~ Die Vorgeschichte ~


Willkommen Fremder, in unserer Zeit. Ich bin Geschichtsschreiber und möchte Ihnen von einem Ereignis erzählen das unsere Welt, Eleanor Marthrasil, von Grund auf verändert hat. Für den ersten Teil der Geschichte werde ich ihr Führer und Erzähler sein.

Wie war das? Sie wollen meinen Namen erfahren? Sicherlich könnte ich ihnen jetzt einen Hinweis auf meine Identität geben, doch die würde in zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiterhelfen. Aber nennen sie mich doch einfach Lifh.

Ich möchte ihnen eine Geschichte erzählen, und sie können mir ruhig glauben, dass es DAS Ereignis zu Zeiten meines Vaters war. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie er mir zuhause in seinem Sessel vor dem Kamin in ehrfürchtiger Stimmung davon erzählt hat, wenn er ihn nicht gerade die Arthritis geplagt hat.

Sie sind nicht interessiert? Wirklich nicht? Nein, warten sie bitte, gehen sie noch nicht weg!

Wenn sie sich schon immer gefragt haben warum die Kinder Eleanors mit einer zwei Ellen langen Narbe oberhalb des Brustkorbs geboren werden und Schätze jeder Art bei uns als unheilig gelten, bleiben sie bitte.

Habe ich da etwa gerade ihre Aufmerksamkeit erregt? Sehe ich da ein klitzekleines aufleuchtendes Glitzern in ihren Augen? Sie SIND also doch interessiert, nicht wahr?

Ja, ja, ist gut, ich habe werde auf den Punkt kommen und mich kurz fassen. Schließlich habe ich nicht den ganzen Tag Zeit, und sie sicher auch nicht.

Die Geschichte die ich Ihnen erzählen will spielte ein gutes Jahrhundert vor unserer Zeit. Es war während der Zeit kurz nach dem Thymar Ferasier-Konflikt als wir das erste Mal den Namen Genezar hörten, wahrlich ein Name der uns noch Jahre verfolgen würde. Und das bis in unsere Träume.

Ich sollte wohl erwähnen, dass alle Menschen Eleanors früher eine große Gemeinschaft waren. Es gab einen König, der sich um alle staatlichen Angelegenheiten kümmerte, die sie sein Volk betraf. Und da er gerecht und weise regierte verlebten unsere Vorfahren ein äußerst zufriedenes Dasein. Dieser Mann hieß Yutamara Berandir, und so nennen wir uns auch als sein Volk.

Die Begriffe Thymar und Ferasier, sagen ihnen wohl wenig? Nun auf alle Fälle hatte unser Land nach 500 Jahren frei entschiedener Monarchie trotz fehlender Unterdrückung und hohe Steuereintreibungen bald genug von ihrem König. Als es zu seinem Sturz kam, trat erstmal das Chaos in unser Land ein.

Es trug sich zu das zu dieser Zeit die Länder Thymar und Ferasier beide die staatliche Unabhängigkeit herbeisehnten. Eine neue Staatsform die die alte ablösen sollte, jedoch noch in den Kinderschuhen der Entwicklung steckte. Und das war das Problem.

Die meisten Menschen Eleanors ersehnten sich ein starkes Regime, das sie beschützen und führen sollte. Doch um ein Land zu führen, braucht man Macht. Und man braucht Einfluss. Und beides zusammen kann entweder Gutes bewirken oder eine fürchterliche Waffe sein.

Ein gewisser Reiz, der von diesen beiden Werkzeugen ausgeht, lässt sich nicht leugnen. Und dass man sie besitzt ändert nichts daran wie sich das Land entwickelt oder wie man es zu führen hat. Viel entscheidender ist es doch wie man von ihnen Gebrauch macht. Das ist etwas das viele von uns wohl gar nicht erst begreifen. Zumeist stellen wir uns doch alles einfacher vor als es wirklich ist.

Wenn ich ehrlich mit ihnen sein darf- und seien sie mir nicht böse- Am Anfang wir sind alle ein Haufen Schwachkopfe die keine Ahnung haben wie man ein Land führt. Wir alle fallen unserer eigenen Unerfahrenheit zum Opfer. Das ist ganz natürlich, Fehler macht ja jeder. Doch nicht alle können korrigiert werden, denn manchmal ist es dazu schon zu spät.

Die Länder Thymar und Ferasier wollten sich ihre eigene Staatsform erzwingen und abgelöst sein von den restlichen Völkern Berandirs. Dabei kamen zum ersten Mal die Streitereien um die Besitzrechte der Ländereien auf.

Es gab keinen Herrscher mehr, der die Länder weiterhin als ein einziges Volk vereinen konnte und so entbrannte bald ein heftiger Kampf um Wälder, Täler, Flüsse und Dörfer. Die Ferasier, und besonders die Thymar schreckten nicht zurück ihren Besitzanspruch auch mit Hilfe von Gewalt durch die Benutzung von Waffen durchzusetzen.

Es war eine finstere Zeit für alle Völker Eleanors. Und zur selben Zeit in der sich die restlichen Völker Berandirs gegen ihre zwei gefährlichsten Widersacher vereinten, kam das Gerücht auf das die Bergkette zwischen dem geheiligten Boden Thymars und der Skarameda Ebene unwahrscheinlich große Schätze beherbergen.

Den mächtigsten Berg in der Prachtvollen Kette monolithischer Giganten nannte man Genezar. Er gehörte nicht zu den gewöhnlichen Riesen, denn laut den Überlieferungen sollte er ein über Tausend Jahre alter Vulkan gewesen sein. Sein letzter Ausbruch war solange her gewesen das sich niemand mehr daran erinnern konnte.

Thymar und Ferasier waren die ersten die dieser Information gewahr wurden, und sofort entsandten sie starke Truppen in den Norden Eleanors. So angespannt die Lage auch war, es gab einige vernünftige Personen in beiden Parteien die eine gemeinsame Zusammenarbeit für angebracht hielten, und zuerst schien es so, als könnte man an einen friedlichen Ausgang der Sache glauben.

Dann geschah etwas das all ihre Bemühungen zum scheitern brachte. In einer versteinerten Vulkanspalte wurde Gold gefunden. Kurz darauf fanden Geologen heraus, dass das gesamte innere des Bergs aus Gold bestand. Zu diesem Zeitpunkt war nicht mehr an eine diplomatische Lösung zu denken.

Am Fuße des Genezar fand eine schreckliche Schlacht zwischen den zwei rebellischen Staatsgiganten statt, deren Ausmaße bald alle Völker Berandirs mit einbezog. Eine beinahe kranke Gier nach dem Gold zerstörte jegliche Gefühle in Ihnen und fast alle Menschen bekämpften sich als ob ihr Leben davon abhängen würde.

Das schlimmste Ereignis sollte jedoch erst noch kommen. Mit unseren eigenen Händen, die unersättlich und wie besessen nach Reichtümern schürften, beschworen wir eine Kreatur herauf mit deren Erscheinen unser aller Leben auf ewig beendet schien.

Durch unser eigen Fleisch und das von uns vergossene Blut im Kampf begann es zu atmen. Ein Wesen, uns äußerlich ähnlich, doch weder Mensch noch Tier, weder Tod noch lebendig. Und schrecklich stark war das Böse und die Habgier in ihm. Als er den ersten Atemzug in sich aufsog vernichtete er alle Menschen die von dem Gold genommen hatten.

Ferner versklavte er die unschuldigen und brandmarkte die Nachkommen der gierigen Sünder mit einer offenen Wunde über der Brust. Nicht wenige Kinder starben bei der Geburt an diesem Mal und ein gutes dutzend anderer Söhne oder Töchter verloren die Fähigkeit Kinder zu zeugen.

Mit seinem zweiten Atemzug den er nahm, zerstörte er die Atmosphäre und den Boden Eleanors. Durch seine Präsenz vergiftete er Acker, Felder, nahe Flüsse und ganze Wälder. Die Menschen waren nun nicht mehr in der Lage vor ihr tägliches Wohl zu sorgen und sich am Leben zu erhalten.

Bevor die Kreatur ein drittes Mal zu atmen anfing, verharrte sie, und auf die Rufe und das Betteln der gequälten Menschen schlug sie ihnen einen Handel vor. Die Menschen dürften weiterleben, doch der Preis hierfür würden ihre unsterblichen Seelen sein. Nicht wenige von uns gingen damals auf den Handel ein.

Aufgrund der Dinge die sein Erscheinen auslöste und die er tat, betitelten ihn die Völker Berandirs bald mit dem Namen Mikalesh der Seelendieb. Diejenigen die ihre Seele an ihn verkauft hatten, verwandelten sich zu Kreaturen die nur aus leeren Hüllen bestanden und von seiner Magie am Leben erhalten wurden.

Der Dämon Mikalesh brachte zusammen mit seinem Flammenschwert Nazalgoro unsagbar grausamen Terror und ein lautes Wehklagen über die ganze Welt. Und bald wurden die Rufe der gepeinigten Menschen, darunter auch jene die ihre Sünden aus der Vergangenheit bitter bereut hatten, groß.

Der dunkle Herr herrschte und residierte 10 lange Jahre über Eleanor in seiner Ordensburg Genepharasul. In dieser Zeit wurde die Menschheit zu einem guten dreiviertel von ihm ausgelöscht, und die wenigen die noch lebten und die Kraft fanden sich ihm zu widersetzen gingen als die Unberührten in die Geschichte ein.

