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von NayNayIch will das Thema nicht wieder hochwuseln, aber ich denke, man sollte nicht vergessen, dass zwischen Nutzen/Überleben und sinnlosem Handeln eine Menge liegt. Es ist was anderes, wenn ich Felder abernte um mich und andere zu ernähren. Wenn ich Gräser oder Pflanzen einfach nur ausreisse, weil mir danach ist oder weil ich nicht weiss, wohin mit meinen Fingern, dann ist das einfach nur dumm und sinnlos.
Ja, ich weiß schon, was du meinst. Aber ich finde dieser ganze abstoßende Überfluss, in dem wir Leben, spiegelt diese Sinnlosigkeit wieder. Weißt du, die Indianer früher, die haben sich einen Büffel geschlachtet, das Fleisch gegessen, aus den Fällen Kleider gemacht, aus den Knochen Werkzeuge und so weiter. Sie haben sich für jedes Tier bei der Natur entschuldigt. (Nun, es waren Götter, bei denen sie sich entschuldigten, aber ich denke, dass die Götter für die Indianer eigentlich nur eine Verbildlichung dessen waren, was sie durch die Natur erleben, Zeichen ihres Respekts vor der Natur.) Und wenn ich dann heute sehe wie wir Fleich fressen, jeden Tag und am besten so billig wie möglich, Hauptsache es schmeckt, dann frage ich micht echt, was schief gelaufen ist. Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass wir aus unserem egoistiscen Trieb alles im Überfluss zu besitzen, Lebewesen unserer Natur einfach ihr Leben stehlen. Wer gibt uns das Recht dazu? Und ich finde es genauso wiederwärtig, was wir mit Tieren machen, wie du die Sinnlosigkeit, Pflanzen einfach so auszurupfen. Und in beiden Fällen kann sich das Lebewesen nicht wehren und diese Entschuldigung finde ich abartig, man sollte sich schämen, dieser Rasse anzugehören.
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von NayNay
Das kenne ich zu gut. Ich werd' das nie vergessen... Vor einigen Monaten (irgendwann im Spätsommer) bin ich mit meinem Freund abends spazieren gegangen, es muss um halb elf rum gewesen sein. Wir wussten nicht, wo wir hin sollten und sind einfach Richtung Bahnhof gelaufen um ein Stück Pizza zu essen. Als wir langsam nach Hause schlenderten, hörte ich auf einmal Klänge, die ich nicht deuten konnte.
Wir gingen weiter und nur wenig später stießen wir auf eine kleine Ansammlung von Menschen, die zwei Männern zuhörten. Einer von ihnen hatte eine Gitarre und spielte nur leise im Hintergrund. Der andere spielte eine Violine. Die Verstärker waren ziemlich aufgedreht, deshalb hat es einen Moment gedauert, bis ich das, was ich hörte, einordnen konnte. Aber was sich mir dann eröffnete, war so unglaublich bewegend, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe.
Ich weiss nicht, was es war, aber der Mann mit der Violine spielte irgendeine klassisch anmutende Melodie. Manchmal kratzte seine Violine ein wenig und er schien eigene Noten in das Lied einzuspielen, dass er über Kopfhörer im Ohr hatte, aber ich konnte nicht anders, als wie angewurzelt stehenzubleiben.
Wir blieben einen Augenblick dort und hörten zu, dann bat ich meinen Freund, noch ein wenig zu bleiben. Ich stand da, eng an meinen Schatz gepresst und lauschte der Musik. Ich hatte die ganze Zeit wahnsinnige Gänsehaut und plötzlich konnte ich einfach nicht anders, als zu weinen...
Ich wünschte, ich hätte den Mann nach dem Stück gefragt, was er da spielte...
Wirklich eine hübsche geschichte. Weißt du, ich denke, dass es da einen Unterschied zwischen Traurigkeit und dem, was du erlebt hast, gibt, ich denke es ist eher Melancholie. Dieses Gefühl, eigentlich Glücklichkeit und Traurigkeit zugleich, ich würde es Melancholie nennen, aber ich weiß auch nicht wirklich, wie ich es beschreiben soll. Es ist irgendwie eine Sehnsucht. So wie ich deine Geschichte gelesen habe, hast du das damit sagen wollen.
Aber weißt du, ich denke es ist gut, dass du die beiden nicht nach dem Stück gefragt hast . ich denke, es war in dem Moment nicht nur dieses eine Stück sondern viel mehr, die ganze Atmosphäre, der Spätsommertag, dein Freund und dieses Lied hat den Eindruck einfach nur perfekt gemacht. und wenn du jetzt wüsstest, welches Stck es war, vielleicht würde es auch an seiner "Magie" verlieren. So aber ist die Melodie in deinem Herzen, genau wie jener Abend.
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von NayNay
Sowas kenne ich auch. Wenn auch eher aus der Schule. Irgendeinen Grund fanden meine Mitschüler immer um sich über mich lustig zu machen, was im Lauf der Jahre dazu führte, dass ich jegliche mündliche Beteiligung am Unterricht verweigerte. Und wenn ich was sagte, dann nur ganz leise...
Hmm, ich mag das Forum wahrscheinlich gerade deswegen, weil ich mich hier alles trauen kann, ohne Angst haben zu müssen, was die anderen jetzt von mir denken. Ich denke, es gibt einfach Leute, die anders gestrickt sind, die sich über bestimmte Sachen einfach keine Gedanken machen. Sie finden sich nicht darin wieder, was man sagt und um ihre Unsicherheit deswegen zu überspielen lachen sie darüber. Ich weiß, das hört sich jetzt auch arrogant an, aber ich denke, das ist einfach so. Und ich beobachte genauso an mir, wie ich das bei anderen Menschen mache, nur weil ich zu blöd bin, um zu begreifen, was sie sagen. Ich denke, man muss einfach damit leben, die menschen sind einfach alle sehr verschieden und dennoch gibt es immer einige, mit denen man plötzlich genau auf einer Linie ist, auf einer Wellenlänge. Und ich habe hier im Forum das Gefühl, insbesondere hier im Sumpf, dass man mich versteht, zumindest manchmal.

Hmm. jetzt überlege ich, ob ich das abschicken soll. Ich mach es jetzt einfach, auf die Chance hin, dass es jemanden gibt, der sich darin wiederfinden kann.