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Thema: [Update!]Offizielle Vampires Dawn Romanfassung

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Der Weg zum Stadttor fiel dem jungen Mann auf einmal unheimlich leicht. Sein Gemüt war sogar überschwengt von einem seltsamen Gefühl das er fast als Spannung bezeichnen konnte. In Klennar war er groß geworden, hatte Freunde gefunden und seine Tage verlebt. Dort, auf einem der üblichen Herbstfeste hatte er Aysha kennengelernt, war lange Zeit glücklich und zufrieden gewesen und hatte alles wonach es ihm damals verlangte in unmittelbarer Nähe gehabt. Jetzt erschien ihm die Stadt fremdartig. Und die Umgebung um die Stadt herum abenteuerlustig. Er hatte dieses Gefühl bisher noch nie verspürt. Es war ihm als wäre er gerade erst geboren worden und neugierig auf alles, besonders was die Außenwelt betraf. Der Drang auf weite Reisen zu gehen und die verschiedensten Länder zu erforschen war stark und so heftig das Valnar wusste das es ihn innerlich zerreisen würde, wenn er auch nur eine Sekunde länger in Klennar bleiben würde. Sein Vater hatte ihm des öfteren Wertgegenstände von seinen Reisen auf dem Ozean mitgebracht, nichts besonderes, zu meist waren es nur Kleider oder kleine Geschenke in Form von Anhängern. Aber für ihn waren es stets die schönsten Geschenke gewesen. In seiner Jugend hatte er sich von Geschichten über andere Kontinente und Kreaturen kaum satt hören können. Und sein Vater hatte ihm einst versprochen, ihn auf eine von seinen langen Schiffsreisen mitzunehmen. Bei dem Versprechen war es jedoch geblieben. Doch jetzt hatte Valnar Gelegenheit selbst in die Ferne aufzubrechen. In erster Linie galt es Ayshas Mörder zu finden, aber sich diesem Ziel erbarmungslos hinzugeben hätte den Jungen nicht lange bei Motivation gehalten, denn die Länder zu denen Valnar bald aufbrechen würde, waren allesamt riesig und von beträchtlicher Schönheit. So dachte er jedenfalls, denn schlimmes über die Außenwelt hatte er so gut wie noch nie gehört, allerhöchstens in Gruselmärchen die Bürgermeister Leon einmal erzählt hatte, als er als Kind in eine warme Wolldecke gewickelt mit den anderen Kindern die den Erzählungen von Onkel Leon lauschten, zugehört hatte. Er erzählte ihnen Geschichten über wandelnde Menschen deren Seelen schon lange in den Abgründen der Hölle schmorrten, deren Körper aber von Magie beseelt auf ewig dazu verdammt waren schlechtes zu tun. Später hatte Valnar erfahren das es für diese Art von Kreaturen einen Begriff gab. Die Geschichte der „Untoten“ hatten sich in sein kindliches Gedächtnis eingeprägt, jedoch hatte er es bis er Erwachsen war wieder völlig vergessen. Solches und noch viel anderes, zumeist jedoch nur positives, war in Valnars Meinung über die Außenwelt verblieben. Er wusste genau das es gefährlich werden würde, aber er hatte sein Schwert und und seine Rüstung. Außerdem hatte ihn Leon ausreichend mit Proviant versorgt, der problemlos bis zur nächsten Stadt reichen würde. Der Entdeckerdrang in ihm war zu groß als das Valnar sich von den unbekannten Gefahren die da draußen auf ihn lauern würden, abschrecken hätte lassen. Jetzt erreiche er das Stadttor, welches fast gänzlich von wildem Moos, das hier in der Gegend wuchs, bedeckt war. Der Himmel schien heute bewölkt zu sein und die Sonne war gerade hinter einer dieser monströsen Wolkendecken verschwunden. Ein sanfter Wind hatte bis vor kurzem noch über seinen Haare geblasen, doch jetzt wo er das Tor erreicht hatte, war ihm als ob plötzlich eine eiskalte Brise seinen Nacken streifte. Valnar fröstelte leicht. Dieses Hochgefühl was er bis vor kurzem noch verspürt hatte war wie weggeblasen. Unsicher blickte sich der junge Mann in der Gegend um. So ruhig sein Gemüt in den letzten Minuten noch gewesen war, so aufgeregt schien er jetzt zu sein. „Was soll diese ganze Aufregung Valnar? Da ist doch niemand...“

