Nächster Eintrag, Kapitel 3: Der Wahn des Schreckens

„HALTET DEN DOM! LASST SIE NICHT VORBEI!“ Die Sense von Hades schwang unerbittlich hin und her... löschte ein Leben nach dem anderen aus, ohne das er er auch nur eine Sekunde inne halten musste. Odin preschte auf seinem mächtigen Streitross durch die Linien der scheinbar niemals endenden Wellen aus Monstern. Sie alle standen wie eine Mauer gegen einen wahren Ozean aus wahnsinnigen Kreaturen! Die Bestie kämpften aus vollem Herzen, und selbst die menschlichen Kämpfer, die noch nie eine Substanz bedient, oder gar eine Bestie kontrollierten, schlugen sich gut.
Es war ein sonderbares Bild... ein geisterhaftes Abbild wand sich wie Nebel aus der roten Substanz, und formte ein kräftiges Abbild ihrer Bestia. Zwar waren diese Bestie nicht so stark wie ihre wahren Vorbilder, aber auch sie konnten kämpfen wie Dämonen.
Doch unter allen, kampferprobten Bestie, Media und ihren Leibwachen, löschte niemand so viele Leben aus, wie der Ritter aus alter Zeit. Anu schwang das gläserne Schwert Engelsfeuer mit einer solchen Kraft und Geschwindigkeit, das er selbst als Dämon durchgegangen währe!
Seine schallende Stimme wurde über den Schlachtlärm getragen. „Astem kho rekkas! Renam to inas!“
In diesem Augenblick leuchtete Engelsfeuer von innen auf, und wurde von einem schwarzen Feuer ummantelt... seine Form verschwamm, und die Realität schien sich um das gläserne Schwert zu biegen! „Weichet zurück! Weichet! Weichet - wenn ihr in eurem Wahn noch wisst, was Leben ist!“ Natürlich hielten die Monster nicht in ihrem sinnlosen Angriff an, noch wichen sie zurück oder zeigten Intelligenz, sie stürmten einfach weiter. „Hades! Komm zu mir!“ Hades griff an seine Kutte, und zog daran, als wolle er sie sich runter reißen. Stattdessen verzerrten sich kurz seine Umrisse, und er tauchte direkt hinter Anu wieder auf. Dieser Griff ohne zu zögern nach dem Griff der Sense, und klammerte sich mit einer Hand daran fest. „Macht der Ahnen, letzter Griff - führe mich zum Seelenriff. Führe mich durch Lebens Traum, sterben soll der Lebensbaum!“ Die zwei Waffen der alten Welt...
Engelsfeuer, allheiliges Artefakt der Cetra, verunreinigt durch die alten Kriege.
Die Sense des Schnitters, Hades nach den Kriegen übergeben um das Leben der Sünder zu nehmen.
Diese Waffen, als einzige vom Zirkel der Zehn noch erhalten geblieben, konnten von einander Macht beziehen, und so einen Fokus für vernichtende Ahnenmagie bilden, die sonst nur den höchsten der Kampfmagier möglich war.
Engelsfeuer nahm die Macht der Sense auf, und ließ es von innen heraus in einem schwarzen Licht glühen, das so dunkel war, das es selbst das Licht absorbierte!
„Sterben soll der Lebensbaum... erwachet aus des Lebens Traum!“ Er nahm die Hand von der Sense, fasste Engelsfeuer mit beiden Händen, und stieß es mit einem lauten Schlachtruf in den Boden. Augenblicklich gab es ein tiefes Donnern, und der Boden brach auf! Ein tiefschwarzer Nebel legte sich über das Schlachtfeld, und nahm ihnen allen die Sicht. Sie hörten gequältes Stöhnen, Todesschreie aus dem Jenseits und dann... Stille.
Der Nebel lichtete sich, und sie standen vor dem Dom, als währe nie etwas gewesen! Der Boden war heil als währe er nie geborsten, und so weit das Auge sehen konnte, lagen tote Monster in den Ruinen der Totenstadt. Der Strom aus Monstern war ausradiert...
Anu steckte Engelsfeuer zurück in die edle Scheide, und atmete einmal tief durch. „Ifrit, Ramuh, Ixion... beseitigt die Leichen.“ Er schwankte etwas, und hielt auf die Tore des Doms zu.
„Wie hat er das gemacht? Und warum hat er das nicht viel früher eingesetzt?!“ Barret war, milde ausgedrückt, außer sich vor Wut! Sie hatten so lange gekämpft, und dann kommt er und beendet es einfach so?! „ES GEHT NICHT OHNE EINE GROSSE MENGE AN TOD UM IHN HERUM. DER SEELENTOD IST EIN DUNKLER ZAUBER, DER VOM HASS UND DEM LEBENSWILLEN DERER GENÄHRT WIRD, DIE AUF DEM SCHLACHTFELD GEFALLEN SIND.“
Hades reinigte die Klinge der Sense, welche vor Blut nur so triefte. Im Gegensatz zu Engelsfeuer, dessen ewig reine Klinge kein Blut an sich duldete, schien das Blut die Klinge der Sense gar nicht verlassen zu wollen! „Soll das heißen... er hat die Seelen der toten Monster genutzt, um die anderen zu töten?!“ Yuna wirkte schockiert, und blickte Hades fassungslos an. „EXAKT. SEHT IHR? KEINE ILLUMINA. DIESE MONSTER SIND NICHT NUR TOD... FÜR DIE, GIBT ES KEINE HOFFNUNG.“ Ausgelöscht. Ihre Seelen zertrümmert, die Energie zermahlen und zu einem Inferno aus Tod gewoben. Keine Hoffnung, keine Erlösung, kein Leben nach dem Tod. Für diese Bestien, gibt es nichts mehr außer ewigen Schmerzen und Wahnsinn. „Oh mein Gott... wie konnte er nur...?“ Donna kümmerte das nicht, oder zumindest zeigte sie es nicht. „Mein Gott, Yuna! Erinnert ihr euch? *Der blutrote Beschwörer*! Er ist eine grausame Bestie, der jedes Mittel nutzt das ihm zur Verfügung steht! Tod und Blut sind das einzige das ihm heilig ist.“ Kurze Zeit herrschte Stille, als dachte man darüber nach was sie gesagt hat. „Das ist nicht wahr, du eingebildete Mega-Zicke! Er kämpft hier um uns alle zu schützen! Seine Heimat, Spira, *alles* Leben! Und du sprichst über ihn als währe er der Tod persönlich! Ihm sind Dinge heilig, die für dich vielleicht als selbstverständlich gelten, aber er hat Kriege gesehen von denen du nichtmal träumen kannst!“ Sie alle schauten in die Richtung, aus die wütende Stimme kam. Yuffie starrte Donna wütend an, und hielt sich eine Wunde an der Brust. „Achja? Und *du*, Mädchen, hast diese Kriege gesehen, ja?“ Der Spott in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Nein. Aber ich habe den Feind gesehen, gegen den sie gekämpft haben. Seine Wut, seinen Durst, seinen Hass, alles! Und sie konnten nicht siegen! In diesem Krieg mussten alle Mittel zu Hilfe gezogen werden, seien sie noch sie böse! Er hat es geschafft, den schmalen grad zwischen Licht und Schatten zu sehen... anstatt ihn zu verdammen, solltet ihr es bewundern!“ Ihre kleine Ansprache entlockte Donna nur ein müdes Lächeln. „Und wer hat SIN vernichtet? War Er das, oder war es das hohe Medium hier?“ Sie deutete auf Yuna, welche sofort einen erschrockenen Schritt zurück tat. „Wenn ihr glaubt, ihr könnt euren SIN mit der Macht von Melech-Arez vergleichen, dann solltet ihr sofort wieder gehen!“ Yuffie vergaß kurz ihre Wunde, und deutete auf das Luftschiff, das in der Ferne zu sehen war. „Oh, duu!“ Donna machte ein paar schnelle Schritte auf Yuffie zu, holte aus und wollte Yuffie grade eine schallende Ohrfeige geben, als eine kräftige Dämonenhand ihren Arm fest hielt. „Sie hat recht, Donna.“ Donna blickte in Ifrits flammende Augen, der ihren Arm in einem Schraubstock artigen Griff hielt. „Melech-Arez ist mit SIN nicht zu vergleichen...“
Und während sie alle ihre Wunden versorgten, klärte man die Media und ihre Wachen über die Herkunft und die Macht von Melech-Arez auf.

