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Thema: Lesestoff!!

  1. #1

    Lesestoff!!

    Wem langweilig is, der kann das ja ma lesen! Ist erstmal nur ein Ausschnitt.

    Der Himmel war pechschwarz und das Grollen des Donners ließ die See erzittern. Die dicken Regentropfen peitschten über das Deck des Schiffes. Saigo saß auf dem Kapitänshäuschen und seine langen, weißen Haare hatten sich dem Regen gebeugt und hingen nun schlapp und leblos über seinen Schultern. Sein Gesicht zeigte die Züge eines Fünfundzwanzigjährigen, regte sich aber kein Stück, auch nicht, als ein Blitz den Nachthimmel erhellte und die harten Tropfen auf seine Augen schlugen.
    Seine braunen Kleider waren hoffnungslos durchnässt, ebenso der weiße Poncho. Der Mann schaute hoch zum Mond, als plötzlich eine quietschige Stimme die gespenstische Atmosphäre unterbrach, die das Unwetter mit der Zeit verursachte.
    „Verdammt, Saigo!! Ich hab Schiss!!!“
    Saigo zog reflexartig, aber mit Ruhe eine grüne Kugel unter seinem Poncho hervor. Seine Antwort existierte nur in seinem Kopf, ebenso wie die Stimme.
    „Denkst du im Ernst, die Nussschale hier geht unter?“
    „Aber NEIN!! Wie könnte ich auch?!? Etwa nur, weil dieses Schiff „Tote Ente“ heißt?! Oder, weil der Kapitän schläft, während er uns durch diesen Sturm lenkt?!?! Oder etwa, weil er der einzige ist, der bei diesem verschissenem Mistwetter schlafen kann?!?!!!“
    Ein Donnerschlag ließ die Stimme kurzzeitig verstummen, als die Tote Ente mal wieder einen besonders hohen Sprung über eine Welle machte, kurz bis zur Hälfte untertauchte, dann aber sofort wieder aus dem Wasser flutschte.
    „Erik ist ein fähiger Kapitän, außerdem hat die Ente schon Hunderte Stürme heil überlebt.“
    „Soweit, so gut. Aber das ist keine Begründung, sich bei 30 Tonnen Wasser pro Meter aufs Deck zu setzen!!!!!“
    „Ich mag dieses Wetter, Greel. Außerdem kann es dich ja nun als Letzten interessieren.“
    „Aber ich hasse es doch so, meinen Wirtskörper sterben zu sehen!“
    „Sind wir heute wieder besonders charmant? Warum diskutiere ich eigentlich mit einem Irren?“
    Irre erkennt man am Besten an der Art, wie sie „Ich bin nicht irre.“ sagen.
    „Ich bin NICHT irre!!!!!!!!“
    Das Gespräch stoppte abrupt, als die Melodie erklang. Die Noten zerfetzten die Ruhe regelrecht und schoben das Toben des Sturms in den Hintergrund. Saigo riss seine Augen auf und warf sich vor Schmerzen auf den Boden. Das letzte, was er sah, war endloses weiß.
    Es hatte keine Wände und er schwebte schwerelos darin. Dann erklang die Stimme eines jungen Mädchens, aber dennoch so surrend, dass es unheimlich klang.
    „Hallo, Saigo, mein Kleiner!“
    Sein Kopf dröhnte. Ein paar Sekunden länger diese Musik und er wäre wahrscheinlich zerbrochen.
    „Oh, die Chefin höchstpersönlich? Was verschafft mir die Ehre?
    Vor ihm materialisierte sich die Gestalt eines kleinen, vielleicht acht Jahre alten Mädchens, das sich in einen langen, schwarzen Umhang geworfen hatte. Sie hatte schwarze Haare, die ihr bis zu den Füßen gingen, gespickt mit vielen kleinen, weißen Strähnchen. Ihre Augen waren weiß und in ihren zarten Händen trug sie ohne Probleme eine reich verzierte und geschwungene Sense, von der sie leicht um einen Meter überragt wurde. Auch sie schwebte.
    „Ach, weißt du, hier oben ist es ja sooo langweilig und die Schwestern streiten den ganzen Tag nur rum, da dacht ich mir, ich nutze gleich die nächste Möglichkeit und plaudere ein Wenig mit dir!“
    Saigo hasste Sarkasmus, aber wenn sogar sie ironisch wurde, hätte er innerlich platzen können.
    „Außerdem hattest du gerade einen Herzinfarkt, das hatten wir seit, was weiß ich wie langer Zeit nicht mehr!“
    Die Musik, die ihn umgebracht hatte, dröhnte noch immer in Saigos Ohren. Er hatte vor vielen Jahren sein Gedächtnis verloren. Die Melodie hatte ein Leck in die sonstige Gedankenleere in seinem Kopf gerissen und nun strömten einige ungeordnete Erinnerungen heraus. Es waren die Ersten seit vielen, vielen Jahren.
    „Lass uns keine Zeit verschwenden, du müsstest doch am Besten wissen, das nichts unendlich ist. Lass mich für immer hier oder schick mich gleich zurück.“
    „Aber, Saigo! Wenn du mir nicht mal zuhören möchtest, bist du es wohl, der unendlich ist!“
    In seinen Erinnerungsfetzen sah er Personen, oder besser gesagt ihre Silhouetten. Sie waren im Schatten und es waren viele. Aber keine war deutlich genug.
    „Lass die einfallslosen Scherze. Ich will wieder zurück.“
    Das Mädchen schaut empört.
    „Das sind ja mal ganz neue Töne! Früher war es lustiger, du hast jedes Mal einen Heidenschreck gekriegt! Es gab auch mal Zeiten, da hast du mich angebettelt, hier zubleiben!“
    „Muss lange her sein. Könnte mich nicht erinnern.“
    Im Hinterkopf hatte er noch immer die Melodie.
    „Du bist ein Sturkopf! Aber jetzt mal im Ernst: Ich lass dich nun wieder runter und du bist in der nächsten Zeit etwas aufmerksamer, denn die Ewigkeit gibt’s für dich gratis, den Tod musst du dir schon verdienen!“
    Als er den letzten Satz verarbeitet hatte, war es zu spät, um zu reagieren. Die Regentropfen, die nun wieder in sein Gesicht fielen, waren ein erster Beweis dafür. Auch die Musik hörte er nun wieder und musste sich zusammenreißen, um nicht noch mal abzukippen. Und spätestens Greels kreischende Stimme zog ihn zurück in die Realität.
    „AAARGGGHHH!!!!! Du bist schon wieder verreckt!!!! Lass den Scheiß!! Das ist doch nur Musik!!!“
    Die Noten drangen wieder in seinen Kopf ein und trugen einige Brocken vom Dreck vor seinen Erinnerungen ab. Er versuchte, die Bilder, die nun darin eintrafen, zu sortieren, aber es war aussichtslos. Sie blieben namenlos. Das Lied war schön. Es hätte auch dem Verzweifelsten am Rand einer Klippe noch Hoffnung gegeben. Saigo wäre gerade deshalb gesprungen. Er kannte die Noten, und er summte wie im Reflex mit, aber es war wie eine Folter. Die Musik hatte er bestimmt schon tausend mal gehört, aber sein Gehirn gab keines seiner Geheimnisse frei. Als er sich an die Pein gewöhnt hatte, schaute er auf, um den Ursprung des Liedes herauszufinden. Es war nicht schwer. Eine Etage unter ihm, direkt unter dem zusammengerolltem Segel saß eine Frau. In ihrem dunklen Mantel war sie unauffällig, aber ihre mittellangen silbrigweißen Haare glänzten im Mondlicht. Ihre Haut war sehr dunkel und ihre dünnen Finger glitten behutsam über ein Banjo. Dabei lächelte sie. Es war weder ein gestelltes Lächeln, noch war es aus Glück. Saigo sah auf den ersten Blick, dass dieses Mädchen immer lächelte, aus reiner Lebensfreude. Als die Melodie nach einigen Minuten verklungen war, atmete Saigo aus. Die Schmerzen hatten mit der Zeit nachgelassen, auch der Erinnerungsfluss war gestaut, aber er konnte seinen Platz nicht verlassen, denn die Töne schienen ihn zu lähmen. Der Mond schien an diesem Tage unnatürlich rot. Die Frau schien nun zu schlafen und auch Saigo ging auf seine Kajüte, gefolgt von Greels Kreischen und Schreien. Solange Greel schrie und kreischte, konnte er gut schlafen, denn dann war alles in bester Ordnung.

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    Thanks!!!

  2. #2

    Re: Lesestoff!!

    Zitat Zitat
    Original geschrieben von La Cipolla
    Irre erkennt man am Besten an der Art, wie sie „Ich bin nicht irre.“ sagen.
    :lolx:

  3. #3
    Sehr schöner Anfang für eine epische Geschichte. Ich warte auf den Rest

  4. #4
    Thanks! Ich glaub, wenn keiner geantwortet hätte, wär ich irgendwo runtergesprungen!
    Naja, das da oben war der Anfang des 1. Kapitels, den Prolog und den Rest vom ersten durck ich noch mit ab.Prolog

