Ich habe meine Stimme bei "Nichtraucher" abgegeben. Zwar habe ich schon geraucht, doch komme ich wohl kaum auf ein ganzes Päckchen in meinem Leben.

Wenn ich zurückdenke an meine Jugend, dann denke ich, dass ich viel Grund habe froh zu sein, dass ich Nichtraucher bin. Bis 12 war die Gefahr mit dem Rauchen anzufangen nicht existent, denn da habe ich in Peru gelebt, fernab von normaler Zivilisation. Dannach bin ich in der Schweiz zur Schule und hab dort auch recht bald wenige Freunde gefunden. Ich war eher schüchtern, da ich mit Abstand der Jüngste in der Klasse war, und so habe ich von denen die so früh zu rauchen angefangen haben nichts als Spott und Demütigung geerntet. Ich war so klug zu wissen, dass die mich auch nicht in Ruhe gelassen hätten, wenn ich zum Raucher mutiertiert wäre. Also hab ichs in der Phase gelassen. Mein damals bester Freund hat nicht geraucht, wir haben uns nur ein oder zwei mal eine Zigarette geteilt, die uns mein grosser Bruder gegeben hat, als wir frühmorgendlich Dinge an grosse Flächen gemalt haben.

Später kam ich ins Gymnasium (9. Klasse). Bald habe ich dort angefangen die Anerkennung meiner teils viel älteren Klassenkammeraden zu suchen. Ich habe viel Blödsinn gemacht und mich mit den Lehrern angelegt. Eine Klassenfahrt nach Frankreich (ich war noch 14) zeigt mir im Nachhinein am besten, dass ich jetzt ganz gut ein Raucher sein könnte. Ich habe dort so viel mitgemacht, hinter dem ich absolut nicht stehen konnte, für das Gefühl der Zugehörigkeit. Mein riesiges Glück war, dass meine Klasse zu dem Zeitpunkt fast ausschliesslich aus Nichtrauchern bestanden hat und dass mein bester Freund (mit dem ich jetzt zusammenlebe) nicht zugelassen hätte, dass ich rauche. Hatte zu dem Zeitpunkt sowieso kaum jemanden ausser ihm und hätte es wegen ihm bestimmt gelassen.

Ich war eigentlich noch ziemlich lange unter dem Einfluss meiner Klasse und habe mich so oft zu viel Alkohol- und auch Cannabiskonsum verleiten lassen. Bloss mit dem Rauchen haben sie erst spät (aber leider doch noch) begonnen und dort habe ich dann wirklich frei von Gruppenzwang, sondern nur weil ich vom Joint her wusste, dass ich draussen in der Nacht gern was Qualmendes habe, ab und zu eine geraucht. Das würde ich auch wieder tun, eine Nikotinscheibe ist schliesslich auch was ganz witziges.

An meiner Vergangenheit sehe ich, dass es bei mir eine grosse Portion Glück war, dass ich Nichtraucher bin und dass das Umfeld und wie man dazu steht eine sehr grosse Rolle spielen kann. Hätte ich angefangen zu rauchen, dann wäre ich bestimmt nicht dümmer deswegen und eigentlich sehe ich mich für intelligent. Ich glaube all diese auf der Vernunft basierenden Argumente (zu Teuer, ungesund, Droge), zählen in Situationen in denen man zum Raucher wird herzlich wenig. Es zeigt auch keine charakterliche Unterlegenheit gegenüber Nichtrauchern. Jeder hat Schwächen und bloss weil man der Nikotinsucht eine Stärke entgegenhalten kann ist man kein besserer Mensch.

Was mir im Moment sehr zu Denken gibt ist diese Diskussion um die militanten Nichtraucher.
Was soll man tun, wenn die Suchtbefriedigung so viel Schaden verursacht, die Sucht wie auch das Suchtmittel aber vollkommen legal sind? Mein Verstand meint, dass ich eigentlich das Recht habe frische Luft zu atmen, doch das Gesetz erlaubt anderen Menschen mir die Luft zu verpesten. Soll ich einfach ausweichen, wenn es mich stört? Das ist oft ein zu grosser Aufwand und geht oft auch gar nicht (Voller Bahnsteig, alle wollen vor der Zugfahrt noch eine Qualmen). Ich komme auf keine brauchbare Lösung, bei der es keine Opferseite gibt. Die heutige Lage bevorteilt oftmals die Raucher. Es gibt zwar Raucherabteile im Zug, doch muss man weit davon weg einen Platz finden, um vom Rauch nicht belästigt zu werden. Würde man das Rauchen auf der Strasse verbieten und den Rauchern nur wenige Örtlichkeiten zum Rauchen zusprechen, so würde eine Situation entstehen, die den Rauchern nicht nur viele unannehmlichkeiten vorschreibt, sondern sie auch Brandmarkt und Ausgrenzt.
Ideal klingt eine gerechte Aufteilung der öffentlichen Örtlichkeiten in Raucher und Nichtraucher. Doch das lässt sich beispielsweise mit den Strassen nicht machen. Am besten (und utopischsten) wäre es den Raucheranteil zu senken, so dass die Rauchbelästigung wie auch die Suchtbelästigung sinkt.
In dem Sinne und von Herzen wünsche ich jenen, die gerade mit ihrer Sucht kämpfen viel Glück! (und ja, ich weiss, dass es verdammt schwer ist, ich habe auch meine Süchte)

Ich glaube ich habe mir mein Bett allein schon mit der Länge verdient. Sollte der Inhalt der Länge hinterherhinken: entschuldigt, ich bin sehr müde .