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Thema: Das Geheimnis der Forschungsinseln

  1. #41
    Kapitel 8

    „Was zum Teufel ist das mal?“, keuchte Rai-jin, als eine goldene Aura um Irvine und Selphie explodierte. „Wieso...“
    Auch Quistis und Fu-jin starrten die beiden Kämpfer ungläubig an, obwohl sie schon längst wieder hätten angreifen können. Was war DAS denn? Selphie und Irvine schienen selbst etwas überrascht zu sein, aber sie ließen ihre Hände dennoch nicht los. Plötzlich entstanden um den Körper des Mädchens weißschimmernde Lichtfäden, die sich auf Irvine zu bewegten und mit seinem Revolver verschmolzen. Die Waffe glühte in unirdischem Licht auf. Irvine hielt sie wie eine Giftschlange. Dann blickte er jedoch zu Fu-jin und Rai-jin hin und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
    „Das ist eure letzte Chance, ihr beiden“, sagte er, nicht laut, aber jedes Wort hallte im Raum nach. „Gebt auf.“
    „Pah!“ Fu-jin sah zwar längst nicht mehr so selbstsicher aus wie am Anfang des Kampfes, aber sie war offenkundig auch nicht bereit aufzugeben. Auch Rai-jin stellte sich grimmig in Kampfposition. Irvine seufzte.
    „Wie ihr wollt.“
    Der Junge ließ Selphies Hand los, trat nach vorn und lud die Exetor durch. Dann schoss er das erste Mal und wurde fast von den Füßen gerissen. Das Geschoss traf Fu-jin, die es zähneknirschend hinnahm - bis es in einem Flare-Zauber explodierte!
    Irvine hielt sich nicht mit Staunen auf, da er wusste, dass sein Limit zeitbegrenzt war. Statt dessen schoss er auf Rai-jin und die Kugel detonierte mit einem Ultima-Zauber. Der dritte Schuss auf den Jungen löste Meteor aus, der vierte auf Fu-jin Beben, der fünfte auf Rai-jin Holy und der sechste ebenfalls auf den Jungen Aqua. Dann erlosch das unheimliche Glühen um seine Waffe und Irvine trat zurück. Und fühlte die Schwäche kommen. Er stützte sich auf die Knie und keuchte mühsam. War das etwa diese KI-Fusion, die Squall und Rinoa erwähnt hatten? War Selphies Zaubererlimit auf seine Waffe übergegangen? Das Mädchen wirkte genauso überrascht wie er, deutete jedoch nach vorn. Stimmt, erst mal sollten sie den Kampf beenden.
    Der Angriff hatte Fu-jin und Rai-jin schwer getroffen. Die grauhaarige Frau keuchte schwer und hielt sich einen Arm, während Rai-jin zwar nicht augenscheinlich verletzt war, aber in seinen Augen flackerte nackte Panik. Auch er hatte den Großteil seiner Lebenspunkte verloren. Wie war das nur möglich? Was war das nur für eine neue Kampftechnik gewesen?
    „Los, Quistis“, befahl Irvine mit kalter Stimme. „Gib ihnen den Rest. Das schaffst du jetzt auch allein.“
    Bevor die junge Frau allerdings etwas erwidern konnte, flackerte die Lichtsäule und ein schwarzer, bedrohlich wirkender Schatten entstand darin. Ein einzelner, muskulöser und behaarter Arm tauchte aus dem Kristallglas auf und zeigte auf die Menschengruppe. Es erklang eine Stimme, die seltsam verzerrt durch das Glas klang, aber man konnte die Macht dahinter dennoch spüren: „BOTE DES INFERNOS!“
    Quistis wusste nicht, wie sie die nächsten Sekunden überlebte. Vielleicht lag es daran, dass sich die Kraft des Angriffs aufteilte, es war ihr auch egal. Eine furchtbare Kraft zerrte an ihrem Körper und versuchte ihn auseinander zureißen, drückte ihn im nächsten Moment aber schon wieder zusammen und presste ihr die Luft aus den Lungen. Sie stolperte, als die Kraft abrupt aufhörte. Das war wie der Flare-Zauber, nur viel schlimmer!
    Sie wusste, was sie erwartete, aber sie war dennoch bestürzt, als sie die leblosen Körper der anderen vor sich liegen sah. Fu-jin lag in verkrümmter Haltung da und Rai-jin war neben sie gestürzt. Beiden waren ihre Waffen entglitten und kein Muskel zuckte mehr. Obwohl Irvine, Selphie und sie selbst nicht so stark von dem Angriff getroffen worden waren, hatten die beiden ihm nicht mehr standhalten können. Offenbar hatte der Junge sich in einer ebenso sinnlosen wie rührenden Geste vor seine Angebetete geworfen, da er jetzt auf ihr lag, aber genützt hatte es nichts. Beide waren ebenso sicher tot wie Fu-jin und Rai-jin.
    Quistis presste die Lippen zusammen und suchte in ihren Taschen fieberhaft nach einer Phönix-Feder, als ein Geräusch sie aufschrecken ließ. Der Arm aus der Lichtsäule war nicht verschwunden, nun folgte ihm sogar der gesamte Körper heraus. Condenos, denn Quistis bezweifelte keine Sekunde, dass dies die abtrünnige GF war, sah ungeheuer muskulös aus, sein graues Fell war von Blitzen durchzuckt und sein Körper schien gleichzeitig Hitze und Kälte auszustrahlen. Quistis wich einige Schritte zurück und bedeckte das Gesicht, als die GF neben Rai-jin und Fu-jin landete. Seine Augen strahlten blutrot und die Stacheln und Krallen, die ihm aus dem gesamten Körper wuchsen, sahen ebenso spitz wie steinhart aus.
    „Versager!“, zischte die Kreatur und stieß Rai-jin nachlässig mit dem Fuß an, was den Jungen gegen die nächste Wand schmetterte. „Und ihr wolltet später einmal gegen mich kämpfen? Dass ich nicht lache! Lass deine Phönix-Feder stecken, Mensch, du brauchst sie nicht mehr!“
    Quistis war so verblüfft, dass sie sogar gehorchte. Dann allerdings zog sie die Feder aus purem Trotz hervor und sah die GF herausfordernd an. „Und wieso? Immerhin haben wir Fu-jin und Rai-jin besiegt. Wer sagt uns, dass wir dich nicht auch besiegen können, wenn ich Irvine und Selphie wieder erwecke,... Condenos?“

