Review Bloody Roar 4
Publisher: Hudson / Konami of Europe
Entwickler: 8ing
Website: http://www.konami-europe.com
Allgemeine Daten:
50 Hz - aber o Wunder, Geschwindigkeitsangepasst und fast ohne Balken
Multiplayer Lokal: 2 Spieler
FSK-Freigabe: FSK 16
Preis: ca. 50 Euro
Überblick
Ende 1997 überraschte Hudson die Spielergemeinde mit Bloody Roar, einem recht ungewöhnlichem Titel, der damals sehr gut ankam. Gab es doch zu der Zeit noch kein Tekken 3 (das alternde Tekken 2 stand immer noch in den Regalen), nach Virtua Fighter 2 krähte kein Hahn mehr und Toshinden war auf dem absteigenden Ast. Eineinhalb Jahre später folgte der Nachfolger mit einer für PS1-Verhältnisse bahnbrechenden Optik. Spielerisch waren die Neuerungen aber eher mau. Dennoch, dank ausgewogener Neuerungen ist Teil 2 bisher als bester Teil der Serie bekannt. Bloody Roar 3 konnte dem nicht mehr folgen. Zwar war das Gameplay für Fans sehr angenehm schwer, Taktisch und die KI war gut, aber optisch bot das Spiel nicht wirklich viel, ausser einer Flimmerorgie. Zudem hatte das Spiel endlos lange Ladezeiten. So ging die Geschichte auch weiter, was folgte hat viele Fans der Serie abgeschreckt. Elefanten, Pinguine, Bonbongrafik und Tüdelsound untermalten die Qualität der Ableger auf Gamecube und XBox; der Cube Teil zeichnet sich hier besonders katastrophal aus, mit einem Gameplay wie es schlechter nicht sein kann - Buttonsmashing pur...
Unter diesen Voraussetzungen tritt Bloody Roar 4 auf den Markt, schon nicht mal als 60 Euro-Vollpreisspiel. Ich war sehr skeptisch, da es doch etwas arg schnell auf den Markt kam...
Pflichtkauf für: Prügelfans, die es lieben zu taktieren sowie Fans der Serie
Anspielbar für: Alle Prügelfans
Unspielbar für: Virtua Fighter Fans und Prügelhasser
Analyse
Bevor ich das Spiel beim lokalen Media Markt gekauft habe, wollte ich mich aber noch vergewissern und hab mal online Reviews abgehakt. Scheinbar scheinte es gar nicht so schlecht zu sein. Da es eh nicht Vollpreis war, entschied ich mich, meine letzten paar Euros 2003 dafür zu verwenden.
Erstmal war ich etwas abgeschreckt, denn Hudson hat ein nicht an PAL-Verhältnisse angepasstes Video als Intro eingepackt - auf Deutsch: Es Ruckelt. Angenehm fällt hingegen die Musik auif, die wieder dem alten J-Rock stil folgt. Nicht angenehm hingegen muss man das Flimmern bezeichnen. Hier hätte 8ing als Willkommensgruß mehr machen können.
Das Intro hinter sich, zeigt sich das Spiel schon schöner. Ein stilvoller Startscreen fordert mich auf, Start zu drücken. Natürlich drücke ich X. Aber das geht auch. Das Menü ist wie die Quintessenz aller aktuellen Prügler. Arcade, Survival, Time-Attack. Alles vorhanden, was so einen Standard-Prügler ausmacht. Ausserdem ist noch ein Menüpunkt "Karriere" vorhanden, aber dazu später. Erstmal wagte ich mich nämlich an den Arcade Modus. Erster positiver Flash dann bei der Kämpferriege. Der unsägliche Elefant ist weg, genauso wie der Pinguin. Standardmäßig nahm ich erstmal Alice. 8 Stages ist er lang, der Arcademodus, mit Echtzeit-Zwischensequenzen. Diese Zwischensequenzen wären auch ganz liebevoll gemacht, wäre die englische Übersetzung nicht ganz so schlecht getimed worden. Am Schluß der obligatorische Boss, und danach eine der schönsten Credits-Themen, die ich je gehört hab.