    Das kleine Mädchen weinte. Es war ein schöner Sommermorgen und sie ging mit ihrer Mutter im Wald jagen.
    „Mama, müssen wir die armen Tiere eigentlich immer töten, ich finde das grausam!“
    „Aber Kanashi, Kleines, von was wollen wir uns denn ernähren, wenn wir nicht gelegentlich ein wildes Tier erlegen?“
    Das Mädchen weinte wieder. Die Sonne strahlte durch die Wolkendecke und zauberte hübsche Schattenspiele über die Gesichter der beiden Frauen. Kanashi war vielleicht 6 oder 7 Jahre alt, und ihr Gesicht war mit Tränen überlaufen. Ihre braunen Haare waren an beiden Seiten zu dicken Büscheln zusammengebunden und sie trug weite Sachen, die über ihren Armen und Beinen einige Zentimeter im Matsch hingen. Ihre Mutter hatte ein auffällig hübsches Gesicht und trug einen weiten, braunen Mantel über ihrer Lederausrüstung. In der rechten Hand hielt sie einen mehrmals in sich selbst verschlungenen, länglichen Holzstab. Über den Beiden schwebte eine kleine Fee, die einen besorgten Blick auf Kanashi warf.
    „Guh traurig, wenn Kanashi ist traurig! Kanashi soll nicht weinen!“
    Die Fee war etwa 15 cm groß und bestand hauptsächlich aus Knubbeln. Auf ihrer Stirn funkelte ein Edelstein in der Sonne. Das Mädchen rang sich ein klägliches Lächeln ab und schloss wieder zu ihrer Mutter auf, die bereits einige Meter weiter vorne stand und durch ein Dickicht von Büschen und Pflanzen schaute.
    „Wir werden hier eine Rast einlegen, Shi. Du bleibst am Besten hier und bereitest schon mal die Feuerstelle vor, während ich und Guh Feuerholz sammeln.“
    „Guh möchte auch hier bleiben!“
    Kanashis Mutter lächelte und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn.
    „Natürlich kann Guh auch hierbleiben, aber wenn Jemand unsere kleine Kanashi überfällt, muss Guh sie beschützen!“
    Die Fee grinste und drehte einige Runden um die Beiden.
    „Guh Kanashi immer beschützen werden, solange Guh hier, keine bösen Menschen werden Kanashi überfallen!“
    Dann verschwand Kanashis Mutter im Schatten der Bäume und ihre Tochter schaute ihr noch einige Zeit nach. Als sie aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, wich der traurige Blick aus Kanashis Augen und sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Die Fee schwebte einige Zentimeter vor ihrem Kopf und schaute nachdenklich.
    „Guh versteht Kanashi nicht! Warum ist Kanashi nun nicht mehr traurig?“
    Das Mädchen schaute provokativ und hob ihr Kinn überheblich.
    „Du dumme kleine Fee kannst uns Menschen doch gar nicht verstehen, warum schwirrst du eigentlich auch immer in der Nähe meiner Mutter herum?“
    „Will Kanashi mit Tränen ihre Mutter traurig machen? Wenn Kanashi traurig , ihre Mutter auch traurig, Kanashi das müssen gemerkt haben! Kanashi darf nicht weinen, wenn sie nicht ist traurig!“
    „Sei leise!“ zischte das Mädchen und schaute Guh scharf an.
    „Oder Kanashi etwa neidisch auf Guh, weil Guh auch freundlich zu Mutter ist?“
    „Du sollst deinen Mund halten!“ Sie ballte ihre Hände zu Fäusten.
    „Aber Kanashi nicht müssen neidisch sein, Kanashi und Guh können Freunde von Kanashis Mutter sein!“
    „Wenn du nicht sofort leise bist, röste ich dich auf einer leichten Flamme!“
    „Aber Guh will Kanashis Mutter doch nur beschützen, damit Kanashi und Mutter glücklich sind!“
    Kanashi holte mit ihren kleinen Fäusten aus, aber die Fee schwirrte problemlos bei Seite und schaute sie an. Kanashi schrie.
    „Meine Mutter braucht nicht die Hilfe einer kleinen, dicken Fee! Sie kann sich gut alleine beschützen und sogar mächtige Magie beschwören! Verschwinde doch, du Kobold!!“
    Ihre Bemühungen, Guh zu treffen, waren aussichtslos, und die kleine Fee schaute traurig, während sie sich hinter einem großen Baum versteckte. Kanashi kochte innerlich. Sie stampfte zu einem abgeschlagenen Stein und setzte sich unsanft darauf. Dann drehte sie sich mit verschränkten Armen entgegen der Richtung, in die Guh geflohen war und schaute selbstsicher zu einem unsichtbaren Punkt am Boden, an dem unter ihrem Blick wahrscheinlich die nächsten zwei Jahre kein Gras mehr gewachsen wäre. Nach einigen Minuten kam ihre Mutter aus dem Wald, mit einigen stabilen Hölzern in den Händen.
    „Was ist denn los, Shi? Wo ist denn Guh und warum ist die Feuerstelle noch nicht gemacht?“
    „Aber, Mama! Das ist nicht meine Schuld, Guh wollte nicht mithelfen und ist auf einmal im Wald verschwunden!“
    Ihre Mutter stützte ihre Arme auf ihre Hüften und blickte analysierend auf das Mädchen herab. Ihr nächster Blick galt der Stelle im Wald, zu der Kanashis Finger krampfhaft zeigte.
    „Das ist eigentlich gar nicht ihre Art. Ich werde lieber mal nachschauen!“
    Kanashi schreckte zusammen.
    „Aber, Mama, das wird nicht nötig sein, die kleine Motte hat bestimmt ihre Gründe! Du kannst sicher hier bleiben!“
    Ihre Mutter schaute skeptisch, setzte sich dann aber neben ihre Tochter und strich ihr durchs Haar.
    „Vielleicht hast du recht. Ich sollte sie nicht unterschätzen, immerhin ist Guh schon vier mal so alt wie ich!“
    Beide lachten und begannen, eine Holzpyramide aufzustellen. Nachdem Kanashi mehrmals krampfhaft versucht hatte, das Feuer anzuzünden, was letztendlich in einem Wutausbruch endete, entnahm ihr ihre Mutter sanft die Feuersteine und schlug sie routiniert gegeneinander. Es sprangen Funken, aber das Feuer entzündete sich nicht.
    „Tja, Shi, das Holz ist wohl zu nass, da können wir das Feuer vorerst vergessen, bis wir bessere Hölzer gefunden haben!“
    Am Himmel zogen Wolken vor die Sonne, die so schwarz waren, das man das heraufziehende Unwetter förmlich spüren konnte.
    „Ich denke, hier gibt es bald einen Wolkenbruch, wie sollten uns schleunigst nach Hause machen! Ich hoffe, Guh kommt noch rechtzeitig an.“
    Kanashi und ihre Mutter rannten los. Als die ersten Tropfen fielen, hatten sie noch nicht einmal ein Drittel des Weges hinter sich und nach wenigen Minuten waren ihre Haare und ihre Kleider so stark durchnässt, dass ihnen die Schritte noch schwerer wurden. Ein Blitz zuckte vom Himmel hinab und Kanashi blieb abrupt stehen. Ihre Mutter quälte sich ein Lächeln von der Wange.
    „Aber Shi! Das ist doch nur ein Blitz, er ist...“
    Auch sie stoppte abrupt, als sie dem entsetzten Blick, den Kanashi in die Dunkelheit warf, folgte. Mitten auf dem Weg stand ein Mann. Aber sie hätte schwören können, er wäre vor einigen Sekunden noch nicht dort gewesen. Sein Erscheinungsbild war merkwürdig. Trotz des starken Regens trug er nur einige Ketten und Ringe, sowie eine lange, weite, blaue Hose, die in einem großen, schwarzen Ledergürtel endete. Sein Oberkörper war muskulös und seine hellblauen Haare hingen in einer durchgehenden Richtung über seinen leuchtenden Augen. Und er war absolut trocken. Keiner der abermillionen Regentropfen schien ihn getroffen zu haben, denn selbst der Regen schien einen weiten Bogen um ihn zu machen. Seine nach oben spitz zulaufenden Schuhe verdrängten die Wasserpfützen, als er sich langsam auf die Beiden Frauen zubewegte. Als seine Stimme erklang, drückte sich Kanashi an das Hosenbein ihrer Mutter und begann zu weinen.
    „Ich hörte eine... seltsame Geschichte..., die mich... bewegte, aber zugleich auch... interessierte!“
    Jeder seiner vibrierenden Sätze war durch einen stillen Schritt begleitet.
    „Es ging um... Outlaws,... Gesetzlose,... aber es waren keine... gewöhnlichen Outlaws... . Sie waren nicht dafür berüchtigt, vorüberziehenden Kaufleuten... die Kehle zu durchtrennen und ihr Geld zu... Rauben... nein. Sie waren... berühmt, weil... sie Feuerbälle oder... Eisblitze beschworen, um zu... überleben... .“
    Kanashis Mutter schaute entsetzt.
    „ Wer zur Hölle bist du?!“
    Der Fremde ignorierte ihre Frage.
    „Ich stellte... Nachforschungen an. Und ich fand etwas sehr... interessantes... . Eine Prophezeiung... Eine Prophezeiung, die hier... genau in diesem Wald an die Menschen ....gegeben wurde. Allerdings ist das... schon 280 Jahre her... und geschah etwa am Ende des Krieges... mit den Untoten, der damals hier... seine Entscheidung fand... . Aber das ist... vorüber..., und heute existieren nur noch... Aufzeichnungen.... des Inhalts der... Prophezeiung... . Leider konnte ich nichts über diesen... Inhalt... herausfinden! Also was.... scheint da näher, als sich an den... Ort des Geschehens zu... begeben?“
    Nun befand er sich nur noch ein paar Meter vor den Beiden und schaute Kanashis Mutter an.
    „Sie haben... keinerlei magische Aura... . Was wird das wohl... bedeuten? Eine... hübsche Frau überlebt nicht... lange in einem Wald, der dafür... berühmt ist, mit Gesetzlosen nur so... gespickt zu sein... .“
    Kanashi wunderte sich, hatte sie ihre Mutter doch schon oft mit elementarer Energie spielen sehen.
    „Wir können weder zaubern, noch weiß ich sonst was über irgendeine Prophezeiung! Hau ab!!“
    Der Fremde drehte seinen Kopf zu Kanashi, als würde er ihre Gedanken lesen.
    „Und selbst wenn, dürfte es... schwer sein, ein Kind zu... ernähren... . Ich.... verlasse euch sofort, möchte ich doch aus reinem... Interesse... nur wissen, wo die Aufzeichnungen der... Prophezeiung sind... . Ich denke, auch dieses... grässliche Wetter könnte ich dann... zurückrufen... .“
    „Mama, von was redet der Junge?“
    Kanashis Mutter schaute nervös um sich, als würde sie etwas bestimmtes suchen.
    „Und wieso möchtest du das wissen?“
    „Nun... ja. Ich bin halt nur ein wenig... interessiert! Oh, das Wetter wird... heftiger... .“
    Über den beiden Frauen stobten die Wolken dichter beisammen und der unnatürlich starke Regen begann, auf Kanashis Haut zu brennen.
    „Mama? Warum tust du nichts? Der Regen schmerzt! Mach, dass er aufhört!“
    Ihre Mutter schaute ernst und ihr Blick kreuzte den ihres Gegenübers.
    „Deine... Tochter... leidet! Die Natur kann schrecklich... brutal sein, nicht... wahr?.“
    Der starke Wolkenbruch wurde langsam aber sicher zu einem Wasserfall, der sich über Kanashi und ihrer Mutter ergoss und sie zu Boden drückte. Plötzlich zog die großgewachsene Frau einen Dolch aus ihrem Ärmel und bewegte sich trotz des Wassers, das nun kaum noch Luft zum Atmen ließ, blitzschnell zu ihrem verdutzten Gegner, der vor Überraschung wie gelähmt war. Die Waffe drang tief in den Bauch des Mannes, aber dieser lächelte nun. Schneller, als Kanashis Mutter reagieren konnte, zerfloss seine Gestalt und hinterließ nur eine Pfütze auf dem Boden. Kanashi verstand die Situation nicht. Weder der plötzliche Wolkenbruch, noch die Tatsache, dass ihre Mutter einen rein unmagischen Angriff verwendete, waren ihr begreiflich. Der Regen formte direkt hinter der immer noch überraschten Gestalt ihrer Mutter die Silhouette des Blauhaarigen. Dann ging alles ganz schnell. Sie drehte sich, aber er bewegte seine rechte Hand mit einer unnatürlichen Geschwindigkeit direkt durch ihren Körper. Als Kanashi ihren Mut zusammennahm und ihre Augen öffnete, sah sie ein Bild, das sie ein Leben lang verfolgen würde. Kanashis Mutter stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben und als der Angreifer seinen Arm zurückzog, fiel ihr lebloser Körper reglos zu Boden. Das Blut ihrer schrecklichen Wunde, sowie die beachtliche Menge, die seinen Arm zierte, vermischte sich mit den fallenden Regentropfen und versickerte im Boden. Einige Sekunden lang passierte rein gar nichts. Guh kam aus einem Teil des Waldes und schrie. Aber das war Kanashi egal. Die Wut stieg in ihr auf und ihre Tränen durchbrachen den Regen. Der Mann schaute verdutzt auf die pummelige Fee, begann dann aber lauthals zu lachen.
    „Deine Mutter hatte... gerade... eine Pechsträne, habe ich recht?“
    „Kanashi!!“
    Guh schwebte über ihr und man konnte in ihrem Gesicht die gleiche Wut wie in Kanashis erkennen.
    Das Mädchen ignorierte die Fee.
    „Möchtest... du mir nicht sagen, wo die... Aufzeichnungen sind?“
    Die kleine Fee war auf einmal still. Sie hing regungslos in der Luft und der Kristall in ihrer Stirn leuchtete.
    Plötzlich schreckte der Angreifer zusammen. Etwas hatte sich verändert. Kanashi strahlte nunmehr vor magischer Energie und ihre dicken Tränen ätzten Löcher, wohin auch immer sie fielen. Ihre Augen flammten vor Wut und der Regen, der noch immer fiel, verdampfte knapp über ihr.
    Der Magier bewegte seine Hände kompliziert und Hunderte Wassertentakel schossen aus diesen, verbrannten aber sofort, als sie Kanashi erreichten. Er wurde panisch. Seine Hände bewegten sich nun nicht mehr so routiniert, aber trotzdem zog sich nach einer beschwörerischen Geste sämtlicher Regen zusammen und schoss auf das weinende Mädchen zu. Einen halben Meter vor ihr spaltete sich der Wasserstrahl und sauste in zwei verschiedene Richtungen weiter, wo er einige Bäume fällte und einen riesigen Stein zersplittern ließ. Kanashi schrie und eine Druckwelle aus eiskalter Luft ließ den Niederschlag erstarren. Durch das plötzliche Fehlen der Regengeräusche verbreitete sich eine gespenstische Stille über die von den Tropfen zerschabte Lichtung. Der Mann, dessen Augen im Dunkeln vor Furcht glühten, stand keuchend im Schatten der letzten Bäume. Als das kleine Mädchen kaum hörbar schluchzte, begann die Erde zu beben und der Fremde konnte sich nur durch einen kühnen Sprung davor retten, von einigen Erdbrocken zerquetscht zu werden.. Als er gerade wieder auf den Beinen war, spürte er heftigen Wind und sein rechter Arm entfernte sich sauber abgetrennt vom Rest seines Körpers. In Anbetracht der Wunde, die nun in einem roten Schwall explodierte, sprach er ruhig.
    „Nein... Ich sterbe... nicht... noch nicht.“
    Sein Körper zersprang in einer Wasserblase und verschwand knapp, bevor der nächste Windstoß ihn geteilt hätte. Kanashi drehte sich mehrmals wütend um, weinte dann aber um so heftiger, woraufhin sich eine Flammenaura von ihr aus verbreitete und auch die restliche Vegetation in der Nähe vernichtete. Mit einem letzten, starken Schluchzen fiel sie in einen tiefen Schlaf, in dem sie von bösartigen Träumen und Visionen geplagt wurde. Selbst dann noch liefen Tränen über ihr Gesicht, gefolgt von stillem, weichem Regen.

