Blutmond

Prolog

Balamb-Garden, 20.00 Uhr Esthar-Zeit

Squall saß vor einem leeren Blatt Papier. Den Kugelschreiber schon in der Hand, überlegte er, was er machen sollte. Schon wieder einen Brief schreiben? Und was, wenn sie wieder nicht antworten würde? Seit Rinoa weggegangen war, zurück nach Deling City zu ihrem Vater, hatte er ihr bestimmt über dreißig Briefe geschrieben und nie hatte sie geantwortet. Er überlegte die ganze Zeit, was mit ihr los war. Liebte sie ihn etwa nicht mehr? Warum war sie überhaupt gegangen? Er erinnerte sich an den letzten Sommer, die Feste im Garden, die warmen Nächte, wenn sie einfach nur im Gras lagen und sich unterhielten. Dann diese Worte.... einmal hatten sie sogar in einen Baum ein Gedicht, eine Botschaft eingeritzt. Obwohl es schon beinahe ein halbes Jahr her war, hatte er diese Worte nicht vergessen.

Zwei Hände, die sich halten, in sommerlicher Liebe,
Ein Kätzchen, das sehnsüchtig schnurrt,
Zwei Vögel im Flug,
Wolken im Kuss vereint.
Ein Bett, gewärmt von guten Gedanken,
Worte, die auf ein Papier fließen,
Funkelnder Tau im Mai,
Das sind wir,
Squall und Rinoa

Er dachte oft an diese Worte, daran, was sie für ihn bedeuteten und was sie wohl für Rinoa bedeuteten, wo immer sie auch war, was immer sie auch grade tat. Er knipste das Licht seiner Lampe aus und blickte aus dem Fenster. Und er sah den Mond, im Sonnenuntergang, blutrot....

Deling City, Villa Caraway, 03.15 Uhr Ortszeit

Rinoa lag auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Sie musste die ganze Zeit an Squall denken. Warum hatte er ihr bloß nicht geschrieben? Hatte er eine andere? Er hatte ihr doch versprochen, zu schreiben. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es schon 03.15 Uhr war. Seit 23.00 Uhr lag sie in ihrem Bett und konnte einfach nicht schlafen. Sie ging zu ihrem Fenster und blickte zum Mond. Er war rot... da geschah es. Sie hörte eine Stimme. Eine Stimme, die ihr bekannt vorkam. Sie sagte:
Du willst zu ihm, nicht wahr? Zuerst dachte sie, sie hätte sich das eingebildet, doch die Stimme fuhr fort. Du kannst zu ihm, immer, jederzeit! Rinoa verstand nicht. Ihr Vater hatte sie doch in Deling eingesperrt und überall Wachen postiert, ihr den Kontakt mit Squall verboten. Wenn du dich nur auf dein wahres Ich besinnst, kannst du zu ihm! Rinoa hielt sich die Ohren zu. Sie wollte das nicht hören, weil sie nicht zu ihm konnte, auf keinen Fall. Denk doch sowas nicht, dröhnte die Stimme in ihrem Kopf, du kannst alles! Du kannst alles und jeden besitzen, wie es dir beliebt! Geh doch einfach da raus, an den Wachen vorbei, und suche Squall! Rinoa schrie: „Sei still! Ich kann nicht zu ihm! Ich weiß doch überhaupt nicht, wo er ist! Außerdem, was ist, wenn er eine andere hat? Ich wäre ihm doch nur im Weg!“ Jetzt wurde die Stimme lauter und wirkte fast schon zornig. Besinn dich doch darauf, wer du bist! Du hast meine Kräfte übernommen, als der Junge mich tötete, und kannst auch die Kräfte der anderen übernehmen, der anderen, ja, der einzigen überlebenden außer dir, die, welche die Kräfte der Zukunft in sich trägt! Rinoa wusste nicht, was sich tun sollte. „Wovon sprichst du? Wer bist du überhaupt?“ Die Antwort traf Rinoa wie ein Schlag. Ich bin Adell und rede von der Vereinigung aller Hexen in einer Person! Diese Kraft würde der des Schöpfers Hyne gleichkommen! Damit könntest du die ganze Welt unterwerfen, wenn du nur die Macht der Hexe Edea übernimmst! Das junge Mädchen erzitterte. Allein der Gedanke, eine Machtherrschaft und Tyrannei wie Adell anzuführen, schockte sie. Aber es war doch ihre einzige Möglichkeit, Squall wiederzubekommen! Er würde sich nicht widersetzen, denn wer würde das schon gegenüber einer Person, deren Macht der des Schöpfers gleichkommt. Also setzte sie einen Brief auf, um Edea zu sich zu rufen. Dabei half es ihr, dass ihre Handschrift der ihres Vaters ziemlich ähnelte.

