Rei stand ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Wegen der Dunkelheit in dem alten verfallenem Gebäude konnte sie sein Gesicht jedoch nur schwer erkennen. Ausgerechnet in einer solch verlassenen Gegend hatten sie einen Treffpunkt vereinbart. Rei fröstelte. Hier war es kalt. Sie spürte das sie Shinjis Wärme benötigte. „Warum so nachdenklich Ayanami? Wir haben uns längere Zeit nicht gesehen. Hast du mir gar nichts zu sagen? Oder...mache ich dir etwa Angst mit meinem Auftreten?“. Rei stotterte eine Weile vor sich hin. „Nein, nein das ist es nicht. Ich bin nur überrascht dich gerade an so einem Ort wiederzusehen...“ murmelte sie entschuldigend. Die Gestalt lehnte sich an die Hauswand. „Du hast ja Recht. Ich mache jedem Angst, selbst wenn ich es nicht will. Vielleicht beneide ich dich um deine offene und großherzige Art gegenüber deinen Mitmenschen...“. Rei lächelte leicht. „Das mag Shinji auch an mir. Aber diese Gefühle besitze ich noch nicht lange. Erst seit kurzem kann ich so empfinden. Es fast wie bei jedem anderen Menschen. Ich fühle mich jedoch ehrlich gesagt nicht ganz wohl dabei“. Beide versanken eine Weile in Stillschweigen. „Shinji...wie geht es ihm? Ist er noch immer so apathisch wie damals?“ kicherte er gequält. „Das kommt darauf an“ meinte Rei. „Manchmal denke ich jedoch das er den Menschen nur etwas vormacht. Vielleicht um seinen Besitzanspruch auf andere zu festigen?“. „Lass uns nicht vom Thema abweichen. Du weißt warum wir uns hier getroffen haben, nicht wahr?“. Rei blickte schweigsam in das schattige Gesicht. „Du meinst...sie sind wieder da?“. „Sie waren nie fort“ antwortete ihr die Gestalt zynisch. „Sie können uns beobachten. Überall. Auch hier, aber dank meines Wellenverstärkers können sie uns nicht verstehen! Die Engel wollen das zu Ende bringen was sie vor Jahrzehnten mit dem Second Impact begonnen und mit dem Third Impact getestet hatten“. „Engel...sie sind so seltsame Wesen...vielleicht die Boten Gottes? Was bezweckt dies alles? Lilith hatte es mir einst mitgeteilt aber ich habe es vergessen... ich bin wohl zu menschlich geworden!“ murmelte Rei nachdenklich. „Wir können die uns bevorstehende Katastrophe nicht verhindern, es sei denn du tötest den der dir am nächsten steht! Das würde das Gleichgewicht des Menschseins wieder ins Lot befördern!“. Rei schüttelte nur ungläubig den Kopf und fiel schockiert auf die Knie. „Shinji töten... Das kann ich nicht! Ich könnte es nicht... Er ist ein Teil von mir geworden. Ohne ihn kann ich nicht existieren. Wenn er stirbt dann sterbe ich auch...“ flüsterte sie weinend. Die Gestalt strich ihr sanft durch die Haare. Es fröstelte sie wieder. Dieses mal bedeutend stärker. „Ich weiß... das ist eine schwere Bürde! Aber nur du bist in der Lage diese Aufgabe zu erfüllen. Sei stark Ayanami!“. Rei verstummte. „Gibt es eigentlich einen Himmel und eine Hölle? Wenn ja sind dann beide nicht ein und dasselbe? Wie können wir über das Schicksal der gesamten Menschheit richten, wenn das Leben seinen eigenen Weg geht. Ich bin mir sicher das es eine andere Möglichkeit geben muss!“. Die Gestalt schüttelte den Kopf. „Es gibt keine andere Möglichkeit. Wie du es auffasst bleibt allerdings dir überlassen! Ich habe niemals von Shinji gesprochen!“. Rei riss den Mund weit auf. „Du meinst doch nicht etwa...Kaworu Nagisa?“. „Korrekt! Er ist es den wir ausschalten müssen wenn wir das Leben in ihrem jetzigen Zustand erhalten wollen. Aber gib acht! Besonders dich will er unbedingt beseitigen! Das wird unser letztes Gespräch sein. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen also komm nicht wieder hierher zurück oder erwarte einen Anruf von mir“ verabschiedete sich die Gestalt. „Wer bist du eigentlich? Lass mich dich ansehen!“ verlangte das junge Mädchen misstrauisch. „Lieber nicht...“ meinte die Gestalt melancholisch. „Wenn du mich kennen würdest tätest du mich hassen! Ich bin nicht unbedingt der netteste Mensch“. Rei nickte akzeptierend. Es war eigentlich egal mit wem sie über diese Weltbildliche Thema gesprochen hatte. Trotz allem hatte sie ein ungutes Gefühl wenn sie ihn anblickte. Er konnte so nett und verständlich sprechen, mit ihm konnte man über alles reden. Seine andere Hälfte machte ihr jedoch Angst. Was für ein Mensch steckte hinter dieser Fassade? Der Schatten blickte noch ein letztes Mal in ihre Richtung. Es schien so als ob er ein breites Grinsen aufgesetzt hatte. Schließlich verschwand die mysteriöse Gestalt hinter der Hauswand. Erschöpft fiel sie in die Hocke und seufzte tief.