  2. #42
    Die roten Augen vergrößerten sich und wurden dann augenblicklich zu schmalen Schlitzen. „So, du kennst meinen Namen.“ Seine Stimme klang wie die Hölle selbst, auf der einen Seite verführerisch und fast einschläfernd, auf der anderen hart wie der Tod. „Woher?“
    „Von Odin“, entgegnete Quistis und überlegte fieberhaft, wie sie Irvine und Selphie gleichzeitig erwecken konnte. Aber ihr fiel kein Weg ein, ganz zu schweigen davon, dass sie dann hilflos mit ihren lächerlichen paar Lebenspunkten gewesen wären. „Wir haben ihn von den Toten zurückgeholt! Und er wird bald hier sein, um gegen dich zu kämpfen!“
    Das war eine glatte Lüge. Sie wusste nicht, ob Odin kommen würde, obwohl sie es annahm. Aber Condenos schien ihr zu glauben. „Ja, das wird wohl unvermeidbar sein, wenn er wieder lebt“, murmelte die GF. Klang ein Unterton von... Trauer in ihrer Stimme? „Aber damit werde ich mich befassen, wenn es soweit ist.“ Er hob die Hand wie vorher, als er ihre Freunde ausgelöscht hatte.
    Quistis reagierte ganz instinktiv: „Weißer Wind!“ Ihre Lebenspunkte waren plötzlich wieder voll aufgefüllt und sie stellte sich in Kampfpose.
    „Das wird dir nichts nützen“, meinte Condenos mit kalter Stimme. „Du bist sehr tapfer und stark für einen Menschen und das respektiere ich... aber ich lasse nicht zu, dass du dem natürlichen Lauf der Dinge zuwiderhandelst! BOTE DES INFERNOS!“
    Quistis versuchte, ihr Gesicht zu schützen, aber das war völlig sinnlos. Die monströse Kraft des GF-Angriffs zerrte an ihr wie an einer Puppe, nun, da sie ihre Kraft nicht mehr aufteilen musste. Beiläufig bemerkte sie, dass das Felsendach den Druck dieser Kraft ebenfalls nicht mehr aushielt und zum Teil auf Condenos herabstürzte, aber die GF blieb ohne einen Kratzer stehen. Die junge Frau dachte noch einmal bitter, dass sie zu gerne gesehen hätte, was aus Eclisa geworden wäre, dann schrie sie auf und fiel leblos zu Boden. Die „Königinnenwaffe“ fiel neben ihr klappernd hin, eine nun nutzlose Waffe.
    Condenos senkte seine Hand, klopfte sich den Felsenstaub von der Schulter und ging mit langsamen Schritten auf die Leiche der jungen Frau zu. Er blieb vor ihr stehen und senkte den Blick. „Es hätte nicht so kommen müssen“, flüsterte die gewaltige Gestalt ungewohnt leise. „Wärst du von der Insel weggeblieben, hättest du überleben können, denn du warst stark genug, um den Monstern der Welt zu trotzen. Aber du hast mir keine Wahl gelassen. Und auch deine anderen Freunde müssen nun sterben.“ Gerade wollte er über die junge Frau hinwegsteigen, als er das Knistern unter sich hörte. Voll böser Vorahnung sah er zu Boden.
    Und sprang gerade rechtzeitig beiseite, als die Flammen meterhoch aus dem Boden schossen. In allen Regenbogenfarben strahlende Federn erhoben sich aus der festen Erde und mit einem triumphierenden Laut erschien Phönix. Die unkoppelbare Kraft der GF entfachte das Feuer des Lebens in den leblosen Körpern von Irvine, Quistis und Selphie und trieb Condenos noch weiter zurück. Aber im Gegensatz zu allen anderen Gelegenheiten verschwand der Feuervogel diesmal nicht, sondern flatterte weiter hinter den wiederbelebten Helden in der Luft. Seine brennenden Augen fixierten Condenos.
    „Phöööönix?“, fragte Selphie verwirrt. „Waaaaas machst du denn hier?“ Sie reichte Irvine die Hand und ließ sich von ihm hochziehen. „Normalerweise haust du doch gleich wiiiiieder ab!“
    „Das hat wahrscheinlich mit ihm da vorn zu tun“, stellte Quistis grimmig fest. Sie sah Condenos herausfordernd an. „Nicht wahr?“
    Die GF hörte sie nicht einmal. „Phönix?“, fragte sie, völlig überflüssig. „Willst sogar du mich angreifen? Du, der Hüter des Lebens?“ Er nahm die Hände herunter und streckte die Handflächen nach oben. „Ich möchte aber nicht gegen dich oder die anderen kämpfen. Bitte stellt euch mir nicht in den Weg. Es ist bald vorbei.“
    Die flammenden Augen des Phönix zeigten keine Regung. Er flatterte noch immer im selben Tempo über den Helden. Und doch wussten sie, dass er jedes Wort von Condenos verstanden hatte. Aber er schien sich nicht zu einer Antwort herablassen zu wollen.
    Condenos seufzte, als hätte er dies erwartet. „Phönix, ich habe dich nie sehr gemocht, weil deine Kraft das natürliche Gleichgewicht stört“, gab er zu. Die Augen waren nun lediglich orange. „Aber ich habe dich immer akzeptiert, weil unsere Herrin dich geschaffen hat, ebenso wie mich. Ich möchte dich nicht töten müssen. Geh mir aus dem Weg.“
    Wieder keine Antwort.
    „Versuch’s nicht weiter, du Kraftprotz!“, rief Irvine und lud die Exetor. Aber man sah ihm seine Nervosität an. „Phönix weiß, dass die Menschheit ein Recht auf Existenz hat. Er wird nicht auf dich hören!“ Etwas leiser fügte er „Oder?“ hinzu. Er sah zu dem Feuervogel hinauf. Dieser hatte seinen Kopf gesenkt und starrte Irvine an. Dann gab er plötzlich ein Kreischen vor sich und nickte. Seine Augen glühten auf, als er wieder zu Condenos hinsah.
    „Du willst wirklich gegen mich kämpfen, Phönix?“, fragte dieser und diesmal war sich Quistis sicher, dass seine Stimme traurig klang. Dennoch hob er die Hand zu der ihr schon wohlbekannten Geste. Hastig trank sie ein Elixier, obwohl sie wusste, wie nutzlos das war. „Dann bleibt mir leider keine Wahl, mein Bruder. Selbst mit diesen Menschen hast du keine Chance gegen mich. Es tut mir Leid.“
    „Aber die SEEDs sind nicht seine einzige Unterstützung!“, erklang auf einmal eine düstere Stimme. Und mit ihr tauchte Diabolos vor ihnen auf. Der Schattenbote funkelte die abtrünnige GF an und zischte. „Auch ich helfe ihnen!“
    „Diabolos?“ Jetzt sah Condenos wirklich erschrocken aus. „Du auch? Selbst mein eigener Zwilling greift mich an?“
    „Zwilling?“, keuchten die SEEDs gleichzeitig, aber niemand hörte auf sie.
    „Wieso tust du das, Diabolos?“, fragte Condenos, und man hörte regelrechte Qualen aus seiner Stimme. „Ich weiß noch, dass du der einzige warst, der mich damals vor unserer Herrin Hyne verteidigt hat und dafür in die Wunderlampe eingeschlossen wurde. Hat diese Zeit Rachegelüste in dir geweckt, Bruder?“
    „Ach, SO kam er in die Wunderlampe“, murmelte Quistis. „Jetzt verstehe ich. Möchte wissen, wie Cid an die Lampe gekommen ist...“
    Diabolos, der ebenso wie Phönix in der Luft flatterte, wobei seine schwarzen Schwingen den SEEDs Windstöße entgegenschleuderten, schüttelte den Kopf. Seinem Gesicht war keine Regung zu entnehmen. „Ich hasse dich nicht, Condenos“, erwiderte er. „Ich habe lediglich erkannt, dass es Menschen gibt, die es wert sind, beschützt zu werden.“
    „Aber das weiß ich doch auch!“, rief Condenos inbrünstig. „Und jeder Mensch erhält durch mich die Chance, seine Kraft zu beweisen.“
    Diabolos schüttelte den Kopf. „Du verstehst noch immer nichts. Was ist mit neugeborenen Kindern? Und Kriegern, die zu alt sind zum Kämpfen? Was ist mit den gebärenden Weibchen der Menschengattung oder denen, die keine Waffen besitzen? Sie alle finden durch dich den Tod, ohne sich wehren zu können! Nein, sag nichts“, wehrte er ab, als Condenos etwas sagen wollte. „Du kannst mich nicht mehr umstimmen. Die SEEDs haben mir die Zukunft der Menschheit gezeigt. Für sie werde ich kämpfen, wie die Herrin es uns angewiesen hat!“
    „Mann, die sind ja richtig gesprächig, wenn sie was zu sagen haben“, raunte Irvine Selphie zu und das Mädchen kicherte leise. Dann wurden sie allerdings gleich wieder ernst, als Diabolos und Condenos sich lautlos musterten. Dann hob Diabolos langsam die Hand und eine schwarze Kugel formte sich in seinen Händen. Condenos sah schweigend zu, während die Gravitation in der Kugel immer weiter zunahm. Einen Moment lang zögerte Diabolos noch, dann warf er. Aber als die Nachwirkungen vorbei waren, stand Condenos immer noch auf seinem Platz.
    „WAS?“, schrie Diabolos erschrocken. „Wie kann das sein? Mein Angriff hat dir rein gar nichts ausgemacht?“
    „Ja, da staunst du, was, Bruder?“ Condenos’ Stimme klang trotz seiner Trauer triumphierend. „Ich wusste, dass ihr gegen mich kämpfen würdet, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte. Darum habe ich das getan, was ihr niemals gewagt habt. Ich habe die Grenzen der GF erweitert.“ Er breitete die Arme aus und weitere Blitze knisterten in seinem Fell. Plötzlich ging Wind von ihm aus. „ICH HABE ZAUBER MIT MIR SELBST GEKOPPELT!“
    Phönix stieß ein so hohes Kreischen aus, dass die SEEDs unter ihm zusammenzuckten. Diabolos starrte seinen Zwillingsbruder fassungslos an. Er schien nicht begreifen zu wollen, was Condenos gerade gesagt hatte.
    „He, was ist los?“, fragte Selphie. „Ist es verboten, dass eine GF selbst Zauber koppelt?“
    „Nicht nur einfach verboten, Mensch“, erklang eine düster klingende Stimme hinter ihr. Als sie sich hastig umdrehte, stand Cerberus hinter ihr, der dreiköpfige Höllenhund. Seine Zähne waren gefletscht. „Er hat damit das oberste Gebot unserer Herrin gebrochen. Damit hast du endgültig dein Todesurteil unterschrieben, Condenos! Nicht einmal die Herrin könnte dich jetzt noch vor uns retten!“
    Um ihn herum tauchten weitere GF aus dem Nichts auf. Shiva und Ifrit, Quetzacotl, Siren, Pandemona, Kaktor, die Brothers, Carbuncle, Tombery, sogar der kleine Boko erschienen plötzlich und stellten sich neben Diabolos.
    „He!“, rief Quistis. „Was ist mit den anderen? Wieso sind sie nicht da?“
    Sie hatte diesen Satz kaum ausgesprochen, als der übriggebliebene Teil des Felsendaches plötzlich von einer starken Druckwelle erfasst und aufs Meer hinausgewirbelt wurde. Ein weiterer gigantischer Feuerball, denn diese waren verantwortlich für die Druckwelle, ließ die Felsen mitten im Flug verglühen.
    „Nur keine Sorge, Mensch“, entgegnete Tombery mit seiner hohen Stimme, während einige fliegende Gestalten sich langsam am Himmel abzeichneten. „Leviathan, Bahamut, Eden, Alexander und Doomtrain hatten hier drinnen keinen Platz, deshalb warten sie draußen, aber Bahamut war ja so freundlich, die Decke zu öffnen. Nur keine Sorge, Condenos, du wirst auch IHREN Zorn zu spüren kriegen! Und Odin... hielt es nicht für angemessen zu kommen.“
    „Nicht angemessen?“, echote Irvine. „Soll das heißen, er hilft euch nicht? Ich dachte, er wäre der stärkste unter euch!“
    „Jetzt beleidigst du uns, Mensch“, entgegnete Siren, aber ihre Stimme wirkte amüsiert. „Keine Sorge, Condenos wird uns dennoch nicht entkommen.“ Sie drehte sich um und sah ihrem Bruder fest in die Augen. „Jetzt wirst du unseren Zorn am eigenen Leib erfahren, der dir beim letzten Mal durch die Herrin erspart blieb!“
    „Ach?“, spöttelte Condenos und spannte seine durch Zauber gestärkten Muskeln an. Er wirkte noch immer verunsichert, ließ aber keine Sorge wegen des Kampfes aufscheinen. „Wollt ihr etwa alle auf einmal gegen mich kämpfen? Das nützt nichts! Ich bin stärker als ihr alle zusammen! Und wenn ihr mir keine andere Wahl lasst...“ Seine Miene wurde hart. „Tja, dann muss ich euch töten! Ihr wisst, dass ich stark genug dazu bin!“
    „Wir sind nicht so verrückt, dich einzeln anzugreifen!“, antwortete Diabolos. Er klang angewidert. „Nicht, nachdem du den Frevel begangen hast, dich mit Zaubern zu koppeln! Du wirst durch etwas sterben, dass erst nach deiner Einkerkerung von Odin eingeführt wurde.“
    „Wovon reden die?“, fragte Irvine leise. „Können die nicht Klartext reden?“
    „Vielleicht reden sie ja nur so geschwollen, weil sie uns beeindrucken wollen?“, flüsterte Selphie zurück.
    „Ha! Keine eurer Kräfte reicht aus, um mich zu besiegen!“, rief Condenos, obwohl seine Stimme nun weiter an Festigkeit verloren hat. „Selbst wenn ihr mich alle gleichzeitig angreift, was ich nicht für möglich halte, bräuchtet ihr jemanden, der die Energie bündelt! Und der einzige, der das könnte, Odin, ist nicht da!“
    „Nein, ist er nicht“, erklang eine dunkle Stimme vom Eingang der Höhle her. Die SEEDs und Condenos fuhren gleichzeitig herum und sahen dorthin. „Ich werde gegen dich kämpfen!“

