Erstmal danke an alle für die rege Beteiligung und an Lilly für die netten Worte

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Original geschrieben von -[IoI]-Ins@ne
Wie kann man jemanden kritisieren, wenn jeder Mensch sowieso nur das tut, wovon er überzeugt ist?
Wie bereits einige geschrieben haben - Es kommt darauf an, ob die Kritik berechtigt ist. Ich kann niemanden kritisieren, weil er etwas tut, was mir rein persönlich nicht passt, das wäre dumm.
Ich schätze, es geht in erster Linie darum, diesem jemand zu verdeutlichen, dass dieses oder jenes Verhalten in einer bestimmten Situation nicht angemessen oder positiv war (subjektiv, wie allgemein betrachtet). Sicherlich spielt unser eignenes Empfinden von Ethik und Moral, "richtig oder falsch" mit rein, das lässt sich gar nicht vermeiden, denn schließlich fällen wir in so ziemlich jedem Augenblick unseres Lebens Urteile und bilden uns Meinungen. Aber ich denke, wenn wir Kritik "richtig" üben, kann das für beide Seiten nur hilfreich sein (Hilfe, ich hör' mich an wie ein Weltverbesserer *lol).

Sowas sagt sich natürlich immer sehr schön daher, aber einfach ist das bei weitem nicht, diese Dinge immer zu bedenken.
Ich bemerke es ja auch bei mir und ich glaube, wir kennen alle den Moment, wo uns die kleine Stimme im Hinterkopf eiskalt mit dem Holzhammer erwischt und fragt: "Meinst du, dass das jetzt so richtig war?". Wenn ich kritisiert werde, kann man zu 90% erstmal davon ausgehen, dass ich -zumindest für einen gewissen Zeitraum- zum Stinketiger mutiere, trotzig werde und mich aufplustere, weil ich mich ungerecht behandelt fühle.
Sobald ich ein wenig von meinem emotionalen Ross runtergestiegen bin und mein Kopf wieder in der Lage ist, klar zu denken, wird mir dann oft bewusst, dass mein Gegenüber im Grunde vollkommen Recht hatte und dann schäme ich mich, weil ich oben drauf noch rumgestinkert habe, obwohl der andere doch nur ehrlich war, mir verständlich machen wollte, wie mein Verhalten auf andere wirkt und was daran nicht okay ist.

Kritik anzunehmen ist wirklich nicht einfach. Ich sage mir immer selbst, dass es wichtig ist, sie als das zu sehen, was sie eigentlich sein sollte. Kritk. Ein ehrlicher Wink mit dem Zaun, ein oft nur gutgemeinter Ratschlag, der schwierig zu äussern ist, weil man genau weiss, wie leicht man sich damit auf's Glatteis begeben kann.

Wenn ich jemanden kritisiere, versuche ich immer, sensibel dabei vorzugehen um den anderen nicht auf dem falschen Fuß zu erwischen. Manchmal ist das nur etwas kompliziert, da ich in erster Linie natürlich Menschen kritisiere, die mir wichtig sind und denen ich zeigen möchte, dass irgendwas, das sie getan oder gesagt haben, so nicht ganz in Ordnung war.
Ich versuch's quasi immer ein wenig durch die Blume und bemühe mich, deutlich zu machen, dass ich's doch nicht böse meine. Aber gerade bei Menschen, die einem am Herzen liegen, ist es natürlich unmöglich, nicht emotional zu werden *g
Ich merk's oft bei meiner kleinen Schwester. Die wird in einigen Tagen 12 und pubertiert bereits wie eine ganz Große. Wird sie z.B. von meiner Mutter kritisiert, kann ich todsicher drauf wetten, dass sie erstmal biestig wird und irgendwann anfängt lautstark zu meckern oder zu schreien. Dann zickt sie mit Gott und der Welt und ist in der Regel vorerst nicht ansprechbar, ohne dass man ihre ganze Wut mit der vollen Breitseite abbekommt. Das hat natürlich zwangsläufig zur Folge, dass -in dem Fall- meine Mutter natürlich auch stinkig wird und schon ist der schönste Zoff im Gange.