Langsam wurde es wieder hell um Shinjis Augen. Er wusste nicht warum, aber fühlte sich sehr geborgen und sicher. Die Verschwommenheit verschwand gänzlich aus seinem Blick. Shinji sah sich um. Er war bei sich zuhause in seinem Zimmer unter seiner Bettdecke. Asuka lag mit geschlossenen Augen neben ihm. Sie schien einen schönen Traum zu durchleben, denn sie lächelte im Schlaf. Gutmütig blickte er ihr in die Augen. Dann bemerkte er plötzlich das sie völlig nackt in seinem Bett lagen. Shinji wurde rot im Gesicht. Er konnte sich wieder an die vergangenen Ereignisse erinnern. Asuka und er hatten eigentlich nur nach einem warmen gemütlichem Plätzchen gesucht. Er hatte ihr vorgeschlagen mit zu ihm nach Hause zu kommen. Shinji blickte abwesend auf seine Hände. Wie hatte er sich doch in dieser kurzen Zeit verändert. Eine neue Persönlichkeit schien in ihm erwacht zu sein. Es war so als ob sie schon lange geruht hätte und erst jetzt Besitz von ihm ergriffen hatte. Und dieses kühle Klima in der Außenwelt! Shinji fing es an zu frösteln. Müde sah er auf seine Armbanduhr. „Schon halb neun. Ob Rei wohl noch kommt?“ flüsterte er leise. Kurz darauf erwachte auch Asuka. Glücklich lächelte sie ihn an und holte ihn mit Hilfe ihrer Beine wieder unter die Bettdecke. „Du hast wohl nie genug was?“ kicherte der Junge ausgelassen. „Nur noch einmal... Ich will diesen Moment noch etwas auskosten!“ murmelte sie schläfrig. Beide umarmten, flüsterten sich gegenseitig hübsche Worte zu. Es war wie im Himmel für Asuka. Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht. „Ich muss dich noch etwas fragen...“ stammelte sie schüchtern. „Ich will ein Kind von dir, Shinji!“ Diese Antwort kam so unüberstürzt und lächerlich schnell das der Junge ihr nur hilflos ins Gesicht blicken konnte. „Aber Soryu.... Ich weiß nicht... Ich fühle mich nicht bereit zu so etwas! Ich habe nicht genug Verantwortung und Selbstvertrauen! Du hast selbst gesagt das ich mich immer nur für alles entschuldige! Tut mir Leid...“ stotterte Shinji wütend. „Siehst du? Ich mache es schon wieder...Obwohl ich dafür geschlagen wurde...“. Asuka blickte uninteressiert zur Seite. In Wahrheit musste sie sich jedoch darum bemühen ihre Tränen unter Kontrolle zu behalten. Shinji erhob sich aus dem knarrendem Bett und goss sich eine Tasse Kaffee ein. „Trinkst du das Zeug gerne?“ murmelte sie neugierig. „Das ist heute schon meine 5 Tasse. Ich mag diesen Stoff halt...“ gab er ihr als Antwort zu verstehen. Asuka zog sich wieder vollständig an. „Darf ich mal eure Toilette benutzen?“. „Mach schon...“ drängte Shinji hektisch. Asuka kicherte leise. Auch Männer hatten Bedürfnisse. Auf dem Weg zum Klo hörte sie ein dumpfes Geräusch. Als sie sich umdrehte sah sie ihn auf dem Boden knien. Er hatte seine beiden Hände zum abstützen benutzt. Ächzend würgte der Junge schmerzvoll und spie kurz darauf eine Riesenlache Blut auf den Teppichfußboden. Asuka stürmte panisch und sorgenvoll auf ihn zu. Mit einem Taschentuch wischte sie ihm das Blut vom Mund. Ihre Hände zitterten wie wild. Es schien ihrem Freund nicht gut zu gehen. Schon damals war Shinjis Gesundheit extrem wacklig gewesen. Wahrscheinlich hatte er sich in der letzten Zeit einfach viel zu sehr verausgabt. Sollte er nun vor ihren Augen dahinscheiden? Asuka schüttelte sich. So etwas würde nie geschehen. Sie würde es nicht zulassen. „Der Tod...Er ist nahe...