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Drachentöter
Dein Wunsch ist mir Befehl- hier kommt das neue Kapitel
Ich mache jetzt wieder dauerhaft mit der Story weiter, also gebt mir bitte alle viel Feedback, ok? 
---DIE FORTSETZUNG---
Valnar wandte sich voller Abscheu von ihm ab, stolperte dabei rückwärts und konnte sich gerade noch am Spiegelrahmen festhalten. Asgar lachte laut auf und schüttelte nur mit dem Kopf. „Hast du noch immer nicht begriffen was du mir zu verdanken hast? Es ist ein Geschenk, Valnar! Ein Privileg das für solche erbärmlichen Menschen, so wie du einer warst, eigentlich viel zu gut ist. Ich habe dich von den Fesseln deiner minderwertigen Existenz befreit und dir eine neue, viel mächtigere gegeben. Irgendwann wirst du mir noch dafür dankbar sein das ich von deinem Blut getrunken und dich zu einem der unsrigen gemacht habe. Bis dahin hast du aber noch viel zu lernen, und es wird dir wehtun Valnar, das verspreche ich dir. Du warst leider schon viel zu lange ein Mensch um diese Phase zu überspringen. Aber mit der Zeit werden jegliche deiner menschlichen Gefühle die uns Vampiren nur im Weg stehen würde, anfangen zu verblassen und dann wirst du langsam so werden wie wir. Ich werde dir deine wahre Natur schon noch enthüllen. Durch mich wirst du lernen zu quälen und zu töten, du musst dieses Talent nur erst entwickeln und dabei werde ich dich nach Kräften unterstützen. Wenn du nicht aufsässig bist und dich immer schon brav an die wenigen Regeln, die ich dir stelle, hältst dürfte unsere Zusammenarbeit äußerst erfreuliche Wege nehmen!“. Asgars Worte schockierten Valnar erneut. Eigentlich hatte ihn bis jetzt jedes Gespräch mit Asgar mehr oder weniger Angst eingejagt. Aber dieses Mal machte es ihn auch wütend. Nicht einmal den Tod hatte Asgar ihn gegönnt und nun sollte er unter seine Fittiche genommen und nach seinen Grundsätzen erzogen werden. Das waren Worte bei denen Valnar beinahe glaubte den Verstand zu verlieren. Noch dazu setzte die Übelkeit, die der junge Mann bis zu diesem Zeitpunkt verstärkt bekämpft hatte, wieder ein. Aber welchem herzensguten Mensch, so wie Valnar einer gewesen war, wäre bei diesem Angebot nicht übel geworden? Was sein Peiniger mit ihm vorhatte hatte doch wirklich in keinster Weise etwas menschliches mehr an sich. Er wollte Valnar herzensgute Persönlichkeit in das krasse Gegenteil verwandeln. Etwas was Valnar unmöglich erschien, aber für Asgar durchaus machbar so glaubte er. Für ihn war es wie eine Herausforderung die Persönlichkeit des freundlichen Jünglings so zu verändern, das Valnar ebenso böse werden würde wie er.
