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Thema: Das DSA-Forumsrollenspiel: „Im Namen der Götter, im Herzen voll Mut!“

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Ingrim erwachte mit einem heftigen Schrecken, denn er hatte nicht besonders gut geruht. Sein Traum handelte von einem rothaarigen Hühnen, der ihm in einem einsamen Schneewald den Kopf mit einer gigantischen Axt zu spalten versuchte. Zudem war in der Gaststube so ein Krach, dass er nur schwer einschlafen konnte. Der Lärm hielt sich bis in die frühen Morgenstunden.
    Er richtete sich auf, drehte sich zur Seite und rieb sich den Kopf. Seine zerzausten Haare deuteten in beinah jede Himmelsrichtung.

    Das Zimmer, das Ingrim von Ugo vermietet bekam, war recht geräumig und besass einen kleinen Ofen, der sein Bestes gab, um diese vier Wände warm zu halten. Ein grosses, molliges Bett stand in der einen Ecke beim Fenster, in der anderen Ecke war ein Eichentisch mit einer Waschschüssel, einem kleinen Spiegel und zwei halbwegs weissen Handtüchern. Das Fenster wurde von zwei braunen Vorhängen verdeckt, und als Ingrim diese zur Seite schlug, bot ihm sich ein Blick nach draussen auf die Strasse: sie war vollkommen weiss. Eiskristalle schmückten die Fensterschreiben.
    "Zumindest hat es augehört zu schneien..." dachte sich Ingrim und warf einen Blick zu seinem Bärenmantel, der über dem kleinen Ofen an einer Leine hing. Und sofort musste er an die tausend Scherben denken, die er gestern quasi als Gastgeschenk erhalten hat. Er wurde sich seiner Situation schlagartig bewusst:

    Al'Anfa, Ingrims Ort des Aufbruchs, weit im Süden Aventuriens, hatte er hinter sich gelassen. Als frisch gelernter Medicus vollführte er eine Reise nach Gareth, mitten im Reich Garetien, als letzten Teil seiner Ausbildung.
    Jahrelang wurde Ingrim die Lehre der Heilkunst unter der Peraine, der Göttin der Heilkunst, der Aussaat und der Fruchtbarkeit, eingebläut. Er war ein sehr guter Schüler, verstand sich sehr gut in Kräuterkunde und schneller Wundversorgung. Doch nun war Ingrim fertig mit der Theorie, und der Titel des Medicus wurde ihm verliehen. Nun müsste er ein Jahr in Praxis verbringen. Und so wurde Ingrim eine Stelle als Hilfsmedicus für einen Hauptarzt in Gareth angeboten, die er sofort freudig annahm. Garetien mit der Stadt Gareth liegt weiter östlich von Ingrims jetzigen Standpunkt aus.

    Ingrim suchte nach seinem Geldbeutel, denn er müsse noch eine Miete und ein deftiges Mahl bezahlen, wenn er länger bleiben wolle. Er fand den Beutel letztendlich vor seiner Zimmertür. Der Beutel war leer, der Türrahmen zersplittert. Er wurde im Schlaf ausgeraubt.

    Der Dieb hatte wohl nur Interesse an Barem, denn alles Andere blieb unangetastet. "Zum Glück habe ich noch einige Münzen in meinem Mantel gelassen." flüsterte Ingrim in einem sehr gereizten Ton. "Wenn ich noch länger in der gegend bleiben will, geschweige denn weiter gen Osten reisen oder sogar den gestern angerichteten Schaden wiedergutmachen, brauche ich Geld..."

    Ingrim hechtete, nachdem er sein Zimmer mit der Nummer 9 verlassen hatte, in die Gaststube. Es stank nach Erbrochenem, Met und Schweiss. Dämonen müssen hier wohl getanzt haben. Eine Bank war sogar zersplittert.
    Der Medicus suchte nach Ugo, fand aber nur seine Gattin hinter dem Tresen, die gerade für ein Früstücksmahl saubermachte. Es war so gegen 10 Uhr vormittags, und die Sonne schien durch diverse Fenster in den Raum. Selbst ein Blinder würde nun draussen sehen können, so grell würde ihn der Schnee blenden.

