Guter Thread (obwohl ich ihn lieber im Sumpf gesehen hätte )

Kann ja sein, dass du niemals ein wirklicher Freund warst. Für mich allerdings warst du immerhin eine Person, die einem Freund am nächsten kam. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass dir unsere gemeinsame Zeit so verdammt egal gewesen ist, dass du sie sofort vergessen konntest. Ich konnte es nicht.

Und ich bin dir noch nachgelaufen, wie ein treuer Hund. Als unsere Klasse aufgelöst wurde und wir alle anderen Klassen zugeteilt wurden, da hatten wir ausgemacht, gemeinsam in die C zu gehen. In die D wollte damals eh keiner. Wenn ich heute so darüber nachdenke, wäre es wohl doch eine gute Alternative gewesen. Vielleicht waren es ja gar nicht alles Arschlöcher.
Zumindest am Anfang war noch alles in Ordnung. Als ich dann aber als neues Opfer meiner neuen Mitschüler ausgewählt wurde, hast du ganz schnell die Seiten gewechselt. Einfach so. Du hast mit ihnen mitgepöbelt, über ihre kindischen Witze gelacht und nicht mal für eine Sekunde daran gedacht, auf meiner Seite zu stehen.

Ich nehm dir das immer noch übel, obwohl es ewig her ist und ich mich womöglich selbst auch so verhalten hätte. Jugendliche sind wohl nur in der Gruppe stark, das ist zumindest meine Erfahrung. Und wenn die Macht wechselt, geht die Loyalität mit. Nichts als ein Haufen Opportunisten. Traurig.

Du warst so gedankenlos, rücksichtslos. Und ich habe jeden Tag nur wieder auf den nächsten blöden Spruch gewartet. Diese Sätze, einfach so dahingesagt und nie wieder drüber nachgedacht, spuken im Kopf des Betroffenen herum wie ein Virus. Und immer die Frage: Warum? Warum ich? Es gab keine Veranlassung, keinen Grund. Ich wurde ausgewählt, weil es mich gab. Und weil ich allein war womöglich.

Bis jetzt sah ich dich ab und zu im Zug, da du an derselben Uni studierst wie ich. Ich denke nicht mehr oft über die Vergangenheit nach, doch dein Anblick hat für mich immer noch einen bitteren Beigeschmack.