Asgar fuhr mit dem Gespräch fort, aber Valnar hörte gar nicht mehr hin. Er konnte diesem Mann nicht mehr zuhören. Viel mehr tastete er verängstigt nach seinem Schwert, doch es befand sich nicht mehr in seinem Gürtel. Innerlich musste der Junge plötzlich lachen. Wenn dieser Asgar wirklich ein so mächtiger Vampir war, warum sollte er dann die Klinge eines gebrochenen Mannes fürchten? In Stärke und Geschwindigkeit war Asgar Valnar maßenlos überlegen, das hatte dieser ja schon bei ihrem ersten Zusammentreffen bewiesen, aber galt das auch für die Verwundbarkeit? Vielleicht war es ja möglich ihn in einem unbeachteten Moment zu Boden zu stürzen und ihm den Schädel einzuschlagen. Der Spiegel, der dort in der Ecke stand, konnte Valnar wunderbar als Waffe dienen, er müsste ihn nur kurz nachdem er seinen Mörder von hinten bewusstlos geschlagen hätte, auf ihn fallen lassen. Wenn er schnell und unbemerkt handelte, konnte er diese widerliche Kreatur sicherlich verletzen, mit etwas Glück sogar aus der Welt schaffen. Mit diesem Gedanken spielend näherte sich Valnar Asgar mit vorsichtigen Schritten, als dieser sich ihm den Rücken zuwandte und gerade über einige der menschlichen Schwächen urteilte. Ehe er auch nur einige Meter an ihn herangekommen war, kam ihm plötzlich eine schlimme Vorahnung. Alaine. Die beiden waren ja nicht allein. Sie waren zu dritt, und was Alaine während dieser Zeit tat, darauf hatte er gar nicht geachtet. In seinem Zorn auf Asgar und so tief in Gedanken versunken, hatte er sie völlig vergessen und dies würde nun seinen ganzen Plan zunichte machen. Doch ein Blick auf die rothaarige Frau lösten gemischte Gefühle bei Valnar aus. Alaine hatte ihn schon die ganze Zeit über interessiert beobachtet. Sie musste sein Vorhaben sicherlich schon längst durchschaut haben und es wäre ein leichtes gewesen ihn aufzuhalten. Aber sie tat es nicht. Vielleicht hatte er ja in dieser Frau insgeheim eine Verbündete gegen diese Bestie in Menschengestalt gefunden. Als der junge Mann ihr einen verwirrten Blick zuwarf lächelte sie nur auf ihre verspielte Art, Valnar konnte jedoch nicht deuten was hinter dieser Mimik steckte. Als sie nichts weiter tat als die Szene mit anzusehen, wandte er sich wieder seinem eigentlichen Ziel zu. Langsam und vorsichtig, beinahe schleichend bewegte sich Valnar vorwärts, während Asgar noch immer redete und offenbar alles um sich herum vergessen hatte. Er kam sich so vor als ob er etwas schlechtes täte, wie ein Verbrecher, aber er brauchte nur an Asgar zu denken und wusste sofort, das ihm diese Sünde sicher vergeben werden würde, denn im Gegenzug täte er der Welt und sich selbst damit einen großen Gefallen.
Kurz vor Asgar kam Valnar schließlich zum stehen. Behutsam gab er darauf acht das das Licht der Kerzen ihn nicht im Fenster wieder spiegelte, so das ihn Asgar nicht bemerken konnte und machte sich wie eine jagende Katze zum Sprung bereit um über ihr Opfer herzufallen. „Das würde ich nicht versuchen, wenn dir dein Leben lieb ist. Warum fällt es euch Menschen nur so schwer längere Gespräche zu führen?“ Von einem Moment auf den anderen waren Asgars Augen plötzlich durch die Fensterscheibe auf Valnar gerichtet und statt dem üblichen Grinsen entdeckte Valnar einen völlig neuen Gesichtszug von Asgar. Eine ausdruckslose Gesichtsmaske. Seine Augen leuchteten jedoch heller denn je, und Valnar glaubte eine Art Feuer in ihrem inneren lodern sehen zu können. War das etwa Zorn? Asgar löste seinen Blick wieder von Valnar und fuhr mit seinem Gespräch fort als ob nichts gewesen wäre. „Wo war ich gerade? Ich glaube bei den schwächen der menschlichen Rasse. Erstens- sie sind zu leichtgläubig und fallen auf jeden Schwindel herein den man ihnen vor die Nase setzt. Zweitens- sie haben ihre Gefühle nicht unter Kontrolle das macht sie schwach und angreifbar. Und Drittens- erteilt man ihnen ausdrücklich ein Gebot müssen sie es immer wieder übertreten und sehen wie weit sie gehen können!