Vampires ~Dawn~
(Kapitel. 3)
Kurzes Vorwort:
Langsam beginnt die eigentliche Story von Vampires Dawn ihren Lauf zu nehmen. Valnar, der im letzten Kapitel das erste Mal auf Asgar den Vampir getroffen ist, musste eine schmerzliche Niederlage einstecken, und rechnete mit dem Tod. Doch dieser bleibt ihm erspart, stattdessen macht ihn Asgar zu einem der seinigen, einem Wesen, das wie er, grausam und kalt, dem Blutdurst unterdrückend, auf ewig dazu verbannt ist ein Leben in der Einsamkeit seiner wenigen Gefährten zu verbringen. Valnar denkt schon beinahe es wäre besser gewesen er wäre durch die Hand von Ayshas Peiniger gestorben, als auf ewig ein Gottloses Leben voller Qualen, Hohn und Spott unter der Leitung Asgars zu führen. Auch hat er von jetzt an mit massiven Einschränkungen in seinem Leben zu kämpfen, denn Asgars Erziehung ist schlimmer als der Abgrund der Hölle. In diesem Kapitel erfährt man wie Valnar sich in einen Vampir verwandelt, seine inneren Ängste und die Verzweiflung über sein neues Ich, stehen eindeutig im Vordergrund. Ich werde versuchen das ganze persönlicher rüberzubringen als im Spiel, besonders bei Asgar, den wohl die meisten meiner Leser nach dem zweiten Kapitel „hassen“ gelernt haben, entwickelt sich ein gewisses Meister- Schüler Verhältniss zwischen ihm und Valnar, den er als seinen neuen Zögling ansieht. Außerdem erfährt man wie die Vampire ihren Alltag verbringen. Auf Valnars neue Fähigkeiten als Vampir der 3. Generation werde ich hier ebenfalls genauer eingehen, insbesondere auf Sachen wie die Magieschulung durch Asgar. Aber jetzt möchte ich euch das dritte Kapitel von Vampires Dawn nicht länger vorenthalten! Viel Spaß beim lesen und gebt mir bitte eure Meinung! [Laguna. L]
„Blut...ich sehe einen Strom von Blut...“
„Es dürstet mich...gebt mir zu trinken...“
„Ich möchte trinken...bitte gebt mir zu trinken!“
„Ich fühle mich schwach...so als wäre ich schon lange gestorben. Zurück bleibt nur meine Leere Hülle...und doch...“
„Ich fühle wie etwas neues diese Hülle besetzt...Wie es sich an meiner Seele vergeht...Nein! Ich will das nicht!...“
„Was ist das für ein Gefühl?...Etwas dringt in mich ein!“
„Es fühlt sich so fremd an...“
„Dunkelheit...es ist Kalt, ich spüre wie ein Zorn in mir empor steigt und ein Drang zu töten! Dieser Drang ist nicht mein eigener! Das sind nicht meine Gefühle!....Niemals!!