    „Doch da ist etwas. Etwas das dich das fürchten lehren wird und deine schlimmsten Alpträume wahr werden lassen könnte. Fliehst du schon wieder Valnar?...“

    „Nein, das tue ich nicht!“ redete Valnar selbstsicher auf sich ein. Die Unruhe war noch immer da, aber das Schockgefühl hatte wieder nachgelassen. Er konnte sich noch viel weniger leiden wenn er Angst hatte. Denn Angst vermittelte Schwäche. Und das war etwas was sich der junge Mann nicht eingestehen konnte. Sein Blick fiel zurück auf die Straßen von Klennar. Die Bäume beugten sich im Wind wie etwas schwarzes und unheimliches das einer düsteren Zeremonie beiwohnt und man konnte das Rauschen der Blätter hören. Aus dem Schatten einer mächtigen Eiche die direkt vor dem Stadttor ihre Äste und Zweige empor wachsen lies konnte Valnar einen Mann sehen der halb im dunkeln war, so das der Schatten des Baumes den Teil mit seinem Gesicht verdeckte. Er trug einen schwarzen Mantel, der im Wind vor sich hinwehte, und langes silbernes Haar fiel an seinen Schultern herab. Im Licht der Sonne konnte der Junge ein silbernes Kirchenkreuz erkennen das sich um den Hals des fremden Mannes schmückte. Dieser Mann war Valnar nicht unbekannt, das spürte er, und als seine tiefe Stimme ertönte zuckte der Junge unmerklich zusammen. Die Augen dieser Person leuchteten Scharlachrot, und in ihnen spiegelten sich die Gesichter von über tausend Menschen, die Valnar kein Begriff waren, wohl aber seinem Entsetzen freien Lauf ließen. „Wer....“ fing Valnar mit aufgerissen Augen an. „Wer ich bin und woher ich komme? Das möchtest du doch wissen, nicht wahr? Glaube mir, ich kenne dein Schicksal nur zu gut, Valnar! Und ich möchte dir helfen...wenn du mich lässt.“ Die Stimme des Mannes drückte aufrichtiges Mitleid aus. Ein Mitleid das nur ernst gemeint sein konnte. Und die Stimme, hatte nichts mit dem beunruhigenden Aussehen des Mannes gemein. Sie war kräftig, drückte aber auf unnatürliche Weise langjährige Erfahrung aus. Eine Stimme der Valnar vertrauen konnte, so glaubte er. „Was möchtest du von mir? Ich habe nichts, was dich interessieren könnte....und wenn du mich wirklich kennst, so wie du sagst....tätest du besser mich zu meiden.“ raunte Valnar mit schwacher und leiser Stimme. „Ich glaube du kennst mich überhaupt nicht...“ fügte der Junge mit einem Seitenblick auf den Boden hinzu.

