Deling City, Hexenresidenz, 20.00 Uhr Ortszeit
Squall stand bewegungslos neben dem Thron, auf dem seine Geliebte saß. Sie sprach gerade mit einem General ihrer Armeen. Ihre Stimme war so kalt, berechnend...das war nicht seine Rinoa. Das war Ultimecia, die schwarze Hexe. So langsam begriff er, was los war. Irgendwie befanden sich zwei Persönlichkeiten in Rinoas Körper. Sie selbst und die schwarze Hexe, die sich selbst Ultimecia nannte. Und diese Hexe kontrollierte Rinoa fast die ganze Zeit. Squall befürchtete, dass die wahre Rinoa irgendwann verschwinden würde und in diesem wundervollen Körper nur noch Ultimecia leben würde, aber selbst dann würde er ihr noch zur Seite stehen...denn sogar diese kalte, grausame Diktatorin zeigte ihm gegenüber eine gewisse Wärme und Freundlichkeit. Es wäre ihm sicher lieber gewesen, wenn diese Person verschwunden wäre...und Rinoa auch. Das merkte man auf der Stelle. Sie kämpfte ununterbrochen gegen ihr böses Ich, doch sie konnte nicht siegen. Squall schüttelte den Kopf. Er zwang sich, an etwas anderes zu denken, an das, was seine Freunde wohl gerade machten. Ob sie ihm übel nahmen, dass er nun bei Rinoa war? Nein...bestimmt nicht. Sie kannten ihn und sein Herz und wussten genau, dass er so handeln würde. Ob wohl noch jemand kommen würde, um Rinoa zu töten? Sie riss ihn jäh aus seinen Gedanken. „Squall...ich habe für heute alles erledigt. Lass uns gehen., okay?“ Das war, was er meinte. Obwohl sie Ultimecia war, zeigte sie ihm gegenüber Freundlichkeit. Er nickte und begleitete sie in ihr Zimmer. Dort angekommen, deutete sie ihm, sich zu setzen. „Warte bitte einen Moment hier.“, sagte sie und ging ins Bad. Kurz darauf kam sie zurück, als Rinoa, in einem langen, schwarzen, rückenfreiem Kleid, das über den Hals gebunden wurde. Als er sie so sah, schlug sein Herz höher. Sie war so wunderschön...als sie vor ihm stand, fragte sie: „Hey, magst du mit mir tanzen?“ Er lächelte zaghaft, stand dann auf und reichte ihr die Hand. Er blieb kurz stehen und fragte dann: „Und Musik?“ Sie lächelte ihn an und im nächsten Moment spielte aus den Boxen ihrer Stereoanlage ein Lied, das er durchaus kannte: Eyes on me. Er zog sie eng an sich und so tanzten sie, auf ein Lied, das ihnen ganz besonders viel bedeutete. Keiner von beiden sprach, während sie einander umarmten und sich im Rhythmus der Musik drehten. Schließlich fragte der Junge: „Sag mal, Rinoa...kannst ‘Eyes on me’ auch singen, so wie deine Mutter?“ Rinoa nickte. „Ja...sie hat es mir beigebracht, als ich noch ganz klein war. Ich konnte dieses Lied als erstes singen...noch bevor ich irgendein Kinderlied konnte!“ Er blickte sie ungläubig an. „Wirklich?“ „Ja! Sie hat es mir immer und immer wieder vorgesungen, so oft, dass ich es mit zwei schon singen konnte. Stell dir das doch mal vor! Sie hat mir ein Lied beigebracht, bevor ich sprechen konnte!“ Squall atmete tief durch. „Dann...sing es bitte!“ Sie schaute ihn verwundert an. „Bitte...sing es einmal...für mich!“ Sie lächelte ihn an. „Nein...jetzt noch nicht. Erst, wenn das alles vorbei ist.“ „Wie meinst du das, ‘wenn alles vorbei ist’?“ Sie lehnte ihren Kopf wieder an seine Schulter. „Das kann ich dir jetzt nicht erklären...später, okay?“ Er nickte. So tanzten sie noch lange weiter, auch noch auf viele andere Lieder als Eyes on me. Bis sie irgendwann müde auf Rinoas Bett sanken und einschliefen.