Sehr geehrte Mrs. Kramer,
Hiermit möchte ich sie bitten, mich in meiner Residenz in Deling City aufzusuchen. Während des Krieges ist zu viel zwischen uns passiert, um es einfach so zu vergessen. Ich möchte mich mit ihnen in Verbindung setzen, um in aller Ruhe noch mal die Ereignisse zu diskutieren. Bitte kommen sie allein, da diese Diskussion nur uns betrifft. Nicht mal Martine Dodonna oder ihr Gemahl, Cid Kramer, haben das Recht, an dieser Diskussion teilzunehmen und ich bitte sie, auch ihre Leibgarde von SEED nicht mitzunehmen, ihnen droht aufgrund meiner Wachposten keinerlei Gefahr. Hochachtungsvoll,
John Caraway

Sie steckte den Brief in einen Umschlag, verschloss diesen so sauber, wie es ihr Vater immer tat und schrieb die Adresse und den Absender darauf. Dann verließ sie ihr Zimmer und übergab den Umschlag einer der Wachen, mit dem Befehl, ihn morgen dem Postboten zu übergeben. Sie überlegte, wie lange es wohl dauern würde, bis Edea angekommen wäre. Dann schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Sie fragte laut in den Raum hinein: „Adell, bist du noch da?“ Die Antwort der Hexe ließ Rinoa erschauern. Ja, ich bin hier. Ich bin immer da, weil ich in dir lebe! Nach einer kurzen Pause fragte das junge Mädchen: „Wenn Edea hier ist....was soll ich dann tun?“ Adells Stimme klang auf einmal so angenehm in Rinoas Gedanken, als würde sie sie kennen, und das seit langer Zeit. Sorg dich nicht. Das wirst du automatisch wissen, da Edeas und deine magischen Kräfte versuchen werden, sich zu vereinen, und dann werden Artemisia und ich dafür sorgen, dass diese Vereinigung in deinem Körper stattfindet. Schlaf jetzt und denke nicht weiter darüber nach. Wie in Trance ging Rinoa zu ihrem Bett und legte sich zum Schlafen hin.


Tag der Auferstehung des Schöpfers


Balamb-Garden, 09.00 Uhr Esthar-Zeit

„Hey Squall, steh endlich auf!“ schrie die Stimme in den Raum hinein. Squall schreckte hoch. Was hatte er da nur geträumt? Eine neue Hexe? Hyne? Der Mond? Er wusste es nicht mehr genau, nur noch, dass drei Elemente darin vorkamen. Eine neue Hexe, an deren Namen er sich nicht mehr erinnern konnte, der Schöpfer Hyne und der Mond. Er war blutrot gewesen. Squall schauderte bei dem Gedanken, wie sich vor dem Mond die schwarze Silhouette der Hexe und hinter dem Mond die riesige Gestalt Hynes abgehoben hatten. Dann begann der Mond zu brennen und sich auf die Erde zuzubewegen, als würde er auf sie aufschlagen und so alles Leben vernichten. „Ähm...hallo? Noch anwesend?“ Squall blickte auf und genau in Selphies Gesicht. „Er rieb sich kurz die Augen und sagte dann: „Klar, bin nur etwas müde.“ „Jaja, warst mal wieder zu lange wach? Ich glaube, du hast einfach Angst zu schlafen, weil du ja von Rinoa träumen könntest!“ Der Junge stand ruckartig auf und fauchte: „Das ist doch wohl meine Sache! Das sind meine Probleme und die gehen dich nichts an. Und lass mich endlich mit Rinoa in Ruhe! Sie ist weg und ich werde sie wahrscheinlich nie wiedersehen! Entschuldige bitte, ich geh jetzt duschen!“ Er kehrte ihr den Rücken und ging Richtung Bad. Selphie stand mit Tränen in den Augen in der Raummitte und stammelte: „Aber....“ Squall drehte sich nochmals um und schrie: „Nichts aber!“ Das Mädchen wischte sich mit dem Ärmel ihrer Uniform die Tränen von den Augen und sagte: „Gut, dann eben nicht. Wenn du dieser Meinung bist, dann interessiert dich wohl auch nicht, dass Mama heute einen Brief von Rinoas Vater bekommen hat, in dem er sie zu sich bittet!“ Squall blieb sofort stehen, drehte den Kopf und fragte: „Bitte was hast du da gesagt?“ „Du hast schon richtig gehört,“, meinte Selphie, „General Caraway will sich mit Mama treffen, also wird sie wohl auch Rinoa sehen!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte aus dem Raum. Squall stand noch eine Weile so und ließ sich Selphies Worte durch den Kopf gehen. Edea würde Rinoa sehen? Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, dass er mit ihr ging. Dann würde er Rinoa sehen! Er beschloss, als erstes nach dem Unterricht zu Edea zu gehen und ihr diese Frage zu stellen.