“ keuchte Shinji apathisch. „Er wird dich nicht kriegen! Ich lasse das nicht zu! Seit wann geht es dir schon so miserabel?“ fragte Asuka besorgt. Sie versuchte ihre Stimme möglichst ruhig erklingen zu lassen. Er sollte nicht merken das sie sich solche Angst um ihn machte. Shinji sah auf sein Antlitz das sich in der Pfütze aus Blut und Wasser undeutlich abspiegelte. „Es... Es tut mir Leid! Ich will nicht mehr! Habe nichts getan! Warum ich? Vater... Man sagte uns tötet alle Engel! Wir haben sie getötet. Wir werden weiter töten. Wir sind Mörder!“ schrie Shinji psychopathisch aus. Asuka gab ihm eine heftige Ohrfeige auf die Wange. „Jetzt reiß dich doch mal zusammen Shinji! Glaubst du etwa das vergangene kann man rückgängig machen? Deshalb beschuldigst du dich, machst dich für alles verantwortlich und willst dafür auch noch geschlagen werden?“ rief Asuka zornig aus. In ihren Augen spiegelten sich die Tränen. Töte mich...“ zischte Shinji kaum verständlich aus. Sein Blick streifte den Boden. Asuka zog ihren Freund ängstlich zu sich heran. Rei Ayanami hätte gewusst wie man ihn aus dieser Schwelle eines hilflosen Kindes herauszerren könnte. „Asuka...“ heulte Shinji völlig am Ende. Beide umarmten sich und ließen nicht mehr voneinander los. Etwas später kotzte der Junge eine weitere Ladung Blut über sich und Asuka. Es machte ihr nichts aus, denn sie wusste das es seine Schmerzen lindern würde. Im Moment brauchte er eine Art von Gefühlsperson die sein Leiden verstand. Shinjis Mutter kam gerade von der Arbeit zurück. Als sie ihren Sohn und Asuka inmitten dieser riesigen, sich immer weiter ausbreitenden Blutlache erblickte, fiel sie fast in sich zusammen. Asuka richtete sich heulend auf und schrie verzweifelt: „Bitte holen sie Hilfe! Sonst stirbt Shinji!“. Fünf Minuten später traf eine Notambulanz ein die den Jungen vorsichtig auf eine stählerne Tragebahre schnürten und in den Wagen transportierten. „Bitte nehmen sie mich mit! Ich bin eine Freundin von ihm! Ich will ihn nicht aus den Augen lassen!“ flehte Asuka mit nassen Augen. Shinjis Mutter Celeste blickte sie boshaft an. „Sicher ist alles deine Schuld! Meinem Jungen ging es bisher immer gut! Ich wusste das Mädchen ein schlechter Umgang für ihn sind!“ schimpfte sich aufgebracht. Einer der Krankenwagenhelfer schnitt ihr ungehalten das Wort ab. „Na hören sie mal! Dieses Mädchen ist total in Panik! Wir können sie jetzt nicht nach Hause schicken oder hier stehen lassen!“. Dann wandte der nette Mann sich zu Asuka. „Ich verstehe dich gut. Bist du seine Freundin?“. Asuka nickte schniefend. „Am besten du kommst im Wagen mit. Wir müssen ihn mit Sauerstoff versorgen, aber was er vor allem braucht ist doch seine Freundin wenn er aufwacht, oder?“. „Danke das vergesse ich ihnen nie...“ flüsterte Asuka während sie von den Notärzten in den Krankenwagen gezogen wurde. „Was ist mit mir?“ meinte Celeste ungehalten. „Soll ich etwa nicht wissen wie es meinem Sohn ergeht?“. „Natürlich nicht. Kommen sie am besten morgen früh um 10.00Uhr bei unserer Klinik in Hajashibaru vorbei. Dort werden sie dann über den Zustand ihres Sohnes informiert und können ihn besuchen!“ erklärte der Notarzt in Eile. Celeste nickte bedrückt. Es gefiel ihr nicht das diese Leute ihren Shinji in so ein Hospital einlieferten.