    „Ich kenne mich ja selber nicht...doch ich glaubte mich zu kennen.“

    „Du unterschätzt mich in vielen Punkten. Ich verstehe durchaus was du meinst, und glaube mir ich kenne dich vielleicht besser als du selbst. Was ich von dir möchte? Wäre es unhöflich wenn ich sage, ich würde dir gerne helfen? Ich habe gehört was deiner Verlobten und dir wiederfahren ist...“ Valnar musterte den fremden Mann irritiert. Sicher musste inzwischen die ganze Stadt davon erfahren haben das Aysha nicht mehr mit ihm zusammen war, aber dieser Mann war definitiv kein Stadtbewohner. Aber er dennoch wusste er es. Und es war Valnar unheimlich, aber er irgendetwas sagte ihm, das der fremde Mann noch einiges mehr wusste. In seinen roten Augen spiegelten sich unheimliche Dinge, so als wäre er kein gewöhnlicher Mensch, sondern eine Kreatur die sich nur in menschliches Aussehen kleidete. Seine Hände konnte der Junge ebenfalls nicht erkennen. Weiße Handschuhe befanden sich über den Ansätzen wo man Handgelenke erahnen konnte. „Wie ist dein Name?“ fragte Valnar etwas unsicher. Mittlerweile hatte sich Misstrauen in seinem Verstand breit gemacht. Die Stimme verstrahlte Vertrauen und Stärke, aber von dem Mann ging ein kalter Hauch des Todes aus. Eiskalter Wind, so das Valnar Probleme hatte sich vorzustellen er rede mit einem lebenden Menschen. „Mein Name ist Asgar Serran. Ich kannte deinen Vater und bin ein reisender Adept der sich bevorzugt mit außergewöhnlichen Ereignissen rund um die Welt des Spirituellen beschäftigt. Ich glaube dir helfen zu können, Valnar!“ Seine Worte klangen ehrlich gemeint, und führten erneut diesen Klang von Vertrauenswürdigkeit mit sich. „Sie kannten meinen Vater?“ sprach Valnar ungläubig aus. Vor 10 Jahren hatte er ihn das letzte Mal gesehen. Damals war sein Vater auf eine Schiffsreise gegangen von der er nicht mehr wieder zurückkehren sollte. Aber wahrscheinlich wusste dieser Asgar nichts davon. „Ja ich kannte ihn. Ich half ihm vor langer Zeit auf einem Schiff, wo ich als blinder Passagier entdeckt und fast über Bord geworfen wurde. Dein Vater hat sich damals sehr für mich eingesetzt!“ ein hämisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Ein Grinsen das Valnars innere Ängste erweckten, dennoch brachte es der Junge fertig keine Miene zu verziehen und ruhig zu wirken, obwohl in seinem inneren bereits ein Sturm tobte. „Aber zurück zu dir. Ich kann dir zeigen wo deine Freundin begraben liegt, denn das sie Tod ist, damit solltest du dich langsam abfinden, dennoch kann ich euch beide zusammenbringen wenn dir danach beliebt. Valnar...du willst doch die Wahrheit erfahren, nicht wahr? Warum gerade dir das alles passiert? Ich kann dir die Antworten darauf geben...wenn du mich lässt.“

    „Ja, du willst alles wissen. Du willst erfahren warum man deine Frau Nachts aufgeschlitzt, ihren Leichnahm in die Berge verschleppt und ihren toten Körper lustvoll in der Luft umhergeschwenkt hat. Sie hat gebaumelt, Valnar! Gebaumelt hat sie und es hat ihr Spaß gemacht, nur für dich zu baumeln und zu grinsen, mit ihrem totem Gesicht. Dich anzustarren bis ihre Augen fast hervorquellten. Aber das waren nicht ihre Augen. Es waren Scharlachrote Augen. Und sie waren längst Tod...“

    Valnar stockte der Atem. Dieser fremde Mann hatte ihm gerade Seelenruhig erzählt, das er über den Verbleib seiner verschollen Aysha bestens Bescheid wusste und noch weit schlimmer- seine Worte hatten ihm verständlich gemacht das er mit in die Handlungen verwickelt war. Es schnürrte ihm die Kehle von oben zu. Er rang verzweifelt nach Luft. „Du...Du Schwein....!! Du hast etwas damit zu tun nicht wahr? Hast du sie getötet!?“ Asgar brach in ein schallendes Gelächter aus und trat zu Valnar ins Licht. Als sein Gesicht im Licht der Sonne entblößt wurde, erstarrte Valnar zu einer Eissäule die nicht mehr fähig war auch nur einen Finger zu krümmen. „Er hat Scharlachrote Augen...wie der Mann in meinem Traum...natürlich“ dachte Valnar gequält. Es kam ihm vor wie in einem Traum aus dem er noch immer nicht erwacht war. Ein Traum aus dem er nicht erwachen konnte. Es betäubte seine Sinne. Allerdings arbeitete sein Verstand auf Hochtouren mit, und dieser Mann, dessen Aussehen der Gestalt in seinen Alpträumen nur zu ähnlich war, schien definitiv jemand zu sein der wusste was er tat, oder tun würde. Und Valnar würde eine ganz große Rolle spielen.

