Als die eisenbeschlagenen Flügeltüren hinter dem Zwerg in's Schloß fielen, wandelte sich der vorher neutrale Gesichtsausdruck wieder zu dem betont missmutigen, den er all die Stunden -die er nun schon in diesem stickigen Kellergewölbe zu gange war- zuvor schon zur schau getragen hatte.Zitat
Ob seiner Natur hatte es der Bartmurmler nicht grade leicht, sich in dem Geflecht der Hirachie -welches sich die Menschen unnötigerweise über all die Jahre aufgebaut und gepflegt hatten, wie der Regen das Unkraut- zurecht zu finden und unterzuodernen. "Wir Zwerge haben in einer Schlacht eine exate Anzahl von Generälen, die alle anderen todesmutigen Zwerge selbständig an- und zum sicheren Sieg führen . Seltsam das es die, ach so zivilisierten, Menschen bis heute nicht ebenso einfach hinbekommen."
Er verscheuchte den Gedanken. Seit er im letzen Sommer von der Bergfreiheit Xorlosch mit einem ganzen Regiment an Zwergen gegen die Truppen Borbarad's gezogen und der Großteil davon aufgerieben worden war -und das erschreckend leicht-, war er nicht mehr der Selbe. Keine Schlacht war für ihn bisher grausamer gewesen, als das Gemetzel das er auf den Schlachtfeldern von Tombrien miterlebt hatte. Müde zerschunden und beraubt aller Hoffnung, hatte ihn Praiotans Trupp gefunden und sogleich rekrutiert. Bregur hatte nichtmal einen Versuch gemacht zu wiedersprechen. Sein scheinbar unverwüstlicher Wille war an diesem Tag gebrochen worden und sein Stolz ebenso. Es grenzte an mehr als an Unrecht, das Breugr nicht mit seinen Kameraden gefallen war und nun ruhmreich in den Hallen seiner Ahnen auf die blickte, deren Leben noch lange weitergehen würde.
Praiotans Trupp war mit ihm sogleich nach Gareth aufgebrochen und hatte sich dort nur kurz aufgehalten, um irgendwelche Informationen über einen scheinbar sehr mysteriösen und gleichsam geheimen Auftrag zu erhalten. Bald schon zogen sie weiter - gen Nostria. Im Schloss "Felsenturm" erhielt er und seine Kameraden die Order den dort abgeholten Wagen oder eher dessen Fracht mit seinem Leben zu beschützen. Praiotans Worte waren sehr eindringlich und echte Sorge stand ihm in's Gesicht geschrieben. Ihr Auftrag lautete den Wagen bis zur Auburg zu eskotieren und alles und jeden davon abzuhalten, die enorm wertvolle Fracht zu stehlen.
Für Bregur war vor dem Antritt ihrer Reise nach Auburg schon klar gewesen, das sich auf eine solche Fracht (welche dazu noch dermaßen massiv bewacht wurde) mit Sicherheit keine Räuber sondern weitaus schlimmeres, wie Borbarads Elite-Wachen, stürzen würde und ganz unrecht hatte er damit auch nicht gehabt, was die verletzen Soldaten die durch die Auburg humpelten nur zu gut belegten. Allein einer Verkettung von glücklichen Zufällen und einer Prise Erfahrung war es zu verdanken, das er in der Lage war auf seinen eigenen Beinen die Reise zur Auburg abzuschließen. Jene die weniger Glück oder Erfahrung besaßen, endeten als gefallene "Helden" und als ziemlich unapptitlich zerfledderte Leiche auf dem ach so wichtigen Karren. Mit schrecken erinnerte er sich an die Ereignisse. Er verdrängte das Vorgefallene immernoch so stark, das er seine Feinde in seiner Erinnerung allenfalls als blasse verschwommene Schatten wahrnahm. Mehr gab sein Gedächtnis nicht Preis - vielleicht um ihn nicht das kleine Stück in Richtung Wahnsinn zu stoßen, das gereicht hätte ihn endgültig zu einem sabbernden Narren zu machen.