“ Der grausame Schlossherr runzelte plötzlich verärgert mit der Stirn und das Leuchten in seinen roten Augen loderte wie eine Stichflamme auf und pulsierte wie etwas Lebendiges in seinen Augäpfeln. Gleich darauf erhob er seine rechte Hand gegen Valnar und die Wucht die von ihr ausging war so zerstörerisch und gewaltig das sie den jungen Mann mit sich riss und ihn gegen den großen Spiegel schleuderte, der in abertausende Stücke zerbrach und Valnar viele Schnittwunden zufügte. Dieser war einen Augenblick betäubt, bevor er wieder zu sich kam, um sich gleich darauf schmerzend am Boden zu winden, weil Asgar mit seiner ersten Lektion noch lange nicht fertig war. Seinen rechten Zeigefinger auf Valnar gerichtet und ihn mit seinen Augen fixiert übte Asgar heftigen Druck mit einer unbekannten Kraft auf den ohnehin schon geschundenen Körper seines Zöglings aus. Valnar nahm war wie sein Körper gegen den Boden gepresst wurde und das mit so extremer Geschwindigkeit das er glaubte er sei gerade aus 100 Meter Höhe abgestürzt und auf Granitboden geknallt. Die Schmerzen die Valnar daraufhin überfielen waren von solch unerträglicher Stärke das er alles dafür gegeben hätte um in Ohnmacht zu fallen oder zu sterben. Er hätte seine Seele tausendfach an den Teufel verkauft, denn selbst die Hölle erschien ihn in diesem Augenblick angenehmer als Asgars schmerzhafte Peinigungen. Gerade war ihm so als würden ihm einige Wirbel gebrochen. Ein Knacken setzte ein, das für Valnars Ohren entsetzlich und widerlich zu gleich klang. „Hör auf....bitte hör auf....“ brachte Valnar würgend hervor. Es klang mehr wie ein Piepsen, denn zu mehr war der junge Mann nicht mehr im Stande. Diese mächtige Kraft die in Asgar innewohnte und der er sich nun bediente lähmte auch gleichzeitig seine Stimmbänder, so das Valnar mühe hatte zu sprechen. Nach einigen Sekunden wurde die Luft so dünn, das er zu ersticken drohte. Mit viel Mühe rollte er mit seinen Augen zu Asgar, der ihn amüsiert beäugte und nun ein teuflisches Grinsen aufsetzte. Der blanke Wahnsinn stand diesem Mann nahezu ins Gesicht geschrieben und Valnar begriff das er mit dem Feuer gespielt und es eindeutig zu weit getrieben hatte. Er glaubte auch nicht dass sich Asgar noch selbst unter Kontrolle hatte. Sein verrückter Gesichtsausdruck, der einem Ekstase ähnlichem Zustand ähnelte und sein vor Erregung zitternder Körper lechzten nach seinem Blut und das würde Asgar auch reichlich bekommen wenn er nicht seine Fassung wieder finden würde. Valnars Gesichtsfarbe änderte sich von knallrot zu Dunkelblau. Inzwischen wurde ein solcher Druck auf seine Lungen ausgeübt, das er schon glaubte man bräuchte einen Blasebalg um sie wieder in ihre ursprüngliche Form zurückzubringen. Leidend blickte der junge Vampir zu Alaine, die sich anscheinend köstlich über seinen Zustand zu amüsieren schien. Und er hatte sie doch tatsächlich für einen Moment für so etwas wie eine Verbündete gehalten. „Du ••••••••...“ dachte Valnar bitter und wartete auf den tödlichen Schlag. Hoffentlich dauerte es nicht mehr allzu lange bis Asgar genug von diesem Spiel hatte. Valnar hatte es nämlich schon lange. Wie mochte ihn der finstere Vampir wohl vernichten? Vielleicht in der Luft zerreisen, oder verbrutzeln lassen? Wahrscheinlicher erschien ihm jedoch das Asgar seinen Körper durch den Druck zerplatzen lassen würde, wie eine Nuss auf die man mit voller Wucht steigt. Er hoffte nur inständig dass dieser sich damit nicht zulange Zeit lassen würde, denn davon schien Asgar reichlich zu besitzen. Während Valnar nur noch zitternd am Boden lag, umkreiste ihn Asgar mit ruhigen Schritten und schien sichtlich vergnügt über die Art zu sein wie er seinen Unterricht begonnen hatte. „Ich kann dich wirklich gut Leiden, Valnar, aber