Bereits, als die ersten Sonnenstrahlen den kühlen Himmel begrüßten, stand Thominiel am Fenster angelehnt, und sah besorgt hinaus. Geschlafen hatte er nur wenig, das Zimmer war klein, es roch durch die Spalten im Boden nach Met und gepökeltem Fleisch, die sachte Glut im Ofen ward erloschen. Doch der Sonnenaufgang schien ihm jeglichen Schmerz oder Kummer zu nehmen;
Das Licht umspielte seine bleichen, beinah frostigen Gesichtszüge, und er senkte die Augenlider, um diesen Augenblick vollends auszukosten. Thominiels feine Lippen erbebten kurz, und er stieß einige Worte in seiner Sprache aus, eine Lobpreisung an die Sonne, den Lebensspender.
Nachdem er geendet hatte, warf der schlanke Elf die Fensterladen zur Seite, und ließ die kalte Luft einströmen, und sogleich strich ein Lächeln über sein Gesicht. Kleine Wölkchen entweichten seinem Munde, und er sah dem Morgen entgegen.
Ein Magenknurren unterbrach Thominiels Trance, und er verzog fürchterlich die Miene. Langsam schlug er die Augen auf, und wie ein Augenblick der Ruhe glich es ihm, der Gruß an den Morgen, doch stand die Sonne auf einmal höher als vorhin. Der Vormittag war bereits angebrochen. Der Frostelf fühlte sich erfrischt, griff zu seinem Mantel, schloss die Fibel unter dem Hals, nahm seine Tasche zur Hand. Ein letzter Blick ging zum Bett, an welcher ein in Leinen eingewickelter Gegenstand lehnte. Mit leichten Schritten ging Thominiel darauf zu, und nahm dies' Ding in die Hand. Sanft strich er darüber, wobei kurz Metall durch den Stoff blitzte. Letztendlich hängte er sich den langen Gegenstand an den Rücken, schulterte die Tasche, und schritt zur Tür hinaus. Seine Reise musste weitergehen.
Der Elf kam die Treppe hinab, und für einen Moment war er überwältigt vom Aroma, welches durch die Gaststube strich. Reflexartig wandte Thominiel den Kopf zur Seite und kniff die Augen zusammen. Der Verwesungsgeruch eines Kadavers war besser zu ertragen als dies. Als er wieder hochsah, tänzelte er beinah lautlos auf einen der Tische zu, sein Hunger trieb ihn voran. Und in jenem Augenblick nahm er die Worte der beiden Menschen, eines Mannes zu Tisch und einer Frau, welche ihn bewirtete, auf. Der Mann hatte sich vorgestellt... Ingrim... und sogleich sprach er weiter:
Thominiel kaute kurz auf seiner Unterlippe herum, ein mulmiges Gefühl überkam ihn. Einige Worte der Konversation schrien wieder in ihm auf. Medicus. Ruhm, Ehre und Gold. Letzteres waren typische Dinge, auf welche die edain viel Wert zu legen schienen.Zitat
Doch nachdenklich wurde er erst bei den Worten "um gegen Irgendetwas zu kämpfen...". Er weitete die Augen...war es das, wonach er suchte? Was ihm aufgetragen wurde?
Just fiel das Wort Auburg, der Ort, an welchem er mehr erfahren würde. Wiederum schossen ihm Gedanken durch den Kopf, mögliche Konsequenzen, oder Dinge, die passieren könnten. In Gesellschaft von Menschen... obgleich ihm der Name des Ortes unbekannt war.
Das war der Moment, in dem er von neuen Worten überrascht wurde. Thominiel verstand es, sich fortzubewegen, ohne viel Aufsehen zu erregen, geschweige denn, gesehen zu werden. Aber der Mann am Tische hatte ihn gesehen, wie er im Schatten eines Trägerpfostens stand.
Dieser Mensch, jener Mann, Ingrim, lächelte ihn an, grüßte, und bot ihm an, sich zu bedienen. Langsam kam er auf Ingrim zu, und beugte den Kopf vor, wobei wieder seine blasse Haut stärker zum Vorschein kam. Der Elf hob die Hand an seine Brust, und ließ sich auf die Bank nieder. Dieser Mensch trug keine Waffen bei sich, er war wohl ein anderer...wie sagte die Frau...Medicus? Zumindest war dies' ein anderer Gesprächspartner als der Hühne mit seiner mächtigen Axt und die seltsame Frau mit dem Degen an der Seite.
Er wandte die Augen nach links und rechts, um nicht noch nachsichtiger zu sein, als er es in jenem Augenblick überhaupt war. Dann griff er nach einem kleinen Laib Brot und riss ein mundgroßes Stück davon ab, um es sich in den Mund zu stopfen.
"Was ist ein Medicus, adan?" fragte der Frostelf in gebrochener Menschensprache und sah mit seinen blassblauen Augen auf sein Gegenüber.






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