Ich spüre jeden Tag , wie ich ein kleines Stück sterbe .
Jeden Abend , wenn ich mich schlafen lege rücke ich meinem Tod wieder ein paar Stunden näher ohne es mitzubekommen . Jeden Morgen wenn ich aufstehe rücke ich meinem Tod wieder ein paar Stunden näher , habe aber zuviele Sorgen , als das ich bemerken würde , wie ich langsam aber sicher meinem Tod näher komme .
Erst in den stillen und einsamen Momenten , in denen ich klar denken kann ohne das irgendwelche Einflüsse meinen Geist vernebeln wird mir klar , das ich in diesem Moment des klaren Denkens wieder ein paar Minuten auf meinem Weg zum Tod verschwendet habe .
Mir ist der Tod schon so oft begegnet , sei es bei Bekannten wie auch Verwandten , wie könnte ich da leugnen , das ich auch eines Tages sterbe .
Zu gern würde ich wissen auf welche Art ich sterbe ... Werde ich friedlich einschlafen ? Werde ich Jahrelang dahin vegitieren ? Werde ich vielleicht durch einen Unfall mit einem Ruck aus dem Leben gerissen ? Und wann wird es passieren ? Morgen ? In einem Jahr ? In 60 Jahren (dann wäre ich 79) ? Oder vielleicht sogar in wenigen Sekunden ?

Ich hoffe auf ein Leben nach dem Tod , kann jedoch nicht ohne Zweifel davon ausgehen . Zu sehr versuche ich immer rational zu denken und rationales und logisches Denken lässt sich für mich nur schwer mit Übersinnlichem wie einem Leben nach dem Tod vereinbaren . Meine Mutter hingegen flüchtet sich nach jedem Todesfall in der Familie erstmal in ihre Bücher , in welchen darüber geschrieben wird , wie Tote nach dem Tod zurückkehren und ihren Verwandten erscheinen .
Bis zu meinem 12. Lebensjahr hätte ich sowas eventuell gruselig gefunden , heute sehe ich es nur als eine Art Wunschdenken von all jenen , die mit dem Tod nicht klarkommen an .

Ich habe keine Angst vor dem Tod selbst . Ich habe Angst davor , das ich ich eventuell nach dem obligatorischen Schritt ins Licht am Ende des Tunnels in einer Art ewigem dunklem Vakuum lande , einem absoluten Nichts .

Da ist noch viel unerledigt in meinem Leben und ich habe nicht vor sonderlich bald zu sterben . Sobald ich all jenes erledigt habe (das alles aufzulisten ist unmöglich , zumal sich das was ich noch vorhabe täglich erweitert) kann ich in Frieden sterben . Dann ist auch die Angst vor einem eventuellen ewigen Nichts verflogen ... da bin ich mir ganz sicher .

Ich schätze , das ich bei einem verfrühten Tod bis zuletzt Angst haben werde , nicht vor dem Sterben ansich , sondern davor etwas unerledigt gelassen zu haben ...
Das ist eine generelle Angst von mir . Ich gehe wo weg , wo ich nicht mehr hinkomme und habe etwas vergessen . Vielleicht hab ich dazu keine Zeit mehr beim sterben , aber solange ich klar denken kann wird diese Angst bestehen bleiben .