„Nein, Squall, das geht leider nicht. Der General hat mich gebeten, allein zu kommen.“ antwortete Edea auf seine Frage. „Aber Mama, ich könnte dann doch mit Rinoa etwas unternehmen, dann bin ich doch beschäftigt und du brauchst dich überhaupt nicht um mich zu kümmern. Das ist dann so, als wäre ich nicht da!“ versuchte der Junge, ihre Meinung doch noch zu ändern. „Nein. Es geht nicht. Ich werde morgen früh abreisen. Selphie wird mich mit der Ragnarok nach Deling City bringen und in zwei Tagen wieder dort abholen. Wenn du willst, kann ich ihr etwas von dir ausrichten.“ Squall wand sich enttäuscht ab und sagte: „Nein, schon okay. Tut mir leid, das ich dich gestört habe. Viel Spaß in Deling.“ Dann verließ er Edeas Büro und ging in die Übungshalle.
Als Squall die Halle durchlief, entdeckte er etwas Seltsames. Auf einem der Bäume stand etwas in einer Sprache und Schrift, die Squall vorher noch nie gesehen oder gehört hatte:

Fithos Lusec Wecos Vinosec
Fithos Lusec Wecos Vinosec
Fithos Lusec Wecos Vinosec
Excitae vos es somno, liberi mei, curae sunt non.
Excitate vos es somno, liberi fatali somnus est non.
Surgite!
Invenite!
Veni hortus veritatis
horti verna veritatis
Ardente veritate
urite mala mundi
Ardente veritate
Incendite tenbras mundi
Valete liberi, diebus fatalibus
Fithos Welusec Wecos Vinosec
Fithos Ulusec Wecos Vinosec
Fithos Lusec Wecos Vinosec
Fithos Lusec Wecos Vinosec

Er beschloss, Edea davon zu erzählen, doch plötzlich wurde er angegriffen. Zwei Gratts fielen ihn von hinten an. Squall reagierte sofort. Er konzentrierte sich und beschwor Ifrit. Er dachte, er würde leichtes Spiel haben, doch dem war nicht so. Die Macht Ifrits brach über die beiden Gegner ein, doch als diese brennend auf den Boden sanken, leuchtete die Schrift auf dem Baum auf und Squall war, als würde er ein Stimmengemurmel hören, dass sich bei näherem Hinhören als Gesang entpuppte. Als er den Worten lauschte, traute er seinen Ohren nicht. Die Stimmen sangen Fithos Lusec Wecos Vinosec. Er würde diese Worte nie vergessen. Was er dann sah, konnte er selbst nicht glauben. Aus dem Baum trat eine Art nebliger Schleier aus, der die am Boden liegenden Monster umschlang und wieder auferstehen ließ. Squall zog seine Gunblade und ging auf einen der Gegner los, doch sein Angriff prallte wirkungslos ab. Da sprach das zweite Monster einen Zauber, den er bisher nur einmal gehört hatte: Apokalypse. Der Junge wurde von der Wucht des Angriffs zurückgeschleudert und an den Baum geworfen. So hatte ihn nicht einmal ein Angriff Artemisias, Grievers oder Omega Weapons zurückgeschlagen! Er fiel zu Boden. Langsam versuchte er, aufzustehen und bemerkte, als er sich an den schmerzenden Hinterkopf fasste, dass er blutete. Er brauchte Eden, und zwar sofort! Er überlegte und überlegte, wo der Wächter sich befand. Langsam dämmerte es ihm. Eden war bei Rinoa. Er hatte damals darauf bestanden, dass sie ihn mitnehme, damit sie sich gegen Angriffe verteidigen könnte. Jetzt bereute er seine Tat. Einer der Gratts wollte gerade wieder auf ihn losgehen, als die Stimme einer Frau durch die Halle donnerte. Er kannte diese Stimme irgendwo her. Einerseits gab sie ihm das Gefühl von Geborgenheit, andererseits ängstigte sie ihn. „Genug jetzt!“, befahl sie, „Ich habe euch doch wohl klar und deutlich gesagt, dass ihr niemanden verletzt, ohne mich vorher um Erlaubnis gebeten zu haben!“ Die Monster stockten kurz, gingen dann jedoch sofort wieder auf Squall los. Da geschah es. Die Schrift auf dem Baum strahlte ein helles Leuchten aus und der Körper einer Frau materialisierte sich direkt vor Squall. Die Silhouette verriet ihm, wer die Person vor ihm war. Es war die gleiche Silhouette, die die Hexe in Squalls Traum gehabt hatte. Sie sprach die Wörter Fithos Lusec Wecos Vinosec und eine Woge aus Licht verwandelte die beiden Monster zu Staub. Squall blickte auf, sah nur noch, wie die Hexe sich langsam umdrehte und verlor dann das Bewusstsein.


