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[Eure Daenigkeit]
Als die Helden durch den winterlichen, lichten Wald stapfen und sich fast mühselig schon die sanft ansteigenden Serpentinen bis hin zur Burg vorarbeiten, halten sie beim Anblick des großen weißen Gemäuers trotzdem einen kurzen Moment voll Ehrfurcht inne.
Die Auburg ist eine wehrhafte Burg mit weißgetünchten Wänden und zahlreichen kleinen Türmchen, auf denen sicherlich in normalen Zeiten munter die Wimpel und Flaggen Jener wehen, die Zeit ihres Lebens dieses Land regierten, doch als ihr euch der Burg nähert könnt ihr einzig und alleine die zerfetzten Banner der Praioskirche ausmachen, die sich träge im Wind bewegen, fast wie ein verletztes Tier, das sich waidwund nicht weiterschleppen kann. In der tiefstehenden Morgensonne glänzt das Licht der Sonne auf den blanken roten Dachpfannen und spiegelt sich auch dutzendfach wieder auf den Helmen und Rüstungen der Männer, die auf den Zinnen und Türmen Wache stehen und schon beim Heraustreten der ersten Helden aus dem Wald ein reiner Ton aus einem Horn ertönt.
Interessiert und wachsam sehen die Männer von den Zinnen herunter und eurem geschulten Blick habt ihr es zu verdanken, das euch auffällt, das es zweierlei Typen an Wachen zu geben scheint - die einen haben blankpolierte Helme, ordentliche Rüstungen und tragen auf ihren Waffenröcken das Wappen der Grafschaft hier, das ihr zu wiedererkennen glaubt. Die andere Gruppe der Wachmannschaft erscheint ausgemergelt und mit verbeulten Rüstungen, während viele von ihnen ebenfalls Verbände tragen, deren eingetrocknetes Blut auf den weißen Bandagen weithin zu sehen sind.
Als die Helden das Tor erreichen, wird dieses eifrig von einigen Wachsoldaten geöffnet, während andere mit mißtrauischem Blick und gespannten Bögen und geladenen Armbrüsten die Helden beobachten, die nun einen Blick auf den Innenhof der Burg werfen können.
Dort, in der Mitte des Platzes stehen mehrere Karren und Wägen, auf denen sich viele Wachen der Praioskirche befinden. Um die Wagen herum hat man einige Zelte aufgebaut, wobei auch diese bereits mit Sicherheit schon bessere Tage gesehen haben, denn mannslange Löcher scheinen manchmal in den Stoff geschnitten worden zu sein und wurde nur notdürftig geflickt. Manche Zeltstangen scheinen in früherer Zeit zerbrochen worden zu sein, den nman hat sie durch einfache Stöcke aus dem Wald ergänzt. Um die Zelte herum befinden sich weitere Männer und Frauen, die man anhand der Waffenröcke zu den Rittern des Praios zählen darf und auch sie befinden sich in ähnlich schlechter Verfassung. Der Blick aus müden Augen, die tiefen Sorgenfalten die sich in manche Gesichter eingebrannt haben, die zahlreichen schlecht versorgten Wunden und zweimal auch das schloßhweiße Haar von Jünglingen, rühren euch fast noch mehr, als der Blick voll Hoffnung und Zuversicht, die euch bei eurem Eintreten zugeworfen werden und so manches scheue Lächeln oder eine müde erhobene Grußhand.
Dem Medicus Ingram fallen sofort die extrem schlechten hygienischen Bedingungen dieses improviesierten Lazarettes auf und entsetzt sieht sein geschulter Blick ebenfalls, wie wenig fachmännisch - fast schon stümperhaft - so mancher Verband angelegt wurde.
Den Gesetzen der Peraine treu, will er sich auf einen verletzten Soldaten zubewegen um vielleicht seine Hilfe anzubieten, doch wird sein Blick abgelenkt von einer Frau mittleren Alters, deren kurzes braunes Haar fettig herunterhängt und die mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck gerade eine Art Verband von ihrer Hand entfernen will, der jedoch aufgrund von Eiter und Blut auf der wunde festzukleben scheint. Ingram sieht, wie sie die Zähne zusammenbeisst und mit einem unterdrückten Schrei sich den Verband vom Arm reisst, was mit einer kleinen Fontäne aus Blut und Eiter begleitet wird. Ein weiterer Soldat war hinter die Frau getreten und glotzte mit weit aufgerissenen Augen auf die Armwunde, bevor er sich ruckartig umdrehte und der beissende Gestank von Erbrochenem dem ekelerregenden plätschernden Geräusch weiter Ausdruck verleiht. Von morbider Neugier angezogen blickt Ingram ebenfalls auf die Wunde und erkennt die zahlreichen, sich in der Wunde, windenden Maden, die fast die gesamte Wunde auszufüllen scheinen. Auch die Frau hat dies gesehen und schlagartig scheint alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen zu sein, während sie sich fassungslos hinsetzt und das Gesicht hinter den Händen verbirgt.