  3. #43
    „Los, Squall, streng dich an!“, feuerte Cifer seinen Kontrahenten an, während er ihm einen weiteren Schwerthieb verpasste. „Ich will nicht so leicht gewinnen!“
    Squall taumelte, blieb jedoch stehen. Seine Augen sprühten, aber er tat seinem Rivalen nicht den Gefallen zu antworten. Statt dessen griff er ihn an. Er richtete bei weitem nicht so viel Schaden wie Cifer, aber immerhin hatte er einen anderen Trumpf.
    Rinoa seufzte. In den letzten Minuten hatte sie fast nichts anderes getan, als ihren Geliebten zu heilen, wenn es nötig war und ansonsten Cifer anzugreifen. Allerdings waren die Schläge des blonden Kämpfers so groß, dass sie beinahe jedes Mal Squall wieder auf die Beine helfen musste. Wieso ließ er sich nur auf so etwas ein? Das war doch hirnrissig!
    Dennoch zog sie gehorsam ein weiteres Elixier aus der Tasche und warf es Squall zu. Dieser nickte ihr zu und konzentrierte sich dann wieder auf den Kampf. Wie lange kann er das... können wir beide das noch durchstehen?, fragte sich die Hexe und sah Cifer an. In diesem Moment sah sie wieder, warum sie einmal mit ihm zusammengewesen war. Er strahlte tödliche Ruhe aus, seine eigene Art Charme, diese Kälte gepaart mit seinem überragenden Selbstbewusstsein. Aber jetzt widerte sie das nur noch an.
    Squall hatte das Glück, etwas schneller zu sein als sein Gegner, aber viel nutzte das auch nicht. Wenn das so weiterging, würden ihnen die Elixiere und Final-Elixiere ausgehen, bevor Cifer auch nur in den kritischen Bereich kam. Und selbst wenn sie reichen würden... dann würde er einfach sein Limit ausführen und sie damit töten.
    Warum riskiere ich das alles für dich, Squall?, fragte sie sich nicht zum ersten Mal. Und verfluchte sich gleichzeitig dafür, dass sie sich selbst mit Fragen ablenkte, auf die sie die Antworten längst kannte. Weil sie diesen Jungen liebte, der sie beschützt hatte, als alle anderen nur die Hexe in ihr gesehen hatten. Der wegen ihr sein Leben im Weltraum aufs Spiel gesetzt hatte. Und der schließlich, einige Tage nach der Geschichte mit Quistis’ Vater, der Esthar hatte zerstören wollen, um ihre Hand angehalten hatte.
    Sie lächelte unwillkürlich, als sie daran dachte und hätte beinahe vergessen, Squall nach einem erneuten Angriff Cifers wieder zu heilen. Es war so süß gewesen. Squall war den ganzen Tag gegenüber ungewöhnlich verschlossen gewesen. Sie hatte sich beim besten Willen nicht denken können, wieso und wollte gerade die anderen Fragen, ob sie wussten, was ihn bedrückte, als er plötzlich über den Pausenhof marschiert kam.
    Es war gerade große Pause gewesen und ungefähr hundert Kadetten hatten sich dort versammelt. In der Mitte standen plötzlich nur sie. Die Gespräche waren verstummt und alle, eingeschlossen Quistis, Irvine und Selphie, mit denen Rinoa geredet hatte, starrten Squall an. Nur er blickte tief in ihre Augen und sein Gesicht sah aus, als wäre er zu allem entschlossen. Und auf einmal ging er vor ihr in die Knie.
    Sie war sich ganz sicher, dass die Gesichter der Kadetten in diesem Moment göttlich ausgesehen hätten, aber damals hatte sie keine Augen dafür gehabt. Sie hörte nur hinter sich undeutlich Quistis ächzen und Irvine und Selphie miteinander tuscheln, aber das war auch alles. All ihre Sinne waren auf Squall gerichtet, der ihre Hand nahm und sie so ernst ansah, dass sie eigentlich schon im Vorhinein gewusst hatte, was er sagen würde.
    „Rinoa“, waren seine Worte gewesen. Es war so still gewesen, dass seine Stimme überall auf dem Hof zu hören war. „Wir sind nun schon seit einem Jahr zusammen. Wir haben so ziemlich alles durchgestanden, was einem Paar passieren kann, von deinen Hexenkräften bis zu Irvines Tanzeinlage mit dir.“ An dieser Stelle hatten die meisten der Kadetten zu lachen begonnen und Irvine hatte empört nach Luft geschnappt. Aber er sagte nichts. Als sich die Leute wieder beruhigt hatten, fuhr Squall fort: „Seit ich klein war, habe ich mich bemüht, mich von den Menschen abzuschotten, weil ich dachte, so stärker zu werden. Aber als ich dich getroffen habe, habe ich erkannt, dass das ein Irrtum war. Dass du mit mir zusammen warst, hat mein Leben mehr ausgefüllt als jeder Kampf.“ Er fasste ihre Hand fester. „Wenn du meinen Ring nicht bereits hättest, würde ich ihn dir jetzt an die Hand stecken. Rinoa... willst du meine Frau werden?“
    Sie war regelrecht geschockt gewesen, während alle Kadetten um sie herum in so lautes Jubelgeschrei ausbrachen, dass der Ordnungsdienst anrückte. Auch ihre Freunde hinter ihr waren völlig überfordert von dieser Situation. Niemand hatte sich vorstellen können, dass Squall hier in aller Öffentlichkeit einen Heiratsantrag machen würde. Sie am allerwenigsten. Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt bei dem Gedanken, dass sie vermutet hatte, er wäre böse auf sie gewesen.
    „Ja“, hatte sie mit fester Stimme erklärt. „Ja, ich will deine Frau werden.“
    „Und ich dein Mann“, hörte sie plötzlich Squalls Stimme. Verwirrt kam sie zu der Erkenntnis, dass sie den Satz wohl laut ausgesprochen hatte. Squalls Augen blitzten ihr belustigt zu. „Nichts auf der Welt wünsche ich mir mehr, Rinoa. Aber jetzt müssen wir diesen Kampf gewinnen.“
    Sie wurde tiefrot und begab sich wieder in Kampfposition. „Entschuldige. Aber du hättest mich ruhig schon früher aus meinen Tagträumen wecken können. Was wäre, wenn Cifer dich getötet hätte? Dann würde ich mich zu Tode grämen, bevor Cifer mich töten könnte!“
    Squall belohnte sie mit einem amüsierten Grinsen. „Tut mir Leid“, antwortete er. „Kommt nicht wieder vor. Heil mich bitte, ich möchte etwas probieren.“
    Als sie dem zögernd nachkam, griff Cifer wieder an und verletzte Squall erneut schwer. Dieser ließ sich jedoch nicht beirren, sondern griff in die Tasche und förderte einen Aura-Stein zutage. Eine Sekunde später erstrahlte goldenes Licht um ihn herum und seine Spezialtechnik wurde verfügbar. Rinoa heilte ihn schnell und bevor der verblüffte Cifer reagieren konnte, sprang Squall auf ihn zu und bearbeitete ihn mehrere Male schnell mit der Gunblade. Dann sprang er zurück und bereitete sich auf den Finishing Move vor. Bitte, betete Rinoa inbrünstig, lass es den Herzensbrecher sein!
    Aber der Hieb von Cifer hatte Squall wohl zu sehr verletzt, als dass er sich darauf hätte konzentrieren können. Statt dessen hob er seine Gunblade in den Himmel, die sich daraufhin zu einer kilometerhohen Energieklinge umwandelte. Dann ließ er die Energiewaffe mittels „Blast Zone“ auf Cifer herunterfahren.
    Dieser erholte sich jedoch sehr schnell davon. „Uh, gar nicht schlecht, Squall“, gab er zu und schüttelte rasch den Kopf. „Aber für den ganz großen Kick hat’s nicht gereicht, was? Nun, ich kann nicht darauf warten, tut mir Leid.“ Er förderte ebenfalls einen Aura-Stein zutage, woraufhin auch er in hellem Licht erstrahlte. „Aber wenn du unfair wirst... bitte, das kann ich auch!“
    „Squall!“, schrie Rinoa angsterfüllt auf.
    „Kümmere dich nicht um mich!“, herrschte er sie an. „Flieh aus dem Kampf!“
    „Red nicht so einen Blödsinn!“, rief sie zurück. „Du weißt ganz genau, dass ich nicht ohne dich gehen werde!“
    Squall führte ein weiteres Mal seine Spezialtechnik aus und dieses Mal konnte er den Herzensbrecher glücklicherweise einsetzen. Aber gleich danach erlosch das goldene Leuchten um ihn. Er fluchte und drehte den Kopf wieder zu Rinoa. „Bitte“, flehte er. „Ich will nicht, dass du für mich stirbst, Rinoa. Hol die anderen, damit sie dir helfen können.“
    „Du spinnst wohl!“, brauste sie auf. „Wenn ich jetzt fliehe und du stirbst, bist du für immer tot! Meine Kräfte sind nicht mehr so stark, dass ich dich wie Irvine damals noch mal ins Leben zurückholen könnte! Ich lass dich nicht allein!“
    „Seid ihr jetzt bald fertig?“, dröhnte Cifers Stimme über den Platz. „Ich muss dich beglückwünschen, Squall. Unter anderen Umständen hätte ich neidlos anerkannt, dass ich nie ein schöneres Paar gesehen habe als euch beide. Aber er hat Recht, Rinoa. Ich gebe dir eine letzte Chance: Geh jetzt! Noch einmal werde ich dich nicht verschonen!“
    „Du kennst meine Antwort, Cifer.“
    „Dann sterbt ihr beide! TEUFELSKLINGE!“
    Die furchtbare Wucht von Cifers Angriff wirbelte Squall und Rinoa hoch in die Luft. Beide schrieen, als die namenlose Klinge ihres Gegners sie wieder und wieder traf, bis sie wieder zu Boden fielen. Squall versuchte, wieder hoch zu kommen, aber er schaffte es nicht, also blieb er knien und sammelte seine Kraft. Noch so einen Angriff überlebte er niemals. Keuchend sah er zu Rinoa hin. Und sein Atem stockte. Das Mädchen, das er über alles liebte, war tot.

  4. #44
    „Nein“, bat er. „Bitte nicht.“ Mühsam löste er die Hand vom Griff seiner Gunblade und versuchte, den Puls seiner Freundin zu finden. Aber es gab nichts zu finden. „Rinoa...“, flüsterte Squall mit brüchiger Stimme und senkte den Kopf, um seine Tränen zu verbergen. Er wusste, dass er Cifer allein nicht besiegen konnte und gleich sterben würde. Aber er hatte sich gewünscht, dass Rinoa und er, wenn es schon sein musste, gemeinsam sterben würden.
    Dann plötzlich hörte er Cifer keuchen und spürte einen Luftzug über sich. Im gleichen Augenblick begann Rinoas Puls wieder zu schlagen. Squall hob ungläubig den Kopf. Wie war das möglich? Dann sah er Angel, Rinoas Hündin, die neben ihrer Herrin stand und ihn ansah. Wieso hast du sie in diese Lage gebracht, schien ihr Blick zu fragen. Squall hielt den Hundeaugen nicht stand und sah statt dessen Rinoa an. Die junge Hexe hatte die Augen bereits wieder geöffnet und lächelte ihn an.
    „So muss es wohl hier enden, Squall“, flüsterte sie. „Schade, dass sich Laguna umsonst so abgerackert hat, nicht?“
    Squall kicherte hilflos. „Ja, ich schätze, er wird mich noch bis ins Leben nach dem Tod verfolgen. Er wird ziemlich böse auf uns sein, wenn wir jetzt hier sterben.“
    „Hat dein Hund dich also gerettet, Rinoa!“, rief Cifer zu ihnen herüber. Bald würde er wieder bereit sein anzugreifen. „Das wird nicht noch einmal geschehen, das verspreche ich dir!“
    „Squall... gibt es denn nichts mehr, was wir tun können?“, fragte Rinoa und Tränen traten in ihre Augen.
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Selbst wenn ich meinen Herzensbrecher noch mal ausführen könnte, wäre Cifer wahrscheinlich noch stark genug, um zu überleben. Weißt du, warum wir jetzt so viel Zeit haben, um zu reden? Weil er ein Elixier geschluckt hat.“ Squall sah Rinoa traurig an. „Nichts, was du oder ich haben, kann ihm jetzt noch genug Schaden zufügen.“
    „Ja, das stimmt wohl“, stimmte Rinoa zu und berührte Squalls Wange. Ihr Blick war seltsam, als wäre ihr etwas eingefallen. „Aber vielleicht... etwas, das wir beide haben.“
    Bevor Squall noch fragen konnte, was sie meinte, sah er die weißen Fäden, die sich von ihrer Hand lösten, über seinen Körper wanderten und mit seiner Gunblade verschmolzen. Die KI-Fusion!, dachte er betäubt. Ja, die Vereinigung ihrer Kräfte hatte möglicherweise genug Kraft, um sie zu retten. Squall packte die Gunblade wieder und stand schwer atmend auf.
    „Squall, was soll diese Scheiße?“, rief Cifer misstrauisch zu ihm herüber. Er war fast soweit, aber er zögerte noch. „Was ist denn mit deiner Waffe passiert? Sieht ganz nett aus, wenn sie so glüht, aber was bringt’s?“
    „Das wirst du gleich sehen, Cifer“, entgegnete Squall und hob die Löwenherz. Die Waffe schien von Sekunde zu Sekunde leichter zu werden. „Das ist unser letztes Mittel gegen dich... und möglicherweise dein Untergang.“
    Cifer lachte spöttisch, aber seine Augen lachten nicht mit. Sie waren auf die hell scheinende „Löwenherz“ gerichtet. „Nimmst du dir da nicht etwas viel vor, Kleiner?“, fragte er und nahm seine Gunblade in beide Hände. „Ich habe jetzt wieder meine volle Lebenspunktzahl und ihr beide seid am Ende. Aber bitte, dann kommen wir jetzt zum Finale!“ Wind kam um ihn herum auf und sein Lachen erstarb. Ein Ausdruck völliger Konzentration stand in seinem Gesicht geschrieben. „TEUFELSKLINGE!“, schrie er aus voller Kehle.
    Im selben Moment hob Squall die „Löwenherz“ und schrie: „MULTI-SLASH!“
    Beide rannten im selben Moment los und ihre Klingen trafen sich in der Mitte. Cifer riss ungläubig den Mund auf, als sein Angriff durch Squall abgebrochen wurde, aber im selben Moment detonierte ein „Ultima“- Zauber, der ihn zurückwarf. Squall setzte sofort nach und hieb mit der „Löwenherz“ auf ihn ein, woraufhin Meteore auf Cifer niedergingen. Dieser hatte sich kaum davon erholt, als auf Squalls nächsten Streich „Beben“ folgte. Der folgende Hieb wurde durch „Flare“ abgerundet und der nächste durch „Tornado“. Darauf folgten drei Hiebe, die mit „Bio“, „Holy“ und „Eisga“ verstärkt waren.
    Cifer taumelte erschrocken zurück. Woher hatte Squall diese unglaubliche Kraft. Der Junge war zurückgesprungen und sah Cifer mit seinem kältesten Blick an. Dann hob er die Waffe über den Kopf und blaues Feuer strömte aus dem Boden. Nein, dachte der blonde Krieger betäubt, nein, das durfte nicht sein!
    „HERZENSBRECHER!“
    Obwohl diese Attacke nicht mehr mit Zaubern aufgeladen war, war sie doch Squalls stärkste Technik. Die Hiebe prasselten auf ihn hinab wie Regentropfen. Und doch... obwohl es sehr schmerzhaft war, war Cifer stolz. Stolz darauf, dass Squall diese ungeheuer mächtige Waffe und anscheinend auch Rinoas Hilfe benötigt hatte, um ihn zu schlagen. Stolz darauf, dass er sein Ende in einem so furiosen Kampf gefunden hatte. Cifer schloss die Augen, als Squall die „Löwenherz“ zum letzten Schlag hob. Wenigstens, dachte er schmerzlich, haben mich Fu-jin und Rai-jin jetzt nicht gesehen...
    Als die Energie der KI-Fusion aus seiner Waffe wich, brach Squall zusammen. Das war so unglaublich schwer gewesen, so schwer... aber nun war es geschafft. Egal, ob Cifer überlebt hatte oder nicht, mehr hatte er nicht tun können. Als er das Klappern einer Waffe auf dem Steinboden hörte, lächelte er gequält. Kein Kämpfer ließ seine Waffe mitten im Kampf fallen, außer, er war tot.
    „Squall“, hörte er Rinoas Stimme neben sich. Sie klang sehr schwach. „Du hast es... geschafft. Cifer ist besiegt.“
    „Ja“, murmelte er. Der Boden unter ihm schien sich plötzlich zu bewegen. „Wir beide... haben es geschafft, Rinoa.“ Mühsam drehte er den Kopf. Rinoa lag mit geschlossenen Augen da, aber sie atmete. Vermutlich war sie ohnmächtig geworden. Kein Wunder, nach dieser Anstrengung. Immerhin hatte sie ihm einen Großteil ihrer Kraft gegeben, und das, als sie ohnehin nur noch wenige Lebenspunkte hatte. Squall versuchte, ihre Hand zu ergreifen, aber er stellte fest, dass ihm seine Arme nicht mehr gehorchen wollten. Seufzend verdrehte er die Augen und ließ sich nach vorn fallen. Wenigstens, dachte er belustigt, haben die anderen das nicht gesehen...

    Die Gestalt wartete noch eine Minute, bevor sie scheinbar aus dem Nichts auftauchte. Sie wollte nicht, dass jemand sie sah... noch nicht. Sie sah sich um. Die drei Menschen, die sich auf dem Platz aufhielten, lagen alle drei am Boden, der braunhaarige Junge und die Hexe lebten ohne Zweifel noch, der andere... das galt es herauszufinden.
    Mit langsamen Schritten ging die Gestalt auf Cifer zu, immer darauf gefasst, dass sich der Junge plötzlich wieder regte. Aber das geschah nicht. Einige Momente lang sah sie den Jungen an. Kein Lebenszeichen. Dann kniete sie sich vor ihn hin und ergriff seinen Arm. Kein Puls. Der blonde Kämpfer, welcher vor wenigen Minuten noch so überlegen gewesen war, war endgültig tot.
    Fast machte es die Gestalt traurig, dass ein solch formidabler Kämpfer hatte sterben müssen, damit sie hier erscheinen konnte. Dabei hatte sie geglaubt, solche Gefühle schon lange nicht mehr zu kennen. Ihr Blick fiel auf die Waffe des Jungen, die namen- und schmucklose Gunblade, die er mit solcher Meisterhaftigkeit geführt hatte. Eine simple Waffe. Keine Verstärkungen. Keine Zauber. Keine versteckten Mechanismen. Und dennoch... die Waffe eines wahren Kriegers.
    Zögernd hob die Gestalt die Waffe und stand auf. Sie lag gut in ihrer Hand, auch wenn sie etwas kurz war für ihre Größe. Probeweise schwang sie sie ein paar Mal durch die Luft. Gut ausbalanciert. Sie würde für ihre Zwecke reichen. Ihr Blick fand noch einmal Cifers lebloses Gesicht und sie hob die Waffe vor die Augen, salutierte vor dem Toten.
    „Danke“, sprach sie. „Dein Tod schenkt mir das Leben.“
    Dann wandte sie sich zu Rinoa und Squall um, die immer noch ohnmächtig dalagen. Auch vor ihnen salutierte sie. Nach einigen Sekunden nahm sie die Waffe wieder herunter und drehte sich um. Mit schweren Schritten ging sie an den Kriegern vorbei auf den Eingang zum Labor der Forschungsinsel zu, aus dem Licht pulsierte. Nun musste die Gestalt selbst kämpfen... und dieser Kampf würde darüber entscheiden, ob sie Frieden finden würde.

    „Mama, ich habe Angst“, wimmerte Veshore und presste sich an Edea. Die Hexe war kaum in der Lage, ihm Trost zu spenden. Immerhin saßen sie alle in einer gefährlichen Lage fest. Sie, die Kinder und Ellione waren noch immer in dem kleinen Laden gefangen und die Monster draußen schienen auch nicht gewillt, die Suche nach neuen Opfern aufzugeben.
    „Ist schon gut“, log sie und streichelte seinen Kopf. „Man wird uns bald finden und dann sind wir in Sicherheit.“
    „Wirklich?“, fragte Tinill. Obwohl das Mädchen versuchte, die Tapfere zu spielen, sah man auch ihr die Angst an. Der Auftritt des Galchimesära vorhin hatte ihr ziemlich zugesetzt.

