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Mirokurator
Kapitel 5: Mondaufgang
Luak legte eine Pause ein. Nun wusste er wieder, wo er war und konnte sich das Verschnaufen so leisten. Das kleine Menschenkind in seinen Armen schaute ihn fragend aus seinen großen runden Augen an. Erst jetzt fiel dem Zwerg auf, wie unnatürlich schwarz die Augen des Kindes waren, im krassen Gegensatz zu ihrer schneeweißen Haut. Die kleine, knubbelige Hand des Kindes ergriff den langen, roten Bart des Zwerges und begann, lachend damit herumzuspielen. Luak ächzte und stemmte sich wieder auf seine kurzen Beine. Neben ihm erklang eine vertraute Stimme aus dem Unterholz.
"Guten Morgen, mein kleiner Freund, habt ihr gut geschlafen, in Silvanus heiligen Armen?"
Der Zwerg erkannte seine elfische Tutorin, die fragend auf das Kind herabschaute. Sie trug wie immer wild durcheinander gewirbelte Felle und Federn, was ihrer majestätischen Erscheinung aber keinen Abbruch tat. Eine winzige, faustgroße Eule, ihre ständige Begleitung, linste mit großen, braunen Augen auf den Zwerg hinab. Luak grinste einen wissenden Ausdruck.
"Morgen, Liartra. Shar und ihre dunkle Nacht gaben mir heute keine Ruhe. Und wie ihr sehen könnt, habe ich viel zu erzählen."
"Ich brenne darauf, eure Geschichte zu hören, Luak. Aber vorerst werden wir zum Hain zurückkehren, denn die alte Karne ist eine gute Ziehmutter, was verletzte Tiere angeht, da wird sie mit euren neuen Freundin hier wohl auch kein Problem haben!"
Die Augen der alten Druidin, die nur aufgrund ihrer Ausbildung noch immer so jung erschien, glühten in einer seichten Flamme, wie sie es immer taten, als Liartra sich mit ihrem Novizen auf den Weg machte. Der Tag war noch jung und Sêlune, die Mondgöttin, hatte ihren Platz erst kurz zuvor verlassen, um sich einen halben Tag später, wenn die Sterne funkelten, wieder mit vollen Kräften in ihren ewigen Kampf mit Shar, der Nacht, zu stürzen.
Luak lag in seinem Baumhaus (mit dieser Vorstellung hatte er sich immer noch nicht richtig angefreundet) und starrte an die Decke. Neben ihm lag das Mädchen, leise vor sich hin glucksend. Dann fiel der Blick des Zwerges auf die reich verzierte Ummantelung des Bastardschwertes. Es war bereits dunkel, und er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, anstrengender, als sie in seiner Mine viele Jahre zuvor jemals gewesen waren. Dennoch hob er sich wieder aus dem Bett und machte die wenigen Schritte zu dem kleinen Schrank. Da lag sie, die Klinge, die ebenso unerwartet wie das Kind erschienen war, und die selbst den Drow erschrocken hatte. Seine Worte hallten leise in Luaks Unterbewusstsein wieder.
"...zieh niemals dieses Schwert, es ist weder für mich noch für dich gedacht..."
Der Zwerg langte neugierig nach dem riesigen Griff des Schwertes und zog an ihm. Eine Sekunde später bereute er es, denn eine schwarzes, erschreckendes Auge starrte ihn an. Die Welt um Luak schien zu verschwimmen, und sein Leben lief vor seinen Augen noch einmal ab. In den wenigen Augenblicken glotzte dieses abgrundtiefe Loch in seine Seele, als würde es alles erblicken, was der Zwerg jemals getan und gedacht hatte. Und das waren weiß Gott nicht nur gute Sachen. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und in seinem Gehirn erschallte immer wieder leise und unverständlich ein Vers.
"...ich bin das Gesetz...
...die Gerechtigkeit...
...ich bin der Richter...
...Richter und Henker..."
Dann schloss sich das Auge, als wäre es auf das Tiefste zufrieden und Luaks Knien sanken auf den Boden. Er atmete schwer, aber dort, wo kurz zuvor noch das Auge geprangt hatte, war nur noch die silberne, gerade Klinge, deren Schärfe die Luft zu schneiden schien. Luak wusste nicht, was passiert war, aber in einer Sache war sich der Zwerg sicher. Jezz hatte Recht gehabt. Das Schwert würde niemals einem der Beiden gehören. Noch in seinen Träumen hallten die lauten Worte in seinem Gedächtnis wieder.
"...ich bin das Gesetz...
...Richter und Henker..."
Tada! Hier habt ihr mehr!
@Seine Hoheit Jörn (Niemand heisst Jörn!
): Das hast du famos erkannt... 8)
@General Jack (Verdammt, so heißen schon zu viele!
): Ich kann nicht hexen!
Ich beeil mich aber trotzdem!
Achso. Was haltet ich von meinem neuen Ava? Interpretationen erwünscht.
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