    Kapitel 1

    (Fortsetzung)
    ...
    Als er aufwachte, hatte sich der Sturm gelegt, nur die Regentropfen plätscherten noch auf das Deck des Schiffes. Aber es bewegte sich nicht. Das Schiff hätte eigentlich noch zwei Tage fahren müssen, doch nun stand es still. Saigo stand auf und ging über die Haupttreppe nach oben. Die Tote Ente lag in einem Hafen und der Grund dafür war abzusehen. Dort, wo unter normalen Umständen ein dicker Mast mit einem stolzem Segel gestanden hätte, war nun nur noch ein schwarzer, rauchender Stummel zu sehen. Es war noch dämmrig, aber die Sonne schob sich langsam über die Hügel. Erik, der Kapitän, stand mit verschränkten Armen am oberen Ende der Ausstiegsplanke und schaute wütend zu Saigo. Eigentlich war Erik immer wütend und es gab nur wenige Gäste, die sich über eine seiner „etwas rabiaten und mit viel Optimismus noch als ohne Rücksicht auf Verluste zu bezeichnende Fahrt“ (Zitat eines mutigen Gastes) beschwerten. Er erzählte immer von seinen großen Taten als Soldat in irgendeinem Krieg, der schon Jahrzehnte zurücklag, aber sein Alter war sowieso unbekannt. Saigo schätzte ihn auf neunzig, aber er sah noch aus wie etwa fünfzig.
    „Saigo, du kleiner Penner, wo steckst du, wenn man dich mal braucht?! So a vermaledeiter Blitz hat uns doch tatsächlich den Mast rasiert und du schläfst?!? Wenn du weiter mitfahren willst, leg dich nen Bisschen mehr ins Zeug!!!“
    „Entschuldigung, Erik, soll nicht wieder vorkommen.“
    Dieser Satz klang etwa so überzeugend wie die Möglichkeit, fliegende Kühe zu züchten.
    „Na jut, Kleiner, ich wills dir noch mal durchgehen lassen. Und jetzt ab in das Dorf hier, wir brauchen schließlich einen neuen Mast!“
    Saigo lief die Planke hinunter, stoppte dann aber und drehte sich noch einmal um.
    „Erik, wo sind die anderen Gäste?“
    „Das geht dich nen Scheißdreck an!!!!!“
    Saigo schaute ihn noch weiter an, er kannte Erik schon lange genug, um zu wissen, dass er nur manchmal seine Autorität durchsetzen musste.
    „Einige sind ins Dorf gegangen, der Rest ist noch hier.“
    „Danke.“
    Beide grinste ihn an und brach dann in Gelächter aus. Erik war Saigos einziger Freund, soweit er sich erinnerte, mal abgesehen von Greel. Aber Greel war Irre und eine Kugel aus Mondgestein, dessen Stimme nur er wahrnahm, womit er ausschied. Außerdem betrachtete Greel Saigo mehr als Mittel zum Zweck.
    Das Dorf war eigentlich ein kleiner Hafen mit einigen Häusern drumherum und um diese Tageszeit war es absolut menschenleer. Saigo bemerkte eine bedrückende Stimmung in der Luft, als er durch die Straßen ging. Es lag nicht an der Tageszeit, in den Häuser brannte meistens schon Licht, aber die Türen waren geschlossen. Plötzlich durchbrach ein Schrei die Stille, woraufhin die Vögel aufgebracht einen nahen Wald verließen und einige Türen verschlossen wurden. Als er in die Richtung rannte, wo er den Urheber des Rufes vermutete, konnte er Greel irre lachen hören. Dieses penetrante Ekel hatte ein verdammt gutes Gespür für Situationen, in denen es Probleme zu geben schien.
    Als Saigo den Ort erreichte, stockte sein Atem. Auf einem kleinen Marktplatz stand das Mädchen, welches er einige Stunden zuvor auf ihrem Banjo spielen gehört hatte. Sie war nicht allein, um sie standen locker zwanzig Gestalten, Männer, Frauen und auch Vermummte, die sie mit gezogenen Waffen anstarrten. Einige hatten Schwerter oder Pistolen, aber die Sammlung hörte dort bei Weitem nicht auf. Die Weißhaarige war anders. Ihre Augen hatten einen rötlichen Glanz und in ihrer Rechten Hand hielt sie einige Zentimeter über dem Boden einen Mann, der hilflos zappelte und schrie. Ihr Gesicht zeigte kein Anzeichen einer Empfindung und sie fixierte ihr Opfer, bevor ihre Faust die Magengrube des bemitleidenswerten Menschens traf und ihn gegen eine Wand schleuderte. Einige aus den Reihen der Angreifer bewegten sich auf sie zu. Saigo bemerkte etwas, was allen anderen nie aufgefallen wäre. Das Mädchen hatte keine feste Seele. Ihre Seele schwebte um ihren Körper und schien gegen etwas zu kämpfen. Saigo konnte Seelen von Menschen erkennen, aber wann er es gelernt hatte, konnte er nicht mehr sagen. Zu einem Körper gehörte aber eigentlich nur je eine Seele, die fest in diesem saß und nicht drumherum schwebte. So war es bei allen, so sollte es auch bei ihr sein. Die unnatürliche Kraft ihres zarten Körpers traf eine vermummte Gestalt am Kopf, woraufhin diese fiel und reglos liegen blieb, eine andere Frau mit einem Messer wurde einige Meter weit weg geschleudert, eh ihre Bewegungen stoppten. Eine Stimme in Saigos Unterbewusstsein meldete sich.
    „Saigo!! Wie kannst du nur zulassen, das sich diese armen Menschen gegenseitig verletzen? Dein guter Freund Greel würde dieses Problem gerne für dich beseitigen...“
    Die Seele der weißhaarigen Frau schien den Kampf gegen die andere, verschwommene Seele zu verlieren, sie strauchelte und auch ihr Körper bewegte sich. Das Mädchen rammte einem Mann ihre Hand in den Bauch, worauf dieser Blut spuckte und zusammenbrach. Sein Nebenmann verlor bei dem Versuch, die Angreiferin mit einer Hellebarde zu teilen, den rechten Arm und drehte sich schreiend auf dem Boden, bis ihr Fuß seinen Kopf traf.
    Saigos Herz schmerzte. Greels Herz machte Freudensprünge.
    „Greel?“
    „JAA?!? Kann ich?!? Kann ich?!? Kann ich?!?“
    „Keine Verletzten.“
    „W-w-wie Bitte?!!!?!“
    „Keine Verletzten oder gar nicht!“
    „Is ja Gut!!! Her damit!!!!!“
    Der Stein an Saigos Kette leuchtete grün und sein Gesicht änderte den Ausdruck. Von seinem ewig gleichgültigen Gesichtsausdruck war nicht mehr viel übrig, stattdessen nahm eine breiter, als Knochen und Haut es eigentlich zulassen sollten, über das Gesicht gespannte Fratze dessen Platz ein. Seine Wirbelsäule bog sich bis zum Limit und seine Hände waren wie Krallen angespannt. Er stand auf den Fußspitzen, als er einen irren, lauten Schrei ausstieß, der noch mehrere Sekunden am Himmel nachhallte. Einige der Menschen auf dem Platz schauten entsetzt in seine Richtung, andere zielten auf ihn.
    Saigos Körper schaute sich lachend um, als ein Schuss ertönte. Die zu Pranken geformten Hände bewegten sich mit einer übernatürlichen Geschwindigkeit, als Greel zwei Schusswaffen aus Saigos Poncho zog und mit gezielten Schüssen die auf ihn abgefeuerte Kugel sowie die Waffe des Angreifers zersplittern ließ. Die Waffen waren ungewöhnlich. Ihre Verarbeitung war glatt, aber sie waren mit seltsamen Ornamenten besetzt. Bei jedem Schuss surrten und vibrierten sie in Saigos Händen, bis Greel sie routiniert einmal um den Zeigefinger wirbeln ließ, worauf hin ein klacksendes Geräusch zu hören war. Das alles geschah in einer übermenschlichen Geschwindigkeit und wenige Sekunden später qualmten die Läufe der beiden Revolver. Viele Waffen waren zu Bruch gegangen, und auch die Gürtelschnalle eines verdutzten Mannes löste sich in ihre Einzelteile auf, woraufhin dieser die Flucht ergriff. Einige folgten seinem Beispiel. Das Mädchen schaute Saigos Körper an und ging dann auf ihn zu. Die seltsame, verschwommene Seele hatte den Kampf gegen das Mädchen nun beinah für sich entschieden und versuchte in ihrem Körper Platz zu nehmen. Ihr berechnender Blick hatte sich in ein mordlustiges Grinsen verwandelt und nun lief auch sie gebückt.
    „Genug, Greel.“
    „Och nöö!!!“
    Der Stein leuchtete abermals grün auf und Saigos Statur straffte sich wieder. Eh er die Kontrolle über seinen Körper vollends wieder erlangt hatte, trennte ihm das Mädchen eine Oberkörperseite mit ihren scharfen Klauen ab.
    „Whuahahaha!!! Das hast du nun davon!!!!!!! Ich wäre problemlos ausgewichen!!!“
    Das Blut verteilte sich auf dem Boden und die Menge gaffte unglaubwürdig, als Saigos verbliebener Arm mit einer enormen Wucht in ihren Magen fuhr, woraufhin sie bewusstlos zusammenklappte. Saigo schaute sie an, als sich seine Körperhälfte wieder regenerierte. Das Blut, das er verloren hatte, zog sich an den Stellen zusammen, wo es eigentlich hingehörte und die Wunden verwuchsen schnell. Der Körper des Mädchens hatte sich verändert. Überall waren lange, weiße Haare gesprossen, die sich nun aber wieder zurückbildeten. Auch die Klauen an ihren Händen und Füßen wuchsen wieder ein und ihre Pupillen zeigten nun wieder das gewöhnliche Schwarz statt dem Rot, das eben noch darin geglüht hatte. Die andere, rote Seele war verschwunden und ihre Eigene nun wieder an ihrem Platz. Der Mond glühte blutrot. Saigo hob die Bewusstlose problemlos an und kehrte den verdutzten Zuschauern den Rücken. Eine Stimme drang durch die Menschenmenge, begleitet von nervösem Flüstern.
    „Hey, du! Wer bist du?!“
    Saigo drehte sich um, versuchte aber gar nicht erst, den Herkunftsort der Stimme herauszubekommen. Greel führte mal wieder einen Monolog.
    „Ich bin der sechzehnäugige Nasenbär, ihr Vollidioten!!!! Wenn ihr nicht euer Maul haltet, komme ich und fresse eure Weihnachtsbäume!!!!“
    „Es ist irrelevant. Spätestens in einigen Jahren interessiert es euch nicht mehr und ihr werdet es vergessen haben.“
    Mit diesen Worten verschwand Saigo in der Dunkelheit und niemand wagte, ihm zu folgen. Sein Schlag war reine Betäubung gewesen und das Mädchen sollte ihr Bewusstsein langsam zurückerhalten. Aber sie regte sich noch immer nicht. Als er beunruhigt stehen bliebt, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Die Weißhaarige war in seinen Armen eingeschlafen und ihr gleichmäßiger Atem streifte sein Gesicht. Nun lächelte sie wieder, selbst im Schlaf.
    „Saigo!!! Gaff die Göre nicht so an, da krieg ich ja Schiss!!“
    Saigo ging weiter Richtung Hafen. Er hatte ein ungutes Gefühl. An einer Straßenecke blieb er im Schatten stehen, denn zwei alte Männer saßen auf der anderen Seite eines Fensters und unterhielten sich.
    „Sie haben wieder eins angesteckt.“
    „Kein Wunder, wenn immer wieder irgendwelche Idioten hier anlegen. Haben sie die Besatzung wieder ertränkt?“
    Saigo stockte der Atem.
    „Nein, ich glaub, diesmal haben sie die armen Schweine in die Stadt gebracht, und was dort mit ihnen passiert, will ich lieber nicht wissen!“
    Die Beiden kicherten schadenfroh, aber Saigo schlich schon wieder lautlos Richtung Hafen. Schon nach einigen Metern stieß im dicker Qualm in die Nase und er ging schneller. Als er das Schiff erreichte, konnte er nur noch resigniert mit ansehen, wie die Tote Ente langsam in einem flammenden Inferno verbrannte. Wäre noch jemand an Bord gewesen, so würde er jetzt nicht mehr imstande sein, das Boot in einem Stück zu verlassen. Schmerz erfüllte Saigo. Die Tote Ente hätte ein besseres Ende verdient. Als er einige Stimmen aus einer Seitenstraße hörte, kletterte er mit der Hand, mit der er nicht das Mädchen trug, an einer Regenrinne auf ein Haus und verließ die Stadt, ohne das jemand auch nur einen Schimmer einer Ahnung gehabt hätte.