„Lass mich sterben...bitte“
„Ich will nicht mehr das es wehtut. Mach das es nicht mehr wehtut!...“
„Oh mein Gott! Wenn es dich gibt....erlöse mich von diesen Schmerzen, sie fressen mich innerlich auf, und zerreißen mich das lodernde Feuer den Holzscheit im Kamin!...“
Valnar träumte. Es war mehr als ein einfacher Schlaf, er lag in einem Trance ähnlichem Zustand aus dem er nicht mehr erwachen konnte. Die Schmerzen die Asgars Biss bei ihm verursacht hatten, hatten sich inzwischen in seinem gesamten Körper ausgebreitet und waren qualvoller als alle Wunden, die sich der Junge je in seiner Jugend eingefangen hatte. Nein, diese Schmerzen konnte man mit keiner Verletzung vergleichen, denn sie vergriffen sich auch an Valnars Psyche. Veränderten ihn. Er fühlte sich heiß, sein ganzer Körper brodelte förmlich, wie ein gekochtes Wasser das man zulange auf der Herdplatte hatte stehen lassen. Seine Hände und seine Füße zitterten und das schlimmste daran war, dass Valnar nichts dagegen unternehmen konnte. Er war gelähmt und außerstande eine Regung zu machen. Nicht mal mehr seinen eigenen Atem fühlte er, und sein Herzschlag schien völlig verstummt, so glaubte er. Einen klaren Gedanken fassen konnte er nicht. Da waren diese Schmerzen, die ihm durch Mark und Bein fuhren, aber am schlimmsten war dieses Gefühl das etwas in seinen Körper einzudringen schien. Dieses etwas versuchte die Kontrolle über Valnars Körper zu gewinnen, das konnte der Junge genau spüren. Und plötzlich verspürte Valnar einen unheimlich starken Drang, ein Gefühl das er noch nie verspürt hatte. Er hatte Durst. Es war kein gewöhnlicher, es war ein Durst nach Blut und in seinen Fantasien stellte er sich gerade vor wie er über eine wehrlose Frau herfiel und ihr das Blut bis zum letzten Tropfen aus dem Körper saugte. Entsetzen überfiel Valnars Gedanken, und wenn er sich hätte rühren können, hätte er bestimmt laut aufgeschrien. Im Traum öffnete der Junge die Augen und Erinnerungsfragmente von Aysha und ihm zogen an ihnen vorbei, wie ein schneller Luftzug. Er sah sich selbst, wie er mit Wild beladen, aus dem Wald zurückkehrte- stolz auf seine Beute, erblickte Aysha in ihrer vollen Schönheit, als sie an einem sonnigen Tag auf einem Spaziergang in den dichten Wald gingen. Ein Bild von Leon und ihm auf einer Holzbank, wo er damals öfters mit dem alten Mann vor sich hinphilosophiert hatte, erschien vor seinen Augen. Er sah sich selbst wie er Aysha in einem verheißungsvollen Moment den Verlobungsring an den Finger steckte. Das war der wohl glücklichste Tag in Valnars Leben gewesen. Die Gedankenströme schossen weiter vorwärts. Bilder aus ihrer Hochzeitsnacht erschienen Valnar in seinem Traum. Er sah Aysha und sich selbst. Beide nackt, aufeinanderliegend, wie sie es miteinander trieben und sich dabei der Lust hingaben. Aysha lächelte ihn dabei spitzbübig an, wie ein ungezogenes Mädchen und zeigte ihm ihre Zähne. Valnar schrie auf. Ihre Zähne waren lang und spitz, an einer Ecke klebte sogar noch etwas Blut und als er zu sich nach unten blickte, konnte er eine gewaltige Bisswunde an seinem linken Handgelenk ausmachen. „Nein...mach das das aufhört!! Bitte....“ schrie Valnar panisch in seinem Traum. „So war es nicht! Aysha war kein Vampir, sondern schon immer ein Mensch!! Ich war doch all die Jahre mit ihr zusammen, ich habe sie gekannt!...“. Seine Schreie klangen fast flehend und gingen in ein Wimmern über.
