-
Mirokurator
D&D: Forgotten Realms Story und Diskussion
Nun, die Forgotten Realms sind ja nun keine junge Kampagnenwelt mehr, daher gibt es ja auch unzählige Storys über Faerûn. Hier wollt ich mal meine reinschreiben, die hauptsächlich um das Gebiet des Cormanthor-Waldes spielt(anfangs).
Kapitel 1: Sonnenaufgang
Jezz humpelte langsam durch die uralten Ruinen. Bei jedem seiner schleppenden Schritte gab die Schiene an seinem rechten Bein ein wehmütiges Quietschen von sich. Eigentlich mochte er keine großen Städte, aber das verfallene Myth Drannor musste beeindruckend gewesen sein, als es, hunderte Jahre zuvor, noch von den Elfen und Menschen besiedelt war, die hier friedlich zusammen lebten. Jezz hielt nicht viel von friedlichem Zusammenleben, aber in seinem Umfeld störte das die Wenigsten. Genau aufgrund seiner ausgeprägten Misanthropie war er auch nur der Heerleiter der Dunkelelfenraubzüge geworden, die seit dem Abzug der Elfen aus dem großen Wald Cormanthor immer wieder die umliegenden Talländer erschütterten. Der Drow stoppte und seine Gehhilfe verstummte. Die wirren, abstehenden weißen Haare, die sich aus seiner dunklen Ledermaske wanden, wehten leicht im ruhigen Wind, glitzerten aber kaum, denn seit die Hochelfen dieses Gehölz verlassen hatten, ließ ihre mächtige Magie langsam wieder nach und machte die Natur bei Myth Drannor wieder zu dem, was sie einmal war. Uralte riesige Bäume schützten das Unterholz vor der einfallenden Sonne, und die Tiere und Bestien des Waldes fühlten sich wieder wohler. Der Drow murmelte mit einer leisen, zischenden Stimme etwas, woraufhin sich eine kleine, dunkelgrüne Viper an seinem Arm entlang schlängelte und sich auf seiner Schulter niederließ.
"Du hast es auch gehört, nicht wahr, Keheneshef?"
Die Schlange zischte und die grauen Gesichtszüge ihres Herren verengten sich zu einem wissenden Grinsen.
"Eine unglaubliche Torheit, mit solchen lauten Geräuschen in unseren Wald einzudringen."
Die spitzen, länglichen Ohren des Dunkelelfen schienen noch einmal in das grüne Geäst zu lauschen, als sich sein Vertrauter Keheneshef wieder zurück in die schwarze Lederrüstung, die wie ein loser, langer Rock den Drowkörper bedeckte, verkroch. Kurz hielt wieder die trügerische Ruhe auf dem zugewucherten Platz von Myth Drannor ihren Einzug, dann bewegte Jezz seine dunklen Hände kurz rhythmisch vor sich her und flüsterte dabei lächelnd einige mystisch klingende Wörter, bevor sein Körper wie von Zauberhand mit dem Hintergrund verschwamm und langsam dessen Anblick freigab. Wieder war es ruhig in der Geisterstadt, eine idyllische Ruhe, allerhöchstens unterbrochen von gelegentlichem Vogelgezwitscher und dem leisen Brausen des Windes. Nach wenigen Minuten hätte ein aufmerksamer Beobachter Schritte vernehmen können, die offensichtlich aus dem Wald kamen. Kurz darauf erschien auch eine Stimme, leicht beschwingt und aufgeregt.
"Kommt schon, meine Freunde, hier in Myth Drannor warten unzählige Schätze und magische Artefakte, nur um von uns gefunden zu werden! Dieser Ort ist eine Wohltat der Götter!"
Hinter dem fröhlichen, durch eine Ritterrüstung geschützten Mann, der den Wald in Richtung des Platzes verließ, erschienen auch noch eine Elfenfrau in einer langen, grünen Robe und ein hagerer Mann in weißen Gewändern, mit einigen Symbolen des guten Gottes Ilmater und einem kleinen Säckchen, aus dem verschiedene Kräuter ragten. Die drei verfielen in ein heiteres Gespräch, als sie die Lichtung erreicht hatten, fröhlich lachend und scherzend. Jezz schaute abwertend und ernst auf die kleine Gruppe, von der er nur wenige Meter weit entfernt stand. Er grinste abermals und bewegte sich lautlos ihn ihre Nähe, ohne dass einer von ihnen auch nur den Schemen einer Gefahr bemerkt hätte. Von den Geräuschen seiner Beinschiene war nichts verblieben, und auch als er plötzlich einen gebogenen Dolch in der Hand hielt, blieb der Drow absolut lautlos. Hinter dem Priester Ilmaters wartete er kurz und überlegte. Jezz hatte alle Zeit der Welt, aber er war der Meinung, das man auch alle Zeit der Welt nicht verschwenden sollte.
