cotillion: jetzt muss ich dir schon wieder ein Lob für ein super Kapitel schreiben.Und ich finds toll das die Geschichte noch länger wird.
mfg
cotillion.
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"All we have to decide is what to do with the time that is given to us ..."
Kapitel 5
„Sag mal, Cifer“, flüsterte Rai-jin ihm zu. „Willst du mal wirklich die Menschen opfern, um die SEEDs zu besiegen?“
Cifer sah ihn kalt an. „Was würdest du tun, wenn ich ja sagen würde?“, fragte er. Als Rai-jin zusammenzuckte, lachte er leise. Seine Gesichtsmuskeln entspannten sich. „Ruhig, Rai-jin, ruhig. Ich hab nicht vor, das Spielchen dieser GF bis zum Ende durchzuziehen.“
„Betrug?“ Selbst dieses negative Wort klang hoffnungsvoll aus Fu-jins Mund. Auch ihr war die Erleichterung anzusehen, und das war äußerst selten der Fall.
„Was soll es mir bringen, wenn ich Squall besiege und es nachher niemandem sagen kann?“ Cifer grinste. „Darauf hättet ihr ruhig selbst kommen können?“ Er blickte rasch zu Condenos hin, aber die abtrünnige GF war noch immer mit dem Drawen der Zauber des Kontinents beschäftigt.
Er und die beiden anderen hatten sich das Spektakel ein paar Minuten angesehen, aber der Centra- Kontinent war dermaßen zerstört, dass nur alle halben Minuten eine einzige Zauber-Kugel zur Insel flog und mit der Säule verschmolz, die jedes Mal hell aufstrahlte. Wenn etwas so im Schneckentempo dahinging, wurde es schnell langweilig, darum hatten sie sich wieder ins Innere der Insel zurückgezogen.
„Vorhaben?“, wollte Fu-jin wissen. Man musste schon Jahre mit ihr zusammengewesen sein, wenn man aus ihren kargen Vorgaben etwas Verständliches herauslesen wollte.
Der blonde Junge zuckte mit den Schultern. „Was wohl? Wir werden warten, bis Squall hier irgendwann eintrudelt... denn das wird er, darauf könnt ihr euch gefasst machen. Dann werden wir ihn und die anderen SEEDs besiegen... und zum Schluss machen wir diese GF dort fertig. Dann haben wir’s endlich jedem gezeigt, dass die SEEDs nicht unschlagbar sind.“
„Puuuh. Ich bin mal echt froh, Cifer, dass du die Menschen nicht opfern willst. Denn bei wem sollten wir sonst unser restliches Geld ausgeben?“
Einen Moment sah Cifer den stämmigen Jungen verdutzt an, bis er das Glitzern in dessen Augen sah. Dann begannen beide wie auf Kommando schallend zu lachen. Fu-jin zog es vor, mit den Augen zu rollen, aber als sie den Kopf wegdrehte, verzog sich auch ihr Mund zu einem Lächeln. Sie kicherten noch eine ganze Weile, bis sie dann wieder still wurden und jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Plötzlich hörten sie ein Sirren in der Luft, wie sonst auch, wenn ein neuer Zauber reinschneite. Aber diesmal war es wie die Flügelschläge einer Armee von Vögeln: beim Einzelnen kaum wahrzunehmen, aber in der Masse unüberhörbar.
„Was?“, verlangte Fu-jin zu wissen und sah scharf zum Eingang hin.
„Wahrscheinlich haben sich ein paar Zauber unterwegs getroffen und haben beschlossen, gemeinsam hierher zu fliegen“, scherzte Cifer, aber auch er lächelte nicht. Das war beileibe nicht die normale Anzahl von Zaubern, die sich in einem Lebewesen befand.
„Sollen wir mal nachsehen?“, fragte Rai-jin, der den Kampfstab fest gepackt hielt. Als ob das etwas gegen derartig geballte Magie helfen würde!
„Kannst du’s mit derart vielen Geschossen gleichzeitig aufnehmen?“, fragte Cifer. „Ich glaube nicht. Also bleib lieber da. Wir haben schließlich keinen Erzengel-Spruch da, mit dem wir dich wieder aufwecken können, und die Phönix-Federn werden auch schon kna...“
Bevor er das Wort vollenden konnte, fegte ein wahrer Sturm von Lichtkugeln durch den schmalen Eingang und blendete sie. Allerdings bei weitem nicht so sehr wie die Lichtsäule, die beim Kontakt mit den Zauberkugeln jedes Mal aufleuchtete und den ganzen Raum in strahlende Helligkeit tauchte. Fu-jin stieß eine Reihe von Flüchen aus, die Cifer erstaunten und Rai-jin knurrte wütend. Der Gunblade-Kämpfer selbst beobachtete durch die Handfläche vor Augen, wie Dutzende von unterschiedlichsten Magien auf die Lichtsäule trafen, in ganzen Hunderterpacks. Niemand besaß so viele Zauber auf einmal... ausgenommen die SEEDs!
Nach einer Minute Dauerbombardement hörte der Zustrom an Zauberformeln schließlich auf und die Helligkeit im Raum normalisierte sich wieder. Cifer nahm die Hand wieder von den Augen und zischte wütend.
„Was ist mal?“, fragte Rai-jin verwundert. „Was hast du?“
„Kapiert ihr nicht? Was glaubt ihr, wer eine solche Menge an Kopplungszaubern bei sich hat? Die paar Doppel-Hacker, die hier rumschwirren?“
„SEEDs?“, vermutete Fu-jin grimmig.
„Genau. Ich weiß nicht wie, aber Squall hat uns aufgespürt. Wir müssen jetzt sofort gegen ihn kämpfen.“ Cifer erhob sich und schwang die Gunblade. „Gar nicht schlecht. So ist unser verehrter Verbündeter noch nicht fertig mit seinem Teufelswerk.“
„Äh, Cifer? Ich glaube, das sind mal gar nicht die SEEDs.“
„Wer denn sonst?“
„Weißt du nicht mehr? Edea hat doch mal auf der Feier in Esthar verkündet, dass Quistis Trepe zu ihr ziehen wird. Glaubst du denn mal, die wäre ohne ihre Kopplungen gegangen?“
„Stimmt, daran hatte ich nicht gedacht“, gab Cifer zu. „Und für fünf Leute hätte die Menge an Zaubern nicht ausgereicht. Du hast wahrscheinlich Recht.“ Der Junge setzte sich wieder.
„Was jetzt?“, fragte Fu-jin, wobei sie eine unüblich hohe Zahl von Worten verwendete.
„Ich denke mal, ich werde unseren Gastgeber fragen, wie lange seine Lichtshow noch dauert.“ Cifer stand auf und ging zu Condenos hinüber, der inzwischen wieder ruhig atmete. Die Kanonade von Zaubern vorhin hatte ihn gewaltig angestrengt, das bewiesen die Schweißtropfen an seiner Stirn, aber jetzt schien er wieder alles unter Kontrolle zu haben.
„He, Meister“, wandte sich Cifer an ihn. Das Wesen öffnete die Augen und sah ihn an, nahm jedoch noch nicht die Hände von der Säule. „Dürfen wir mal erfahren, wie lange das noch dauert? Inzwischen müsstest du doch jeden Zauber dieses verdammten Kontinents abgesaugt haben, oder?“
„Nein“, knurrte das riesige Wesen. „Nicht ganz. Die Monster, die ich losgeschickt hatte, sollten eigentlich die Draw-Punkte des Kontinents leeren, aber bis jetzt kann ich die neuen Zauber nicht spüren. Dabei müssten sie die Punkte schon längst erreicht haben.“
„Wenn ich du wäre, würde ich nicht auf die Viecher warten“, empfahl Cifer. „Sind sie zufällig zum Waisenhaus geflogen? Das einzige intakte Gebäude auf dem ganzen Landstrich?“ Als die GF mit zusammengekniffenen Augen nickte, fuhr er fort: „Dann sind sie wahrscheinlich tot. Dort lebt eine von den SEEDs, von denen wir dir erzählt haben. Für die sind deine stärksten Monster nur Frühmorgensport, wenn überhaupt.“
„Auch, wenn ich ihr sämtliche Zauber gezogen habe?“ Condenos hob die Augenbrauen. „Dann müssen sie wirklich unglaublich stark sein.“
„Mit den GF sind die Monster auch ohne Zauber mal kein Problem“, meldete Rai-jin.
„Ah ja, meine verehrte Familie“, meinte Condenos nickend. „Nun, für uns sind die Monster natürlich kein Problem. Gut, dann sollten wir wohl verschwinden. Von welchen Teilen der Welt droht noch Gefahr? Außer dem Kontinent, von dem wir gerade gekommen sind und Centra?“
„Esthar“, entschied Fu-jin wie aus der Pistole geschossen.
„Der Erdhaufen, der in Sicht kommt, wenn du dieses Gebirge entlang fährst und die Kashukbaar-Wüste umrundest“, half Cifer weiter. „Angeblich sind in Esthar die letzten Überlebenden deines Infernos von früher gelandet.“
„Dann wird es mir eine größere Freude sein, mein Werk nun zu vollenden“, entgegnete die GF. „Wollt ihr euch des SEEDs hier annehmen oder besuchen wir Esthar?“
Cifer sah zu seinen Freunden hin. Die beiden zuckten mit den Schultern. „Nein, Quistis kommt später dran“, bestimmte er. „Sehen wir lieber zu, dass es keine Zauber mehr auf der Welt gibt, der die SEEDs stärker machen könnte, dann können sie kommen.“
„So soll es sein“, stimmte Condenos zu. „Dann auf nach Esthar. Ich bin gespannt, ob die alte Rasse etwas aus sich machen konnte.“
Langsam nahm die Forschungsinsel wieder Fahrt auf.
„Ist das waaaahr?“, staunte Selphie. „Irvie hat neben dir noch dreeeei weitere Freundinnen gehabt?“
Crys nickte. „Ja. Damals war ich so verliebt in ihn, dass ich ihn gewähren ließ. Wenn er heute auch noch mein Freund wäre, hätte ich ihn wohl schon längst zum Duell gefordert.“
„Ja, ja“, knurrte Irvine. Der Scharfschütze hatte bereits drei hochprozentige Cocktails intus, und sie waren erst seit zwanzig Minuten hier. „Gebt es mir ruhig. Immer weiter, ich bin es schließlich gewöhnt, dass meine besten Freunde über mich herziehen.“
„Ach, Irvie, du nimmst das viel zu eeeernst!“, verkündete Selphie aufmunternd. Ihre immerwährend gute Laune stand momentan in starkem Kontrast mit Irvines Weltuntergangsmiene. Dann runzelte sie geschauspielert die Stirn. „Es sei denn, du hast jetzt auch mehrere Freundinnen. Raaaaaus mit der Sprache! Was war denn gestern, als du mit Xelllll so lange in der Bibliothek warst?“
Das riss den Jungen aus dem Sessel. Xell nahm sich vor, diesen Tag rot im Kalender anzustreichen, weil Irvine tatsächlich verlegen aussah.
„Keine Sorge, Selphie“, beruhigte Xell sie. „Er war ganz brav. Hat nur einmal mit der zweiten Bibliothekarin geredet, als ich mit Reeval beschäftigt war.“
„Ach, tatsächlich?“ Selphie kniff die Augen zusammen. „Sollen wir jetzt gleich in die Bücherei gehen, Irvine Kinneas?“ Sie war tatsächlich im Begriff aufzustehen.
„Das war doch nur harmloses Getratsche“, versicherte Irvine mit resigniertem Blick. „Wir haben uns über Squalls und Rinoas Hochzeit unterhalten, weiter nichts.“
„Nuuuuun, ich werde bei Gelegenheit noch mal darauf zurückkommen.“ Selphies Kopf ruckte wieder zu Crys, die anscheinend großen Spaß hatte. „Also, wo waren wir?“
„Ich wollte gerade erzählen, was passierte, als ich Irvine einmal in flagranti mit einer anderen außerhalb des Gardens ertappt habe.“
„Grundgütiger“, murmelte Irvine, trank sein halbvolles Glas leer und hielt es dann Xell hin. „Hol mir noch einen.“
„Ich weiß nicht, Mann“, wehrte Xell ab. „Du siehst gar nicht gut aus, weißt du das?“
„Ich würde noch viel schlechter aussehen, wenn ich nicht alles, was heute schon über mich ans Licht gezerrt wurde, ertränkt hätte“, blaffte Irvine ihn an. „Hol mir noch einen!“
„Schön, ist ja deine Gesundheit. Aber mach nicht mich dafür verantwortlich, wenn du auf der Hochzeit noch immer nicht nüchtern bist.“
„War Irvine denn nicht ein einziges Mal treu?“, wunderte sich Niida, der bis jetzt still gelauscht hatte. „Warum hatte er dann so viele Freundinnen?“
„Das ist Teil meines umwerfenden Charmes“, verkündete Irvine. Offenbar zeigte der Alkohol langsam seine Wirkung, denn seine Augen glänzten bereits. „Die Mädchen haben sich damals förmlich um mich gerissen.“
„Uuuund wirkt dieser Charme auch jetzt noch?“, fragte Selphie zuckersüß.
Irvine sah durch den Alkoholschleier vor seinen Augen die Falle nicht kommen. „Natürlich!“
„Ahaaaaa!“
Erst jetzt kam dem Scharfschützen in den Sinn, was er grade gesagt hatte. „Nein, so war das nicht gemeint. Ich würde dich doch niemals...“
„Erzähl weiter, Crys!“, unterbrach ihn das braunhaarige Mädchen. Einen Augenblick lang sah Irvine sie noch flehend an, dann sank er wieder brummelnd zusammen.
„Ja, ich muss zugeben, ich hätte ihn wohl zur Rede stellen sollen“, gab Crys zu. „Aber stattdessen versuchte ich, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Aber ich war jünger als er, unerfahren, also langweilte er sich schnell und wandte sich der nächsten zu.“
„Uuuund du hast das einfach toleriert?“ Selphie war fassungslos.
„Du musst ihn wirklich sehr geliebt haben“, flüsterte Niida. Sein Ton war ziemlich bissig. Als Crys ihn erstaunt ansah, bemerkte sie, dass er Irvine böse Blicke zuwarf.
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Sie legte unter dem Tisch ihre Hand auf die des Garden-Steuermanns. Als er aufschreckte, lächelte sie ihn verschmitzt an. „Das ist lange her“, versicherte sie. „Wir sind trotz alldem Freunde geblieben, obwohl mir das oft genug schlaflose Nächte bereitet hat. Aber ich habe eingesehen, dass ich nicht die richtige für ihn bin.“
Niida erwiderte ihr Lächeln nervös. Selphie, die von dem stummen Gespräch der beiden nichts mitbekommen hatte, knuffte Irvine an. „Was bist du doch für ein heeeerzloser Klotz gewesen, Irvine“, schimpfte sie. „Unsere Mama müsste sich für dich schääääämen!“
„Unsere Mama wusste wahrscheinlich schon, was für ein gefühlloses Monster aus mir werden würde, als wir beide noch mit Rasseln spielten“, nuschelte der Scharfschütze tonlos. „Darum hat sie mich nach Galbadia geschickt, um mich von euch fernzuhalten. Danke.“
Xell setzte sich, als er den neuen Drink vor Irvine abgestellt hatte. Besorgt musterte er das gleichgültige Gesicht Irvines, das auf dem Plastiktisch lag. „Nun macht ihn doch nicht alle derartig nieder, Leute“, versuchte er ein gutes Wort einzulegen. „Glaubst du wirklich, er würde dich betrügen, Selphie?“
„Das versuuuuchen wir ja gerade herauszufinden“, erwiderte diese ungerührt. „Und wie du siehst, ist sein Lebenslauf ja nicht gerade fehlerfrei.“
„Lasst nur kein gutes Haar an mir“, lallte Irvine zynisch, nachdem er das Viertelglas beinahe in einem Zug geleert hatte. „Vergesst nur nicht, dass ich auch Rinoa bei unserer ersten Begegnung angemacht habe.“
„Hat er das tatsächlich?“, fragte Crys amüsiert.
„Oh ja“, versicherte Selphie, sichtlich froh über dieses neue Gesprächsthema. „Und zwar ganz offen vor uns allen. Und davor ist er über mich hergezogen, bis Squall ihn von mir weggeholt haaaaat!“ Irvines leises Stöhnen ignorierte sie völlig. „Und nachher hat er uns offen erklärt, dass er das alles nur tut, weil auf ihm die Veraaaaantwortung des einsamen Schützen läge!“
„Mit diesem Quatsch hast du auch einige im Galbadia-Garden eingewickelt, Irvine“, stellte Crys fest. „Hast du dir noch immer nichts Neues ausgedacht?“
„Was hassst du überhaupt für ein Recht, dich in meine Priw... Privatangelechenheiten zu mischen?“, fuhr Irvine sie kraftlos an und leerte das Glas. „Sind wir nun getrennt oder nicht?“
„Irvine, lass sie in Ruhe“, mischte Niida sich ein, ohne auf Xells warnende Blicke zu achten. Irvine war auch ohne Kopplungen einer der stärksten Menschen dieser Welt, und in seinem Zustand momentan daher mehr als gefährlich. „Du hast ihr schließlich das Herz gebrochen! Sie hat ein Recht, dir das zu sagen!“
„Ach, unser großer Held“, höhnte Irvine und schwenkte sein Glas. „Und weil ich sie mal enttäuscht habe, darf sie ungestraft mein Leben hier rue... ruinieren?“ Schwankend stand er auf. „Warum musssest du bloß auftauchen?“, fragte er düster, an seine ehemalige Freundin gewandt. „Alles war gut, bevor du hier reinscheschneit bist! Und jetzzz hassen mich alle...“
„Irvine, nimm das zurück!“, verlangte Niida und stand ebenfalls auf.
„Setz dich hin, du Idiot!“, zischte Xell ihm zu, während er nervös zu Irvine sah und die Muskeln spannte. Wenn das hier so weiterging... „Provozier ihn nicht!“
Niida ignorierte ihn. „Entschuldige dich bei Crys! Sie ist unser Gast und ich dulde nicht, dass du sie beleidigst!“
Auch Crys sah nun sehr angespannt aus. „Niida, ich glaube auch, dass du dich besser setzen solltest“, flüsterte sie, aber der Junge blieb stehen.
„Ach, unser Gast?“ Irvines schlechte Laune war auf dem Höhepunkt. „Seit wann hat ein Gast das Recht, den Gastgeber zu beleidigen? Ich sag dir mal was: Wenn sich der Gassst schlecht benimmt, dann darf der Gastgeber ihn rausschmeißen!“
Die nächsten Dinge geschahen innerhalb von Sekunden. Irvine machte einen drohenden Schritt auf Crys zu, die nun käsebleich war und Niida stellte sich ihm entgegen und packte den Scharfschützen an der Schulter. Der betrunkene Junge ließ seine ganze Wut in einem lauten Schrei heraus und schleuderte Niida mit so viel Kraft von sich, dass der Garden-Steuermann gegen den nächsten Tisch geschleudert wurde, wo gottseidank niemand saß. Dann, als er sich wieder Crys zuwenden wollte, krümmte er sich plötzlich, verdrehte die Augen und sackte zusammen.
„Ich sorg schon dafür, dass du dich nicht unglücklich machst, Mann“, meinte Xell und zog seine Faust aus Irvines Magengegend. „Du schläfst dich jetzt erst mal aus, und dann sehen wir, was wir dem Direktor erzählen.“ Dann funkelte er Niida an, der wieder heranwankte, immer noch mit einem kampflustigen Ausdruck in den Augen. „Und du“, fuhr er ihn an, sodass der braunhaarige Junge zusammenzuckte. „Was denkst du dir eigentlich dabei? Wenn Irvine noch etwas mehr Zeit und Alkohol intus gehabt hätte, hätte er dich vielleicht erschossen! Du hast überhaupt Glück gehabt, dass Selphie und ich da waren. Weißt du überhaupt, wie viel stärker Irvine ist als du?“
Niida war etwas zusammengeschrumpft unter Xells wütendem Wortschwall, aber ein trotziger Zug war noch immer auf seinem Gesicht. „Er hätte Crys nicht angreifen dürfen“, verteidigte er sein Handeln und deutete auf den Jungen, der stöhnend auf dem Boden lag. „Hätte ich ihn vielleicht gewähren lassen sollen, wenn er einen Gast des Gardens bedroht?“
„Nein“, gab Xell zu. „Aber das hättest du uns überlassen sollen. Wenn du das nächste Mal den Wunsch verspürst, jemanden zu verteidigen, dann tu mir einen Gefallen: Schalt deine Hormone vorher aus und dein Gehirn ein!“
Dann drehte sich der blonde Faustkämpfer zu Selphie und Crys um, die seine Rede mit Staunen verfolgt hatten. Derartig in Rage hatten sie den fröhlichen Jungen noch nie gesehen. „Und jetzt zu euch: Ich hab ja nichts dagegen, wenn Irvine mal ein bisschen zurechtgestutzt wird, mir geht er oft genug auf den Wecker. Aber dass ich ihn deinetwegen niederschlagen musste, verzeihe ich dir nie, Selphie!“
„Es tut mir Leid“, versicherte das Mädchen, dem die Tränen in den Augen standen. „Ich wollte doch nur...“
„Ich kann mir ziemlich genau vorstellen, was du wolltest“, entgegnete Xell. „Aber ihr habt ihn bis aufs Blut gereizt, und das, obwohl er schon ziemlich aggressiv war! So, ich bring ihn jetzt mal auf sein Zimmer und schließ ihn ein. Aber wir alle werden uns noch vor dem Direktor verantworten müssen, das kann ich euch versichern.“ Xell nahm Irvines Arm und legte ihn sich über die Schulter. Dann stemmte er den etwas größeren Jungen unter unfeinen Bemerkungen hoch und schleifte ihn Richtung Ausgang davon. Niida setzte sich wieder auf seinen Platz.
„Es tuuuut mir Leid“, wiederholte Sephie schluchzend. „Ich hätte wissen müssen, dass er so reagiert. Ich weiß, dass Irvine mir treu ist, aber ich wollte ihn ein wenig provozieren...“
„Das muss dir nicht Leid tun“, begehrte Niida wütend auf. „Wenn Irvine so wenig vertragen kann, dann hätte er nicht mitgehen sollen!“
„Nein, Niida“, wiedersprach Crys leise. „Irvine hat es verletzt, wie abfällig wir über ihn geredet haben. Er hat für Selphie alle anderen Mädchen aufgegeben, das weiß ich seit dem letzten Mal, an dem wir uns getroffen haben. Dass wir seine echten Gefühle so in den Schmutz ziehen, wie er glaubt, hat ihn ausrasten lassen, nicht deine Worte.“
Niida sah sie hilflos an. „Aber er hätte dich vielleicht angegriffen!“, sagte er. „Das konnte ich doch nicht zulassen!“
Jetzt lächelte ihn Crys an. Sie legte ihre Hände auf die seinen und antwortete sanft: „Das war sehr ritterlich von dir, Niida. Aber du hättest mir nicht geholfen, wenn Irvine dich im Vollrausch getötet hätte. Bitte, versprich mir, dass du das nicht wieder tust.“ Nun stahl sich eine verlegene Röte auf ihre Wangen. „Ich hab einen Mordsschreck bekommen, als Irvine dich weggeschleudert hat“, flüsterte sie.
„Ich... ich geh jetzt mal besser“, bemerkte Selphie, die sich gerade ihre Tränen von den Wangen wischte, dabei jedoch die beginnende Romanze zu beobachten versuchte. Sie war momentan zwischen Heulen und wissendem Lächeln. „Ich möchte bei Irvie sein, wenn er aufwacht. Ich muss mich bei ihm entschuldigen. Nein, Niida, sag nichts! Du hast ohnehin schon erreicht, was du woooolltest!“
Sie wartete nicht mehr ab, bis dem Jungen die Röte ins Gesicht gestiegen war, sondern hastete aus dem Lokal. Einige Augenblicke lang sagte keiner von beiden was, dann brach Crys das verlegene Schweigen.
„Sie sind trotzdem ein schönes Paar“, versicherte sie Niida. „Auch nach diesem Zwischenfall. Außerdem kriselt es in jeder Beziehung einmal.“
„Ich möchte jetzt ehrlich gesagt nicht über die beiden reden“, entgegnete Niida und sah sie aufmerksam an. „Hast du vorhin echt... um mich Angst gehabt?“
Crys brachte diese Antwort nicht heraus. Das Blut schoss ihr in die Ohren, als sie nickte. Sie kam sich vor wie eine Jungfrau, der gerade von Casanova erklärt wurde, woher die kleinen Babys wirklich kamen. „Ja“, murmelte sie beinahe unhörbar. Nun wurde Niida auch wieder rot.
„Scheint so, als hätten deine Kameraden aus Galbadia Erfolg gehabt, was?“, bemerkte er völlig verlegen. Verdammt, wieso fühlte er sich auf einmal wie ein Opernsänger auf der Bühne, dem gerade eingefallen war, dass er den falschen Text gelernt hatte? „Jetzt haben sie’s wirklich geschafft, dich zu verkuppeln.“
„Ja.“ Crys sah sich verstohlen um. Nein, zum Glück war keiner von ihren Kollegen da. Die Röte in ihrem Gesicht nahm ein bisschen ab, von blühende Rose auf Sonnenuntergang. „Scheint wirklich so. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, das nicht zuzulassen.“ Ihr Lächeln wirkte ein bisschen gequält. „Ich hab anscheinend immer Pech.“
„Wie kannst du das sagen?“, empörte sich Niida theatralisch. „Wo du doch an mich geraten bist, den Herausforderer wildgewordener Übermenschen?“
Diesmal wirkte ihr Lachen echt und befreiend. „Tja, da es nun einmal geschehen ist... möchtest du mich jetzt nicht auf ein Getränk einladen?“
Seine Lippen verzogen sich gequält. „Reicht es denn nicht, dass ich dich vor allem Übel beschützt habe?“, fragte er.