„Hast du sie wirklich gekannt?“
„Sie war meine Geliebte! Niemand kannte sie besser als ich...Für mich war sie alles!!“
„Und wenn sie dir nur etwas vorgespielt hat?“
„Nein, so war es nicht.... Ich habe sie geliebt und das hat sie gewusst!!! Sie hätte mich nie angelogen!“
„Alle Wesen betrügen einander. Wie kannst du dir da sicher sein, dass sie dir nicht auch etwas vorgemacht hat?“
„...“
„Sie hat dich belogen! Doch du wolltest nur nicht einsam sein und hast dich täuschen lassen. Ist es nicht so?“
„Das stimmt nicht...“
„Vampire benutzen einander wie Menschen. Da machen sie keinen Unterschied. Vielleicht ist die Kluft zwischen Mensch und Vampir gar nicht so groß? Was meinst du?“
„Das ist nicht wahr...Aysha war kein Vampir...“
„Vielleicht willst du sie bloß nicht wahrhaben. Die Wahrheit!“
„Halt den Mund! Ich hasse dich!“
„Du wirst dich verändern, Valnar! Wir werden uns verändern. Ist das nicht schön? Empfindest du nicht irgendwo tief in deinem inneren ein Gefühl der Freude?“
„Gott verdammt halt dein Klappe!!! Warum quälst du mich so?...“
„Du bist es doch selbst, der sich so quält. Meine Stimme ist deine eigene. Eine deiner vielen Stimmen die zu dir sprechen. Ich enstehe aus den Zweifeln in dir!“
„Lass mich doch einfach in Ruhe...ich will das diese Schmerzen aufhören...“
„Valnar? Spürst du es? Dieses etwas in dir übernimmt langsam die Kontrolle. Verändert deinen Körper und reinigt ihn von allem menschlichen!“
„Es beschmutzt meine Seele...“
Der Gedankenstrom fuhr fort, ihm Erinnerungen aus seiner Vergangenheit aufzuzeigen, einige von ihnen so schmerzhaft, das Valnar dachte es würde ihn auf der Stelle innerlich zerreißen. Sein Körper brannte weiterhin wie Feuer und mittlerweile hatte er das Gefühl wie eine Wunderkerze aufzugehen die angezündet wird. Längst vergessene Erinnerungen wurden aufgefrischt, als Valnar sich selbst als tollendes Kind, mit den anderen Dorfjungen in einer wüsten Schlägerei erblickte. Was war er doch damals für ein ungezogener Bengel gewesen. So unbeschwert und frech wie alle anderen Kinder in der Stadt. Er konnte sich plötzlich genau daran erinnern, wie Leon ihm am kommenden Abend eine Strafarbeit aufgedrückt hatte, weil er einem seiner Freunde in seinem wüsten Temperament das Nasenbein gebrochen hatte. Doch was war dannach gewesen? Der Junge konnte Stück für Stück spüren wie sich seine Gedanken leerten, noch ehe er sie richtig einordnen konnte. Dieses etwas schien langsam aber sicher die Oberhand über seinen Körper zu gewinnen und Valnar begriff plötzlich das er wahrscheinlich fortan damit leben musste nicht mehr sein eigener Herr zu sein, wenn dieses etwas ihn derart einnehmen würde. Vielleicht würden die Veränderungen am Anfang nicht sichtbar sein, aber sie waren vorhanden, das konnte er schon jetzt fühlen. Und er begriff auch das dieses etwas sehr mächtig war, und sehr sehr alt. Es hatte vielleicht schon existiert als die Menschheit sich gerade voll entfaltet hatte und war von einem Jahrhundert ins nächste gewandert. Es hatte gesehen wie die Menschen sich in Kriegen gegenseitig abschlachteten und sich seine Wirte gesucht. Doch was war es? Schwarze Magie vielleicht? Ein Jahrtausend alter überdauerender Fluch? Nichts von beiden schien ihm auch nur annäherend zu ähneln oder konnte erklären was es eigentlich war- aber Valnar wusste genau was es tat. Es war böse. Es strahlte Dunkelheit aus die seine Seele zu verführen, letztendlich zu vergiften drohte. Aber Valnar hatte nicht vor sich selbst so schnell aufzugeben, das würde er mit allen Mitteln verhindern. Seine Seele war das einzige was er noch besaß und er würde