Anu war zum Aussichtspunkt gegangen, und ließ sich dort erschöpft an der Wand zu Boden sinken. Er atmete schwer, und hätte sich keine Sekunde länger auf den beinen halten können. „Und das war erst der Anfang. Dieser Krieg wird hart.“ Die Luft wurde kurz eisig kalt, als die Tür zum Aussichtspunkt geöffnet wurde. „Fühlt ihr euch wohl, mein Herr?“ Anu blickte zu Shiva hoch, und lächelte gezwungen. „Ehrlich? Nein. Grausame Erinnerungen, Shiva.“ Sie setzte sich neben ihn, und untersuchte einen Riss in seinem Panzer am Arm. Es blutete, aber schmerzte nicht. „Ja... das letzte mal, als diese Attacke eingesetzt wurde war... in den Ruinen von Centuam. Schaurig... es war fast genau wie damals.“
In diesen Augenblicken schossen Anu und Shiva die selben Gedanken durch den Kopf. Die selben Bilder erschienen vor ihren inneren Augen, und die selben Stimmen geisterten durch ihren Kopf.
„HALTET DEN DOM! LASST SIE NICHT VORBEI!“
„Lord Hades! Die Monster durchstoßen den östlichen Wall!“
„Die Phönix-Brigade wurde überrannt!“
„Wir haben keine Wahl! Schützt den Dom!“
„Vereint die Sense und das Schwert!“

Sie sahen die Bilder, wie tausende von Monstern in diesem schwarzen Nebel vergingen... die Schreie der toten Seelen, seien es Kammeraden oder Monster. Wie sich diese Wolke aus Tod und verderben über ganz Centuam ausbreitete, und sie mit Dunkelheit *reinigte*...
Es war ein furchtbares Bild, doch noch furchtbarer waren die Bilder von Melech-Arez, der über all den Tod in Centuam lachte, und die finstere Wolke einfach in sich einsog, und den Ahnenzauber nichtig machte. An diesem Zeitpunkt, war der Widerstand in Centuam gebrochen, und die vereinigten Streitkräfte von Ahnen und Cetra mussten sich auf den Hauptkontinent zurück ziehen, und den einstmals strahlenden, blühenden Ort von Centuam zurück lassen. Ihn Eis, Wind und Dunkelheit übergeben.

Anu und Shiva dachten nur ungern an damals zurück, aber in diesen Minuten waren die Erinnerungen einfach zu plastisch. Nur die beiden und Ifrit konnten sich an damals erinnern, und in ihrem Herzen war der krieg so lebendig wie damals. „Damals... gingen auch die Waffen der Zehn verloren.“ Anu nickte. „Esmas Speer. Izus Bogen. Dämonenhand. Alle weg.“ Shiva seufzte. „Die Klaue von Iasas. Der tragischste aller Verluste.“
Die Klaue von Isas... eine weitere Waffe aus dem Zirkel der Zehn. Eine Kampfklaue aus ewig reiner Jade. Wunderschön und tödlich im Einsatz der Substanz. Sie galt als eine Waffe die niemals vom Bösen berührt werden konnte. Vielleicht eine der wenigen Waffen die Ihm hätte schaden können. Doch an diesem Tag, ging sie zusammen mit allen anderen Waffen der Zehn verloren. „Sollten wir nicht zurück zu den anderen? Lady Yuffie scheint verletzt.“
Anu hievte sich hoch, und blickte über den Rand der Aussichtsplattform. „Ja, gehen wir.“

Tief unter der Oberfläche von Spira wurde der Verlust von mehreren Tausend Leben mit Begeisterung aufgenommen! Melech-Arez hätte vor Freude getanzt, wenn er dazu fähig gewesen währe! Er ergötzte sich am Tod der vielen Monster, und noch mehr am Tod der vielen Menschen! Er war zwar überrascht, das ihm die Bewohner dieser Welt solchen Widerstand entgegen setzten, aber es kümmerte ihn nicht. Was waren schon die Leben derer, die seinem Anblick nicht stand hielten?
In dem Augenblick jedoch, als Anu die Ahnenmagie aufrief um den Yevon-Dom zu schützen, spürte Melech-Arez etwas, das er schon seit Urzeiten nicht mehr kannte: Heiligen Schmerz. Es kam aus der Region seines halb verwesten, linken Vorderbeines. Mit seiner Hand griff er nach unten, und seine spitzen Klauen fuhren mit erstaunlicher Präzision durch sein modriges Fleisch. Er musste nur der heiligen Hitze folgen, um zu finden was ihm schmerzen bereitete. Er umfasste etwas, hielt es mit seinen Klauen fest, und zog es aus seinem Bein heraus. Er hielt sich das Ding vor die Augen, das ihm Schmerzen bereitet hatte. Er erkannte dieses Ding wieder!
Ein donnerndes Lachen schallte durch das Herz von Spira, und scheuchte erneut die Kreaturen dort unten auf.
Melech-Arez hielt einen menschlichen Skelett-Arm in seinen Klauen, an dessen Hand eine tief-grüne Klaue prangte, die jetzt nur noch warm leuchtete.

Anu und Shiva hatten sich inzwischen zu den anderen gesellt, und halfen dabei die Wunden der anderen zu versorgen. „Wir haben sie so gut wie möglich eingewiesen, Anu. Aber ich glaube sie verstehen so einiges noch nicht.“ Cloud, von allen die wenigsten Wunden davon getragen, erklärte Anu so gut wie Möglich die Lage am Dom. „Kann ich nachvollziehen. Ich erkläre alles später noch mal genau. Geh doch bitte zu Leviathan und frag ihn, ob er mal zu den Ronsos fliegen und nach dem Rechten sehen kann.“ Cloud verstand zwar nicht genau, aber er tat was man ihm gesagt hatte. Anu trat an Yuffie heran, und warf einen Blick auf ihre Wunden. „Du hättest auch die anderen das ansehen lassen können, weißt du?“ Er lächelte, als er das sagte und die Substanz der Heilung aufrief. „...Ja, hätte ich. Aber Donna war die einzige mit Heilkräften die noch frei war.“ Anu war zwar nicht anwesend gewesen, aber man musste kein Hellseher sein um zu ahnen, das sich die beiden nicht verstehen würden. „Du kannst von ihnen nicht erwarten das sie uns verstehen, Yuffie. Wir hatten unsere Kämpfe, und sie hatten Ihre. Und jetzt schau mich nicht so an, ich konnte dich bis zur Aussichtsplattform hören!“ Und während er lachte, schaute sie mit einem sonderbaren Ausdruck zur Seite weg.
In einiger Entfernung standen Yuna und Rikku, und blickten zu Anu und Yuffie hinüber. „Ein süßes Paar, findest du nicht?“ Rikku schaute mit verträumten Blick zu den beiden. Yuna verstand nicht ganz was sie meinte. „Paar, huh? Naja, vielleicht?“ Rikku stöhnte genervt. „Siehst du das nicht? Wie sich die beiden ansehen, wie sie miteinander sprechen und sich verstehen. Schau doch nur in ihre Augen. Ohh... ich will auch!!“ Yuna lächelte ebenfalls, als sie noch mal zu den beiden hinüber schaute. „Ich hätte nicht erwartet, ihn jemals so zu sehen. Es gibt ihm etwas Menschlichkeit...“ Sogar Yuna hatte Anu bisher immer als den blutigen Beschwörer gesehen, der gefühlskalt und brutal vorging. Allerdings hatte sich ihre Meinung seit damals geändert und jetzt, hatte sich dieses Bild vollends verflüchtigt.

Bahamut half dabei, die unzähligen Monster-Leichen aus der Stadt zu schaffen. Man beschloss sie auf einen großen Stapel auf der Donnerebene zu legen. Das Wetter würde den Rest besorgen. Man feierte ihn als Helden, obwohl er nichts davon wissen wollte. Die tapferen Guado, mit dem Mut der Verzweiflung und dem festen Glauben an den Schattentänzer, hatten mindestens ebenso viel zum Sieg beigetragen. „Lord Bahamut! Eine Nachricht von Gagazet!“ Twamel stand zu Füßen des großen Drachen, und hielt ihm einen Sphäroiden hin. Bahamut nahm das Ding mit einer Hand aus Twamels zwei Händen entgegen. „Was kann das sein?“ Er blickte in die wässrig blaue Kugel, und erkannte ein ähnlich blaues Schlangengesicht. „Leviathan?“ Die Seeschlange nickte. Und für die Ohren der Sterblichen erklang aus dem Sphäroiden eine Reihe von hellen, lang tönenden Rufen. „Das hatte ich befürchtet. Schon irgendwelche Pläne?“ Ein trauriger Ton erfüllte den Sphäroiden. „Gut. Ich werde ein Auge auf die Umgebung haben.“ Der Sphäroide schaltete sich ab, und Bahamut gab ihn zurück.
„Ihr wisst von den Angriffen auf ganz Spira?“ Twamel nickte zögerlich. „Eine einmalige Welle von Kreaturen die wahnsinnig geworden sind. Allerdings ist das ein Beweis dafür das die Monster dieser Welt nun Ihm gehorchen. Wir müssen damit rechnen das jederzeit nun koordinierte Angriffe stattfinden können.“
Diese Nachricht war der blanke Horror! Koordinierte Angriffe von Monstern aus aller Welt, unter der Führung von diesem Ding?! „Aber wozu? Sagtet ihr nicht, er verlange nur nach dem Abyssum?!“ Der große Drache verschränkte die Arme vor der Brust. „Einen Grund wollt ihr? Es gibt nur einen. Um zu töten. Nur um des Todes willen.“