Draußen fing es an zu regnen. Erst leicht. Dann stärker. Aus dem Getröpfel wurde ein heftiger Platzregen. Celeste zog die Haustüre hinter sich zu und schloss sie von innen ab. Obwohl sie es nicht zugab hatte sie Angst.

Kapitel.10 Blut oder „Ich will sterben um alles zu vergessen...“

Es war schon sehr spät geworden als Rei von Shinjis Krankheit erfuhr. Zuerst hatte sie versucht ihn über eine Telefonzelle zu erreichen. Da niemand den Hörer abnahm wunderte sie sich und klingelte selbst bei ihm zuhause. Celeste erzählte ihr darauf das man Shinji in die Krankenklinik nach Hayashibaru gebracht hatte. Nun war sie auf dem Weg dorthin. Der Regen strömte unaufhaltsam, fast wie ein Schwall Blut der nicht mehr zu stoppen war. Rei ängstigte sich in dieser Dunkelheit. Ohne Shinji fürchtete sie sich. Dann war sie plötzlich nicht mehr das ehrgeizige junge Mädchen wie sie alle kannten, sondern einfach nur Rei. In solchen Situationen bedauerte sie es direkt das Lilith keinen Kontakt mehr zu ihr aufnahm. Die Klinik war nicht gerade um die Ecke und sie musste schon ein weites Stück mit der Bahn fahren um zu ihrem Bestimmungsort zu gelangen. Rei stand auf der ersten Stufe zur Kliniktreppe als sie unachtsam von hinten angerempelt wurde. Der Vorübergehende Passant machte keinen Anstand stehen zu bleiben und marschierte einfach weiter. „Können sie nicht aufpassen!“ rief sie ihm wütend nach. Durch den Sturz waren ihre gesamten Kleider nass geworden. Eine tolle Bescherung! Der grauhaarige Junge blieb stehen. Jetzt wandte er sich nach hinten um und blickte ihr in die Augen. Graue Haare? Rei stockte der Atem. Im nächstem Moment drehte sie sich um und stolperte die Treppe nach oben. „Kaworu! Er ist es! Aber warum hier...?“ dachte Rei schwitzend. Direkt neben ihr steckte von einem Augenblick auf dem anderen ein scharfes Prog Messer in der Wand. Rei pirschte mit aller Kraft weiter vorwärts auf das Krankenhaus zu. Hier dürfte er sie nicht kriegen! Nicht gerade jetzt. Ein Dutzend weitere Spikes zogen sich entlang ihrer Linie vorwärts. Mit letzter Kraft öffnete sie die große Tür der Hayashibaru Klinik und verschloss sie von ihnen. Als sie sich umdrehte schrie sie erschrocken auf. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht räumte Kaworu schließlich das Feld und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. Rei atmete erleichtert aus. „Was hat ihn bloß dazu verleitet hier zu verschwinden? Normalerweise stört ihn ein so großes Gebäude gar nicht und ich läge jetzt schon Tod auf der Schwelle zur Klinik...“ murmelte sie nachdenklich. Eine Krankenschwester tippte ihr auf die Schulter. „Ihr Freund befindet sich in Sektor E unseres Hospitals. Im Moment wird er gerade operiert, sie können also nur vor dem OP Saal warten. Leisten sie doch diesem rothaarigem Mädchen Gesellschaft. Sein Zustand hat sie in ziemliche Panik versetzt!“ erklärte ihr die Krankenschwester freundlich. Dann wandte sie sich wieder anderen Patienten zu. Rei sah sich in der großen Halle um. Es dauerte eine Weile bis sie Sektor E gefunden hatte. Ohne ein Wort der Begrüßung setzte sich Rei zu Asuka auf die Bank. Diese hatte ihren Kopf in die Hände gestützt und weinte leise vor sich hin. Ihr war jetzt nicht nach Streiten zu mute. Shinjis Verhalten hatte sie schwer getroffen. So einsam und am Boden zerstört hatte sie ihn bisher noch nie erlebt. Das schlimmste dabei war, das sie ihm nicht helfen konnte. „Sie operieren ihn gerade...“ flüsterte Asuka mit zittriger Stimme. „Was ist eigentlich passiert? Du warst doch den ganzen Tag mit ihm zusammen ist dir da nichts besonders an ihm aufgefallen?