Tag der Auferstehung des Schöpfers
Deling City, Hexenresidenz, 10.00 Uhr Ortszeit
Squall und Rinoa wurden unsanft von den Schreien der Soldaten und einem furchtbaren Fauchen, Knurren und Brüllen geweckt. Sie schreckte hoch und sprang zum Fenster, um zu sehen, was los war und dachte, sie trifft der Schlag. Sofort lief sie zum Bett zurück, um Squall mitzuteilen, was sie gesehen hatte. Auch der konnte es nicht glauben. „Squall, da draußen sind Ultima und Omega Weapon!“ Aus Gewohnheit sprang er sofort auf, schnappte seine Gunblade und stürzte aus dem Raum, um die Soldaten zu unterstützen. Rinoa eilte vor eine Art kleinen Altar an der Wand, zündete einige Räucherstäbchen an und murmelte: „Fithos Lusec Wecos Vinosec!“ Sie wiederholte diese Worte immer und immer wieder, bis sie sich schließlich in Ultimecia verwandelt hatte. Sie stürmte Squall hinterher und sah ein Bild des Schreckens. Omega Weapon hatte fast ihre ganze Armee vernichtet. Und Ultima Weapon getötet. Der Kadaver des Monstrums war auf die Spitze des Uhrturms aufgespießt. Das Blut des Monsters floß über den ganzen Turm. Überall auf der Straße, auf den Häusern, in Bäumen und auf Fahrzeugen türmten sich vernichtete Kriegsmaschinen und tote Soldaten. Aber einer kämpfte noch gegen Omega, als alle anderen schon aufgegeben hatten: Squall. Fest entschlossen, ihre Einheiten zu rächen, schritt sie auf das gigantische Biest zu. Es schien zu merken, dass sich dort ein ebenbürtiger Gegner näherte, schleuderte Squall weg und beachtete ihn nicht mehr. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte jetzt Rinoa. Omega versuchte, sich auf die Hexe zu stürzen, doch die sprach Levidega und brachte sich so vor dem Angriff in Sicherheit. Jetzt stand sie mit dem Rücken zu Omega, was dieser auch gleich zu nutzen versuchte. Weapon stürzte sich von hinten auf sie und warf sie zu Boden, doch bevor er noch etwas tun konnte, war sie schon herumgewirbelt und rief: „Giga-Flare! Bahamut!“ So brachte sie sich vor dem Monster in Sicherheit. Als sie nach Bahamuts Attacke wieder sicher gelandet war, begann sie mit der verheerendsten aller Zauberformeln: „Fithos Lusec Wecos Vinosec, Fithos Lusec Wecos Vinosec, Fithos Lusec Wecos Vinosec! Excitate vos es somno, liberi mei, curae sunt non! Excitate vos es somno, liberi fatali somnus est non! Surgite! Invenite! Veni hortus veritatis, horti verna veritatis. Ardente veritate, urite mala mundi! Ardente veritate, incendite tenebras mundi! Valete Liberi! Diebus fatalibus. Fithos Welusec Wecos Vinosec, Fithos Ulusec Wecos Vinosec, Fithos Lusec Wecos Vinosec, Fithos Lusec Wecos Vinosec!“ Vor ihren Handflächen bildeten sich nun grellweiße Energiekugeln. Sie schloß die Augen und nahm beide Hände so vor ihren Körper, als würde sie einen Ball zwischen den Händen halten. Die beiden Lichtkugeln verschmolzen miteinander und wurden noch heller und strahlender. Plötzlich splitterte überall um sie herum der Boden und aus diesem kamen spärliche Lichtstrahlen, die jedoch immer heller und stärker wurden und schließlich in die Kugel zwischen ihren Händen flossen. Ruckartig öffnete sie die Augen, starrte Omega Weapon bösartig an und flüsterte fast: „Venom!