  5. #45
    „Ganz sicher“, antwortete Ellione an Edeas Stelle. Auch um das jüngere Mädchen drängten sich die Kinder, obwohl auch sie keines von ihnen würde schützen können, wenn ein weiteres Monster hier hereinkam. „Mein Vater hat sicher schon Leute nach uns ausgeschickt. Stimmt doch, oder, Edea?“
    Edea antwortete zunächst nicht. Im Grund musste Laguna glauben, sie hätte die Kinder und Ellione schon längst gefunden und in Sicherheit gebracht. Er konnte ja nicht ahnen, dass auch hier schon Monster in die Stadt eingedrungen waren. Aber das konnte sie den Kindern ja schlecht sagen.
    „Ja“, murmelte sie. „Ich bin sicher, dass bald jemand kommt und uns rettet.“
    „Hoffentlich. Ich habe immer gehofft, dass ich einmal ein Abenteuer bestehen kann, aber es ist nicht so schön wie in den Geschichten von Tante Quistie und Squall Leonhart.“ Eclisa saß neben Veshore und versuchte gemeinsam mit Edea, den Jüngeren zu beruhigen, obwohl ihr selbst Tränen in den Augen standen. Offenbar versuchte sie, Quistis nachzueifern. Gegen ihren Willen musste Edea lächeln.
    „Schscht“, machte Ell plötzlich. „Hört ihr nichts?“
    Alle Gespräche verstummten abrupt. Zunächst war rein gar nichts zu hören. Aber dann, ganz plötzlich ein Schrei. Ein menschlicher, weiblicher Schrei. Einige der Kinder fingen zu weinen an, aber Edea hörte gespannt. Das war kein Angstschrei gewesen.
    „Ruhig“, versuchte sie die Kinder zu trösten. „Da draußen ist niemand getötet worden. Hört ihr nicht? Draußen wird gekämpft. Unsere Retter sind da!“
    Tatsächlich. Der nächste Schrei, den man hörte, kam von einem Mann, vielleicht auch einem Jungen, und er wurde gefolgt vom Wutgekreische eines Monsters. Auch Kampfgeräusche drangen jetzt herein, hastige Schritte und Waffenentladungen. Der Kampf schien sehr lange zu dauern und Edea konnte absolut nicht sagen, wer im Vorteil war. Immerhin, draußen waren nicht sehr viele Monster, aber ein normaler Mensch war selbst gegen ein einziges manchmal machtlos. Dann verstummten die Geräusche.
    „Sollen wir rausgehen, Edea?“, fragte Ell angespannt. Edea bewunderte das Mädchen insgeheim dafür, dass es nicht aufstand und sofort rausrannte. Ihr selbst war auch danach, aber sie wussten nicht, wer das da draußen war. Es konnte sein, dass es sich um Plünderer handelte, obwohl die wohl nicht gegen Monster kämpfen würden. Außerdem konnte es auch sein, dass die Monster gesiegt hatten.
    „Nein“, bestimmte sie. „Noch nicht. Wenn sie uns suchen, dann werden sie uns finden.“
    „Aber ich will hier raus, Mama“, flehte Veshore. Der Junge fing an zu weinen, wie auch einige der jüngeren Mädchen. „Ich habe Angst hier drinnen.“
    „Schon, aber was ist, wenn...“
    „Edea?“, drang plötzlich eine ihr bekannte Stimme durch die Tür. „Miss Ellione? Wo sind Sie? Wir kommen vom Balamb Garden!“
    „Kommen Sie raus!“, erklang eine weitere, weibliche Stimme. Diese kannte sie nicht. „Wir haben die Monster besiegt. Direktor Cid schickt uns. Wir sollen Sie zum Garden bringen!“
    Cid! Edea stand erfreut auf. Ihr Mann war hier? Was machte er denn hier in Esthar? Natürlich, die Hochzeit. Aber woher hatte er wohl erfahren, dass sie hier war? Das wusste eigentlich nur Laguna... ja, wahrscheinlich hatte er Cid kontaktiert.
    „Ich bin hier drin“, rief sie und ging zur Tür. „Wir sind alle wohlauf. Ist es da draußen wirklich ungefährlich? Ich habe kleine Kinder bei mir!“
    „Keine Sorge“, beruhigte die männliche Stimme sie. „Hier rührt sich kein Monster mehr. Sie können ganz beruhigt rauskommen. Aber machen Sie besser schnell, es können vielleicht noch welche kommen.“
    „Kommt, Kinder“, sagte Edea. „Wir gehen raus. Bald könnt ihr den Balamb Garden sehen, auf den Tante Quistie und Squall Leonhart gegangen sind.“
    „Echt?“, fragte Aniery. Die Augen des Jungen glänzten. „Dürfen wir auch in die Übungshalle und trainieren?“
    „Jetzt werde nicht unverschämt, junger Mann.“
    Edea öffnete die Tür und sah sich rasch um. Ja, hier war tatsächlich kein lebendes Monster mehr. Dafür standen mehrere Soldaten in den estharischen, wie Insekten geformten Kampfanzügen und zwei junge Leute mitten im Einkaufszentrum und sahen in diesem Moment zu ihr hin. Den einen kannte sie, er war ein Freund von Squall... Niida war sein Name, glaubte sie. Das Mädchen hatte sie noch nie gesehen, aber das war nicht verwunderlich, da sie eine Uniform des Galbadia-Garden trug. Was machte sie nur hier?
    „Niida“, wandte sich die junge Frau an ihren Gefährten, als sie Edeas Gesicht erblickte. „Ist sie das?“ Sie zeigte in ihre Richtung und der Junge drehte sich um.
    „Ja“, bestätigte er und trat einen Schritt in ihre Richtung. „Halt einen Augenblick hier Wache, Crys. Ich will nur sehen, ob alles in Ordnung ist. Guten Tag, Edea.“
    „Hallo, Niida“, grüßte diese zurück und öffnete die Tür. „Schön, Sie wiederzusehen, wenn auch unter solchen Umständen. Wer ist denn diese bezaubernde junge Dame dort?“ Sie bemerkte natürlich, dass er rot wurde, schwieg jedoch taktvoll.
    „Das... ähem, ist Crys. Sie ist wegen der Hochzeit hier und kommt vom Galbadia Garden. Ihr Mann hat uns dazu verdonnert, Sie zu suchen und zu ihm zu bringen.“
    „Verdonnert?“ Sie runzelte geschauspielert die Stirn. „Habt ihr was angestellt?“
    Der Junge sah richtiggehend hilflos aus. „Ich... möchte nicht darüber reden, bitte. Ist noch jemand bei Ihnen? Direktor Cid sprach von Miss Ellione und einigen Kindern.“
    „Miss Ellione?“, kicherte die Angesprochene hinten und stand auf. „So nennt man mich hier nie. Vielleicht sollte Onkel Laguna mal ein Gesetz deswegen machen lassen. Du siehst gut aus, Niida.“

  6. #46
    „Ellione, mach ihn nicht so verlegen“, rügte Edea sie und verkniff sich ein Lachen. „Du siehst doch, dass der Junge seine Freundin mit hat.“ Niidas Gesicht war wirklich zum Schreien. Sie beschloss, seine Krisenfestigkeit noch etwas mehr zu prüfen. „Kinder, das ist ein Schulfreund von Squall“, rief sie nach hinten.
    Der arme Niida wusste gar nicht, wie ihm geschah. Sämtliche Kinder, die bis dahin verschüchtert in der Ecke gesessen waren, sprangen wie ein Mann auf, umringten ihn und überschütteten ihn mit Fragen. Er verstand kaum ein Wort. Ellione drohte Edea spielerisch mit dem Finger und diese zuckte mit den Schultern. Schließlich erbarmte sie sich aber doch.
    „Das reicht jetzt“, beschloss sie mit fester Stimme. „Lasst ihn jetzt in Ruhe, wir müssen zum Garden. Dort“, meinte sie und streifte ihn mit einem Blick, „könnt ihr wieder über ihn herfallen. Nicht wahr, Niida?“
    „Wenn Sie’s sagen“, brummte der Junge und fuhr sich durch die Haare. „Können wir... jetzt bitte gehen?“
    Crys verpasste einem Galchimesära gerade den letzten Hieb mit ihrer Stabwaffe, an deren Enden zwei Metallklingen steckten. Das Vieh wankte noch einmal und fiel dann zu Boden, wo es verblasste. Das Mädchen drehte sich um und strahlte Niida an.
    „Na, ich denke, ich habe von uns beiden den besseren Part gehabt“, vermutete sie. „Ich hab mich lediglich mit EINEM Quälgeist herumschlagen müssen, du gleich mit einem Dutzend.“
    „Wen nennst du hier einen Quälgeist?“, empörte sich Aniery und trat kampflustig nach vorn. Auch ein paar andere Kinder schnappten nach Luft und funkelten Crys an.
    „Lass das“, bestimmte Niida. Hier draußen war er plötzlich sehr viel selbstbewusster. „Crys hat es nicht so gemeint und wir haben keine Zeit zu streiten. Wie ihr gesehen habt, gib’s hier immer noch Monster, auch wenn sie nur langsam hereinkommen. Also spart euch eure Diskussionen bitte bis zum Garden auf!“
    „Ist schon gut, Niida“, beschwichtigte Crys und ging vor Aniery in die Knie. „Du scheinst mir ein Kämpfertyp zu sein, Kleiner. Wenn wir hier ein bisschen Ordnung geschaffen haben, könnten wir ja vielleicht gemeinsam etwas trainieren.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Das heißt, natürlich nur, wenn deine Mutter es erlaubt.“
    Bei diesen Worten stand sie auf und verneigte sich kurz vor Edea. „Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Edea. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Natürlich gilt das auch für Sie, Miss Ellione.“
    „Bitte nenn mich Ellione“, entgegnete die junge Frau erfreut. Normalerweise war sie Galbadianern gegenüber misstrauisch, aber dieses Mädchen schien sehr nett zu sein. Auch sie verneigte sich. „Wir müssen dir danken, dass du und Niida uns gerettet habt. Ich muss meinem Onkel gehörig die Meinung sagen, wenn ich ihn wiedersehe. Seine Truppen sind anscheinend sehr nachlässig, was mich angeht.“
    „Präsident Loire ist ihr gegenüber völlig hilflos“, erklärte Edea mit todernstem Gesicht. „Er muss sich von ihr alles gefallen lassen, was ihr durch den Kopf geht. Wären Kiros und Ward nicht bei ihm, würde Ell vermutlich Esthar regieren.“ Auch sie verneigte sich. „Ich freue mich auch, Sie kennen zu lernen, Crys. Ich bin sicher, dass Aniery glücklich wäre, LEICHT mit Ihnen trainieren zu dürfen, aber könnten wir diese Diskussion auch später führen? Ich glaube, ich höre schon wieder neue Monster kommen.“
    „Sie haben Recht“, bemerkte auch Crys erschrocken. „Gehen wir. Niida, geh du vorn, ich werde auf Angriffe von hinten achten!“
    „Aye, aye, Sir“, deklamierte dieser lakonisch und zuckte auf einen fragenden Blick Edeas hin mit den Schultern. Die Hexe lächelte, während sie losgingen, dem Garden entgegen. Was auch immer passiert war, sie hoffte, dass Cid die beiden nicht zu hart bestraft hatte. Hier schien sich etwas Ernsthaftes zu entwickeln, wenn sich Niida schon so bereitwillig herumkommandieren ließ. Sie würde Cid fragen müssen... nachdem er seine neuen Kinder kennen gelernt hatte. Bei diesem Gedanken grinste die Hexe diabolisch.