“ fragte Rei besorgt. „Er... Er hat eine Menge Blut gespuckt. Es war so schlimm das ich dachte er kotzt sich noch die Lunge aus dem Hals... Es ist alles meine Schuld!“ stammelte Asuka verzweifelt. Rei legte ihr beruhigend die Hand in den Schoß. Im Moment dachte sie nicht an ihre gegenseitige Rivalität. Das konnte warten bis Shinji wieder auf den Beinen war. „Danke Rei... Ich hielt dich eigentlich stehts für ein Eckel!“ murmelte Asuka entschuldigend. Rei lächelte verständnisvoll. „Dasselbe dachte ich von dir. Keine Angst! Shinji schafft das schon. Er hat einen starken...“. Rei stockte. „Er hat eben keinen Funken Lebenswillen... Er nannte den Tod sogar süß!“. Asuka brach erneut in Tränen aus. Rei blickte betrübt nach unten. Der Boden war grau und kalt. Für Shinji wäre es wie eine fremde Zimmerdecke gewesen. „Musst du nie weinen? Ich beneide dich!“ kicherte Asuka melancholisch. „Tu das lieber nicht“ antwortete ihr Rei schweigsam. „Ohne Gefühle ist das Leben viel zu eintönig. Sie machen uns erst zu dem was wir wirklich sind. Menschen“. Asuka lehnte ihren Kopf gegen Reis Körper. „Ich bin müde...hast du was dagegen wenn ich etwas schlafe?“. Rei schüttelte nur leicht den Kopf. Auch sie war Hundemüde. Morgen würde sie sich von der Schule abmelden. Es brachte ja eh nichts wenn sie mit ihren Gedanken immer bei Shinji war.

Nach zwei Stunden hörte das Licht über dem OP Raum auf zu leuchten. Die Operation war beendet. Ob sie allerdings erfolgreich gewesen war, das mussten die Ärzte erst bekannt gegeben. Asuka sprang sofort auf und bewarf das Ärzteteam mit allen möglichen Fragen nach Shinji. Rei hielt sie schweigend zurück. „Euer Freund hatte eine schwere Lungenentzündung. Wir mussten ihm Sauerstoff einflössen um sein Zellensystem wieder zu regenerieren. Die Operation ist jedenfalls geglückt. Er lebt! Aber ein Besuch kommt nur unter Vorbehalt in Frage“ erklärte ihnen der Chefarzt mit schwitzender Miene. Asuka fiel ihrer Freundin glücklich um den Hals. „Er lebt Rei! Wir haben ihn nicht verloren. Ich bin so froh...“ rief sie weinend vor Freude aus. Rei lächelte leise. Sie hatte gewusst das Shinji sich dem Tod nicht so einfach ergeben würde. Er hatte etwas gefunden wofür es sich lohnte am Leben zu bleiben. Das waren seine Freunde und sie selbst. „Mit euch beiden muss ich allerdings noch reden, das betrifft besonders dich!“ meinte der Chefarzt mit ernster Miene und sah dabei auf Asuka. „Hast du gestern mit ihm geschlafen?“ fragte der Arzt informierend. Asuka wurde rot im Gesicht. „Naja... Ich... Man könnte es so ähnlich ausdrücken...“ stotterte sie verlegen hin und her. „Kommt bitte mit mir in mein Büro!“ sprach der Arzt im Vorübergehen. Rei und Asuka folgten ihm in einen schmalen kleinen Raum der von oben nur mit einem drehenden Ventilator bestückt war. Auf einer kleinen Couch bat er sie schließlich Platz zu nehmen. Schweigend faltete er die Hände über den Kopf und dachte eine Weile nach. Asuka hielt es nicht mehr aus. „War...meine Aktion so falsch? Habe ich ihm etwa damit geschadet? Reden sie bitte Doktor, ich muss es wissen!“ rief sie schuldig aus. „Nun es ist durchaus nicht ungewöhnlich das Mädchen eures Alters anfangen sich für andere Jungs zu interessieren. Ich kann verstehen das ihr euch von Shinji sehr angezogen fühlt, aber gerade diese Situationen haben dazu geführt das sein Kreislauf schließlich kollabiert ist und der arme Junge nun am Tropf hängt“ erklärte es ihnen der Chefarzt mit besorgtem Gesicht. „Ich wollte es doch nur das eine mal probieren... Rei war gerade nicht da, es stellte die Gelegenheit dar! Können sie das nicht verstehen? Ich wusste doch nicht das ihm so etwas dermaßen zerstören würde!