sich nicht auf so hilflose Weise an den Teufel verkaufen. Nicht ohne einen Kampf, auch wenn wenig Hoffnung bestand ihn zu gewinnen, aber daran dachte Valnar in diesem Augenblick gar nicht. Er würde eher sterben wollen als, als ein Monster wiedergeboren zu werden. So wie dieser Asgar wollte er nicht enden. Seine Grausamkeit hatte ihn erschreckt, mehr noch, ihm war übel von seiner Art geworden mit den Leuten umzugehen. Als Kind hatte Valnar mal einen anderen Jungen sein Spielzeug geklaut. Es war nichts besonderes gewesen, nur eine Säckchen voll von glänzenden Murmeln, von denen einige schon abgenutzt und leichte Sprünge vorgewießen hatte, doch als Kind waren solche Dinge für Valnar so viel wie ein kleiner Schatz Wert gewesen. Noch Jahre dannach fühlte er sich deshalb schuldig, weil er den Diebstahl nie offen gestanden hatte. Aber Asgar war schlimmer. Er hätte dem Jungen nicht nur sein Spielzeug geklaut, und hämisch gelacht- oh das wäre bei weitem noch zu nett für Asgar gewesen. Er hätte ihn mit Sicherheit auch noch umgebracht und seinen blutenden Kopf, abends vor die Schwelle seines Elternhauses gelegt. Am nächsten Morgen hätte der Vater oder vielleicht die Mutter, das war eher wahrscheinlicher, denn Mütter zeigen ihre Ängste um ihr Kind meist offener als die Väter, den Kopf ihres Sohnes auf der Türschwelle gefunden und angefangen zu schreien und gleichzeitig zu weinen- und Asgar hätte nur gelacht oder nicht viel mehr als ein müdes Lächeln für die Eltern übrig gehabt. Hätte er alle getötetet, die Eltern und das Kind, so hätte es keine Hinterbliebenen gegeben und weniger Schmerz. Aber so gnädig war Asgar nicht. Es hätte wohl nicht in sein Bild gepasst, denn er schien auf jegliche Art von Schmerz, die er den anderen zufügen konnte stolz zu sein. Valnar konnte sich gedanklich in seinem Traum inzwischen gut ein Bild von Asgar machen, aber das er plötzlich so eine erschreckende Vorstellungskraft auf grausame Morde hatte, gefiel ihm überhaupt nicht. Es erschreckte ihn sehr und er sah in sich einen kleinen Funken von Asgars Art die Dinge zu beschreiben, die dieser grausame Mann tat, heranwachsen. Die Erinnerungen stoppten genauso plötzlich wie sie angefangen hatten. Es war als hätte man am Schluss einer vorgelesenen Geschichte das Buch zugeschlagen um anzudeuten das das nun das Ende war. Stattdessen ergoß sich ein Wasserfall von Blut über Valnar und der Junge konnte das Blut überall in seinen Poren spüren und pulsieren hören. Es floß ihm in die Ohren, in die Nase und als Valnar seinen Mund öffnen wollte um zu schreien musste er geschockt feststellen das dieser ebenfalls voll von Blut war. „Das ist die Strafe für mich...“ dachte Valnar mit einem müden Gesichtsausdruck.
„Die Strafe für dein Versagen? Weil du das Spielzeug geklaut und dir Vorwürfe gemacht hast?“
Von was redest du. Das hab ich schon lange verarbeitet...
„Du hast es verdrängt!“
Nein, das hab ich nicht!! Ich habe es vergessen...
„Also hast du es verdrängt. Was ist mit Aysha? Ist es die Strafe für dein Versagen an ihr?“
Ja, das kann sein...
„Selbstmitleid, Valnar? Sie war ein Vampir, hast du das vergessen? Sie hat dich nie geliebt, wieso sollte sie auch. Du bist schwach...“
Hör auf....
„Läufst du schon wieder weg?“
Lass mich in Ruhe...ich will das nicht mehr hören. Was ist so schlimm daran wegzulaufen wenn man nichts mehr hat???....
„Du läufst vor dir selbst weg und flüchtest dich in eine Scheinwelt die du dir selbst erschaffen hast. Was meinst du Valnar, wie hättest du dich als Kind gefühlt wenn dir jemand dein liebstes Spielzeug gestohlen hätte?“
Ich hätte geweint...pausenlos.