Inzwischen denke ich, habe ich einen ganz guten Weg gefunden, meiner Kleenen die Dinge klarzumachen, da ich -Dank Erfahrung *g- nun besser einschätzen kann, wie und warum sie sich so-und-so verhält. Das macht es wesentlich einfacher, an sie ranzukommen. Wenn auch nicht immer, aber ich habe gemerkt, dass es mittlerweile besser mit uns klappt
Kurz gefasst kann ich sagen, Verständnis, (gegenseitiger) Respekt, eine gewisse Gelassenheit/Ruhe und Wohlwollen helfen mir in solchen Fällen oft ganz gut und wenn ich merke, es hat keinen Sinn, lasse ich sie erstmal allein und schnappe sie mir, sobald sie wieder klar bei Verstand ist

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Original geschrieben von RPG-Süchtling
Ach ja, wie mich das an meine geliebte Mama erinnert. ...
Macht anscheinend mehr Spaß, sich über jemanden aufzuregen, ohne seine Version zu kennen.
Ich kenn's auch nur zu gut. Meine Eltern sind mindestens genauso herrlich drauf. Ich darf mir ständig anhören, was meine Mom an meinem Vater stört und andersrum auch manchmal, was meinem Dad an meiner Mutter stinkt. Wie oft hab' ich den beiden schon den Satz "Warum redet ihr nicht endlich mal miteinander?!" um die Ohren gehauen?
Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben, auf jeden Fall bin ich wahnsinnig froh und dankbar, dass mein Freund und ich da anders sind...

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Original geschrieben von Lilly
Kritik ist nicht gleich Streit.

Kritik sollte immer konstruktiv sein und dem Betreffenden helfen, dieses Verhalten, das bei anderen komisch ankommt, zu überdenken.
Diesen ersten Satz möchte ich nochmal besonders hervorheben, denn der trifft exakt, was ich mit diesem Thread aussagen wollte
Kritik ist keine einfache Geschichte, aber man darf nie vergessen, dass es sich dabei nur um Kritik handelt und nichts, was das Ende der Welt einläutet. Zumal man den positiven Aspekt der Sache nicht aus den Augen verlieren sollte. Wie Lilly sagte, "konstruktiv" ist das Schlüsselwort

Analog dazu fällt mir ein fester Bestandteil des Buddhismus ein, der besagt, dass man die Dinge als das betrachten sollte, was sie sind und ihnen nicht durch irgendwelche Ängste eine eigenständige Identität verleihen sollte. Alles ist nur ein vorrübergehender Zustand, nichts ist unendlich und wenn man die Dinge zu verbissen sieht, gewinnen sie eine eigene Dynamik, manifestieren sich zu etwas unumstößlichem, das uns einschüchtert, lähmt und uns die Fähigkeit raubt, uns mit den Dingen auseinanderzusetzen.

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Original geschrieben von Stan
Das Problem an der Sache ist allerdings, dass man wegen mangelnder Objektivität nicht differenzieren kann, ob man nun selbst im Recht oder Unrecht ist.
Man muss nicht immer alles objektiv sehen um es richtig einschätzen zu können. Sicherlich schadet eine gewisse Objektivität dabei nicht, aber in erster Linie ist es wohl unsere Intelligenz, die es uns möglich macht, über uns selbst zu urteilen.
Ich glaube, da ist der Blick und die Beobachtungsgabe dem eigenen Ego gegenüber wichtig, die Fähigkeit, über sich nachzudenken und sich selbstkritisch damit zu beschäftigen, ob man sich wirklich richtig verhalten hat.

Zum Abschluss noch folgendes:
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Original geschrieben von Seraph
btw, gefällt mir hier, im Sumpf. Vielleicht finde ich ja mal die zeit, hier öfters reinzuschauen.
Dann mal los