“ jammerte Asuka melancholisch. „Gib dir nicht die alleinige Schuld, Shinji selbst wusste das Risiko das er dabei eingehen würde nur zu gut“ meinte Rei mit einem kaltem Gesichtszug. „Jedenfalls sollte euer Freund für die nächsten zwei Wochen in Ruhe gelassen werden. Am besten kann er sich zuhause erholen wo ihn auch niemand stört“ befand der Chefarzt streng. Rei blickte auf Asuka. Beide Mädchen würden das niemals durchhalten. Asuka würde ja schon heute in sein Krankenzimmer stürmen, da war sie sich sicher. Und ihr würde es bald nicht anders ergehen. Keine der beiden konnten ganze zwei Wochen ohne Shinji verleben. „Ich denke... wir können dieses Limit nicht einhalten! Shinji braucht uns. Mehr als sonst jemanden. Wir sind sie seine einzigen Bezugspersonen!“ warf Rei fest entschlossen ein. „Es war auch nur ein guter Rat von mir“ meinte der Arzt achselzuckend bevor er die beiden Mädchen aus seinem Büro entließ. Eine Krankenbahre wurde unmittelbar darauf an den beiden vorübergeschoben. Shinji schien bei Bewusstsein zu sein. Beide Mädchen gingen schweigend neben ihm her bis zu seinem Krankenzimmer. Der Junge blickte Asuka und seiner Freundin Rei mit einem müden Gesichtsausdruck in die Augen. „Es tut mir Leid das ihr euch sorgen um mich machen musstet...“ meinte er schließlich an die beiden Mädchen gerichtet. „Nun entschuldigt er sich schon wieder...“ dachte sich Asuka im stillen. Ihre Lippen formten jedoch andere Wortlaute. „Das macht doch nichts. Du konntest ja schließlich nicht wissen das du so schwer krank bist!“ antwortete sie ihm mit einem gutmütigem lächeln um den Mundwinkel. Rei küsste ihren Freund liebevoll auf die Stirn. Das war ihre Art. Kommentarlos aber äußerst wirkungsvoll. Der Junge versank in einen ruhigen Schlaf und die Krankenpfleger trugen ihn vorsichtig in sein Bett. Asuka betrat den kleinen Raum. „Wie lange dürfen wir ihm Gesellschaft leisten? Er braucht doch sicher viel Schlaf“ erkundigte sich Rei bei einer Krankenpflegerin. „Ihr könnt maximal bis 5 Uhr bei ihm bleiben. Danach muss mindestens eine von euch dieses Krankenhaus verlassen. So besagen es die Regeln!“ gab die junge Dame freundlich zu verstehen. Asuka hatte sich neben seinem Bett hingekniet und sah ihm hingebungsvoll in die Augen. Rei seufzte schwer. Jetzt ging das schon wieder von vorne los. Ihr schien es unglaublich das Asuka selbst einen schlafenden Shinji attraktiv fand. Sicher. Auch für sie stellte ihr Freund das schönste dar was sie jemals erlebt hatte, aber dachte sie deshalb ständig an Sex? In diesem Moment wurde ihr plötzlich klar das sie sich solche Dinge überhaupt noch nicht gewagt hatte vorzustellen. Rei wurde ganz rot im Gesicht. Sie musste leise kichern. Diese Sache machte ihr Spaß. Langsam begann sie zu verstehen warum Soryu nicht genug von Shinji bekam. Der dumpfe Laut eines Stahlgerüstes holte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Asuka hatte offenbar genug vom knien. „Untersteh dich bloß!“ rief Rei wütend aus als ihre Partnerin versuchte auf seine Krankenbett zu steigen. „Du bist immer so eine Langweilerin...“ murrte Asuka unzufrieden. „Ich will es ja auch nicht ständig mit ihm treiben, so wie du!“ konterte sie schlagfertig. Asuka überlegte eine Weile hin und her. Dann entschied sie sich doch noch etwas abzuwarten, jedenfalls bis sich Shinjis Zustand wieder Regulaarisiert hatte. Rei seufzte leise und verfiel wieder in ihre Hintergedanken. „Seltsam das es Shinji gerade jetzt so schlecht geht. Was hat Kaworu nur vor? Will er uns etwa quälen? So schnell hat er diese menschliche Eigenschaft angenommen? Er ist noch viel gefährlicher als damals“ dachte sich Rei im stillen. Die Sonne erhob sich gerade über dem Zirnament des Himmels. Ein schöner Tag nach diesem Regenschauer.