    Das war falsch. Irgendjemand hatte immer mehr, als nur einen Schimmer Ahnung. Das kleine Mädchen mit dem schwarzen Umhang und der Sense grinste, als sie sah, wie Saigo mit dem weißhaarigen Mädchen in den Armen erst die Stadt verließ und dann nach einigen Kilometern im Dickicht eines Waldes verschwand. Sie schaute auf zwei große Statuen neben ihr. Die eine zeigte einen Mann, muskulös, mit einer Toga und drei Augen auf der Stirn. An seiner Seite hing ein großes Schwert und obwohl seine Hautfarbe sehr dunkel war, schien er einen weißlichen Glanz abzugeben. Die andere Statue zeigte eine Frau um die dreißig, mit nur einem Auge auf der Stirn, schwarzen, wirren Haaren und schneeweißer Haut. Sie trug ebenfalls eine Toga, aber in schwarz und auf ihrem Rücken hing eine Lanze. Beide Statuen waren von unten her mit grauen Ranken überwachsen, die sich nach oben hin lüfteten. Und die Beiden schauten sich an. Die Blicke, die sich streiften, verliehen den Statuen eine gewisse Lebhaftigkeit und sie schienen auf etwas zu warten. Eine rundliche Frau mit blauen, kurzen Haaren und orangenen Kleidern, die sie noch pummeliger erschienen ließen, betrat den Raum und klatschte in die Hände.
    „Na, Vita, ist es endlich so weit?“
    „Bald, meine Liebe, bald!“
    „Wo sind denn die anderen? Ich hab sie heute noch nicht gesehen.“
    „Wo Chrono ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber die Schwestern machen unten irgendwas.“
    Eine Redepause stellte sich ein, als die beiden Frauen auf die Statuen schauten.
    „Wird ja auch langsam mal fällig, zweihundertachtzig Jahre sind eine lange Zeit, ich vermisse die Beiden schon!“
    „Ich auch, Desitia, ich auch.“


    Es war noch recht früh am Morgen, und selbst die Outlaws im Wald von Amunielle schliefen noch. Plötzlich brach eine Gestalt aus dem Dickicht, ein großes Breitschwert in den Händen und ein herausforderndes Lächeln im Gesicht. Einige Bäume fielen hinter ihr zu Boden.
    „Na, Rakuda? Wie viele hast du schon?“
    Die Sonnenstrahlen wurden gebrochen, als von einer Baumkrone eine andere Gestalt hinabstach. Sie landete lautlos auf der Erde, ebenfalls ein Lächeln im Gesicht, und in der Rückhand ein Katana.
    „Hab nicht so die große Fresse! Du hast doch selber noch keins, hab ich recht, Raion?!“
    Die beiden Männer standen sich gegenüber. Raion trug eine dicke, graue Hose mit Metallschienen darüber, eine weiße Lederrüstung mit den selbigen, sowie eine große Hülle für sein Breitschwert auf dem Rücken. Seine Haut war hell und seine braunen Haare gerade und kurz geschnitten. Rakuda dagegen trug eine schwarze Lederhose mit vielen Taschen, sowie eine dicke braune Weste und einen breiten Gürtel, an dem eine Schlaufe für seine Waffe befestigt war. Seine Haare hingen in langen, braunen Strähnen über einem schwarzem Stirnband und seine Haut war dunkler als Raions. Beide waren ungefähr zwanzig Jahre alt. Rakuda schaute sein Gegenüber provokant an.
    „Welches Großmaul hat der ältesten Tochter des Grafen gestern denn vorgelabert, er könne zwanzig Eber in fünf Sekunden fangen und schlachten?“
    „Und wer ist dann mit ihr im Hinterzimmer verschwunden, als das Dinner beendet war?“
    „Das ist ne andere Geschichte!“
    Die beiden grinsten und sprangen zurück in den Wald. Raion hinterließ auf seinem Weg einen Pfad der Verwüstung, denn was seinem Breitschwert in den Weg kam, konnte seine Zukunftspläne vorerst streichen. Rakuda schwebte nahezu durch die Büsche, wich den kleineren Hindernissen aus und verwendete die größeren als Trittbretter. Seine Füße berührten den Boden kaum. Die Beiden merkten nicht, dass sie beobachtet wurden. Eine Frau, für menschliche Augen unsichtbar, schwebte über dem Wald und schaute auf die Geschehnisse herab. Ihre Haut hatte einen grünlichen, transparenten Ton und ihre langen Haare waren mehrmals um sich selbst geschwungen und erinnerten ein wenig an ein Wurzelmuster. Ihr Blick war weise und ihr Körper war ihre einzige Bekleidung. Hinter ihr versteckte sich eine andere Person, mit schüchternem Blick und weißer, durchsichtiger Haut. Ihre Haare waren absolut gerade nach unten gerichtet und ihr Körperbau war besser ausgeprägt als der ihrer Nachbarin. Nun erschienen auch zwei andere Figuren, eine mit roter Haut, Haaren, die zu brennen schienen und einem besonders schadensfroh ausgeprägtem Lächeln, mit der sie ihr Gegenüber fixierte. Diese schien kleiner als die anderen Drei, auch erinnerte ihr Gesicht ehr an ein Kind und sie machte ein beleidigtes Gesicht, wobei sie versuchte, den Blicken der Roten auszuweichen. Ihre Haut schimmerte blau und ihre Haare hatten große Locken.
    „Fuoco, du bist Böse! Hör auf, so gemein zu gucken!“
    Das Mädchen mit der roten Haut schwebte auf die kleine zu und lächelte bösartig.
    „Aber, Acqua, meine kleine Lieblingsgöre! Hab ich dir nicht beigebracht zu schweigen, wenn Erwachsene reden?“
    „Ich bin genau so alt wie du!!“
    „Was kann ich denn dafür, wenn du mit dreitausend Jahren immer noch so aussiehst, wie ich schon mit fünfzig nicht mehr? Hahahaha!“
    Beide ballten ihre Hände zu Fäusten und knurrten sich an. Die Frau mit der grünen Haut ging dazwischen und schaute böse.
    „Muss ich euch etwa schon wieder erinnern, das wir hier etwas vor haben?“
    „Aber Terra! Lass die Beiden doch, wenn sie der Meinung sind,... das hier ist unwichtig...“
    Das Mädchen mit der weißen Haut wurde sofort verlegen, als Fuoco sich zu ihr umdrehte und lächelte.
    „Das ich das noch erleben darf! Unser Mauerblümchen Aria hat eine eigene Meinung? Hahaha!“
    Während sie lachte, hielt sie sich einen Handrücken vor den Mund, spreizte die Finger der anderen so weit wie möglich weg und schaute in die Luft. Sie musste diese Pose geübt haben. Das „Mauerblümchen“ schaute böse und verlegen zugleich.
    „Ja... Auch ich habe eine... feste Meinung! Und du bist... äh... gemein!“
    „Oh, jetzt kommen wohl die besonders harten Beleidigungen? Hahahaha!“
    Terra drehte sich weg und hielt sich resigniert eine Hand vor die Stirn. Dann schwebte sie den beiden Jungen hinterher und die anderen folgten ihr unauffällig, während sie sich gegenseitig böse Blicke zuwarfen. Im Wald war es wieder ruhig geworden. Ein Eber stand auf einer Lichtung und knabberte an einigen Kastanien, als plötzlich aus zwei verschiedenen Seiten des Waldes Schwerter herabbrausten und über ihm aufeinander schlugen. Das Schwein quiekte in Panik und war kurz darauf mit einer unnatürlichen Geschwindigkeit im Wald verschwunden.
    „Ich war zuerst hier, mein Freund! Tut mir leid für dich!“
    „Das kannst du dir sonst wo hin schmieren, nur wegen dir haben wir immer noch kein saftiges Frühstück.“
    „Dann wird’s aber langsam Zeit!“
    Das durchsichtige weiße Mädchen schaute angestrengt.
    „Sie haben wirklich komplett gegensätzliche Auren, ich versteh das nicht ganz...“
    Fuoco schaute ein wenig skeptisch zu Aria.
    „Müssten sie nicht den ganzen Tag damit beschäftigt sein, sich zu prügeln, wenn ihre Auren so unterschiedlich sind, wie du es uns hier weißmachen willst?“
    Terra schaute auf die Lichtung.
    „Du siehst doch selbst, das es so ist! Ich verstehe es zwar auch nicht, aber wer weiß?“
    die kleine Acqua meldete sich zu Wort.
    „Sagt man nicht auch „Gegensätze ziehen sich an?““
    Fuoco ließ einen abfälligen Blick auf sie herab.
    „Hahaha! Du bist wirklich ein dummes, kleines Ding! Wenn es so wäre, würde es dann GEGENSÄTZE heißen?“
    „Du hast wohl recht, Gegensätze ziehen sich nicht an, sonst würdest du dich wohl gut mit einer klugen Person wie mir verstehen, hab ich recht?“
    Die Beiden ballten wieder ihre Fäuste und knurrten sich an.
    „Bitte, Mädels, könnten wir nicht einmal unsere Ehre als Elementargötter wahren und jetzt sachlich beraten, was nun passiert?“
    Fuoco und Acqua schauten verdutzt zu Terra.
    „Du siehst doch, das die dort nicht geboren wurden, um sich gegenseitig umzubringen, oder sieht es etwa so aus?“
    Raion und Rakuda fochten gerade eine Runde Schere, Stein, Papier aus, lachten dann laut und verschwanden in verschiedenen Richtungen im Wald. Aria schwebte in die Mitte.
    „Erinnert ihr euch noch genau an den... Wortlaut?“
    Fuoco und Acqua schauten äußerst skeptisch zu Aria, von der der intelligente Kommentar kam, als Terra den Text gelangweilt rezitierte.

    Er führt durch ein Tor,
    der Weg in die Zukunft,
    dem Paradies auf Erden,
    wo alle Menschen gleich
    und ewig friedlich werden.
    Der letzte Kampf entbrennt
    An den himmlischen Toren,
    gesäumt der Weg von Toten,
    denn ein Schlüssel ist nur da,
    und dieser eine ist zu wenig
    für zwei dieser Pforten.