    „Ich werde gegen dich kämpfen“, wiederholte die Gestalt und trat durch den Eingang ins Licht, das durch das riesige Loch in der Decke fiel. Der rote Umhang verdeckte das fremdartige Gesicht, aber das kampfbereit gezogene Schwert machte die Absichten der Gestalt durchaus deutlich.
    „Gilgamesh?“, brachte Irvine hervor. „Was machst... du denn hier? Wird das hier ein Klassentreffen, oder was?“
    „Ich kam auf die Bitte des Wächters hierher“, entgegnete die seltsame GF, ohne auf Irvines Auflockerungsversuch einzugehen. „Er bot mir an, an seiner Stelle gegen seinen Bruder zu kämpfen, damit ich mir meinen Platz in dieser Welt verdienen kann.“
    „Woher hast du Cifers Schwert?“, fragte Quistis, die die Gunblade ihres ehemaligen Schülers jetzt erst erkannte. Sie kniff die Augen zusammen. „Ist er...“
    „Ja“, beantwortete Gilgamesh die unausgesprochene Frage. Er sah zu Condenos hin, der die neue, ihm unbekannte GF misstrauisch musterte. „Eure Freunde, die Hexe und ihr Ritter, haben ihn besiegt.“
    „Hyyyyne sei Dank“, rief Selphie erfreut aus. „Hast du gehört, Irvie? Sie haben es geschafft!“
    „Ja“, verkündete dieser ernst. „Hoffentlich können sie ihre Hochzeit noch genießen, jetzt, da sie Cifer getötet haben. Ich weiß nicht, ob ich es könnte.“
    „Er hat Recht, Selphie“, fiel Quistis ein. „Fühlst du dich nicht schuldig, weil Fu-jin und Rai-jin gestorben sind? Ich schon, auch wenn es nicht unsere Schuld war.“
    Selphie sah sie einen Moment betroffen an, dann stampfte sie mit dem Fuß auf und zog einen Schmollmund. „Jeeeetzt hört doch mit diesem Gejammer auf!“, rief sie. „Sie wollten diesen Kampf! Sie haben ihn immer gewollt, und jetzt haben sie ihn bekommen! Irgendwaaaaann musste es passieren. Also macht euch nicht fertig. Und denkt nicht mal dran, Squall und Rinoa euer Beileid zu wünschen! Das würde sie nuuur noch trauriger machen.“
    „Sie hat Recht“, schaltete sich Leviathan ein. Der mächtige Kopf der Wasserschlange ragte über die Mauern des zerstörten Labors auf und die intelligenten Augen musterten die SEEDs. „Ihr dürft euch nicht schuldig fühlen für etwas, das unvermeidlich ist. Auch die Herrin hatte Mitleid mit unserem Bruder, aber er hat es ihr nicht gut vergolten. Abermals hat er versucht, eure Welt zu zerstören, so wie euer Menschenkrieger. Und so, wie ihr gegen ihn gekämpft habt“, sprach er mit dröhnender Stimme und drehte seinen Kopf zu Condenos hin, „werden wir nun unseren Bruder bekämpfen!“
    „Von wegen!“ Condenos’ wilde Bewegungen verrieten seine Furcht, aber geschlagen gab er sich deshalb noch lange nicht. „Ich werde meine Mission zu Ende führen... auch wenn ich euch töten muss.“ Er hob die Hand und senkte den Kopf. „Ich hoffe, ihr werdet mir irgendwann verzeihen können. Ich werde die Herrin bitten, euch alle wiederzubeleben,... auch wenn sie dafür mein eigenes Leben fordert. BOTE DES INFERNOS!“
    „Verdammt!“, schrie Quistis und hielt die Hand vor das Gesicht. „Er wird alle GF töten!“
    „Das müüüüssen wir verhindern!“, rief Selphie. „Wenn sie sterben, haben wir keine Chance mehr zu überleben!“
    „G-Mega-Potions einsetzen!“, befahl Irvine und holte ein Fläschchen hervor. „Sofort!“
    Condenos’ Angriff war noch immer verheerend, aber da er die Kraft auf so viele Gegner hatte aufteilen müssen, hatten die zusätzlichen 3000 Lebenspunkte der G-Mega-Potions genügt, um alle GF überleben zu lassen, auch wenn die eine oder andere angeschlagen wirkte. Phönix war gelandet und der Größere der Brothers hielt sich den Arm und knurrte. Nur Gilgamesh wirkte noch völlig unversehrt.
    „Falls du hofftest, mich auch damit zu beeinträchtigen, muss ich dich enttäuschen“, vermeldete er auf Condenos’ fassungslosen Blick hin. „Denn ich bin nicht von dieser Welt und eure Magie kann mich nicht verletzen.“ Er hob Cifers Schwert über den Kopf, sodass es hell im Sonnenlicht erstrahlte. „Nun wirst du Zeuge des mächtigsten Angriffs dieser Welt werden, Abtrünniger! KI-Fusion der Guardian Forces!“
    Den SEEDs blieb nicht einmal genug Zeit, um überrascht nach Luft zu schnappen, als alle GF sich auf Kommando zu Gilgamesh umwandten und ihm die Arme entgegenstreckten (sofern sie welche hatten). Gleichzeitig flossen aus den Händen (oder Mündern) von Shiva, Ifrit, Quetzacotl, den Brothers, Leviathan, Pandemona, Doomtrain und aus weiter Ferne auch von Alexander Energiestrahlen in allen Farben des Regenbogens auf Cifers Klinge zu. Als nächstes blickten Diabolos, Cerberus, Kaktor, Carbuncle, Siren, Bahamut, Eden und Tombery zu der von Farben schimmernden Klinge empor und 8 weitere Lichtgarben aus reiner Energie vereinigte sich mit Cifers Schwert, welches nun weiß zu glühen begann.
    „Ich fass es nicht“, ächzte Irvine und schloss die Augen. „Dagegen sieht Squalls „Löwenherz“ echt alt aus.“
    „Wie mächtig diese Waffe wohl jetzt ist?“, fragte Quistis, während sie die Hand vor Augen hielt. „Ob Cifer wohl stolz gewesen wäre, dass ausgerechnet seine Gunblade hierzu verwendet wird?“
    Das Gleißen war gerade dabei, unerträglich zu werden, da alle GF den Energiefluss aufrecht erhielten, als Boko und Phönix im selben Moment ein hohes Kreischen ausstießen. Phönix’ „Flamme des Lebens“ brannte kurz um die Klinge, die daraufhin durchsichtig wie Glas wurde, ähnlich wie Squalls Waffe. Dann glühte es noch einen Moment hellrot auf, als Bokos „Choco-Feuer“ die Neuschmiedung der Waffe vollendete. Als Gilgamesh die Klinge nach einigen Sekunden wieder senkte, glühte sie in einem sanften, nicht unangenehmen Orangeton.
    „Und jetzt“, erklang seine durchdringende Stimme in diesem Moment der Stille, „kämpfe!“
    Im selben Augenblick stieß er sich ab, hob die Gunblade über den Kopf und ließ sie auf Condenos niederfahren. Dieser konnte sich gerade noch rechtzeitig fangen und riss den Arm hoch. Seine Haut, durchdrungen von der Macht Hunderter Zauber schaffte es, dem zerstörerischen Hieb standzuhalten und Gilgamesh musste wieder zurückweichen. Dann griff Condenos’ wütend an und warf einen Ball aus reiner Hitze, den sein Gegner jedoch mit der glänzenden Klinge abblockte und in den Himmel lenkte. Bahamut, der dadurch fast getroffen wurde, fauchte kurz, aber der Kampf ging schon weiter.
    „Ich werde blass“, murmelte Selphie. „Was machen wir eigentlich noch hier? Die beiden sind 100 x stärker als wir drei zusammen.“
    „Ihr solltet besser gehen“, wisperte Doomtrain mit mechanischer Stimme. „Dies ist unsere Sache, nicht eure. Geht, und bringt eure Freunde in Sicherheit. Wenn dieser Kampf endet, wird so oder so diese Insel auseinanderbrechen.“
    „Und das sagt ihr uns schon jetzt?“, fragte Irvine zynisch und wandte sich um. „Los, wir gehen, Mädels!“

  7. #47
    „Und woooomit?“, fragte Selphie schnippisch. „Wenn Squall und Rinoa bewusstlos sind, wie sollen wir sie dann über die Strickleiter bringen? Aaaaaußerdem hat sich die Insel während unseres Kampfes von Balamb entfernt, wenn du das nicht bemerkt hast!“
    „Tja, äh...“
    „Euer Freund, der Faustkämpfer, ist bereits mit eurem Raumschiff auf dem Weg hierher“, fiel Kaktor ein und deutete mit seinem riesigen Arm auf einen kleinen Punkt, der von Balamb abhob und schnell näher kam. „Beeilt euch, ihr müsst von hier weg! Halt, du nicht“, sagte er, als Quistis den Raum verlassen wollte. „Du musst uns ein letztes Mal helfen.“
    „Ich?“, fragte Quistis ungläubig. „Wobei soll ICH denn helfen? Gilgamesh wird Condenos doch besiegen, oder?“
    „Das ist nicht sicher“, erwiderte Quetzacotl, der unruhig in der Luft flatterte. „Condenos’ Kraft und Konstitution sind aufgrund seiner verbotenen Kopplung enorm gestiegen. Niemand weiß, wie stark er wirklich ist, wahrscheinlich er auch nicht. Aber es wäre möglich, dass er noch immer stärker ist als unser neuer Bruder, auch wenn dieser all unsere Kraft besitzt.“
    „Aber was kann ich dann schon machen?“, rief Quistis verzweifelt. Was erwarteten die GF eigentlich von ihr? „Ich kann doch noch nicht einmal die KI-Fusion. Wie kann ich da gegen dieses Monster helfen?“
    „Du bist aber dennoch etwas Besonderes“, fiel Ifrit in das Gespräch ein. Es schien bei den GF eine lästige Angewohnheit zu sein, dass immer eine andere antwortete! „Auch wenn du die KI-Fusion nicht beherrschst, besitzt du eine ungewöhnliche Kraft. Du hast es nicht bemerkt, als du sie erlangtest, weil du ohnmächtig warst, aber wir wussten es. Du musst damit die Säule zerstören, die der Kern dieser Insel ist.“ Er deutete mit seiner Pranke auf die Lichtsäule, die nun enorm schnell pulsierte. „Condenos ist mit ihr verbunden, denn in ihr befinden sich die Zauber der Welt. Du musst sie zerstören, um den Sieg zu garantieren!“
    Hilflos blickte Quistis zu den Kämpfenden. Condenos versuchte gerade, Gilgamesh die Füße wegzufegen, aber dieser sprang hoch und stach mit dem Schwert nach der verstoßenen GF, sodass diese zurückwich. Ihr fiel auf, dass Condenos nun schon aus einigen kleinen Schnitten blutete... aber Gilgamesh atmete bereits schwer. Und schon griff Condenos wieder brüllend an und versetzte der Waffe einen Hieb, sodass Gilgamesh wieder zurückweichen musste, damit sie ihm nicht aus der Hand geprellt wurde.
    „Setze die Kraft ein“, drängte Ifrit sie. Er schien langsam nervös zu werden. „Du musst dein stärkstes Limit anwenden und die Säule zerstören!“
    „Mein Limit?“, fragte Quistis verwundert. „Aber mein stärkstes Limit ist Schock-Pulsor... Grievers Angriff. Glaubt ihr wirklich, dass er reicht?“
    „Du besitzt noch ein stärkeres Limit“, entgegnete Diabolos. Er klang sehr angespannt. „Benutze es! Rette diese Welt!“
    Einen Moment lang zögerte Quistis noch, dann konzentrierte sie sich. Der Angriff von Condenos hatte sie vielleicht schwer genug verletzt, möglicherweise... ja, ihre Spezialtechnik war erreicht! Hastig durchforstete sie ihr Gehirn nach einem „Blauen Zauber“, der noch stärker war als der „Schock-Pulsor“, aber sie fand keinen. Hatten die GF sie etwa...? Nein, fast unsichtbar schlummerte eine Kraft, die sie noch niemals gesehen hatte, in ihr! Aber woher? Zaghaft berührte die junge Frau sie mit ihrem Geist.
    Und das Bild eines weißen Wesens tauchte vor ihr auf. Eines Wesens, dass ihr einmal gegen ihren schlimmsten Feind geholfen hatte... ihren Vater, Feyjar Trepe. Es war das Bildnis der GF Seraphim, die der Mond hervorgebracht hatte und die sie gegen ihren Vater eingesetzt hatte. Aber das Amulett, mit dem sie Seraphim beschworen hatte, war verschwunden... dennoch war diese neue Technik aber unzweifelhaft der „Zorn Gottes“ von Seraphim!
    „Schnell, Mensch!“, rief nun Minotaurus, der Kleinere der Brothers. Zum allerersten Mal glaubte Quistis aus einer GF-Stimme Panik herauszuhören. „Beeil dich oder wir alle sind verloren! Gilgamesh verliert!“
    Tatsächlich. Die außerirdische GF blockte nur noch mühsam die schnellen Schläge von Condenos ab, der sich nicht mehr darum scherte, dass er dadurch auch selbst getroffen wurde. Gilgamesh zog einen Fuß nach und verschaffte sich momentan mit einem verzweifelten Aufwärtshieb Luft, aber lange hielt er das nicht mehr durch. Condenos wich etwas zurück, um mit größerer Wucht angreifen zu können. Seine Augen waren blutrot.
    Quistis hob die Peitsche und drehte sich zur Lichtsäule um. „Zorn Gottes!“, rief sie mit durchdringender Stimme und wartete gespannt. Das Ergebnis übertraf all ihre Erwartungen. Ihr Körper schien federleicht zu werden, so wie Rinoa, wenn ihre Hexenflügel wuchsen. Die Waffe, die ihr vorher so schwer vorgekommen war, lag nun leicht in ihrer Hand und glühte weiß wie damals Seraphims Schwert. Ohne zu zögern riss sie die Waffe hoch, sodass ihr Licht auch von Condenos bemerkt wurde. Die GF riss erschrocken die Augen auf, die sich auf einmal gelb verfärbten und wollte etwas schreien, kam aber nicht mehr dazu. Die „Königinnenwache“ fuhr hernieder, traf das Kristallglas der Lichtsäule und ließ es splittern. Und die Zauber der Welt ergossen sich über Quistis. Sie schloss die Augen und hob die Hände in dem Versuch, diese Macht fernzuhalten, als sie plötzlich gepackt und nach oben gerissen wurde.
    „Na, kleiner Mensch“, hörte sie eine mächtige, aber belustigte Stimme über sich. „Wie fühlt man sich als Guardian Force?“
    „Odin?“, fragte sie mit schwacher Stimme. Das Schauspiel unten war unglaublich. Gleißende, in allen Farben schimmernde Lichtkugeln schossen zu Dutzenden aus dem Riss, den sie geschaffen hatte und flogen in alle Welt davon. Condenos verfolgte dieses Schauspiel mit ungläubigen Augen, bis Gilgamesh aufstand und ruhig auf ihn zuging. Quistis wandte sich ab, um es nicht sehen zu müssen, aber der kurze Todesschrei der ihrer Kraft beraubten GF sagte ihr alles, was sie wissen musste. Odin hob sie hoch und setzte sie hinter sich aufs Pferd.
    „Ist es... jetzt vorbei?“, fragte sie zaghaft.
    „Ja“, verkündete die legendäre GF. „Ihr Menschen habt uns diesen Sieg möglich gemacht. Ich hätte das niemals für möglich gehalten... aber wir stehen in eurer Schuld.“ Er trat dem Pferd in die Seite, welches in der Luft auf Balamb zu galoppieren begann.
    „Und die anderen?“
    „Euer Freund Xell hat sie mit eurem Schiff abgeholt“, versicherte Odin. „Sie sind zusammen mit dem Ritter und der Hexe noch davongekommen. Sie erwarten uns auf Balamb.“
    „Werden... werden die Monster jetzt ihre Angriffe einstellen, jetzt, wo die Magie wieder da ist?“, wollte Quistis noch wissen.
    „Das werden sie“, bestätigte Odin. „Die Monster spüren besser als jeder Mensch die Magie des Planeten. Sie werden in Panik wieder aus euren Städten flüchten, sei unbesorgt. Und nun ruh dich aus, kleine Kriegerin. Ich bringe dich zu deinen Freunden.“
    „Danke“, flüsterte Quistis noch, dann schlief sie, hundert Meter über dem Meer auf einem galoppierenden Pferd ein. Nur Odins schnelle Reaktion rettete sie vor dem Hinunterfallen, aber das merkte sie schon nicht mehr.