Und während in Zanarkand friedlich ein großer Berg Monsterleichen vor sich hin brannte, wurde im Dom die mediale Schulbank gedrückt. Sie alle hatten sich in den Räumen eingefunden, die man ihnen zugedacht hatte.
Yuna hatte sofort das Buch wieder zur Hand genommen, und blätterte mehr als interessiert darin. Sie bemerkte wieder einmal nicht, das Rikku mit ihr redete. „YUNA!“ Wieder schreckte das hohe Medium auf, und schaute Rikku entgeistert an. Selbige stand vor dem Bett auf dem Yuna lag. Shiva stand neben der jungen Al Bhed. „Yuna! Schau dir das an! Ich hab es geschafft.“ Shiva wirkte etwas beschämt, aber lächelte. „Ich war grade in der Nähe...“ Flüsterte Shiva zu sich selbst. „Hihihi... Rikku, du solltest vielleicht erstmal ein bisschen Theorie studieren, hm?“ Allein das Wort schien Ihr nicht zu behagen. „ich weiß was du sagen willst... sag mal, ist das Buch so interessant?“ Yuna nickte, und legte ihr Lesezeichen in das Buch. „Ja, sehr sogar! Man erfährt Dinge über die Bestia, die man bisher nie wissen konnte. Wer immer dieses Buch schrieb, wusste weit mehr über sie als wir heute...“ Shiva warf einen Blick auf den Einband, und atmete hörbar ein. „Darf ich mal sehen?“ Yuna wirkte überrascht, aber reichte der eisigen Dame dann das Buch. „Lady Akki... sie hat dieses Buch geschrieben! Es ist unfassbar…das dieses Buch so lange überlebte!“ Yuna und Rikku schauten sie fragend an, und Shiva gab das Buch eilig zurück. „Lady Akki? Wer ist das?“ Shiva atmete tief durch. „Nun gut… ihr, als Schwestern der Beschwörer, sollt nun die größten Helden *unserer* Zeit kennen lernen. Einer Zeit und einer Welt, die nicht die eure ist. Damals, in der heiligen Städte der Cetra und der Ahnen, als es noch den Orden der Beschwörer gab...“

Leviathan war inzwischen zurück gekehrt, und hatte Anu Bericht erstattet. Anu hatte etwas ähnlich befürchtet, allerdings hatte er ein solches Ausmaß nicht erwartet. „Ich sehe schon, wir müssen weit früher als erwartet bereit sein um Spira zu verteidigen. In jeder großen Stadt auf Spira müssen wir bereit sein zu kämpfen! Bevelle kann für sich kämpfen, das wissen wir. Aber Luca, Killika und Besaid sind nahezu schutzlos. Wie ist die Lage in diesen Städten?“ Die große Seeschlange stieß ruckartig die Luft aus seinen gewaltigen Lungen, und ein langes, knirschendes Geräusch ertönte. „Gut. Dann werde ich die bereits anwesenden Media so schnell wie möglich einweisen, auf das sie die Zentren Spiras verteidigen können...“
Leviathan erhob sich in die Lüfte, und suchte die Bestia auf, die über dem ganzen Dom verteilt am arbeiten waren. Anu eilte schnell in die Quartiere des Doms, und ließ die Media zu sich rufen.
Wenige Minuten später hatten sich alle in einem großen Raum versammelt. Früher mochte dieser Raum einmal als Versammlungsraum gedient haben. Die runde Halle mit den vielen Fenstern wurde einmal von einem prächtigen Deckenbild geziert, allerdings ist dieses in den Jahrtausenden verblasst.
Der einstmals edle, kreisrunde Tisch aus Marmor hat viele Kratzer und Dellen, außerdem fehlen hier und da ein Stück. Offenbar waren die Restaurierungen noch nicht bis hier her vorgedrungen. Yuna, Rikku, Donna und Barthello hatten sich eingefunden, und an dem großen Tisch Platz genommen.
Cloud und Yuffie assistierten Anu bei seinen Ausführungen über die Substanz. Barrett hatte abgelehnt, und beschäftigte sich anderswo, während Vincent irgendwo in den Ruinen umher streifte und die Einsamkeit suchte. Anu trat auf den Tisch zu, und legte einen der Substanzgürtel darauf. „Ich danke euch allen, das ihr meinem Ruf hierher gefolgt seid. Und obgleich noch längst nicht alle hier angekommen sind, so zwingen uns die aktuellen Ereignisse doch zum Handeln. Bis wir Melech-Arez gezeigt haben, das wir ihm Spira nicht kampflos übergeben werden, müssen wir die Städte beschirmen, und ihn dazu zwingen einen anderen Weg zu wählen. Deswegen sind wir jetzt hier. Ich will euch eine schnelle Einweisung über die Handhabung eurer neuen Macht geben, auf das wir uns aufteilen können, um die einzelnen Städte zu bewachen. Bevor ich anfange, irgendwelche Fragen?“
Kurz herrschte schweigen, dann stand Donna auf. „Ja. Wie können wir hoffen die Städte Spiras alleine zu verteidigen? Können wir den eine so große Macht erhalten?“ Cloud nickte. „Ja, natürlich. Die Fähigkeit mehrere Bestia zur selben Zeit zu kontrollieren, mit der Hilfe der Stadtbewohner... es ist möglich.“ Anu konnte dem nur beipflichten. „Er hat Recht. Ihr werdet in der Lage sein zu kämpfen und zu siegen. Da besteht gar kein Zweifel.“ Donna setzte sich wieder hin, war sich ihres Sieges aber immer noch nicht 100%ig sicher. „Lady Yuna. Ihr hattet Gelegenheit im Buch der Bestia zu lesen. Der zeit die ihr damit verbracht habt entnehme ich, das ihr es bis zum vierten Kapitel geschafft habt?“ Yuna nickte ernst. „Genau bis dahin. Die wichtigsten Informationen habe ich daraus entnehmen können, bevor auf die einzelnen Rassen eingegangen wird.“ Anu rief sie mit einer einladenden Geste nach vorn. „Dann tut mir doch bitte einen Gefallen, und erklärt euren Freunden doch bitte, was ihr bereits gelernt habt. In der Zwischenzeit bereite ich etwas anderes vor.“
Yuna drehte sich zu den versammelten Beschwörern (und denen die es werden wollen) um und begann leicht stotternd zu erklären, was in den ersten Kapiteln dieses alten Buches stand. Anu schuf währenddessen eine magische *Tafel* auf der er mit großer Präzision die einzelnen Runen aufzeichnete, welche auf den Substanzen die Bestia kennzeichneten.
Yuffie und Cloud, die ihren großen Auftritt erst noch haben würden, setzten sich zu den anderen an den Tisch, während Yuna langsam sicherer wurde im unterrichten.
„Wenn ich also richtig verstehe, was uns dieses mächtige Medium sagen wollte, dann ist es unsere eigene Kraft, die den Bestia die ihre gibt. Von unserer geistigen Stabilität, unserer Konzentration und unserem Willen entsteht das Band der Beschwörer. Wie es aussieht ist unsere eigene Kraft sehr viel entscheidender, als die der beschworenen Bestia! Die Bestia selbst formen sich nur dann zur Perfektion, wenn wir mit uns selbst in Perfektion leben.“ Als Yuna hier einmal kurz Pause machte, hob Rikku wie in der Schule die Hand. „Uhm... heißt das, was du früher beschworen hast, waren nur minderwertige Bestia?“ Yuna überlegte kurz. „Wenn es stimmt, was diese Frau in dem Buch sagt, dann muss dem so sein.“ In der Stille des folgenden Schweigens ertönte noch einmal Clouds harte Stimme. „Ich glaube, ich habe eine Erklärung. Wir alle haben in unserer Heimat mit den Bestia Seite an Seite gekämpft, und haben uns ihrer Macht bedient. Allerdings gab es unter uns welche, die mächtigere Bestia aufrufen konnten als andere. Yuffie hier zum Beispiel. Ich glaube, das es an den meditativen Künsten der Ninja lag, kann das sein?“ Yuffie wurde hier zum ersten mal seit langem mit ihrem Training konfrontiert, aber in einem ziemlich ungewöhnlichen Zusammenhang. „Wie? Hmm... das kann vielleicht sogar sein. Wirklich beantworten kann uns diese Frage wohl nur jemand, der damals gelebt hat.“ Mit diesen Worten, blickten sie alle in Richtung des alten Ritters. Dieser beendete seine Arbeit an den Runen, und setzte sich ebenfalls an den Tisch. „Ihr habt in gewisser weise Recht. Wer mit sich selbst im Einklang ist, kann eine bessere Verbindung zu den Bestia aufbauen. Wie man diese Einheit erreicht, variiert von Person zu Person. Einige erreichen sie durch Meditation und asketisches Training, andere finden ihre Wahrheit und erkennen ihren Platz, wieder andere fühlen sich den Bestia einfach näher als andere. Ich will niemandem hier das Vertrauen in sich nehmen, aber ich denke das Ihr, Yuna und Donna, mächtiger werden seit als zum Beispiel Rikku und Barthello, die nicht das geistige Training der Media durchmachten. Findet eure Mitte, und die Bestia werden die grenzen eurer Macht erreichen können.“ Ein klein wenig schlauer als zuvor, konnten sie nun alle mit festem Blick nach vorne sehen. In doppeltem Wortsinn, denn Anu ging wieder zu der geisterhaften Tafel, und deutete auf die Runen, die man auch auf den Substanzen sah. Yuna hatte ihm, bevor sie sich vorhin setzte, auf seine Bitte das Buch übergeben, welches er nun aufschlug. „Ich will euch nun die einzelnen Bestia näher bringen. Ihre Vorlieben, ihre Macht, und die Art und Weise wie sie kämpfen. Das wird euch in den Schlachten die vor uns allen liegen, einmal das Leben retten.“

