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General
@Darnoc: Ich kann dir nicht zustimmen, dass deine 'Religion' alles Wesentliche enthält. Als Mensch fühle ich mich nämlich nicht in der Lage dem Gebot der Nächstenliebe vollständig nachzukommen, ich stosse dabei immer wieder an Grenzen. Da der wahre Glaube aber nicht einer sein kann, dessen Inhalt nicht für jeden ausführbar ist, solltest du hier etwas ergänzen. Im Christentum ist es dem Menschen durch Christus möglich eine Beziehung mit Gott einzugehen. Vom Göttlichen, in Form des heiligen Geistes, erfüllt, lässt sich der Egoismus überwinden und wirkliche Nächstenliebe ist möglich.
@Ianus: Ich glaube, du hast Kant falsch verstanden.
Mein Freund kommt zu mir, sagt, ein Mörder sei hinter ihm her und versteckt sich. Der Mörder kommt und fragt, ob mein Freund hier sei. In dieser Situation stellt sich für Kant die Frage, ob ich den Mörder aus Liebe zu meinem Freund anlügen darf oder nicht.
Hier muss ich ein wenig ausholen:
Kants Ethik gipfelt im kategorischen Imperativ, der in 5 verschiedenen Formulierungen vorliegt. (es ist möglich, dass "Behandle jeden, wie du selbst behandelt werden möchtest." auch eine Formulierung des Kategorischen Imperativs ist, ich kenne sie nicht auswendig)
"Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein könnte!", ist die gängigste Formulierung. Man soll seine Entscheidungen unabhängig der Situation, in welcher man sich befindet und unabhängig der Konsequenzen fällen. Moralisches Handeln kann nach Kant nicht von äusseren Einflüssen bestimmt werden, da man sich sonst seiner Autonomie beraubt (Kant war schliesslich Aufklärer) und ausserdem nicht nach einem absoluten Prinzip, sondern vielmehr willkürlich handelt.
Absolut gelten kann aber nur, was auch für alle anderen gilt, deshalb soll die Maxime meines Willens jederzeit Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein können.
Nun aber zurück zur Mörderstory:
Die Frage lautet noch immer: darf ich den Mörder aus Liebe zu meinem Freund anlügen oder nicht?
Antwortet man ja, so müsste das Lügen auch Grundlage der allgemeinen Gesetzgebung sein. Stellt man sich aber vor, dass jeder Mensch ausschliesslich lügt, so würde keiner mehr keinem glauben, wodurch sich die Lüge selbst seines Zweckes - der Täuschung anderer - beraubt. Eine solche Handlung kann nicht moralisch sein, nach dem kategorischen Imperativ!
Allein daraus und nicht, weil er den Mörder mehr achtet als seinen Freund, sagt Kant dem Mörder die Wahrheit.
Vielleicht um zu verdeutlichen, dass es Kant wirklich nicht darum geht, dem Mörder einen Gefallen zu tun, hier ein kleiner Ausschnitt aus seiner Schrift "Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen":
Es ist doch möglich, dass, nachdem du dem Mörder, auf die Frage, ob der von ihm Angefeindete zu Hause sei, ehrlicherweise mit Ja geantwortet hast, dieser doch unbemerkt ausgegangen ist, und so dem Mörder nicht in den Wurf gekommen, die Tat also nicht geschehen wäre; hast du aber gelogen, und gesagt, er sei nicht zu Hause, und er ist auch wirklich (obzwar dir unbewusst) ausgegangen, wo denn der Mörder ihm im Weggehen begegnete und seine Tat an ihm verübte: so kannst du mit Recht als urheber des Todes desselben angeklagt werden. Denn hättest du die Wahrheit, so gut du sie wusstest, gesagt: so wäre vielleicht der Mörder über dem Nachsuchen seines Feindes im Hause von herbeigelaufenen Nachbarn ergriffen, und die Tat verhindert worden. (Aus Immanuel Kant: Die Metaphysik der Sitten, Seite A 306, 307)
Ich hoffe, ich habe bei Kant nichts durcheinandergebracht, ich empfinde sein Denken und vor allem seine Art zu schreiben als überaus schwierig. Ich wäre also froh um Hinweise, falls ich etwas falsch dargelegt habe.
Wem das jetzt viel zu trocken war, für den gibts auch Erheiterndes von Kant
. Ich beziehe mich auf den Abschnitt "Diät nach Kant". Wenn vom guten Immanuel alles so offensichtlich Humbug wäre, müsste ich mich mit einem unmöglich kompliziert schreibenden Philosophen weniger rumprügeln
.
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