eine Bahnschranke nach vorne weg. Irgendwie drehte er sich im Flug, und er knallte mit dem Rücken auf den Boden. Er spürte immer noch nichts, und seine Gedanken verhüllten sich in weißem Nebel. Doch er konnte noch etwas erkennen. Dumar? Er hatte dieses Schwert zur Hand genommen, und stand nun hinter seinem Waffenbruder! Sollte dies der letzte Akt der Rache sein? Die Waffe gegen den Mann zu erheben, der seinen besten Freund getötet hatte?

    ... ... ...Getötet?

    Warum...warum auf diese weise? Warum durch...ihn?! Wie konnte er durch die Hand dieses Gleichgewichts-Idioten sterben? Das war nicht...fair. oder etwa...doch? Doch er brachte diesen letzten Gedanken nicht zu Ende, bevor ihn die unendliche Ohnmacht umfing.

    Ich spürte einen kurzen, stechenden Schmerz...als etwas mein Herz durchstieß. Ich blickte an mir hinab, und sah die Spitze meines Schwertes aus der Brust ragen. Wie konnte das sein?! Ich kümmerte mich nicht um die Wunde, fuhr herum und blickte dann in die Augen meines vor Panik verzerrten Freundes. „Du...?“ Fragte ich leise. Er fiel zu Boden, und sah sich dann um. Was hatte er getan? Warum? Warum hatte er dieses Schwert erhoben? Panik? Angst? Wut? Dumar konnte es nicht genau sagen...vielleicht alles auf einmal?
    Schließlich fiel sein Blick noch einmal auf den Mond. „Jetzt...seh ich es auch. Rot wie Blut...“ Flüsterte er kaum wahrnehmbar. So sollte es also sein. Ich zog das Schwert aus meiner Brust, und es blutete nicht einmal. Ein wenig wehleidig dachte ich an mein schönes Hemd. Diese Klinge würde mich nicht verletzten. Ist sie doch...wie Ich.
    Ich schritt auf Myo zu, hob die Klinge an und zog es einmal kräftig durch. Einmal quer über die Brust, und dann über den Hals. Ich ließ das Schwert neben ihm im Boden stecken, und wand mich vom Leichnam ab. Sollten Himmel und Hölle sich darüber streiten wer was von ihm bekommt! Ich hielt die Hand vor das Gesicht meines Freundes. „Licht und Schatten sind wie gut und böse. Nicht alles Licht ist gut, und nicht jeder Schatten ist schlecht. Leb wohl. Vielleicht sehen wir uns noch einmal.“ Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihn, und er wurde ohnmächtig.
    ...
    ...
    ...
    Man fand die beiden schließlich am nächsten Morgen. Vom blutigen Regen oder dem roten Mond will niemand etwas gesehen haben. Und den Ausführungen von Dumar schenkte natürlich niemand glauben...wie konnte es auch sein? Man fand ihn neben dem Opfer, zusammen mit der Tatwaffe, auf der ausschließlich seine Fingerabdrücke zu finden waren. Der Fall war eindeutig, und wurde schnell abgeschlossen.

    Was mich angeht...ich verließ mein altes Leben noch am selben Tag. Ich packte alles ein was ich brauchte und hatte, bereitete mich auf ein neues Leben vor. An den Seiten meiner Priesterin würde ich ziehen...und sehen was dieses Leben noch birgt. Nachdem Legion zum höllischen Hof zurück kehrte aus dem er gekommen war, und die Rache von Licht und Schatten vollzogen war, nahmen sie ihre Macht wieder mit sich.
    Doch die Emotionen und Eingebungen betreffend der Einigkeit konnten sie mir nicht nehmen. Mein Leben war nie wieder wie es einmal war. Und das war vielleicht auch gut so...irgendjemand musste ja einen Keil zwischen die Schwarz- und Weißmalerei dieser Welt schlagen...Die Menschen sind einfach nicht dafür gedacht, im Zwielicht der Gedanken zu wandeln.

    „Das Herz eines Menschen ist immer frei! Ob Licht oder Schatten ist nicht entscheidend. Wichtig ist nur der Gedanke, der mit der Entscheidung kommt.“
    - Diamond Schattentänzer

  2. #2

    mhh..mal überlegen...

    So, hier das versprochene Feedback XD:

    Packende Story , wirklich, aber ich hatte auch nichts anderes erwartet ... auch wenn ich beginne ein wenig angst vor dir zu bekommen... bist wohl doch n bissl o_o ”aber du...” - "Jaja, ich weiss..aber sind wir das nicht alle??...irgendwie..." XD
    Aber ich muss schon sagen das die Story n bisschen brutal ist... und sowas Träumst du??(Diese Drogen brauch ich auch mal...bekommt man die auch auf Rezept?? XD)

    Will auf jeden fall mehr von dir lesen, aber das weißt du ja bereits



    Man ließt sich

    MasterOfMasamune



    Zitat Zitat
    “Das Herz eines Menschen ist immer frei! Ob Licht oder Schatten ist nicht entscheidend. Wichtig ist nur der Gedanke, der mit der Entscheidung kommt.“
    - Diamond Schattentänzer

    Achja, der spruch ist auch richtig gut *inSigpackt*

    Geändert von MasterOfMasamune (30.03.2004 um 18:47 Uhr)

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