„Nein. Schließlich werde ich bald das blöde Gekicher meiner Kollegen überall hören... also möchte ich wenigstens, dass es sich lohnt.“
„Aufwachen, Quistis! Aufwachen, wir sind da!“
Nach einigen nicht ernst gemeinten Ohrfeigen kam Quistis wieder zu sich. Brummend versuchte sie die angreifende Hand von sich fernzuhalten, aber diese ließ nicht locker, bis sie die Augen wieder aufschlug.
„Na, hast du gut geschlafen, Liebes?“, fragte Edea. Quistis’ Kopf ruhte auf dem Schoß ihrer Mutter und das offenbar schon ziemlich lange. „War es denn so ein Schock?“
„Mama“, murmelte Quistis verlegen und setzte sich rasch auf. „Was sollen denn die Kinder von mir denken, wenn du mich behandelst wie ein Baby?“
„Kiros hat ihnen schon erklärt, was dich so umgehauen hat“, entgegnete Edea ungerührt. „Und außerdem bist du wie sie mein Kind, das ich großgezogen habe. Also ist das nichts Unanständiges.“
„Schon gut“, gab Quistis nach und sah sich nach den anderen um. Ward hatte das Hovercraft bei einem neuen Händler abgestellt, der diese Dinger offenbar mit großem Erfolg vermietete. Momentan waren er und Kiros gerade dabei, die Kinder daran zu hindern, sich sofort in das Leben der Großstadt zu stürzen. „Es war schön, ich gebe es ja zu... aber es ist ein wenig peinlich, Mama.“
„Schade“, meinte Edea schulterzuckend und stand auf. „Na schön, steigen wir aus. Laguna erwartet uns bereits. War es übrigens wirklich so schlimm?“
„Es war furchtbar“, bestätigte Quistis und schauderte. „Noch viel schlimmer als damals im Kampf gegen Griever. Der hat uns ja wenigstens nur einen Zauber vollständig gezogen, und das war schon unangenehm. Aber den gesamten Magievorrat auf einmal zu verlieren... dagegen war Griever sanft wie ein Lamm.“
„Vielleicht weiß Laguna ja mehr darüber“, tröstete Edea sie. „Kiros und Ward sind ja verdächtig verschwiegen.“
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Es dauerte diesmal etwas länger, um zur Residenz zu gelangen, da die Kinder natürlich alles bestaunen mussten, aber schließlich standen sie doch vor der imposanten Tür, hinter der sich der Präsident von Esthar verbarg.
„Seid auf jeden Fall höflich“, mahnte Quistis die Kinder. „Vor allem du, Aniery! Dass du Laguna ja nicht so anpflaumst wie Kiros und Ward vorhin!“
„Das macht doch nichts“, stellte Kiros trocken fest. „Laguna ist das gewöhnt. Immerhin ist er Präsident.“ Mit diesen Worten öffnete er die Tür. „He, Laguna“, rief er in den Raum. „Hier sind ein paar Leute, die dich was fragen wollen!“
„Lass sie draußen warten, Kiros“, klang eine Mädchenstimme zu ihnen heraus. „Onkel Laguna hat gerade Wichtigeres zu tun!“
„Wer ist das denn?“, fragte Eclisa leise. „Kennst du die, Tante Quistie?“
„Das ist eine sehr alte Freundin, Eclisa“, entgegnete Quistis lächelnd. „Beleidige sie nicht.“
„Wie ich sehe, haben deine Manieren gelitten, seit du hier bei deinem sauberen Herrn Onkel wohnst, Ellione“, rief Edea mit strenger Stimme zurück und trat durch die Tür. „Vielleicht wäre es doch besser gewesen, du wärest im Waisenhaus geblieben. Dann wärest du nicht so missraten wie jetzt!“
„Edea!“ Elliones Stimme war freudig, als sie auf die Hexe zurannte und sie stürmisch umarmte. „Tut mir Leid, tut mir soooo Leid, dass ich dich nicht gleich erkannt habe. Was machst du denn hier?“
Edea ließ die Umarmung des Mädchens eine Weile über sich ergehen, dann löste sie sich. „Ich bin hier, um deinem Onkel die Meinung zu sagen. Inzwischen könntest du ja die Kinder hier übernehmen. Quistis macht sich zwar ganz gut, aber du hast mehr Erfahrung als sie.“
„Quistis?“ Als diese hinter Edea hervortrat, wurde auch sie von Ellione umarmt. „Wie schön, dich endlich einmal wiederzusehen! Warum bist du bloß nie gekommen, um uns zu besuchen? Du hast uns gefehlt, wenn Squall und die anderen gekommen sind.“
Quistis schluckte hart. „Ich glaube, du weißt, warum ich nicht gekommen bin“, flüsterte sie Ell zu. „Reden wir jetzt bitte nicht darüber.“
„Natürlich“, stimmte Ell zu. „Hauptsache, du bist da und hilfst uns bei den Hochzeitsvorbereitungen. Onkel Laguna ist hoffnungslos damit überfordert und ich bin nicht immer da, um ihm zu helfen.“
„Tante Quistie?“, verlangte Tinill zu wissen. „Wer ist das?“
„Tante?“, fragte Ellione grinsend. Dann ging sie vor dem Mädchen in die Knie. „Wie heißt du denn, Kleine?“
„Ich bin Tinill und bin nicht klein“, gab diese zurück.
„Na gut“, erwiderte Ell immer noch freundlich. „Weißt du, ich war auch mal Tante in Edeas Waisenhaus, so wie Quistis jetzt. Als Squall, Xell, Selphie, Irvine und Cifer zusammen mit ihr dort wohnten, war ich ihre große Schwester, an die sie sich immer wenden konnten... was sie auch reichlich oft taten.“ Auf ihren Seitenblick reagierte Quistis nur mit einem verärgerten Schnauben. „Ist Quistis eine gute Tante?“
„Sie hat ganz allein fünf Monster besiegt“, warf Aniery ein. Er wirkte stolz, als habe er es selbst vollbracht. „Sie ist eine große Kriegerin.“
„Danach habe ich aber nicht gefragt“, tadelte Ell ihn. „Ich wollte wissen, ob sie eine gute Tante ist, nicht ob sie eine gute Kämpferin ist. Das weiß ich schon viel länger als ihr.“
Eclisa hängte sich an Quistis’ Fuß und sah Ell herausfordernd an. „Tante Quistie ist die beste Freundin der Welt“, verkündete sie. „Sie ist immer nett zu uns, auch wenn wir frech sind. Und sie sieht sich meine Zeichnungen an, auch wenn sie zu tun hat. Sie mag uns genau so gern wie Mama Edea!"
„Stimmt das?“, fragte Ell mit hochgezogener Augenbraue.
„Tante Quistie ist immer gerecht“, antwortete Veshore leise. „Sie hat Aniery dazu gebracht, mir mein Schwert zurückzugeben.“
„Du hast ihm sein Schwert weggenommen?“
Aniery murmelte etwas Unverständliches, dann wich er aus: „Willst du etwa behaupten, du wärst eine bessere Tante als Quistis?“
„Nein.“ Ell stand auf. „Gratuliere, Quistis. Diese Kinder haben dich ganz in ihr Herz geschlossen. Ich weiß wirklich nicht, warum Edea an dir herummeckert.“
„Ach, hört schon auf“, rief Quistis, die ein bisschen rot geworden war. „Das sagt ihr doch alle nur, damit ihr euch zuhause mehr erlauben könnt!“
„Nein“, tönte es aus mehreren Kinderkehlen zurück.
„Komm, ich nehme dir die kleinen Quälgeister ab, bevor sie dich noch verlegener machen“, bot Ellione grinsend an. „Ich zeige ihnen Esthar, bis ihr hier mit Onkel Laguna fertig seid.“
„Danke“, sagte Quistis dankbar. So rührend die offenen Liebesbezeugungen der Kinder auch waren... etwas peinlich war es vor Ellione schon. Sie winkte den Kindern kurz zu und ging dann zu Edea und Laguna hinüber. Die Hexe stand vor dem Schreibtisch des Präsidenten und hörte sich offenbar gerade die Neuigkeiten aus aller Welt an.
„... also können wir vorläufig keine Leute zu euch schicken, Edea“, verkündete Laguna gerade. Es klang wirklich bedauernd. „Es tut mir Leid, aber die Sicherheit meiner Stadt hat Vorrang.“
„Was hab ich denn verpasst?“, schaltete sich Quistis ein.
„Hallo, Quistis“, antwortete Laguna und zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. „Lange nicht gesehen. Ich habe deiner Mutter gerade erklärt, dass nicht nur dir auf einen Schlag sämtliche Zauber abhanden gekommen sind. Offenbar ist dieses Phänomen in Galbadia, Dollet, Winhill und dem gesamten Centra- Kontinent aufgetreten.“
„Was? Das ist ja die halbe Welt?“
„Richtig. Überall wurde die Armee mobilisiert, denn wenn die Monster bemerken, dass nirgends mehr Zauber ausgeübt werden kann, werden sie die Städte stürmen! Und Direktor Cid hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass Squall und die anderen etwas entdeckt haben, das anscheinend was damit zu tun hat. Aber ich weiß selbst nicht halb so viel, wie es mir Recht wäre. Der Balamb Garden kommt ohnehin wegen der Hochzeit her, bei der Gelegenheit können sie es uns gleich erklären.“
„Sind Rinoa und Squall denn nicht hier?“, wunderte sich Edea. „Ich dachte, Kiros und Ward hätten so was gesagt. Nicht wahr?“, wandte sie sich an die beiden Berater des Präsidenten.
„Ja, die beiden sind heute angekommen und gleich nach der Begrüßung zu Professor Odyne marschiert. Haben irgendwas von einer unbekannten Kraft gefaselt. Ich und Ward sind jedenfalls nicht draus schlau geworden.“ Ward nickte zustimmend.
„Ich auch nicht“, gab Laguna zu. Sein Gesicht war ungewohnt düster. „Die beiden sagten irgendetwas davon, dass sie sich eine Weile von uns fernhalten würden, weil sie auf etwas gestoßen sind, das niemand kennt. Jedenfalls haben sie sich sofort zurückgezogen, als hätten sie Angst, sie würden uns Unglück bringen. Ich habe ihnen den Schmerz ansehen können, Edea.“
Quistis krampfte sich einerseits das Herz zusammen, als sie Laguna so über ihre Freunde reden hörte, andererseits war sie dennoch ein wenig erleichtert, dass sie den beiden nicht sofort gegenübertreten musste. „Wo sind sie denn jetzt?“, wollte sie wissen.
„Sie haben die Ragnarok genommen und sind abgehauen“, antwortete der Präsident und lehnte sich zurück. „Ich habe keine Ahnung, wo sie momentan sind. Ich hoffe nur, sie vergessen nicht ihre eigene Hochzeit. Immerhin mühe ich mich hier bis zum Exitus für sie ab!“
„Ich bin sicher, sie werden es dir danken“, erwiderte Edea lächelnd. „Spätestens, wenn sie deinem ersten Enkel deinen Namen geben.“
„Gott bewahre“, rief Laguna aus. „Ich bin noch zu jung für Enkel! Verschont mich bitte mit diesem Thema!“
„Na schön. Da wir jetzt ohnehin nicht wegkönnen, kannst du uns ruhig sagen, was für die Hochzeit noch zu erledigen ist.“ Edea klang sehr bestimmt. „Immerhin geht es auch um meinen Sohn, nicht nur um deinen.“
„In Ordnung“, seufzte Laguna. „Ich bin heute nicht mehr kräftig genug für eine Diskussion. Kommt her.“
„Was ist das denn?“, fragte Quistis, als sie einen geöffneten und zerrissenen Briefumschlag sah, der zuoberst auf dem Schreibtisch lag.
Lagunas Gesicht verdüsterte sich. „Das ist der Grund, warum ich vermutlich ein Magengeschwür bekommen werde“, entgegnete er. „Ein Wichtigtuer, der jedes Ereignis nutzt, um politische Macht zu erlangen. Er heißt Crannox Jeed und trat zum ersten Mal kurz nach eurem Kampf gegen – Entschuldigung, Quistis – den Monsterbeschwörer auf. Er möchte unbedingt Präsident von Esthar werden, egal wie.“
„Ich dachte, dir ist der Job zuwider?“, erkundigte sich Edea. „Wieso lässt du ihn dann nicht ran? Ich wette, in ein paar Tagen würde er dich anflehen, ihn wieder abzulösen.“
Laguna schnaubte. „Wenn ich dem Kerl auch nur ein bisschen politisches Rückgrat zutrauen würde, wäre ich schon längst draußen und würde Fotoreportagen machen!“, erwiderte er. „Aber alles, was Jeed bis jetzt verlautbaren ließ, waren Verleumdungen und unbewiesene Anklagen. Einem solchen Typen will ich Esthar nicht überlassen.“
„Da hast du Recht“, pflichtete ihm Quistis bei. „Aber was hat er geschrieben?“
„Dass ich Squalls und Rinoas Hochzeit nur als Vorwand benütze, um einen Pakt mit Galbadia zu schließen und einen Eroberungskrieg gegen die Welt zu beginnen. Natürlich etwas freundlicher formuliert.“
„Aber das ist doch völlig absurd!“, protestierte die blonde Frau. „Du bist einer der friedliebendsten Menschen, die ich kenne!“
Laguna lächelte kurz. „Vielen Dank. Aber noch ist dieser Idiot kein Problem. Gefährlich wird es erst, wenn auch auf dem Esthar-Kontinent die Magie verschwindet... denn gerade dann bräuchte ich Einigkeit in Esthar, um die Stadt im Notfall verteidigen zu können!“
„Glaubst du denn wirklich, die Menschen würden auf diese Verleumdungen hören?“, fragte Edea ungläubig.
„Gerade du müsstest eigentlich aus Galbadia wissen, worauf die Menschen hören, wenn sie vor etwas Angst haben.“ Laguna schüttelte den Kopf. „Wenn du ihnen einen Sündenbock präsentierst, glauben sie dir alles.“
„Laguna, du darfst verdammt noch mal nicht einfach aufgeben“, schimpfte Quistis. „Wenn unsere Freunde erst hier sind, dann hast du starke Verbündete, um die Stadt notfalls auch allein verteidigen zu können! Und wenn die Gefahr erst mal vorüber ist, werden sich die Leute schon wieder beruhigen.“
Laguna blickte sie erstaunt an. „Ja, du hast Recht“, gestand er schließlich. „Wir sollten uns jetzt wichtigeren Themen zuwenden. Was haltet ihr davon, wenn Rinoa Flügel an ihr Hochzeitskleid genäht bekommt?“ Auf die verdutzten Blicke der beiden Frauen versicherte er schnell: „Das war Ells Idee!“
„Was ist nur in Sie gefahren?“ Xell hatte Direktor Cid noch niemals so wütend erlebt. Der unscheinbare Mann wuchs gerade über sich selbst hinaus. „Kaum haben wir die anderen Gardens so weit, dass sie ihre Kadetten mit uns nach Esthar fahren lassen, haben Sie nichts besseres zu tun, als sich in Lebensgefahr zu bringen?“
„Zu unserer Verteidigung, Direktor Cid: Selphie und ich hätten Irvine...“
„Schweigen Sie, Xell!“, unterbrach ihn Cid. „Mit Ihnen rede ich später. Also, wer von Ihnen hat Kinneas provoziert?“
Als Niida vortreten wollte, hielten ihn beide Mädchen zurück. Erstaunt blickte er sie an. Crys schüttelte den Kopf und trat selbst vor. Selphie ebenfalls.
„Sie beide?“ Cid runzelte die Stirn. „Wieso ausgerechnet Sie, Selphie? Ich dachte, Sie wären mit Irvine befreundet?“
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Selphie schluckte. Sie spürte, wie abermals Tränen in ihr emporstiegen. „Das stimmt, Direktor“, bestätigte sie ohne ihren gewöhnlichen Sprachfehler. Wenn sie sehr niedergeschlagen war, verschwand dieses lustige Erkennungsmerkmal des Mädchens, so wie damals, als sie Irvine nach der Schlacht um Esthar für tot gehalten hatte. „Aber... ich wollte ihn eifersüchtig machen. Es sollte nur so aussehen, als wollte ich nichts mehr von ihm wissen, damit er mir dann wieder seine volle Aufmerksamkeit widmet.“
„Eifersüchtig?“
„Wegen mir, Direktor“, gab Crys mit gesenktem Kopf zu. „Irvine und ich waren früher einmal ein Paar. Als Selphie zu erkennen gab, dass sie ihn necken wollte, sah ich meine Chance, ihm auch einmal die Meinung zu sagen.“
„Und was haben Sie mit der Sache zu tun, Niida?“, fragte Cid. „Ich habe nicht übersehen, dass Sie vortreten wollten.“
„Irvine beleidigte Crys im Rausch, Herr Direktor“, antwortete der Junge. Die Nervosität war ihm anzusehen. „Ich fuhr ihn an, er solle sich entschuldigen und stellte mich ihm in den Weg. Er schleuderte mich davon, und im nächsten Moment wurde er von Xell niedergeschlagen.“
Cids Augenbrauen fuhren in die Höhe und er sah Xell erwartungsvoll an.
„Nicht ernsthaft, Direktor“, versicherte der Faustkämpfer. „Ich habe ihn nur bewusstlos geschlagen. Wenn er aufwacht, wird er zwar noch Bauchschmerzen haben, aber ich habe ihn nicht ernsthaft verletzt.“
„Hmmm.“ Cid ließ sich in seinen Sessel zurückfallen. „Was soll ich jetzt mit Ihnen machen?“ Eine geschlagene Minute lang überlegte er still, während die Kadetten immer zappliger wurden. Dann richtete er sich auf. Alle vier Schüler nahmen Haltung an.
„Schön. Die Sache ist passiert. Ich hoffe, dass sie sich nicht allzu weit herumspricht, obwohl ich nicht viel Hoffnung habe. Sie brauchen nicht zu fürchten, dass Sie von der Schule fliegen oder so etwas.“ Bevor jemand erleichtert aufatmen konnte, fuhr er jedoch fort: „Dennoch verdienen Sie Bestrafung. Xell, Sie haben zwar verhindert, dass die Situation eskalierte, aber als Schulsprecher-Stellvertreter dieses Gardens hätten Sie erkennen müssen, wann Irvine sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Sie werden daher hier in Balamb bleiben, bis wir sicher sind, dass die Krise mit der Forschungsinsel gebannt ist. Da der Garden in Esthar sein wird und die anderen beiden Gardens in Galbadia und Dollet nach dem Rechten sehen, braucht ihre Heimatstadt jeden Schutz.“
„Und was ist mit der Hochzeit,... Direktor?“, brachte Xell hervor.
„Sofern diese Krise vor der Hochzeit beigelegt werden kann, werden Sie sie miterleben“, versprach Cid. „Wenn nicht, können Sie nur darauf bauen, dass Squall und Rinoa auf Sie warten wollen. Verstanden?“
Xell schluckte. „Ja.“
„Gut.“ Cid blickte Niida und Crys an, die etwas bleich geworden waren. Sie schienen zu ahnen, dass Xell noch am besten von ihnen weggekommen war. „Niida, Ihre Absichten waren sehr nobel“, versicherte Cid dem Jungen. „Allerdings scheinen Sie sich nicht im Klaren zu sein, wie leichtsinnig es war, Irvine Kinneas noch weiter zu reizen. Und Sie, junge Dame, Ihnen ist hoffentlich klar, dass ich Sie, wenn Sie Schülerin meines Gardens wären, auch härter bestrafen würde! Es war unverantwortlich, wie Sie gehandelt haben. Sie beide werden während der Hochzeitsfeier hier im Garden bleiben. Meinetwegen können Sie sich die Fernsehübertragung ansehen, aber Sie werden nicht selbst bei der Hochzeit anwesend sein! Habe ich mich klar ausgedrückt?“
Nun wurden die beiden wirklich weiß. Aber sie wussten, dass Einspruch zwecklos war. Sie sahen sich mit schreckensgeweiteten Augen an. Crys war extra aus Galbadia angereist, um zur Hochzeit zu kommen und Niida war in Squalls Klasse gewesen. Es war ein harter Schlag, nun zu erfahren, dass sie nicht bei diesem Ereignis anwesend sein durften. Cid würdigte sie jedoch keines Blickes mehr und wandte sich an Selphie. Seine Miene verdüsterte sich.
„Was nun Sie und Irvine betrifft“, verkündete er mit tödlicher Ruhe. „Wegen Ihres unreifen Verhaltens wurden Menschenleben in Gefahr gebracht, Ihres genauso wie die schwächerer Menschen. Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen beiden.“ Er machte eine Pause, als er sah, dass nun wirklich Tränen über Selphies Wange liefen. „Ich werde Squall selbstverständlich von Ihrem Fehler berichten. Er mag selbst beurteilen, was Ihrer Strafe sonst noch hinzuzufügen ist, aber... Sie werden sofort, wenn wir in Esthar angekommen sind, mit der Ragnarok die Forschungsinsel suchen. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie das Geheimnis aufklären. Sollten Sie dies nicht bis zur Hochzeit schaffen, ist das Ihr Problem, aber denken Sie bitte daran, dass nicht nur Sie dann diese Feier verpassen.“
Er warf einen Blick auf Xell, der fassungslos erlebte, wie ihr ehemaliger Ziehvater nun als Racheengel fungierte. „Xell hat Sie beide davor bewahrt, von der Schule zu fliegen. Wenn Sie sich nicht beeilen, wird auch er die Hochzeit verpassen, denken Sie daran, Selphie. Ach, und noch etwas: Wenn Sie von dieser Mission zurück sind, werden Sie beide unverzüglich Ihre GF abgeben! Zwei Monate Unterricht ohne sie kann Ihnen nicht schaden, auch wenn Sie so nicht mehr mit Squall überall hin fliegen können!“
„Ja, Direktor“, krächzte Selphie. Das sonst so lebenslustige Mädchen sah so elend aus, dass sich selbst das Herz des wütenden Direktors zusammenkrampfte, aber er durfte nicht mehr nachgeben. Selphie, Squall, Rinoa und die anderen waren Helden. Wenn man ihnen aber deshalb alles durchgehen ließ, besonders solch einen Fehler, würden viele andere Schüler aufschreien und sie zu hassen beginnen. Es war nötig, sie zu bestrafen.
„Gut. Sie werden Irvine mitteilen, was ihn erwartet, sobald er aufwacht. Ich erwarte, dass Sie sich bei ihm für Ihr Verhalten entschuldigen, ist das klar?“
Selphie nickte lediglich. „Das hatte ich ohnehin vor“, flüsterte sie so leise, dass nur sie es verstehen konnte.
Cid ließ sich wieder in seinen Sessel fallen. Ihm graute vor sich selbst, wenn er sah, was er dreien der Kinder, die Edea und er aufgezogen hatten, antun musste. Manchmal hasste er seinen Job. „Niida, Sie steuern sofort den Garden nach Esthar“, verkündete er. „Wenn Sie wollen, können Sie ihn begleiten, Crys. Die anderen, wegtreten!“
Niida und Crys, die sichtlich eingeschüchtert waren, beeilten sich, zum Aufzug und damit aus der Nähe des Direktors zu kommen. Xell und Selphie sahen sich immerhin noch imstande, den SEED-Gruß zu vollführen. Dann gingen sie benommen aus dem Zimmer.
„Ich kann’s noch gar nicht fassen, dass er das gesagt hat“, murmelte Xell, als sie in den ersten Stock fuhren. „Na schön, es wird ganz gut tun, meine Mutter mal wiederzusehen, aber wenn ich deshalb die Hochzeit versäume...“
„Bitte rede nicht davon“, rief Selphie aus und hielt sich die Hände vors Gesicht. „Damit erinnerst du mich nur daran, dass ich auch für dich verantwortlich bin!“ Das Mädchen zitterte, als es wieder zu weinen begann.
„Nicht doch, nicht doch, Sephie“, sagte Xell bestürzt. Zögernd legte er seine Arme um das Mädchen und drückte es leicht an sich. „Red dir nicht ein, dass es nur deine Schuld war. Ich hätte auch früher merken müssen, dass Irvine nicht mehr ertragen kann.“
„Xell“, schniefte Selphie leise. „Bist du böse auf mich?“
„Nicht wirklich“, murmelte der Junge. Es war komisch, Selphie im Arm zu halten. Sie war wie eine kleine, verspielte Schwester für ihn... deshalb konnte man ihr eigentlich auch nicht lange böse sein. „Du hast zwar Mist gebaut, aber irgendwann musstest du dich mit Irvine auch mal in die Haare kriegen. Wenn du dich jetzt bei ihm entschuldigst und ihm alles beichtest, dann wird das Vertrauen zwischen euch noch stärker werden.“
„Bist duuu dir sicher?“, fragte sie mit einem Ansatz von Hoffnung (und Sprachfehler).
„Ja. Squall und Rinoa haben auch schon den einen oder anderen Streit hinter sich. Zwar keinen so ernsten wie ihr, aber trotzdem haben sie nachher nur noch mehr geknutscht. Aber bitte lass mich nicht dabei sein, wenn das mit Irvine passiert, ja?“
„Geeeeeht klar!“, rief Selphie, umarmte ihn impulsiv und wischte ihre Tränen in sein Hemd. „Ich weiß ja, was du von übertriebenem Küssen hältst. Daaaaanke, Xell!“
Schon war sie aus dem Aufzug raus und rannte in Richtung Quartiere. Kopfschüttelnd stieg Xell ebenfalls aus und seufzte. Dann sollte er wohl auch seine Sachen packen, schließlich wusste er nicht, wie lange Selphie und Irvine tatsächlich brauchen würden, obwohl er sich sicher war, dass sie sich beeilen würden. Andererseits... wenn Balamb völlig ohne Schutz wäre, während er in Esthar war, das hätte er sich auch nicht verziehen. Das Leben war voller ungerechter Zufälle!
