Sie rannte durch den Garden. Sie wusste zwar nicht wohin, aber es interessierte sie auch nicht. Nur diesen Schmerz vergessen. Ihr Herz verlieren. Das wäre das Beste , was sie machen konnte. Doch es wollte nicht aufhören. Diese Gedanken...jene Worte die ihr die ewige Treue versprachen....warum verliebte man sich , wenn man sowieso eines Tages wieder verlassen wird? Wieso? Wer hat es so festgelegt? Hyne...? Die Menschen...? Sie selber...? Wie hat das alles angefangen? Als sie ihn auf dem Ball gesehen hatte? Nein, hört auf ihr Gedanken! Ich will nicht mehr nachdenken! Lasst mich einfach nur vergessen! Bitte...! Ich flehe euch an...! Ich will nicht mehr...ich will weder denken, noch mich erinnern und ganz gewiss nicht mehr lieben...es hat doch sowieso keinen Sinn mehr...warum sollte ich noch weiterleben wollen....warum....? Sagt es mir doch...! Warum....warum bin ich immer ein solcher Idiot mich immer wieder zu verlieben. „Rinoa stell dich nicht so an! Es ist doch nur eine Nacht! Als Schulsprecher muss ich halt ab und zu über Nacht wegbleiben! Wie? So oft bin ich doch gar nicht fort! (Squall, kommst du bald...? Ich vermiss dich schon...)Wie, was!? Da war doch gar keine weibliche Stimme am Telefon! Das bildest du dir nur ein...Ja, ich dich auch....“. Einbildung?! Nein, also hatte sie diese gurrende, weibliche Stimme doch gehört...Wie viele hatte er schon? Das wäre alles nicht passiert, wenn ich mich nicht so dagegen gewehrt hätte...ich hätte ihn damals nicht zurückweisen dürfen...dann wäre er dafür nicht zu einer anderen gelaufen....aber zu Quistis....ich hatte damals noch darüber mit ihr gesprochen...ich hatte ihr voll und ganz vertraut...ich Idiot......ich will nicht mehr...
Ohne es überhaupt mitbekommen zu haben, war Rinoa zu ihrem Quartier gelaufen. Sie trat ein und ließ sich kraftlos kopfüber auf ihr Bett fallen.
Ich will nicht mehr...leben....es interessiert doch sowieso keinen....mehr....
Ihr Blick wanderte kraftlos durch den Raum....ihre Augen brannten....ihr Herz hatte aufgehört zu schmerzen, doch dafür war eine unangenehme Leere gekommen. Eine gefährliche Lustlosigkeit....wieso sollte man weiterleben wollen, wenn es sowieso keinen interessiert, ob man lebt oder nicht...es gibt genügend Menschen auf der Welt, also kommt es auf den einen nicht an....eine Hexe hat kein Recht auf Leben...ich würde allen helfen, wenn das Hexen- Gen endlich ausgerottet werden würde...ja, genau so ist es...die Menschen würden sich über meinen Tod freuen...sie würden jubeln, und Feste feiern...so ist die Wahrheit...wie konnte ich sie nur die ganze Zeit so problemlos verdrängen? Wie? War es so, weil ich verliebt war? Die Liebe hat mich blind gemacht...Idiot.......es hat doch alles keinen Sinn mehr...ich will zu meiner Mutter...verzeih mir, denn ich bin nicht stark genug durchzuhalten...ich komme zu dir...
Rinoa war inzwischen aufgestanden und wankte mit tauben Beinen zu ihrem Vollmondring. Damals hatten sie alle zusammen die Hexe Artemisia besiegt....alle zusammen...mit Squall und Quistis...sie hatten zusammengehalten....doch jetzt...was war nun aus ihnen geworden...Die damalige Allianz existierte nicht mehr...Selphie war nach ein paar Wochen zurück zum Trabia- Garden gegangen, um beim Aufbau zu helfen. Xell kümmerte sich um seine kranke Mutter, die nun Krebs hatte. Diese starke Frau....Irvine war zu seiner neuen Freundin gezogen und ließ sich durchfüttern...wie schon so oft...Quistis...sie hatte ihre Ausbilder- Lizens wieder und Squall .... er konnte als Schulsprecher schlecht den Garden verlassen. Sie selber war auch im Garden geblieben, da sie Squall und Quistis nicht verlassen wollte...Idiot....
Die glänzenden Klingen ihres Vollmondringes leuchtenden in der warmen Sommersonne. Wie schön sie doch leuchten.
