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Weltraumpräsident
Manifest: Man unterscheide bitte zwischen "obektiv schlecht" und "subjektiv schlecht". Es gibt viele Filme, die eigentlich wirklich gut sind, aber mir schlicht und ergreifend nicht gefallen haben. Ebenso gibt es Filme, die im Prinzip der totale Schwachsinn sind, und sich nicht mehr Kunst nennen dürfen (ja, Filme sind Kunst), aber die mir trotzdem mit einem gewissen Unterhaltungswert den Abend versüßen konnten. Ich differenziere im nachfolgenden Beitrag, damit mich keiner mißversteht.
Objektiv schlecht
Nun, ich lasse mal von den typischen Low Budget Produktionen ab, die sind rein von der Machart schon schlecht, da kann man nicht dran rütteln. Ed Woods Plan 9 from Outer Space ist der schöne Beweis dafür. Trotzdem ist der Film in meinen Augen einfach nur genial, ich kann mich jedes Mal darüber amüsieren, wie ernst sich das ganze Ding nimmt, obwohl im Hintergrund die Pappmaché-Grabsteine umkippen und die Pappteller-UFOs über den aufgemalten Himmel fliegen.
Wirklich schlecht, und ohne Diskuission einer der schlechtesten Filme aller Zeiten, wenn nicht der schlechteste überhaupt: Manos - The Hands of Fate. Jeder, der diesen Film nicht kennt, hat im Prinzip gar kein Recht, über schlechte Filme zu sprechen. Dieses Machwerk ist so übel, daß es selbst als MSTing (d.h. Adaption im Mystery Science Theater 3k) nur schwer zu ertragen ist und man schon irgendwo extrem abgehärtet sein muß, um nicht abzuschalten. Die Story ist geklaut aus einem schlechten Zombiefilm und dann auf pseudosubtil getrimmt. Die Schauspieler sind schlechter als die einer allabendlichen Seifenoper und die Musik, die aus etwa zwei verschiedenen Stücken besteht, klingt wie ein Handyklingelton, nur schlechter. Wer jedoch auch nur ein wenig für B-Movies überhat und mal einen Film sehen will, der Plan 9 from Outer Space in seiner Schlechtheit gleichkommt, dem sei der Film wärmstens empfohlen. Denn amüsieren kann man sich, ein kleines Interesse für die Machart vorausgesetzt, dabei wirklich. I aM tOrGo. I tAkE cArE oF tHe PlAcE wHiLe ThE mAsTeR iS aWaY.
Ebenfalls in diese Sparte, wenn ich mal von der B-Movie-Schiene auf etwas neues und teureres springe, packe ich Pearl Habor. Dieser Film bekommt von mir ebenfalls seinen Kunstgehalt abgesprochen und ist mein persönlicher schlimmster Film. Der war so schlecht, daß ich mich nichtmal mehr darüber amüsieren konnte, wie bei den beiden obigen Beispielen. Man nehme eine historische Schlacht, stelle diese aber in den Hintergrund und greife sich eine unsinnige, unpassende Liebesgeschichte heraus, die so schmachtig ist, daß jeder Schnulzfilm vor Neid gelb würde, könnte er sie sehen und reichere die Mischung mit einer Megatonne Patriotismus an, die selbst die gesamte USA zusammen nicht besser hinbekäme. Fertig ist Pearl Harbor, ein Möchtegern-Kriegsfilm, dem jegliche Authenzität fehlt und der für mich nicht mehr als eine Liebesgeschichte ist, die auch noch schlecht ist.
Wo wir bei verdammt schlechten Hollywood Filme sind (man betone das 'verdammt', denn einfach nur schlechte gibt es, wie Sand am Meer), muß man natürlich auch noch The Ring aufführen. Wobei dieser Film auch nur schlecht erscheint, wenn man wie ich das grandiose japanische Original kennt, welches übrigens nur Ring (ohen Artikel) heißt, nicht verwechseln. Die Ami-Adaption hat nicht nur die Story mitsamt den Namen verändert, sondern auch noch einige zusätzliche Szenen mit viel Action eingebaut, welche die explosionsgeilen Amerikaner im Kino halten sollen. Es gilt der alte Leitspruch: Der Durchschnittsami verläßt das Kino (oder schaltet um, je nachdem) wenn entweder mehr als dreißig Sekunden nicht gesprochen wird oder nichts aufregendes passiert. Ruhige Szenen, wie es sie in Ring zu Hauf gibt, wären demnach der Tod des Filmes, also peppen wir ihn auf. Daß sowas eigentlich gar nicht in den eigentlich sehr subtilen Kontext paßt (ich sage nur: Badewanne!), ist jedem klar, der das Original mal gesehen hat. Wer es nicht kennt, und sich von der Story des Remakes auch nur etwas angesprochen gefühlt hat, dem sei es ans Herz gelegt, sich die japanische Version zu besorgen. Denn da gibt es neben richtigem Horror auch die komplette Story ungekürzt. Die beiden Folgeteile (Ring 2 und Ring 0) sind übrigens auch in der japanischen Version eher bescheiden. Zumal sie ja auch im Nachhinein gedreht wurden, weil der erste Ring zu gut angekommen ist und die eigentliche Fortsetzung für viele nicht gut genug war. Wer diese echte Fortsetzung von Ring sehen will: der Film heißt Rasen (z.T. auch als 'Spiral' zu finden).