„Du warst eine Heulsuße!“
„Weil mein Vater mich verlassen hat!! Er hat mich allein zurückgelassen und ich wollte doch...“
„Heulsuße!! Heulsuße!!“
„....bei ihm sein...Ich wollte bei ihm sein. Er hat versprochen das er mich mitnimmt auf seine Reise!“
„Dein Vater kam nie zurück. Die See hat ihn nicht mehr freigegeben. Das weißt du genau“
„Ja, ich habe mir eingebildet, einestages würde er wieder kommen, aber eigentlich wusste ich es schon immer. Ich habe oft den ganzen Morgen vor dem Stadtor gesessen und gewartet. Als ich die an ihn adressierten Briefe eines Tages zurückbekam hab ich mir eingeredet, er wäre noch am Leben und die Brieftaube hätte nur nicht den Weg gefunden“
„Weil es keinen Weg in das Paradies gibt, Valnar....aber du kommst in die Hölle!“
„Nein!!!! Das ist nicht wahr...ich habe nichts schlechtes getan....warum sollte ich?“
„Du wirst dich verändern, Valnar. Und wenn du „geworden“ bist wirst du verstehen. Alle bösen Kinder kommen in die Hölle. Und du wirst schlechtes tun Valnar. Auf die ein oder andere Art wirst du darauf angewiesen sein!“
„Ich will nicht „werden“...lass das nicht zu...bitte!“
„Aber du wirst Valnar....gerade in diesem Moment. Und wenn deine Schmerzen verschwunden sind, werde ich schweigen. Wir können dann nicht mehr miteinander reden, irgendwie ist das schade, meinst du nicht?“
„Ich habe gerade angefangen mich selbst zu hassen...nein, es ist gut so. Ich brauche kein Gewissen das es mir eintrichtert. Ich möchte Gedankenfrei leben...“
„Ohne ein Gewissen? Das ist der erste Schritt zu einer Welt die du dir immer gewünscht hast, Valnar. Tief in unserem inneren erkennst du endlich die Wahrheit...“
„Ich kriege keine Luft mehr...was ist los...? Es zieht mir die Lunge zusammen...“
„Keine Angst...das ist ganz normal. Du wirst dich jetzt eine Zeitlang benommen fühlen! Wenn du jetzt gleich erwachst wirst du alles klarer und schärfer sehen, denn je...“
Valnar verspürte einen heftigen Druck auf seinen Lungenflügeln, die ihm plötzlich wie zugeschnürt schienen, und gleichzeitig verkrampften sich seine Muskeln, so als wären sie auf einer Streckbank in unwahrscheinliche längen gezogen worden. Sein Gesicht zuckte krampfhaft zusammen, und er schnappte verzweifelt nach Luft, da er in diesem Moment das Gefühl hatte wie ein Tier zu ersticken, das man am Hals erdrosselt. Gleichzeitig griffen seine Hände nun endlich nach dieser langen Zeit der starre, fast panisch nach oben, und statt der Leere, die ihm vorhin empfangen hatte stieß er nun auf heftigen Gegendruck. Es war ein gutes Gefühl nicht mehr gelähmt zu sein, aber Valnar stellte fest das er sich trotzallem nur geringfügig bewegen konnte. Vor seinen Augen war noch immer finstere Nacht, und Valnar hatte einen Moment lang die Befürchtung er würde nie wieder sehen können und es würde immer so dunkel bleiben. Diese Tatsache machte ihm Angst, und er fürchtete sich wie ein kleines Kind davor das diese Dunkelheit beständig sei und nie wieder verschwinden würde. Sein Kopf fing an zu Schmerzen und ein schmerzhafter Brechreiz überkam ihn, der sogar die Muskelzerrungen wie harmlose Krämpfe wirken ließ. Viel schlimmer war jedoch das er noch immer das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen. Valnar musste würgen und gleichzeitig ein- und ausatmen und einen Moment lang hatte er das Gefühl sein Herz setze aus. Ihm schwindelte heftig. Aber der erwartete Herzschlag blieb aus, schien nie dagewesen zu sein. Unruhig befühlte Valnar seine Brust, schlug irgendwann panisch dagegen, sofern es seine gekrümmte Stellung zuließ, und stieß zum ersten Mal einen entsetzten Schrei aus, der ihn irgendwie auch etwas erleichterte. „Ich habe keinen Herzschlag mehr...Ich habe keinen Herzschlag mehr....aber was?