Ich greife zu meinem Messer.
Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf wie eine Kugel.
„Warum eigentlich nicht?“

Irgendetwas hat Besitz von mir ergriffen.
Ein Teil von mir ging verloren, vor Jahren, und er kann nicht gefunden werden. Keiner kann mir helfen ihn zu finden, denn keiner traut sich danach zu suchen. Zu tief reicht die Vergangenheit, es regnet und ein Teil von mir ging verloren, vor Jahren.
Was keiner außer mir heute merkt: Feuer, es brennt in mir. Irgendwo zwischen die Stille und den langen Schlaf hatte sich ein stechender Schmerz gebohrt, der mich verbrennt. Die Sonne, viel zu hell, viel zu hell ... ich suche einen dunklen Platz und finde nichts als Gift. Es tut weh, ein Splitter im Kopf und Unruhe, Unruhe, Unruhe in mir und dieser tiefe Hass, der meine Gedanken packt:
„Ich werde dich umbringen! Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich werde alles vergessen machen!“
Ich packe meine Pistole und stehe auf.
„Warum eigentlich nicht?“
Einfach nachgeben, sich im Schmerz verlieren und fallen lassen, es ist so einfach, so unglaublich einfach und ich bin die Suche so leid. Ich bin den Schmerz so müde, die Müdigkeit schmerzt und alle Gedanken drehen sich haltlos im Kreis, bis mir schwindlig wird. Es gibt keinen Halt, irgendetwas hat von mir Besitz ergriffen. Und ich möchte los lassen, ich möchte nicht los lassen ... ich möchte los lassen ... ich bin so schwach ...
Ich erschieße meine verhassten Tante, eine Kugel direkt in den Kopf und ihr Blut spritzt auf den Teller meines Onkels: Chaos, Unordnung, Unruhe! Und doch nicht.
Ich drehe mich um: „Das Gift meines Lebens.“
Dann ramme ich meinen Vater ein Messer zwischen die Augen und warmes Blut legt sich auf meine zitternden Finger, während ich mit der Pistole ein uns andere Mal seine Körperteile zerfetze und entstellte.
„Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!“
Mit einem weiteren gezielten Schuss töte ich meinen Onkel, der aufschreit und danach heulend zu Boden fällt. Sein Blut vermischt sich mit der Truthahnsoße. Dann werfe ich einen letzten Blick zu meiner Mutter, die nur sagt:
„Du hast uns das Essen ruiniert!“
Tote Körper überall.

Nichts hat sich verändert, nichts wird sich verändern. Alles schmeckt immer fremd. Ich kann nicht fliehen, ich kann nichts vergessen machen und sitze wieder allein, die Sonne blendet stärker denn je und verbrennt meine Augen. Sinnlos zu kämpfen, sinnlos aufzugeben und ich greife wieder zum Messer, an meine Kehle und nur ein Schnitt, warmes Blut legt sich auf meine zitternden Finger und ich merke: Ich bin nicht anders, ich bin wie er. Ich weine.
Jetzt sterbe ich wie er und der Tod ist keine Erlösung, er hat mich wieder und alles geht weiter: Chaos, Unordnung, Unruhe! Und doch nicht.
Bring mich zurück ins Leben, lieber Tod, führ mich ins Licht und ertränke mich darin, denke ich und fühle nichts, nun bin ich gefangen und es schmerzt erneut. Ich habe keine Pistole, ich habe keine Gewalt mehr, wie früher, ein Teil von mir, der vor Jahren verloren ging, er kommt nie wieder, und ich bin ausgeliefert bis in alle Ewigkeit.
Breche mich in Stücke, zerschlage alles und vergifte mich. Ich schaue auf meine eigene Reflektion, die Traurigkeit wächst, aber sie verändert nichts, Krankheit wuchert in mir, es gibt nie Veränderungen.

Dein Geschenk an mich wollte ich nie und die Dunkelheit bedeckt mich, endlich habe ich sie gefunden und ich verleugne alles, ich laufe langsam, so langsam weg um atmen zu können, ganz alleine.
Ganz allein.
Ich weine und sterbe weiter.

Ganz alleine.