Noch am selben Abend fielen Yuna und Rikku erschöpft in ihre Betten. Sie stöhnten einmal herzhaft, und Rikku fasste sich an den Kopf, als hätte sie starke Kopfschmerzen. „Uff... ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr so viele Informationen auf einmal eingehämmert bekommen! Das ist echt heftig.“ Selbst Yuna war völlig am Ende, und streckte sich auf dem weichen Gästebett aus. „Du sagst es. Aber, es war eben notwendig. Wer weiß wie schnell wir besiegt gewesen währen, wenn wir diese Lektionen nicht gehabt hätten!...Wir sollten uns fertig machen, wir müssen bald los.“ Rikku schreckte aus ihrem Bett auf, und stand beinahe sofort wieder auf den Füßen. „Waaaas?! Wir gehen heute noch los?!“ Yuna schaute sie irritiert an, und wunderte sich wieder einmal, wo Rikku manchmal nur ihr Hirn hatte. „Du bist so schnell aus dem Zimmer gerannt, da hast du das wohl verpasst. Wir brechen in zwei Stunden auf. Jede vergangene Minute bringt die Städte Spiras ohne Verteidigung dem Ende näher.“ Rikku setzte sich auf die Bettkante, und zog eine Substanz aus dem Gürtel, den sie sich umgeschnallt hatte. „Ja, ich weiß was du meinst. Wenn die Monster aller Welt genauso kämpfen wie die Dinger die beinahe den Dom überrannt haben, dann können wir wirklich keine Zeit verlieren.“ Yuna schielte nebenbei auf die Substanz die Rikku gezogen hatte. „Das ist... das Wesen das Anu als Bahamut-Zero bezeichnete, nicht wahr?“ Ihre Cousine grinste breit. „Ja! Er ist ein Drache und eine Maschine! Wenn das nicht die coolste Mischung überhaupt ist! Fast alle die ich mir ausgesucht habe sind Maschinen.“ Yuna dachte einen Augenblick darüber nach, was Rikku gesagt hatte. „Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber das ist nicht grade die Art und Weise nach der wir unsere Begleiter auswählen sollten.“ Rikku legte den Gürtel vor sich auf das Bett, und untersuchte jede Substanz noch einmal eingehend. Bahamut-Zero, Doomtrain, Alexander, die Arche... „Ich weiß, aber ich habe wirklich angestrengt überlegt welche ich nehmen soll. Ist mir erst hinterher aufgefallen. Ich denke wir werden es schaffen.“ In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. „Rikku? Bist du fertig?“ Hörte man eine weibliche Stimme rufen. Rikku öffnete noch fast in der selben Sekunde die Tür! Yuna war immer wieder erstaunt wie schnell das Mädchen sein konnte! Yuffie stand in der Tür, und blickte Rikku mit einem Ausdruck an, wie ein neuer Lehrer seine Klasse mustert. „Yuffie! Das ging schnell!“ Yuna hatte früh bemerkt, das sich die beiden gut verstehen, aber man musste ihnen nur ein paar Minuten lang zuhören, und jeder würde das bestätigen können. „Miss Yuna, erholt ihr euch gut?“ Auf diesen Satz reagierte das hohe Medium mit einem leichten wegdrehen des Kopfes. Wann immer man sie höflich anredete, schmerzte etwas in ihr. „Nur Yuna ist okay. Mir geht es bestens, danke. Was führt euch zu uns?“ Yuffie deutete über die Schulter auf Rikku. „Sie hat mich um etwas gebeten.“ Rikku schaute an ihr vorbei zu Yuna und grinste wieder. „Ja! Ich habe sie darum gebeten mir einen kleinen Crashkurs in... äh... ah! Meditativer Konzentration zu geben, damit ich üben kann während wir die einzelnen Städte beschützen! Ich will doch irgendwann mal so starke Bestie wie du hervor bringen.“ Yuna dachte kurz darüber nach... es war klar, das Rikku dieses Training fehlte, aber in so kurzer Zeit? Reichte die Zeit überhaupt für die Grundlagen? „Ihr könnt natürlich ebenfalls mitmachen, Yuna. Vielleicht erfahrt ihr etwas neues?“ Sie akzeptierte das Angebot, und ging zusammen mit Yuffie und Rikku aus dem Zimmer. Den Dom hinauf, zu einem einsamen Zimmer, das früher nur für Media zugänglich war. Ein Ort zum Beten. Wie geschaffen für solche Übungen.

Und während sich die drei ihren Studien widmeten, hatte Anu wieder auf die Aussichtsplattform gefunden, auf der er sogar Vincent vorfand. „Du scheinst dich hier wohl zu fühlen, Vincent. Warum beruhigt dich die Stadt der Toten so?“ Vincent lehnte am Geländer, und schaute auf den Nebel der über der Stadt lag. „Ich weiß es nicht. Hier fühle ich mich seit langem wieder daheim. Etwas hat sich verändert, seit Chaos einen Platz in mir hat.“ Anu hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was er meinte. Der Dämon Chaos hat immer mit ihm um Kontrolle gerungen, hatte jetzt endlich verloren, und hatte einen festen Platz in Vincents Seele. Vielleicht übte er einen unbewussten Einfluss aus? „Wer weiß das schon? Bist du fertig zur Abreise?“ Vincent drehte sich zu ihm um, und ein gefährliches Funkeln der Vorfreude lag in seinem Blick. „Aber immer. Wo werden wir eigentlich eingesetzt?“ Anu holte daraufhin eine Karte von Spira aus seinem Mantel, und entfaltete sie. „Ich hab mir das so gedacht. Yuna wird nach Besaid gehen. Die Insel ist nicht wirklich gefährdet, sie kann das allein. Donna und Barthello gehen nach Killika. Du und Rikku, Ihr geht nach Luca, die Monster dort sind nicht sehr zahlreich, sie wird sich einfinden können, während du schon Erfahrung hast. Yuffie und Barett gehen nach Bevelle. Ich werde Bahamut in Guadosallam zur Seite stehen, der Hammerschlag wird dort am heftigsten nieder gehen. Auf diese Weise werden wir, hoffe ich, erfolgreich sein.“ Vincent schaute auf die einzelnen Orte, auf die Anu deutete. „Du hoffst? Du scheinst von unserem Sieg nicht sehr überzeugt zu sein?“ Ein leises, „Tss...“, entstieg dem alten Ritter, als er die Karte zusammen faltete. „Naja, wir wissen doch nicht, was er uns entgegen wirft! Natürlich bin ich zuversichtlich, aber Zweifel ist eben immer da. Ich habe zu viele Kriege gesehen um blind an den Sieg zu glauben, Vincent. Was können wir eigentlich groß tun, außer unserem äußersten?“ Vincent hielt auf die Tür zu. Es klirrte leise, als seine metallene Klaue gegen den Rahmen der Tür stieß, an dem er sich dann fest hielt. „Ich weiß was du meinst. Wirklich. Wir haben beide mehr Schlachten gekämpft als jeder andere hier. Gehen wir, einem weiteren Krieg entgegen.“

Unter der Erde, hatte Melech-Arez die Klaue aus Jade nun fest mit seiner fauligen Faust umschlossen, und versuchte diese heilige Waffe mit all seiner Bosheit zu verderben. Seine unheilige Energie hagelte auf dieses heilige Instrument der Schicksalsgarde ein wie ein schwerer Hagelschauer! Seine Verderbtheit umschloss die heilige Aura der Klaue wie ein Meer aus Dunkelheit. All seine Gedanken waren auf diese Waffe gerichtet, all sein Hass war starr darauf ausgerichtet, die allheilige Hülle zu zertrümmern und es in ein verdorbenes Abbild seiner selbst zu verwandeln. Um so wütender wurde er, als er bemerkte, das es nicht möglich war! Es war völlig ausgeschlossen... diese Klaue widersetzte sich seiner Macht! Er hob mit einem wütenden Schnauben die Pranke, und schleuderte die Klaue von sich weg. Sie bohrte sich mit brutaler Kraft in die Felswand, und blieb dort stecken.
Melech-Arez lenkte seine Gedanken wieder auf ein anderes Ziel. Er hatte Hunger. Hunger, nach Tod und Verderben. Er blickte mit seinem verdorbenen Auge nach draußen... ließ seinen Geist durch ganz Spira wandern, bis er eine Stadt spürte. Sie lag an der Küste, war groß und dicht besiedelt. Es gab dort viel Tod zu sähen...
Wenn Melech-Arez an Tod und Verderben dachte, so konnte man mit Sicherheit davon ausgehen, das es passierte. So wie jetzt... er malte sich wie in einem Tagtraum aus, was über diese friedliche Stadt kommen könnte. Er ließ vor seinem inneren Auge die Monster passieren, die auf Spira lebten, und er suchte sich in seinen Gedanken die Bestien aus, die am besten in seine Träume passten. Dann dachte er daran, wie die Monster über die Stadt herfallen würden, wie sie von zwei Seiten des Meeres kommen, und über die unwissenden Bewohner herfallen würden...
Das abstrakteste an dieser Sache war jedoch, wenn er daran dachte, davon träumte, passierte es wirklich. So wie jetzt.
Auf dem offenen Meer zwischen Luca und Besaid. Dort, wo der verderbende Einfluss von Melech-Arez nicht bemerkt wurde, ereilten eine große Menge an gefährlichen Monstern plötzlich wahnsinnige Visionen. Bilder voller Tod und Wahnsinn! Wie in einem Fiebertraum wanden sich diese *wehrlosen* Monster gegen den Einfluss von außen... umsonst. Es dauerte keine ganze Minute, bis ihr Verstand nur noch von diesen fremden Träumen beherrscht wurde. Und wie in einer zerstörerischen Trance aus Wahn und Schmerz, hielt eine Armee aus Monstern der See auf Luca zu...