“ Der Lichtball schoss von ihren Händen weg wie ein Schuss aus einem Gewehrlauf. Weapon versuchte, auf seinen Feind zuzustürmen, wurde jedoch von der Energieladung getroffen. Es wurde von Venom durchbohrt als würde ein Fisch in ruhiges Wasser eintauchen. Ruckartig blieb es stehen, schaute seine Feindin böse an, streckte sich dann zu voller Größe in die Luft. Sein Todesschrei war entsetzlich. Es schrie, brüllte und knurrte gleichzeitig, dieses Wesen. Dann fiel es zu Boden wie ein Stein und sein Körper zersetzte sich in Venoms Licht, das jetzt aus ihm herauskam. Ultimecia trat verächtlich vor das Amulett, das noch dort lag, wo vorher Omega gelegen war. Sie schnaubte und meinte: „Es hat noch niemandem gutgetan, sich mit mir anzulegen. Jeder, der bisher versucht hat, mich anzugreifen, musste mit dem Leben bezahlen. Auch du Omega.“ Sie beugte sich hinunter, um die Halskette aufzuheben. Als nächstes ging sie Richtung Uhrturm, um dort auch das Amulett von Ultima Weapon einzusammeln. Squall hatte natürlich alles mit angesehen. Langsam rappelte er sich auf und schritt zur Hexe. „Ultimecia...Herrin. Wenn ich mir die Frage erlauben dürfte, was sind das für Amulette?“ Sie drehte sich zu ihm um, schaute ihm direkt in die Augen und begann ihre Erklärung. „Du weißt, dass auch G.F.s getötet werden können?“ Squall nickte. „Wenn eine G.F. wirklich getötet wird, löst sich ihr Körper auf, doch ihre Macht bleibt bestehen. Diese Macht befindet sich dann in Amuletten wie diesen hier und bleibt dort so lange, bis der Gott der G.F.s, Genesis, sie wieder befreit und den Körper des Wesens neu erschafft.“ Er stutzte. „Soll das heißen, dass die Weapons...“ Die Hexe nickte. „Genau. Die Weapons waren G.F.s, die der Menschheit entsagt und in den Dienst des Bösen getreten sind. Genauso, wie es Tiamat getan hat. Und Griever.“ Squall wurde heiß und kalt, als er diesen Namen hörte. „Griever? Heißt das, du bist im Besitz seiner Macht?“ „Genau. Ich habe die Seelen aller vernichteten G.F.s in der Residenz. Doch sie sind nutzlos, solange nicht alle dort sind.“ Er schaute sie fragend an. „Aus der Vereinigung aller G.F.s wird ihr Gott erstehen und ihnen neues Leben einhauchen und sie stärken. Doch dafür müssen sie alle sterben.“ Squall nickte. Er hatte es jetzt verstanden. Ultimecia drehte sich nochmal um und sprach Erzengel auf alle gefallenen Soldaten. Sie bedeutete ihnen, den Schaden möglichst schnell zu beheben und ging dann ohne ein weiteres Wort zu sagen zurück in ihren Thronsaal. Squall seufzte und folgte ihr.
Esthar City, Odynes Labor, 16.00 Uhr Ortszeit
„Wie bitte? Beide Weapons wurden vernichtet? Das darf doch nicht wahr sein!“, schrie der Professor ganz außer sich. „Das müsse dem Präsidenten gemeldet werden, oder?“ Sofort stürmte er los, wie immer zum Palast. Laguna hörte sich die Sache an. Es machte ihm wirkliche Sorgen. Ell hatte in den letzten Tagen mehrfach versucht, zu Rinoa durchzudringen, es war ihr jedoch nie gelungen. Jetzt gab es wirklich nur noch die radikale Lösung. Er drehte sich zum Professor. „Prof. Odyne, wann wird die ultimative Waffe einsatzbereit sein?“ Odyne meinte ganz aufgeregt: „Sie möge es grade geworden sein, oder?“ Laguna nickte. „Gut. Sie können dann gehen. Ich werde die Insel anrufen und grünes Licht für Operation Exodus geben!“ Odyne nickte und trollte sich. Laguna wollte schon zum Hörer greifen, zog die Hand jedoch wieder zurück und ging noch zu Ell.