8ing hat am alteingesessenen Bloody-Roar Spielprinzip einiges geändert - man kann dieses Sequel direkt als Innovativ bezeichnen. Zwar gibt es immer noch die zwei Leisten "Lebensenergie" und "Biestenergie", jedoch spielen diese nun komplett anders zusammen. Die Biestleiste fungiert als Lebensenergie, wenn man grad in seiner animalen Form kämpft. Und wenn man seine komplette Lebensenergie verloren hat, bekommt man immer noch eine Chance als Biest. Neben Punch-, Kick-, Biest- und Wurfattacken hat man auch den sogenannten "Beast Drive" zur Auswahl, einem Spezialmove, der den Gegner durch alle Blocks hinweg trifft. Dieser zieht allerdings auch eine beträchtliche Menge Biestenergie ab. Durch das Zusammenspiel von Lebens- und Biestenergie kann man wunderbar taktieren, was auch bitter nötig ist, denn die Moves gehen äußerst leicht von der Hand. Nur durch das taktische Element mit dem Biest entzieht sich das Spiel vor dem Klischee "Buttonsmasher". Alles in allem ein sehr taktisch angehauchter Prügler mit einer Mords-KI, die leider erst auf den schwierigsten Stufen zum Tragen kommt. Die Stages selbst sind teilweise mit mehreren Ebenen versehen, oder auch verschiedenen Ringgrößen. Ringbegrenzungen werden nur angedeutet, diese kann man aber auch durchschlagen und so dem Gegner mehr Schaden zufügen.
Optisch ist Bloody Roar 4 überdurchschnittlich. Die Kämpfer sind Weichgezeichnet, der Hintergrund teilweise, und insgesamt fällt auf, dass die Entwickler viel Spaß an Details hatten. Die Stages sind allesamt prunkvoll ausgestattet und mit vielen Details versessen. Mein Favorit ist dabei die Gefängnisstage, bei der man auf einer wippenden Plattform in einem Gefängnishof unter den Schreien vieler hunderter Zuschauer kämpft. Leider flimmert das Spiel dank 50 Hz etwas, fällt aber nicht so unverschämt aus wie in Bloody Roar 3 oder Virtua Fighter 4. Hier hätte 60 Hz wohl sehr gut getan. Akustisch bekommt man wieder die klassischen harten, aber doch melodischen Stücke zu hören, die diesmal auch von einigen jazzigen Einlagen ergänzt wurden. Audiovisuell hat man hier den mit Abstand düstersten Teil der BR-Reihe vor sich, was besonders für Fans des zweiten Teils als wirklich schöne Entwicklung angesehen wird.
Noch einige Worte zum Karriere-Modus. Dieser zeigt sich als Mischung zwischen dem Sphärenportal von FFX und dem Weapon-Master-Mode von Soul Calibur. Man wählt einen Character aus, und bekommt pro gewonnenen Kampf sogenannte DNA-Points und hin und wieder "Abilitys". Diese DNA-Points zahlt man dann für Abilitys, sie sind also eine Mischung zwischen Geld und Erfahrungspunkten. Ähnlich den Kudos bei MSR. Abilitys sind einerseits wie anzunehmen einfach nur Statusverbesserungen wie "Bonus bei Schlag" oder "Schnellerer Wurf", aber auch - und das ist das interessantere Feature - Moves von anderen Characteren. Das heisst man kann mit bestimmten Abilitys auch Moves klauen. Was wirklich praktisch ist, da man sich so seinen Character zusammenstellen kann.
Persönlicher Eindruck:
Ein sehr ausgewogenes, innovatives und liebevolles Spiel hat 8ing da auf die Beine gestellt. Nach den enttäuschenden Cube und XBox-Titeln hab ich die Serie fast schon aufgegeben, aber BR4 hat mich wieder überzeugt. Ich kann jedem der mal einen etwas anderen Prügler zocken will, das Spiel nur nahelegen! Es gibt zwar optisch ein paar Hemmnisse (50 Hz, leichtes Flimmern), aber die liebevolle Modellierung der Charactere und der Umgebung macht das locker wieder Wett
Einige (schlechte) Screenshots:
Eine der schönsten Stages: Zerstörter Tempel des Drachen
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Effekte und viele Details
Pro:
- Innovativ gegenüber den Vorgängern
- Ausgewogen und Taktisch
- Optisch Detailverliebt
- Gute Musik
- Atmosphärisch
Contra:
- weniger gut Angepasst
- flimmert
- Außer dem Karriere-Modus wenig innovative Modi
- Speicherfunktion etwas belämmert.
Grafik: 76%
Sound: 80%
Gameplay: 77%
"Kein Klassiker, aber ein Juwel für Fans und gute Hausmannskost für Beat'em up-Fans"