-
Veteran
Solche Situationen sind immer schwierig, für beide Seiten.
Wenn mir jemand von schweren Problemen erzählt, dann versuche ich einfach für diesen jemand da zu sein. Nur, damit die Person spürt, dass sie trotz aller Verzweiflung nicht allein ist.
Wenn ich das Gefühl habe, es ist angebracht, versuche ich diese Person zum Lächeln zu bringen oder eventuelle Schwierigkeiten mit ihm/ihr zu ergründen und Ansätze zu finden, wie man die Dinge am besten geregelt bekommen könnte.
Allerdings gibt es auch Momente, wo ich mich sehr hilflos fühle... [Erzählmodus]
Ich werd's nie vergessen. In der 7ten Klasse hatten wir eine Radtour gemacht, in eine Art Schullandheim etwas ausserhalb von Hamburg. Unser Lehrer meinte, das wären so 25Km, aus denen sind dann zwar 52 geworden, aber das nur am Rande 
Jedenfalls waren wir einige Tage dort und irgendwann mitten drin kam ein Anruf für ein Mädchen aus meiner Klasse. Es ging um ihren Vater. Er war schwer an Lungenkrebs erkrankt und die Mutter des Mädchens sagte ihr, dass sich sein Zustand verschlechtert hätte. Ich denke, es muss sehr ernst gewesen sein, sonst hätte sie ihre Tochter nicht angerufen um ihr das mitzuteilen.
Auf unserer Abschlussreise in der 10ten Klasse (es ging in ein Waldhaus in Lüneburg) passierte etwas, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde... Der Vater des Mädchens (nennen wir sie einfach Hylia) war inzwischen gestorben. Eines Abends wanderte ich vor dem Haus umher und sah weiter vorne auf einer Bank einen Schatten. Ich fragte mich, wer da so alleine sitzt, während alle anderen fröhlich durch die Gegend wuselten und ging hin. Auf der Bank saß Hylia, ganz allein, starrte in die Dunkelheit und weinte.
Ich fragte sie, was sie hier so allein macht und was mit ihr los sei und irgendwie fing sie einfach an, mir von ihrem Vater zu erzählen. Sie erzählte mir, was für ein stolzer Mann er gewesen war, dass sie und ihre Familie in ihrem Heimatland politisch verfolgt wurden und ihr Daddy seiner Familie gegenüber immer stark war. Was für ein guter, wenn auch strenger Vater er ihr gewesen war, der ihr stets verdeutlichte, wie wichtig Bildung ist und wie sehr sie sich gewünscht hat, dass er nicht so hätte leiden müssen.
Sie erzählte mir von ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder, dem sein Vater fehlte. Und sie sagte mir, wie schwer es zu begreifen wäre, dass er nie mehr zurück kommt und sie doch spürt, dass er irgendwie immer bei ihr ist.
Wir schweiften in die verrücktesten Themen ab, redeten über Gott und die Welt, darüber, ob es einen tieferen Sinn für alles gab, ob der Tod endgültig ist und irgendwann lehnte sie einfach an meiner Schulter und weinte.
Im Laufe ihrer Erzählung wurde mir klar, warum sie immer so unermüdlich und hart für die Schule lernte. Warum sie so übermäßig fleissig war, dass sie überall (schon, seit sie in unsere Klasse gekommen war) den Ruf als Streberin bekam. Sie erzählte mir, sie wolle eines Tages Ärztin werden um Heilungsmethoden für Krebs zu entwickeln...
Sorry, das war vielleicht ein wenig weit ausgeholt, aber ich musste grad wieder daran denken. Manchmal ist es so schwer, anderen helfen zu wollen, da man einige Dinge kaum nachvollziehen kann. Ich versuche dann einfach, ein wenig von dem Schmerz mit der Person zu teilen. Da zu sein, zuzuhören, diesen Menschen aufzufangen, wenn er zu fallen glaubt. Ich denke, ihr wisst, was ich meine. Manchmal reicht es einfach schon, zu zeigen, dass man da ist und einem nicht egal ist, was jemand fühlt oder denkt. Der Rest ergibt sich oftmals von ganz allein
*myahahar ...
*¤°~ }

Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln