Ich bezweifle nicht, dass Musik eine Art Brille für uns werden kann, die gewisse Dinge hervorhebt und andere in den Hintergrund verdrängt. So kann die Musik das Entstehen der Gefühle der Fröhlichkeit, der Traurigkeit, des Ausgeschlossenseins, der Akzeptanz, der Liebe, der Wut und noch vieler anderer begünstigen oder hemmen. Unter diesen Voraussetzungen müsste man sagen, dass die Musik nichts im Menschen auslösen kann, das noch nicht in gewisser Weise vorhanden ist und einen anderen Ursprung als die Musik hat.
Die Frage, über die es sich nun nachzudenken lohnt ist, ob Musik eigene Welten erschaffen kann. Ist es möglich, dass etwas völlig Neues und Fremdes in einem Menschen entsteht, bloss weil er einer gewissen Musik lauscht? Kann die Musik aus einem friedliebenden Menschen einen Gewaltsbereiten Menschen machen? Ich glaube es ehrlich gesagt nicht.
So kann es schon sein, dass gewisse Musik bei der von flowster beschriebenen Person die Gewaltbereitschaft und die Wut auf seinen Vater soweit schürte, dass er zu dieser Tat schritt. Doch Gewaltbereitschaft und Wut waren mit sicherheit schon davor vorhanden und finden ihren Ursprung nicht in der Musik.

Ich selbst höre auch Musik, in welcher Gewalt, Hass und Grausamkeit ein ausführlich behandeltes Thema darstellt. Doch macht mich dies nicht menschenfeindlicher, gewalttätiger oder grausamer. Vielmehr gewinne ich dadurch eine andere, distanziertere Sicht von manchen Dingen, um die ich ganz froh bin.
Damit will ich zeigen, dass die Musik nicht immer das auslösen muss, wofür sie steht. Auch fröhliche Musik kann unter umständen deprimieren und traurige Musik kann Glücksgefühle hervorrufen.