„Hi, Ell. Und, wie siehts aus?“ Sie schüttelte den Kopf. „Immer noch keine Wirkung. Ich komm einfach nicht zu ihr durch. Da ist noch jemand anderes in ihrem Körper, der mich daran hindert. Ich denke, dass dieser jemand auch die Ursache für ihr Verhalten ist.“ Sie waren mittlerweile in die Wohnung eingetreten und setzten sich. „Und Faye?“, fragte Laguna besorgt. „Ach, ihr geht es von Tag zu Tag schlechter. Alpträume plagen sie, ihre Visionen haben aufgehört und sie hat andauernd körperliche Beschwerden. Quistis und Xell kümmern sich um sie, aber ihr scheint nichts zu helfen, nicht mal Magie.“ Laguna senkte den Kopf. Ell fuhr fort. „Die Stimmung ist sowieso im ganzen Garden gedrückt. Besonders Edea hat es schlimm getroffen. Sie will es einfach nicht wahrhaben, dass ihr vielversprechendster Sohn eine böse Hexe unterstützt. Und dass sie dazu beigetragen hat, dieses Wesen überhaupt zu erschaffen.“ „Und ansonsten? Konntest du schon eine Möglichkeit finden, Hyne aufzuhalten?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich komme einfach nicht weiter. Ich sitze hier über den alten Büchern und Prophezeiungen, lese Legenden über Hexen und die Zeit, bevor unser Planet existierte und über Hyne selbst, aber nichts bringt mich weiter. Das einzige Wesen, dass mir als Hilfe einfällt, ist Blade. Er könnte vielleicht etwas darüber wissen oder etwas unternehmen, aber...“ Lagunas Augen glitzerten auf einmal seltsam. „Das ist ja phantastisch! Blade ist entsiegelt worden! Ich werde noch heute grünes Licht für die Operation Exodus geben!“ Seine Stieftochter starrte ihn ungläubig an. „Das...das ist nicht dein Ernst, oder?“ Laguna erwiderte: „Doch, mein voller Ernst!“ Ell hielt sich die Hand vor den Mund. „Oh Gott...dann...dann werden...dann werden Squall und Rinoa sterben!“ Laguna nickte wieder. „Ja, ich weiß, aber es ist die einzige Möglichkeit, diesem Schrecken ein Ende zu bereiten.“ Ell nickte und senkte traurig den Kopf. „So, ich muss dann mal! Danke nochmal, Ell!“ Mit diesen Worten verließ er sie. Er begab sich zurück in sein Büro, wählte eine geheime Nummer und meinte, als sich am anderen Ende jemand meldete, einfach nur: „Operation Exodus hat grünes Licht. Sofort starten!“ „Sehr wohl.“ Laguna legte wieder auf. Jetzt half nur noch beten, dass Exodus auch gelingen würde.