„Worauf warten wir hier eigentlich, Squall?“, fragte Rinoa ungeduldig. „Wir stehen jetzt schon seit fünf Minuten rum. Sagst du mir endlich, wieso?“
„Entschuldige“, meinte Squall. „Aber weißt du nicht mehr, was in dieser Legende über das Wiederbeleben von GF stand?“
„Ich weiß nur, dass wir einen Haufen G-Returner bei uns haben“, begehrte sie hitzig auf. „Wieso versuchen wirs nicht erst damit?“
„Wie denn?“, verlangte der Junge zu wissen. „Odin ist nicht gekoppelt. Womit willst du einen G-Returner benutzen?“
„Weißt du, dass kein Mensch Klugscheißer mag?“, brummte Rinoa.
„Außer du einen ganz bestimmten Klugscheißer, oder?“, entgegnete er ruhig und starrte wieder in die Wüste. Wieso ließ sich heute nur kein einziges Monster blicken? „Laufen wir ein bisschen“, schlug er vor. „Sonst warten wir hier noch ewig.“
„Glaubst du wirklich an das, was in diesem Papier steht, Squall?“, erkundigte sich Rinoa nach einer Weile. „Dieses Die freien Geister zu töten, ist nahezu unmöglich, da sie nur den kurzen Augenblick ihres Angriffs in unsere Welt wechseln? Oder Sollte eine dieser GF jedoch den Tod finden, ist es nahezu unmöglich, sie wiederzubeleben. Während für die koppelbaren GF schon seit Jahren die Möglichkeit der G-Returner besteht, gab es noch nie in der Geschichte einen Fall, in dem ein unkoppelbarer Geist zurückgerufen werden musste?“
„Die einzige Quelle in dieser Richtung sind bis jetzt die seltsamen Zeichen in einer geheimen Kammer in den Centra-Ruinen, die der Wissenschaft durch 6 junge SEEDs zugänglich gemacht wurde“, zitierte Squall weiter. „Es ist zumindest die einzige Möglichkeit, die wir haben, Rinoa. Wie sollten wir Odin sonst zurückrufen können?“
„Ich weiß es... Obacht, Squall!“, rief sie plötzlich. „Dort ist ein Qual! Aber wieso ist das Vieh so eingeschüchtert?“
„Vermutlich, weil ihm jeglicher Zauber gezogen worden ist“, vermutete Squall. „So was verunsichert. Na schön, dann werden wir eben angreifen. Los!“
Es war seltsam, aber das Monster tat Squall fast Leid. Ohne seine Tod-Zauber und war es zwar lästig, aber kein wirklich gefährlicher Gegner für die beiden Kämpfer. Squall und Rinoa schläferten es ein und beschworen einige GF, bis es nur noch einen Hauch Leben besaß.
„Nicht, Rinoa“, bat Squall seine Gefährtin, als diese dem Monster den Rest geben wollte. Sie sah ihn verwundert an, ließ den Angriff jedoch ruhen. Squall griff in seine Tasche, nahm eine Handvoll Grünzeug heraus und warf sie vor dem Qual auf den Boden. Bevor sich Rinoa noch wundern konnte, was das sollte, erschien Boko, die kleine Chocobo-GF, die sie vor langer Zeit in einem der Chocobo-Wälder bekommen hatten. Sein drollig aussehender Flammen-Angriff brannte die letzten Lebensfunken des Monsters weg.
„Warte!“, rief Squall, als das kleine Tier wieder verschwinden wollte. Es drehte verwundert den Kopf zu ihm und starrte ihn an. „Wir müssen mit Gilgamesh sprechen“, bat der Junge schnell, schließlich wusste er nicht, wie lange sich der junge Chocobo aufhalten lassen würde. „Weißt du, wie wir ihn erreichen können?“
„Das war dein Plan?“ Rinoas Stimme war bewundernd. „Darauf wäre ich nicht gekommen.“
Boko stieß eine Reihe von fragenden Lauten aus, die keiner von ihnen verstand. „Es ist sehr wichtig, dass wir mit Gilgamesh sprechen“, bat Squall noch einmal. „Wenn du weißt, wo er ist, dann hol ihn bitte her.“
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Boko sah ihn eine Zeitlang an, dann nickte er, sprang einige Male hin und her und hüpfte Squall schließlich auf den Kopf. Bevor sich der Junge wundern konnte, flog der kleine Chocobo bereits wieder in den Himmel. Squall glaubte fast, dass die Laute jetzt spöttisch klangen. Plötzlich kam ihm eine Eingebung und er durchsuchte fluchend seine Taschen.
„Das kleine Biest hat mir mein ganzes Geld geklaut!“, heulte er. „Wie damals im Wald, nur noch viel gieriger!“
Rinoas Lachen war hell, aber momentan freute sich Squall nicht darüber. „Mach dir nichts draus, Squall“, kicherte sie. „Ich leih dir was, wenn du was brauchst. Dafür bist du mir dann was schuldig.“
Bevor Squall etwas Giftiges erwidern konnte, glühte plötzlich der Himmel über ihm auf. Er konnte nicht vermeiden, dass er zusammenzuckte, als vier Schwerter plötzlich herabfielen und sich mit einem knirschenden Geräusch in den steinharten Boden bohrten. Dann wuchs aus diesem Boden die rotgewandete Gestalt Gilgameshs empor. Der riesige Krieger blickte sich einmal um und fixierte seinen Blick dann auf die beiden Menschen vor ihm.
„Wieso habt ihr mich gerufen?“, donnerte er. „Es war mein Wille, nur aus eigenen Stücken zu euch zu kommen!“
„Der macht eine ziemliche Schau, findest du nicht?“, flüsterte Rinoa ihrem Freund zu. Squall nickte kurz und trat dann vor.
„Wir haben dich gerufen, weil wir deine Hilfe brauchen, Gilgamesh!“, rief er.
„Hilfe?“ Die GF kniff die strahlenden Augen zusammen. „Du und deine Gefährtin, ihr seid sehr stark. Noch dazu kenne ich diese Welt nicht. Was sollte ich tun?“
„Nicht im Kampf“, versicherte Squall. Allmählich bekam er einen steifen Hals. „Erinnerst du dich noch, als du Odins Axt bekamst?“
„Ah“, erinnerte sich Gilgamesh. Seine Hand strich über den Griff der Waffe. „Eine hervorragende Klinge, fürwahr! Das tödlichste Eisen, welches ich je führen durfte!“
„Odin wurde von dem Kämpfer getötet, den du in unserer Welt als ersten bezwungen hast“, erklärte Squall. „Aber wir benötigen dringend Odins Rat. Es geht um die Regeln des Kampfes unserer Welt.“
Gilgameshs Augen wurden schmal. „Wie?“, schrie er. „Ein schwächlicher Menschenwurm hat es gewagt, den Wächter eurer Welt zu töten? Welch ein Dummkopf! Ist er tot?“
„Nein“, gab Rinoa zu, die an die Seite ihres Freundes trat. „Aber wir haben ihm und seiner Herrin ganz schön Feuer unterm Hintern gemacht.“
„Wir haben ihn und seine Gebieterin besiegt und gedemütigt“, übersetzte Squall auf den fragenden Blick der GF hin.
„Das ist gut.“ Gilgamesh hob den „Eisenschneider“ hoch und wog ihn in seiner gewaltigen Faust, als wäre er ein Spielzeug. Er wirkte nachdenklich, soweit man das seinem steinernen Gesicht ablesen konnte. „Wobei benötigt ihr mich?“
„Wir wollen versuchen, Odin wiederzuerwecken“, erklärte Squall. Sein Puls begann zu rasen. Was war, wenn Gilgamesh nicht mitmachte? Er wollte nicht gegen diese unberechenbare GF kämpfen. Und noch weniger wollte er Rinoa in Gefahr wissen. „In einer alten Legende haben wir eine Möglichkeit gefunden. Dazu müssen wir an Odins Heimatort sein Bildnis, einen G-Returner und seinen wertvollsten Besitz platzieren und einen Wiederbelebungszauber darauf sprechen. Und der „Eisenschneider“ ist Odins unschlagbare Waffe – sein wichtigster Besitz.“
„Ich verstehe.“ Gilgamesh blickte zunächst Squall, dann die Axt, dann Rinoa an. Er seufzte. „So muss ich denn wieder weitersuchen. Führt mich, kleine Kämpfer! Wo wollt ihr euren Wächter wiedererwecken?“
„Diabolos!“, murmelte Rinoa. „Bitte keine Gegner jetzt, ja?“ Die höllische GF fauchte aus ihrer Welt, gab die „Gegner 0%“-Ability jedoch frei. Sie schien in den letzten Tagen noch gereizter zu sein als sonst. Dann schloss sich das Mädchen Squall an, der in die Centra-Ruinen hineinrannte. Sie sah nicht nach hinten, aber gelegentlich hörte sie schwere Schritte, die auf Gilgamesh hindeuteten. Allerdings hörte sie keinen Atem. Das beunruhigte sie etwas.
Squall führte sie in Odins Kammer. Zum Glück war die geheime Tür noch immer geöffnet, seit Odin diesen Wohnsitz mit ihnen verlassen hatte. Vor dem riesigen Thron der mächtigen GF legte Squall die Triple-Triad- Karte von Odin und einen G-Returner ab, dann trat er zurück. Wortlos kam Gilgamesh herein, sah sich eine Weile lang um und legte dann ohne ein Wort den „Eisenschneider“ zu den beiden Dingen. Dann sah er Squall fragend an. Dieser gab Rinoa einen Wink. Das Mädchen grinste und hob gebieterisch die Hand.
„Erzengel!“, rief sie laut aus.
Göttliches Licht erstrahlte, als drei Federn auf die drei Dinge herabschwebten. Die Spielkarte begann zu leuchten und der G-Returner pulsierte in blauem Licht. Der „Eisenschneider“ fing plötzlich an, einem Meter über dem Boden zu schweben. Und dann, von einem Moment auf den anderen, verschwanden die Karte und der G-Returner und eine gepanzerte Hand griff nach der mächtigen Waffe. Squall blinzelte. Er hätte schwören können, dass vor einer Sekunde noch nichts an dieser Stelle gewesen war, wo jetzt Odins Pferd mit den Hufen scharrte. Auf ihm thronte mit steinerner Miene der Wächter selbst, die wiederbelebte GF Odin!
„Was ist geschehen?“, verlangte er zu wissen. Er blickte Rinoa und Squall fragend an, erst nach einigen Sekunden glomm Erkennen in seinen uralten Augen. „Ihr... ihr seid die nicht ganz so schwachen Menschen, denen ich mein Schwert darbot“, erkannte er. „Habt ihr mich hierher zurückgerufen?“ Dann erst bemerkte er Gilgamesh, der hinter ihm stand. „Und du?“, verlangte er zu wissen. „Du scheinst ein Wesen wie ich zu sein... und dennoch weiß ich, dass du nicht mein Bruder bist. Wer bist du?“
„Mein Name ist Gilgamesh“, sprach die GF so würdevoll wie möglich. Es schien ihr schwer zu fallen, mit jemandem zu sprechen, der mächtiger war als sie selbst. „Ich habe dein Schwert verwahrt.“
Odin sah ihn prüfend an. „Ich danke dir“, bekannte er schließlich. „Es fiel mir schwer genug im Jenseits zu akzeptieren, dass ein Mensch mich besiegte, aber der Gedanke, jemand könnte in meiner Abwesenheit die Regeln brechen, war mir unerträglich. Meine Herrin und ich schulden dir viel,... Gilgamesh.“
„Ihr könnt mir aber nichts geben“, entgegnete der Krieger düster. „Wenn ich nicht vier Schwerter sammle, darf ich nicht in einer Welt bleiben. Nun fehlt aber wieder eines. Ich muss weiterziehen und ein neues suchen.“
„Nur Schwerter?“, fragte Rinoa. „Schwerter gibt’s doch wie Sand am Meer, oder nicht?“
„Es muss das Schwert eines wahren Kämpfers sein“, belehrte sie Gilgamesh. „Diese zwei Klingen gehören mir“, erklärte er, während er auf Excalibur und Excalipoor deutete, „diese hier fiel mir zu, als ein starker, aber fehlgeleiteter Krieger in einer noch seltsameren Welt als der euren starb“, sagte er und deutete auf Masamune. „Aber das vierte Schwert wurde zurückgegeben. Nun muss ich wieder mit meiner Suche beginnen.“
„Solltest du das vierte Schwert finden, Bruder“, verkündete Odin mit seiner volltönenden Stimme, „dann gewährt dir meine Herrin das Recht, hier zu leben. Leb wohl.“
Im selben Moment löste sich Gilgamesh in Luft auf, genau so schnell, wie Odin vorher aufgetaucht war. Einen Moment lang starrte die GF noch auf die Stelle, wo der unglückliche Krieger verschwunden war, dann wendete er das Pferd und sah wieder Squall und Rinoa an. In seiner Stimme lag nicht das kleinste bisschen Demut.
„Weshalb habt ihr mich wiedererweckt, Menschenkrieger?“, verlangte er zu wissen.
Beinahe wäre Squall bei diesem stählernen Befehlston zusammengezuckt, aber er beherrschte sich. „Rinoa... meine Gefährtin und ich haben etwas entdeckt, das uns kein Mensch erklären kann“, fing er an, den schrägen Blick Rinoas ignorierend. „In einem unserer Kämpfe erreichte sie ihr Limit. Bevor sie es jedoch anwenden konnte, verband uns plötzlich ein weißes Band. Meine Waffe wurde mit starken Zaubern aufgeladen und meine eigene Spezialtechnik dadurch enorm verstärkt. Diese Kraft war so immens wie nichts anderes, das wir kennen.“
Odin ließ den starren Blick seiner alten Augen lange auf Squall ruhen, bevor er sprach: „Ist dies Menschenmädchen deine Erwählte?“
Rinoa griff nach Squalls Arm und hängte sich demonstrativ daran. „Wir lieben uns“, rief sie. „Ich würde Squall um nichts in der Welt verlieren wollen!“
„Ist es möglich, Herrin?“, fragte die GF scheinbar zu niemandem. „Kann es sein, dass diese unscheinbaren Menschen dieses Geheimnis des Kampfes schon so früh gelöst haben?“
„Redest du etwa... mit der Göttin Hyne?“, fragte Squall vorsichtig.
„Göttin?“ Odin runzelte die Stirn. „Ja, für euch ist sie das wohl. Für mich ist sie die Herrin, denn sie hat mich und meine Geschwister erschaffen. Sie beobachtet euch schon lange, kleiner Mensch, wusstest du das nicht? Dich und deine Gefährten. Sie sagt, dass ihr Vertrauen, die Menschen würden eines Tages alle Geheimnisse des Kampfes beherrschen, durch euch wieder gestärkt wurde.“ Odins Augen strahlten das erste Mal nicht überheblich, sondern erstaunt, ja, sogar respektvoll. „Ja, ihr habt wahre Großtaten vollbracht, wie ich höre.“
„Odin“, wandte sich Squall wieder an die GF. „Dieses Geheimnis... wir wissen, dass unsere Kräfte verschmolzen, als einer von uns in Gefahr war. Aber warum passierte das ausgerechnet uns? Und warum jetzt?“
„Was ihr mir beschrieben habt, war die KI-Fusion“, erwiderte Odin gewichtig. „Es bedarf einiger Voraussetzungen, damit sie geschehen kann. Als erstes müssen diese beiden Menschen große magische und körperliche Kräfte verfügen. Sehr mächtige Magie ist vonnöten, um die Regeln der Herrin beugen zu können und zwei Kräfte zu vereinen. Es kann weiters nur dann gelingen, wenn zwei Menschen einander so sehr vertrauen, dass sie alles miteinander teilen... ja, alles“, bestätigte er, als Rinoa und Squall beide erröteten. „Auch die Körper. Eure Art der körperlichen Vereinigung ist doch auch ein Vertrauensbeweis, oder?“
Squall glaubte nicht, dass er schon jemals so verlegen gewesen war. Er nickte.
Odin fuhr fort, als ob er nicht wüsste, welch heikles Thema er für die beiden Menschen gestreift hatte: „Ich glaube, bei euch nennt man dieses Gefühl... Liebe. Wenn die Seelen dieser zwei Kämpfer sich so nahe sind, dann kann ihre Limitkraft das Gefängnis des Körpers auf kurze Distanz verlassen und dem geliebten Menschen zu Hilfe eilen, wenn er in Gefahr ist. Dieser wird dann fähig, schier unglaubliche Leistungen zu erzielen. Noch nie in der Geschichte eures Volkes gab es ein solches Ereignis!“
„Odin“, fragte Rinoa laut. Am leichten Zittern ihrer Stimme merkte Squall schon im Vorhinein, welche Frage sie stellen wollte. „Squall und ich... wir wollen heiraten.“ Auf den fragenden Blick der GF fügte sie rasch ein: „Wir wollen vor vielen Menschen den Eid schwören, immer zusammen zu bleiben und dem anderen beizustehen. Ist es möglich, dass die Kräfte unserer Verbindung auch ohne Kampf frei werden und unsere Freunde verletzen?“
„Habt ihr mich etwa deshalb zum Leben erweckt?“ Odin zog eine Augenbraue hoch. „Meine Meinung war es immer, dass euer Volk gerne seine Macht vor anderen demonstriert.“
„Nicht alle Menschen wollen über andere herrschen“, widersprach Squall. „Und wenn wir jemanden verletzen wollen, dann nur durch die Kraft in uns, die wir kontrollieren können!“
„Wie konntet Ihr nur ein derartig schwieriges Volk auswählen, Herrin?“, beklagte sich Odin. Sein Blick war wieder in die Ferne gerichtet. „Nach einigen Jahrhunderten glaubt man, alles über sie zu wissen... und dann kommen zwei Kinder und demonstrieren mir meine Torheit!“
Zwei Sekunden schien er einer fremden Stimme zu lauschen, die nur er hören konnte, dann sah er Rinoa nachdenklich an. „Um deine Frage zu beantworten, Menschenmädchen“, redete er schließlich weiter. „Nein. Die KI-Fusion kann, wie der Name schon sagt, nur in einer Fehde eingegangen werden, bei der die Regeln der Herrin über die Kräfte der Kontrahenten gelten.“
Squall fühlte unbeschreibliche Erleichterung in sich aufsteigen, aber er kam nicht dazu, sie zu zeigen, weil sich Rinoa um seinen Hals warf. Dann nahm sie ihn bei den Händen und drehte sich wie ein Kreisel an ihm herum. Squall konnte ansatzweise die Verwunderung in Odins Augen erkennen, aber gleich wurde er weitergewirbelt. Als sie schließlich stehen blieb, standen Rinoa Freudentränen in den Augen. Sie fasste mit der Hand um die beiden Ringe an ihrem Halsband.
„Jetzt können wir endlich heiraten, Squall. Nichts steht mehr zwischen uns.“
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„Ja“, bestätigte der Junge, trat auf sie zu und legte seine Stirn auf die ihre. Einige Sekunden lang genossen sie das Gefühl der Zweisamkeit, dann flüsterte der Gunblade-Kämpfer: „Aber wenn du jemals etwas darüber verlauten lässt, dass du uns vor Odin lächerlich gemacht hast, verschwinde ich auf Niemehrwiedersehen!“
„Das schaffst du nicht“, widersprach Rinoa und legte ihre Hände um Squalls Schultern. Ihre Augen blickten zugleich sanft und doch neckisch. „Und du weißt das, mein Hexenritter, mein Liebster, mein Squall.“ Sie zog ihn zu sich herunter und küsste ihn.
Unterbrochen wurden sie erst, als sie Odin erschrocken keuchen hörten. Verwundert sahen die beiden zu der GF hin, die anscheinend schon wieder mit Hyne kommunizierte (wenigstens hatte sie den Anstand gehabt, ihnen nicht zuzusehen). „Wie konnte das geschehen, Herrin?“, fragte Odin mit weit aufgerissenen Augen. „Es ist doch unmöglich, dass jemand Ultima Weapon und Eden besiegte. Außer...“ Seine Augen wanderten zu Squall und Rinoa.
Die beiden sahen sich an und nickten. Die GF erklärte ihnen jedoch nichts, sondern murmelte nur: „Also doch.“ Dann lauschte sie weiterhin ihrer Herrin. „Ich verstehe. Ich werde tun, was Ihr gesagt habt, Mutter.“
„Mutter?“, wisperte Rinoa Squall zu, aber der konnte nur mit den Schultern zucken. Wer wusste schon, wie die GF wirklich entstanden waren, ob Hyne sie erschaffen hatte wie der Monsterbeschwörer seine „Kleinen“ oder ob sie... Squall verdrängte den Gedanken.
Einen Moment lang sah Odin die beiden Menschen streng an, dann steckte er das erste Mal, seit Squall ihn kannte, den „Eisenschneider“ weg und ritt zu ihnen heran. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte Squall geschworen, dass die GF verlegen wirkte.
„Stellt euch bitte neben mich, Menschenkämpfer“, bat er mehr, als er befahl. „Ich möchte mit meinen Brüdern und Schwestern reden“, erklärte er, als die beiden sich nicht rührten. „Dazu muss ich euch berühren, denn ihr seid ihre Gebieter.“
Squall trat zögernd einen Schritt nach vor und hielt Odin seine Faust hin. Auch Rinoa folgte ihm nach, aber sie bot ihm den Kopf an. Die erste GF legte seine mächtigen Pranken auf beides und schloss die Augen. Squall wusste nicht, was er erwartet hatte... aber dass er nichts spüren würde, sicher nicht. Er kam sich wie ein Zuhörer bei einer Konversation in einer fremden Sprache vor. Nach einer Minute nahm Odin seine Hände wieder weg.
„Eden ist nicht bei euch“, stellte sie fest. „Haben die anderen Krieger sie gekoppelt?“
„Ja, Selphie, glaub ich“, antwortete Rinoa, mehr an Squall gewandt als an die GF. „Wieso?“
Odin blickte streng. „Weil sie sich verantworten muss“, antwortete er. „Es war ihre Aufgabe, Ultima Weapon bei einer wichtigen Mission zu unterstützen, obwohl die Weapon ein blutrünstiges Monster war. Sie hat versagt, trotz ihrer ungeheuren Kräfte.“
„Aber sie konnte nichts dafür“, begehrte Squall auf. Er war selbst überrascht darüber, dass er ein Wesen, das er nicht annähernd verstand, verteidigte. Und die anderen GF auch, aber anscheinend stieg ihre Freundschaft ihm gegenüber etwas. „Wir haben sie gedrawt!“
„Das ist nicht eure Angelegenheit, Menschenkrieger“, entschied Odin. „Nicht einmal meine. Die Göttin Hyne wird entscheiden, was mit ihr geschehen soll. Aber sie ist eine gnädigere Herrin als ich.“ Die Andeutung eines Lächelns huschte über seine versteinerten Züge. „Aber genug damit. Ich muss euch vor einer großen Gefahr für die Welt warnen. Eine Gefahr, die wir eigentlich sicher gebannt glaubten.“
„Hat das vielleicht etwas mit den Monstern in Dollet und den verschwundenen Zaubern zu tun?“, fragte Rinoa. Sie sah interessiert aus.
„Rinoa, vergiss nicht, dass wir heiraten wollen“, erinnerte Squall sie nachdrücklich. „Ich werde nicht zulassen, dass du dich vorher wieder in ein Abenteuer stürzt.“
Sie winkte ab. „Ist ja gut, du Spielverderber. Aber wir müssen die anderen warnen, schon vergessen? Und die können jede Info brauchen.“
„Zauber?“, fragte Odin dazwischen. Er wirkte verwirrt. „Was meint ihr damit?“
Squall erzählte in kurzen Worten, was ihnen in Dollet widerfahren war. Auch die Tatsache, dass sie den Kampf nur mit der KI-Fusion hatten gewinnen können, ließ er nicht aus. Aber Odin schien eher an der Forschungsinsel interessiert zu sein. Squall erklärte ihm, dass die Insel ein riesiger Draw-Punkt war, der früher weit draußen im Meer gewesen war und jetzt in der Welt umherschipperte. Rinoa machte einige Zwischenbemerkungen, wenn sie fand, dass er zu trocken erzählte. Odin lächelte jedoch nicht.
„Dann besitzt er noch mehr Macht, als wir glaubten“, meinte Odin am Ende. Er sah betroffen aus. Squall hätte gewettet, dass die GF keine solche Miene beherrschte. „Wie konnte es nur dazu kommen? Nun, jetzt ist es geschehen.“ Die Gestalt straffte sich wieder sichtbar. „Jetzt müsst ihr von meinem kleinen Bruder erfahren... der möglicherweise das Verhängnis eurer Welt sein wird.“
„Kleiner Bruder?“ Rinoa blinzelte. „Weißt du, wie lächerlich sich das anhört?“
Odin sah sie kalt an. „Wenn du jemanden lächerlich nennst, der aus eigener Kraft den Centra-Kontinent entvölkerte, dann bitte.“
„WAS? Das war eine GF?“, entfuhr es Squall. „Wieso habt ihr ihn nicht aufgehalten?“
„Haben wir“, entgegnete Odin. Sein Pferd scharrte nervös. „Aber es war schon fast zu spät. Condenos hatte bereits fast alle menschlichen Siedlungen zerstört. Die Herrin konnte es zuerst nicht glauben, deshalb rief sie uns sehr spät. Daher war der Kontinent schon verwüstet, als wir ihn bändigen konnten. Nur wenige Menschen schafften es, in Esthar eine neue Heimat aufzubauen. Nun, Hyne verurteilte Condenos natürlich auf das Schärfste, aber sie hätte ihn gehen lassen. Ich war es, der beschloss, unseren Bruder unter dieser... Forschungsinsel einzusperren, bewacht von einem starken Wächter.“
„Und wir haben ihn erlöst. Das wolltest du doch damit sagen, oder?“, fragte Rinoa. Ihr Blick war angriffslustig.