- Nur bei den Toten setzt das Herz aus, weil der Körper nicht mehr arbeitet. Nach drei Tagen beginnt der Körper zu verwesen....Nein...!! Wie lange bin ich schon in diesem Zustand? Bin ich etwa Tod? Aber ich fühle mich doch noch, also was ist hier los?“ Seine Hände stießen erneut auf festen Gegendruck, als sie nach oben in die schwarze Dunkelheit griffen. Jetzt fing Valnar an etwas zu riechen. Es roch nach Blut und Schweiß. Seine Finger fühlten leichte Rillen auf der Wand, die ihm Wiederstand leistete, und er ließ vorsichtig die Fingernägel durch diese Einkerbungen fahren, ertastete Ränder und erstarrte für einige Sekunden in seiner Bewegung. Eine eiskalte Gewissheit durchfuhr Valnar so heftig das ihm fast seine Adern gefroren. Seine Körper fühlte sich kalt und klebrig an, außerdem war das überhaupt keine Wand die ihm daran hinderte etwas zu sehen und sich aufzurichten, sondern der Deckel von etwas großem und schwerem, in dessem inneren Valnar eingebettet lag. „Ich liege also in einem Gefäß...aber um welche Art von Gefäß könnte es sich dabei handeln? Was ist der Sinn von dem ganzen?“ fragte er sich verängstigt. Dann kam die Antwort, wie ein Messerstich, und das war mehr als der Junge ertragen konnte. Die Grenze war erreicht. „Lebendig Begraben in einem Sarg! Ich will hier raus!!!...“ Nein, das musste sich um einen bösen Scherz handeln. Um einen so grausamen das Valnar nicht einmal daran denken wollte das dies mit Sicherheit kein Scherz war, sondern ein weiteres Stück bittere Realität. Seine böse Vorahnung bewahrheitete sich, wie die freche Spitze eines Messers das einfach nicht genug bekommen konnte, und Valnar unbedingt noch quälen musste, als dieser zwei herausstehende Kanten rechts und links von seinen Armen entdeckte. Außerdem war da noch das Kissen, auf dem sein Kopf plaziert worden war, und der vordere Teil des Gefäßes zog sich extrem in die Enge zusammen. Hier blieb jeder Zweifel ausgeschlossen, es war ein Sarg, und er lag dort drinnen. Beerdigt und begraben. Und über ihn war weiß Gott wieviele Meter Erde gehäuft worden. Wahrscheinlich lag er hier schon mehrere Tage, und die Erde über und unter seinem Sarg war bereits aufgeweicht, irgendwo in der Nähe der Sargestelle seiner Füße, würde sich wohl gerade ein Wurm entlangschlängeln. Valnar war sich plötzlich sicher, dass sich über ihm Erde befand und er neben anderen Toten unter einem Grabstein begraben war. Als er eine Weile in seinen Bewegungen verharrte und still da lag, vermeinte er beinahe sie leise Lachen zu hören. Es klang wie das Gespräch von Nachbarn, in einer Wohnung deren Wände zu hellhörig waren. Seine Vorstellung schien dermaßen real, das er sogar noch glaubte den Totengräber „Das schmutzige Mädchen an meiner Türe“, singen zu hören, während dieser mit seinem Spaten Erde über den Sarg warf und dabei grässliche Geräusche mitmischten, die von einer Spitzharke zu kommen schienen. Es handelte sich dabei um ein Lied das er früher oft mit seinen Freunden am nächtlichen Lagerfeuer gesungen hatte, als gerade sein erstes Interesse für das weibliche Geschlecht aufgeflammt war. Der Gedanke daran nie mehr die Gegenwart des warmen Lagerfeuers am späten Abend zu spüren, traf Valnar mit mehr Schmerz als er es erwartet hatte. Gewisse Dinge umgeben einem einfach, man lebt mit ihnen, und erst wenn man sie nicht mehr hat, fallen sie einem überhaupt erst auf. „Dann fängt man erst an sich nach ihnen zu sehnen“, so dachte er in diesem Augenblick. Ein Bild von einem Zahnlosen Skelett erschien vor seinen Augen, an dem an einigen Stellen am Hinterkopf noch wenige herunterhängende Fetzen Haut und Haare klebten. Die Spitzharke bewegte sich in der Hand des Untoten wie ein knackendes Geräusch, als würden unzählige Knochen immer wieder gebrochen werden, und sie schlug auf etwas ein, dass sich nach näherem hingucken als Grabstein entpupte. Die Inschrift auf dem granitgeschlagenen Stein war deutlich zu erkennen.