Luak erwachte und verscheuchte aufgebracht die Spatzen, die sich auf seinem bulligen Zwergenkopf niedergelassen hatten. Dann stemmte er sich mit seinen kurzen Beinen auf die Höhe und überlegte stirnrunzelnd, warum er genau vor einem großen Baum eingeschlafen war. Mitten in einem Wald. Die ganze Situation kam ihm irgendwie paradox vor, er, ein Zwerg, das Steinvolk, übernachtet unter freiem Himmel, nur geschützt durch die Gnade Silvanus, des Waldgottes. Dann kam grummelnd und stolpernd seine Erinnerung zurück. Genau. Seine Lehrmeisterin hatte ihm geraten, draußen zu übernachten, das würde seine Bindungen zur Natur stärken. Luak würde auch auf die stärkste Naturbindung pfeifen, könnte er nur wieder in einem gemütlichen Zwergenbett pennen! Und dann hatte ihm das noch eine Elfenfrau geraten! Aber das schlimmste war ja, dass er sich letztendlich doch entschieden hatte, ihrem Vorschlag zu folgen. Der Zwerg kochte vor innerlicher Wut, wütend über sein eigenes Leben, jedes andere Leben, und die Welt an sich. Er wollte gerade seine große Zwergenaxt ziehen, um sich an einigen Bäumen abzureagieren, als ihm seufzend auffiel, dass er diese wenige Tage zuvor gegen eine kleine, handliche Sichel eingetauscht hatte.
"Die Schwüre eines Druiden verbieten dir das Tragen dieses unheimlichen Mordinstrumentes!"
Hatte seine Lehrerin noch gesagt. Luak hatte wild mit dem Kopf geschüttelt und seine massive Axt schützend vor die Brust gehalten. Wenige Sätze später hatte er den netten Worten der Wildelfe dann doch nachgegeben und eine niedliche Sichel an seinem Gürtel befestigt. Nun bereute er es, bei dem Gedanken, mit einer Sichel auf einen Baum einzuschlagen. Die Welt mochte den alten Luak nicht sonderlich, soviel hatte er schon mitbekommen. Bei seiner ganzen Wut war der Zwerg bereits einige hundert Fuß in die Richtung gelaufen, in der er seinen Druidenhain vermutete. Dann stoppte er und überlegte kurz. Luak sah sich um und schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Weitere hundert Fuß später keimte in ihm eine böse Vorahnung. Die Vögel weit oben auf den Bäumen schienen ihn auszulachen. Nun rannte Luak schon fast in die Richtung, die er eingeschlagen hatte, stoppte dann aber wiederum nach wenigen Schritten an einem großen Tor, das trotz seinem offensichtlich hohen Alters nicht weniger beeindruckend war. Nein, soweit er sich erinnerte, bestand der große Hain nicht aus Stein und glänzendem Marmor. Der Zwerg seufzte und ließ seine Arme schlaff hängen.
"Das Schlimmste, das einem Druiden passieren kann..."
Hatte die Wildelfe einmal gesagt, "Ist, sich in seinem eigenen Wald zu verlaufen!"
Der von der ungerechten Welt enttäuschte Zwerg Luak stand vor den zugewachsenen Toren der verlassenen Waldstadt Myth Drannor.
So, demnächst dann: Kapitel 2, Schattenkinder
Wems gefallen hat, bitte posten!
UND wenn ich einmal einen Thread aufgemacht habe: Welchen FR-Chara findet ihr am interessantesten? Drizzt, den Drow vielleicht? Oder Elminster? Ich finde Scilliua Düsterhoff ziemlich böse genial, und wie man schwer erkennen kann, Jezz den Lahmen.
--
Ein klassisches Rollenspiel, reduziert auf den Zauber des alten Genres: Wortgewaltige Sprache. Fordernde Kämpfe. Drei, die einen Drachen töten – und was sie dazu führen mag ...
Jetzt für 2€ auf Steam, werft mal einen Blick drauf! =D
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln