Tja, in RPGs gilt eben das Gesetz des Stärkeren, wer mir was tut, dem darf ich was (noch viel schlimmeres) antun, der Gottstatus des Oberbösewichts und die menschliche Ethik (oder so) des ersten Weltkriegs (Soldaten nur als Kanonenfutter, ein Toter mehr ist doch egal).
Nun gut, ich denke, dass menschliche Gegner für die Programmierer (genau wie für die meisten Spieler) den selben Stellenwert eines Monsters haben. Nur würde es seltsam aussehen, wenn eine große Vereinigung nur Monster hat, und keinen einzigen menschlichen Soldaten.

Zitat Zitat
Es hängt wohl alles vom Kontext ab...RPGs haben ja meistens nen recht fantasy-mäßigen Hintergrund, darum mach ich mir da keinen Kopf drüber, obs nun moralisch vertretbar ist oder nicht...ist ja nicht real
Dem mit dem Kontext kann ich nur teilweise zustimmen.
Kontext: Leute wollen Held XY gefangen nehmen.
Hat er dann das Recht, diese Leute einfach umzubringen? Ich denke, hier hängt es überhaupt nicht vom Kontext ab.
Ehrlich gesagt: Unreal Tournament ist auch nicht real, ist es deswegen auch in dem Spiel egal, ob es moralisch vertretbar ist , wenn Leute erschossen werden? Es ist dabei doch recht unwichtig, wie detailiert ein Tod dargestellt wird, so lange man weiss, dass man einen Menschen getötet hat (wenn auch nur virtuell).

Vor allem ist es in RPGs wahnsinnig erstaunlich, wie schnell Leute zum Töten fähig sind, wie effektiv selbst Anfänger töten können.
Beste Beispiele wohl die behütete Prinzessin, die in ihrem Schloß aufgewachsen ist. Kaum aus dem Schloß raus, schon bringt sie zielsicher mit (welcher Waffe auch immer) Leute um.
Das lässt wohl den Schluss zu, dass diese Leute Killermaschinen sind, die in Kämpfen keine Gefühle zeigen.

Zitat Zitat
Ich schätze, wenn die Spielindustrie afängt, sich richtig Gedanken über sowas zu machen, dann werd ich wohl die Finger von RPGs lassen, schließlich spielt man ja nur ne Rolle und springt über seinen Schatten dabei, wohl auch in moralischer Hinsicht.
Das passt meiner Meinung dann noch viel besser auf GTA. Denn in dem SPiel springst du moralisch vollkommen über deinen Schatten. Du kannst töten, wie es dir beliebt und ähnliches.
In RPGs wäre es doch wohl genial, wenn die Programmierer endlich mal auf die Idee kämen, dass ihre Charaktere nicht nur in den vor Schmalz triefenden Szenen Gefühle zeigen, sondern auch, wenn sie jemanden umbringen (vor allem zum Ersten Mal!).
Wenn man über seinen Schatten springen will und was "verbotenes" erleben will, sollte man sich IMO eher Shootern widmen.

Zitat Zitat
Sie haben keine Gefühle, keine Vergangenheit, keine Familie (ich weiß, das würde die Rahmen der Spiele sprengen). Diese Aussagen beziehen sich eher auf den Spieler, als auf die Charas des Spiels
Wegen meiner Ausführung oben denke ich, dass es sich viel mehr auf die Charaktere im Spiel bezieht. Für den Spieler stellen diese "Menschen" eher gewöhnliche Monster dar, nichts besonderes. Für die Charaktere müssen so Soldaten wohl niedere Lebensformen sein, die sie ihrer Ideologie nach einfach umbringen dürfen.