Nun nehmen auch die anderen Helden den allgegenwärtigen grausigen Gestank nach Blut, Exkrementen und fiebrigen Wunden wahr, der über der ganzen Zeltstatt zu liegen scheint.
Doch noch bevor sie etwas sagen können, tritt ein Mann an die Balustrade und die Blicke vieler Soldaten richten sich dorthin. Wenige nur noch haben die Kraft, um kurz "Heil dir, Praiotan!" zu rufen, noch weniger haben die Kraft, ihre Hand zum Salut zu heben, doch ist den Blicken und Gesten der Männer und Frauen im Burghof zu entnehmen, das sie für ihren Ritter und Anführer durch alle Niederhöllen dieser Welt gehen würden, denn fast schon ergebene Liebe steht in ihrem Blick. Lange und nachdenklich blickt Praiotan van Alderich von der Balustrade zu den versammelten Helden herunter. Erschien er gestern in der Taverne eindrucksvoll, so mag er nun wahrhaftig ehrfurchtgebietend erscheinen. Seine wachen, himmelblauen Augen scheinen die Welt mit Wachsamkeit und Güte zu sehen, seine feine Rüstung mit wertvollen, goldenen Einlegearbeiten schienen im Glanz der Sonne, mit dem goldenen Haar um die Wette leuchten zu wollen und auch der mächtige Zweihänder warf das Licht gebrochen an die Wand und ließ die Sonne auf der Klinge funkeln.
Neben Praiotan gesellte sich ein fetter, schnaufender Mann in sehr feiner Kleidung dazu. Sein Gesicht war aufgequollen, jedoch unversehrt und während er hektisch mit den Armen immer wieder zu fuchteln schien, stand in seinen kleinen Schweinsäuglein die nackte Angst. Auf der anderen Seite Praiotans fand sich nun ein Mann ein, der ebenfalls einen Waffenrock der Kirche trug, jedoch keine Rüstung am Leibe hatte. Dieser hatte einen weißen Vollbart und einen weißen Kranz aus den letzten, seinem Kopf, verbliebenen Haaren. In der Hand trug er einen Sonnenszepter, das ihn als Geweihten der Kirche auswies und auch er musterte die Neuankömmlinge mit fast schon überheblichem Blick, während es um seine Mundwinkel verdächtig und voll Abscheu zuckte. Auch er schien mit dem Ritter zu sprechen, doch neigte er nur den Kopf um zu flüstern.
Schliesslich legte Praiotan je eine Hand auf die Schulter des Geweihten und auf die Schulter des fetten Mannes und bedeutete Beiden damit, das sie schweigen sollten. Es war eine freundliche Geste, doch erlaubte der Nachdruck und der ernste Blick, wie wichtig Praiotan es war, das nun Stille herrschte.
Langsam und mit kräftigen Schritten kam er die Treppe herunter und maß jeden der Helden mit einem langen Blick in die Augen.
Schließlich blieb er in einiger Entfernung stehen, verbeugte sich kurz und sagte leise, doch verständlich: "Ich danke dem großen Greifen, das ihr gekommen seid. Welch erhebende Kunde, das in dieser Zeit der großen Not es noch Männer und Frauen voll Tugend gibt, deren Herz am rechten Flecke zu schlagen scheint, und deren unsterblich' Seel' noch nicht dem Bösen anheim gefallen sind. Meinen Namen kennt ihr, ihr tapferen Bollwerke wider der Finsterniß und ich danke euch abermals für euer Kommen.
Sicherlich wollt ihr wissen, was diesem, meinem Regiment, zugestossen ist, nicht wahr?
Nun, die Sache ist schnell erklärt, mutige Freunde, denn wir transportieren etwa, was für die Kirche von großem Wert ist, jedoch über keinerlei wirtschaftlichen Wert verfügt", fügt er noch mit einem Seitenblick auf Göfla hinzu.
"Es sind die Schergen der dunklen Seite, die Mächte des Bösen, die uns diesen kleinen Triumph der guten Seite nicht gönnen wollen!
Wie dunkle Schlangen kriechen sie heran und verseuchen unsere Welt, wie ein gieriger schwarzer Vogel kreist die Gefahr über uns, und so ist es für die Kirche wichtig, Zeichen zu setzen! Wir müssen Flagge zeigen um den bösen Horden entgegenschmettern zu können, das wir noch lange nicht Glauben, Liebe und Patriotismus weder verloren noch vergessen haben! Aus diesem Grunde muss jenes Kleinod, das wir in unserem Wage haben, auf dem schnellsten Wege nach Honingen gelangen! Doch haben schändliche Räuber unseren Treck überfallen und all' Jene erschlagen, die sie mit ihrer feigen Taktik überraschen konnten. Ich denke nicht, das man weiters versuchen wird, uns in unserer heiligen Mission aufzuhalten, doch wären mir ein paar starke und verlässliche Männer und Frauen an meiner Seite ganz Recht und ein Labsal für meine Seele, die der Gefahr schon oft ins Auge blicken musste.
Was denkt ihr?"
Geändert von Daen vom Clan (19.02.2004 um 15:41 Uhr)
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