„Das war verhängnisvoll“, stimmte Odin zu. „Aber ihr wusstet nichts davon. Ich hätte euch damals aufhalten müssen, aber ihr hattet mich noch nicht besiegt. Wäre ich bei euch gewesen, hätte ich euch gewarnt. Und nun zieht Condenos in der Welt umher, zusammen mit dieser Insel, und saugt die Zauber der Welt ab.“
„Aber warum tut er das?“ Squall hatte sich wieder beruhigt. Diese Sache war die eines Kämpfers, und der musste Ruhe bewahren. „Was hat er davon?“
Odin schloss die Augen. „Was er immer vorhatte. Er will eure Rasse vernichten, weil Hyne uns erschuf, um euch zu dienen.“ Er beachtete das Keuchen der beiden Menschen nicht, sondern sprach weiter. Es war ihm augenscheinlich unangenehm, so etwas zuzugeben. „Condenos hat niemals akzeptiert, dass es nur deshalb GF gibt, um den Menschen ein Überleben zu garantieren. Er bildet sich ein, weil wir schon vor euch existierten, sei es nicht recht, dass wir euch helfen und damit den Lauf der Natur stören.“
„Du meinst also, er will die Menschheit auslöschen, indem er sämtliche Zauber drawt?“, fragte Squall ungläubig. „Das ist doch Irrsinn! Tausende werden sterben und ihm ist das egal?“
„Es ist seine Weltanschauung“, erklärte Odin. Seine Stimme war fest wie gewohnt, aber ein Unterton von Trauer schwang darin mit. „Er hält es für das Richtige. Und das macht ihn noch gefährlicher, als seine Kräfte und Zauber ihn machen. Er wird bis zum Ende kämpfen.“
„Stimmst du ihm zu, Odin?“, fragte Rinoa leise. Beide Köpfe, Squalls und Odins, ruckten zu ihr herum. Beide verwundert. Sie jedoch sah die GF unbeirrt an. „Glaubst du auch, dass wir nur eine Missgeburt sind?“
Odin war einen Moment lang sprachlos. Dann fing er sich wieder. „Noch vor einem Jahrzehnt hätte ich nicht gewusst, was ich darauf antworten sollte“, gestand er. „Aber jetzt, wo es starke Krieger wie euch gibt... nein. Ihr habt bestätigt, was die Herrin vorhersagte: Irgendwann wird die Menschheit in der Lage sein, sich ohne unsere Hilfe gegen ihre natürlichen Gegner zu behaupten. Ich glaube, ihr seid die Hoffnung eures Volkes, kleine Menschenkrieger.“ Squall glaubte nicht recht zu sehen, als Odin ihnen einen Moment lang ein ehrliches Lächeln zeigte. Dann zog er den Eisenschneider wieder. „Geht jetzt, Krieger der neuen Menschengeneration“, befahl er. „Unser Bruder muss aufgehalten werden, um jeden Preis. Und diesmal wird nicht einmal die Herrin ihn vor seinem Tod bewahren können.“ Sein Gesicht war stählern, die Augen funkelten. „Diesmal wird Condenos nicht überleben!“
„Odin... wirst du uns wieder begleiten?“, fragte Squall. Er versuchte, so selbstbewusst wie möglich auszusehen, aber das war nicht einfach. „Oder müssen wir wieder kämpfen?“ Er legte die Hand auf die „Löwenherz“.
„Kämpfen? In einem solchen Augenblick soll ich die letzte Hoffnung der Menschen gefährden?“ Odin schnaubte und sein Pferd tat das Gleiche. Rinoa kicherte leise. „Du scherzt wohl. Natürlich werde ich euch wieder begleiten, schließlich ist es einer der unseren, den ihr bekämpfen müsst.“ Kurz lächelte er wieder. „Ich kann euch schwächliche Menschen doch nicht unbeschützt einer solchen Gefahr entgegenschicken!“ Sein Pferd bäumte sich auf und der „Eisenschneider“ blitzte einmal auf, bevor die oberste GF verschwand.
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Kapitel 6
Die Kopfschmerzen waren zwar nicht so schlimm, wie er es verdient hatte, aber doch sehr lästig, als Irvine Kinneas erwachte, wogegen sein Bauch beinahe nicht mehr wehtat. Stöhnend hob er seine Hand an die Stirn und brummte etwas Unverständliches, wahrscheinlich aber einen Fluch. Jemand war zwar so umsichtig gewesen, die Vorhänge in seinem Zimmer vorzuziehen, doch das Licht war immer noch zu hell für ihn. Seine Zunge fühlte sich an, als wäre ein Elefant darübergelatscht, so gefühllos war sie. Beiläufig schwor sich der Scharfschütze, niemals wieder solche Drinks anzurühren.
Erst jetzt bemerkte er, dass jemand ihn ausgezogen und seine Sachen zum Trocknen aufgehängt hatte. Danke, Xell, dachte er im Stillen. Aber er hatte dem Faustkämpfer weit mehr als das zu verdanken. Seinem Verhalten nach würde es ihn nicht wundern, wenn er des Gardens verwiesen wurde, aber immerhin hatte er niemanden getötet... jedenfalls, soweit er sich erinnern konnte. Er schauderte, als er an die ungläubigen Gesichter von Selphie und Crys dachte, auf die er losgegangen war. Herrgott, hatte er wirklich so viel getrunken? Er musste wirklich völlig den Verstand verloren haben! Xell hatte ihn bei weitem nicht fest genug geschlagen!
Er seufzte kurz und wartete, bis sich seine Augen an das Halblicht gewöhnt hatten. Dann setzte er sich auf und rieb sich die Stirn. Was war eigentlich noch geschehen? Einiges wusste er mit unnatürlicher Klarheit, aber andere Dinge lagen hinter so dichten Nebeln, dass er Scheinwerfer gebraucht hätte, um sie zu erkennen. Hatte er jemanden ernsthaft verletzt? Nein, wahrscheinlich nicht. Xell war schließlich sofort auf ihn losgegangen, er hätte das nicht zugelassen.
Dann stöhnte er, als ihm Niida einfiel. Er kannte den Jungen nicht sonderlich gut, auch wenn er in Xells und Squalls Klasse gewesen war. Aber dass er ihn geschlagen hatte... noch dazu mit seiner vollständigen Stärke-Kopplung! Jetzt wusste er, wieso ihm seine Freunde auf der Feier nach dem Angriff des Monsterbeschwörers geraten hatten, nicht so viel zu trinken. Dort allerdings hatte er das schönste Erlebnis seines Lebens bis dahin gehabt. Er hatte Selphie gestanden, dass er sie liebte... und sie ihm, dass sie dasselbe empfand.
Fluchend stand er auf und ging unsicher zu seinen Klamotten hin. Fahrig zog er sich an. Wahrscheinlich wartete draußen schon ein SEED, der ihn zum Direktor bringen würde. Egal, das musste er ohnehin früher oder später durchstehen. Aber die Bestrafung war ihm eigentlich egal. Er war nur wütend auf sich selbst, und das nagte an ihm wie ein tollwütiger Biber. Crys und Selphie hatten ihn doch nur ein bisschen ärgern wollen, na und? Sicher, ein bisschen weit waren sie schon gegangen, aber er hätte das auch viel lockerer nehmen sollen. Schließlich hatte er Erfahrung darin, dass Mädchen über ihn lästerten. Aber tief ihm Herzen wusste er, dass er so etwas von Selphie einfach nicht ertragen konnte.
Was würde sie wohl von ihm denken? Würde sie überhaupt noch mit ihm reden wollen? Und sollte er überhaupt noch mit ihr reden? Sie hatte sich, nüchtern betrachtet, ebenso blöd aufgeführt wie er. Zumindest sollten sie sich wohl eine Weile aus dem Weg gehen. Aber wenn Cid ihn tatsächlich des Gardens verwies... was würde dann aus ihnen beiden werden?
Seufzend setzte er seinen Cowboyhut auf und überprüfte die Exetor. Er war sich zwar ziemlich sicher, dass er nicht geschossen hatte, aber er fühlte sich sofort etwas besser, als er alle Kugeln noch darin fand. Erst jetzt, als er jemanden hinter sich aufatmen hörte, merkte er, dass er nicht allein im Zimmer war. Im ersten Moment war er versucht, die Waffe auf den Eindringling zu richten, aber er beherrschte sich. Er hatte schon genug Ärger auf dem Hals. Erzwungen ruhig drehte er sich um.
„Was ist?“, fragte er. „Sollst du mich zu Direktor Cid bringen?“ Er lachte bitter. „Oder willst du gegen mich kämpfen, um die Ehre des Gardens zu schützen?“
„Keines von beiden“, flüsterte ihm eine nur zu bekannte Stimme zu. Die schlanke Silhouette eines Mädchens trat aus den Schatten neben seiner Tür. „Ich wollte mit dir reden.“
„Selphie!“, rief er erschrocken aus. „Wie... wie lange bist du schon hier?“
Fast panikerfüllt sah sie ihn an. „Ich... ich haaaaab dir wirklich nicht beim Anziehen zugesehen, sicher nicht“, versicherte sie. Sie wurde rot. „Ich muss dir was von Direktor Cid sagen.“
„Ach ja?“, fragte er, fast enttäuscht. „Und was?“
Selphie schluckte hart. Irvine bemerkte erst jetzt, dass das Mädchen geweint hatte, und das anscheinend nicht zu knapp. Aber er behielt seine Unerschütterlichkeit aufrecht.
„Wir... wir sollen zur Forschungsinsel fliegen“, erklärte sie. „Und wenn wir es nicht schaffen, das Rätsel aufzuklären, warum sie die Zauber absaugt, dann dürfen wir nicht bei der Hochzeit anwesend sein.“
Irvine gefror innerlich zu Eis, aber er ließ sich nichts anmerken. „Gut“, erwiderte er scheinbar gleichmütig und drehte sich von ihr weg, um sein vor Schreck verzerrtes Gesicht vor ihr zu verbergen. Nicht an Squalls und Rinoas Hochzeit teilnehmen zu können... das war ein schrecklicher Gedanke. Jeder von ihnen hatte sich für die beiden gefreut, als sie ihren Entschluss bekannt gegeben hatten. Sie hatten sich Mühe gegeben, Laguna unter die Arme zu greifen, ein würdiges Geschenk aufzutreiben und, nicht zu letzt, die beiden aus Esthar fernzuhalten, damit sie nichts zu früh sahen. „Solange ich nicht vom Garden geschmissen werde. Ich hätte ja ohnehin niemanden, mit dem ich gehen könnte.“ Seine Stimme klang so bitter, dass sie ihm fremd vorkam.
Selphie gab hinter ihm ein seltsam würgendes Geräusch von sich. Würden Tränen ein Geräusch machen, er war sich sicher, er hätte es gehört. „Irvine“, sagte sie mit zitternder Stimme, die sich wie ein glühender Dolch in sein Innerstes bohrte. „Bitte... hör mir zu. Ich muss dir noch was sagen.“
„Nicht nötig“, erwiderte er, obwohl er sich auf die Lippen beißen musste, um seine eigenen Tränen zurückhalten zu können. „Ich kann verstehen, dass du mich nicht mehr sehen willst. Glaub mir, das ist nichts Neues für mich.“ Er schluckte. „Aber ich bitte dich, mir zu verzeihen. Ich weiß, dass ich mich wie ein Verrückter benommen habe. Und dass du jetzt Angst vor mir hast. Vielleicht gibst du mir ja irgendwann noch eine Chance, auch wenn ich dich enttäuscht habe.“ Seine Hand umklammerte die Exetor so fest, dass er fürchtete, die Waffe würde brechen. Er konnte das Zittern am Körper nicht verhindern, sosehr er sich auch bemühte.
Einen Moment lang war es hinter ihm völlig still. Dann tappte Selphie mit leichten Schritten an ihn heran. Er konnte förmlich fühlen, dass sie ihn anstarrte. Sag es, dachte er. Sag, dass du mich in ein paar Minuten zur Mission erwartest. Dann ist dieser Alptraum endlich vorbei. Aber er wusste, dass damit ein wunderschöner Teil seines Lebens endgültig Vergangenheit sein würde.
Statt dessen fühlte er plötzlich Selphies zarten Körper an seinem Rücken. Er atmete erschrocken ein, als ihre Hände sich vor seiner Brust kreuzten. Er hörte, wie das Mädchen nun wirklich zu weinen anfing. „Bitte, Selphie“, flehte er. „Mach es doch nicht so schwer.“
„Denkst du denn wirklich, dass ich gekommen bin, um Schluss zu machen, du blöder Idiot?“, schluchzte das Mädchen. Sie hämmerte mit ihrem Kopf gegen seine Wirbelsäule und stieß seltsame, lachend-weinende Laute aus. „Ich wollte DICH um Verzeihung bitten, Irvine. Für alles, was Crys und ich dir an den Kopf geworfen haben. Weil ich deinen Glauben an mich zerstört habe. Und weil ich deine Gefühle verletzt habe.“
Der letzte Satz war so leise, dass er ihn kaum mehr verstehen konnte. Fast hätte Irvine das Ausatmen vergessen. Er war so völlig überrascht von dieser Wendung der Geschehnisse, dass er wie ein Baumstumpf dastand, während Selphie seinen Mantel mit ihren Tränen durchnässte. „Du... wolltest mich um Verzeihung bitten?“, fragte er ungläubig. Noch nie, seit er seine erste Freundin sitzengelassen hatte, war ein Mädchen zu ihm zurückgekommen und hatte IHN um Verzeihung gebeten, weil sie die Beziehung versaut hatte. „Aber warum? ICH war es doch, der euch angegriffen hat. Der euch in Lebensgefahr gebracht hat.“
„Weil ich dich liebe, du Hornochse!!!“, schrie Selphie und klammerte sich an ihm fest, als würde er ihr davonfliegen. „Weil ich dich nicht verlieren will! Und weil ich nicht will, dass du dir wegen mir das Leben zur Höööölle machst!“
Irvine ließ diese Worte einen Moment lang auf sich einwirken, dann löste er mit sanfter Gewalt Selphies Arme und drehte sich zu ihr um. Ihre Augen waren rotgeweint, aber dennoch kam ihm ihr Gesicht in diesem Moment schöner vor als in all den Monaten zuvor. Muss was dran sein, dachte er wie betäubt, an dem, was Mama gesagt hat. Dass wir die Dinge erst zu schätzen lernen, wenn wir in Gefahr laufen, sie zu verlieren.
Sanft strich er über ihr Gesicht und wischte die Tränen weg. Sie ließ es stumm über sich ergehen und sah ihn flehend an. Natürlich, er hatte seinen Teil ja noch nicht erfüllt. Mit einer Wildheit, die seine ganzen Gewissensbisse austrieb, umarmte er das kleinere Mädchen und vergrub sein Gesicht in ihren langen Haaren. Jetzt, zum ersten Mal vor einem Mädchen, mit dem er ging, konnte Irvine Kinneas, der Scharfschütze die Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Ich liebe dich doch auch, Selphie“, flüsterte er schluchzend. „So sehr. Ich möchte lieber sterben, als dich zu verlassen, das musst du mir glauben.“
Das Mädchen strich beruhigend über seinen Rücken, auch wenn ihr nicht wohl war. Irvine war ihr gegenüber noch nie so schutzbedürftig gewesen. Das war etwas Neues. „Dann höööören wir am besten mit diesen überflüssigen Beteuerungen auf!“, rief sie mit gespielt strenger Stimme. Sie schob Irvine von sich weg und sah ihn bestimmt an. „Du benimmst dich ja wie ein Vierjähriger, Irvie! Versprich mir lieber, dass so etwas niiiiiiie wieder passiert!“
„Einverstanden“, versicherte Irvine grinsend. Er wischte die Tränen aus seinen Augen und drückte Selphies Hand. „Nie wieder. Und keiner ist mehr auf den anderen böse.“
Selphie nickte. „Uuuuund wir werden das Geheimnis der Forschungsinsel aufklären, damit wir noch rechtzeitig auf die Hochzeit kommen“, verlängerte sie den Pakt. Dann warf sie sich urplötzlich an Irvines Hals und riss ihn nach hinten, sodass sie auf dem Bett landeten. „Weißt du“, gab sie zu, „ich habe dich vorhin angelogen.“
„Ach ja?“ Irvines Laune sank. „Wobei denn?“
„Ich hab dich doch beim Anziehen geseeeehen! War echt ein schöner Anblick!“
Bevor der Junge seiner Empörung Luft machen konnte, verschloss ihm Selphie die Lippen mit einem fast aggressiven Kuss. Schließlich gab er resigniert nach und erwiderte ihn. Er war diesem Mädchen einfach nicht gewachsen, dachte er. Aber es war ihm völlig egal.
„BEI HYNE UND ALLEN GF!!!!“, schrie vor dem Zimmer plötzlich eine Jungenstimme Zeter und Mordio. „Kann ich denn nicht einmal, nur EINMAL zu euch kommen, ohne dass ihr grade beim Knutschen seid?“
„Ach, Xell, du Spielverderber.“ Selphie streichelte Irvine neckisch über die Wange und sah dann zu dem auf 100 stehenden Faustkämpfer hin. „Wir müssen uns doch auf unsere Mission gewissenhaft vooooorbereiten, oder nicht? Schließlich hängt auch dein Glück von uns ab.“
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Xell gab eine Reihe von nicht jugendfreien Flüchen ab. „Glaubt ihr nicht, dass euch so was eher von der Mission ablenkt?“, fragte er zynisch. „Man möchte meinen, gewisse... Praktiken wären eher erschöpfend.“
Irvine hob den Kopf und sah seinen Freund ernst an. „Xell, ich bin dir äußerst dankbar für das, was du vorher für mich getan hast, wirklich. Ich schulde dir mehr, als ich je wiedergutmachen kann. Aber wenn du jetzt nicht SOFORT verschwindest, dann geb ich dir den Schlag von vorhin zurück!“
Xell sah aus, als ob er gleich hochgehen würde, aber beide bemerkten, dass die Mundwinkel des Jungen verdächtig in die Höhe zuckten. „Na schön“, sagte er ruhig, aber es fehlte nicht viel zu einem lauten Lachen. „Dann habe die Ehre. Wenn ihr FERTIG seid, dann meldet euch. Der Garden fährt gleich los und landet in ein paar Stunden in Esthar, dort sind Squall und Rinoa glaub ich schon wieder angekommen. Viel... Spaß. Und macht nicht zu viel Krach.“
„Tür zu“, murmelte Selphie, als Irvine ihren Kopf nahm und zu sich herunterzog. An ihren Liebsten gewandt flüsterte sie: „Weißt du... eigentlich bin ich ganz froh, dass du vorhin so ausgerastet bist. Sonst wären wir sicher nicht so bald so weit gekommen.“
Irvine löste seine Lippen von ihrem Hals. „Willst du das wirklich, Selphie?“, fragte er beinahe feierlich. „Das ist nicht mehr rückgängig zu machen, wie du hoffentlich weißt.“
Einen Moment lang überlegte das Mädchen wirklich. Vieles würde sich ändern, wenn das hier vollzogen wurde. Ihre Kindheit würde dann endgültig vorbei sein... auch wenn viele das wahrscheinlich nicht sehen würden. Aber die Unsicherheit wurde sofort weggefegt, als Irvine ihr das Haar zurückstrich. Sie wollte es. Sie liebte ihn, schon im Waisenhaus wie ihren teuersten Bruder, dann als charmanten Kollegen und schließlich mit aller Inbrunst, mit der ein Mädchen einen Jungen lieben konnte.
„Ja“, hauchte sie, als er ihre Haut sanft streichelte. „Ich will. Mit dir. Jetzt. Ich liebe dich, Irvie.“
„Ich dich auch, Sephie. Du bist das erste Mädchen, das ich wirklich liebe.“
Als der Garden in Esthar ankam und Irvine und Selphie von Bord gingen, um sich mit Laguna zu beraten, wunderten sich viele, dass die beiden sich immer wieder bedeutungsvolle Blicke zuwarfen und dann zu kichern begannen. Außerdem schienen die beiden einen ziemlich harten Kampf in der Trainingshalle hinter sich zu haben, ihrem zerzausten Aussehen nach zu urteilen. Aber da die meisten Schüler nur noch an die Hochzeit ihres Schulsprechers dachten, achtete beinahe niemand darauf.
Quistis achtete zuerst nicht auf den Lärm, der unterhalb der Residenz erschallte. Es war Esthar, es waren einige Tage vor dem größten gesellschaftlichen Ereignis seit der Feier nach dem Kampf gegen ihren Vater. Die Leute hatten Gründe, sich lauthals darüber zu äußern. Aber als die Tür von Lagunas Arbeitszimmer schließlich energisch aufgestoßen wurde, fuhr sie von dem Brief, den sie gerade gelesen hatte, auf.
Ungefähr zwei Dutzend Männer, vereinzelt auch Frauen waren eingedrungen, Kiros und Ward vor sich herschiebend. Wenn die beiden wirklich gewollt hätten, wären die Leute nie so weit gekommen, aber sie zögerten, ihre Waffen gegen Bürger von Esthar einzusetzen. Quistis sprang auf und ließ ihre „Königinnenwache“ erscheinen. Die Waffe erzeugte einen lauten Knall, der durch den gesamten Raum hallte und ließ in einem Moment alle verstummen. Die SEED blickte die Leute herausfordernd an, aber Edea schüttelte kurz den Kopf.
Denn Laguna stand gerade auf. Er musterte die Meute, die in sein Zimmer eingedrungen war, ruhig. „Was hat dieses... unerwünschte Erscheinen zu bedeuten?“, verlangte er zu wissen. „Warum haben Sie mich nicht um einen Termin gebeten, wenn Sie unbedingt mit mir sprechen wollten?“
„Wir brauchen keinen Termin, Loire!“, verkündete eine mit Triumph gewürzte Stimme aus der Menge. „Sie haben uns lange genug mit Ihren Lügen hingehalten.“
„Crannox Jeed“, meinte der Präsident von Esthar kopfschüttelnd. „Lasst die Leute rein“, befahl er Kiros und Ward. „Sie sollen sagen, was sie mir sagen wollen. Aber bleibt im Raum, damit sich niemand hier unglücklich macht. Was wollen Sie, Jeed? Wieder ein bisschen Unfrieden stiften?“
Als Kiros und Ward zögernd bis zum Schreibtisch Lagunas zurückwichen, trat ein ungefähr 40-jähriger Mann aus der Menge. Seine Augen waren stechend und er hatte ein schadenfrohes Lächeln aufgesetzt, das sein fettes Gesicht nicht unbedingt verschönerte. „Sie sind der Unruhestifter, Loire“, behauptete er. Man sah, wie er seine Macht genoss. „Oder wollen Sie leugnen, was Sie zu tun beabsichtigten?“ Er sah Laguna herausfordernd an.
„Oh, ich beabsichtige eine Menge Dinge zu tun“, entgegnete Laguna ruhig. „Zum Beispiel richte ich gerade eine Hochzeit aus. Die Hochzeit meines Sohnes, über die Sie so nett schreiben, dass sie nur eine Farce sei. Wollen Sie nicht kommen und sie sich ansehen?“
Quistis hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken, aber Edea, Ward und Kiros war nicht nach Lachen zumute. Sie fanden diese Eindringlinge offenbar nicht so harmlos wie Quistis. Sie besah die Meute noch mal genauer. Sie wirkte entschlossen, ja. Aber Entschlossenheit konnte mit Ruhe und sachlichen Argumenten zerschlagen werden, und das machte Laguna gerade. Und auf sie losgehen würden diese verhinderten Revolutionäre auch nicht. Was also befürchteten sie?
„Lassen Sie Ihre Anschuldigungen, Präsident!“ Er betonte das letzte Wort wie eine Beleidigung. „Wir wissen ganz genau, was Sie vorhaben!“
„Schön“, kommentierte Laguna. „Ich nämlich nicht. Erklären Sie’s mir doch!“
Der ältere Mann sah aus, als würde er sich nur noch mit äußerster Mühe beherrschen. Einer seiner Anhänger machte einen Schritt auf Laguna zu, trat aber erschrocken wieder zurück, als Kiros ihn drohend anblickte. Dann begann Crannox Jeed wieder süffisant zu grinsen.
„Nun, dann will ich Ihr Gedächtnis mal etwas auffrischen, Loire. Sagen Sie uns, was Sie mit dieser Insel vorhaben, die gerade an der Küste unseres Kontinents geankert hat. Sagen Sie uns, wieso sie Esthar vernichten will.“
„Vernichten?“ Quistis runzelte die Stirn. „Was meinen Sie damit?“
Der Politiker sah sie hasserfüllt an. „Oh, noch eine weitere Verschwörerin“, behauptete er, als hätte er sie erst jetzt bemerkt. „Sind Sie nicht die junge Dame, die noch vor einem halben Jahr Esthar angegriffen hat? Zusammen mit diesem Verrückten, Feyjar Trepe?“
Quistis biss sich auf die Lippen und hob unwillkürlich die Peitsche. Am liebsten hätte sie sich sofort auf diesen aufgeblasenen Wichtigtuer gestürzt, aber Ward legte ihr die Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. Sie nickte und atmete aus. Ihr Zorn war noch immer da, aber sie musste sich unter Kontrolle halten, sonst schadete sie Laguna.
„Das ist lange vorbei, Jeed“, erwiderte Laguna eisig. Auch ihn hatte diese Anschuldigung aufs Höchste erzürnt. „Und falls Sie es vergessen haben, Quistis war es, die dieses Monster von einem Rubrum-Drachen erledigt hat... mitsamt ihrem Vater!“
„Aber sie ist schon einmal gegen Esthar gezogen!“, beharrte der ältere Mann stur. Er schien gar nicht zu wissen, in welcher Gefahr er schwebte. „Und just jetzt, wo sich Esthar einer weiteren Gefahr gegenübersieht, finde ich sie hier bei Ihnen. Welch ein ZUFALL!“ Die Anhänger des Mannes murmelten zustimmend, aber niemand traute sich, laut etwas zu sagen.