wer sich über mein Wort stellt- mit dem habe ich keine Gnade, und der braucht auch keine zu erwarten. So wird es dir immer ergehen wenn du dich gegen mich stellst, und ich rate dir es in Zukunft zu lassen, da ich sonst noch viel schlimmere Dinge mit dir machen werde. Ich kann richtig gemein werden, wenn man mich ärgert, Valnar. Und etwas das ich auf den Tod nicht ausstehen kann ist wenn man mir nicht gehorcht oder mich hintergeht! Ich kann dich nicht zwingen mir zu gehorchen, aber glaube mir ich kann bestrafen. Dinge vor mir zu verheimlichen oder mich gar von hinten angreifen zu wollen hat überhaupt keinen Sinn. Vampire der zweiten Generation können die Gedanken niederer Vampire ohne Probleme lesen, und in deine einzudringen ist für mich eine Kleinigkeit. Verstehst du endlich, Valnar? Du bist mir zu absolutem Gehorsam verpflichtet. Es gibt keinen Ausweg.“ Als Asgar so gesprochen hatte, schien er endlich von ihm abzulassen und Valnar kam es so vor als würde soeben ein ganzes Schloss von seinem Körper gehoben werden. Keuchend schnappte er nach Luft und griff sich mit weit aufgerissenen Augen an seine Kehle. Ein Äderchen in seinem rechten Auge platzte, und sorgte für einen Bluterguss. Ihm war schwindelig und schlecht. Valnar glaubte sich noch nie elendiger gefühlt zu haben. Dies war nicht einmal mit dem Gefühl zu vergleichen das er durchlitten hatte, als er am Morgen des letzten Tages melancholisch auf seinem Bette lag. Oh was war er doch für ein törichter Narr gewesen. Anstatt ein neues Leben anzufangen hatte er den Verlust seiner Geliebten bekümmert und sich dermaßen heftig hineingesteigert, das er nicht einmal bemerkt hatte das es ihm viel schlimmer hätte gehen können. So wie jetzt zum Beispiel. Das Leben bot viele Überraschungen und es war nicht immer gut zu einem, doch zumindest blieb die Hoffnung auf einen Neuanfang. Doch hier und ab jetzt würde es keinen Neuanfang mehr geben. Es war ein Ort an dem Alpträume Wirklichkeit zu sein schienen. Ein immer wiederkehrender Platz von Schmerz und Schuldgefühlen. Niemals hätte er sich vorstellen können dass es ihn wirklich gäbe, diesen Ort. „Und jetzt bin ich alleine hier, umhüllt von der Dunkelheit. Hätte ich Hoffnung getragen wäre vielleicht alles anders gekommen…“ dachte Valnar mit schmerzverzerrtem Gesicht. Seitdem Asgar ihn losgelassen hatte, hatte er sich kaum bewegt und lag noch immer in derselben verkrampften Position die vor einigen Minuten noch seine letzte hätte sein können. Asgar wechselte mit Alaine noch einige Worte und sie schienen beide zu kichern. Gleich darauf konnte der junge Mann Schritte auf dem glatten Marmorboden wahrnehmen die sich zu entfernen schienen. Alaine rief ihm etwas zu und Valnar versuchte aufzustehen. Als er wieder auf beiden Beinen stand schwindelte es ihn erneut. Und dieses Mal schien er noch etwas anderes zu spüren. Brennendes Feuer. Es war als ob er am ganzen Körper schwitzen würde, ja beinahe am austrocknen sei. Er konnte die Flammen fast spüren, sie verzerrten seinen Körper und begehrten seine Seele. Gleichzeitig spürte er ein Gefühl der Aggressionslust in sich empor steigen. Sein Blick viel auf Alaine, die ihm mitleidig zulächelte. Für dieses Lächeln wollte er ihr auf der Stelle die Kehle aufschlitzen und seinen plötzlichen Blutdurst an ihr stillen. Diese Frau hatte ihn verraten und er hatte ihr geglaubt. Das schlimmste dabei war das er wieder zu leichtgläubig gewesen war und diese Schwäche erfüllte seine Seele mit Zorn. In diesem Moment wollte der sonst so herzensgute Valnar zum ersten Mal in seinem Leben töten. Ehe er jedoch mehr als drei bis vier Schritte auf sie zugemacht hatte, brach Valnar zusammen und verlor sein Bewusstsein. Lautlos stürzte er auf den Marmorboden des Schlosses, auf dem sicher schon mehr als einmal jemand gefallen war, und wünschte sich nie mehr aufzuwachen.