Es geschah das aus dem Kreise der Unberührten, zu denen nur diejenigen zählten die nicht von dem Gold genommen hatten, eine Gruppe tapferer Krieger geboren wurde. Ihre Entwicklung schritt unnatürlich schnell voran und innerhalb kürzester Zeit waren die zu stattlichen Jünglingen und Jungfern herangereift.

Sechs von Ihnen wurden nachgesagt, dass ihre Kraft und Entschlossenheit es mit der Mikaleshs und seines Flammenschwertes aufnehmen konnten. Das Gerücht das die Zeit der Erlösung gekommen war machte seine Runde unter den Menschen und gelangte selbstverständlich auch in den Palast des dunklen Herrn.

Dieser sah seine Position zum ersten Mal in Gefahr, doch aufgrund seiner enormen Stärke und weil ihn noch nie ein sterbliches Wesen bezwungen hatte, wurde er überheblich. Sein ständiger Begleiter und sein mächtigstes Werkzeug zugleich, das Flammenschwert Nazalgoro, warnte ihn davor diese Krieger nicht zu unterschätzen aber Mikalesh lachte nur und rüstete sich für den Kampf.

Es war der letzte von sieben Tagen die seine Schreckensherrschaft noch andauern sollte. Die 7 Krieger der Menschen warteten am Fuße des Vulkans Genezar, und der dunkle Herr flog ihnen entgegen um ihr Leben zu beenden. Der Kampf war hart und die beiden Parteien schenkten sich nicht eine Minute der Ruhe. Doch am Morgen des 7. Tages passierte etwas womit niemand gerechnet hatte.

Es gelang den Kriegern nicht den Dämon zu besiegen, doch mit vereinten Kräften schafften sie es ihn zu schwächen und seine physische Hülle von seiner schwarzen Seele zu trennen. Während sein Körper restlos verbrannt und in alle Winde zerstreut wurde, kam man zu dem Entschluss sein finsteres Wesen auf ewig einzusperren und zu versiegeln.

Nicht jeder war damit zufrieden, doch der dunkle Herr konnte nicht getötet werden. Jedenfalls nicht durch Dinge dieser Welt. Um sich selbst vor seinem bösen Einfluss zu schützen, erbauten wir ihm also ein Zuflucht das gleichzeitig das mächtigste aller Siegel sein würde. Der gläsernen Turm von Azarmatur, so nannte man ihn.

Bevor ich meinen kleinen Prolog abschließe, wäre da noch eine Sache zu erwähnen. Das Flammenschwert Nazalgoro zerbrach nach dem Kampf, doch seine Bruchstücke wurden nie gefunden.
Wahrlich etwas seltsam nicht?

In den meisten Überlieferungen die auf Eleanor existieren seit diese Sache passiert ist, glauben die Völker Berandirs das das Schwert so über den Verlust seines Herrn betrübt gewesen sei, das sich seine Bruchstücke in Tränen verwandelten, so wie sie die Erde berührten.

Letzen Endes weiß niemand mehr wie es wirklich gewesen ist. Die 7 Krieger gingen nach ihrem Sieg über Mikalesh als die 7 Helden ihrer Nation ein, und spalteten das Land in 7 Teile auf. Ein jeder von ihnen übernahm die Führerrolle über seinen Staat, den die Völker Berandirs waren nach Jahren der Plage und Unterdrückung nicht in der Lage ihre Länder ohne Hilfe zu verwalten.

Diese 7 Personen gingen später ein, als die Staatsväter des zukünftigem Eleanor. Unter ihrer Leitung erholten sich die Menschen langsam von den Strapazen die sie durch Mikalesh erleiden mussten. Es war großes was sie vollbracht hatten. Solange sie lebten herrschte dauerhafter Frieden unter den Völkern Berandirs.

Das sind reichlich Hintergrundinformationen nicht wahr? Vielleicht verarbeiteten sie diese erstmal, und holen sie vor allem tief Luft denn die Geschichte die ich ihnen erzählen möchte beginnt erst an dieser Stelle.

Ob Liebe und Leidenschaft vorkommt, fragen sie mich? Spannende Kämpfe, haarsträubende Situationen und wunderbare Momente die einem das Herz höher schlagen lassen, möchten sie wissen?

Nicht die Spur, jetzt folgt ein 100 Jahre langes Politdrama in denen das einzig spannende ein Ausrutscher auf der Kuhscheiße ist.

Ob ich das gerade ernst gemeint habe, wollen sie wissen?

Mein junger Freund, ich verrate ihnen etwas. Lauschen sie jetzt meiner Geschichte oder lassen sie es bleiben. Diese Ungeduld der jungen Generation von heute kann ich einfach nicht begreifen, tztztz.

Wollen sie nun wissen wie es weitergeht? Und ich möchte ihnen raten gut zuzuhören. Alles beginnt an einem Ort der uns nur zu bekannt sein dürfte, dem Berg Genezar…