    Als Squall wieder aufwachte, wurde seine unausgesprochene Frage, ob er tot war, sofort beantwortet: Jemand, der so Kopfweh hatte wie er, konnte nicht tot sein. Er hob die Hand an den Kopf und stöhnte leise. Er erinnerte sich nur langsam an die Dinge, die geschehen waren. Cifer hatte ihn und Rinoa beinahe getötet... dann hatten sie eine KI-Fusion zustande gebracht... Cifer war tot... war er das? Schließlich hatte er nicht mehr nachsehen können, weil er zusammengebrochen war... und dann hatte er im Halbschlaf ein mächtiges Feuerwerk gesehen, so als ob ein Dutzend Feuerwerke wie damals beim Ball gleichzeitig gezündet worden wären...
    „He, Leute, ich glaube, er ist endlich aufgewacht“, dröhnte eine vertraute Stimme vor ihm und brachte seinen Schädel zum Schwingen. Protestierend knurrte er und setzte sich auf. Offenbar teilte sein Körper die Auffassung seines Kopfes: Er schmerzte ebenso leidenschaftlich.
    „Ihr solltet euch was schämen“, fuhr Rinoas Stimme die anderen, wer immer sie auch waren, an. Gegen seinen Willen musste er grinsen. „Erst lasst ihr uns halb sterben und jetzt, wo er endlich aufgewacht ist, rückt ihr noch nicht mal ein Elixier raus! Alles muss man selber machen...“
    „Wiiiiir wollten doch nur wissen, ob er dir noch was bedeutet“, beschwichtigte Selphie, während die heilende Wirkung des Elixiers seine Schmerzen heilte. „Immerhin haaaast du ihn, seit du aufgewacht bist, kaum eines Blickes gewürdigt.“
    „Stimmt nicht“, verteidigte sich Rinoa, kniete neben Squall nieder und presste seinen Kopf an sich. Er riss überrumpelt die Augen auf. „Ich wollte nur, dass er ausschlafen kann. Ihr hättet ihn sehen sollen, als er gegen Cifer gekämpft hat. Es war...“
    „Das war aber gar nichts gegen uns beide, nicht wahr, Sephie? Wir haben Fu-jin und Rai-jin“
    „Ihr habt aber Quistis nicht gesehen. Ich dachte, ich spinne, als sie auf einmal wie ein Engel geglüht hat und...“
    „Lass das, Xell. Ich wusste doch selbst nicht, das ich so was kann. Du machst mich noch ganz verlegen...“
    „Schluss! Aus! Man versteht ja kein Wort hier!“, rief Squall so laut er konnte und befreite sich zugleich sanft aus Rinoas Händen. Langsam, um nur ja nicht zu straucheln, stand er auf und sah sich das erste Mal seit seinem Erwachen um. Sie befanden sich auf Balamb, das war klar. Den Strand in der Nähe der kleinen Stadt würde er immer erkennen. Neben seinen Freunden hatten sich auch Odin und Gilgamesh eingefunden, von den anderen GF war allerdings nichts zu sehen. Squall runzelte die Stirn, als er sah, dass Odin selbst jetzt nicht vom Pferd stieg, und öffnete den Mund, aber die GF kam ihm zuvor.
    „Nun, kleiner Mensch“, dröhnte er und bugsierte sein Pferd etwas nach vorn. Squall kam sich auf einmal ziemlich klein vor. „Bist du wieder unter den Lebenden?“
    Squall warf einen kurzen Blick hinaus aufs Meer, aber von der Forschungsinsel war nichts mehr zu sehen. „Ist es... vorbei?“, fragte er vorsichtig. „Habt ihr Condenos besiegt?“
    „Wir haben sehr wenig dazu beigetragen“, gestand Odin und ritt etwas zur Seite. „Diejenigen, denen wir den Sieg über Condenos verdanken, sind die Kämpferin Quistis“, proklamierte er und deutete auf die junge Frau, die verlegen den Kopf senkte, „und unser neuer Verwandter, die GF Gilgamesh.“
    Der Angesprochene neigte kurz den Kopf. Jetzt erst fiel Squall auf, dass der rotgekleidete Mann eine neue Waffe trug. Es war eine Gunblade, das war eindeutig, aber eine solche hatte er noch nie gesehen. Sie pulsierte am Rand orangefarben und in der Mitte goldgelb und schien eine ungeheure Durchschlagskraft zu haben. Schon vom Ansehen wurde Squall etwas unwohl. Und doch schien sie ihm irgendwie vertraut, so wie...
    Er riss alarmiert die Augen auf, im selben Moment, in dem Rinoa sich an seinen Arm hängte und nickte. „Ja, es ist Cifers Gunblade“, bestätigte sie seine Vermutung. „Ich hab auch noch nicht so recht kapiert, was damit passiert ist, sie wollten nämlich mit den Erklärungen warten, bis du aufgewacht bist. Du bist ein ganz schöner Langschläfer.“ Sie grinste ihn an.
    Squall sah sie einen Moment lang an, dann zuckte er mit den Schultern und meinte: „... lass mich doch.“ Nachdem sich daraufhin der allgemeine Heiterkeitsausbruch gelegt hatte, deutete Squall auf Irvine. „Irvine Kinneas, ich möchte einen Bericht darüber hören, was ihr auf der Forschungsinsel getan habt.“
    „Das würde mich auch interessieren“, meinte Xell, der neben dem Scharfschützen stand. „Aus dir war ja nichts rauszukriegen. Los jetzt, er ist wach, also erzähl.“
    Irvine gab in Kurzform wieder, was passiert war, immer wieder unterbrochen von Selphie, die unbedingt ihre Version der Geschichte beitragen wollte. Als der Part kam, in dem der Kampf zwischen Gilgamesh und Condenos begann, erzählte Quistis weiter. Sie sagte nicht sehr viel, da es ihr etwas peinlich war, über derartige Kraft zu verfügen. Danach berichtete Xell noch darüber, was er und Odin in Balamb geleistet hatten, etwas enttäuscht darüber, welche Abenteuer die anderen bestanden hatten.
    „Niiiiimm’s nicht so tragisch, Xell“, tröstete ihn Selphie, die sein langes Gesicht gesehen hatte. „Immerhin hast du doch Balamb retten können, ooooder? Jetzt bist du auch ein Anführer, wiiiiiie dein Großvater.“
    Xell wurde etwas rot und fasste sich am Hinterkopf. Stimmt, wenn man es so betrachtete... „Danke, Selphie“, sagte er erfreut und strahlte sie an. „Du hast Recht. Also hat sich mein Ausflug nach Balamb doch gelohnt.“
    Und schließlich war es an Squall zu erzählen, wie er und Rinoa Cifer besiegt hatten. Er schloss die Augen und erzählte kurz, wie Cifer Rinoa die Chance gegeben hatte auszusteigen. Dann kam sein Angriff und kurz darauf die KI-Fusion, welche sein Schicksal besiegelte. Die Geschichte endete damit, dass Gilgamesh mit einem Kopfnicken bestätigte, dass er Cifers Gunblade nach diesem letzten Kampf an sich genommen hatte.
    „Darf Gilgamesh jetzt für immer hier bleiben?“, fragte Squall. Ihm entging nicht, dass Gilgameshs Augen bei dieser Frage leuchteten.
    Odin nickte. „Ja, denn er hat ein viertes Schwert gefunden, das Schwert eines wahren Kriegers. Und mit seinem Kampf gegen Condenos hat er sich die Achtung unserer Herrin Hyne erworben. Er wird hier für immer eine Heimat haben.“ Dann wandte sich die legendäre GF zu ihrem neuen Verwandten um. „Gilgamesh, die Herrin sagte mir, dass sie dich nach dem Kampf zu sehen wünscht. Du weißt, wo du sie findest.“ Der rotgekleidete Mann neigte den Kopf und verschwand von einem Augenblick auf den anderen.
    „Daran werde ich mich nie gewöhnen“, prophezeite Quistis. Dann runzelte sie die Stirn. „Odin, wann hat die Göttin Hyne mit dir gesprochen? Seit du mich gerettet hast, hast du nie so ausgesehen, als ob jemand mit dir spräche.“
    Man sollte es nicht für möglich haben, aber Odins Gesichtsausdruck war nur noch als verschmitzt zu bezeichnen. „Das geschah tatsächlich schon, nachdem mich die junge Hexe und ihr Ritter wiederbelebt haben“, gestand er. „Sie bat mich, Gilgamesh zu ihr zu bringen, damit sie mit ihm reden konnte. Ich glaube, sie wollte ihm... Asyl anbieten würdet ihr es wohl nennen, weil sie dachte, es wäre das Beste für ihn.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber mir war klar, dass er so etwas nicht annehmen würde. Er musste dieser Welt einen Dienst erweisen, damit er sich selbst das Recht einräumte, hier bleiben zu können. Deshalb ließ ich ihn kämpfen.“