Auf dem Hof des Yevon-Doms hatten sich inzwischen alle anwesenden Bestia eingefunden. Wirklich alle, die Anu zu sich gerufen hatte. Und fast alle Bestia die jemals existierten, sind seinem Ruf gefolgt. Genauer gesagt sind ihm alle gefolgt, die einst im großen Krieg gekämpft hatten. Selbst Doomtrain und die Arche waren dem Ruf der alten Welt gefolgt, und hatten sich zum letzten Krieg zusammen gefunden. So abstrakt das auch klingen mag, sie unterhielten sich über alte Zeiten. Besonders betrübt jedoch, als man auf die Schlachten der Cetra zu sprechen kam. Shiva, Ifrit, Hades und Odin, waren besonders betroffen. Sie hatten die deutlichsten Erinnerungen an diese Zeit, und es waren keine angenehmen Erinnerungen. Es war der absolute Terror, als sie gegen die Macht des Melech-Arez ziehen mussten. Was für Narren waren sie gewesen, als sie diese Macht frei setzten um Irahmea zu vernichten. Währe der Krieg gegen Sie vielleicht einfacher zu gewinnen gewesen? Währe der Krieg gegen eine Bestie welche die Ihren zu kontrollieren verstand, vielleicht schneller vorbei gewesen als gegen einen Schrecken aus uralter Vorzeit? Vielleicht...
Aber wer hätte ahnen können, das seine Beschwörung so schrecklich schief gehen würde? Das ein einziges Opfer, ein einziger Fehler, diesen fürchterlichen Krieg zur folge haben würde? Ein einziger Fehler und ein in Liebe gegebenes Opfer um diesen zu begleichen. Niemand konnte das ahnen! Nicht die Cetra, nicht die Ahnen, nicht die Bestia.
„Diese Tage dürfen nicht vergessen werden. Wir dürfen die Erinnerungen nicht verdrängen. Wir müssen uns erinnern.“ Stellte Shiva mit einem traurigen Ton in ihrer Stimme fest. „An diesen Krieg und seine Schauplätze. Wir müssen dieses Erbe tragen, da es weder die Ahnen noch die Cetra länger können.“ Siren schlug eine Saite ihrer Harfe an, und eine traurige Melodie zog durch die Stadt der Toten. „Centuam“ Murmelte Ramuh, und viele der Bestia senkten wehleidig den Kopf. „Tel Sura.“ Knurrte Ifrit, und unter den Bestia die an der direkten Front kämpfen, zeigte sich tiefe Bestürzung. „MARA IDAS.“ Sagte Hades mit einer Stimme, die tief aus einem Grab dröhnen könnte. Stille herrschte unter den Bestia, nicht einmal Alexanders Hydraulik zischte.
„Wie konnte es nur zu all dieser Zerstörung kommen? Wo haben wir nur versagt...“ Leviathans sanfte, geistige Stimme erfüllte ihre Köpfe. Ein unangenehmer, klirrender Ton, als Siren eine Saite ihrer Harfe verfehlte, und ruckartig aufsah. „Ich sage dir, wo wir versagt haben. Damals in der Stadt der Kathedrale! Wir hätten diesen Krieg im Keim ersticken können! Aber der Rat war dagegen! Wir sind auf eigene Faust los gezogen, der Orden allein! DA haben wir versagt. Wir hätten das gesamte Heer nach Norden führen sollen!“ Siren wirkte ziemlich aufgeregt, was man bei ihr fast nie sah.
„VIELLEICHT...“
Im Kopf, oder besser der Zentrale, der Arche ratterte der Hauptrechner. Die Arche hat in diesen Zeiten noch nicht an Seiten der Ahnen gekämpft, und kam erst im Laufe der folgenden Jahrtausende in die Dienste der Schicksalsgarde. Arche hatte eine Menge zu tun, um die Ereignisse von damals in seine Datenbank zu laden. Es hatte Prinzipiell nicht viel mehr als die Erzählungen der hier Anwesenden Bestia. Den Durchbruch jedoch hatte die Intelligente Maschine als die Namen der drei Orte genannt wurden. Drei wichtige Puzzlestücke setzten sich zusammen, und die ungeheure Macht der Arche erledigte den Rest. Die Geschehnisse von damals offenbarten sich vor ihr...

22 Tage nach der Vernichtung von Irahmea durch die frei gelassene Substanz des Melech-Arez. Der Krieg läuft schlecht. Die größte Beschwörerin aller Zeiten ist tot, Centuam liegt in Trümmern. Die Monster des Melech-Arez breiten sich über der ganzen Welt aus, viele Städte der Ahnen und Cetra liegen bereits in Schutt und Asche.
Die Stadt *Tel Sura*, eine wichtige Bastion an der Nordküste des heutigen Midgar. Der letzte Schutz dieses Kontinents vor dem Einfall der Monsterhorden nach Süden. Fast 24 Stunden am Tag wurde gekämpft, und es war unklar, wann sie die Stellung aufgeben mussten.
Die Soldaten hatten wirklich eine kurze Pause, und konnten sich etwas ausruhen. Anu saß in seinem Zelt auf dem Boden, und starrte auf ein schneeweißes Gewand, wie es die hohen Beschwörer trugen. Ein goldener Phönix war auf Höhe des Herzens eingearbeitet. Er starrte seit einer knappen halben Stunde auf dieses Gewand, und rührte keinen Muskel.
Ein anderer Soldat der Schicksalsgarde betrat das Zelt, und blickte eine Zeitlang auf Anu hinunter. „Hey, Anu... hast du denn wirklich schon aufgegeben?“ Erst reagierte er gar nicht, dann blickte er jedoch auf. „Vielleicht, Asam. Vielleicht. Ich habe alles verloren. Als Dunkelwache gebrandmarkt, das Licht meines Lebens verloren, und auf hoffnungslosem Boden. Wozu noch... wozu...“ Sein Blick wanderte wieder zu dem Beschwörergewand. „Wir alle trauern um Lady Akki, Anu! Du vielleicht etwas mehr als wir, aber so ehrst du ihren Tod auch nicht.“ Anu stand auf, faltete das Gewand zusammen, und legte es auf sein Bett. Dann drehte er sich zu Asam hin. „Ehren? Was gibt es da noch zu ehren? Sie hat sich geopfert um *mein* Leben zu schützen! Um zu verhindern das ICH sein Opfer darbiete. Ich bin es ihr schuldig zu überleben, das weiß ich. Aber... mir fehlt das Feuer. Ich habe keinen Trieb mehr, zu kämpfen.“ Er fuhr mit den Fingern über den Phönix auf dem Gewand, und für einen kurzen Moment konnte er die Wärme der Macht spüren, die aus dem Phönix drang. Und mit einem mal, hatte er eine Idee. Alles was er brauchte, war eine bestimmte Waffe. Er hatte einen Plan, und endlich wieder ein Ziel. „Urgh! Himmel! Wen kümmerst eigentlich was der Rat von dir denkt?! Sollen sie doch verbreiten du seist gefallen, du kämpfst wie einer der Racheengel von Meras'Dur! Es gab selten jemanden der so sehr an die Macht der Schicksalsgarde erinnert!“ Anu machte zwei große Schritte zu Asam hin, und blickte ihm streng in die Augen. „Es kümmert mich einen Teufel was die denken! Es kümmert mich noch weniger, was der Rest der Welt von mir hält! Und es ist mir so was von egal, wann und wo ich sterben werde! Es kann hier und jetzt sein, es kann in tausend Jahren sein! Ich könnte auch ewig leben, die Götter verhindern es! Und jetzt macht Platz, ich muss mit dem Feldherr reden.“ Er stieß Asam zur Seite, und stürmte aus dem Zelt.
Ifrit schwang ganz in der Nähe grade einen gewaltigen Schmiedehammer, und reparierte ein paar Waffen, die man ihm gebracht hatte. Er blickte auf, und sah Anu der grade auf das große Zelt des Feldherren zuhielt. Er zuckte mit den Schultern, und arbeitete weiter. Es dauerte nur eine knappe Minute, bis er einen stechenden Geruch wahrnahm. Magie wurde gewoben, und zwar ziemlich mächtige. Ifrit legte den Hammer beiseite und stand auf. Noch im selben Augenblick bohrte sich eine strahlend helle Lichtsäule in den Himmel, und der Geruch von verbrannter Erde überlagerte den ätherischen Geruch der Magie. Das Zelt des Feldherren fiel in sich zusammen, und die Reste rauchten nur noch etwas. Aus diesem Inferno stieg Anu völlig unverletzt heraus, und hielt eine gläserne Klinge in der Hand. Sofort war ein großer Menschenauflauf vor den Überresten des Zeltes entstanden, Soldaten und Bestia konnten seine harte Stimme hören. „Es ist eine Schande, die heilige Klinge von Engelsfeuer zu führen, und sie nicht in die Schlacht zu tragen! Unter diesen Umständen könnten wir hier ewig streiten, und darauf warten bis sie uns von der anderen Seite der Welt einfach über den Haufen rennen! Wir werden kämpfen und sie alle dorthin zurück treiben wo sie hergekommen sind! Zurück in ihre Gruben und Höhlen! Wir werden diesen Ort befreien und für die Sicherheit anderer sorgen! Centuam ist gefallen, aber das ist nicht *unser* Schicksal! Der Rat hat uns vergessen, und zahlt vermutlich in diesem Augenblick den Preis dafür! Es herrscht Krieg, und damit sind ihre Gesetzte und Befehle zweitrangig! Sammelt euch meine Brüder und Schwestern! Wir schlagen zurück!“ Und als die heilige Klinge von Engelsfeuer in Richtung des blutig roten Himmels gestreckt wurde, ertönte der helle Ruf eines Phönix., zusammen mit einem lauten Schlachtruf aller Anwesenden.
Es dauerte keine Stunde, bis sie alle Aufbruchsbereit waren. Ein weiteres mal betrat Asam das Zelt ihres neuen, selbsternannten, Feldherren. Er fand Anu über seinem Plattenpanzer sitzend vor. Er hantierte mit etwas weißem Stoff daran herum. „Ähm... Anu, was zum Geier machst du da?“ Ein längeres Schweigen, als Anu den Stoff über den Plattenpanzer zog, und ihn quasi damit *verkleidet* hatte. „Sieh es als eine Art Glücksbringer.“ Er stand auf, und legte den Panzer an, als währe er so leicht wie eine Feder. Der ohnehin schon weiße Panzer der Garde schimmerte durch den weißen Stoff noch etwas heller. Und der goldene Phönix war deutlich zu erkennen. „Ihr Gewand? Nun... wenn es dir hilft. Wir sind soweit.“ Anu griff nach Engelsfeuer, befestigte es an seiner Seite. „Gut. Gehen wir.“
Die Armee, die diese Stadt beschützte, marschierte nun nach Norden, um der Bedrohung durch die dunklen Heerscharen direkt zu begegnen. Die einzige Hoffnung darauf einen kleinen Sieg zu erringen. Wenn sie hier siegreich waren, konnten sie zu einem anderen, bedrohten und unterlegenen Regiment stoßen. Die Wiedervereinigung der Streitkräfte war ihre einzige Hoffnung, zu überleben.

