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Kein Leben
Re: männl. Figuren=Schönheitsideale?
Ich finde mich in einer seltsamen Position zu Yuzuriha. Einerseits muss ich ihr zustimmen, Japan hat eine Tradition, die androgyne Männer als das Ideal darstellen, von den Onna-gata (den Männern, welche sich auf Frauenrollen spezialisiert haben) des Kabuki über die Manga zu den Visual Key-Stars und Callboys (Ich werde den Callboy oder Visual-Star-Test posten, wenn ich wieder an meinen Laptop komme) der heutigen Zeit.
Andererseits finde ich, dass dir Yuzu ein sehr fundamentaler Irrtum unterlaufen ist, wenn du die Onna-gata als Beispiel für ein körperliches Schönheitsideal nimmst. Erstens wurden sie eingeführt, weil der Staat zuerst weibliche Schauspieler, die oft gleichzeitig Prostituierte waren, verbot und danach auch noch jungen Männern das Spielen von Frauenrollen untersagte - übrigens aus denselben Gründen wie den Frauen, Sex und Schlägereien um Sex.
Was übrig blieb war, dass man die Frauenrollen im Theater mit älteren Männern besetzte, welche sich dick schminken, mit hoher Stimme sprechen und die versuchen, das Verhalten der Frauen so gut wie möglich zu imitieren.
Und hier tritt der Bruch auf: Die Herren imitierten nicht etwa das Verhalten von Frauen, wie man sie auf der Straße treffen konnte, sondern sie verkörperten mit Leib und Seele das Idealbild einer bescheidenen, unterwürfigen usw. usf. japanischen Idealfrau, welche sich eigentlich zu keiner Zeit finden ließ. Es fand eine bizarre (und sehr Japantypische) Verschiebung statt, die einen Mann zur Verkörperung des männlichen Wunschbildes von Frauen werden ließ.
Was ich daraus glaube ableiten zu können, ist das das Idealbild von Frauen in Japan weniger vom Aussehen als vom Verhalten geprägt ist. Nach was man sich sehnt, scheint weniger ein spezielles Gesicht oder ein bestimmter Körperbau, als eine genau umrissene Sammlung von Charakterzügen und Fähigkeiten zu sein. Ich meine nicht, dass das Aussehen vollkommen unwichtig ist, aber ich glaube, das in Japan das das Augemerk eher auf eine bestimmte Art des Verhaltens gelegt wird als auf dieses.
Ich beende den Vortrag jetzt, ich bin schließlich nicht hier um dich oder jemand anderen mit Fachwissen und darauf aufbauenden Meinungen zu langweilen. Um auf Rochels Frage zurückzukommen: Ich glaube nicht an die Existenz eines Landes, in welchem das Schönheitsideal von einem Sex für sich selbst bestimmt wird.
Das Schönheitsideal für Männer wird dementsprechend von Frauen gesetzt, aber was wir in den gängigen Mangas und Animes sehen, ist wegen derselben seltsamen Verschiebung, die bei Männern und den Onna-Gata aufgetreten ist, nicht das Idealbild für männliches sondern für weibliches Verhalten auf einen Mann projeziert. Das dieser Idealcharakter im äußerst populären Manga mit androgynem Aussehen verbunden wurde, halte ich für den Grund, dass gerade dies Art von Herren großen Anklang bei Japans Damen finden.
Zurückführen würde ich dies subjektiv auf die sehr schwach ausgeprägte weibliche Kultur in Japan, die eine positive Identifikation erschwert. Ich könnte mich aber volkommen irren und einfach nur Schwachsinn gechrieben haben. Das zu werten muss ich meinen Lesern überlassen.
Wie versprochen, der Pop Star or Male Hooker-Test, am spaßigsten, wenn man sich mit Visual überhaupt nicht auskennt.
Geändert von Ianus (02.02.2004 um 02:30 Uhr)
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