Esthar City, Hauptbahnhof, 20.00 Uhr Ortszeit
„Der Expresszug aus Timber erreicht Gleis 2. Ich wiederhole: Der Expresszug aus Timber erreicht Gleis 2!“ Squall verließ den Zug so schnell er konnte. Sobald Ell ihn erblickte, rannte sie auf ihn zu und sprang ihm um den Hals. „Brüderchen! Endlich sehe ich dich wieder!“ Er versuchte sich, aus seiner Umklammerung zu lösen. „Hey, Schwesterherz, nicht so stürmisch!“ Sie lächelte ihn an. „Komm, wir müssen unbedingt Laguna besuchen gehen!“ Mit diesen Worten zerrte sie ihn an der Hand hinter sich her, aus dem Bahnhof heraus und in ein Taxi. Ungefähr zehn Minuten später befand sich Squall im Präsidentenpalast von Esthar und setzte sich auf die Couch, auf der bei ihrem ersten Besuch in Esthar Rinoa gelegen hatte. Es wühlte wieder schmerzhafte Erinnerungen in ihm auf. „Ah, Squall! Wie ich sehe, bist du gesund und auf den Beinen! Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich frage, wie der Kampf in Deling verlaufen ist?“ Squall begann zu erzählen. Er erzählte Laguna und Ell die ganze Geschichte von Anfang bis Ende, wie er Faye kennengelernt hatte, als dann dieser Notruf kam, bis er schließlich zum Showdown zwischen den beiden Hexen kam. Und wie Rinoas Körper sich bald nach Kyrenias aufgelöst hatte. Plötzlich trat aus dem Schatten eine Gestalt hervor. Es war Faye. „Hallo, Squall. Das mit Rinoa tut mir wirklich leid.“ Er nickte. „Schon okay. Ich werd´s überleben. Wenn auch schwer, aber ich werd´s überleben.“ Ellione bot ihm an, bei sich die Nacht zu verbringen und er nahm dankend an. „Danke Ell. Was würde ich bloß ohne dich machen?“ „Nach Hause gehen.“, antwortete Faye an Ells Stelle. „Sie erwarten dich, Squall. Sie erwarten dich sehnlichst. Und sie haben eine Überraschung für dich.“ Squall nickte, halb abwesend, und begleitete Ell in ihre Wohnung. Er hatte sich fest vorgenommen, gleich am nächsten Morgen zum Garden aufzubrechen. In dieser Nacht schlief er unruhig, denn er träumte von den Ereignissen des Tages.
Letzter Tag der Auferstehung des Schöpfers
Balamb Garden, 20.00 Uhr Esthar-Zeit
Squall kam später an, als er gedacht hätte. Es hatte doch noch ziemlich viel Überwindung gekostet, Ell und Faye zu verlassen und in den Zug zum Lunar Gate zu steigen, wo sich der Garden grade befand. Dank einer Erfindung Odynes war es dem Garden möglich geworden, auch Gebirge zu überqueren, sodass er auch nach Esthar gelangen konnte. Als er ihn erreichte, war die Akademie grade auf dem Boden, damit er sie auch betreten konnte. Es hatte sich nichts verändert, während er weg war. Immer noch des selbe alte Portier, immer noch das selbe Aussehen, die selben Uniformen, die selben Tagesabläufe. Nur seine Begrüßung war nicht die selbe. Alle seine Freunde versperrten ihm den Weg in sein Quartier, um ihn zu begrüßen. Xell, Selphie, Quistis, Irvine, Fu-Jin, Rai-Jin, Cifer, Edea, Cid... alle waren sie da, um ihn wieder willkommen zu heißen. Aber irgendwas schien nicht zu stimmen. Sie begrüßten ihn alle überschwenglich, umarmten ihn, erzählten ihm, was alles passiert sei. Während sie ihm erzählte, bahnte er sich einen Weg durch ihre Reihen und meinte schließlich, als er an der Tür angekommen war: „Freunde, ich finde es ja toll, dass ihr mich so vermisst habt, aber ich hab eine schwere Zeit hinter mir. Ich würde mich jetzt gerne zurückziehen und über das, was passiert ist, nachdenken.