Die Schlacht an der Küste von Tel Sura sollte eine der heftigsten Schlachten dieses Krieges werden. Niemand hätte damals ahnen können, auf was sich die relativ kleine Armee der Ahnen damals einließ.
Die Schlacht begann kurz vor Sonnenuntergang, als die ersten Reihen eines gewaltigen Heeres von Monstern in Sicht kam. Anu marschierte an vorderster Front, mit einem schneeweißen Plattenpanzer, und einer gläsernen Klinge aus Legenden. Auf seinen Befehl, zogen sie alle ihre Waffen. Ein heller, metallischer Ton kündete von unzähligen, gezogenen Waffen. Die wenigen Beschwörer die die Flucht aus Centuam überlebten, machten ihre Substanzen bereit. „In die Schlacht!“ Auf seinen lauten Schlachtruf stürmten sie alle nach vorn. Ein magisches Gewitter ging auf die Front aus Monstern nieder, und die wenigen Monster die nicht völlig überrascht waren, stürmten auf die schwer bewaffneten Soldaten zu...

„Haltet die Linie grade! Rückt nach vorn! Lasst nicht ein einziges an euch vorbei!“ Engelsfeuer trennte kerzengrade einen Monsterschädel von seinem Körper. Anu kämpfte wie ein wahnsinniger Dämon. In einer Hand führte er die gläserne Klinge von Engelsfeuer, in der anderen einen silbrig weißen Zweihänder der Schicksalsgarde. Er wirbelte wie in einem Tornado im Kreis, und schlug wie in einem blutigen Wahn einfach um sich. Egal wohin er schlug, es war so gut wie unmöglich jemand falschen zu treffen! Er achtete gar nicht auf die Schlacht. Seine Gedanken waren woanders... er betete, und sprach wie zu sich selbst. „Du bist bei mir, nicht wahr? Du führst meine Hand, lenkst meinen Schritt. Ich werde unseren Schwur einhalten. Sobald das alles hier vorbei ist, werde ich bei dir sein. Führe uns zum Sieg.“ Er entfloh seinen Gedanken, und konzentrierte sich wieder auf den Kampf. Er fand sich inmitten eines Meers aus Blut und Monsterleichen vor. Sie alle hatten gekämpft um ihre Heimat zu schützen. Gekämpft, um zu überleben. Hätte man ihnen vor knapp zwei Monaten gesagt das ihre Welt in Schutt und Asche liegen würde, keiner hätte es geglaubt.
Doch als sie sich plötzlich auf einem Feld wieder fanden, auf dem es nur noch tote Monster gab, waren sie alle ratlos. Sollte es das gewesen sein? Völlig unmöglich... wo waren die endlosen Massen? Wo waren die Armeen vor denen die Ahnen zitterten? Anu ließ seine Waffen sinken, und befahl sofort das man sich sammeln solle. Asam stand sofort bei ihm, und informierte über die Lage. „Wir haben 32 Mann verloren. Davon 7 Beschwörer. Und noch mal so viele verletzte. Es hätte schlimmer sein können.“ Anu atmete mehrmals tief durch, und versuchte sich darauf zu konzentrieren, was jetzt kommen würde. „Die Bestia?“ Asam zuckte mit den Schultern. „Soweit wir das bestimmen können, geht es ihnen gut. Die Beschwörer sagen, das die Verbindung schlechter wird. Was immer das heißt.“ Anu wusste, was das heißt. Es bedeutete, das die Beschwörer die Essenz der Bestia nicht mehr 100%ig erfassen konnten. Das sie an Macht verloren. Das passierte, wenn Verzweiflung und Angst das innere Gleichgewicht störten. Plötzlich ertönte eine tiefe Stimme. Ifrit erhob seine laute Stimme, und brüllte über das ganze Feld. „Sie kommen! Sie kommen von allen Seiten!“
Es war der blanke Alptraum. Die Monster hatten sie tatsächlich unbemerkt eingekesselt! Sie zogen einen Ring um die Überlebenden von Centuam, und rückten unnachgiebig vor! Die Armee konnte nichts anderes tun, als sich in einem Verteidigungsmuster aufzustellen, und die Horden nach und nach aufzureiben. Sie alle konnten von Glück reden, das die meisten Überlebenden der Schicksalsgarde unter ihnen waren. Ohne diese Bastion der Hoffnung, währen sie längst unter gegangen.
Doch selbst mit der hohen Garde, waren die Hoffnungen gering. Jetzt waren sie diejenigen, die überrascht und im Nachteil waren. Ein gewaltiger Hammerschlag hatte sie getroffen, und drohte ihr aller Untergang zu werden. „Gebt nicht nach! Wenn wir fallen, ist alles umsonst gewesen!“ Doch niemand konnte Anu hören. Jeder war dabei seinen eigenen Kampf ums Überleben zu führen. Sie kämpften für sich selbst, und das war ihr Untergang. „Bleibt zusammen! Kämpft als Einheit! Schlagt sie zurück!“ Niemand hörte Ihn. Er war allein, wie alle anderen. Und die Monster, stürmten immer weiter.