    Allein in Terras Mine konnte man folgenden Satz ablesen:
    Wir haben diesen dümmlichen Kinderreim schon mindestens dreißigtausendmal gelesen, warum denkst du, gerade jetzt etwas zu finden, was allen anderen bisher verborgen geblieben ist? Aria zuckte mit den Schultern und setzte eine unschuldige Mine auf. Acqua schwebte zu ihr.
    „Hör auf, dich hier wichtig zu machen, wenn du am Ende doch keine Ahnung hast!“
    „Hahahaha! Das sagt die Richtige, du bist doch auch nicht viel besser, du vorlaute Göre!“
    „Hör auf, mich eine Göre zu nennen, du Schandmaul!“
    Fuoco, Acqua und Aria schauten sich knurrend an, während Terra überlegte.
    „Vielleicht ist der „Schlüssel“ nur noch nicht hier?“
    Die drei anderen Göttinnen vergaßen kurzzeitig ihre Streitereien und drehten sich verdutzt zu Terra um. Fuoco schaute gelangweilt.
    „Aber, große Schwester! Wir haben doch vor nicht allzu langer Zeit von Desitia und Chrono erfahren, das er erschienen ist!“
    Acqua stützte sich auf dem Kopf der Flammengöttin ab und drückte sie so zwangsweise nach unten.
    „Vielleicht ist er schon da, aber das bedeutet ja noch nicht, das er schon entdeckt wurde!“
    „Sie hat recht... Vielleicht ist er gerade erst geboren und es dauert noch mal viele Jahre, bis es endlich los geht...“
    Terra schaute überlegend.
    „Mal nicht gleich den Teufel an die Wand, meine Liebe! Vielleicht ist der Schlüssel auch nur noch nicht hier? Ich denke, mit der Zeit werden wir schon eine Lösung finden!“
    „Erzähl das lieber nicht Chrono, er hasst es, wenn man die eigenen Probleme auf ihn schiebt. Wir sollten der Kleinen unten lieber auftragen, die Menschen dort im Auge zu behalten!“
    Die Schwestern grinsten und schauten dann wieder zu den beiden jungen Männern, die nun jeder mit einem fetten Schwein auf dem Rücken durch den Wald in Richtung des Gebirges liefen. Raion schaute hinauf zum Gipfel.
    „Ich wette, dieses Schwein hier macht mich satter, als es ein Festmahl bei meinem Vater es jeh geschafft hätte!“
    „Kein Wunder, dort ist ja soviel Vernunft, das sogar ich gestern überlegt habe, Messer und Gabel zu verwenden!“
    Raion schaute Rakuda vorwurfsvoll an.
    „Du warst gestern der Einzige, der sein Kalbsfilet mit den Fingern gegessen hat, die ganzen Lords und Ladies haben dich schief angeguckt. Sogar deine Mutter hat ausnahmsweise Besteck verwendet!“
    „Tina hatte nichts dagegen!“
    Raion überlegte.
    „Und wer ist nun wieder Tina?“
    „Die Tochter des Grafen!“
    Rakuda lächelte hinterhältig.
    „Ich find es schon lächerlich, dass du nicht mal ihren Namen kennst, wenn es nach Deinem Vater ginge, wäre sie jetzt deine Ehefrau!“
    „Wenn es nach meinem Vater ginge, wäre ich bereits froh, Nina heiraten zu dürfen, bei den ganzen anderen, die er mir vorgeschlagen hat!“
    „Sie heißt Tina.“
    „Wirklich?“
    „Ja.“
    „Reden wir über ein anderes Thema.“
    „In Ordnung, sonst komm ich noch zu dem Schluss, du bist frauenfeindlich.“
    „Das liegt in der Familie, mein Vater hat mir voller Stolz erzählt, er hatte meine Mutter bereits zweimal geschwängert, bevor sie sich endlich bereit erklärt hatte, ihn zu heiraten!“
    „Ich wusste gar nicht, das du Geschwister hast!“
    „Hab ich auch nicht, mein Vater erzählt nur gern mal ein wenig Müll.“
    „Ich weiß, das ist bei allen hohen Tieren so.“
    „Überleg dir, was du sagst, immerhin bist du nun auch ein hohes Tier!“
    „Pah!“
    Die Beiden erreichten den Fuß des Berges, der ihr Ziel war.


    Kanashi wachte schweißüberströmt auf und stemmte sich blitzartig in die Höhe, wobei sie Guh mitriss, die durch die Wucht an die gegenüberliegende Wand klatschte und langsam davon abrutschte. Kanashi hatte wieder von ihrer Mutter geträumt und von dem Mann, dessen schreckliche, gelbe Augen sie wahrscheinlich nie vergessen würde. Auch nach vierzehn Jahren kam es ihr vor, als wäre es gestern gewesen und sie musste weinen. Die kleine dicke Fee schwebte vor ihrem Gesicht und schaute mitleidig.
    „Kanashi nicht weinen!“
    Kanashi schaute sie an, lächelte, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. Ihre Haare hatten noch immer die gleiche, bauschige Frisur und sie war nicht besonders groß gewachsen.
    „Tut mir leid, Guh, ich hab mich nur wieder an Mutter erinnert, aber das ist nun schon lange her!“
    „Genau, Kanashi nicht müssen weinen, nicht Kanashis Schuld und schon lange vorbei!“
    „Danke, Kleine, aber ich brauche meine Tränen manchmal.“
    Das Schlafzimmer war vergleichsweise klein, und trotzdem schien es gleichzeitig Küche und Wohnzimmer zu sein. Das komplette Zimmer war Kugelförmig in eine Felswand geschlagen, eine große Holztür sowie zwei große Fenster verbanden es mit der Außenwelt. Kanashi ging nach draußen, um in einem direkt neben ihrer Wohnung gelegenen Gebirgsbach zu baden. Als sie ihren Fuß ins Wasser tupfte, zog sie ihn reflexartig zurück.
    „Die Nacht muss verdammt kalt gewesen sein, selbst der Bach ist noch zu kühl.“
    Sie nahm einen Holzstab, der einmal ihrer Mutter gehört hatte und hielt ihn in das große Wasserbecken, in dem sich das Wässerchen staute und schaute zu Guh. Die kleine Fee lächelte.
    „Guh macht Wasser warm!“
    Der Stein in Guhs Stirn leuchtete und das Wasser begann zu dampfen. Nach einigen Minuten stieg Kanashi aus dem Becken, zog sich ihre roten, weiten Kleider über den Leib und schaute den Berg hinunter durch den Wald.
    „Na, Guh, weißt du noch, was heute für ein Tag ist?“
    „Natürlich! Heute letzter Tag, wo Kanashi und Guh auf dummen Berg hocken müssen!“
    „Richtig! Wenn heute alles klar geht, werden wir in die Stadt können!“
    Die Augen der Beiden glitzerten.
    „Wir können mit Leuten reden, wir können auf dem Markt einkaufen gehen und wir können sogar...“
    Sie weinte vor Freude.
    „...ein paar andere Menschen kennenlernen!“
    Nun weinte auch Guh und Beide lachten vor Freude.
    „Aber Guh bei Kanashi bleiben!“
    „Na klar! Wenn Guh bei Kanashi bleiben möchte, kann Guh bei Kanashi bleiben!“
    „Guh immer bei Kanashi!“
    Die Beiden hielten sich an den Händen und tanzten im Kreis. Dann kletterte das Mädchen einige Meter weiter auf den Berg und hockte sich vor einen Schrein, auf dem seltsame Schriftzeichen abgebildet waren.
    „Bitte, liebe Götter! Zeigt mir heute die beiden Tore, damit wir endlich Frieden haben können! Ich werde dafür sorgen, dass die Entscheidung fällt, egal zu welchem Preis!“
    Dann schnappte sich das Mädchen ihre Reiseausrüstung und begann, den Berg herabzusteigen. Die Götter antworteten, aber ohne das Kanashi etwas davon mitbekommen hätte. Acqua sprach zuerst.
    „Also ich finde sie sehr sympathisch, gut, das nicht gerade so ein alter Knacker der Wächter ist!“
    Fuoco kicherte.
    „Hach, das ist ja wieder so typisch! Die Kleine ist zu naiv, sie denkt ja immer noch, wir unterstützen sie! Hahaha!“
    Acquas gute Stimmung ließ sich nicht so leicht zerstören.
    „Mir ist schon klar, das dir ein alter Knacker lieber wäre, aber finde sie in Ordnung!“
    „Außerdem unterstützen wir sie sehr wohl. Immerhin kann sie unsere Magie anzapfen, wie sie will!“
    Terras Kommentar war mehr beiläufig, denn das Bisschen, was Kanashi durch ihre Vorstellung verwenden konnte, kratzte die Göttinnen nicht mal mehr. Fuoco schaute abfällig auf Kanashis Körper, der den Berg hinab kletterte und gähnte.
    „Schaut euch nur ihre Haare an! Sie hat keine Ahnung davon, was gut aussieht!“
    „Du hast deine Frisur seit dreitausend Jahren nicht mehr geändert!“
    „Wahre Schönheit kann halt nichts entstellen! Hahaha! Aber egal, solange sie ihre Aufgabe erfüllt, hab ich nichts gegen sie.“
    Acqua ignorierte die Feuergöttin und führte einen Monolog.
    „Ich weiß nicht, ob das ein Vorteil oder ein Nachteil für sie ist.“
    „Hat unsere Göre irgendetwas gesagt?“
    „Nein, ich rede nicht mit Leuten, deren Niveau sogar von einem toten Truthahn überboten wird.
    Die Beiden schauten sich wütend an, während Terra und Aria den Rückweg in ihre Heimat antraten.

    Ach so, die Story des 1. Buchs ist schon fertig, vielleicht bin ich ja größenwahnsinnig, aber ich schreib gerade am 2. und insgesamt sollen es mal drei werden. (Nicht weil heute alles drei Teile hat, sondern weil sich das so ergeben hat!)

  5. #5
    Puh, habe grade alles gelesen.
    Wirklich sehr originelle und schöne Geschichte.
    Das einzige was man kritisieren könnte ist, dass man bei so vielen Charakteren leicht den Überblick verliert.
    Aber schreib ruhig weiter, ich möchte sehen wie sich alles weiterentwickelt

  6. #6
    Zu meinem eigenen Leidwesen muss ich dir zustimmen, aber keine Sorge, viel mehr werden es nicht mehr! Ich hab gerade meine Disk mit Kapitel 2 nicht hier, werd es aber ca. bis Dienstag drin haben!
    Thanks für die Ermutigung!

  7. #7
    So, hier noch das zwote, dann reichts aber...