    „Alpträume? Ich werde keine mehr haben, denn ich bin schon längst drin...Nur leider kann ich nicht aufwachen und mir sagen das alles nur geträumt und meiner Fantasie entsprungen ist. Diesmal nicht. Das hier ist so echt wie der Griff meines Schwertes. Das ist es. Mein Schwert...“

    „Werd bloß nicht ausfallend. So etwas kann ich nämlich auf den Tod nicht ausstehn und dann kann ich richtig gemein werden, und dir vielleicht den ein oder anderen Knochen aus deinen Körper reißen! Mein Haushund liebt nämlich Knochen. Und was Aysha betrifft, so habe ich dir ein Angebot gemacht! Es liegt bei dir ob du klug bist und es annimmst oder töricht bist und ich noch etwas nachhelfen muss. Glaube mir ruhig, das mache ich gern, und es kann sehr schmerzhaft für dich sein. Ich kann mir nämlich auch einfach nehmen wonach es mir gelüstet. Normalerweise ist das nicht meine Art, musst du wissen, aber da du mir bald einen großen Gefallen tun wirst, wollte ich einfach mal nett zu dir sein! Ich glaube ich hasse es schon jetzt!“ erwiederte Asgar gelassen. „Das mit meinem Vater, war eine Lüge, nicht wahr?“ Valnar hatte sich inzwischen aus seiner Erstarrung gelöst und war ein Paar Schritte zurückgewichen. Die rechte Hand lag über seinen Schwertknauf und er zweifelt nicht daran das er es benutzen würde, wenn dieser außergewöhnliche Mann über ihn herfallen wollte. „Durchaus nicht, aber ich habe meine Gründe für meine Vorgehensweise. Dein aggressives Verhalten hat mich jedoch gezwungen diesen Weg zu wählen, überlege dir gut was du tust, armes Menschlein! Du willst sie doch wiedersehen, nicht wahr?“ Valnar biss wütend die Zähne zusammen und fixierte den unheimlichen Mann mit seinen zornigen Blicken. Asgar hatte Valnars vorsichtige Haltung längst bemerkt, ebenso seine Hand die sich um den Knauf eines langen Schwertes gelegt hatte. Aber noch war es zu früh um das Spiel zu beginnen. Der Schauplatz musste erst noch gewählt werden. Spätestens dann war Valnar für Asgar nicht viel mehr Wert als eine schäbige Made die leicht zertreten werden konnte. „Mache keine Dummheiten. Und lege deine Hand auf die meine. Ich werde uns mit Hilfe meiner schwarzen Magie an den Ort bringen wo deine Aysha begraben liegt. Dann kannst du dich selbst überzeugen, und ich hoffe das wird deine Einstellung ändern. Und mach schnell! Ich bin kein besonders geduldiger „Mensch“ musst du wissen. Das Wort „Mensch“ hatte Asgar mit Verachtung ausgesprochen und er empfand Ekel dabei, selbst wenn es als Tarnung diente und seine menschliche Hälfte längst hinter einem weitem Strom vom Blut lag. Valnar beobachtete ihn mit Unsicherheit in seinen Augen. „Na was ist jetzt?“ fragte Asgar noch einmal. Es war nicht wirklich eine Bitte.