Geheime Forschungsinsel, 18.00 Uhr Centra-Zeit
Wie gebannt stand Tony vor dem gläsernen Behälter, in dem sich der versiegelte Krieger befand. Er starrte durch das Glas und erblickte ihn endlich. Er sah wundervoll aus, genau so, wie er ihn sich immer vorgestellt hatte. Sein Haar war blauschwarz, seine Haut jedoch fast weiß, was einen ziemlich krassen Gegensatz bildete. Er war sehr groß, hatte breite Schultern, einen durchtrainierten Körper und trug eine Rüstung, wie der Forscher sie noch nie gesehen hatte. Sie war komplett silbern, bestand aus einem Brustpanzer, einer bombastischen Schulterpanzerung und unheimlich schwer wirkenden Beinverkleidungen. Mitten auf seiner Brust prangte ein merkwürdiges Symbol. Als Waffe trug er eine Gunblade von unglaublicher Größe. Tony überlegte, welche Kraft in diesem Körper stecken musste, um diese Waffe führen zu können. Da öffnete der Krieger langsam die Augen. Sie waren unnatürlich grün. Nie in seinem ganzen Leben hatte er so grüne Augen gesehen. Sie waren schon fast giftgrün und vollendeten den Kontrast zwischen seinen Haaren und seinem Gesicht. Doch trotz des starken Kontrastes sah sein gegenüber außergewöhnlich gut aus. Seine Gesichtszüge waren fein, zeigten jedoch keine Regung, obwohl sie einander direkt in die Augen blickten. Schließlich wandte sich Tony ab, um die Riemen, die um den Körper des Kriegers gewickelt waren, zu lösen und um das gläserne Tor zu öffnen. Als dies geschehen war, schritt er wieder vor den Glaskasten, um den Krieger zu begrüßen. „Sei gegrüßt, edler Krieger im Dienste der Gerechtigkeit, der du die Aufgabe hast, diesen Planeten und unser Volk zu schützen.“ Sein Gegenüber nickte ihm nur kurz zu, um seine Zurkenntisnahme zu signalisieren. „Unser Planet steht vor einer großen Krise und wir hoffen, dass du uns helfen wirst.“ „Was ist das für eine Krise?“ Tony atmete tief durch. „Die schwarze Hexe Ultimecia ist aufgetaucht, um den gesamten Planeten zu unterwerfen, und der Mond hat angefangen, rot zu leuchten, sein Zeichen für Hyne, den Schöpfer dieser Welt, dass eine große Gefahr droht und dass der Planet vernichtet werden muss.“ Der Andere fragte: „Was für eine große Gefahr soll das sein? Ultimecia?“ Tony schüttelte den Kopf. „Nein, eine Gefahr für Hyne selbst, die in der alten Legende ‘Auferstehung des Schöpfers’ genannt wird.“ „Also doch...Ultimecia muss getötet werden, sofort! Und dieser neue Schöpfer ebenfalls! Sonst wird dieser Planet vernichtet werden!“ „Deshalb haben wir dich erweckt, Blade. Damit du die hexe tötest. Sie ist der neue Schöpfer.“ Blade nickte. „Wo ist sie?“ Tony gab Deling City als Ort an. „Ich werde mich sofort dorthin begeben. Ultimecia wird sterben, keine Sorge.“ Mit diesen Worten schloss er die Augen erneut, murmelte etwas und verschwand dann in einem gleißenden Licht. Tony betete für ihn und hoffte, dass Blade es schaffen würde.