Als der junge Mann das nächste Mal die Augen öffnete befand er sich in einer kleinen Kammer und lag wieder in seinem Sarg, dieses mal jedoch mit geöffneten Deckel, wofür er sehr dankbar war. Was war mit ihm passiert nachdem Asgar ihn gequält hatte? Die Erinnerungen an die letzten Minuten die er bei Bewusstsein verbracht hatte, waren undurchsichtig und verschwommen, so als hätte er Sand in den Augen der ihm die Sicht versperrte. Valnar ließ seinen Blick durchs Zimmer streifen und entdeckte ähnliches Mobiliar wie er es schon im anderen Raum gesehen hatte. Zusätzlich gab es hier jedoch zwei von außen vergitterte Zimmerfenster und der Teppich unter seinen Füßen erschien ihm nicht ganz so edel wie der den er zuletzt gesehen hatte. Am hinteren Ende des Raumes befand sich ein Kamin, in dessen inneren ein helles Feuer brannte, ähnlich dem das er in dem anderen Zimmer erblickt hatte. Auch diese Flamme war gänzlich blau. Und auch dieses Feuer schien nicht auszugehen, egal was man damit tat. Als Valnar sich aus seinem Sarg erhob und neugierig, aber vorsichtig die Hand ins Feuer steckte, stellte er überrascht fest, das es ihn nicht einmal verletzen konnte, trotz allem konnte der junge Mann deutlich die Wärme spüren die diese magischen Flammen inne bargen. Fasziniert wiederholte Valnar diese Aktion einige Male. Sicher hatte Asgar einen Zauber auf dieses Feuer gesprochen, so dass es niemals erlosch. Valnar fuhr es kalt den Rücken hinunter. Er musste daran zurückdenken mit wem er sich da eigentlich angelegt hatte. Ein Geschöpf das soviel Macht besaß und sich selbst ein Feuer erschaffen konnte, war mit Sicherheit den irdischen Fesseln längst nicht mehr Diener. Doch in welcher Klasse spielte Asgar? Der junge Mann verspürte eine beängstigende Lust seine Neugierde auf die Probe stellen zu wollen. Viele Fragen gingen ihm jetzt durch den Kopf. „Da ich ja jetzt selbst einer von ihnen bin, wäre es mir dann möglich mich ebenso starker Magie zu bedienen? Und wenn ja, wie weit könnte ich damit gehen. Wo sind meine Grenzen?“ dachte Valnar in Gedanken versunken nach. Es war das erste Mal seit seiner Wiedergeburt, dass er wieder bei klarem Verstand zu sein schien. Erschreckenderweise kam ihm der ganze Umstand in dem er sich befand jetzt nicht mehr so schlimm vor. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Valnar das Gefühl sich beinahe an dieses „andere“ Leben gewöhnen zu können. Im nächsten Moment verdrängte er diesen Gedanken wieder und wandte sich wütend von Kamin ab. Sein Blick fiel auf die vergitterten Fenster, durch die ein mattes Mondlicht schien. Dort draußen herrschte bis auf das Gekrächze von ein paar Geiern Totenstille. Der Burggraben unter ihm streckte sich ca. 50 Meter nach unten, und unterhalb des Eingangstores konnte der Junge rauschendes Wasser ausmachen, das sich seinen Weg durch die unterirdischen Wassergräben von Schloss Seran zu bahnen schien. Seran selbst schien sich auf einer Hochebene zu befinden, denn wenn Valnar sich etwas weiter nach vorne streckte, konnte er ein schwaches Leuchten, hintern den dichten Wäldern, die an die Burg angrenzten, ausmachen. Bei näherem hinsehen auf die Burgmauern der tieferen Etagen entdeckte er einige Wächter des Schlosses. Es waren zum Großteil Skelette und Zombies, denen Asgar durch Magie wieder Leben eingeflösst hatte. Sofern man dies noch Leben nennen konnte, denn ihre Blicke waren stumpf und verrieten nicht besonders viel Helligkeit. Angeekelt wandte er seinen Blick wieder von Fenster ab. Es sah nicht gut aus was seine Fluchtmöglichkeiten hier betrafen. Die Fenster konnte er schon mal vergessen und selbst wenn er eines ohne Gitter finden würde, täte er sich bei einem Sprung in diese Tiefen alle Knochen brechen. Es schien auch keine Möglichkeit zu geben die Burgmauern herunter zu klettern, denn die Wände waren spiegelglatt, so das jede Flucht ausgeschlossen zu sein schien. Und dann waren da noch Asgars Wächter, die zwar nicht besonders helle, jedoch sehr aufmerksam zu sein schienen, und wer konnte schon wissen was Asgar noch alles für Sicherheitsvorkehrungen gegen eine Eroberung oder eine Flucht aus dem Schloss getroffen hatte. Aber wollte er überhaupt flüchten? Vor seiner Ohnmacht war sich Valnar dessen noch überaus sicher gewesen, doch inzwischen schien er eine Art Veränderung durchgemacht zu haben. Hatte er sich etwa mit dem Umstand angefreundet einer von ihnen zu sein? Eines dieser Blut saugenden und sadistischen Geschöpfe? Ein Teil in Valnar sträubte sich immer weniger gegen dieses Leben, denn dieser Teil war wissbegierig auf all das unbekannte das ihn noch erwarten würde. Asgar hatte es fertig gebracht mit seinen Worten gerade dieses Stück in ihm zu ködern. Es waren Worten gewesen die zwar erschreckend, doch zugleich eine Art Begierde und Verführung ausstrahlten denen sich der junge Mann nicht entziehen konnte. Zugegeben hatte die Vorstellung ein Vampir zu sein, ein höheres Wesen, das nicht länger an das menschliche Dasein gebunden war, auch durchaus seinen Reiz für Valnar. Die Veränderungen waren jedoch nicht nur von seelischer Natur. Inzwischen war Valnars Haut vollkommen ausgebleicht, er war bleich wie eine Kerze und seine Augen waren von einem roten Glanz umhüllt. Seine ehemals dunkelgrünen Haare hatten einen matten Grauton angenommen und feine rote Äderchen zogen sich an seinen Handgelenken entlang. Hätte Valnar noch die Möglichkeit gehabt sich selbst zu sehen, er hätte sich nicht wieder erkannt. Sein wiedergeborener Körper schien an nichts mehr von dem Menschen der er mal gewesen war zu erinnern. Er trug noch immer dieselbe Kleidung die er schon getragen hatte, als ihn Abraxas in der Hölle mit Ayshas Blut besudelt und Asgar ihm das seinige und das Leben genommen hatte. Sein Gewand war durch die vielen Strapazen die es durchlitten hatte, an vielen Stellen löchrig und zerfetzt, glich jetzt viel mehr einem undichten Flickenkleid, als der Jägertracht, die er sonst immer anzuziehen pflegte. An vielen Stellen klebte noch etwas getrocknetes Blut, wahrscheinlich hatte auch Valnar etwas geblutet. Die Stimme seines Unterbewusstseins schwieg nun, aber auf keine angenehme Weise, denn er konnte jetzt stattdessen viele andere Geräusche wahrnehmen. Das laute Rauschen der Blätter im Wind, den kalten Luftzug des unbarmherzigen Windes, das fliesen des unterirdischen Wasserstroms, der unter dem Schloss hindurch floss, er glaubte sogar vage Stimmen in der ferne der Wälder zu vernehmen. Während er versuchte sie zu analysieren und zuzuordnen, tat er außerdem sein bestes um ihnen Einhalt zu gebieten. Viele der Geräusche traten gleichzeitig auf, und nach einer Weile bereiteten sie ihm starke Kopfschmerzen und machten ihn beinahe wahnsinnig. Als er mit einer schnellen Handbewegung die die Lampe neben dem Fenster umwarf, verstummten sie jedoch, was Valnar wie ein Segen vorkam.