„Dann erklären Sie uns endlich, womit Esthar angeblich bedroht wird, Jeed!“, verlangte Kiros, dem offensichtlich die Geduld ausging. „Wir haben nicht ewig Zeit für Sie!“
„Werden Sie nicht unverschämt!“, polterte Jeed. Dann beruhigte er sich wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vor ziemlich genau einer Stunde landete diese seltsame Insel vor der Küste von Esthar. Als einige Abenteurer sie genauer in Anschein nehmen wollten, wurden ihnen auf einmal die gekauften Zauber entzogen. Sie schafften es mit Müh und Not hierher zurück, weil auf einmal Monster sie von überall her bedrängten, aber sie brachten keine Neuigkeiten: Denn auch in der gesamten Stadt, Loire, ist jeder einzelne Zauber, mit denen wir die Kreaturen dieses Planeten bis jetzt ferngehalten haben, verschwunden!“ Er blickte die Freunde eine Sekunde lang triumphierend an, dann fügte er hinzu: „Und erschwerend kommt noch die Botschaft dazu.“
„Botschaft? Welche Botschaft?“
„Tun Sie nicht so dumm! Schalten Sie ihren Computer ein und lesen Sie die E-Mail. Sie kam vor einer halben Stunde in jede Mailbox von ganz Esthar. Und sie bestätigt Ihre Schuld!“
Laguna sah ihn wütend an, öffnete jedoch demonstrativ ruhig den Laptop auf seinem Tisch und tippte einige Male darin herum. Er las ein paar Sekunden, in denen Jeeds Anhänger aufgeregt zu murmeln begannen, dann wurde er käsebleich. Edea trat sofort zu ihm hin und las ebenfalls. Auch sie begann zu schlucken und las für Quistis, Kiros und Ward vor:
Bürger von Esthar!
Meine Freunde und ich haben Kontrolle über die Forschungsinsel, die ihr inzwischen sicher bemerkt habt. Mit ihr war es uns möglich, sämtliche Zauber eures gesamten Kontinents abzusaugen und zu speichern. Ihr seid nun wie beinahe alle Kontinente hilflos den Monstern ausgesetzt. Aber wir wollen nicht euren Tod.
Wir bieten euch eine Chance, allen Schutz wiederzuerlangen. Alles, was ich will, ist Squall Leonhart, euer Nationalheld! Ich will mit ihm kämpfen und ihn besiegen, auf dass ein für alle Mal geklärt ist, wer der Stärkere von uns ist. Ich weiß, dass er bei euch ist. Squall, wenn du das hier liest... komm und lass es uns ein letztes Mal austragen! Ohne Zauber wird unser Kampf endlich so fair sein, wie ich es mir wünsche.
Ich bin sicher, du wirst bald kommen. Ich erwarte dich in Balamb.
Cifer Almasy
P.S. Bring ruhig deine Freunde mit. Fu-jin und Rai-jin werden sie beschäftigen, während wir beide unseren Kampf austragen.
„Cifer?“, flüsterte Quistis entsetzt. „Wieso um alles in der Welt tut er das?“
„Verkaufen Sie uns nicht für dumm!“, fiel ihr Jeed ins Wort. Der Mann wurde ihr von Sekunde zu Sekunde unsympathischer. „Wir wissen, dass diese Aufforderung nur ein Trick ist. Dieser Cifer hat doch in Ihrem Auftrag gegen den Monsterbeschwörer gekämpft?“
Da Laguna die Nachricht offensichtlich immer noch nicht glauben konnte, antwortete Edea, obwohl auch ihr der Schreck ins Gesicht geschrieben stand. „Und was soll das beweisen?“, fragte sie mit einem leichten Zittern in der Stimme. „Squall ist Lagunas Sohn. Was sollte er davon haben, ihn zu opfern?“
„Seien Sie still!“, rief der Mann aus und deutete wie wild mit seinem Finger auf sie. „Sie haben schon früher ganze Staaten manipuliert, um Macht zu bekommen! Ich bin sicher, dass Sie auch hier mit drin stecken! Vielleicht kontrollieren ja auch Sie die Monster, die in diesem Moment schon auf Esthar zusteuern...“
„Das reicht!“, schrie Quistis und erhob ihre Peitsche zum Schlag. Crannox Jeed zuckte rückwärts, als ein Probeschlag haarscharf über seinem Kopf hinwegzischte. „Wagen Sie es noch einmal, meine Mutter zu beschuldigen und von Ihnen bleibt nicht genug übrig, um eine Urne zu füllen! Edea war damals vom Geist Artemisias besessen und wusste nicht, was sie tat! Seitdem hat sie sich bemüht, ihre Fehler, die nicht mal ihre eigenen waren, wieder gut zu machen, indem sie Waisenkinder bei sich aufnahm, sehr viele davon übrigens aus Esthar! Also hüten Sie Ihre Zunge!“
„Habt ihr das gesehen?“, wandte sich Jeed zitternd an seine Anhänger. „Sie hat mich angegriffen! Sie wollte mich töten!“
„Wenn Quistis Sie hätte töten wollen, wären Sie es jetzt, zusammen mit all diesen Leuten hier“, berichtigte Kiros eisig. Für den Blick, mit dem er den Politiker bedachte, hätte ihm Shiva Respekt gezollt.
„Und Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet“, schloss sich Edea ihm an.
Jeed zitterte noch immer, sah die Hexe jedoch trotzig an. „Das ist doch sonnenklar“, behauptete er. „Dieser Cifer steht in Ihrem Dienst! Er saugt die Zauber der Welt doch nur ab, damit Sie und Ihre SEEDs den anderen Staaten den Krieg erklären können. Niemand kann Ihnen dann widerstehen! Und Sie können sich endlich an Galbadia rächen! Schließlich hassen Sie das dortige Militär, jeder weiß das!“
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Laguna schüttelte den Kopf. „Das ist das Dümmste, was ich seit langen Jahren gehört habe“, behauptete er. „Sie behaupten also, ich würde die Zauber stehlen, um die SEEDs zu stärken? Jeder Garden-Ausbilder oder Magie-Forscher wird Ihnen bestätigen, dass Zauber die Quelle der Macht eines jeden SEED sind! Nein, manövrieren Sie sich nicht noch tiefer in den Dreck, Jeed“, wehrte er ab, als der Mann etwas erwidern wollte. „Es gibt noch andere Beweise dafür, dass diese Theorie nicht stimmt. Zum Beispiel dieser Brief von Ihnen, den Sie mir vor einer Woche geschickt haben.“ Er hielt das Schriftstück hoch, das sich Quistis vorhin durchgelesen hatte. „Darin behaupten Sie, dass ich einen Pakt mit Galbadia schließen will... und gerade jetzt haben Sie mir ins Gesicht gesagt, dass ich Galbadia angreifen will. Was stimmt nun also?“ Er sah den älteren Mann so zornig an, dass dieser einen Schritt zurücktrat. Hinter dem Politiker entstand verwirrtes Gemurmel. Offenbar begannen selbst die Anhänger dieses Marktschreiers langsam nachzudenken.
„Ich bitte Sie, ersparen Sie uns weitere Hirngespinste von Ihnen“, verkündete Laguna, ohne dem Mann eine Chance auf Gegenwehr zu bieten. „Sonst werde ich Sie wegen übler Nachrede verklagen. Und mein Sohn wird wohl auch ein Wörtchen mit ihm reden wollen, dafür, dass Sie sein wichtigstes Fest für ein politisches Manöver halten. Jeder, der Rinoa und ihn auch nur ein bisschen kennt, weiß, wie sehr sie sich lieben.“
Als Jeed ihn nur anstarren konnte, wandte Laguna sich an dessen Anhänger. „Ich hoffe, ich habe euch die Glaubwürdigkeit eures Anführers zur Genüge demonstriert. Wer aber noch an mir zweifelt, dem sei gesagt: Ich hätte die militärische Kontrolle über Esthar jederzeit ausüben können! Das Militär rühmt die Erfolge meines Sohnes und seiner tapferen Freunde. Und auch ich, Kiros und Ward werden hochgeachtet, weil wir es gewagt haben, gegen Adell zu kämpfen! Ich bin sicher, dass die meisten Soldaten Esthars mir bereitwillig gefolgt wären, wenn ich sie dazu aufgefordert hätte, Esthar für mich zu sichern. Ich habe dort immer noch Freunde aus der Zeit mit Adell. Und wenn nicht sie, dann hätten mich die SEEDs auch an der Spitze der Stadt halten können. Aber das wollte ich nicht. Bitte denkt darüber nach. Und jetzt... auf Wiedersehen!“
Die meisten Leute bemerkten gar nicht, dass Kiros und Ward sie aus dem Raum hinausdrängten. Selbst Crannox Jeed verbiss sich jedes Kommentar und sandte Laguna lediglich einen vernichtenden Blick zu. Dieser lächelte dem Mann nach, bis sich die Türen geschlossen hatten. Dann fiel die Befehlsgewalt von ihm ab und er ließ sich in seinen Sessel fallen.
„Puuuuh“, machte er. „So was will ich nie wieder durchmachen müssen.“
„Das war wirklich beeindruckend, Laguna“, erklärte Edea verwundert. „Eine solch eindringliche Rede hätte ich dir ehrlich gesagt niemals zugetraut.“
„Ach, tatsächlich?“, erwiderte er schief grinsend.
„Nein, im Ernst“, schloss sich Quistis ihm an. „Das war echt super. Du hast diesen Kerl förmlich in den Boden gestampft!“
„Ich glaube nicht, dass wir mit ihm in nächster Zeit noch rechnen können“, stimmte Kiros grinsend zu. „Er wird jetzt eine Weile lang damit beschäftigt sein, sein angeschlagenes Image wieder aufzupolieren. Und nach dieser Schlappe wird das wahrscheinlich lange dauern.“ Ward nickte zustimmend, deutete dann aber etwas in seiner Zeichensprache an. Kiros wurde wieder ernst. „Ach ja. Ward hat eben angedeutet, dass dieser Idiot ja gesagt hat, dass Monster auf uns zumarschieren. Hat er das auch gelogen oder ist das ausnahmsweise die Wahrheit?“
Edea und Quistis wechselten einen Blick. „Nein, ich fürchte, das könnte stimmen“, gab die Hexe zu. „Quistis, erzähl ihnen, weshalb wir überhaupt nach Esthar gekommen sind.“
Quistis gab knapp wieder, wie der Adaman Tamai sie plötzlich angegriffen hatte und sie beschlossen hatten, Laguna aufzusuchen. Dass sie dann von mehreren Monstern belagert worden waren, die sich seltsam verhalten hatten und dass ihr am Ende wie hier in Esthar sämtliche Zauber gedrawt worden waren. Laguna wirkte immer besorgter.
„Weißt du, dass Squall und den anderen etwas ganz Ähnliches passiert ist?“, fragte er, als sie geendet hatte. Auf ihren fragenden Blick erklärte er: „Ich weiß auch nicht alle Einzelheiten, aber anscheinend sind überall dort sämtliche Zauber abhanden gekommen, wo diese seltsame Forschungsinsel war. Squall hat als erster den Verdacht geäußert, dass sie etwas damit zu tun hat, aber er hatte nicht die Zeit, mir die Sache genau zu erklären.“
Er überlegte eine Weile, wurde jedoch in seinen Gedankengängen unterbrochen, als das Telefon läutete. Er hob ab und lauschte dem Anrufer. Plötzlich erhellte sich sein Gesicht. Er bedankte sich, legte auf und sah die Anwesenden mit glänzenden Augen an.
„Gute Neuigkeiten“, verkündete er. „Der Balamb Garden ist soeben eingetroffen! Selphie und Irvine befinden sich bereits auf dem Weg zu uns, weil sie uns irgendwas von Direktor Cid ausrichten müssen.“ Edeas Miene entspannte sich. „Außerdem hat man mir mitgeteilt, dass Rinoa und Squall auch wieder mit der Ragnarok im Anflug sind.“ Er stand auf.
„Kiros, Ward“, wandte er sich an seine langjährigen Freunde. „Holt unsere gesamten Truppen aus ihren Betten! Anscheinend müssen wir darauf gefasst sein, dass wieder Mal Monster unsere Stadt bedrohen. Erklärt ihnen, dass wir genug Waffen haben, um auch ohne Zauber eine ganze Weile durchzuhalten. Ich komme dann bald nach.“
„Und was willst du bis dahin machen?“ Kiros sah ihn argwöhnisch an. „Sicher irgendwas Verrücktes, wie ich dich kenne.“
„Keine Sorge“, meinte Laguna abwertend. „Ich werde mich lediglich mit Squall treffen. Seine gute Laune verschwand. „Jetzt, wo wir wissen, dass Cifer hinter dieser Sache steckt, wissen wir auch, wen wir bekämpfen müssen. Ich werde sie informieren, was sie erwartet.“
„Du willst, dass Squall und Rinoa Cifer bekämpfen?“, empörte sich Edea. „Vor ihrer Hochzeit? Ist das dein Ernst?“
„Glaubst du denn, ich könnte ihn aufhalten?“ Auf das Gesicht des Präsidenten schlich sich ein wehmütiger Ausdruck. „Ich konnte den beiden noch nie was entgegensetzen. Natürlich werden sie kämpfen. Keine Sorge, wenn alle sechs gegen Cifer und seine Kumpane stehen, hat er keine Chance.“
„Alle sechs?“, fragte Quistis leise.
„Natürlich. Oder willst du sie etwa allein lassen?“
„Nein“, wehrte sie ab. „Aber...“
„Na also.“ Laguna wirkte zufrieden. „Es wird schon gut gehen, Edea. Wenn sie schnell genug angreifen, dann wird Cifer sein blaues Wunder erleben, du wirst sehen.“
„Aber was ist, wenn er ihnen die Zauber absaugt?“, erkundigte sich die Hexe besorgt. „Hast du daran schon gedacht?“
„Oh.“ Nun klang Laguna bestürzt. Aber er antwortete sofort: „Nun, dann werden wir ihn und Rinoa eben entscheiden lassen. Wenn sie nicht kämpfen wollen, dann müssen sie auch nicht. Dann werde ich die anderen Staaten auf die Bedrohung aufmerksam machen. Wenn alle Heere der Welt gegen ihn marschieren, kann auch Cifer nichts dagegen tun.“
„Na schön“, seufzte Edea. „Aber ich ahne doch schon, wie das ausgehen wird.“
„Squall wird diesem Kampf niemals ausweichen“, prophezeite Quistis düster. „Er wird sich schuldig fühlen, weil er Cifer nicht schon früher aus dem Verkehr gezogen hat.“
„Ich vertraue ihm“, entgegnete Laguna. „Ich glaube nicht, dass er sich und Rinoa einer sinnlosen Gefahr aussetzen würde. Aber das soll er selbst entscheiden. Edea, Quistis, kommt mit mir. Kiros, Ward, holt unsere Männer. Ich komme dann wieder zur Residenz.“
„Na ja“, murmelte der dunkelhäutige Kämpfer seinem stummen Freund zu. „Im Grunde haben wir uns etwas Aufregung ja auch gewünscht, oder?“
Ward zog es vor, mit den Augen zu rollen.
Es war still, als Xell die vertrauten Straßen von Balamb betrat. Das letzte Mal, als seine Heimatstadt so düster gewirkt hatte, war sie gerade von Galbadianern besetzt gewesen. Aber selbst zu diesem Zeitpunkt waren einige Leute auf der Straße gewesen. Jetzt allerdings... nichts. Balamb wirkte wie eine Geisterstadt. Die Fenster der kleinen Häuser waren verriegelt, die Türen fest verschlossen und verbarrikadiert.
Ist es etwa schon soweit?, fragte sich der Kämpfer. Bin ich zu spät gekommen?
„Mama!“, schrie er mit vollem Kraftaufwand. „Ich bin’s, Xell! He, Leute!“
Aber niemand antwortete. Xell begann zu laufen. Es konnte doch nicht sein, dass alle Leute, die er gekannt hatte... Nein! So etwas durfte er nicht einmal denken! Das hatte ihm sein Großvater einmal gesagt: Wenn du einen Kampf im Kopf schon aufgegeben hast, kannst du ihn unmöglich noch gewinnen. Er musste daran glauben, dass die Menschen noch lebten. Das hämmerte er sich ein, als er um die Ecke bog.
Und sich einem Archeodinos gegenübersah. Er war so überrascht, dass er dem Monster beinahe reingerannt wäre, aber er konnte noch rechtzeitig abbremsen. Sofort ging der Junge in Kampfstellung, doch das Monster schien ihn gar nicht zu bemerken. Es war auf etwas fixiert, das direkt vor ihm lag und zitterte. Es war Yarrek, der Sohn von Xells Nachbarin, der ihn immer verehrt hatte und versuchte, Xells Nachfolger zu werden.
„He, Yarrek!“, rief Xell, als er sich von seiner Überraschung erholt hatte. „Lauf weg! Ich halte dieses Biest auf! Dreh dich um, du Mistvieh!“
Er verpasste dem Archeodinos einen Sonic-Kick, der das Monster aufbrüllen und herumfahren ließ. Dass es dabei ein Hausdach schwer in Mitleidenschaft zog, schien es gar nicht zu bemerken. Aber den blonden Winzling, der vor ihm stand und es abschätzend musterte, sah es sehr wohl. Und es war sehr wütend auf ihn. Der Dino schnappte nach Xell, aber der wich der Attacke aus.
„Lauf jetzt endlich, Yarrek!“, brüllte der Kämpfer, als er bemerkte, dass der Junge noch immer zitternd hinter dem Archeodinos lag. „Sonst zertrampelt er dich!“
Gleich darauf sprang er vor und verpasste dem Monster einen Magenboxer. Der Dino stöhnte, wankte aber nicht. Die Viecher hielten was aus. Der Junge war nun aus seiner Starre erwacht und kroch zitternd, um nicht die Aufmerksamkeit des Biests auf sich zu ziehen, davon. Xell bedeutete ihm, schnell zu machen. Das war auch nötig, denn diesmal vollführte der Archeodinos seine Schwanzattacke, die Yarrek beinahe und Xell voll traf.
„Autsch“, presste der junge Kämpfer hervor. Kampfeslust funkelte in seinen Augen. „Na schön, du willst es also auf die harte Tour, wie? Das kannst du haben! Shiva!“ Wenige Sekunden später verschwand Xell und die Eiskönigin nahm seinen Platz ein. Sie blickte das Monster im wahrsten Sinn des Wortes eiskalt an und schleuderte ihm ihren „Diamantenstaub“ um das gefräßige Maul. Der Archeodinos zuckte schmerzvoll zusammen, aber noch war er nicht besiegt. Wütend knurrte er Xell, der wieder aufgetaucht war, an.
Wieder schnappte er nach dem Jungen und diesmal traf er ihn. Xell nahm den Schmerz hin und analysierte das Monster. Noch 5000 Lebenspunkte. Gut. Im Stillen dankte Xell seiner Auto-Hast-Ability, die es ihm ermöglichte, schneller zu sein als der Dino. Darum kam er noch vor dem überraschten Biest an die Reihe und schlug es mit seiner gesamten Kraft zu Boden. Er war froh, dass das Monster verschwand, bevor es ein Haus zum Einsturz bringen konnte.
Dann sah er sich nach Yarrek um. Wie er erwartet hatte, war der Junge nicht nach Hause gelaufen, sondern hatte dem Kampf gebannt zugesehen. Aber er hatte keine Lust, den Jungen deswegen zu schimpfen. Dazu fehlte einfach die Zeit.
„Alles okay?“, fragte er, obwohl er selbst sah, dass der Junge offenbar nur einen leichten Schock abbekommen hatte. „Wo sind die ganzen Leute hin? Geht’s ihnen gut?“
„Ja“, erwiderte der Junge, der seine Fassung wiedergewann. Er vollführte den SEED-Gruß, den Xell ihm hatte beibringen müssen. „Sie haben sich zum Hafen zurückgezogen, weil dort mehr Platz und Verstecke vorhanden sind. Aber nur ich habe es gewagt zu kundschaften!“
„Wofür ich dir eigentlich eine runterhauen sollte. Weiß deine Mutter überhaupt, dass du... kundschaftest? Nein? Dachte ich mir“, wandte Xell ein. Aber er lächelte den Jungen, dessen Wangen sich sanft rot färbten, beruhigend an. „Schon gut. Führ mich zu ihnen. Irgendeiner muss ja wohl Balambs Verteidigung übernehmen, nicht wahr?“
„Jawohl!“ Die Augen Yarreks leuchteten. Schnurstracks drehte er sich um und rannte die abfallende Straße entlang. Nach einigen Sekunden Dauerlauf waren die beiden im Hafen angekommen. Hier schien nichts beschädigt zu sein, stellte Xell fest. Wenn hier Monster durchgekommen waren, dann nur Beißkäfer und Stichraupen, die man zur Not auch als Anfänger besiegen konnte. Xell schüttelte sich bei dem Gedanken, was passiert wäre, wenn es der Archeodinos bis hierher geschafft hätte. Aber die Leute aus Balamb sah man auch hier nicht.
„Mama, ich bin zurück!“, schrie Yarrek unbekümmert. Für ihn war das wohl trotz allem noch immer ein großes Abenteuer. „Ich hab Xell mitgebracht!“
Es begann als leises Murmeln. Dann tauchte hier ein Kopf, da eine dunkle Silhouette aus den unzähligen Verstecken, die ein Hafen bot, auf. Überall hörte man leise das Wort „Xell“. Als schließlich einige Leute ganz heraustraten, bemerkte Xell erleichtert, dass offenbar keinem etwas fehlte. Aber eine Person vermisste er noch...
„Xell, mein Junge“, erschallte plötzlich die kräftige Stimme seiner Mutter von der Seite. „Wieso hast du dich so lang nicht mehr blicken lassen?“
„Mutter“, rief er glücklich. Er drehte sich um und ging zu der bereits im Alter etwas rundlich gewordenen Frau hin. „Ein Glück, dass euch nichts passiert ist.“ Er schloss sie in die Arme.
„Du glaubst wohl, nur du könntest kämpfen, was?“, fragte die resolute Frau, während sie ihm auf den Rücken klopfte. „Die paar Beißkäfer auf Balamb schaffen wir auch ohne dich, Sohn! Aber trotzdem ist es schön, dass du da bist.“
„Oben in der Stadt war ein Archeodinos, Mutter“, flüsterte er ihr belehrend zu. Er fühlte, wie sie sich versteifte. „Er hat zwar nicht viel Schaden angerichtet, aber Yarrek wär fast draufgegangen. Und ich glaube, dass bald auch die anderen Monster Balambs merken werden, dass die Magie um die Stadt erlischt.“
Seine Mutter ließ ihn wieder los und sah ihn erstaunt an. „Woher weißt du das?“
„Weil überall auf der Welt dasselbe passiert“, antwortete er ihr nun in einer Lautstärke, die alle hören konnten. „In Galbadia, Winhill, Trabia und Dollet sind alle Zauber verschwunden. Die Monster spüren das und nehmen es natürlich als Anlass, die Städte anzugreifen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, dass die Forschungsinsel auch schon auf Centra war...“
„Die Forschungsinsel?“, meldete sich Xells Nachbar zu Wort. Er schien offenbar das Kommando über die Leute übernommen zu haben. „Was meinst du damit?“
„Das ist ein Labor, in dem weit draußen im Ozean mit Zaubern und GF experimentiert wurde“, erklärte Xell. „Wir haben sie in Dollet gesehen und sie hat uns sämtliche Zauber geklaut. Es gibt noch Zauber hier, oder?“
Der Mann nickte. „Ja, aber was nützt uns das?“, fragte er. „Wir können nicht damit umgehen, Xell.“
„Die Insel kann alle gekoppelten und gelagerten Zauber der Insel ziehen, aber keine in Draw-Punkten“, meinte der Junge und kratzte sich am Kopf. „Wenn wir die verteidigen, kann ich euch wenigstens mit den Vita-Zaubern unterstützen, wenn meine eigene Magie flöten geht.“
„Aber wenn das passiert, verlierst du deine Kraft, Xell!“, verkündete seine Nachbarin erschrocken. Sie hielt Yarrek umklammert. „Dann haben wir keine Chance mehr gegen die Monster. Glaubst du wirklich, sie werden kommen?“
„Ja, ich denke schon“, gestand der Junge, obwohl ihm unwohl dabei war. „Sie werden sich eine ungeschützte Stadt nicht entgehen lassen. Und in Dollet konnten die Monster auch eindringen, als die Zauber gedrawt waren.“
„Was sollen wir dann tun?“, fragte Xells Mutter ihren Sohn. Sie blickte ihn erwartungsvoll an. „Sollen wir versuchen, durch die Eisenbahntunnel woanders hin zu kommen?“
Xell überlegte eine Weile, dann schüttelte er den Kopf. „Nein. Es ist besser, wenn wir hier bleiben, wo wir uns auskennen. Hier haben wir mehr Verteidigungsmöglichkeiten.“ Er griff in seine Tasche und förderte einige kleine Flaschen hervor. „Hier sind ein paar Hi-Potions und Phönix-Federn. Einige von uns werden, sollte es zum Kampf kommen, sich nur darauf beschränken, die anderen am Leben zu erhalten. Ich will hier keine Toten sehen, klar?“
Überall wurde eifrig genickt. „Jetzt redest du genau wie dein Großvater, Xell“, flüsterte ihm seine Mutter zu und drückte ihm die Hand. „Genau so befehlsgewohnt. Und so feinfühlig.“
Xell grinste kurz. „Gut. Momentan sind keine Monster in der Stadt. Ich werde mal rausgehen und jedes Vieh, dass mir über den Weg läuft, töten. Wenn die Forschungsinsel da ist, wird’s deutlich schwerer, dann komm ich zurück und wir verbarrikadieren uns. Die SEEDs werden bald kommen und herausfinden, was hier im Gange ist. Wir müssen nur bis dahin durchhalten. Wer ist dabei, Balamb zu verteidigen?“
Alle Leute schrieen auf. Xell nickte zufrieden und vollführte den SEED-Gruß. „Dann empfehle ich mich mal“, rief er über den Lärm hinweg. „Und wenn eins der Monster eine Spielkarte hinterlässt... die gehört mir, ja?“
„... das ist die Situation, Squall“, beendete Laguna seinen Bericht. „Cifer wird euch natürlich alle Zauber ziehen, wenn ihr euch der Insel nähert. Als dein Vater rate ich dir also, dich unbemerkt auf die Insel zu schleichen und ihn zu überraschen.“
„Wir sind SEEDs“, entgegnete der Junge. „Du weißt, dass wir uns nicht wie Diebe wo einschleichen werden. Natürlich werde ich Cifer entgegentreten. Aber nicht versteckt, sondern mit Würde. Sonst wird er es wieder und wieder versuchen.“
„Nicht, wenn wir ihn diesmal töten“, wandte Irvine grimmig ein. Er wirkte sehr entschlossen. „Ich finde, diesmal ist er zu weit gegangen. Du solltest dich mit dem Gedanken anfreunden, Squall. Was sagst du dazu, Mama?“
Edea seufzte. „Cifer war schon immer schwierig“, gab sie zu. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass er Menschenleben in Gefahr bringt, um Squall zu bekommen. Ihr seid SEEDs. Ihr werdet auch ohne meinen Rat tun, was ihr tun müsst.“ Sie sah auf den Boden.