    Kapitel 2

    Saigo schaute hoch zum Mond. Die Sonne hatte zwar schon längst die Überhand gewonnen, aber auch am blauen Himmel konnte man den kleinen Himmelskörper noch erkennen. Er war nun mehrere Stunden gerannt und hatte sich am Ende mit dem Mädchen, das noch immer in ihrer Seelenruhe schlief, in den Armen, auf einer Klippe am Waldrand niedergelassen. Der Mond zeigte nicht seine gewöhnliche, silberne Farbe, sondern glühte rot. In diesen Tagen musste Saigo schon oft an eine Geschichte aus seiner Kindheit denken, die irgendwie hängen geblieben war. Der Mond war kein Himmelskörper. Sein silbern-weißlicher Glanz war nicht einfach nur irgendeine Lichtreflexion, wie es irgendwelche Philosophen täglich beweisen wollten. Dort ruhten die Seelen. Alle Seelen, ob Mensch, Tier, oder Monster, alle gehen nach dem Ableben ihres Körpers zum Mond. Dort verlieren sie ihr Gedächtnis, ihr Gewissen, einfach alles, was auch nur annährend dazu beitragen könnte, Sorgen zu haben. Sie leben unbeschwert und ohne Veränderungen. Getrennte Liebende finden wieder zusammen und Erzfeinde vergeben sich, alle sind gleich, alle haben eine Meinung. Es ist das Paradies. Saigo glaubte diese Geschichte, denn er sah die Seelen. Er sah sie immer. Er hatte tausende Seelen in Körpern gesehen, auch einige, die aus irgendwelchen Gründen in den falschen Körpern steckten, und er hatte viel zu viele Seelen ihren Körper verlassen gesehen. Und nun glühte der Mond rot. Saigo wusste, das es nicht das erste Mal war, sogar Erik hatte ihm berichtet, als Saigo vor fünfzig Jahren blutüberströmt und müde zu ihm gekommen war, hatte der Mond nach Saigos Aussage geglüht. Er selbst konnte sich nicht mehr daran erinnern, auch nicht daran, was davor war. Das Blut, das damals an seinem Körper hing, konnte nicht sein eigenes gewesen sein. Plötzlich wurde Saigo von der Realität aus seinen Gedanken gerissen, als das Mädchen mit den weißen Haaren erwachte. Sie schaute sich verwirrt um und bemerkte dann Saigo, der noch immer zum Mond starrte, als er zu reden begann.
    „Guten Morgen.„
    Sie schreckte auf.
    „Wer bist du?„
    „Mein Name ist Saigo.„
    „Was ist mit mir passiert?„
    Das Mädchen hielt sich den Kopf und überlegte.
    „Ich kann mich nur noch erinnern, das ich von einigen Bewaffneten überfallen wurde.„
    „Ich habe dich bewusstlos auf der Straße gefunden. Haben sie dich ausgeraubt?„
    Sie schaute an ihrer engen Bekleidung entlang, die hauptsächlich aus braunem Leder und einem Umhang bestand.
    „Nö, aber außer meinem Banjo und meinen Bumerangs hab ich ja auch nichts mit. Ich heiße übrigens Tsuka.„
    Saigo drehte sich um und schaute sie an. Die besagten Waffen, drei an der Zahl, hingen lose in Schlaufen an ihrer Kleidung und als Saigo das Instrument sah, schmerzte die Erinnerung an die Melodie in seinem Kopf.
    „Wo sind wir hier eigentlich?„
    „In dem Dorf, wo wir waren, schien man nicht besonders glücklich über unseren Besuch zu sein.„
    „Wieso das denn?„
    „Davon, das sie dich niedergeschlagen haben, mal ganz abgesehen, haben sie die Ente abgebrannt und den Rest der Mannschaft entführt.„
    Tsuka stand hastig auf.
    „Was sagst du da?„
    „ich konnte nichts mehr machen.„
    „Aber... Warum machen sie das?!„
    „Das musst du mich nicht fragen.„
    Eine Pause schlich sich in das Gespräch.
    „Saigo? So war doch der Name, oder?„
    „Ja?„
    „Du hast wirklich keine Ahnung, wo wir hier sind, oder?„
    „Nein.„
    „Die Insel heißt Amunielle und ist momentan politisch isoliert, soweit ich gehört habe...„
    „Das ist schlecht. Weißt du rein zufällig auch, wo genau wir gerade sind?„
    Sie schaute sich um. Saigo konnte überall nur Bäume und über der Klippe das Meer erkennen.
    „Ich denke das ist der Wald von Amunielle, aber...„
    Sie schaute Saigo ein wenig entsetzt an.
    „... das heißt dann, das du ungefähr zwanzig Meilen gelaufen bist!„
    „Ich find es gut, wenn wenigstens eine sich hier auskennt.„
    „Das ist verrückt!„
    Es gab eine längere Ruhepause.
    „Hast du mich etwa die ganze Zeit getragen?„
    Saigo schaute abwesend zum Mond, blieb aber stumm.
    „Ich glaubs nicht...„
    Dann drehte er sich um.
    „Wie heißt die größte Stadt auf dieser Insel?„
    „Du bist gut. Es gibt nur eine Stadt, aber diese soll verdammt groß sein, sogar die Insel wurde nach ihr benannt. Seit 8 Jahren ist dort Bürgerkrieg, deshalb wollte Erik die Insel Amunielle ja auch weiträumig umfahren! Das Schicksal muss uns hassen, wenn wir genau hier stranden. Aber ich nehme ja an, du hast schon eine Idee, was wir nun machen?„
    „Ich denke, wir müssen in jedem Fall dort hin, denn ohne Erik werden wir dieses Eiland nicht verlassen können. Aber was wir machen wenn wir dort sind,... Ich habe keine Ahnung.„
    Tsuka stand auf und gähnte.
    „Na ja, uns wird dort schon was einfallen! Du hast schon recht, egal, was passiert, nach Amunielle müssen wir so oder so! Auf was warten wir noch?„
    „Meinst du, dein Optimismus ist angebracht?„
    Sie schaute ihn verdutzt an und lächelte dann.
    „Na klar! Man lebt nur einmal und will nicht auf dieser kleinen, trostlosen Insel dahinsterben!„
    Sie ging. Nach einigen Schritten drehte sie sich um und lächelte Saigo an. Im Mondlicht schien ihr Lächeln noch hübscher auszusehen.
    „Kommst du jetzt, oder hast du vor, hier Wurzeln zu schlagen?„
    Plötzlich erschien wieder einmal eine zweite Stimme in Saigos Kopf.
    „Bäh!! Dieser elende Optimismus!!! Da geht man ja ein!!!„
    Saigo erhob sich und folgte ihr wie gebannt.
    „Oh nein!! Die Krankheit ist ansteckend!!!!!„
    „Greel?„
    „Hm?!?„
    „Halt den Mund.„
    Der Mond warf seine letzten Schatten und Saigo ging in seiner gewöhnlichen, monotonen Art und ohne Geräusche den Weg entlang, aber Tsuka schlenderte neben ihm und kicherte ständig über irgendwelche Belanglosigkeiten. Greel machte noch einige seiner zweifellos sinnvollen Bemerkungen, verstummte dann aber, gebannt von Tsukas guter Laune, oder auch nur aus der Tatsache heraus, das sie auf geheimnisvolle Art Saigos ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Die weißen Haare der Beiden wehten im Wind und ein vorbeiziehender Mönch kniete nieder und begann mit Beten, als sie den Wald verlassen hatten und in Richtung Amunielle weiterzogen.


    An anderer Stelle konnte man einen dunklen Raum erkennen. Es war einer jener dunklen Räume, wo man unwillkürlich vermummte Gestalten, Kerzen und Pentagramme erwartet hätte. Aber Kerzen gab es nicht und Vermummung wäre Unsinn, da man in dieser undurchdringlichen Dunkelheit sowie so nichts erkannte. Eine vibrierende Stimme durchbrach die Dunkelheit.
    „Ich denke, wir sollten... vorsichtig... sein! Die Zeichen... und Omen... passen im Moment zu... gut zusammen.„
    Eine andere Stimme, weise und anziehend, erhob sich.
    „Nein. Es sind noch 300 Jahre Zeit, bis es so weit ist.„
    „Aber... Liebste! Die Prophezeiung... muss sich vielleicht nicht nach deinen... Vorraussagungen richten? Die Tore, der... Schlüssel... und die Wächterin. Alles ist... vorhanden, alles ist.... da.„
    „Bis jetzt. Seit 300 Jahren. Keine meiner Voraussagungen hat jemals auch nur einen Tropfen Unwahrheit enthalten. Aber ich kann deine Sorgen verstehen, Goliath. Geh und achte auf die Omen. Wenn wir uns mit den Göttern anlegen, könnte vielleicht auch eine meiner Visionen fehlerhaft sein.„
    Die Gestalt grinste unbemerkt im Dunkeln.
    „Gut! Ich werde mich gleich... auf den Weg machen. Außerdem habe.. ich noch ein... Hünchen mit der Wächterin zu... Rupfen.„
    „Pass auf. Ich weiß genau, was vor 14 Jahren passiert ist! Jetzt darfst du nicht mehr sterben, denn bald ist es soweit. Bald gibt es Frieden. Nicht das, was sich die Götter vorstellen, sondern Frieden.„
    Die Ruhe schlich sich wieder in den Raum.


    Nachdem Raion und Rakuda die bemitleidenswerten Eber auf einem Felsvorsprung gebraten und verspeist hatten, nahmen sie den Rückweg nach Amunielle auf. Die Beiden Gestalten bewegten sich durch den Wald. Zwischen ihnen bewegte sich eine dritte Figur, unbemerkt und schnell. Es war ein alter Mann mit einem langen weißen Bart, der im Wind wedelte. Er schien abgemagert und seine Augen waren durch eine weiße Binde verdeckt. Auf dem langen Holzstab, den er zum Gehen verwendete, war eine Sanduhr angebracht und er trug eine lange, graue Toga. Chrono sah Raion und Rakuda nicht wie normale Menschen. Wenn er es wollte, alterten sie in seinen Blicken um Jahre. Aber im Moment sah er sie als 6-jährige Jungen, die mit lachenden Mündern durch den Wald stolperten. Sie bewarfen sich ständig mit irgendwelchen Steinchen oder Beeren, begannen dann aber wieder mit Lachen. Einen Moment später waren es wieder die jungen Männer, die sie eigentlich waren. Der alte Mann Chrono lächelte, als er bemerkte, wie die Beiden fast schon aus einem Reflex heraus versuchten, sich gegenseitig zu überholen. Chrono schloss die Augen. Er sah die Beiden wieder als Kinder. Raion stand in feinen Seidenkleidern und mit einem Schmollgesicht vor einem großen, dicken Mann, der eine Krone auf dem Kopf trug und mit einem zornigen Fingerzeig auf den am Boden liegenden Rakuda zeigte. Raion weinte daraufhin. In der nächsten Szene lief Raion durch eine Gasse und wurde von irgendwelchen Straßenkindern mit Dreck und faulem Essen beworfen. Plötzlich stand Rakuda vor ihm und breitete die Arme aus, woraufhin die Werfer innehielten. Die Beiden schlugen ihre Handflächen gegeneinander und rannten in den Wald. Chrono lächelte. Als die Beiden Jungen die Stadt erreichten, war er verschwunden. Raion und Rakuda standen nun auf dem riesigen Marktplatz, der neutralen Zone, wo es nie Kämpfe gegeben hatte.