Deling City, Hexenresidenz, 21.00 Uhr Ortszeit
Ultimecia saß immer noch auf ihrem Thron. Sie hörte sich grade einen Bericht des Generals an, wie die Reaktivierung der Kampfmaschinen voranschritt, als plötzlich eine Alarmsirene aufheulte. Der General drehte sich um, blickte Richtung Tür und sagte, ohne sich seiner Herrin zuzuwenden: „Ehrwürdige Ultimecia, bitte entschuldigt mich. Ich werde nach dem Rechten sehen.“ Dann verließ er den Saal wieder. Die Hexe blieb ganz ruhig auf ihrem Thron sitzen, als wäre nichts geschehen, Squall jedoch wurde unruhig. Er spürte, dass irgendwas nicht in Ordnung war, konnte aber absolut nicht einordnen, was. Außerhalb des Thronsaales hörte er die Schrei der anderen Wächter und das Zischen einer gewaltigen Waffe in der Luft. Derjenige, der dieses Schwert führte, musste ein wahrer Meister sein. Langsam ließ er seine Hand zum Griff der Gunblade gleiten. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Das Licht, das von draußen hereinkam, blendete Squall, doch er sah ganz deutlich die Silhouette eines Mannes. Er war groß, hatte breite Schultern und umfasste mit einer Hand den Griff einer Gunblade, wie Squall sie noch nie gesehen hatte. Sie ähnelte keiner von denen, die Squall jemals gesehen hatte, weder vom Aussehen noch von der Größe. Der Krieger in der Tür schritt langsam auf die Hexe zu. „Hexe Ultimecia, schwarze Herrscherin über eine Armee des Todes, ich bin Blade, Krieger im Dienste der Gerechtigkeit, Beschützer dieses Planeten und seines Volkes. Ich bin gekommen, um dich zu vernichten! Bist du bereit für deinen Tod?“ Ultimecia wollte grade aufstehen, als sich Squall vor sie stellte. „Moment! Da habe ich auch noch ein Wörtchen mitzureden, Blade!“ Der Krieger blickte ihn nur verächtlich an. „Soso. Du willst gegen mich antreten. Mit der Gublade als Waffe! Darüber kann ich nun wirklich nur lachen. Wer bist du überhaupt.“ Squall erwiderte seinen Blick unberührt und antwortete: „Ich bin Squall Leonhart, Ultimecias Hexenritter. Und du wirst ihr kein Haar krümmen, so lange ich lebe!“ Blade grinste triumphierend und meinte selbstsicher: „Dein Leben kann ich schnell beenden!“ Dann stürzte er sich auf Squall. Er beherrschte seine Waffe perfekt und schwang sie trotz ihrer Größe so leicht, als hätte sie das Gewicht eines Zahnstochers. Squall hatte wirkliche Probleme, diesen Angriffen Paroli zu bieten, deshalb kam er überhaupt nicht dazu, auch anzugreifen. Er musste immer weiter zurückweichen, bis er direkt vor der Hexe stand. Blade rief ihm irgendwann mitten im Kampf zu: „Gar nicht so schlecht, Kleiner! Mit etwas Übung könntest du sogar ein ebenbürtiger Gegner für mich werden...du hast eine starke Abwehr!“ Squall war zu erstaunt über seine Worte, um sich noch richtig zu konzentrieren. Blade ging in die Knie und schwang seine Waffe so, dass sie direkt Ultimecia treffen würde. Diese saß mit geschlossenen Augen auf ihrem Thron. Kurz bevor er sie traf, riss sie die Augen auf rief: „Venom!“ Blade sprang grade noch zurück. Hätte er eine Sekunde später reagiert, hätte ihn dieser Lichtball getroffen und getötet. Er sprach Squall direkt an. „Warum setzt du dein Leben für sie ein?“ Dieser erwiderte: „Weil ich sie liebe. Mehr als mein Leben!“ Blade fing an, schallend zu Lachen. „Du liebst sie? Wie kannst du so ein Monster lieben? Sie ist grausam und kaltherzig! Und hübsch ist sie auch nicht!“ Squall sprang auf ihn zu und packte ihn am Kragen seines Hemdes, das er unter der Rüstung trug. „Was sagst du da? Sie ist kein Monster! Und das schönste Mädchen auf diesem verdammten Planeten! Das schönste Mädchen im ganzen verdammten Universum!