„Diesen Ring brauche ich wohl nicht mehr..“, murmelte sie, als sie mit einer der vielen Klingen die Kette aufschnitt und ihren...nein...Squalls Ring klirrend zu Boden fiel, sich dann ein paar mal um sich selbst dreht und dann wie tot liegen blieb. „Was....? Blut...?“, flüsterte sie erstaunt, als sie merkte , dass von ihrem Hals aus warmes Blut runterfloss. Sie musste sich mit der Klinge ausversehen gestreift haben...was soll’s...ist doch sowieso alles egal...denn sie war schon lange tot...ihr Herz war endlich still....
Sie setzte die Klinge an ihr linkes Handgelenk und betrachtete dieses Bild sehr lange. Es ist doch alles schon vorbei...also wovor sollte ich fürchten...? Ich werde meine Mutter wiedersehen...es wird alles wieder gut werden...Bei diesen Gedanken musste sie lächeln. Ja, ich werde Mutter wieder sehen, und ihr von Vater erzählen...ja, das werde ich...ganz bestimmt.....
Sie drückte die Klinge ein wenig in die Haut und sofort quoll das Blut an den Seiten heraus. Es tropfte langsam auf den Boden. Das rot des Blutes und das hellblau des Teppiches vermischten sich zu einem wunderschönen violett...langsam drückte sie die Klinge immer fester hinein, bis das Blut schon fast in einem kleinem Fluss hinuntertropfte und auch an ihrem kraftlosen Körper entlangfloss. Ihr dünnes Sommerkleid hatte sich schon bald voller Blut gesaugt. Sie hob den Vollmondring ohne nachzudenken, und bereitete sich auf den letzten, den wichtigsten Schnitt ihres ganzen Lebens vor. Noch immer dachte sich nicht nach. Sie schien alles um sich herum vergessen zu haben. Jenen Schmerz...jene Trauer...und jene Freude...
,,RINOA!!!!!!! HÖR AUF !!!! SOFORT!!!“, rief Selphie, die zu Tode erschrocken von dem sich ihr bietende Bild war. Überall an Rinoa floss Blut entlang. Ihr Kleid war nun nicht mehr weiß wie davor, sondern war in ein dunkles rot gefärbt. Rinoa schaute sie einfach nur an. Keine Regung in ihren Gesichtszügen. Als ,ob die Zeit angehalten worden war, standen sich beide gegenüber: Rinoa mit leerem Blick, blutüberströmt mit der Klinge an ihrem Handgelenk, und Selphie mit weit aufgerissenen, zu Tode geängstigten Augen an der Türschwelle. So standen sie, bis sich Selphie aufraffte und zu Rinoa rannte, ihr ihren Vollmondring aus der Hand schlug und sie entsetzt anstarrte. Auf einmal kippte Rinoa kraftlos um.
,,Rinoa!! Was hast du getan!? Rinoa!? Rinoa?! Hörst du mich denn nicht?! So hilf mir doch einer!“, schrie Selphie verängstigt. ,,Rinoa! Du musst wach bleiben! Nicht einschlafen!“, sagte Selphie eindringlich, währen sie Rinoa immer wieder sanft rüttelte, wenn diese drohte einfach ohnmächtig zu werden. Für Rinoa war dieses leichte Rütteln zu einer schmerzenden Qual geworden.
Was will sie von mir...? Ich denke, sie ist in Trabia...? Ahhh...wieso konnte sie nicht wegbleiben...?
,,Warte hier! Ich komme gleich wieder!“, reif Selphie und bettete dabei Rinoa vorsichtig auf den weichen Teppich, der ebenfalls blutgetränkt war.
,,Hilfe!! He, du da!!! Hilf, mir sofort!! ich muss jemanden unbedingt ins Lazarett bringen!! Komm! Schnell!!!“, hörte Rinoa Selphie durch einen Nebel herumbrüllen.
Wo ist ihre Vokaldehnung...? Seltsam...sie spricht normal...mein Handgelenk...es schmerzt so... ich will nicht , dass sie mir helfen...sie sollen fortbleiben...
,,Es wird alles wieder gut Rinoa! Ich werde bei dir bleiben, ja?“ Die Stimmen wurden immer undeutlicher für Rinoa. ,,Oh bei Hyne....was ist denn hier passiert?!“ Sie merkte nur noch, wie sie jemand hochhob und dann sie schnell, aber behutsam durch die Gänge bugsierte und Schritte die neben ihnen herliefen. Irgendjemand sprach mit ihr , aber wer..?
Das waren ihre letzten Gedanken bevor sie ohnmächtig wurde.