HIER RUHT VALNAR DARIUS
~1689-1710~
Auch Mörder finden ihren Frieden
Das Skelett drehte seinen Kopf um die eigene Achse, was ein weiteres grässliches Knacken verursachte und grinste ihn an. Valnar schrie laut und deutlich. Sein Schrei war eine Mischung aus blankem Entsetzen, Panik und Wut. Er hatte das Gefühl das es ihn selbst fast taub machte, aber ihm war in diesem Moment alles egal, er wollte nur raus. Heraus aus der Dunkelheit und dem modrigen Gestank des Todes, und wieder ans Licht. „ICH WILL HIER RAUS!!!!......Ich will keinen Grabstein haben!!! Ich bin kein Mörder!! Holt mich hier raus....aus diesem Gottverdammten Ding...“ Sein Schweiß fühlte sich kalt an und stank nach Tod, wie alles in diesem Sarg. Er schrie, wie ein zum Sterben verurteilter und hoffte inständig darauf das ihn jemand hören würde. Valnar begriff jedoch schnell das er zu seiner Errettung mit ziemlicher Sicherheit selbst Hand anlegen musste. Sonst würde er hier elendig ersticken. Noch während er um Hilfe schrie, stemmte er sich mit aller Kraft gegen den Sargdeckel. Dieser bewegte sich kein Stück, etwas schweres schien ihn zu blockieren. Das es etwas anderes sein könnte als Erde, daran dachte der Junge zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Wütend und verzweifelt trommelte der junge Mann mit beiden Händen gegen die Wand. Das vermeintliche Lachen der Toten verstummte so schnell wie es gekommen war, und Valnar begriff das seine Fantasie ihm nur einen Streich gespielt hatte. Schlecht einordnen konnte er jedoch, ob er sich darüber freuen sollte, denn Tatsache war, das der Sarg in dem er lag keinesfalls seiner Fantasie entsprungen war. In völliger Finsternis eingehüllt, konnte der Junge plötzlich vage Geräusche von Schritten wahrnehmen, die sich, wie er nach einigen Augenblicken des Zweifelns begriff, tatsächlich auf ihn zu bewegten. Gut, er war also nicht unter der Erde, und es bestand noch Hoffnung auf eine Rettung. Diese Feststellung beruhigte Valnar einerseits, auf der anderen Seite aber ließ sie in ihm eine neue Angst entflammen. Wie würde es jetzt weitergehen? Was würde mit ihm passieren, sollte er aus seiner Grabstätte geholt werden ? Erfüllte der Sarg überhaupt solch einen Zweck und wenn nicht was war er dann? „ Vielleicht eine Schlafstätte?“ dachte Valnar fröstelnd. Es war mehr als ein grausiger Gedanke gewesen. Irgend etwas sagte Valnar das es so sein könnte. Aber sein Verstand verdrängte diese schreckliche Vorstellung so schnell wie sie gekommen war. Die Schritte schienen lauter zu werden, und Valnar entnahm ihnen zwei wichtige Informationen. Die Person der diese Schritte gehörten, hatte es ziemlich eilig, gleichzeitig entnahm er ihrem Gang auch eine gewisse kindhafte Freude, höchstwahrscheinlich im Bezug auf ihm. Die Schritte erzeugten außerdem auf der Erde ein echoartiges Pochen, das gab dem jungen Mann aufschluss darüber das es sich um Steinboden handeln musste. Vielleicht Marmor. Hinter der ersten Person konnte