    Saigo erreichte Amunielle, als die Sonne am Höchsten stand. Tsuka war wieder eingeschlafen und ihre Arme hingen über seinen Schultern. Die Stadt lag an einem Berghang, weshalb man sie schon von weitem erkennen konnte. Das Mädchen wachte auf, als Saigo stehenblieb, um die Stadt zu betrachten. Sie war riesig. Der obere Teil, der einen etwas kleineren Bereich einnahm, strahlte vor Marmor und großen, villenartigen Gebäuden. Der andere Teil dagegen stellte ziemlich genau das Gegenteil dar. Es gab hauptsächlich schwarze oder braune Hütten aus altem Metall oder Holz, manchmal auch ein vergammeltes Lagerhaus oder einen eingefallenen Wohnbezirk. Dort, wo die beiden Bereiche aneinander grenzten, gab es eine große, breite Straße, die mit vielen, kleinen Buden gespickt war. Dort tummelten sich die Menschen und in der Mitte gab es ein breites Metallpodest, wo wahrscheinlich öffentliche Kundgebungen oder Reden stattfanden. Saigo spürte die Spannung, die auf den Leuten lag. Die Ruhe und der Frieden waren trügerisch. Tsuka gähnte.
    „Sind wir schon da? Ich hab gar nicht mitgekriegt, wie schnell es ging!„
    „Diese Stadt ist wie eine Zeitbombe.„
    „Hm?„
    „Schau dir die Lebensbedingungen an. Die normalen Leute leben unten in den Slums, wo sie jeden Tag zwangsweise zum schönen Leben der Reichen von Oben hinaufschauen müssen. Es ist nur natürlich, das früher oder später jemand auf die Idee kommt, mal dort oben vorbei zu schauen, nur mal so, um zu gucken.„
    Tsuka überlegte und schaute dann traurig zu Saigo, dessen neutraler Blick verschwunden war.
    „Ich denke, ich hab’s kapiert. Wenn er dann oben ist, fragt er sich, wieso all diese faulen, fetten Menschen hier oben wohnen dürfen, und er als abgemagerter, hart arbeitender Bauer nicht.„
    „Genau. Und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er seinen Freunden erzählt, was er gesehen hat. Aber dann geben sich diese nicht mehr mit ihrem Schicksal ab, wie es ihnen beigebracht wurde. Denn nun wissen sie, dass auch die, die es besser haben, eigentlich ganz normale Menschen sind, und zudem ihren Reichtum nicht verdient haben. Sie öffnen ihre Augen und ein Instinkt, der im Laufe der Zeit eingeschlafen war, erwacht wieder. Sie nennen ihn Gerechtigkeit, aber in Wahrheit ist es der Drang, zu Herrschen.„
    Tsuka erschrak, als sie hörte, mit wie viel Verabscheuung man das Wort „Herrschen„ formulieren konnte. Wut hatte sich in Saigos Gesicht geschlichen und einige Tränen sammelten sich in seinen Augen, verließen diese aber nicht.
    „Sicher, es gibt einige, die nur Frieden und Gleichheit wollen, aber der Drang nach Vergeltung und Macht kreischt in den Köpfen der Revolutionäre. Die, die ihn ignorieren, sind selten, also werden die, die vorher fett gelebt haben, nun zum Arbeiten geschickt, und so wiederholt sich die ganze Geschichte früher oder später.„
    Saigo erschrak vor seinen eigenen Worten, als er bemerkte, dass Tsuka ihn völlig verstört anschaute.
    „Du redest ja wie ein alter Mann! Ich find die ewige Gleichgültigkeit in deinen normalen Sätzen ja auch nicht gerade ideal, aber nun machst du mir Angst!„
    Er erzwang sich ein gestelltes Lächeln und ging dann, ohne zurück zu Schauen, Richtung Amunielle.
    Tsuka war verwirrt. Es war das erste Mal, das Saigo ihr gegenüber überhaupt irgendeine Meinung zum Ausdruck gebracht hatte und nun stand sie noch immer wie gelähmt da, paralysiert davon, mit wie viel Wut man eine einfache Situation beschreiben konnte. Sie schaute ihm nach. Bisher war er unauffällig gewesen, hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie angenommen, sie wäre alleine unterwegs gewesen, aber nun stampfte Saigo mit großen, weiten Schritten und zu Fäusten geballten Händen durch das Stadttor. Die beiden Wachen starrten ihn an und wichen instinktiv zurück, als er das große, aus Holz und Metall gemachte Tor durchschritt.
    Tsuka schüttelte sich und rannte ihm hinterher. Als sie den weißhaarigen Mann erreichte, standen die Beiden mitten auf der großen Handelsstraße, die Saigo bereits von weiter oben erkannt hatte. Ein dicklicher Mann mit einer weißen, aber dreckigen Schürze drängelte sich mit je einem Bündel Würsten in jeder Hand zu Tsuka durch und verbeugte sich.
    „Möchte die junge Frau nicht einmal ein Wenig unserer hervorragenden Wurstwaren probieren?„
    Tsuka schaute sich um. Saigo stand noch immer bei ihr, nur war er nun wieder unauffällig wie davor, und die Leute ignorierten ihn.
    „Vielen Dank, guter Mann, aber ich habe nur wenig Geld, vielleicht schaue ich später noch mal bei ihnen vorbei!„
    Der Mann war von ihrem Lächeln gebannt, zog seinen Hut, und als er seinen Blick endlich wieder von Tsuka gezerrt hatte, ging er los, um weitere Leute zu belästigen. Die Beiden sahen viele Läden, Fischhändler, Gemüse- und Obstläden, und zu guter Letzt auch einige Waffenhändler, die versuchten, ihre Erzeugnisse unters Volk zu Mischen. Tsukas Gesicht strahlte reine Freude aus, jedes Mal, wenn sie einen neuen Stand erspähte und den bemitleidenswerten Saigo an einer Hand quer durch die Menschenmenge zerrte, nur um den enttäuschten Verkäufern daraufhin Auskunft über ihren Finanzzustand geben zu müssen. Keiner der armen Kaufleute konnte ihrem Lächeln böse sein. Saigo beobachtete die Angelegenheit staunend, als Greel plötzlich aus seiner Starre erwachte und mit Kichern begann.
    „Was gibt’s, Greel?„
    „Och nichts, was soll schon sein? Whahahha!!!„
    Saigo schaute sich nervös um, Greel mochte vielleicht irre sein, aber für alles, was er tat, gab es einen Grund, und wenn er noch so ekelerregend und makaber war. Dann hörte er Schreie. Plötzlich brachen Flammen aus einer Seitenstraße und drängten die Menschenmenge auseinander. Saigo stand wie ein Stein in der flüchtenden Masse aus Menschen und versuchte etwas zu erkennen. Das riesige Podest in der Mitte der Straße stand in Flammen und die Menschen kreischten wild umher. Dann kamen vermummte Gestalten aus den kleinen Straßen, die überall an die Handelsstraße grenzten. Sie verfolgten einige Menschen und warfen sie zu Boden.
    „Mach doch was! Saigo!!„
    Tsukas Stimme brach abrupt ab, als das Mädchen von einem Menschen, der schwarze Tücher über dem Kopf trug, aus Saigos Blickfeld gezerrt wurde. Saigo griff ihn durch den Nebel, den das Feuer verursachte, problemlos am Kragen und zerrte ihn einige Zentimeter in die Luft. Der erschrockene Angreifer ließ Tsuka fallen. Saigo schaute ihn emotionslos an.
    „Wer seid ihr?„
    Der Mann in seiner Hand zappelte verzweifelt, als Greel vor Freude wild herumkreischte.
    „Whahaha!!! Was glaubst du denn?! Die Heilsarmee?!!„
    „Wer seid ihr? Ich glaube, ich wiederhole mich.„
    Sein Ton klang keineswegs drohend, aber der Mann begriff es.
    „W-w-wir sind... die R-R-Revolution.„
    Dieser Satz kam wesentlich lächerlicher rüber, als es geplant war.
    „Revolution?! Das ist geil, da gibt’s immer viele Tote!!!„
    Greel kicherte irre, aber Saigo ließ den Mann fallen und half Tsuka wieder auf die Beine, die dem auf dem Boden liegenden Vermummten mit ihren Stiefeln in die Seite trat und ihre Nase rümpfte.
    „Sollten wir nicht langsam mal hier abhauen, wie es alle normalen Menschen tun?„
    „Nein, wenn solche Leute hier einen Anschlag auf einen neutralen, menschengefüllten Platz ausüben, ist es reine Provokation.„
    „Und?! Bist du noch ganz heiter? Wenn die andere Fraktion kommt, kriegen wir erst recht Probleme!„
    „Ich würde mir die Beiden aber gerne mal anschauen.„
    Tsukas Gesicht schien vor Staunen zu platzen.
    „Keine Angst. Ich werde dich beschützen.„
    „Du erzählst Mist! Du willst mich beschützen? Und wer beschützt dich?!„
    In diesem Moment betraten einige Kämpfer in Rüstungen den Marktplatz und attackierten die anderen im Schatten der Flammen. Tsuka rannte entsetzt in eine Richtung, in der gerade nicht besonders viel Blut vergossen wurde. Saigo wollte sie zurückhalten, aber in diesem Moment traf ihn ein mit Stacheln besetzter Streitkolben am Kopf und flog geradewegs weiter. Der Besitzer der Waffe, der eine glänzende, aber blutverschmierte Rüstung trug, grinste heimtückisch zu dem am Boden liegenden Saigo und holte ein weiteres Mal aus. Plötzlich stoppte seine Bewegung, als der Weißhaarige mit einem noch tausendfach fieseren, hinterhältigerem Grinsen zurückstarrte. Der Angreifer fiel regungslos um, durchschlagen von mehreren Kugeln in Stirn und Herz. Saigos Blick normalisierte sich wieder, aber Greel kreischte noch immer in seinem Kopf herum.
    „Entschuldigung, mein Freund, aber ich hatte leider keine Zeit, mich mit dir persönlich zu beschäftigen.„
    Saigo erhob sich und bewegte sich in das Meer aus Flammen, während er diverse Kugeln und Pfeile, die seinen Körper durchschlugen, ignorierte. Er hatte Tsuka aus den Augen verloren.