    Das nächste was Valnar spürte war ein heftiger Wind in seinem Gesicht und ein Druck auf seinen Augen, so das er sie zunächst nicht öffnen konnte. Er spürte jedoch das dieser fremde Mann immer noch da war. Und er hielt seine Hand. Seltsamerweise hatte sich der Junge nicht dagegen gewehrt als er diese ergriffen hatte. Und jetzt kam es ihm fast so vor als hätte ihn der Fremde in Hypnose versetzt. Er war nicht in der Lage seinen Körper frei zu bewegen, dieser schien gebunden zu sein an einen Ort den er nicht sehen, wohl aber spüren konnte. Die Luft erschien ihm wie ein dutzend Messerstiche, die gegen seinen Körper schlugen und ihn schunden. Valnar konnte sich zunächst nicht erklären woher diese Schmerzen kommen konnten, war er doch viel mehr mit dem Gedanken beschäftigt, was mit ihm geschehen war, in welcher Lage er sich befand und warum ihn das seltsame Gefühl von Schwerelosigkeit nicht los ließ. In so einer Lage hätte Valnar Zorn verspüren sollen, Wut über die eigene Hilflosigkeit, aber um ihn herum war nur die Dunkelheit. Es war eine verzerrende Stille die nur von dem tosenden Wind übertroffen wurde, der, so war er sich inzwischen sicher, nicht durch einen Sturm erzeugt wurde, sondern durch die Macht des Fremden. Valnar wurde klar das er mit ziemlicher Sicherheit nicht mit dem Leben davon kommen würde, er konnte nicht sagen warum, er spürte es. Aber auf beunruhigende Weise brachte ihm dieser Gedanke nicht den erwünschten Frieden sondern jagte ihm panische Angst ein. Langsam öffnete er die Augen. Zuerst sein rechtes, dann sein linkes. Was er sah, entsetzte ihn dermaßen, das er glaubte sein Herz bliebe auf der Stelle stehen. Der Wind war allgegenwärtig. Über ihm, unter ihm, neben ihm, rauschte er vorüber wie ein Zug. Valnar wiederstand dem Drang sich zu übergeben und versuchte Herr der Lage zu bleiben. Jetzt fiel ihm auf das der mysteriöse Mann ihn an der rechten Hand hielt. Als er bemerkte das Valnar sich endlich getraut hatte seine beiden Augen zu öffnen, drehte er seinen Kopf zu ihm und lächelte ihn an. Seine Zähne schienen länger als die der gewöhnlichen Menschen und das Scharlachrot glühte förmlich. Nein, es pulsierte in seinen Augäpfeln, und gab einen kleinen Teil der Macht dessen frei zu dem dieser Mensch in Valnars Vorstellung fähig schien. „Wo sind wir?...“ brachte der junge Mann stammelnd hervor. Der Schock schien seinen Körper erstarren zu lassen, denn jetzt fühlte er nicht mal mehr die Hand des Fremden. Asgar lachte leise in sich hinein. „Seid ihr Menschen wirklich so dumm, oder tut ihr nur so um euch Gegenseitig zu erheitern? Natürlich fliegen wir, Valnar! Mit meiner Magie werde ich dich an den Ort bringen wo deine Aysha begraben liegt. Aber jetzt schweig lieber und lass meine Hand nicht los, wenn du die Schmerzhafte Erfahrung des ewigen Abgrundes nicht erfahren möchtest!