Aber zurück zum eigentlich Thema, schlechte Filme. Da seien noch kurz die provisorischen deutschen TV-Produktionen erwähnt, bei denen man schon am Titel die Schlechtheit erkennt. Die Rechnung geht folgendermaßen: man nehme ein Schlagwort, welches irgendeine Dramaturgie ausdrückt, die schon möglichst oft in irgendwelchen Talkshows breitgereten wurde. Zum Beispiel "Vergewaltigt!" oder "Schwanger!" oder "Betrogen!". Dazu einen Untertitel, der in Prinzip das Ausdrückt, worin es in dem Film geht. Aber möglichst so, daß es jeder Vollidiot auch noch versteht. Heraus kommen Stilblüten wie Vergewaltigt! - Eine Frau nimmt Rache, Schwanger! - Es geschah unter Narkose oder Betrogen! - Und jetzt schlägt sie zurück.
Eine andere Methode für solche Titel sind Sätze als Titel, welche das Hauptthema ebenfalls ausdrücken und möglichst noch einen gewissen Grad an Pseudodramatik aufbauen. Zum Beispiel Die heilige •••• oder Mord am Mädcheninternat. Ich könnte noch tausend Beispiele nennen, aber erstens weiß ich die genauen Titel nicht mehr und zweitens reicht ein Blick in die Fernsehzeitung in die RTL-Spalte, um genug weitere Beispiele zu finden.
Subjektiv schlecht
Jetzt kommen Filme, die zwar eigentlich nicht schlecht sind, aber mir persönlich einfach nicht gefallen haben. Zum Beispiel die Herr der Ringe Filme. Ich gestehe den Mitwirkenden einen großen Respekt zu: sie haben wunderbare Welten gezaubert und großartige Spezialeffekte geliefert, die Schauspieler waren fast ausnahmslos gut (außer Orlando Bloom, ich kann den Kerl einfach nicht riechen), und auch der Herr Tolkien verdient für sein Lebenwerk (anders kann man es nicht nenn) Anerkennung, aber mich konnten weder Film noch Buch (welches ich schon viel früher gelesen hatte) nicht erwärmen. Fantasy ist eh nicht wirklich mein Milieu, von daher gehe ich nicht ganz unvoreingenommen an sowas heran. Und dementsprechend kann ich die Euphorie, die momentan darum gemacht wird, auch nicht wirklich nachvollziehen.
Anderes Beispiel ist The Matrix: Revolutions. Der Film würde, stünde er für sich alleine, ein gutes (wenn auch nicht sehr gutes) Stück Science-Fiction-Film abgeben. Leider muß er sich mit dem (meiner Meinung nach grandiosen) ersten Teil der Serie messen und zieht natürlich den kürzeren. Auch Matrix 2 hat mich nicht begeistert, aber ich fand ihn noch ansehnlich. Beim dritten Teil mußte ich mich aber wirklich durchringen, nicht das Kino zu verlassen. Nicht etwa, weil der Film schlecht war, denn das war er objektiv sicher nicht, sondern einfach, weil ich nicht wahrhaben wollte, was sie aus der tollen Matrix-Idee gemacht haben. Der dragonball'esque Kampf zwischen Neo und Smith war dann auch der Gipfel der Lächerlichkeit und hat mir den Rest gegeben. Exitus.
Zu subjektiv schlecht könnte ich jetzt noch einiges mehr nennen, aber irgendwie ist das ja auch nur meine Meinung. Viel interessanter ist es ja, was objektiv schlecht ist, von daher beende ich meinen Beitrag ohne eine weitere Nennung von Filmen, die ich auch noch recht schlecht fand, aber auch nicht so übel, daß sie es Wert sind, hier extra aufgeführt zu werden.
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