Valnar eine weitere wahrnehmen. Allein der Gang dieser Person, und die leisen Geräusche, die beim fortbewegen ihrer Schritte von ihr ausgingen, erzeugten sogleich ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend. Jeder Schritt schien bedacht zu sein, außerdem strahlten sie etwas von einer Gleichgültigkeit aus, die Valnar fazinierte, als auch schockierte. Diese Person wusste wie man tötet. Plötzlich hoffte Valnar inständig der Deckel seines Sarges würde verschlossen bleiben. Es war völlig irrsinnig, vor einer Sekunde hatte er sich nichts sehnlicheres gewünscht als aus ihm heraus zu kommen. Jetzt, jedoch wich die Panik einer inneren Angst. Valnar erkannte, das die Absichten dieser Person, der die Schritte gehörten, keinesfalls von guter Natur zu sein schienen. In den Jahren die der junge Mann in Klennar verbracht hatte, hatte er ein Gespür für gute und schlechte Menschen bekommen. Das hatte er wahrscheinlich auch Leon zu verdanken, denn dieser war stets erpicht darauf gewesen ihm beizubringen, das es neben einer ganzen Reihe von naiven Menschen, auch diejenigen gab, deren Herzen vergiftet waren. Diese Menschen gingen mit bösen Gedanken durch die Welt, und es machte ihnen überhaupt nichts aus, anderen Schmerz zuzufügen. Valnar musste wieder an Asgar denken. Nein, bei ihm war es anders. Er hatte es doch gerade zu genossen ihm Schmerz zuzufügen. Er hatte sich daran gelabt und höchstwahrscheinlich war „Leid“ das einzige Gefühl das dieser.....“Vampir“ noch hervorbringen konnte. Erneut durchlief Valnar ein inneres Gefühl der eiseskälte. Es war fast wie Schüttelfrost, nur reagierte sein Körper nicht mit zittern darauf. Das schlimme daran war, das Valnar nun an sich selbst zweifelte, denn er war Asgar immerhin bereitwillig gefolgt, und hatte ihm, wenn auch nur für kurze Zeit, sein Vertrauen geschenkt. Hatte ihn sein Gespür diesesmal im Stich gelassen, oder war es sich sicher gewesen das Asgar ein böser Mensch war, hatte aber einen gewisse Anziehungskraft, der sich Valnar nicht entziehen konnte? Aber Asgar war ja auch überhaupt kein Mensch gewesen sondern ein „Vampir“ der sich nur mit menschlichen Gesichtszügen bekleidet hatte. Aber alles an ihm war dem jungen Mann so echt erschienen. Er hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, dass Asgar solche eine Kreatur sein könnte. Wie konnte er ihn Zukunft seinem Gespür noch vertrauen, wenn es möglich gewesen war, ihm einer solchen Täuschung zu unterziehen? „Bin ich sicher das er ein Vampir gewesen ist, oder habe ich mir das nicht doch nur eingebildet? Aber ich habe ihn doch gespürt, den Schmerz als er mich gebissen hat, und ich habe seine lange hervorstehenden Zähne gesehen! Das alles kann doch nicht meiner Fantasie entsprungen sein? Niemals...“ murmelte Valnar zu sich selbst. Er hatte keine Zeit mehr länger darüber nachzudenken, denn im selben Augenblick erklang das grässliche quietschen eines Scharniers und der Sargdeckel über ihm wurde bei Seite geschoben.