Mich interessiert es, ab wann ihr Menschen, die ihr kennt, als Freunde bezeichnen würdet?

Ich höre tagtäglich sooft Leute sagen, ihre "besten" Freunde hätten sie verraten, verkauft, verlassen wegen einer Nichtigkeit. Da frage ich mich dann, welche Kriterien diese Leute an die Bezeichnung Freund knüpfen? Ab und zu einen saufen gehen? In der Disko abhängen? Niemals ein Gespäch geführt zu haben, dass etwas tiefer geht?
Es ist so oft passiert, dass bei mir Freundschaften eingeschlafen sind, weil ich mich nicht um sie gekümmert habe. Aber ich sage mir dann immer, dass die Beziehung dann sowieso nicht so tief gegangen ist, dass es mir viel ausmacht. Und so ist es dann auch. Niemand von uns hatte mal solch große seelischen oder sonstwelche Probleme, dass wir uns dem anderen anvertraut hätten. Und selbt wenn wir Probleme hatten, haben wir sie lieber für uns behalten, als das "gute Kumpel"-Image in Gefahr zu bringen.
Nun ist es mittlerweile so weit, dass ich kaum noch Kontakt zu meinen Leuten habe. Und jetzt habe ich Angst, irgendwann alleine zu sein. Auch, wenn ich jetzt anfangen würde, tiefer zu graben, mich zu öffnen. Wer weiß, ob ich es dann nicht noch beschleunige..?
Bei uns lief irgendwie alles zu glatt. Schule, Abi, Studium. Jeder zieht irgendwo hin, macht seinen Weg. Jeder erweckt den Anschein, alles wäre total OK. Dass dem nicht so ist, blitzt nur an einigen, wenigen Stellen durch. Jeder von uns hat eine Art selbstsicherer Arroganz aufgebaut (Wir haben nie jemanden gebraucht, also warum jetzt?). Ich befürchte, dass uns das noch mal leid tun wird. Aber so ist das nun mal: Es gab kein Ereignis, das uns aneinandergeschweißt hätte. Niemand hatte (augenscheinlich) so große Probleme, als dass man sich wirklich mal hätte kümmern müssen. Es sind Beziehung, in die man nichts investieren musste, sie waren billig.
Und wenn ich jetzt die anderen Postings lese, von den Leuten, die wirklich schlimmes durchgemacht haben, und auf diese Weise echte Freunde gefunden haben, beneide ich sie...