Romantik:
Ernst Müller arbeitet im Büro. Akten sortieren, stempeln, was man halt so macht. Nach der Arbeit kommt er nach Hause, macht sich Mikrowellenlasagne und packt sich vor die Glotze. Sein seichtes und langweiliges Leben blubbert vor sich hin, er hat keine Träume, interessiert sich nicht ein bisschen für Musik, Kunst oder Literatur. Kann man sich ein erbärmlicheres Leben denken? Er ist so abgestumpft, daß er nicht mehr merkt, daß er unglücklich ist, weil ihm etwas sehr wichtiges fehlt. Gleichgültigkeit und Langeweile sind der Vorgeschmack des Todes, wie irgendein schlauer Mann, dessen Namen mir nicht einfällt, sagte. Dieses Beispiel hatten wir schon oft, es sind blutarme Menschen, die das aus den Augen verloren hatten, was das Leben lebenswert macht. Es sind eben die Gefühle, die wir empfinden. Es tut gut, die Luft zu atmen, das köstliche Essen zu schmecken, das Licht zu sehen und Schall zu hören. Das ist Romantik, sie ist so vielfältig und jeder kann es finden. Sie ist immer erfühlbar, aber fast nie mit Worten zu beschreiben. Geht hinaus und guckt, hört und fühlt! Laßt euren Geist umherschweifen, ihn von der Natur und den Himmel und den Sternen ergreifen, das unbelebte zu beleben! Und macht möglichst nichts, was ihr bereuen würdet.
Liebe:
Markus hat Gefallen gefunden an Laura. Diese Grazie, diese Lebensfreude, diese Tugendhaftigheit! Es war alles edel an ihr. Heute nimmt er all seinen Mut zusammen und versucht sie zu verführen, er tritt ihr entgegen mit weichen Knien und spricht mit ihr. Anfangs war es mühsam, beide waren verwirrt und unsicher, man tastet sich vor mit Sätzen à la ,,Schönes Wetter, nich?" zufällig geraten sie an ein Thema, das beide entflammte, da isses passiert. Die nächsten Tage waren voller Blumen, Regenbögen, Schmetterlingen und sonstigen Viehkram. Aber dann wurde das Feuer unaufhaltsam schwächer. Es ist die Gewöhnung aufeinander, das alte Lied. Sartre sagt es in etwa so: Bei der Verführung ist es mein Ziel, mich vollkommen mit meinem Gegenüber zu vereinen, sodaß ich mich in dessen Gegenwart sicher und geliebt fühle, ohne mich zu verstellen und unsicher zu sein. Sobald ich aber dieses Ziel erreicht habe, zerstört es sich selbst, indem die Gefahr, der andere könnte mich nicht lieben, beseitigt ist und gleichzeitig das Besondere, Außergewöhnliche verloren geht.
Um eine Beziehung aufrechtzuerhalten muß man sich also manchmal zwingen, Liebe zu vermitteln, ohne dabei wirklich zu Lieben. Da diese Liebe aber nicht wahr ist, scheitert die Beziehung meistens.