Und es geschah in jenem Augenblick, als es keine Hoffnung mehr gab, das der Phönix auf dem Gewand der hohen Beschwörerin zu glühen begann...
Anu blickte völlig verständnislos auf das Gewand hinunter, mit dem er seinen Panzer verstärkt hatte. Der Phönix glühte in einem grellen Licht, und das Licht wurde immer stärker. Hitze stieg von ihm auf, und langsam begann der charakteristische Schrei eines Phönix in seinem Kopf immer lauter zu werden... Er glaubte nicht, was er da sah. Aber dennoch geschah es...
Das weiße Gewand ging in hellen, orangenen Flammen auf, und ein helles Kreischen erfüllte das ganze Schlachtfeld. Anu konnte gar nicht die Augen offen halten! Zwar verbrannte ihn dieses Feuer nicht, aber dieses unendlich helle Licht blendete ihn doch sehr. Er wusste nicht ob er der einzige war, der all dies hören konnte, aber er hörte diese sanfte Stimme deutlich in seinem Geist. Eine sanfte Stimme, die aber diesmal so unglaublich hart klang, wie noch zuvor. „Katar! Menas so ruha, rehak khel suma! Namedem so thur! Katar! Menas so ruha, rehak khel suma! Namedem so thur!“ Die Stimme wiederholte diese Zeilen immer und immer wieder, bis sie schließlich zu einem wahren Sturm anwuchs! Das Gewand ging schließlich vollständig in Flammen auf, und löste sich vom Plattenpanzer. Mit einem hellen Kreischen erhob sich ein tiefroter Feuervogel in den Himmel! Für einen kurzen Augenblick wagten weder Mensch noch Monster einen Schritt nach vorn zu tun, und dann tönte diese helle Stimme wahrlich über das ganze Feld, als es ein weiteres mal diese seltsamen Worte schrie. Ein weiteres mal ertönte das helle Kreischen des Phönix, und er stürzte mit einem flammendem Inferno im Schlepptau zu Boden, sein feuriger Körper schlug am Boden auf, und explodierte in einer titanischen Welle aus Feuer und Hitze! Zwar wurden die Soldaten und Bestia nicht von dieser immensen Welle betroffen, aber die ohrenbetäubende Geräuschkulisse und die plötzliche Druckwelle holte sie alle von den Füßen. Ein letztes mal ertönte das Kreischen des Feuervogels, als die Druckwelle über das Feld zog, und die Anwesenden Monster einfach mit sich weg riss. Alles was größer war als drei Meter, wie die Midgar Zolom dieser Region, wurde *nur* das Fleisch von den Knochen gebrannt. Alle anderen wurden von dieser gottgleichen Macht einfach zu Staub zermahlen! Und nachdem diese Explosion bis kurz vor die Außenbezirke von Tel Sura nur verbrannte Erde und Asche zurück ließ, verstummte der große Zauber, und die Stimme aus der Ferne. Fassungslos ob dessen, was hier grade passierte, sanken sie alle auf ihre Knie und versuchten zu verstehen, was sie hier grade gesehen hatten. Anu starrte ins Leere, und stützte sich auf seine Waffen. Das goldene Emblem des Phönix, das einst auf der Brust des Beschwörergewandes eingearbeitet war, schwebte völlig unversehrt vor ihm zu Boden. Er hob es mit zittrigen Fingern auf, und hielt einfach nur fest. Er wusste nicht warum, aber er lächelte. „Haha... du hattest eben immer eine Schwäche für starke Auftritte. Im Namen aller Ahnen und Cetra... danke. Damit seien all deine Fehler beglichen. Ich komme bald zu dir...“ Er stand auf, und ließ das Phönixbanner in seiner Tasche verschwinden. Er ging zu seinen Kameraden, und sie wollten grade damit beginnen ihre Gefallenen zu zählen, als Ifrit völlig aufgelöst zu ihm kam. „Ich habe schlechte Nachrichten. Der Titan hat mir gesagt, das die Erde in Bewegung ist. Diese Explosion hat unheilbare Narben hinterlassen. Wir müssen so schnell wie möglich weg! Von hier bis Tel Sura versinkt bald alles im Meer!“ Diese Nachrichten waren in der Tat alles andere als gut! Anu hatte keine andere Wahl, als seine gefallenen Kameraden zurück zu lassen. „Lasst sie liegen wo sie sind! Nehmt von ihnen was noch brauchbar scheint und zieht euch zurück! Wir müssen Tel Sura evakuieren!“
Für die meisten war es grausamer Gedanke, die Waffen ihrer Kameraden zu nehmen und sie selbst liegen zu lassen, aber jetzt mussten sie an ihr eigenes Leben denken. Ihre Kameraden würden in dieser Situation sicher nichts anderes von ihnen verlangen.
Und so kam es, dass sich diese kleine Armee, eines ganzen Drittels ihrer Männer beraubt, nach Tel Sura zurück zog um die Stadt zu evakuieren.

„Nehmt mit was ihr tragen könnt! Flieht! Flieht nach Süden, in die Stadt der Kathedrale! Dort seid ihr sicher! Na los, macht schon!“ Diese und andere Befehle schallten während der nächsten Stunde durch die Straßen von Tel Sura. Die einst stolze Stadt, bekannt für ihre weißen Gebäude und prächtigen Straßen, würde bald nicht mehr sein als eine verlassene Ruine auf dem Meeresgrund. Es tat Anu in der Seele weh zu sehen wie unzählige Familien, ihrer Männer und kampffähigen Kinder beraubt, die Stadt verließen. Ihre Gesichter von Kummer und Sorge versteinert, begannen sie einen langen Marsch nach Süden. In immer stärker werdenden Abständen begann die Erde zu beben, und langsam begannen einzelne Abschnitte der Küste im Meer zu versinken. Tel Sura bebte, und einzelne Steine zerschellten auf den gepflasterten Straßen. „Die Einwohner haben die Stadt verlassen, Sir. Unsere Befehle?“ Anu warf einen letzten Blick auf Tel Sura, bevor er sich abwand, und zusammen mit dem Rest des Heeres sich Richtung Süden von der Stadt entfernte. „Wenn ich mich recht entsinne, ist ein weiterer großer Teil unserer Streitmacht bei der Flucht aus Centuam nach Südwesten entkommen, nicht wahr? Die nächste Stadt in dieser Richtung ist...“ Der Soldat der ihm Bericht erstattet hatte, vervollständigte seinen Satz und salutierte im selben Moment. „Mara Idas, Sir. Wir treffen sofort alle Vorbereitungen!“ Und während eine ganze Stadtbevölkerung nach Süden zog, bog das Heer unter Anu nach Westen ab. Sie mussten zur Küste, um nach Mara Idas zu gelangen.
Mara Idas... die große Stadt des westlichen Kontinents. Ein Ort an dem sowohl Cetra als auch Ahnen lebten, und die Macht des Planeten studierten, wie an keinem anderen Ort der Welt. Das große Gebirge im Norden von Mara Idas war Knotenpunkt vieler Mächte, und ein Ort an dem viele Rituale stattfanden. Kurz, es war ein Ort der vor spiritueller Kraft nur so pulsierte. Sowohl Irahmea als auch Melech-Arez hätten als erstes nach der Macht von Mara Idas gegriffen, wenn sie die Gelegenheit dazu gehabt hätten.
Mara Idas, das heutige Wutai.

Die Reise von der Westküste des Hauptkontinents nach Mara Idas erwies sich als unerwartet einfach. Sowohl Doomtrain als auch Alexander und Leviathan erwiesen sich als als ungemein praktisch wenn es darum ging Truppen zu transportieren. Anu hatte sich in einem der Waggons von Doomtrain nieder gelassen, und polierte gewissenhaft seine Ausrüstung. Der blank polierte Brustpanzer seiner Rüstung lag neben ihm auf dem etwas zerfetzten und seit Urzeiten nicht mehr gewartetem Polster, und momentan wurde Engelsfeuer auf Hochglanz gebracht. Zusammen mit ihm saßen noch andere Mitglieder der Schicksalsgarde im... Zug. Anu kümmerte die morbide Einrichtung, im Gegensatz zu vielen anderen, herzlich wenig. Die Einrichtung bestand aus alten, edlen Stoffen und Hölzern. Es wirkte ein wenig, als währe Doomtrain eines Tages in ein großes Unglück gesteuert, und dann einfach weiter gefahren. Zerrissen und durchgesessen schauten an einigen Stellen sowohl Füllung als auch Federn aus den Stühlen, die einstmals edlen Verzierungen der Wände waren inzwischen ausgeblichen und bröselten schon von den Wänden. Es lag ein kaum sichtbarer Dunst in der Luft, der nie abzog, egal wie lange man das Fenster öffnete. Und wenn man das Fenster erstmal öffnete lag stundenlang der allgegenwärtige Gestank von Gift in der Luft. Anu hatte schon befürchtet hier drinnen ein paar Fahrgäste zu finden die noch nichts von der endlosen Irrfahrt wissen! Glücklicherweise hat Anu niemanden in dieser Richtung in diesem Abteil gefunden. Wie es allerdings weiter hinten aussah, wusste er nicht. Er hörte seltsame Gerüchte über den Speisewagen...
Aber zumindest waren die wenigen intakten Polster sehr bequem! „Ich hätte nie gedacht das ich einmal im inneren von Doomtrain sitze und zur Front fahre...“ Hörte Anu eine Stimme hinter sich. Er hielt kurz inne, und hörte dem Gespräch der Soldaten hinter ihm zu. „Wir haben in letzter Zeit so viel Irres Zeug gesehen, da wunderst du dich noch über unsere Transportmittel? Sei froh das du nicht in Alexander hockst. Der hat nichtmal Fenster.“ Anu grinste einfach nur. „Wozu brauchen wir Fenster? Da draußen gibt's doch nichts zu sehen außer Meer, Meer und noch mehr Meer!“ Der andere Soldat klopfte wohl gegen das Fenster. „Nun, nicht ganz. Wenn du angestrengt da rüber schaust erkennst du die Rauchwolken von Centuam.“ Es herrschte kurzes schweigen, und der erste Soldat knurrte verärgert. „Das ist nicht lustig, Mann!“ Es folgte eine Reihe von kleineren Beleidigungen, bis ein Satz fiel, der Anu wirklich nicht gefiel. „Du hörst sie doch alle! Wenn uns dieser Phönix in Tel Sura nicht geholfen hätte, währen wir alle Monster-Futter. PAH! Und ich sag euch, diese Hexe glaubt sie muss uns sogar noch aus dem Totenreich das Leben retten. Das hätten wir auch so geschafft.“ Anu legte Engelsfeuer neben sich hin, stand auf und ging zu den Soldaten hin die hinter ihm saßen. „Aufstehen.“ Sagte er zu dem kräftigen, älteren Mann in schwarzer Rüstung. Das Mitglied der Dunkelwache stand sofort stramm und salutierte zackig. „Vortreten.“ Der Soldat der dunklen Squadron trat auf den gang und stand nun vor Anu. Er mochte zwar ein paar cm größer sein als Anu, aber das sagte nichts aus. „Wer hat dir eigentlich dein Hirn gefressen? Soweit ich mich entsinne haben wir, bis der göttliche Feuervogel uns zu Hilfe eilte, ein ganzes drittel unserer Leute verloren. Irgendwas sagt mir, das wir alle Toast währen, währe das nicht passiert. So, und jetzt runter auf den Boden. Liegestütze bis ich sage das es gut ist.“ Doch der dunkle Soldat weigerte sich. Er verschränkte einfach die Arme vor der Brust. „Soweit *ich* mich entsinne, seit ihr gefallen, Dunkelwache. Und damit steht ihr seeehr weit unter mir. Ihr könnt mir nicht befehlen.“ Doomtrain dachte aber offensichtlich etwas anderes. Der Boden wurde kurz verzerrt, und dann schossen ein knappes Dutzend geisterhafter Arme aus dem Boden, packten den aufmüpfigen Soldaten an den Beinen und zerrten ihn zu Boden. So kniete er mit einem schockierten Ausdruck vor Anu auf dem Boden. „Die Bestia denken offensichtlich anders. Und jetzt fang an, bevor wir deine Luxus-Kabine unter den Fußboden verlegen und du Doomtrains Gleise kennen lernst! Wir brauchen jeden Soldaten an der Front, aber auf Leute wie dich können wir verzichten!“ Mit einem leisen Knurren und noch leiseren Flüchen begann der Soldat mit den Liegestützen. Anu hatte ihn bis zum Ende der Reise völlig vergessen. Und wenn es nach Doomtrain geht, liegt er vielleicht noch heute in seinem ersten Waggon und macht Liegestütze.