“ Also doch. Valnar´s Vermutung hatte also gestimmt. Sie waren die ganze Zeit geflogen. Das erklärte auch den scharfen Wind auf seinem Körper und dieses unangenehme Gefühl der Schwerelosigkeit. Dann dachte er noch einmal genauer über die Worte des Mannes nach. „Der ewige Abgrund?...“ murmelte Valnar verwirrt. „Wir befinden uns ca. 500 Meter über dem Boden. Ein mächtiger Zauber, der nur mit viel Übung gemeistert werden kann. Ich kenne jemanden der an ihm gescheitert ist. Weißt du wie lange du bis zum Boden brauchst, wenn ich dich aus dieser Höhe hier fallen lasse?“ fragte Asgar amüsiert. „Ich glaube ich will es gar nicht wissen...“ sprach Valnar fast im Flüsterton. „Ihr Menschenpack teilt euch ein und dieselbe Eigenschaft. Ihr habt Angst fallen gelassen zu werden, sei es hier oder im richtigen Leben. Es wäre doch furchtbar wenn ich dich fallen ließe und du dir einige deiner verrotteten Knochen brechen würdest, nicht wahr? Dein Kopf würde platzen wie eine Melone, wenn er auf dem Boden aufschläge, Valnar. Aber keine Sorge wegen deiner Augen. Sie wären schon vorher durch den Wind aus deinem Gesicht herausgerissen worden, das heißt du musst dir diese Schweinerei nicht ansehen, Valnar!“ Der Griff um Valnars Hand lockerte sich. Der junge Mann riss entsetzt seine Augen auf. „Nein hör auf!!....wenn du mich töten willst, dann tue es, aber mach mir keine Angst vor dem Tode! Ich bin bereit, aber lass mich hier nicht fallen!!...“ Er hätte sich das nie eingestanden, aber jetzt wimmerte Valnar. Er hatte panische Angst das der Mann seine Vorstellungen wahr machen könnte und ihn fallen ließe, in den ewigen Abgrund, aber ein anderer Gedanke vertrieb sie. Er brauchte ihn doch noch. Für Zwecke, die Valnar zwar bisher nicht bekannt waren, aber er würde ihn doch jetzt bestimmt nicht töten, wo er ihn doch noch brauchte. Und irgendwie war Valnar im Moment jedes Ableben lieber, nur nicht ein Tod aus freiem Fall. Asgar grinste ihn mit seinen teuflischen Augen an. „Du glaubst mir nicht? Das ist gut. Man sollte Fremden nie besonders viel Vertrauen schenken, nicht wahr? Sie könnten dich ja belügen und das hätte fatale Folgen. Oh Valnar, hättest du doch nur damals auf deine Mutter gehört! Jetzt kann sie dir nicht mehr helfen. Aber ich kann es. Wir sind jetzt am Ziel...“ Mit diesen Worten löste Asgar den Griff an den der junge Mann sich mit verzweifeltem Lebenswillen geklammert hatte und Valnar spürte das er fiel, der Fremde Mann immer kleiner wurde und der Wind seinen Kopf nach unten drückte, bereit ihn auf den willkommen Boden zu zertrümmern, vielleicht auch platzen zu lassen, so wie es ihm der Magier, dessen Zauber inzwischen seine Wirkung verlieren zu schien, geschildert hatte. Er schloss seine Augen und verlor kurz darauf das Bewusstsein.