“ Plötzlich stand Dr. Kadowaki vor ihm. „Soso, nachdenken möchtest du. Da wartet aber jemand auf dich!“ Squall drehte sich um. „Ich will jetzt aber niemanden sehen. Ich möchte einfach in Ruhe gelassen werden. „Dieser jemand will dich aber unbedingt sehen!“ Squall drehte sich genervt um. „Ich sagte nein!“ Die Ärztin schüttelte den Kopf. „Da gibt es kein ‘Nein’! Entweder du lässt sie jetzt zu dir oder ich schicke sie zurück zu ihrem Vater nach Deling City!“ Squall starrte sie entgeistert an. „Wenn ihr versucht, mich zu verarschen, dann...“ Edea war ein: „Aber nein, Squall, wir verarschen dich doch nicht!“ Sie gab ein Handzeichen, dass sich die Gruppe teilte. Hinter ihr stand ein vollkommen in seine gewaltigen Schwingen gehülltes Wesen. Er schaute es fragend an, als sich plötzlich die Schwingen öffneten. Und Squall gegenüber, am anderen Ende der Gruppe seiner Freunde stand Rinoa, in dem goldenen Ballkleid, dass sie bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte. Um den Hals trug sie die Kette mit den beiden Ringen und in den Händen hielt sie die G.F.-Amulette, die nur darauf warteten, gekoppelt zu werden. Squall dachte schon, er hätte Halluzinationen, doch dann sprach sie und in diesem Moment wusste er, dass es keine Einbildung sein konnte. „Hi Squall! Ich bringe dir hier alle G.F.s. Sie bereuen, dass sie dir verschwiegen haben, dass ich noch lebe und zeigen ihre Unterwürfigkeit, indem sie alle zu dir gekommen sind. Entscheide, wer sie tragen soll!“ Squall erwiderte. „Sie sollen selbst entscheiden, zu wem sie wollen. Es ist genug Unterwürfigkeit, dass sie überhaupt zurückgekommen sind!“ Rinoa hob die Hände mit den Amuletten in die Luft und meinte: „Habt ihr das gehört? Wählt denjenigen, dem ihr eure Macht verleihen wollt!“ Die Amulette hoben sich in die Luft und verteilten sich auf die einzelnen Leute. Als der Vorgang beendet war, verschwanden auch Rinoas Flügel. Sie blickte Squall direkt in die Augen und fragte: „Kann ich mit dir in dein Quartier kommen?“ Er lächelte, breitete die Arme aus und sagte: „Du kannst kommen und gehen, wie du willst. Nur tu mir sowas wie vorher nie wieder an!“ Rinoa rannte los und sprang ihm um den Hals. Er ging einige Schritte rückwärts, blickte nochmal auf die Gruppe, die ihm nun alle entgegengrinsten und meinte nur noch: „Sorry, Freunde. Wir sehen uns dann morgen wieder!“ Dann verschloss er die Tür seines Quartiers. Er nahm Rinoas Kopf zwischen seine Hände und küsste sie zärtlich. Nach einiger zeit ließen sich die beiden auf sein Bett zurücksinken. Was in dieser Nacht noch geschah, wussten nur die beiden und der Mond, der sein silbernes Licht die ganze Nacht durch das offene Fenster in Squalls Zimmer scheinen ließ...
Ende
Epilog
Irgendwo in den Weiten des Kosmos...
Kyrenia öffnete die Augen. Sie wusste nicht wo sie war, aber sie wusste, wer sie war. Und sie wusste, was ihr Ziel war. Langsam richtete sie sich auf. „Verdammte Rinoa...ich schwöre dir, eines Tages werde ich wiederkommen...und dann wirst du sterben! Wie ich mich auf diesen Tag freue!“ Dann schloss sie die Augen wieder und schlief weiter. Im Moment war sie noch zu schwach, um etwas zu unternehmen, doch irgendwann würde sie wieder zu ihrer alten Macht zurückfinden. Und dann, das hatte sie sich geschworen, würde sie die Hexe, die sie schon so lange hasste, töten...