„Tuuuut uns Leid, Mama“, entschuldigte sich Selphie, die sich an Irvine gehängt hatte. Obwohl es um einen harten Kampf ging, wirkte sie auf Squall noch aufgekratzter als sonst auch. Und auch Irvine war nicht immer bei der Sache, obwohl er sich des Ernstes bewusst war. Sein Blick irrte immer wieder wie eine lichtsuchende Motte zu Selphie hin. Squall nahm sich vor, den beiden noch mal ins Gewissen zu reden, bevor sie die Forschungsinsel betraten. „Also, wann fliegen wir loooos?“, wollte das Mädchen wissen. „Wir müssen doch rechtzeitig zur Hochzeit wieder zurück sein!“
„Stimmt“, bestätigte Irvine. „Und wenn du jetzt was erwidern willst, Squall: Wir haben von Direktor Cid einen ausdrücklichen Befehl erhalten, zur Forschungsinsel zu fliegen. Du wirst also keine Einzelkämpfernummer abziehen können!“ Er grinste.
„Was heißt hier Einzelkämpfer?“, fragte Rinoa misstrauisch. „Squall, du hast doch nicht etwa einen einzigen Augenblick lang daran gedacht, mich hier zurückzulassen, oder?“
Der Junge seufzte. „Rinoa, bitte...“
„Also doch!“ Das schwarzhaarige Mädchen war empört. „Du spinnst wohl! Glaubst du, ich lasse einfach zu, dass Cifer mir mit allen unfairen Tricks meinen Bräutigam entführt? Selbstverständlich komme ich mit! Damit kannst du mich nicht mal abbringen, wenn du mich fesselst und angebunden hier zurücklässt!“
Squall schlug sich an die Stirn. „Laguna, kannst du sie nicht zur Vernunft bringen?“, bat er seinen Vater. „Oder ihr anderen?“
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„Fu-jin, ist der Garden noch da? Mir war so, als hätte ich ihn vor ein paar Stunden in Esthar gesehen“, wandte sich Cifer an seine Vertraute.
„Nicht hier“, bestätigte Fu-jin.
„Dennoch muss sich noch einer dieser SEEDs hier befinden“, beharrte Condenos. Er drehte sich nun um und blickte die drei an. „Balamb hatte schon vor ewigen Zeiten äußerst geringes Magie-Potential. Aber was ich hier gefunden habe, waren Ultima, Meteor, Seuche, Holy und Ähnliches.“
„So was gibt’s auf Balamb nicht“, erklärte Rai-jin entschieden. „Und niemand außer Squall und den anderen besitzt mal so starke Zauber.“
„Aber wieso sollte jemand von ihnen schon hier sein?“, wunderte sich Cifer. „Das macht doch keinen Sinn... außer“ Er kniff die Augen zusammen. „Der Hasenfuß hat doch in Balamb gelebt! Natürlich! Wahrscheinlich hat er geahnt, dass wir auch nach Balamb kommen und will nun seine Heimatstadt verteidigen.“ Er grinste. „Wie zuvorkommend von ihm. Das heißt, wir müssen uns nur noch mit fünf Gegnern herumschlagen.“
„Denkst du denn, die Monster auf Balamb werden diesen SEED von uns fernhalten, wenn er sieht, dass seine Freunde hier sind?“, fragte Condenos zweifelnd. „Das passt nicht zu dem, was ihr mir über diese Truppe erzählt habt.“
„Das stimmt mal, Cifer“, bestätigte Rai-jin. „Xell würde die anderen mal nicht im Stich lassen, besonders nicht in so einem Kampf.“
„Dann müssen wir ihn eben festnageln“, entschied Cifer. Er wandte sich direkt an Condenos: „Du musst die Monster, die du hier hast, losschicken, ausnahmslos alle! Xell muss um jeden Preis in Balamb bleiben, zumindest, bis wir mit den anderen fertig sind. Jeder SEED, den wir nicht sofort gegen uns haben, erhöht unsere Chancen auf einen schnellen Sieg.“
Die GF färbte ihre Augen zu Rot. „Ich soll meinen gesamten Schutz wegschicken?“, fragte sie. „Ist das dein Ernst?“
Cifer hob die Gunblade und sah Condenos herausfordernd an. „Traust du mir nicht? Solange ich Squall nicht habe, hast du vor niemandem etwas zu befürchten, glaub mir. Schick die Bestien ruhig weg, und dann beobachte unseren Kampf mit den SEEDs. Du wirst beeindruckt sein, das verspreche ich.“
„Daran zweifle ich nicht“, erwiderte die GF. Ihre Augenfarbe änderte sich wieder zu orange. „Na schön. Aber dann kann ich euch auch keine Unterstützung im Kampf bieten. Ich selbst werde die Zauber bewachen. Es ist gut möglich, dass meine Geschwister versuchen, sie mir abzunehmen. Sie waren schon immer sehr stur.“ Condenos verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich weiß nur nicht, ob ich euch Glück im Kampf wünschen soll... schließlich wissen wir ja nicht, wie wir zueinander stehen werden, wenn dieser Kampf endet, nicht wahr?“
Mit diesen Worten sprach die GF einen Levitas-Zauber und schwebte auf die Lichtsäule zu. Das Licht steigerte sich wieder mal bis zu augenfeindlicher Helligkeit, während Condenos mit dem Bollwerk verschmolz. Einen Moment sah man noch einen Schatten in der Säule, dann hörte das Licht urplötzlich auf zu strahlen und sank wieder auf das normale Maß herab. Nichts erinnerte mehr daran, wer noch vor ein paar Sekunden hier gestanden hatte.
„Gar nicht mal so dumm, wie er aussieht, der Gute, nicht wahr?“, verkündete Cifer und schulterte die Gunblade. „Fast mag ich ihn. Aber nur fast. Ich habe Idealisten noch nie getraut.“
„Hast du keine Angst, er könnte vielleicht nicht doch mal einen Trumpf im Ärmel haben, Cifer?“, erkundigte sich Rai-jin leise. Er wirkte sehr besorgt und sah immer wieder verstohlen zur Säule hin. „Vielleicht hat er uns noch gar nicht seine wahre Stärke gezeigt.“
„Unsinn“, wehrte Cifer ab, auch wenn ihn Rai-jins Vermutung nicht so kalt ließ, wie er tat. „Wir sind jetzt die Stärksten auf diesem Planeten. Kommt jetzt, hier wird’s zu ungemütlich!“
Als die drei hinausgegangen waren, fing das Licht der Säule wieder sanft zu pulsieren an. Eine leise Stimme, fast nur ein unhörbares Flüstern, das vom Summen der Maschinen beinahe übertönt wurde, sagte: „Narren. Wie Recht ihr doch mit eurer Vermutung habt.“
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cotillion: Das waren wieder super Kapitel.wann gehts den weit?
mfg
cotillion
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Kapitel 7
„Steuern Sie den Garden zur Airstation“, trug Cid Niida auf. Der Junge war noch immer missmutig, was man ihm ja auch wohl kaum verdenken konnte. Immerhin heiratete einer seiner Freunde, und er durfte nicht dabei sein. „Und passen Sie auf, dass wir keine Passanten erschrecken.“
„Ich bin kein Anfänger, Direktor“, entgegnete Niida und riss das Ruder gekonnt herum. „Ich weiß schon, was ich machen muss.“
„Schön, das zu hören.“
Sanft steuerte der Garden zwischen den riesigen modernen Hochhäusern auf die Esthar-Airstation zu. Cid runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass die Ragnarok gar nicht hier war. Dann fiel ihm wieder ein, dass Irvine und Selphie ja bei der Residenz ausgestiegen waren. Vermutlich waren sie bereits unterwegs. Nun, je schneller sie das hinter sich brachten, desto besser.
Als der Junge neben der Plattform anlegte, auf der sonst das riesige Weltraumgefährt der SEEDs stand, atmete Cid erleichtert aus. Ihm war nie richtig wohl dabei, wenn er sah, wie nahe Niida den Garden an die Hauswände steuerte. Aber bis jetzt hatte es höchstens einige Kratzer gegeben. „Sehr gut, Niida“, verkündete er. „Von nun an haben Sie und Crys frei. So lange Sie den Garden nicht verlassen, steht Ihnen alles offen.“
„Ja, Herr Direktor.“ Niidas Miene schwankte zwischen Weltuntergang und Tod eines Verwandten. Dennoch salutierte er gehorsam. „Crys, kommst du?“
„Direktor“, rief die in diesem Moment herüber. Auch wenn das Mädchen sehr bedrückt war, hatte sie es sich nicht entgehen lassen, Esthar ausgiebig vom Rand der Steuerungsplattform zu betrachten. Galbadianer kamen schließlich nicht alle Tage nach Esthar. „Ist es normal, dass hier überall Monster herumlaufen?“
„Ja, davon hat Squall erzählt“, bestätigte der Direktor. „Normalerweise wagen sich Monster nicht in Gegenden, die so dicht von Menschen besiedelt ist. Sie fürchten die Magie. Aber Esthar ist so groß, dass sich immer wieder ein Monster hereinverirrt.“
„Ist es auch normal, dass hier ein gutes Dutzend davon auf einem Fleck herumläuft?“
„Was?“, entfuhr es Niida. „Unmöglich!“ Rasch trat er zum Rand der Plattform. Cid entnahm seinem bleich werdenden Gesicht, dass er nichts Gutes sah. „Oh, oh“, murmelte er. „Sie hat Recht, Direktor. Da unten sind sogar mehr als ein Dutzend Stahlgiganten, Quale, Galchimesäras und Behemoths! Und es kommen immer mehr durch die Schlupflöcher herein!“
„Unfassbar! Wie ist das nur möglich?“ Cid war völlig außer sich. „Ist es hier etwa auch schon soweit?“
„Was ist soweit?“, wollte Niida wissen. Er wirkte erschrocken.
„Ich befürchte, in Esthar gibt es keinen einzigen Zauber mehr“, erklärte Cid. „Squall und die anderen beobachten dieses Phänomen schon eine ganze Weile. Offenbar saugt etwas die magische Energie ganzer Kontinente ab. Galbadia, Dollet, Centra und einige andere Erdteile hat es schon erwischt... und nun auch Esthar. Was sollen wir nur tun?“
„Wir müssen die Behörden verständigen!“, entschied Crys energisch. Ihre militärische Ausbildung machte sich nun bezahlt. „Präsident Loire muss das erfahren! Und Sie müssen den Befehl geben, die Monster hier zurückzuschlagen, Direktor, bevor sie unschuldige Menschen erreichen!“ Sie wirkte so befehlsgewohnt, dass Niida beinahe einen Schritt zurückwich.
Dann straffte er sich jedoch und sagte: „Sie hat Recht, Direktor. Lassen Sie uns kämpfen. Wir müssen die Stadt verteidigen, wenn wir wollen, dass überhaupt noch eine Hochzeit stattfinden kann, von der wir fernbleiben sollen!“
Cid lächelte kurz, wurde aber sofort wieder ernst. „Kommen Sie“, befahl er und trat zum Aufzug. „Wir müssen den Schülern Bescheid geben. Ich rufe sie in der Eingangshalle zusammen und Sie beide erklären Ihnen, was sie zu tun haben.“ Der Aufzug setzte sich in Bewegung und kam im dritten Stock wieder zum Stehen. Cid ging auf seinen Schreibtisch zu, während Crys und Niida zur Tür rannten. „Jetzt haben Sie es also doch noch geschafft, nach Esthar zu kommen, nicht wahr?“, rief er den beiden nach. Bildete er es sich ein, oder hörte er Lachen?
Kopfschüttelnd setzte der Direktor des Balamb Garden sich in seinen Sessel. Wieso musste immer alles so aus dem Gleichgewicht geraten? Er drückte auf die Lautsprecher-Taste und rief angemessen laut: „Hier spricht Direktor Cid. Bitte verlassen Sie den Garden noch nicht! Monster sind in Esthar eingedrungen! Niida und eine Schülerin des Galbadia Garden werden in Kürze in der Eingangshalle eintreffen. Bitte begeben Sie sich ebenfalls dorthin, Ihnen wird gesagt werden, was Sie zu tun haben. Niemand, ich wiederhole, niemand, der nicht krank oder anderweitig kampfunfähig ist, darf fernbleiben! Dies ist ein offizieller Einsatz des Gardens! Sollten Sie im Verlauf des Kampfes auf Truppen aus Esthar treffen, befolgen Sie bitte deren Befehle. Viel Glück Ihnen allen... schützen Sie Esthar, damit Ihr Schulsprecher und Miss Heartilly ihre Hochzeit nicht verlegen müssen.“
Einen Moment zog Cid eine Schnute wegen seines melodramatischen Auftritts. Aber jetzt war es gesagt, und immerhin hatte es doch gar nicht so schlecht geklungen. Gut, Niida und Crys würden schon wissen, was sie zu tun hatten. Nun war es wichtig, dass er Laguna erreichte. Er wählte die Geheimnummer der Residenz, in der der Präsident vermutlich sein würde. Als eine Minute lang allerdings niemand abhob, gab er auf. Wo war Squalls Vater nur?
Dann fiel Cid etwas ein. Laguna hatte Squall bei einem seiner Besuche einmal eine Nummer gegeben, mit der er einen Empfänger erreichte, den der Präsident immer bei sich trug. Squall hatte das Ding ihm gegeben, weil er mit der Ragnarok jederzeit nach Esthar konnte, wenn er sich mit seinem Vater unterhalten wollte... was in letzter Zeit ohnehin ziemlich oft der Fall gewesen war. Hastig suchte er in allen Schubladen, um dann am Schluss festzustellen, dass er den Zettel in der Brieftasche trug. Brummelnd wählte er die 20- stellige Nummer und wartete ungeduldig einige Male. Aber als sich schließlich jemand meldete, war es nicht Laguna.
„Wer sind Sie?“, fragte eine ungeduldige Stimme. „Der Präsident ist momentan beschäftigt!“
„Kiros?“, fragte Cid. „Sind Sie das? Ich bin Direktor Cid vom Balamb Garden!“
„Cid?“ Kiros war einen Moment perplex, aber dann fing er sich wieder. „Woher haben Sie... ach was, scheißegal! Hören Sie, wir haben hier gerade mächtig Probleme! Laguna befürchtet, dass in einige Minuten sämtliche Monster des Kontinents hier sein werden, um Esthar zu stürmen! Sie und Ihre SEEDs wären jetzt echt eine große Hilfe!“
„Sind wir bereits“, korrigierte der Direktor. „Wir sind bei der Airstation, und die wird bereits von den Monstern überrannt. Wir versuchen, sie aufzuhalten, aber dadurch können wir Ihnen woanders nicht mehr helfen.“
„Verflucht! Die Leute haben sich auf der Inneren Straße versammelt. Die Monster dürfen also höchstens bis zum Außenring kommen!“
„Dann bleiben nur die fünf Eingänge zur Straße“, mutmaßte Cid. „Die Außenstraße selbst ist doch hoffentlich abgeschirmt?“
„Selbstverständlich.“ Kiros klang etwas verächtlich. „Die innere Straße ist nur über die Airstation, das Magieinstitut, die Autovermietung und das Einkaufszentrum zu erreichen! Um die Vermietung müssen wir uns keine Sorgen machen, die Tore dort sind ab jetzt nur noch mit einem Code zu öffnen, und ich glaube kaum, dass die Viecher den knacken!“
„Was ist mit dem Palast?“, wollte Cid wissen. „Durch den kommt man doch auch in die innere Stadt, oder?“
„In dem verschanzen wir uns“, erklärte Kiros. „Der Präsidentenpalast ist schwer gepanzert, aus verständlichen Gründen. Das schaffen Laguna, Ward und ich allein. Also müssen wir unsere Soldaten auf das Magieinstitut und das Einkaufszentrum aufteilen... aber die werden erst in paar Minuten so weit sein loszumarschieren. Halten Sie uns wenigstens die Monster bei der Airstation vom Leib, ja? He, Laguna, was...“
“Cid?” Lagunas Stimme klang gehetzt, wie von jemandem, dem was Wichtiges eingefallen ist. „Sagen Sie nichts, hören Sie mir zu! Ell ist noch in der Stadt, zusammen mit einigen Kindern aus dem Waisenhaus! Edea ist grade auf der Suche nach ihnen, aber jetzt, wo die Monster eindringen... Sie müssen unbedingt ein paar Ihrer Leute losschicken, um sie zu suchen! Bringen Sie sie in den Garden, dort sind sie mal eine Weile sicher.“
„Edea?“ Cid erschrak. „Sie ist HIER?“
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„Ich hab keine Zeit, Ihnen alles zu erklären!“, wehrte Laguna ab. „Sie müssen Sie finden, hören Sie? Ich schätze, Ell wird den Kindern das Einkaufszentrum gezeigt haben, schließlich verbringt sie dort fast ihre gesamte Freizeit... Edea wird wahrscheinlich auch dort sein. Ich verlass mich auf Sie, Cid! Finden Sie sie und bringen Sie sie in Sicherheit.“
„Natürlich“, murmelte Cid etwas benommen. Was machte Edea bloß hier? „Und viel Glück.“
„Danke, kann ich brauchen, gleichfalls. Aber dass Sie mir ja keine unerfreulichen Meldungen schicken, ja?“
Als der Kontakt abbrach, fasste sich Cid an den Kopf. Edea tauchte anscheinend überall dort auf, wo etwas außer Kontrolle geriet. Flüchtig verzog er die Lippen, als er daran erinnert wurde, dass auch das ein Grund gewesen war, warum er sie geheiratet hatte. Dann wurde er ernst. Er schaltete auf Außenlautsprecher um.
„An Niida und Crys!“, rief er ins Mikrofon. „Es gibt einen Notfall! In der Stadt befinden sich meine Frau Edea, Ellione und einige Waisenkinder, die nichts vom Monstereinfall wissen! Sie beide begeben sich bitte sofort zum Einkaufszentrum und holen sie! Wenn sie dort nicht sind, suchen Sie im Magieinstitut und kommen dann zurück, mit oder ohne ihnen! Sofort!“
Jetzt wusste er, wieso Squall die Verantwortung, Schulsprecher zu sein, überhaupt nicht zusagte. Man musste eine Menge herumschreien, Leute anpflaumen, die man mochte und immer auf unliebsame Überraschungen gefasst sein. Er lehnte sich seufzend zurück. Nun konnte er nur noch warten, ob alle anderen Erfolg hatten...
„Ruhig, Kinder“, flüsterte Ellione und versuchte, sich noch weiter in die dunkle Ecke des Geschäfts zu drängen. Sie war gerade mit den Kindern dabei gewesen, einige Dinge online zu bestellen, als plötzlich abscheuliche Wesen im Vergnügungspark für Esthars Erwachsenenwelt aufgetaucht waren. Jetzt schlichen die Bestien durch die verwaiste Straße. Fast alle Passanten waren geflohen, aber Ell konnte noch immer den Schrei eines Bürgers hören, der nicht schnell genug gewesen war.
„Ich hab Angst“, wimmerte eines der Mädchen und klammerte sich an Ells Rockzipfel fest. Das ältere Mädchen wusste nicht, wie die Kleine hieß, aber das spielte keine Rolle. Sie nahm es in die Arme und versuchte, es zu beruhigen. Auch die anderen Kinder hockten zitternd in ihrer Nähe. Nur Aniery und Tinill wagten es, hie und da auf die Straße zu spähen, aber beide waren schreckensbleich. Natürlich schwärmten alle Kinder von Heldengeschichten... aber den Monstern daraus selbst gegenüberzustehen, war was Anderes!
„Wenn nur Tante Quistie hier wäre“, flüsterte Eclisa Veshore zu. Der kleinere Junge hielt sein Spielzeugschwert so fest umklammert, dass das Hartplastik ächzte. Aber auch Eclisa war übel von den Lauten, die diese Monster von sich gaben. „Sie könnte die Monster allein besiegen.“
„Wird sie uns finden?“, fragte Aniery Ellione. Aus seinen Augen sprach große Hoffnung. Ell zögerte. Niemand wusste genau, dass sie hier waren. Und es konnte noch dauern, bis bekannt wurde, dass das Einkaufszentrum besetzt war. Aber sie konnte die Kinder nicht enttäuschen. „Vielleicht“, schloss sie einen Kompromiss. „Aber wir müssen tapfer sein und uns bis dahin gut verstecken.“
„Und wenn eins der Monster uns findet?“, fragte Tinill mit schriller Stimme. Vor nackter Panik überschlug sie sich ein paar Mal. Ell gab keine Antwort darauf.
Einige Minuten vergingen quälend langsam, während die Geräusche draußen immer näher kamen. Nun krochen auch Aniery und Tinill zurück zu den anderen. Ell betete zu allem, was ihr einfiel, dass keine der Bestien genug Verstand besaß, um hier herinnen jemanden zu vermuten.
„Keine Angst“, wisperte sie noch einmal. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis uns jemand hier findet.“
Bevor jedoch eins der Kinder antworten konnte, knarrte die Tür. Alle hielten unwillkürlich den Atem an, als sie langsam aufschwang. Dann tappte die kleine Teufelsgestalt eines Galchimesära herein. Ell war gleichzeitig erleichtert wie erschrocken. Onkel Laguna hatte einmal erwähnt, dass diese kleinen Biester zwar lästige Zauber sprechen konnten, aber im Gegensatz zu anderen Monstern sehr schwach waren. Die dämonisch gelben Augen wanderten im Raum umher und zischelnde Laute klangen durch die Dunkelheit. Und ehe Ell es verhindern konnte, stieß eins der Kinder einen erschrockenen Schrei aus.
Die Augen erstarrten. Dann erklangen wieder Schritte in ihre Richtung. Ell setzte das wimmernde Mädchen ab und stand langsam auf. Sie durfte das Monster nicht provozieren. Das Biest sah sie dennoch misstrauisch an und zischte ungehalten. Offenbar betrachtete es einen Haufen Kinder und eine junge Frau nicht als Gegner, sonst hätte es schon einen seiner berüchtigten Zauber angewandt.
„Seid ruhig“, flüsterte sie und faltete die Hände. „Bewegt euch nicht.“ Sie vergewisserte sich nicht, ob die Kinder den Rat befolgten, sondern weckte ihre Hexenkraft. Sie war niemals so stark gewesen wie Rinoa, Adell oder gar Artemisia. Aber immerhin war sie auch ohne GF in der Lage, die Magien anderer Lebewesen zu spüren. Dadurch konnte sie gezielt in die Gedanken anderer eindringen... und mit einiger Hilfe von Rinoa sogar Zauber drawen und einsetzen!
Sie atmete tief durch und schickte ihre geistigen Fühler zum Bewusstsein des Galchimesäras aus. Sie hatte noch nie ein nicht-menschliches Selbst berührt, aber im Grund war das gar nicht so anders als sonst. Aber als sie den Kontakt hergestellt hatte, wusste sie, warum das Vieh keinen Zauber angewandt hatte. Es besaß keinen. Nicht einen einzigen angeborenen Spruch! Ell wurde blass. Dann konnte sie dem Monster auch nichts entgegensetzen.
Der Galchimesära schien zu wissen, was sie versucht hatte. Er ließ ein höllisches Lächeln sehen und tappte wieder einen Schritt vorwärts, seine Krallen weit ausgestreckt, der Schwanz wild umherpeitschend. Die Augen des Monsters leuchteten auf, als einige der Kinder zu weinen anfingen.
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Auf einmal zischte etwas Leuchtendes durch die offene Tür, direkt auf das Monster zu. Alle, sogar Ell schrieen auf, als etwas den Galchimesära durchstieß. Ungläubig betrachtete die Bestie den Vogel aus glitzerndem Eis, der ihm durch die Brust gedrungen war. Dann kippte sie lautlos zur Seite und verschwand.
„Edea!“, stieß Ell hervor. Sie hatte das Limit der anderen Hexe erkannt. „Wo bist du?“
Eine zierliche Frauengestalt schob sich durch die Tür und schloss sie gleich darauf. Einen Augenblick lauschte sie, ob momentan noch ein Monster herkam, dann drehte Edea sich um. „Ich wusste doch, dass du hierher kommst“, meinte sie. „Dein Vater hat mal erwähnt, dass du Esthars Kassen mit deinen Einkaufstouren leerst!“ Ell lachte befreit auf.
Im nächsten Moment drängten sich die Kinder wie ein Mann nach vorn und scharten sich um ihre Mutter. Nicht wenige weinten, einige wollten wissen, was Edea gemacht hatte und einige wollten sich nur bei ihr festhalten. Die Hexe streichelte beruhigend über einige Köpfe und riet ihnen dann, wieder zurückzugehen. Mit allen Monstern würde sie auch mit ihrem „Eisigen Zorn“ den Kürzeren ziehen.