Als Squall erwachte, war er auf der Krankenstation. Er stützte sich auf die Ellbogen und schaute sich um. Das Licht an der Decke brannte. Draußen war es stockdunkel. Kein Vogel zwitscherte mehr, kein Schüler war noch außerhalb der Quartiere, außer vielleicht am geheimen Treffpunkt. „Hallo?“, fragte er in den Raum hinein. Da streckte Dr. Kadowaki ihren Kopf zur Tür herein. „Oh, der Held ist aufgewacht! Bist du in Ordnung?“, fragte sie ihn. „Ja. Mein Hinterkopf tut etwas weh...“, erwiderte er. Die Ärztin kam jetzt ganz in den Raum. „Kein Wunder, bei der Platzwunde! Du hast Glück, dass du so einen harten Schädel hast, sonst wäre vielleicht der Knochen gebrochen!“ Squall richtete sich ganz auf. „Was....was ist eigentlich passiert?“ Sie seufzte. „Wenn ich das wüsste! Ein Schüler, der in der Übungshalle trainieren wollte, hat dich dort gefunden, bewusstlos. Du warst auf dem Bodengelegen, direkt neben einem Baum. Der Junge ist sofort zu dir gegangen, um dich wegzubringen. Dann hat er angeblich irgendwas gesehen.“ Squall wurde neugierig. „Was denn?“ Die Ärztin antwortete gleichgültig: „Ach, angeblich waren auf dem Baum, vor dem du gelegen hast, seltsame Schriftzeichen und hinter ihm eine junge Frau mit seltsamen Kleidern, die dann in einem gleißenden Licht verschwunden ist. Ich glaube, er war einfach nur durcheinander, oder?“ Squall blickte nachdenklich auf den Boden. „Ja, so wird´s wohl sein.“ Doch er war sich sicher, dass es NICHT so war. Er hatte sie ja auch gesehen, diese Hexe, und die Schrift, und er hatte diese Worte gehört. Er wollte sie schon seit einem halben Jahr vergessen, doch er konnte es nicht. Jetzt waren sie schon fast aus seinem Gedächtnis verschwunden gewesen, und jetzt das. Jetzt dröhnte diese Zeile immer und immer wieder in seinem Kopf, mal laut, mal leise, mal hoch, mal tief, mal von Frauen, mal von Männern gesprochen oder gesungen. Dann...Stille. Und dann die Hexe, die auch diese furchtbaren Worte sprach. Immer und immer wieder. Fithos Lusec Wecos Vinosec. Fithos Lusec Wecos Vinosec. Fithos Lusec Wecos Vinosec. Es hörte einfach nicht mehr auf. Dann fiel ihm wieder ein, dass der Name der Hexe mit „R“ begann. Um auf andere Gedanken zu kommen, wand er sich wieder an Dr. Kadowaki, die gerade irgendwelche Werte von einer Tafel neben seinem Bett ablas. „Wie spät ist es eigentlich?“ Die Ärztin antwortete, ohne ihren Blick von den Tabellen abzuwenden. „Gleich 23.00 Uhr. Du warst ziemlich lange bewusstlos. Wieso?“ „Ach, nur so...“ 23.00 Uhr...dann war er also über fünf Stunden bewusstlos gewesen. Er wollte gerade wieder in tiefe Gedanken versinken, da riss ihn Dr. Kadowaki auch schon wieder heraus. „Ach ja, bevor ich´s vergesse...es ist Besuch für dich gekommen. Ein junges Mädchen.“ Ein Mädchen? In Squall flammte Hoffnung auf. „Wer?“, fragte er ungestüm, schrie es fast schon. „Mach dir keine falschen Hoffnungen, es ist nicht Rinoa. Ich kenne sie zumindest nicht!“ „Wo ist sie?“ „Sie schläft.