"Wie ich diese Sturköpfe von Menschen..." Bregur führte den halblaut vor sich hingesprochenen Satz nicht zu Ende. Eigentlich hatte er damit garnichts sagen wollen. Er wollte nur seine Lippe in Bewegung halten, um keines in die Verlegenheit zu kommen der Bardin durch einen Gesichtsausdruck den Sieg zu schenken und spielte auf ihrer weiteren Reise den aufmerksamen Beleidigten. Die Bilder waren gegangen, die Sonne hatte eine Lücke in den Wolken gefunden und die Gefährten kamen endlich sichtbar voran.
Es herrschte zwar bis zu ihrer Rast und danach stehst angespannte Stimmung, doch wirkten die Schatten die Waldes und was sich in ihm verborgen hielt nicht mehr so gefährlich wie zuvor. Sollte der Frohsinn der Bardin ihn etwa...angesteckt haben? Konnte er sich mit zu Leichtsinn verleitender "Freudsamkeit" infiziert haben oder waren das gar anzeichen einer Krankheit? Bregurs freudloses Soldaten-Leben war über lange strecken viel zu trist und von Ungewissheit bestimmt gewesen, das er die Leichtigkeit mit der er nun ein Bein vor das Andere setze schlicht nichtmehr richtig einordnen konnte. Der Gedanke beschäftigte ihn bis in die Nacht und bis sie schließlich Rast machten. Er ließ sich unweit des Baumes nieder hinter den er den Medicus verschwinden sah. Auch der Elb hatte sich auf einem Baum "bequem" gemacht wie der Zwerg erst annahm, registrierte dann aber dessen Blick, bis selbiger wieder mit dem Blätterdach und der Dunkelheit verschmolz.
Bevor Bregurs Gedanken wieder auf Reisen gehen konnten, trat allerdings der sichtlich erschöpfte Borons Geweihte an ihn heran. Nach einigen erklärenden Worten, wie genau er den Stab bearbeitet wissen wollte, drückte der Geweihte ihm dankbar den Stab in die Hand und Bregur besah sich die ungewöhnliche und scheinbar wenig effektive, ausbildung der Klingen am Kopf des Stabes. Der Stab überragte den Geweihten leicht und hatte am einen Ende einen Eisenbeschlag, der ihn wohl vor Abnutzung durch die Wanderschaften schützen sollte. Am anderen Ende war ein halbiertes, wagenförmiges, stählernes "Rad" angebracht. Gelehrte Augen hätten die zwei Flügelförmigen Klingen, die von der halbierten Seite nach oben ragten, sicher als Flügel gedeutet und damit als Symbol des Boron - den Raben.
Die runde Seite des Rades, sowie der waagerechte gerade Teil auf dem der "Rabe" "saß", waren -einschließlich der Flügel des Raben- schon mal geschliffen worden und so brauchte Bregur nicht mehr als ein wenig Muskelkraft, seinen Schleifstein und Zeit um die abgenutzte Schneide wieder außerordentlich scharf zu bekommen. Der Geweihte besah sich auf geheiß Bregurs hin den Stab nochmal, nickte dann nicht übermäßig dankbar oder freudig aber respektvoll und ging von dannen. Nur die Götter wussten, was in solchen Menschen vor ging.
Dann warf der Zwerg nocheinmal einen Blick zum Elfen. Dieser hatte seinen schützenden Schatten einen moment verlassen, um irgendetwas besser sehen zu können, mit der einen Hand einen Ast wegdrückend verharrte das dürre Wesen reglos.
Irgendetwas war nicht...in Ordnung. Auch die anderen wirkten deutlich aufgedrehter als noch am Tage, als würden sie auf etwas warten, das einfach nicht geschehen wollte.
Der Zwerg lehnte seinen Rucksack an einen Baum und sich selbst dann daneben, seinen Hammer mit der Rechten umklammert und schweifenden Blickes die Umgebung beobachtend. Zwerge waren keine guten Sphäher, auch ging ihnen der Sinn für die Gefahr ab, die sich gleich auf sie herniedersenken sollte. Mit einem aufblitzen eines Schwertes fing es an und als Göfla zum Angriff rief, stand auch der letzte auf den Beinen, die dem ein oder anderen beim Anblick der Bestien fast den Dienst versagt hätten.
Wie ein wahr gewordener Alptraum senkten sich die Kreaturen unter ohrenbetäubendem Gekreische auf die Gruppe nieder und versuchten tödliche Bisse anzubringen. Eines der Monster bekam seine Bemühungen von Göfla mit einem Axtschlag quitiert und auch Bregur ließ es sich nicht nehmen, endlich seine Abscheu und Verwunderung durch Wut zu ersetzen, die eine der Bestien mit aller Gewalt traf. Ein seltsam matschiges Geräusch ging im Kampfgetümmel unter und eine der Bestien sackte -fast in zwei gespalten- zu Boden. Bregur bot sich danach ein Schauspiel sondergleichen, doch hatte er keine Zeit sich dadurch ablenken zu lassen und stürmte zur Bardin die Fassungslos vor einem der Ungetüme immer weiter und langsam zurückwich. Das Zögern des Monsters kostete es einen seiner Flügel und schon hatte es sich blitzschnell zu Bregur herumgedreht. Dieser hatte seinen Schwung so stark gewählt, das er das Ungetüm erneut gespalten hätte, wenn es sich nicht bewegt und ihm nur seinen Flügel entgegengehalten hätte.
Bregur sah ein paar der größten Fangzähne auf sich zusausen die er je gesehen hatte und schalt sich noch während er die Augen schloß um sie in den Hallen seiner Ahnen wieder zu öffnen- selbst für seinen Hochmut. Als er Sekunden später die Augen wegen eines seltsamen Geräusches wieder öffnete, sah er in das Gesicht der Bardin und die stechend Blauen Augen von Shiu. Das Mädchen streifte gerade das Blut des Monsters von ihrer scheinbar immernoch sehr brauchbaren Waffe und nickte dem Zwergen zu - was wohl einem "Steh hier nicht rum. Hilf den anderen!" gleich kam.
Kopfschütteln aber nicht weniger wütend -diesmal über seinen hoffentlich bald vergessenen Fehler- stürmte er in Richtung des Hünen, wo er auch Praiotan erspähte. Als er sich kurz umsah um nochmal einen Blick auf seine persöhnliche Retterin zu werfen, stand dort nur die Bardin mit dankbarem Gesichtsausdruck aber das Mädchen war verschwunden. Wieder und wieder erklangen die Schreie der Monster und Bregur hoffte reichlich genährt von qualvollen Schmerzen...