„Lande auf Balamb, Selphie!“, befahl Squall kalt, während er die Forschungsinsel musterte. Wie alle anderen hatte er die Silhouetten von Cifer, Rai-jin und Fu-jin gesehen, die der Ragnarok entgegengesehen hatten. Cifer hatte sogar höhnisch mit der Gunblade gewinkt. Squall ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Mit steinerner Miene wartete er ab, bis das Raumschiff am Strand von Balamb gelandet war. Diesmal, dachte er empfindungslos, werde ich es zu Ende bringen! Ein für alle Mal!
„Squall?“ Quistis’ Stimme klang beinahe schüchtern, gar nicht so befehlsgewohnt wie früher. „Hast du irgendeinen Plan, nach dem wir vorgehen sollten?“
„Oder wollen wir einfach vorstürmen und diese Hunde niedermachen?“, fragte Irvine, aber nicht einmal er grinste jetzt noch.
„Hier ist der Plan“, erwiderte er, ohne den Blick von der Insel abzuwenden. „Ich werde Cifer offen entgegentreten. Ihr werdet Rai-jin und Fu-jin überrennen und dann die Maschinen im Inneren der Insel abschalten. Dann verschwinden wir.“
„Kommt nicht in Frage!“, brauste Rinoa auf. Sie packte Squall von hinten an der Schulter. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du Cifer ohne Magie ganz allein besiegen kannst? Ich komme auf jeden Fall mit dir!“
„Sei still!“ Squall hatte nicht geschrieen. Die Worte waren mit eisiger Ruhe über seine Lippen gekommen. „Du wirst auf keinen Fall mit mir kämpfen! Du bleibst bei den anderen, damit sie dich beschützen können.“
„Das kannst du mit mir nicht...“
„Irvine, ich vertraue sie dir an“, fuhr Squall fort, ohne Rinoa zu beachten. „Gib acht, dass sie auch wirklich bei euch bleibt!“
Irvine zögerte, als er Rinoas wutentbranntes Gesicht sah. „Squall“, bat er. „Findest du nicht, dass sie...“
„Nein, finde ich nicht! Ihr werdet viel schneller mit Fu-jin und Rai-jin fertig, wenn sie bei euch ist. Dann ist auch der Kampf zwischen Cifer und mir schneller aus.“
„Aber Cheeeef“, warf Selphie protestierend ein. Das Mädchen war aus dem Pilotensitz gestiegen und neben Squall getreten. Er blickte noch immer nicht von der Insel weg.
„Squall, du kannst mir nicht befehlen, von dir wegzubleiben, wenn Cifer dich vielleicht umbringt!“ Rinoa war fast noch wütender als damals, als sie Squall wegen seiner kaltschnäuzigen Art vor allen Leuten in Timber die Leviten gelesen hatte. „Ich lass doch nicht zu, dass du wegen deines blöden Stolzes getötet wirst! Denk doch auch an mich, du Idiot!“
„Denkst du, das tue ich nicht?“ Squalls Stimme war jetzt schon etwas sanfter. Er drehte sich zu seinen Freunden um. „Deshalb will ich dich nicht in Gefahr bringen. Wenn du bei den anderen bist, könnt ihr euch helfen und eure Kämpfe schnell zu Ende bringen. Vergesst nicht, die Magie muss so schnell wie möglich wieder freigesetzt werden! Cifer wird wohl eine Weile mit mir spielen und mit seiner Kraft protzen wollen, das verschafft euch noch zusätzlich Zeit. Und ihr werdet wahrscheinlich jeden Mann gegen Condenos brauchen.“
„Ich pfeife auf diesen Condenos!“, schrie Rinoa, aber ihre Stimme klang trotzig wie die eines Kindes. „Du DARFST einfach nicht allein gegen Cifer antreten!“
Squall sah zu Boden. „Tut mir Leid“, sagte er. „Aber dann habe ich keine Wahl. Selphie, Irvine, ihr beide sorgt dafür, dass Rinoa mit euch kämpft. Zusammen mit Quistis habt ihr bessere Chancen gegen die GF. Quistis, ich kann es dir nicht befehlen, aber ich bitte dich, ebenfalls auf sie zu achten.“
Die drei Angesprochenen sahen ihn sprachlos an. Aber wahrscheinlich fühlten sie sich nicht halb so unwohl wie er selbst. Das würde ihm Rinoa noch jahrelang übel nehmen, das wusste er. Doch zurücknehmen durfte er den Befehl nicht mehr, also straffte er die Schultern und ging ohne ein weiteres Wort an den anderen vorbei. Es dauerte eine Weile, bis er die ersten zögernden Schritte hinter sich hörte.
Squall blieb erst wieder stehen, als er am Strand von Balamb und somit am Rand der Forschungsinsel angekommen war. Eine Strickleiter war an den Klippen der Insel befestigt, aber der Junge wartete noch damit, sie zu erklimmen, bis die anderen zu ihm aufgeschlossen hatten. Ohne sich umzudrehen verkündete er: „Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Zögert nicht, die GF einzusetzen, denn momentan sind wir sehr verwundbar! ...Viel Glück euch allen.“
Er wartete nicht auf eine Reaktion, sondern ergriff die Strickleiter und kletterte an ihr hoch. Als er den Kopf über den Rand streckte, sah er sofort Cifer, der den Anschein gab, schon lange ungeduldig zu warten. Neben ihm standen Fu-jin und Rai-jin, die ihn mit undeutbaren Mienen ansahen.
„Du hast dir ganz schön Zeit gelassen, Squall“, verkündete Cifer und ließ seine Gunblade auf die flache Hand klatschen. „Ich hab dich viel früher erwartet.“
Squall würdigte ihn nicht eines Wortes. Statt dessen zog er sich vollkommen hoch und streckte gleich darauf Selphie, die ihm nachgeklettert war, seine Hand hin. Das Mädchen ergriff sie und zog sich hoch. Gleich darauf erschien Rinoa, die ihn keines Blickes würdigte, hinter ihr Irvine, der sich von Selphie hoch helfen ließ und als Abschluss Quistis.
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„Sofort?“, hörten sie Fu-jin hinter ihnen fragen. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass sie wissen wollte, ob der Kampf jetzt gleich stattfinden sollte.
„Wenn unsere verehrten SEEDs bereit sind, wüsste ich nicht, was dagegen spräche“, erwiderte Cifer in aufreizendem Ton. „Oder wollt ihr etwa doch abhauen?“
„Lass die blöden Sprüche, Cifer“, entgegnete Squall kalt und zog seine „Löwenherz“, die wie immer in bedrohlich blauem Licht leuchtete. Diesmal jedoch wurde es überstrahlt durch das Pulsieren, das aus dem Eingang der Insel kam. Squall deutete mit dem Kopf unmerklich in diese Richtung und hoffte, die anderen verstanden das. „Das war früher mal unter deiner Würde, weißt du noch?“
„Dorthin wirst du mal nicht kommen, Squall“, verkündete Rai-jin grimmig. Der Junge sah zwar nicht so selbstsicher wie sonst aus, wenn er in einen Kampf zog, aber sein Blick sagte deutlich genug, dass er niemanden vorbeilassen würde. „Jedenfalls nicht ohne uns.“
„Dann sollten wir anfangen, oder?“, meinte Irvine und lud wie immer dramatisch seine Waffe durch. „Wieso noch länger zögern?“
„Woooo kämpfen wir?“, fragte Selphie. Sie blickte als einzige nervös zu den Gegnern, die anderen zeigten es nicht. „Etwa hier?“
„Wieso nicht?“, verkündete Cifer und machte eine weitausholende Geste mit der Gunblade. „Der Platz ist so gut wie jeder andere.“
„Ja, für euch“, murrte Rinoa und zog mit einem heftigen Ruck ihre „Shooting Star“ über das Handgelenk. „Und wo ist Platz für uns?“
„Hinein!“, schlug Fu-jin vor. Die grauhaarige junge Frau zeigte auf den Eingang mit dem pulsierenden Licht. „Ungestört.“
„Von uns aus“, pflichtete Irvine bei und strafte sie mit dem verächtlichsten Blick, den er zur Zeit auf Lager hatte. „Lassen wir unseren Duellanten ihre Privatsphäre.“
„Was anderes würden sie auch nicht akzeptieren“, flüsterte Quistis so leise, dass nur Selphie und Rinoa sie hören konnten. Die beiden nickten zustimmend, Rinoa allerdings mit zusammengebissenen Zähnen.
„Dann mal los“, empfahl Rai-jin und ging auf den Eingang zu, die SEEDs allerdings nicht aus den Augen lassend. Als ob er nicht wüsste, dass sie jemanden, der ihnen den Rücken zuwandte, nicht angreifen würden!
Fu-jin folgte ihm, und sie schien es begriffen zu haben. Sie wandte zwar einige Male den Kopf zu ihnen um, aber nur, um zu kontrollieren, ob sie ihnen auch folgten. Irvine und Selphie sahen Squall noch einmal ernst an, dann folgten sie ihren Gegnern. Auch Rinoa blitzte ihn mit wütenden Augen an, aber Squalls Aufmerksamkeit war voll auf Cifer gerichtet, der anscheinend vollkommen unbekümmert herumlümmelte. Erst, als Quistis sie nicht unsanft, aber bestimmt am Arm packte, gab die Hexe auf und ließ sich wortlos zum Eingang der Höhle führen.
„Na, ist das mal nicht beeindruckend?“, verkündete Rai-jin und deutete mit der Spitze seines Kampfstabes auf die Lichtsäule. „Da drin sind mal sämtliche Zauber der Welt gespeichert.“
„Ja, sehr beeindruckend“, ätzte Quistis. Ihr Blick hätte Ifrit frösteln lassen. „Vor allem, weil wegen diesem verdammten Ding schon ein Haufen Leute gestorben sind!“
„Schluss!“, beendete Fu-jin die Diskussion, als sie merkte, dass ihr Partner unsicher wurde. „Anfangen!“
„Von uuuuuns aus!“ Selphie presste die Lippen zusammen und ließ „Traum oder Illusion“ durch die Luft wirbeln.
„Wir sind bereit“, meinte Irvine. Dann flüsterte er: „Selphie, wir greifen Rai-jin an! Quistis, Rinoa, ihr nehmt euch Fu-jin vor!“
„Moment“, keuchte die ehemalige Ausbilderin plötzlich erschrocken. „Rinoa ist weg!“
„WAS?“
Doch im selben Moment begann der Kampf.
„Verflucht!“ Xell war wütend. Woher kamen diese ganzen Monster auf einmal her? Auf Balamb hatte es noch nie Doppel-Hacker gegeben, ganz zu schweigen von einem Behemoth! Irgendjemand von der Forschungsinsel musste Balamb tierisch hassen. Oder jemand wollte, dass er nicht dorthin kam...
Nachdenklich blickte der Faustkämpfer zu der kleinen Insel hin, die ihnen in den letzten Tagen solche Kopfzerbrechen bereitet hatte. Es würde ihn nicht wundern, wenn derjenige, der die Insel steuerte, versuchte, so viele starke Gegner wie möglich davon fernzuhalten. Rinoa, Squall, Irvine und Selphie waren ein starkes Team, aber fünf waren noch stärker.
Dann schüttelte er jedoch dem Kopf. Nein, selbst wenn er es schaffen würde, durch diese Monsterhorde zu kommen, die auf Balamb zumarschierte, würde er seine Familie und die Leute, mit denen er die zweite Hälfte seiner Kindheit nach dem Waisenhaus verbracht hatte, im Stich lassen. Dann hatten sie nicht mehr die Spur einer Chance gegen die Monster.
Er betrachtete seufzend seine Fäuste. Dieses verdammte Ding hatte ihm schon wieder alle neu zusammengedrawten Zauber geklaut. Jetzt war er zwar noch immer 10 mal stärker und zäher als jeder andere Mensch und konnte auf die Hilfe von Shiva und Pandemona zählen, aber seine wirkliche Kraft war weg. Jetzt konnte er niemanden mehr heilen, keinen Gegner mehr durch Zauber außer Gefecht setzten, nicht einmal mehr Drawen nützte etwas, weil auch die Monster keine Zauber mehr besaßen!
Bei diesem Gedanken riss es ihn plötzlich. Moment! Diese Biester kamen von der Forschungsinsel, das hieß... Vorsichtig versuchte er, das vorderste Monster auszumachen. Es war ein Doppel-Hacker, der es anscheinend ganz besonders eilig hatte, irgendetwas zu zerstören. Wenig verwunderlich. Xell schürzte die Lippen und wandte die Draw-Fähigkeit an.
„Da soll mich doch...“, rief er erfreut aus und brach den Satz ab, um vom Haus der Dinchts auf die Straße zu springen und zum Hafen zurückzulaufen. „Endlich macht unser Feind mal einen entscheidenden Fehler!“
Als er eintraf, hielt Yarrek gerade Wache, obwohl es die anderen Leute gleichzeitig mit ihm merken würden, wenn ein Monster durch Balamb tobte. Aber niemand wollte dem Jungen sagen, wie nutzlos sein Tun war. Mit leuchtenden Augen salutierte er und schnarrte: „Sonderkommandeur von Balamb, Yarrek Nedsha, meldet sich zum Dienst, Sir!“
Xell musste sich mit aller Macht das Lachen verkneifen, salutierte jedoch ebenfalls tapfer. Nur ein leises Zittern in seiner Stimme ließ Yarrek kurz misstrauisch werden, als er sagte: „Rühren, Kommandant! Kundschafter Xell Dincht meldet sich zurück! He Leute, kommt raus, es gibt Neuigkeiten!“
„Was für Neuigkeiten?“, wollte seine Mutter misstrauisch wissen, als sie aus einem Lagerhaus herausging. „Ich traue deinem fröhlichen Lächeln nicht, wenn es um eine Schlacht geht.“
„Keine Sorge“, winkte Xell ab. „Ich habe nur gerade etwas bemerkt, das unseren Gegnern die Köpfe kosten könnte.“
„Und was?“, fragte der Vater von Yarrek. „Du lässt dir immer jedes Wort aus der Nase ziehen, weißt du das?“
Der Faustkämpfer grinste ihn an. „Die Monster, die gerade herkommen, besitzen noch Zauber! Vermutlich war das Ding, welches die Zauber auf der Insel hortet, zu beschäftigt, um sie noch von den eigenen Monstern abzuziehen. Und ich habe noch zwei GF, die wir benutzen können. Das heißt, wir können die eigenen Zauber gegen die Biester einsetzen!“
„Heißt das, dass wir gewinnen, Xell?“ Yarreks Augen leuchteten.
„Das weiß ich nicht“, gab der junge Kämpfer zu. „Aber zumindest können wir uns wirksamer verteidigen. Kann hier jemand mit GF umgehen? Nein? Das hab ich mir gedacht. Trotzdem brauche ich zwei Leute, die den Monstern so viele Zauber drawen wie möglich.“
„Wieso übernimmst du das nicht?“, wollte seine Mutter wissen.
„Weil irgendjemand die Monster ablenken muss.“
Sie riss fassungslos die Augen auf. „WAS? Ohne GF? Bist du verrückt?“
„Ja“, erklärte er unumwunden. „Aber vermutlich würde sich niemand von euch melden, wenn ich ihm diese Arbeit anbiete. Und wenn ich kämpfe, habe ich keine Zeit zum Drawen. Also, wer will Bekanntschaft mit den reizenden Damen Shiva und Pandemona schließen?“ Er ignorierte das belustigte Schnauben der beiden GF im Hintergrund seines Kopfes.
Xells Nachbar trat vor, auch wenn ihm sichtlich unwohl war. „Ich bin verantwortlich für Balamb“, erklärte er schluckend. „Aber du musst mir sagen, was ich machen soll.“
„Ich mach das“, warf Yarrek ein und hakte sich bei seinem Vater unter. „Ich weiß ganz genau, wie man Zauber drawt! Xell hat’s mir oft genug erklärt.“
Xell nickte und zog eine Schnute. „Oft genug“ war noch gehörig untertrieben, „jedes Mal, wenn er Balamb besuchte“ traf es besser. Er sah sich um, doch niemand weiterer trat vor.
„Ich komme auch mit, Xell“, hörte er plötzlich die Stimme seiner Mutter. Erschrocken drehte er sich um, aber seine Worte blieben ihm im Hals stecken, als er ihr entschlossenes Gesicht sah. „Versuch nicht, mich davon abzubringen! Ich bin zwar nicht so kampfbegeistert wie Yarrek, aber ich habe genug bei euren Gesprächen aufgeschnappt. Wenn du deinen GF sagst, dass sie etwas nachsichtig mit mir sein sollen, werde ich’s schon packen.“
„Aber...“
„Xell!“, erklang plötzlich eine Stimme. Einer von Yarreks Freunden, den Xell als Ersatz beim Stadteingang zurückgelassen hatte, kam keuchend angerannt. „Die Monster,... sie haben Balamb erreicht! Sie werden... jeden Augenblick durch das Tor brechen!“
„Verdammt!“, fluchte Xell. „Dann hab ich ja wohl keine Wahl. Kommt her, ihr beiden, und nehmt meine Hände, damit ich euch die GF geben kann. Und dann werdet ihr...“
Squall wog das vertraute Gewicht seiner Waffe in seiner Hand. Die „Löwenherz“ war die stärkste Gunblade, die es zur Zeit gab, auch wenn Professor Odyne schon nach Alternativen forschte. Die Zutaten für diese Klinge waren selten... und sehr, sehr gefährlich zu beschaffen. Aber ihm und seinen Freunden war es nicht wirklich schwergefallen.
Nicht mit ihren Kopplungen...
„Hast du Angst, Squall?“, fragte Cifer interessiert. Der blonde Junge machte keine Anstalten, mit dem Kampf zu beginnen. Er lehnte immer noch auf seiner Klinge, die einige Zentimeter in den Boden gesunken war.
„Als ob ich dir das sagen würde!“, entgegnete Squall kalt und prüfte mit dem Daumen die Schärfe der Waffe. Das Blut, welches kurz darauf an der blau schimmernden Klinge klebte, sagte genug darüber aus. „Hast du welche?“
„Ein bisschen“, gab Cifer zu. „Obwohl ich nicht weiß, wieso. Da du keine Kopplungen mehr hast, bist du viel schwächer als ich. Aber vielleicht habe ich auch nur Angst, dass ich den letzten Sinn in meinem Leben verliere, wenn ich dich töte.“ Diesmal sah er sehr ernst aus.
„Warum lässt du es dann nicht?“, wollte Squall wissen. Die Frage war platonisch. Er wusste, dass Cifers Entschluss feststand. „Wenn du mit uns gegen Condenos kämpfst, werde ich mich für dich einsetzen.“
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Cifer zog die Augenbraue hoch. „Ihr wisst von Condenos? Auch egal. Nein, Squall, ich will diesen Kampf! Ich wollte ihn immer. Und noch nie gab es so gute Voraussetzungen dafür wie jetzt! Diesen Moment werde ich nicht vorüberziehen lassen!“
Squall hob die „Löwenherz“ in seine Richtung. Sein Gesicht war noch immer ausdruckslos. „Worauf warten wir dann noch?“
„Auf deinen Partner.“
Überrascht wollte Squall den Kopf umwenden, als plötzlich jemand neben ihm abbremste. Er war so auf Cifer konzentriert gewesen, dass er den Kämpfer nicht hatte kommen hören. Besser gesagt, die Kämpferin...
„Halt jetzt keine Volksreden, Squall!“, schnitt ihm Rinoa das Wort im Mund ab. Ihr „Shooting Star“ war auf Cifer gerichtet. „Ich lasse dich nicht alleine kämpfen! Nicht, bevor wir verheiratet sind!“
Einen Moment lang wollte Squall widersprechen, aber dann sah er resignierend in den Himmel und richtete den Blick dann wieder auf Cifer. „Mit dir hole ich mir was ins Haus“, murmelte er. „Vielleicht sollte ich mir unsere Heirat doch noch einmal überlegen.“
„Wag es ja nicht!“
„Man spricht von Hochzeit?“, meldete sich Cifer wieder zu Wort. Er streckte seine Gunblade nach vorne. „Etwas verfrüht, finde ich.“ Dann verschwand das überhebliche Lächeln wieder. „Solltet ihr mich besiegen, Squall... möchte ich, dass du meine herzlichsten Glückwünsche annimmst. Und du auch, Rinoa. Ihr seid füreinander geschaffen, ich wusste das schon, als ich Artemisias Hexenritter war. Aber erst einmal wird unser letzter Kampf stattfinden! Und ich habe nicht vor, ihn zu verlieren!“
„Ich hasse Belagerungen“, meckerte Kiros, während er ein Laser-Geschütz bediente. „Habe ich das heute schon gesagt, Laguna?“
„Mindestens zehn Mal“, entgegnete dieser, während er mit seiner MG vom Dach der Residenz auf die Monster schoss, die in das Gebäude eindringen wollten. Wenn sie das schafften, mussten sie nur noch das vorderste Tor durchbrechen, um in die Innere Straße zu gelangen... und welches Gemetzel dann stattfinden würde, wollte er sich nicht ausmalen. Er griff an seinen Gürtel, entfernte den Sicherungsstift einer Granate und warf sie mitten in einen Schwarm Quale. „Nicht wahr, Ward?“
Der gezwungenermaßen schweigsame Soldat, der wie Kiros und Laguna ihre bequeme Kluft angezogen hatte, in der sie in Esthar angekommen waren, war gerade dabei, sein eigenes Geschütz auf einen Behemoth auszurichten. Er nickte mit starrem Gesicht und feuerte. Der Todesschrei des Tieres war aber nicht so laut wie die explodierende Granate, die mehrere Quale in dichtem Rauch verschwinden ließ.
„Machst du dir eigentlich keine Sorgen wegen Ell?“, fragte der dunkelhäutige Klingenkämpfer. Er traf mit seinem langsam überhitzenden Geschütz einen Stahlkoloss genau in die Brust. Das Wesen sackte zusammen und wurde sofort niedergetrampelt, als drei andere Monster seinen Platz gleichzeitig einnahmen.
„Doch“, erwiderte Laguna leise. Wieder warf er eine Granate. „Aber ich vertraue auf Edea und Cids Leute. Wenn sie es nicht schaffen, Ell zu retten, dann kann es niemand.“ Er griff wieder nach der MG. Ward sah ihn zweifelnd an und der Präsident Esthars seufzte. „Stimmt, ich würde natürlich lieber bei ihr sein. Aber wir können es uns nun mal nicht leisten, noch mehr Leute nach ihnen auszuschicken.“
„Du hast das Richtige getan, Laguna.“ Kiros nahm eine Automatik zur Hand, die er einem der Soldaten abgenommen hatte und legte an. „Cid kann die Airstation mit Sicherheit halten, die Truppen sind mit dem Einkaufszentrum und dem Magieinstitut auch nicht überfordert und die Residenz können wir Jahre halten!“
Laguna sah ihn grinsend an. „Ich dachte, du hasst Belagerungen?“
„Tu ich auch“, sagte Kiros, ohne ihn anzusehen. Er schoss auf ein Rudel Doppel-Hacker, welches in alle Himmelsrichtungen floh. „Ich wollte dich nur etwas aufheitern.“ Er nickte Ward zu, der soeben drei Monster mit einem Laserstrahl erwischt hatte. „Guter Schuss.“
„Halt hier keine Volksreden!“, trug ihm Laguna auf. „Da versuchen ein paar von den Biestern, an den Wänden zu uns hochzuklettern!“
Tatsächlich. Einige Galchimesäras hatten schon die Hälfte der Mauer zurückgelegt, aber Lagunas und Kiros’ vereintes Feuer warf sie wieder zurück zu Boden. Eine nachgeworfene Granate verjagte auch die letzten abenteuerlustigen Kletterer. Aber dennoch waren es viele Monster, die versuchten, an ihnen vorbeizukommen und unendlich Munition hatten sie nicht.
„Ich bin zwar eigentlich nicht der Typ für so was“, erklärte Laguna. „Aber momentan gäbe ich wirklich mein Königreich für einen vernünftigen Zauber!“
„Du bist Präsident, kein König.“
„Glaubst du, diese Viecher würden auch einen unordentlichen Schreibtisch annehmen?“
„Ehrlich gesagt bezweifle ich das.“
„Das ist Wahnsinn, ihr beiden!“, rief Irvine mit vollem Stimmaufwand, um das Donnern seiner „Exetor“ zu übertönen. Er sprang zurück. „Während wir uns hier schlagen, gehen Hunderte Menschen drauf!“
Verbissenes Schweigen antwortete ihm, gefolgt von einem von Fu-jin geworfenen Wurfstern. Er zuckte zusammen und nahm dankbar zur Kenntnis, dass Quistis ihn mit einem Hi-Potion heilte. Inzwischen ließ Selphie Bahamut los. Die Drachen-GF fügte Fu-jin und Rai-jin schweren Schaden zu. Für normale Menschen. Aber die beiden waren nicht normal.
Rai-jins Hieb richtete sich das nächste Mal gegen Selphie. Wütend biss der Scharfschütze auf seine Lippe, bezwang aber seinen Zorn und heilte das Mädchen nun seinerseits. Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln, nahm dann aber sofort wieder Kampfpose ein.
„Waaaaas wollt ihr überhaupt machen, wenn ihr hier gewinnt?“, rief sie den beiden Kämpfern zu. „Durch eure Mitteilung weeeeeiß jedes Land dieser Welt, dass ihr für das Verschwinden der Zauber verantwortlich seid! Was glaubt ihr, werden die Leute wohl machen, weeeeenn sie euch mal in die Finger bekommen?“
Rai-jin und Fu-jin schwiegen noch immer, aber ihre Gegner sahen, wie sich ein betroffener Ausdruck auf ihren Gesichtern Platz machte. Gut, langsam wurden sie unsicher. Quistis nahm Kontakt mit Diabolos auf. Ein weiser Entschluss, wie sich zeigte, denn diesmal hatte Fu-jin sie aufs Korn genommen. Der Wurfstern der grauhaarigen Frau wurde von Diabolos’ magischem Schutz abgewehrt.