“ Squall stand auf und stellte sich der Ärztin gegenüber. „Kann ich jetzt in mein Quartier?“ Die Ärztin nickte und der Junge ging in Richtung der Quartiere. Er verließ die Station und bog nach links ab. Es war dunkel und still im Garden. So dunkel und so still, wie es in den Nächten im letzten Sommer gewesen war. Er musste wieder an Rinoa denken...an die Tage, die Ausflüge, die ganzen Fotos....er hatte wunderschöne Bilder von ihr, die die Erinnerung noch schmerzhafter machten. Da waren das Bild, auf dem sie im Bikini auf einem Felsen am Meer saß und die Füße im kühlen Wasser baumeln ließ, das Foto vom Flugdeck, auf dem ihre Haare zur Seite geweht wurden, dann das Bild, das Selphie heimlich geschossen hatte, als er sich mit Rinoa allein glaubte und gerade zärtlich die Arme um ihre Taille legte....gerade dieses Bild machte ihm zu schaffen. Rinoa nämlich lehnte zu diesem Zeitpunkt grade den Kopf auf seine Schulter und strich ihm mit einer Hand über die Wange....Da blieb er stehen. Er machte auf dem Absatz kehrt lief in den Schulhof. Hier war fast nie jemand. Hierher kam er immer, wenn ihn etwas bedrückte. Doch ausgerechnet heute war Selphie dort, um die letzten Vorbereitungen für den Auftritt der Schulband abzuschließen. „Hi Squall!“, begrüßte sie ihn, „Schön, dass du da bist! Könntest du mir ein bisschen helfen?“ Eigentlich gar keine schlechte Idee. Vielleicht könnte er dabei auf andere Gedanken kommen. „Klar!“, antwortete er freundlich. „Oh, suuuuuuuuuper!!!! Kannst du mal die Lautsprecher da drüben an den Bühnenrand stellen? Mir sind die nämlich zu schwer!“ „Kein Problem“, sagte er und ging zu den Boxen. Ohne besonderen Kraftaufwand hob er eine davon hoch und trug sie in Richtung Bühne. Da fiel ihm ein, dass er Selphie heute morgen ja angefaucht hatte. „Ach, Selphie...wegen heute morgen...tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe, aber ich hab ziemlichen Unsinn geträumt.“ Das Mädchen lächelte ihn fröhlich an. „Schoooon okay! Ich hab auch nicht drangedacht, dass du ziemlich niedergeschlagen sein musst... immerhin hast du vor nicht allzu langer zeit deine große Liebe verloren!“ Da wurde er schon wieder wütend. „Was soll das heißen, verloren? Sie hat halt einfach keine Zeit, mir zu schreiben! Immerhin ist ihr Vater ein General und sie muss auf viele seiner Empfange und so gehen.“ Selphie schüttelte den Kopf. „Also ich bitte dich, was ist das denn für eine Liebe? Keine Zeit...du hast ihr über dreißig Briefe geschrieben, da muss sie doch mal antworten!! Naja, lass uns jetzt weitermachen!“ Während die beiden die Bühne noch aufbauten und schmückten, dachte er über Selphies Worte nach. Was ist das denn für eine Liebe? Irgendwo hatte sie ja recht. War es denn überhaupt Liebe? Er kam einfach nicht auf andere Gedanken. Er vermisste Rinoa so sehr...was sie wohl grade macht?, dachte er und blickte in den Himmel. Dann sah er wieder den blutroten Mond, den Vorboten eines Ereignisses, an das Squall nicht mal zu denken wagte, geschweige denn wissen wollte...