    Raion handelte gerade mit einem alten Mann über den Preis eines Brotes, als Rakuda ihm beiläufig auf die Schulter klopfte.
    „Raion?„
    „Was ist denn nun wieder?„
    „In der Stadt brennt´s.„
    „Und? Soll ich mir einen roten Helm aufsetzen und den freundlichen Samariter spielen?„
    „Ich glaub, diesmal ist es die neutrale Zone.„
    „Was?!„
    Dicke Flammen stobten einige Kilometer entfernt in die Luft und Kanashi, die sich unauffällig an eine Wand gelehnt hatte, schaute skeptisch zu den beiden Jungen.
    „Guh, wenn sie jetzt zu diesem Feuer gehen, verlieren wir sie vielleicht.„
    „Tore nicht verlieren! Wir haben Schlüssel noch nicht!„
    „Stimmt! Wir können eh nur tatenlos zusehen, bis der Schlüssel da ist, also verfolgen wir sie lieber und sorgen dafür, das ihnen jetzt nichts mehr passiert!„
    Das braunhaarige Mädchen folgte den Beiden, die zu dem in Flammen stehenden Podest hasteten.
    Als sie es erreichten, hielt Rakuda sich sein Halstuch vor den Mund und suchte nach irgendetwas.
    „Raion! Warum macht ihr so nen Dreck genau hier?!„
    „Erzähl keinen Mist! Ich hab keine Ahnung davon, was hier abgeht, ab ich glaub nicht, das mein Vater den Marktplatz abfackeln würde!„
    „Es gab Kämpfe, hier liegen Leichen!„
    Kanashi bewegte sich geräuschlos durch den Brand und die Flammen wichen ihren Schritten mit einem großen Sicherheitsabstand aus. Sie sah als Erste das mitten im Flammensturm hockende Mädchen mit den weißen Haaren. Die Luft knisterte vor Hitze, als auch Raion und Rakuda sie erblickten. Die Beiden starrten sie in faszinierter Verwunderung an und vergaßen daraufhin die Schmerzen, die das Feuer verursachte. Die Szene war wie eingefroren, als auch Saigo das Podest erreichte. Greel kicherte schon die ganze Zeit wie ein tollwütiger Pavian, auch als Tsuka aufgrund der Hitze auf die knien rutschte und in Ohnmacht fiel. Kanashi stützte sich mit den Händen auf ihren Zauberstab und lächelte.
    „Warum hilft Kanashi nicht?!„
    „Siehst du die Blicke der Beiden?„
    Guh schaute sich wiederstrebend um.
    „Denkt Kanashi etwa... Dann sie darf erst recht nicht sterben!„
    „Bleib ruhig, Guh. Ich hab die Flammen gedämpft, aber warum sollte ich Hand an den Schlüssel legen, wenn doch gleich beide Tore hier sind?„
    Guh erschrak, denn diese erbarmungslose Seite von Kanashi kannte sie bisher noch nicht.
    Saigo stockte der Atem, als er weit genug gekommen war, um die Situation ganz zu erkennen. Tsuka hockte bewusstlos in der Mitte des Podests, neben dem Brandherd zwei junge Männer, die sie fasziniert anstarrten, deren Gesinnungen aber so unglaublich unterschiedlich waren, dass es sich sogar in ihren Seelen wiederspiegelte. Neben Tsuka, Saigo sah nur die Seele, die durch die Flammen leuchtete, stand noch jemand, völlig unberührt von den Flammen, mit einem wartenden Blick auf den Gesichtszügen.
    „Was starrst du noch doch beschränkt rum, Saigo?!? Reicht´s nicht, wenn es die beiden Deppen dort zu Genüge tun?!!!!„
    Gerade als Greel seinen Satz beendet hatte, stürmten die beiden „Deppen„ los, ein Flackern in den Augen und ohne Rücksicht auf Verluste in die Flammen. Saigo war überrascht.
    „Warum tun sie das? Der Weg ist viel zu weit, sie werden lächerlich verbrennen. Es hilft ja doch nichts.„
    Er bewegte sich ebenfalls in das Feuer, allerdings ohne sich zu schützen oder besonders verkohlten Stellen auszuweichen. Auf den ersten Metern verbrannten seine Haut und sein Fleisch mehrere Male.
    „Tja, Saigo, mein Freund, da sieht man mal wieder, was Liebe auf den ersten Blick im falschen Moment so alles anrichten kann... Whahahaha!!!!„
    Während Saigo den Mittelteil des Podestes erreichte, erinnerte er sich bei Greels Worten an etwas, eine Stimme, unklar aber eindeutig. Sie lachte glücklich in seinem Gedächtnis, während Raion und Rakuda noch immer zwanghaft versuchten, ohne tödliche Verletzungen das Mädchen zu erreichen. Saigo sah kurz, bevor er Tsuka erreichte, das Gesicht der dritten Gestalt in den Flammen. Obwohl sie lächelte, liefen Tränen über ihr Gesicht, verdampften in der Hitze des Infernos aber sofort. Als Saigo das Mädchen erreichte, wurde die Luft erfrischend kühl.
    „Komm, Tsuka, ich denke, auch hier sind wir nicht erwünscht.„
    Er legte das abermals bewusstlose Mädchen in seine Arme und schaute die vor Schock entsetzte Kanashi mit einem neutralen Blick an.
    „Mach das Feuer aus, Hexe, oder willst du noch mehr unschuldige Menschen umbringen?„
    Eine kleine Fee raste auf einmal vor sein Gesicht und hielt den Zeigefinger in die Luft.
    „Kanashi keine Hexe! Lass Kanashi in Ruhe!„
    Saigo rannte, während er Guh völlig ignorierte, in eine Richtung und schützte Tsuka dabei mit seinem Körper. Die Magierin bewegte ihre Hände in der Luft und die Tränen stoppten den Zufluss, als sich die Flammen ohne jeglichen Wiederstand verflüchtigten und eine kühle Prise den Platz erfrischte. Saigo stoppte abrupt und drehte sich um. Das Mädchen mit den Tränen schaute ihn wütend an und glühte vor Magie, die sichtbar aus ihrem kleinen Körper quoll. Aber es gab noch einen anderen Grund. Die vier Elementargöttinnen hatten sich um sie versammelt und kicherten, als sie Saigos verwirrten Blick sahen. Fuoco schwebte nach vorne, als für alle anderen Lebewesen die Zeit stoppte.
    „Hallo, mein Süßer! Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, was machst du hier? Und wie geht es deinem kleinen Freund, der immer so... charmant ist? Hahaha!„
    Saigo war noch immer sprachlos, aber Greels Perle hüpfte förmlich in der Luft.
    „Fuoco! Meine kleine Lieblingsgöttin! Du siehst immer noch so gut aus, wie vor fünfzig Jahren!„
    Saigo Gedanken rasten durcheinander. Es war nicht das erste Mal, dass er darüber nachdachte, aber es war ihm unklar, warum Greel wie ein normaler Mensch redete, wenn er die Göttinnen, speziell Fuoco, traf. Wahrscheinlich sah er in ihrer Macht einfach nur eine Möglichkeit, einen neuen Körper zu kriegen und sich auf der Erde auszutoben, aus reiner Freude am Leid. Plötzlich wurde Fuoco von der Göttin des Wassers weggeschupst, die daraufhin lachend zu Saigo rannte.
    „Onkel Sai!! Schön, das du uns mal wieder besuchst, ich hab dich so vermisst!„
    „Guten Abend, ...Saigo.„
    Aria stand weiter hinten und ihr Gesicht war, wie meistens, wenn sie eine eigene Meinung äußerte, rot angelaufen und sie schaute schüchtern zum Boden.„
    Neben ihr stand Terra, einen mitleidigen Blick auf Saigo gerichtet, der sich daraufhin wieder fing, Acqua von seiner Hose zerrte und sie sanft neben seinem Bein abstellte.
    „OK, ich freu mich ja auch, euch zu sehen, schließlich trifft man nicht jeden Tag die Götter. Aber ihr könntet mir zur Abwechslung auch mal eine gute Nachricht bringen.„
    „Tut mir leid, Saigo, da muss ich dich wohl vorerst enttäuschen, du bist mal wieder rein zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort.„
    „Schon wieder?„
    „Ja. Aber du solltest lieber glücklich sein, andere Leute in deiner Position wären durch einen vom Himmel fallenden Stein zu Boden gegangen und nie wieder aufgestanden.„
    Als Fuoco schadensfroh kicherte, ihre Hände auf die Knien schlug und als Saigo sie zerknirrscht anschaute, bemerkte Terra ihren inhaltlichen Fehler.
    „Das hab ich, glaub ich, auch schon mal versucht. Natürlich hatte es genauso viel Wirkung wie das Schwert, durchschlagende Gewehre oder auch tödliches Giftgas.„
    Die Göttin der Erde wedelte mit ihren Händen vor ihrem Gesicht herum.
    „Schau mich nicht so böse an! Es war nicht meine Idee!„
    „Ich weiß.„
    „Genug geplappert, kommen wir zur Sache. Siehst du die beiden Menschen dort?„
    Saigo schaute zu den regungslosen Gestalten von Raion und Rakuda, die noch immer verblüfft zu dem Ort schauten, an dem eigentlich Tsuka liegen sollte.
    „Ja, die beiden wollten die Kleine unter allen Umständen retten und wären dabei fast draufgegangen.„
    „Lass das Mädchen, die Beiden sowie die kleine Magierin dort in Ruhe, OK?„
    „Wie bitte?„
    „Du hast mich schon verstanden, vielleicht leg ich dann ja ein gutes Wort bei Vita ein.„
    Saigos Augenbrauen hoben sich an.
    „Das Gespräch scheint doch noch interessant zu werden.„
    „Ich hasse Leute, bei denen keine Drohung etwas bringt, man muss ihnen Angebote machen, das geht mir gegen das Prinzip!„
    „Ich werde mal schauen, wie sich die Sache entwickelt.„
    „Saigo!„
    „Du kannst mich ja umbringen.„
    „Ich hasse dich!„
    „Danke, Große.„
    Acqua stolperte nach vorne und heftete sich wieder an sein Bein.
    „Willst du schon wieder gehen, Onkel Sai? Bleib doch noch ein wenig hier!„
    „Danke, Kleine, aber wir wollen Chrono doch nicht in Verzug bringen, oder?„
    Neben Saigo materialisierte sich der alte Mann mit der Augenbinde.
    „Der Kleine spricht mir aus der Seele! Lasst uns weitermachen, Mädchen!„
    Saigo war abermals überrascht.
    „Du hier? Ist das eine Versammlung, oder was?„
    „Nö, aber etwas viel wichtigeres, also halt dich raus!„
    Die fünf Gestalten verschwommen mit dem Hintergrund, als die Welt begann, sich wieder zu drehen. Saigo schaute zu den beiden Jungen, die das Mädchen in seinen Armen und dann ihn anstarrten.
    An anderer Stelle begannen die Augen zweier Statuen, schwarz und weiß zu leuchten. Desitia, die mit ineinander verschlungenen Händen daneben stand, lief eine Freudenträne über das Gesicht, als Raion und Rakuda gleichzeitig begannen, zu sprechen. Ihre Stimmen waren anders und ihre Augen leuchteten.
    „Warum hast du das getan? Ich hätte sie gerettet!„
    Die Beiden drehten sich ruckartig zueinander um und zogen ihre Schwerter. Raion, in dessen Augenhöhlen weißes Feuer zu brennen schien, schrie als Erster.
    „Du? Du hättest sie gerettet?! Du wärst in der Hitze verbrannt! Du bist doch gar nichts!„
    „Halts Maul, du Großfresse!„
    Rakuda, dessen Augen schwarz flackerten, zerrte sein Katana mit einer übernatürlichen Geschwindigkeit nach vorne.
    Greel kicherte irre.
    Guh schaute ängstlich.
    Aber Kanashi lächelte.
    „Jetzt geht es endlich los. Einundzwanzig Jahre hab ich gewartet, aber Keiner,...„
    Ihr Blick driftete zu Saigo.
    „...absolut Keiner kann die Prophezeiung jetzt noch aufhalten.„
    Saigo schaute sie emotionslos an.
    „Ich weiß nichts von irgendeiner Prophezeiung, aber ich will nicht, dass irgendjemand stirbt.„
    Gerade als Raion dem Schlag seines Gegners auswich und einen Konter startete, rannte Saigo los. Die Lichter in den Augen der Beiden erloschen und Kanashi schaute entsetzt auf das Geschehen hinab. Rakuda ließ sein Schwert wieder in der Hülse verschwinden und lächelte Raion an.
    „Wer war das denn, die hab hier noch nie zuvor gesehen!„
    „Keine Ahnung, aber ich denke, das lässt sich herausfinden!„
    Rakuda und Raion verfolgten Saigo. Kanashi, die nun wieder alleine auf dem Platz war, begann mit Weinen.
    „Kanashi nicht weinen! Vielleicht nicht Schlüssel?„
    „Oh doch! Sie ist der Schlüssel, aber dieser Weißhaarige Spaßvogel scheint etwas dagegen zu haben...„


    Saigo fand sich in einer kleinen Straße wieder, die allerdings in einer Sackgasse endete. Die beiden Jungen stolperten um die Ecke und lächelten freundlich.
    „Hey, du, wer bist du? Und woher kommst du, ich kenne jeden hier, aber deine Schwester dort wäre mir vor allem aufgefallen!„
    „Meine... Schwester?„
    Der andere Junge in der Rüstung schritt langsam nach vorne.
    „Herzlich Willkommen in Amunielle, Fremder! Mein Vater ist der König dieser Stadt, was führt euch zu uns?„
    Saigo stand auf und musterte die Beiden.
    „Mein Name ist Saigo und das Mädchen heißt Tsuka, aber sie ist nicht meine Schwester. Ich kenne sie erst seit zwei Tagen.„
    Rakuda schaute enttäuscht, begann dann aber lauthals mit Lachen.
    „Das nimmt dir Keiner ab! Ihr könntet sogar Zwillinge sein!„
    Raion schritt neben ihn und legte ihm seine Hand auf die Schulter.
    „Ich muss mich für meinen Freund hier entschuldigen, er ist ein wenig unhöflich, aber das ist angeboren, seine Mutter war die Erste, die etwas gegen den König gesagt hat und ihn dann bespuckt hat!„
    „Oh. Ihr scheint gute Freunde zu sein?„
    „Klar, schon seit wir geboren wurden!„
    „Warum verfolgt ihr mich?„
    Die Beiden wurden plötzlich verlegen und Rakuda legte seine rechte Hand hinter seinen Kopf.
    „Äh,.. weißt du, ich habe gesehen, wie du die Kleine durch die ganzen Flammen getragen hast, und äh... ich wollte mich bedanken, weil du das Feuer gelöscht hast, Haha!„
    Raion schob sich nach vorne.
    „Und deshalb wollten wir dir und Tsuka ein Zimmer für die Nacht anbieten! Im besten Gasthaus auf dem ganzen Markt!„
    „Vielen Dank, aber beeilen wir uns, ich denke, Tsuka braucht Ruhe.„
    „In Ordnung!„
    Saigo hatte genug Menschenkenntnis, um zu wissen, das er die Beiden nicht das letzte mal gesehen hatte. Er folgte ihnen in eine größere Nebengasse.


    Kanashi schlug ihre Fäuste auf den Boden.
    „Verdammt! Alles lief so gut!„
    „Kanashi nicht traurig sein! Andere Chancen immer!„
    Die Tränen des Mädchens fielen auf den harten Steinboden, als sie Guh in die Arme schloss. Auf dem Markt war inzwischen wieder ein reges Treiben, als wäre nichts geschehen. Die Leute ignorierten die auf dem Boden hockende Frau, als sie ihren gewöhnlichen Geschäften nachgingen.


    So! Nun aber schluss! Falls wirklich jemand mehr lesen möchte, soll er mir eine Mail schreiben, dann schick ich ihm (oder ihr) die ganze Story. Thanks!

  8. #8
    schikse mir mal per e-mail sello@anime-mail.de
    ich mach wennde nix dagegen hast ne rpg draus

  9. #9
    Bloß gut dass ich das gefunden habe, ich weiss zwar wie es ausgeht (werd ich aber nicht verraten ) Aber bei der Glegen heit kann ich endlich mal sagen dass ich noch nie jemanden gekannt habe der zu so vielen unterschiedlichen Themen interressante und witzige Geschichten und Anekdoten schreibt.

  10. #10
    Jetzt hat schon wieder jemand meinen ersten Thread im Forum ausgebuddelt. >.<
    @West Coast: Hör mit schleimen auf, das macht arrogant.

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