    "Guten Morgen, Herr Medicus!" hallte sie Ingrim entgegen, als er sich in der Stube zeigte. Sie zwinkerte ihm zu. "Verzeiht, Frau Wirtin, wo ist Ugo?" fragte er in einem möglichst höflichen und entgegenkommenden Ton. Sie begann zu kichern.
    "Er ruht sich aus. Hat gestern zuviel mit den Gästen gefeiert. Nun pennt er in seinem Bett und lockt selbst Ratten aus dem Schlafe mit seiner Sägerei. Da ich nicht schlafen konnte, beschloss ich, sauberzumachen. Die ersten Gäste dürften sicher bald aufstehen."
    Ingrim versuchte sich vorzustellen, was hier noch nach seinem Entfernen passiert sein mag, und formulierte sogleich eine Frage: Sagt, Frau Wirtin... die Stube sieht ja beinahe aus wie ein Schlachtfeld! Was hat sich hier noch zugetragen? Wurde Freibier verschenkt?"
    "So ähnlich, Herr Medicus. Gestern abend kam Praioteran van Alderich in unsere Stube. Welch Ehre!" Die Wirtin errötete leicht. "Er ist einer der Geweihten. Von Praios, Ihr wisst schon. Er kam hinein, verkündete, dass er Männer und Frauen suche, mutig genug, um gegen Irgendetwas zu kämpfen... ich habe nicht besonders zugehört, ich war in dem Moment mit einem Gast beschäftigt...aber er verspach Ruhm, Ehre und Gold! Daraufhin waren die Gäste sehr ausgelassen ob der frohen Botschaft..." Die Wirtin verschwand kurz in der Küche und brachte frisch geschnittenen Speck auf einem Holzbrett hinein, dazu einen grossen Korb mit vielen Brotsorten. Sie stellte sich ungeheuer geschickt mit dem Platzieren der Backware an.

    "Geld...das kann ich brauchen. Ihr solltet einmal eure Zimmerschlösser verbessern, schon zum zweiten Mal wurde ich zum Opfer. Gestern meine Utensilien, heute mein Gold!" Doch die Wirtin war zu beschäftigt, das Frühstück in der Stube herzurichten. Sie flitzte emsig umher, wie eine fleissige Biene es wohl mit einer Blüte um dem Bienenstock machen würde. "Sagt, wo finde ich diesen Alderich?" Die Wirtin sagte ihm im Vorbeilaufen: "Auburg."
    "Auburg..." dachte sich Ingrim...der Ort war ihm völlig fremd. Er müsste sich wohl noch mehr erkundigen.

    Ingrim nahm bei einem heilen Tisch Platz. Sogleich brachte ihm die Wirtin einen Krug mit warmer Ziegenmilch, die er bestellte. Er stellte das Getränk ab und wandte sich der Frühstücksbar zu, wo Schinken, Speck, Käse und Brot lag. Ingrim war nicht knauserig bei der Wahl seines Frühstücks. Während er sich bediente, schlich der Elf an ihm vorbei, und fast hätte Ingrim ihn gar nicht bemerkt, so leise schlich er an ihm vorbei. Aus vollem Eifer rief er der langen gestalt zu: "Peraine mit Euch, Elfengestalt! Nehmt und Esst, es sieht fürwahr lecker aus!" Ingrim hob das Holzbrett in die Luft, auf dem seine Frühstücksbeute lag, und lächelte dem Elfen mitten ins Gesicht. Und im gleichen Moment fragte sich Ingrims Verstand, ob das überhaupt klug war.

    Denn von Elfen hatte er keinerlei Ahnung...

    Geändert von TheByteRaper (18.02.2004 um 19:50 Uhr)

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