Mit einem heftigen Kopfschütteln schob er den Strudel aus Gedanken von sich und verdrängte ihn mit der ihm am effektivsten erscheinenden Methode - er ging wieder an die Arbeit.
Es würde seine Zeit dauern, bis aus dem einstmal stolzen Zwerg wieder ein genauso Stolzer und auf seine Fähigkeiten vertrauender Kämpfer werden würde. Nun galt es aber erstmal seine seelischen Wunden zu versorgen und was wäre da besser, als mal wieder den Schmiedehammer zu schwingen - ganz wie in alten Tagen.
Kurz bevor er die riesenhafte Axt in den glühenden Schmiedeofen schieben wollte, wurde ihm bewusst, das dieser eckelhaft zuvorkommende Hühne nur um das Schärfen selbiger bat.
In Gedanken erteilte Bregur sich eine Rüge. Wenn er nun nichtmal mehr Ablenkung in seiner einstiegn Arbeit fand, was konnte ihn dann noch retten? Auch dieser Gedanke verblasste so schnell, wie er in ihm aufgekommen war, als die Axt in berührung mit dem in diesen Tagen reichlich beanspruchten Schleifstein kam und sich funkensprühend ihrem Schicksal ergab.
Als er sein Werk vollendet hatte, fuhr er mit seinem von ledriger Haut umgenen Daumen der rechten Hand über die nun wieder mörderisch scharfe Schneide der Axt. Als er sich versichert hatte, das sie seinen Ansprüchen genügte, nickte er zu sich, was einem imaginären Schulterklopfen an sich selbst gleichkam.
Schnurstracks stieß er die Türe zu seinem selbstgewählten Verließ auf und sah sich um. Unweit sah er den Mann den er suchte bei einem einem weiteren Menschen stehen, der sich gerade um die Behandlung einer der zahlreichen Verwundeten kümmerte. Bregur hatte ihn zuvor noch nie gesehen, was ob seiner kurzen Anwesenheit hier nichts zu sagen hatte, aber es war wohl einer der "Söldner", die Praiotan zusammentrommeln wollte, um eine einigermaßen brauchbare Eskorte für die weitere Überführung des Artefaktes zusammenzustellen. Die eigenen -nicht weniger fähigen- Truppen waren ja nun in einem eher jämmerlichen Zustand, die Mission hingegen wohl immernoch so dringend wie zuvor. Zumindest mit dem hühnenhaften Menschen, hatte Praiotan keine schlechte Wahl getroffen, obwohl sich Bregur sehr beherrschen musste, ihm und dem mehr als arroganten Bregga nicht direkt vor die Füße zu spucken. Die letzen Stunden hatte Bergur nämlich nur damit zugebracht Order um Order zu befolgen und sich wie ein Leibsklave allem zu widmen das man ihm auftrug und er hatte es so satt. Dennoch empfand er ein Quäntchen Respekt für den Axtkämpfer, denn neben der ausgesprochen gut gearbeiteten Axt, wieß sie auch einige Kerben am Griff auf, die auf unzählige Siegreiche Scharmützel schließen ließen oder beim letzen Gefecht durch Zufall entstanden waren.
Mit raschem Schritt stand er wenig später an der Seite des Riesenhaften Menschen und musste sich abermals fast verrenken, um ihm auch nur in's Gesicht zu sehen.
Kurz angebunden schleuderte der Zwerg ihm ein, "Hier habt ihr eure Axt wieder.", entgegen und machte Anstalten sich sofort wieder zu entfernen. Als der Hühne zu einer Antwort ansetzte, blieb Breugr dann doch stehen, um sich eine wahrscheinlich ebenso schlechte Dankes-Floskel, der Zwerge, wie bei der Begrüssung, um die Ohren hauen zu lassen und sah ihm mit -kunstvoll gespielt- interessiert wirkendem Blick direkt in die Augen.