Zitat Zitat
ich dachte in dem zusammenhang um den status der party nach, und darüber, ob es in den spielen überhaupt ein richtiges rechtssystem gibt.
Weil die Programmierer Politik sowieso immer in den Hintergrund schieben, ist ihnen ein Rechtssystem wohl vollkommen egal.
Wirklich verwunderlich finde ich es in dem Zusammenhang, wie zB. die FFVII Truppe in das Shinragebäude marschiert (Fronteingang), sie alle Wachen abmetzeln (das Gebäude müsste theoretisch enorm viel Wachpersonal haben), dann immer weiter nach oben gehen, aber sich ihnen nirgendwo eine geballte Truppe entgegenstellt, oder sie in die Zange genommen werden, von Truppen, die zu Verstärkung gerufen werden.
Aber generell ist es sowieso so, dass die Party schon am Anfang als böse ( im Sinne der "feindlichen" Seite) darsteht, wahrscheinlich, damit die Situation klarer wird.
Wie gesagt, die Firmenchefs müssen eine Menschenethik haben, in der das Leben des einzelnen nicht zählt; würde man eine Truppe Soldaten ausschalten, ist das egal. Aber wenn man eine wichtige Einrichtung, für die Pläne des Gegners notwendig, angreift, dann probieren sie einen mit allen Mitteln zu töten.
Gerichte scheint es sowieso nicht zu geben, ein funktionierendes Rechtssystem, was auf etwas anderem, als auf dem Wort des Diktators basiert, gibt es wohl nicht. Und da die Bösen sowieso immer enorm kaltblütig und menschenverachtend sein müssen, ergibt sich die oben beschriebene Ansicht zum menschlichen Leben.

Zitat Zitat
mir ist schon klar, dass da im gegensatz zu vielen anderen gewissen spielen nichts verherrlicht wird und das blut nicht in litern spritzt
Verherlicht wird es vielleicht nicht, aber als eine allgemeine Problemlösung wird es IMO schon angepriesen. Denn wenn man in einem Ost-RPG auf einen (feindlich) gesinnten Charakter trifft- was macht man dann mit ihm? Natürlich, man bringt ihn um, weil es ja so leicht ist, sich die Probleme aus der Welt zu schaffen. Gespräche gibt es nicht, und wenn doch, dann sind die Bösen immer zwanghaft uneinsichtig, damit man wieder kämpfen muss.
Es gibt im Prinzip nur diese eine Art der Konfliktbewältigung, und wo die Charaktere noch vor dem Kampf probieren, den Feind von seinem Vorhaben abzubringen, da töten sie ihn dann gleich ohne mit der Wimper zu zucken. Danach vielleicht noch ein Satz wie "Das hätte nicht sein müssen." Dann gehts weiter, meist in einer fröhlichen, beschwingten Art und Weise.

Zitat Zitat
mir geht es bei diesem thema vor allem auch um die rolle der party. andauernd werden diese als weltenretter angepriesen und den ausdruck "held" zu benutzen scheint völlig normal. doch wenn man das mal genau nimmt, so ist niemand davon ein engel
IMO verbinde ich zwischen "Held" und "Engel" nichts. Ein Held kann gleichfalls ein Mörder oder ein Lebensretter sein. Hier ist nur die Perspektive wichtig.
Die Menschen, die jemanden als Helden bezeichnen, sehen in der Regel nur, dass es ihnen durch die Hilfe dieser Person nun besser geht.
Er ist dann ein "Held" für sie, auch wenn er haufenweise Menschen umgebracht hat.
Wäre ein Dorf zB. von Terroristen besetzt, und würde dann eine Elitetruppe kommen und sie alle über den Haufen schiessen, wäre sich wohl viele einig, dass diese dann "Helden" sind.
Erweitert man das, und bezieht es mehr auf Ost-RPGs, kann man sagen, dass wohl die Ausrottung der halben Menschheit den "Helden" nicht zum Massenmörder (in den Augen der Menschen) machen würde, wenn er dafür das Ende der Welt abhält.
Nebenbei waren auch die "Helden" früher nicht besser; sie haben auch in Kriegen gekämpft und dementsprechend Leute getötet, aber meist viel erreicht oder einen Umschwung gebracht.
Wenn ich mir das ansehe, dann denke ich, dass viele Leute mit dem Ausdruck "Helden" einfach etwas viel zu reines verbinden, was so nicht sein muss.

Mich stört aber wirklich der hemmungslose und ungestörte Umgang mit dem Töten. Nach dem Prinzip" Naja, unsere Welt dreht sich weiter, wohingegen die Welt von den Soldaten, die wir eben getöet haben, aufgehört hat". Meistens wird sowas dann unter dem heuchlerischen Vorwand, man solle nicht in der Vergangenheit, sondern im Jetzt leben, gebracht. Auch gut, wenn man sowas einfach verdrängt. Ich meine, die Leute, die von der Party getötet wurden, haben wohl kein "Jetzt" mehr, oder?

Das alles mag jetzt sehr übertrieben geklungen haben, doch versuche ich Figuren in RPGs als Eigenständige (aber virtuelle) Charaktere anzusehen, nicht einfach als Polygonmännchen oder so.