Selphie wartete ab, bis Rai-jin an der Reihe gewesen war. Der Junge schlug nach Irvine, verfehlte ihn jedoch knapp. Sie kramte in ihren Taschen und warf einen Meteor-Stein. Glücklicherweise war die tiefverwurzelte Magie in diesen Steinen nicht flötengegangen. Ein gutes Dutzend Kometen schlug auf den beiden Kämpfern ein. Dennoch standen sie noch immer da wie ein Fels in der Brandung.
„Na, fühlt ihr euch gut, wenn ihr ein Wesen verteidigt, das den Tod aller Menschen will?“, fragte Quistis ätzend. „Ich bin sicher, es wird euch danach die Gnade gewähren, als seine Diener weiterleben zu dürfen.“
„Sei still!“, schrie Rai-jin mit überschnappender Stimme. Das Gesicht des Jungen war wutverzerrt. „Wir machen das mal nur für Cifer!“
„Ruhig!“, befahl Fu-jin knapp und der Junge brach ab. „Konzentration!“
„Laaaaass ihn doch reden“, empfahl Selphie, während Diabolos Quistis’ Platz einnahm. Die schwarz-rote GF warf einen Blick zur Lichtsäule hin, erhob sich dann aber gehorsam in die Luft und erschuf ihre Schwerkraftkugel. Diese ließ sie dann ungewohnt heftig auf Fu-jin und Rai-jin niederfahren. Selphie fuhr fort: „Cifer haaaat mehr als einmal bewiesen, dass er sich irren kann!“
„Cifer ist mal kein Mörder!“, rief Rai-jin nun doch, während er Quistis hart attackierte. Gleich darauf sprang jedoch Irvine vor und schoss ihm eine Kugel nach, die den kräftigen Jungen schmerzhaft zusammenzucken ließ. Er knurrte wütend, richtete sich aber gleich wieder auf, als Fu-jin ein Mega-Potion warf.
„Und wie nennst du es, wenn wegen seiner Eitelkeit Menschen sterben?“, wollte Quistis wissen. In ihrer Stimme lagen nur Enttäuschung und Verachtung. „Ihr drei seid eine Schande für unseren Garden... nein, für die Menschheit!“
„Ruhe!“, brüllte nun auch Fu-jin. Es war das erste Mal, dass die junge Frau so offen die Beherrschung verlor. Selphie nutzte den Moment und warf einen Ultima-Stein, der die beiden Kämpfer unvorbereitet traf. Dennoch waren sie noch lange nicht tot. Im Gegenteil, sie waren wütender als je zuvor.
Quistis, der dieser Ausdruck in den Augen nicht entgangen war, warf ein Final-Elixier. Wenn die beiden jetzt richtig wütend waren, dann brauchten sie alles Leben, was sie bekommen konnten. Diese Tat war richtig gewesen, wie sich herausstellte, da Fu-jin sofort darauf auf sie losging. Quistis zuckte zusammen. Dieser Schaden war unnatürlich hoch. Sie betrachtete Fu-jin und Rai-jin genauer, und jetzt erst fiel ihr das rote Funkeln auf. Sie schluckte. Die beiden waren schon normal sehr stark... aber jetzt waren sie von „Tobsucht“ befallen.
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Auch Irvine hatte das bemerkt. Er rief eine GF auf. Selphie, die kurz nach ihm an die Reihe kam, schlug mit ihrer Waffe nach Rai-jin, aber dieser zuckte nicht einmal mit der Wimper. Ein gefährliches Knurren erklang aus seiner Kehle. Im nächsten Moment ging er auf Selphie los und fegte sie mit einem unglaublich harten Schlag fast von den Beinen. Das Mädchen biss schmerzerfüllt die Zähne zusammen und hielt sich die Seite, wo Rai-jin getroffen hatte. Quistis beschwor Tombery, wohlwissend, dass das nicht viel nutzen würde, aber sie musste durchhalten.
Dann trat Irvine vor. „Doomtrain!“, rief er und verschwand. Der teuflische Zug brauste über Fu-jin und Rai-jin hinweg und wenigstens er schien den beiden etwas anhaben zu können, auch wenn sie nicht schliefen, wie Irvine gehofft hatte. Er fluchte kurz. Blende war zwar hervorragend, aber Gift und Versteinerungs- Countdown halfen bei diesen Gegnern wenig. „Seht es endlich ein“, rief er mit wenig Hoffnung. „Ihr könnt nirgends mehr hin, wenn ihr uns umbringt. Die Menschen werden euch hassen und verfolgen. Gebt auf!“
„Niemals!“ Das Wort kam mit einem fast schlangenartigen Zischen aus Fu-jins Mund. Ihr Blick huschte wie der eines gehetzten Tiers umher. Dann blieb er an Irvine haften und ein breites Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Irvine riss entsetzt die Augen auf, als gelbe Lichtblitze aus dem Boden um das grauhaarige Mädchen schossen, aber er konnte sich nicht rühren. Fu-jin stieß sich kraftvoll vom Boden ab, schrie mit schriller Stimme das Wort „Sai!“ und ließ die tödliche Schneide ihres Wurfsterns durch seinen Körper gleiten.
„Irvine!“, schrie Selphie erschrocken auf. Der Junge wollte ihr bedeuten, dass er gerade noch lebte, aber Rai-jins laute Stimme kam dazwischen. Auch er hatte anscheinend völlig die Beherrschung über sich verloren.
„Wir werden Cifer nicht verraten! Er hat ein Recht auf diesen Kampf!“, brüllte der Junge und ein irres Flackern glitzerte in seinen Augen. Dann schossen auch neben ihm die Limit-Feuer aus dem Boden und sein Blick fand den von Selphie. Im nächsten Augenblick stieß er sich ab, wirbelte seinen Kampfstab mühelos durch die Luft und vollführte den „Drachentöter“. Das Mädchen gab ein würgendes Geräusch von sich und ging in die Knie. Sie fühlte, dass sie nicht mehr sehr viel Leben übrig hatte.
„Seid ihr total verrückt?“, hörte sie Quistis schreien. Die Stimme ihrer Freundin schien aus einer anderen Welt zu kommen. Mühsam zwang Selphie sich, die Augen offen zu halten. „Irvie“, flüsterte sie schwach. „Bist du noch...“
„Keine Sorge“, kam Irvines gepresste Stimme zurück. Der Junge hielt sich gerade noch auf den Beinen, aber er kannte die fürchterliche Kraft von Fu-jins Limit, alles Leben bis auf 1 abzuziehen. „Aber... du siehst auch nicht... gut aus.“
Selphie rang sich ein gequältes Lächeln ab und sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick schmerzerfüllt, aber auch er versuchte ein Grinsen. „Die beiden sind... wirklich stur, nicht?“
„Fast so stur... wie du manchmal, Sephie“, erwiderte der Junge. „Aber nur fast.“
Sie ging nicht darauf ein, sondern streckte ihre Hand nach ihm aus. „Gib mir deine Hand, Irvine“, flüsterte sie. Sie hörte, wie Quistis neben ihr einen Todes-Stein nach einem der beiden Gegner warf. Ihrem Fluchen nach zu urteilen, hatte es nicht funktioniert. „Ich möchte sie... noch einmal fühlen... falls wir...“
Irvine widersprach nicht. Auch er wusste, dass ihre Chancen sehr schlecht standen, jetzt, da Fu-jin und Rai- jin ihr Limit erreicht hatten. Wortlos legte er seine Hand in die von Selphie und drückte sie. Und plötzlich explodierte die Welt um ihn herum.
Cifer war der erste, der an die Reihe kam. Er sprang vor, riss seine Gunblade zurück und ließ sie auf Squall niederfahren. Rinoa war sofort zur Stelle und heilte ihren Geliebten, der sich daraufhin wieder aufrichtete.
„Danke“, murmelte Squall. „Langsam glaube ich, es ist doch besser, dass du hier bist.“
Rinoa schnaubte und sprang auf ihren Platz zurück. „Wie schön, dass du das Offensichtliche schon jetzt bemerkst!“
Squall enthielt sich einer Antwort, rannte auf Cifer zu und schlug mit der „Löwenherz“ zu. Das war aber bei der schier unendlichen Anzahl von Lebenspunkten des Jungen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Squall sah seinen Rivalen noch kurz verachtend an, dann sprang er zurück zu Rinoa.
Die nächste Attacke von Cifer richtete sich gegen Rinoa. Das Mädchen schrie auf und funkelte ihren Ex- Freund finster an. „Hast du noch nie etwas von Galanterie gehört?“, rief sie Cifer zu. Squall erlaubte sich ein kurzes Lächeln. Rinoa musste einfach immer einen lockeren Spruch parat haben!
Cifer jedoch blieb völlig ruhig. „Es wäre gesünder für dich, wenn du dich aus unserem Kampf herausgehalten hättest, Süße“, verkündete er tonlos. „Mach nicht mich für deine Dummheiten verantwortlich.“
„Rinoa, heil uns beide“, flüsterte Squall. „Ich greife weiterhin an.“
„Wieso setzt du keine Steine oder GF ein?“, erregte sich das Mädchen. „Damit hätten wir zumindest eine etwas bessere Chance.“ Statt einer Antwort griff der Junge an. Sein ungestümes Vorstürmen brachte Cifer nicht unbedingt viel Schaden bei, und er wusste das auch. Rinoa fluchte und wartete.
Cifer wusste anscheinend, was sie plante. Nun, es war auch nicht wirklich schwierig zu erraten. Also griff er noch einmal sie an. Der Schlag war furchtbar, aber immerhin überlebte sie, was gar nicht so selbstverständlich war. Sofort fischte sie ein Elixier aus ihrer Tasche und leerte es. Nun hatte Squall wieder einen Schlag frei. Was auch immer ihm das bringen sollte.
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"All we have to decide is what to do with the time that is given to us ..."
„Es muss sein, Rinoa“, drang der Junge in ihre Gedanken, als hätte er sie gelesen. „Nicht nur er will diesen Kampf.“
Das Mädchen drehte erschrocken den Kopf zu Squall hin. Er sah Cifer immer noch mit eisenharten Augen an,... aber seine Mundwinkel waren zu einem Lächeln verzogen. Er genoss diesen Kampf!
„Ich zeige es nie“, fuhr der Junge fort, sah sie aber nicht an. Er war voll auf seinen Gegner konzentriert. „Aber ich wollte Cifer immer schon für sein letztes Geschenk danken.“ Er nahm eine Hand vom Schwert und fuhr sich über die Narbe auf seiner Stirn. „Und für die Demütigung. Heute wird endgültig entschieden, wer der beste Gunblade-Kämpfer des Balamb Garden ist. Nicht wahr, Cifer?“
„Sehr richtig, Kleiner. Freut mich, dass du so denkst.“ Cifer grinste gewohnt arrogant. „Es würde keinen Spaß machen, wenn du nicht die richtige Einstellung hättest.“
„Squall, verdammt noch mal, was soll das?“ In Rinoas Augen standen Tränen der Wut. „Wieso willst du dich unbedingt von ihm umbringen lassen?“
In diesem Augenblick machte Squall etwas sehr Unvorsichtiges: Mitten im Kampf sah er sie an und senkte die Waffe. Er hob seine Hand und fuhr seiner Freundin sanft über das Gesicht. „Das will ich nicht, Rinoa“, antwortete er in zärtlichem Tonfall. „Ich wünsche mir nichts mehr, als mein Leben mit dir zu verbringen. Aber dazu muss ich meine Vergangenheit hinter mir lassen, verstehst du? Und dieser Kampf gehört dazu.“ Er lächelte sie an und wischte ihr die Tränen weg, aber nun rannen weitere die Wangen herunter.
„Aber er wird uns töten, wenn wir keine GF einsetzen, Squall!“, schluchzte sie. „Du hast doch keine Chance, ihn zu besiegen, wenn ihr beide nur mit den Gunblades angreift.“
„Vielleicht“, gab Squall zu. Er legte seine Hand wieder auf die Waffe und hob die Gunblade. „Aber das ist nicht sicher. Rinoa, ich glaube fest daran, dass wir gemeinsam siegen können. Vertraust du mir?“
„Was ist das für eine blöde Frage?“, schnappte sie und wusste nicht, ob sie heulen oder lachen sollte. Welchen Typen hatte sie sich da nur angelacht? „Natürlich vertraue ich dir, Squall.“
„Dann glaub mir, dass dies die richtige Art des Kampfes ist. Du kannst angreifen, Cifer.“
Rinoa sog erschrocken Luft ein. „Er kann schon wieder angreifen?“
„Natürlich. Schon eine ganze Weile lang. Nicht wahr, Cifer?“
„Richtig“, bestätigte der blonde Junge. „Und bevor du fragst: Ich hätte Squall ohne Mühe töten können, als er seine Waffe gesenkt hat. Aber dieser Kampf ist mir viel zu wichtig, als dass ich ihn so gewinnen möchte.“ Er grinste. „Aber von jetzt ab gibt’s keine Pausen mehr.“
Squall nickte. „Ist mir nur recht.“ Er hob die „Löwenherz“ noch etwas höher und sein Blick wurde wieder hart.
Auch Rinoa hob zögernd den „Shooting Star.“ „Auf was hab’ ich mich da nur eingelassen?“
Xell verpasste einer Stichraupe einen Uppercut, der das Monster mit seinen normalen Kopplungen zu Boden geschickt hätte. Aber die Bedingungen waren nicht normal, und hätte er keine Hilfe gehabt, hätte es böse für ihn ausgesehen. Das Stadttor von Balamb war schon etwas lädiert, da schon ein Archeodinos in die Stadt gekommen war, aber trotzdem bot es nur Platz für wenige Monster auf einmal und war deshalb gut zu verteidigen.
Allerdings wäre Xell viel wohler gewesen, wenn Squall und die anderen hier gewesen wären. Er nahm den Angriff eines Beißkäfers in Kauf und drosch ein Guheys Eye, welches gerade an ihm vorbeischlüpfen wollte, zu Boden. Weiter hinten erschütterte ein Beben-Zauber den Grund und einige Stichraupen und Archeodinos wurden gehörig durchgeschüttelt. Xell warf einen dankbaren Blick zu seiner Mutter hoch, die auf dem Dach eines Hauses stand und den Monstern Zauber drawte. Sie lächelte zurück und sprach „Vitra“ auf ihn.
Sie und Xells Nachbar waren beide in der Stadt und damit für die Monster unerreichbar, andererseits konnten sie von oben herab Zauber auf sie sprechen. Der Mann sprach gerade „Eisga“ auf eine Stichraupe. Xell hingegen stand direkt vor dem Eingang von Balamb und hinderte die Monster daran, in Scharen einzufallen. Hinter ihm in der Stadt waren die restlichen Bewohner stationiert, welche den wenigen Monstern, die doch durchkamen, den Rest gaben.
In der Theorie war Xells Plan ganz einfach, dachte er sich, während er einen Archeodinos angriff, der wütend versuchte, in die Stadt zu gelangen. Aber wieso hab ich dann hier so ein schlechtes Gefühl?
„He“, rief er Yarrek zu, der bei seinem Vater stand und ihm Ratschläge gab. „Haltet mir diesen Archeodinos vom Leib! Ich hab genug zu tun!“ Er zuckte schmerzhaft zusammen, als eine Stichraupe und ein Beißkäfer gleichzeitig auf ihn losgingen, aber mit einigen wütenden Hieben trieb er sie zurück. Gleich darauf schüttelte sich der Archeodinos, als ein weiterer Eisga-Zauber ihn traf. Der Blitzga-Zauber seiner Mutter gab ihm den Rest. Aber schon wieder waren die nächsten Purpurmäuse, Buels, Beißkäfer und Stichraupen heran.
Xell biss die Zähne zusammen und schlug einen Buel nieder, bevor er einen seiner gefürchteten Zauber sprechen konnte. Zwar war dieses Monster nicht sehr hoch bei den Leveln, aber für die Leute in Balamb konnte es gefährlich werden. Eine Stichraupe versuchte, ihn mit „Stop“ zu belegen, scheiterte aber zum Glück, denn „Medica“ beherrschte leider kein einziges dieser Viecher hier.
„Mama, setz mal Shiva ein!“, rief er seiner Mutter zu. „Wir müssen die Archeodinos schwächen! Yarrek, unternehmt was gegen diese Bomber dort!“
Seine Mutter nickte und konzentrierte sich. Yarrek deutete auf ein Monster und flüsterte seinem Vater zu, welchen Zauber er ziehen sollte. Xell musste indessen einige weitere schmerzhafte Stöße, Bisse und Hiebe einstecken, hielt sich aber noch, indem er ein Elixier trank. Er atmete erleichtert auf, als Shiva auftauchte und einen großen Teil der Monster auf der Seite seiner Mutter einfror. Viele davon verschwanden gleich darauf.
Xell grinste und verpasste einem Bomber ein paar kräftige Hiebe, die ihn zu Boden stürzen ließen. Bei den Viechern musste man aufpassen, dass sie einen nicht in den Tod nahmen. Plötzlich war ein weiterer Archeodinos heran und führte seine Schwanzattacke aus. Xell fluchte, als ihm ein großer Teil seiner ohnehin geringen Lebenspunkte abgezogen wurde.
„Yarrek!“, brüllte er. „Setzt Pandemona ein! Meine Mutter drawt inzwischen für euch!“
„Xell“, hörte er den Jungen plötzlich leise wimmern „das geht nicht...“
Xell versetzte einem Buel einen Kick, der ihn gegen seine Hintermänner schleuderte und sah rasch zu dem Jungen hoch. Beinahe wären ihm die Augen aus dem Kopf gesprungen. Pandemona hatte sich von Yarreks Vater gelöst und schwebte über ihm. Er blickte kurz zu seiner Mutter. Ja, auch Shiva war entkoppelt. Aber wieso?
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„Was soll das?“, rief er den beiden GF zu. „Wir brauchen euch hier! Bleibt gefälligst!“
„Das ist nicht möglich, Mensch“, entgegnete Shiva mit emotionsloser Stimme. Sie schwebte etwas höher. „Wir wurden gerufen und müssen euch verlassen.“
Xell zuckte zusammen und schlug wütend einen Beißkäfer nieder, der ihn angegriffen hatte. Die Monster weiter hinten hatten aufgehört vorwärts zu stürmen, als die GF erschienen, anscheinend fühlten sie doch etwas wie Furcht. Aber das war nicht verwunderlich bei der Aura, welche die beiden Geschöpfe, das violetthäutige Wesen mit zischendem Atem und die blaue, grausige Kälte verströmende Frau, abstrahlten. Doch die Monster hier vorn am Tor hatten davon nichts bemerkt und einige davon waren nach hinten in die Stadt gekommen. Er fluchte.
„Xell! Hier!“
Der Aura-Stein, den seine Mutter geworfen hatte, ließ goldenes Licht um den Jungen herum erstrahlen. Dankbar nickte er ihr zu und konzentrierte sich auf sein Limit. Er vollführte einen Kopfstoß, einen Sonic- Kick und einen Delphin-Schlag gegen einen Archeodinos, welcher daraufhin zurückwankte. Anschließend, als schon wieder einige kleinere Monster an ihm vorbeischlüpfen wollten, leuchtete die gelbe Aura noch einmal grell auf und er schlug die Fäuste auf den Boden. Der „Burning Rave“ tötete 10 Monster in seiner unmittelbaren Umgebung. Als er wieder aufstand, war die Monsterherde ruhig. Xell sah wieder zu den GF hinauf, die wohl der Grund waren, warum die Monster ihn nicht mehr angriffen.
„Es tut uns Leid, Mensch“, erklärte Shiva und sah ihn mit ihren blauen Augen an. Obwohl man keine Emotionen in ihrer Stimme hörte, glaubte Xell, dass sie es ernst meinte. „Auch wir brechen nicht gerne die Regeln, die unsere Herrin aufstellte. Aber wir wurden gerufen.“ Damit schwebte sie noch weiter von seiner Mutter weg und drehte sich in Richtung Forschungsinsel. „Aber du wirst die Monster dennoch besiegen.“
„Wie denn?“, schrie Xell verzweifelt, als die GF davonflog. „Ohne euch hab ich gegen diese Übermacht doch keine Chance!“
„Sssssei unbesorgt“, erklang nun zum ersten Mal die Stimme von Pandemona. Sie klang wie das Seufzen des Windes in den Bäumen, nur kräftiger. „Du wirsssst Hilfe bekommen. Es issst dir vielleicht ein Trost, wenn ich dir ssssage, dasssss die GF von nun an in eurer Schuld sssstehen.“ Damit erhob auch sie sich und folgte ihrer Schwester.
„Wartet!“, rief Xell noch einmal, aber es hatte keinen Zweck. Die beiden waren weg. „Scheiße!“, fluchte er ungehemmt und schluckte, um die Tränen der Wut fernzuhalten. Ging heute denn alles schief? Er mauerte einen Bomber, der sich an ihm hatte vorbeischleichen wollen, an die Wand und stellte sich wieder in Kampfposition, denn nun kamen die Monster wieder heran. „Mama! Yarrek! Verschwindet von hier! Ihr könnt mir jetzt nicht mehr helfen!“, schrie er und vollführte eine Kombination von Attacken, die mehrere Monster traf und zurückwarf. Aber das war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Helft den anderen dabei, die Stadt von den Monstern freizuhalten!“
„Glaubst du etwa, ich lass dich hier im Stich?“, empörte sich seine Mutter. „Ich kann hier oben bleiben und die Steine werfen, die du mir gegeben hast...“
„Mama! Keine Diskussion!“, rief er und schlug einer Stichraupe so sehr ins Gesicht, dass sie gegen mehrere andere Monster prallte. Gehetzt sah er sie an. „Wenn auch nur ein Monster aus Versehen die Mauer trifft, wirst du begraben! Zieh dich zurück! Das ist ein Befehl!“
Sie öffnete noch den Mund, um etwas zu erwidern, aber als sie sein Gesicht sah, ließ sie es und nickte nur. Er drehte den Kopf zurück, nur um gleich darauf von einem Bomber gerammt zu werden. Als er sich den Bauch hielt, drangen zwei Beißkäfer, der Bomber und eine Stichraupe gleichzeitig auf ihn ein, aber dann vollführte er einen weiteren „Burning Rave“, der das Stadttor wieder von den Monstern befreite. Aber es waren noch zu viele vor ihm.
„Xell“, kam plötzlich Yarreks ängstliche Stimme. „Wir können nicht zurück! Da ist ein Monster in der Stadt erschienen, das wie ein Reiter aussieht! Die anderen können es nicht aufhalten!“
„Das sollten sie auch nicht“, erklang eine weitere, tiefe und ehrfurchtgebietende Stimme. „Es kann mir nichts anhaben und ist sehr lästig. Sag diesen schwächlichen Menschen bitte, dass ich keine Gefahr für sie bin, kleiner Krieger!“
„Odin?“, fragte Xell völlig verwundert und drehte sich um. „Was machst du denn hier?“
Odin nahm ohne Regung zur Kenntnis, dass zwei Männer versuchten, ihn aus dem Sattel zu zerren und antwortete: „Ich war es, der Shiva und Pandemona anwies, zur Forschungsinsel zu fliegen. Aber ich durfte dich nicht schutzlos hier zurücklassen, das verbot mir die Herrin Hyne. Also bin ich hier... aber unerwünscht, wie mir scheint.“
„Lasst ihn los!“, befahl Xell, dem die Männer jetzt erst auffielen. „Er ist kein Monster, sondern eine GF!“ Die beiden zogen sich langsam zurück und Xell warf einen Blick auf die Monster draußen. Sie waren wieder erstarrt, aber für einen Rückzug fehlte ihnen einfach die Intelligenz. Und wenn sich auch nur eines in Bewegung setzte, dann würden die anderen wieder folgen, egal, ob Odin hier war oder nicht. „Du willst uns helfen?“
„Das ist meine Absicht.“
„Aber wirst du nicht auf der Forschungsinsel gebraucht? Ich meine, es geht um euren Bruder. Vielleicht hört er auf dich.“
„Das bezweifle ich“, gestand die große GF. „Condenos war immer von seiner Idee überzeugt. Er wird sich auch von mir nicht abbringen lassen. Außerdem habe ich einen würdigen Kämpfer gefunden, der mich vertreten wird.“
„Ein Kämpfer?“ Xell zog die Augenbrauen hoch. „Wer?“
„Das ist jetzt nicht wichtig. Duck dich, kleiner Mensch!“
Xell reagierte rasch, als Odin seinen „Eisenschneider“ zog und seinen vernichtenden Angriff an einem Bomber vollführte, der sich Xell genähert hatte. Die Monster erstarrten wieder. Mit dieser Situation waren sie überfordert. Als Xell aufstand fielen die Hälften des Monsters neben ihm zu Boden.
„Xell, kann uns dieser... Mann wirklich helfen?“, fragte seine Mutter mit zitternder Stimme. Für jemanden, der Odin zum ersten Mal sah, hielt sie sich nicht so schlecht. Die anderen brachten kein Wort heraus, ob nun aus Furcht oder ehrfürchtigem Staunen wie Yarrek.
„Ich glaube, wenn uns überhaupt jemand helfen kann“, entgegnete der Faustkämpfer langsam, „dann Odin.“
„Wohl gesprochen, kleiner Mensch. Und nun komm. Ich habe lange schon keine Jagd mehr veranstaltet. Ich glaube, ich werde es genießen.“ Odin drehte sich zur Monsterhorde hin. Wären sie dazu fähig, wären sie jetzt geflohen, dessen war sich Xell sicher.
„Du... du willst diese Viecher JAGEN?“, fragte er ungläubig.
„Natürlich.“ Odin sah ihn an. „Und glaube mir: Wenn wir beide vor dieses Tor treten, dann wird eine Jagd beginnen, wie es sie in der Geschichte eures Volkes lange nicht mehr gegeben hat.“
Xell sah ihn ein paar Sekunden lang stumm an, nickte dann und griff in die Tasche. Nachdem er einen weiteren Aura-Stein geworfen hatte, schlug er die Fäuste zusammen und meinte: „Dann los.“
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