  8. #48
    „Und ich dachte schon, du wolltest nur mal so zum Spaß sämtliche Monster Balambs ausrotten“, verkündete Xell. Auf die fragenden Blicke der anderen antwortete er: „Was glaubt ihr denn, warum hier kein einziges herumstreunt? Weil Odin und ich Jagd auf sie gemacht haben!“ Er schüttelte den Kopf und sah die GF scheel an. „Manchmal haben mir die Biester fast Leid getan, ehrlich. Du hast das genossen, oder?“
    „Ich erfüllte nur meine Pflicht“, behauptete Odin in unschuldigem Tonfall.
    „Du hast also Gilgamesh kämpfen lassen, weil er besessen davon war zu beweisen, dass er selbst zurechtkommt?“, erkundigte sich Rinoa und sah Squall grinsend an. „Kennen wir so jemanden nicht, Squall?“
    „Und kennen wir nicht ebenso jemanden, der immer glaubt zu wissen, was das Beste für mich ist?“, entgegnete dieser und sah sie herausfordernd lächelnd an. Seine Freundin zog einen Schmollmund, fing dann aber wieder an zu grinsen und belohnte ihn mit einem Kuss auf die Wange. „Hoffentlich bist du nach unserer Hochzeit auch noch so unterhaltsam“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Du entwickelst ja richtigen Sinn für Humor.“
    Squall zog eine Grimasse. „Galgenhumor würde ich sagen. Das ist nur meine Art, um meine Angst vor der Ehe zu verbergen.“
    „Angst?“ Rinoa sah ihn gespielt überrascht an. „Die werde ich dir gleich nehmen.“ Sie fasste mit der Hand seinen Hinterkopf, zog ihn zu sich herunter und legte ihre Lippen auf die seinen.
    „Ähem“, räusperte sich Irvine und sah demonstrativ von den beiden weg. „Odin, wo sind eigentlich deine Geschwister? Wir können sie nicht spüren, also müssen sie noch hier irgendwo in der Welt sein.“
    „Das ist richtig.“ Odin wurde ernst. „Sie haben die Forschungsinsel an ihren ursprünglichen Platz im Meer gebracht. Dort werden sie dieses verfluchte Eiland mitsamt den Gefallenen versenken. Es müsste eigentlich jeden Augenblick soweit sein... ah ja“, meinte er, als mehrere Lichtstrahlen über Balamb hinwegflogen und am Horizont verschwanden. „Alexander hat diese Aufgabe übernommen.“
    Sieben Augenpaare sahen gespannt zum Horizont, bis von einem Augenblick auf den anderen eine Säule aus Rauch und Licht Hunderte Meter hoch in den Himmel stieg. Im selben Augenblick fühlten sie die vertrauten Kopplungen ihrer GF wieder. Die letzte Aufgabe war nun vollendet. Die Geräte der Insel waren zerstört, Condenos war tot, und mit ihm auch…
    „Ich glaube, Cifer hätte diese Art von Begräbnis gefallen“, sprach Xell aus, was alle dachten. „Richtig pompös und heroisch.“
    „Ich dachte, du magst ihn nicht“, wunderte sich Quistis. „Wieso willst du das wissen?“
    Xell zog eine Schnute. „Klar mag... mochte ich ihn nicht“, antwortete er abfällig. „Aber ich glaube, ich weiß ganz gut, wie er gedacht hat und dieses überall sichtbare Karacho hätte ihm gefallen. Das heißt nicht, dass ich ihm gern auf Squalls und Rinoas Hochzeit begegnet wäre.“
    „Ach ja, die Hooooochzeit“, schaltete sich Selphie geschäftig wieder ein. „Sag mal Odin, hättet du und ein paar von deinen Verwandten nicht Zeit, auch dort zu erscheinen?“
    Der GF blieb der Mund offen stehen bei dieser Bitte.
    „Genau“, mischte sich Irvine grinsend ein und legte einen Arm auf Selphies Schulter. „Gute Idee. Ihr könntet euch ums Feuerwerk kümmern, dann müsste Laguna nicht so viel dafür zahlen. Du und Diabolos, ihr könntet doch auch die Türsteher vor der Kirche machen, dann kommt garantiert kein Unbefugter rein. Und Shiva und Siren machen die Brautjungfern!“
    „Kooooommt ja gar nicht in Frage!“, rief Selphie energisch. „Da läuft’s Rinoa doch die ganze Zeit kalt den Rücken runter! Außerdem sind selbstverständlich Quistis und ich Rinoas Brautjungfern!“
    „Ich?“, fragte Quistis fast erschrocken. „Seit wann denn das?“
    „Hat dir Mama das nicht gesagt?“, fragte Xell verwundert. „Ich bin mir sicher, dass ich sie gebeten habe, es dir auszurichten. Hast du etwa was dagegen?“
    „Nein, nein...“ Natürlich hatte Edea es ihr noch nicht ausgerichtet. Sie war ja noch nicht einmal soweit gewesen, überhaupt zur Feier zu erscheinen. Quistis setzte ein Lächeln auf. „Es wäre eine große Ehre... nein, vielmehr eine Freude.“
    „Eben“, pflichtete Irvine bei. „Betrachtet es doch einfach als Einführung von Gilgamesh in diese Welt“, wandte er sich an Odin. „Wenn ihr erst mal Esthar von innen gesehen habt, wird euch garantiert kein Kampf hektisch, glaub mir. Ihr könntet doch auch Hyne mitbringen, wenn ihr schon dabei seid. Ein bisschen Prominenz kann nicht schaden.“
    „Machst du dich über mich lustig, Mensch?“, knurrte Odin, der endlich seine Sprache wiedergefunden hatte.
    „Ganz und gaaaaar nicht“, schaltete sich Selphie wieder ein. Sie sah ihm fest in die Augen. „Bist du Squall und Rinoa nicht etwas schuldig, weil sie dich wiedererweckt haben?“
    Odin sah hilflos zu den beiden hin, die allerdings noch immer aufs Meer hinausstarrten. Was die anderen hinter ihnen besprachen, kümmerte sie nicht. Dann sah er hoffnungsvoll zu Quistis hin, die aber den Kopf schüttelte.
    „Tut mir Leid“, meinte sie lächelnd. „Aber ich fürchte, du musst wirklich kommen. Nimm’s nicht so schwer, du hast doch vorhin zu mir gesagt, ALLE GF stünden in unserer Schuld, oder? Dann müssen auch alle kommen.“
    „Stimmt, das haben Pandemona und Shiva auch gesagt“, pflichtete Xell bei. „Ich fürchte wirklich, ihr habt gar keine andere Wahl, als zu kommen.“
    „Aber...“
    „Sind sie nicht süß, Squall?“, fragte Rinoa leise. Sie hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt und ihre Hände umschlossen seinen Körper. Sein Arm lag über ihrer Schulter und drückte sie sanft an ihn, während sein Kopf auf ihren weichen Haaren gebettet lag. „Für uns legen sie sich sogar mit der Göttin Hyne an!“
    „Hoffentlich nicht“, meinte Squall amüsiert. „Ich glaube, wir brauchen sie und die GF noch. Ich bete nur, dass Selphie nicht auch noch verlangt, dass sie Abendkleidung tragen müssen.“
    „Das dürfte bei einigen von ihnen schwierig werden“, stimmte Rinoa kichernd zu, während sie sich Kaktor und Diabolos im Frack vorstellte. Dann schwiegen beide eine Weile und lauschten der Diskussion der anderen.
    „Squall“, bracht Rinoa schließlich das Schweigen. „Wolltest du wirklich, dass ich dich vorhin im Kampf verlasse und Hilfe hole?“
    „Nein, nicht wirklich“, gab Squall zu und drückte sie fester an sich. „Und du, hast du nicht einen Moment daran gedacht, Cifers Angebot anzunehmen?“
    „Nicht wirklich. Unsere Eltern wären entsetzt über diesen Leichtsinn, oder?“
    „Das kümmert mich wenig.“ Squall fasste sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. Er sah wieder sehr ernst aus. „Ich würde dich auch dann heiraten, wenn die gesamte Welt dagegen wäre. Ich liebe dich, Rinoa.“
    „Ich dich auch, mein unerschrockener Ritter.“ Sie trat an ihn heran und legte ihre Arme um seinen Hals, während sie die seinen wieder zu ihm zogen. Sie fühlte, wie sein Herz pochte, wie auch ihres höher schlug, wenn sie so nahe bei ihm war. Ihre Lippen berührten sich sanft, während die Staubwolke, welche einmal die Forschungsinsel gewesen war, auf der sie beinahe auseinandergerissen worden wären, weggeweht wurde.
    Hinter ihnen begann jemand zu fluchen. „Ist denn das die Möglichkeit?“, ereiferte sich Xell. „Hängen die schon wieder aneinander! Irgendwann erstickt ihr noch!“
    „Ach, Xell, du bist doch bloß eifersüchtig!“
    „Eifersüchtig? Ich?“
    „Du musst doch nicht gleich rot werden...“
    Rinoa und Squall ließen sich von der neuerlichen Diskussion nicht stören. Erst einige Minuten später hob die Ragnarok von Balamb ab und nahm Kurs auf Esthar, wo ein wohlbekanntes Paar schon dringend zu seiner Hochzeit erwartet wurde. Niemand an Bord hatte vor, dieses Ereignis noch länger warten zu lassen.

  9. #49
    Mithrandir: The End

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