    Das erste was Valnar spürte, war das er sich wieder bewegen konnte. Kurz darauf nahm er in der hintersten Ecke seines Gehirns einen dumpfen Knall war, es tat aber kaum weh. Er konnte seine Finger bewegen, seinen Kopf. Erst jetzt registrierte er das er selbst noch zu leben schien- und auf dem Bauch lag, denn sein Mund füllte sich mit ranziger Erde, die er sofort ausspuckte als das Gefühl der Übelkeit einsetzte. Der Magier, oder was auch immer dieser Fremde war, hatte ihn leben lassen. Valnar öffnete die Augen als die Schmerzen in Form von starken Kopfdröhnen einsetzten. „Na das war auch schon längst fällig...“ dachte Valnar mit einer Spur von Sarkasmus. Er richtete sich schwerfällig auf und rieb sich die Wunde Stelle, auf der er mit dem Genick am Boden aufgeschlagen war und wunderte sich das es ihm aus dieser Höhe nicht den Hals wie einen trockener Reisig gebrochen hatte. Der Grund dafür war einfach. Man hatte ihn fast bis zum Erdboden heruntergebracht und ihn dann fallen lassen, anderes konnte es sich Valnar nicht erklären. Aber hatte ihn dieser Asgar nicht schon aus 500 Meter Höhe fallen lassen? Es erschien Valnar nur sehr schwer begreiflich wie er ihn dann noch aus geringer Höhe hatte auffangen können. Vielleicht hatte er ihn ja auch gar nicht losgelassen und Valnar hatte sich das nur eingebildet? „Er ist ein Gottverdammter •••••••••...mir erst soviel Angst zu machen und mich dann aus geringer Höhe fallen zu lassen, während ich schon in Gedanken mein Testament geschrieben hatte...“ murmelte Valnar erschaudernd. Ein weiterer Grund für seine sanfte Landung schien Sand zu sein, und als er wieder über genug Wahrnehmungsvermögen verfügte um sich umzusehen wurde ihm mit einem Mal klar das er sich an einem Strand befand. Wahrscheinlich war es eine dieser kleinen Inseln in der Nähe von Klennar, denn besonders weiträumig schien die Gegend nicht zu sein. Nördlich vom Strand zog sich ein kleines Wäldchen hin, in dem die Vögel fröhlich zwitscherten. Das erinnerte Valnar daran das es schon um die Mittagszeit sein musste, ein flaues Gefühl von Hunger erfüllte seinen Magen. Etwas weiter links von ihm, stand der Magier der aufs Meer hinaus blickte und dem Rauschen der Wellen zu lauschen schien. Er war also noch da. Natürlich. Valnar lachte leise. Wann war er eigentlich auf die Bezeichnung „Magier“ für diesen fremden Mann gekommen? Er fand aber das sie ihm wirklich zustand, denn diese Person strahlte Macht aus. Das dies keine leeren Worte waren, hatte er schon bei ihrer Fahrt durch die Lüfte begriffen. Sich einfach fortzuschleichen hätte auch kein Sinn gehabt. Der Magier würde ihn wahrscheinlich erneut auf eine schwerelose Fahrt einladen, und das nächste Mal wäre er vielleicht nicht mehr so gnädig mit ihm. Diesem Mann traute Valnar einiges zu. Auch wenn nichts davon gutes war. Und so ein Mensch wollte ihm und seiner Aysha helfen? Asgar wandte seinen Kopf zu Valnar und trat jetzt auf ihn zu. Mit einem leichten Tritt forderte er den Jungen auf, sich in Richtung Wälder zu begeben. „Was willst du eigentlich von mir?“ fragte Valnar verunsichert als er sich in Bewegung setzte. Er erwartete keinerlei Antwort. Er würde es wahrscheinlich erfahren wenn es soweit war. „Ich bringe dich zu deiner Aysha, das sagte ich doch schon. Nebenbei tust du mir noch einen kleinen Gefallen, aber das ergibt sich dann ganz von selbst. Du wirst schon sehen...“ sprach der Magier mit ungeduldiger Stimme. Valnar fragte sich wie weit wohl seine Geduld mit ihm reichte, bevor er sich entschloss ihm ein unschönes Ableben zu gestalten. Noch während er darüber nachdachte führte sie ihr Weg an eine dunkle Höhle, die mit dem Strand verbunden zu sein schien. Sie schien sehr alt zu sein. Der Magier winkte ihm zu ihm in die Höhle zu folgen. Über dem Eingang wucherten Unkraut und Lianen. Sicher wurde die Höhle bei Flut immer vollständig überschwemmt, denn der Gestank den die Pflanzen neben der Höhle erzeugten, deutet darauf hin. Er hatte das Gefühl diese Fauna und Flora zum letzten Mal mit seinen menschlichen Augen erblickt zu haben. Valnar Darnus hatte ein schlechtes Gefühl. Ein sehr schlechtes.

    Geändert von Mithrandir Moon (26.01.2003 um 19:53 Uhr)

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