“ Blade sah ihm tief in die Augen. „Glaub mir, sie ist nicht hübsch. Ich kannte ein Mädchen, das wirklich hübsch war. Es war in einer Zeit, bevor dieser Planet existierte, in der Zeit, in der Hyne noch in einer Gesellschaft solch mächtiger Wesen lebte und dem wahren Schöpfer aller Dinge, Titan, untergeben war. In dieser Zeit gab es ein Mädchen, das in meinen Augen schöner war als alles bis heute existierende. Alles an ihr war wundervoll. Ihr Gesicht war fein wie aus Porzellan gemeißelt und ihre Haut war wundervoll, zart und rosig. Ihre Lippen waren so wundervoll und sinnlich, dass sie auf keinem Gemälde, auf keinem Photo oder irgend einem anderen Bild wiedergegeben werden konnten. Ihre Augen waren tiefbraun, so, dass man in ihnen hätte versinken könnte, wie man im tiefsten Ozean des Universums versinken würde. Und ihr Haar! Es war pechschwarz und so glänzend und weich wie reine Seide. Ihre ganze Erscheinung war anmutig, so anmutig, wie es sie nur einmal geben sollte. Wenn sie atmete, schien ihr Hals zu leuchten. Jede ihrer Bewegungen erfüllte unser Volk mit einem unglaublichen Glücksgefühl und es war das höchste Glück, sie einfach sehen zu können. Selbst Titan war ihr Verfallen. Er hätte alles für dieses Mädchen getan und sie hätte dies ausnutzen können. Doch sie hat es nicht getan, da ihre Reinheit das nicht zuließ. Sie ist der wahre Ursprung aller Magie, die weiße Hexe, Rinoa!“ Squall ließ ihn los, als er diesen Namen hörte. „Wie hieß diese Hexe?“ Blade fuhr fort. „Ihr Name war Rinoa. Sie war einfach wundervoll. Sie trug ein wundervolles blaues Kleid und hatte die Flügel eines Engels, gewaltige Schwingen, wie ich sie noch nie gesehen hatte, bis ich sie in ihrer vollen Schönheit erblickte.“ Squall trat zurück. „Rinoa...aber...warum sprichst du in der Vergangenheit von ihr?“ Blade blickte zu Boden. „Weil sie verschwunden ist. An dem Tag, als Titan unser Volk auflöste, versuchte Hyne, sie mitzunehmen. Sie wies in ab und in seiner Verzweiflung schuf er eine Kopie der Göttlichen und gab ihr den Namen Ultimecia, ‘die Endgültige’. Dann trennten wir uns alle. Seitdem ist sie spurlos verschwunden. Alle anderen haben einen festen Platz in ihren Universen, denn viele haben beschlossen, in Titans Fußstapfen zu treten und ein Universum zu erschaffen. Diese ganzen Universen vereinen sich im unendlichen Kosmos, Titans Reich. Von allen anderen weiß Titan, wo sie sich aufhalten, nur Rinoa ist spurlos verschwunden. Das heißt, dass sie irgendwo im Kosmos lebt, aber wo, werden wir wohl niemals herausfinden.“ Squall trat neben Ultimecia. „Ich weiß, wo sich ein Mädchen namens Rinoa aufhält, das genau auf deine Beschreibung passt. Aber...erzähl mir zunächst, was du für sie empfindest und wie du zu ihr stehst.“ Blade nickte und fuhr fort. „Ich bin nie richtig in Rinoas Nähe gekommen, aber ich habe mich trotzdem in sie verliebt. Die meisten unseres Volkes haben Titan als Gott verehrt, doch um Titan habe ich mich nie gekümmert. Meine einzige Gottheit war der Ursprung aller Magie, die göttliche weiße Hexe, Rinoa.“ Da stand Ultimecia auf. „Wenn das so ist, Blade, dann...“ Mit diesen Worten erhob sie sich in die Luft und verwandelte sich in Rinoa zurück. Die Flügel hatte sie um sich herum geklappt, damit man sie noch nicht sehen konnte. Sie schwebte auf den Boden zurück und vervollständigte dann ihren Satz. „...knie nieder vor deinem Gott!“ Mit diesen Worten öffnete sie ihre Flügel. Blade blieb fast das Herz stehen. „Das...das kann nicht sein...bist du es wirklich?“ Er stand auf und ging auf sie zu. Als er direkt vor ihr stand und ihr in die Augen sah sagte er: „Kein Zweifel. Du bist es, göttliche weiße Hexe, Mächtigste der Mächtigen!“