Es war wohl der schrecklichste Anblick, der sich einem Ahnen oder einem Cetra nur offenbaren konnte. Die einstmals stolze und mächtige Stadt von Mara Idas... nur noch eine qualmende Ruine voller Blut und Monster.
Nirgends war auch nur eine einzige Menschenseele zu sehen. Leichen von Zivilisten und Soldaten lagen überall in den Straßen, zusammen mit den Leichen vieler Monster. Mara Idas war gefallen, ohne das es eine Hoffnung auf Rettung gegeben hätte. In den Gassen und offenen Straßen von Mara Idas wimmelte es nur noch so von überlebenden Monstern, und ihr unheiliges, wahnsinniges Heulen hallten weit in den leeren Straßen der Stadt.
Von einem Hügel in der Nähe der Stadt konnte die Armee der Ahnen einen guten Blick auf die Stadt werfen, und sie waren tief betroffen. Viele hier stammten aus Mara Idas, und konnten den Verlust ihrer Heimat nur schwer verkraften. Anu stammte nicht aus Mara Idas, aber auch er war für einen kurzen Augenblick gelähmt vor Schrecken. „Verdammt sei dein Wahn, Melech-Arez. Eine weitere Stadt hast du genommen...“ Noch während sie alle schwiegen und für die Seelen der gefallenen beteten, erhellte ein greller Lichtblitz den Himmel, und ein weit entfernter Donner war zu hören. Nach kurzer Ratlosigkeit, deutete einer der Soldaten nach Norden, auf ein großes Gebirge im Norden von Mara Idas. „Dort! Diese Lichter sind magischen Ursprungs! Dort wird noch gekämpft!“ Als sich jetzt alle die hohen Gipfel des Gebirges ansahen, konnte man hin und wieder ein dumpfes Leuchten sehen, das über die Berge schimmerte, und ein weites donnern ertönte ganz leise. Jetzt gab es natürlich kein halten mehr... Waffen wurden gezogen, Schlachtrufe ertönten, und kein Befehl war notwendig um die Überlebenden von Centuam in Richtung des Gebirges zu lenken. Völlig überflüssig ertönte der Befehl, „Zu ihrer Hilfe! Rache für Mara Idas!“, über die nahen Felder.
Der Mt. Kumah, das Gebirge im Norden von Mara Idas war ein Pilgerort für Cetra und Ahnen gleichermaßen. Gänge und tiefe Katakomben waren in sein ansonsten völlig unbehandeltes Wesen gemeißelt worden. Die Wege den Mumah hinauf waren zwar breit und eben, und auch relativ leicht zu halten, doch schwer gerüstete Soldaten hatten ihre Probleme gegen Monster und Dämonen die sich im Gebirge wie daheim fühlten. Bereits die Pfade hinauf konnte die Truppen der Schicksalswache eine Menge an Leichen finden. Doch je näher die der beinahe Flachen Ebene an der Spitze des Berges kamen, um so deutlicher wurde der Schlachtlärm. Dann endlich erreichten sie die Plattform, und waren erleichtert, als sie eine kleine, behelfsmäßige Bastion ihrer Brüder vorfanden. Barrikaden und Mauern waren so schnell wie möglich errichtet worden, und wurden noch immer gehalten! Doch auch hier tobte eine niemals enden wollende Schlacht. Die Bastion wurde belagert, und unnachgiebig rückten die Monster auf die Stellung vor. Ein lauter Schlachtruf ertönte, und die Armee unter Anu stürmte nach vorn. Vom inneren der Festung aus war dies wie ein Sonnenaufgang um Mitternacht...

Es muss Schicksal gewesen sein, das es Leviathan war, der mit seinem glockenhellen Ruf als erster über die Barrikaden der kleinen Feste flog. Wie ein lebendiges Mahnmal erhob er sich zu seiner vollen Größe, breitete seine Flossen aus und ließ ein wütendes Kreischen von sich hören. Kurz drauf schwang sich Bahamut neben ihm die Höhe und ließ mit seinem furchterregenden Brüllen die Erde beben!
Die wenigen Überlebenden von Mara Idas erhoben ihre Stimmen zu einem Ruf irgendwo zwischen Jubel und neuer Hoffnung, ein Schlachtruf wie man ihn nie wieder hören sollte. Und als dann auch noch die Krieger der Schicksalsgarde den belagernden Monstern in den Rücken fielen, gab es für die Ahnen kein halten mehr, sie öffneten die Tore ihrer kleinen Festung, und stürmten mit Feuer in ihren Augen nach vorn. Es sollte keine Niederlagen mehr für sie geben!
Unter einem wahren Feuerwerk von Ahnenmagie, blitzenden Klingen und mystischen Kriegsgebeten wurde der Belagerungsring gesprengt wie ein altersschwaches Seil. Mit der Unterstützung der Schicksalsgarde gab es kaum Verluste, und der Tod wütete allein unter den Monstern wie eine Seuche.
Am ende dieser kurzen, aber heftigen Schlacht trafen sich die beiden Heere in der Bastion des niedergebrannten Mara Idas. Die letzten Streitkräfte der Ahnen und Cetra hatten zusammen gefunden. Hoffnung, in den anderen Siedlungen noch Überlebende aus Centuam zu finden, waren gering. Man rechnete mit der vollständigen Vernichtung der restlichen Truppen. Vielleicht gab es noch einige Truppen in der Stadt der Kathedrale, aber diese musste dem Sturm der Monster des Ostkontinents stand halten. Man entschied sich dafür, nicht auf Verstärkung zu warten, die vielleicht niemals kommen würde. Und so stand ein Heer von 3000 Mann, davon nichtmal 20 Beschwörer, gegen das Erbe von Melech-Arez...

Zurück in der Gegenwart, hatte Arche inzwischen die letzten Informationen des Ahnen-Krieges absorbiert, und konnte ihre Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge richten. Sie erwachte grade rechtzeitig aus ihrem Daten-Schlaf, als die Tore des Doms aufgestoßen wurden. Sie waren alle gekommen. Anu und seine Freunde, die Beschwörer und ihre Garden. Anu lächelte eiskalt. „Wir wollen dann los, wenn ihr soweit seid.“

Nächster Eintrag: Kapitel 4 „Wenn Geschichte sich nicht wiederholen darf...“

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So, bis hier hin erstmal. ^^
Die arbeiten an Kapitel 4 gehen bisjetzt ganz gut vorran, dennoch möchte ich von meinen Lesern ein paar Dinge wissen. Sozusagen schauen ob ihr aufgepasst habt!
Also erstmal... euch müsste in den letzten Kapiteln etwas aufgefallen sein. Ein...geschichtliches Parradox, wenn man so will. Etwas, das nicht sein dürfte, aber dennoch ist! Es ist gut versteckt, aber hat es jemand bemerkt?

Und eine Frage hätte ich... ich hatte vor in den kommenden Kapiteln hier und da mal ähnliche Rückblicke wie hier in Kapitel 3 zu starten, die erzählen wie der Krieg von damals zu ende ging. Frage ist, ob ihr das überhaupt wollt. Wenn nicht, dann lass ich sie weg.