Sein Verstand riet ihm seine Gedanken auf etwas anderes zu fixieren, da er sonst nach und nach sicher das Gehör verloren hätte. Sein Blick suchte den Schreibtisch, auf dem die Lampe sich befunden hatte, weiter ab und Valnar war erstaunt als er neben einem Stapel leerer Dokumente auch ein goldenes Gefäß mit einem Federhalter aus Elfenbein entdeckte. Scheinbar sollte es ihm, zumindest auf materieller Basis, wirklich an nichts fehlen, warum ansonsten hätte der Schlossherr sich die Mühe gemacht, sein Zimmer mit Schreibzeug und Büchern aller Art zu füllen, welche der junge Mann in einem anderen Regal stehen sah. Interessiert wandte er sich ihnen zu und nahm einige aus dem Regal um sie kurz durchzublättern. Dabei stellte Valnar enttäuscht fest, das er die meisten von ihnen kaum entziffern konnte, weil die Schrift zum Großteil verbleicht oder verwischt worden war, andere Bücher wiederum waren in einer ihm völlig unbekannten Sprache geschrieben. „Das wäre ja noch schöner gewesen. Ich habe mir wohl zuviel erwartet...“ murmelte der junge Mann kopfschüttelnd, aber in Wahrheit war er verblüfft das Vampire anscheinend doch eine Art von Kultur führen konnten. Vielleicht waren diese beiden Rassen, Mensch und Vampir, im Grunde nicht einmal so verschieden? Valnar fing an ihm Zimmer herumzugehen und lehnte sich nach einer ganzen Weile an seinen Sarg. Das er sich in diesem Moment mit einem Ort seiner Angst in Berührung brachte, der noch vor einigen Stunden Panik und Entsetzen in seinem Gemüt ausgelöst hatte, schien ihm jetzt nebensächlich zu sein. Der Gedanke das Vampire ihre eigene Kultur haben konnten, ließ ihn nicht los. Sicher waren die Bücher und alles andere schon da gewesen, bevor Asgar dieses Schloss erobert und alle seine Insassen getötet hatte. Der frühere Schlossbesitzer war wahrscheinlich ein gebildeter Mann gewesen, der dem Adel angehört und sich in seiner Freizeit mit Büchern und wertvollen Dokumenten beschäftigt hatte. Es erschien ihm unwahrscheinlich, ja beinah lachhaft das Asgar außer dem üblichen Meucheln und den teuflischen Spielchen mit seinen Opfern noch ein anderes Hobby besaß. Valnar hatte jetzt den Mut gefunden sich seine Schlafstätte genauer zu betrachten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er die Gedanken den Sarg ignoriert, beiseite gedrängt wie die hässliche Seite einer Persönlichkeit die man nicht gerne zeigt. Er würde sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen die Tage in ihm zu verbringen, denn auch wenn er bislang nichts von dem Amenmärchen das Vampire bei Tageslicht verbrennen und zu Staub zerfallen gehalten hatte, so hatte er genauso wenig an ihre Existenz geglaubt, und so wie die Dinge sich entwickelt hatten schien es ratsamer zu sein, Geschichten, Geschichten sein zu lassen und die Sage nicht auf die Probe stellen zu wollen. Ihm fiel auf das der Sarg genau seine Größe hatte, und nicht nur das. Unterhalb der Fußenden befand sich ein Hohlraum zwischen Sarg und Boden, darunter befand sich nur schwarze Leere. Der Spalt war jedoch so hoch und so breit das Valnar problemlos darunter hätte kriechen können. Als sich der Junge langsam auf die Knie herunterließ und sich mit seinen Händen abstützte um einen Blick unter den Sarg zu werfen, sah er wie aus dem Nichts plötzlich zwei blaue Augenpaare aufblitzen und konnte ein gurrendes Geräusch vernehmen, das wie das einer Taube klang. Einen Moment lang zögerte Valnar, eingeschüchtert durch das plötzliche Auftauchen des Wesens. Dann winke er ihm vorsichtig mit der rechten Hand zu und kam ihm langsam entgegen. Das Ding in der Dunkelheit kniff immer wieder abwechselnd die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Ansonsten tat es aber nichts. Was auch immer diese Kreatur war, mit so etwas unter dem Sarg, konnte er sich unmöglich vorstellen einzuschlafen. Es musste da weg- ob mit oder ohne Gewalt.
Gerade als Valnar es fast erreicht hatte, kam Alaine ins Zimmer und beendete sein Vorhaben auf abrupte Weise. „Lass das lieber sein! Du solltest das lieber nicht tun, solange es dich nicht als seinen vollen Herren anerkannt hat. Diese Biester können ganz schön aggressiv werden, wenn sie in dir eine Gefahr sehen. Zieh deine Hand zurück, aber langsam, ok?“ Valnar blickte verständnislos zu ihr auf. „Es dauert übrigens ungefähr drei Tage bis eine Vampirhand wieder voll nachgewachsen ist. In der Zeit wirst du Schmerzen erleiden, Valnar!“ fügte Alaine noch todernst hinzu. Valnar überkam das plötzliche Gefühl eine Gänsehaut, vor allem all das Ding in der Dunkelheit leise zu knurren begann. Behutsam und mit größter Achtsamkeit zog er seine Hand wieder zurück ins helle. „Was ist das für ein Ding?“ fragte er noch immer etwas verängstigt, während er sich aufrichtete um Alaine ins Gesicht zu sehen. „Das ist ein Skahra. Wir Vampire halten diese Biester als eine Art Wächter, während wir tagsüber in unseren Särgen Kraft für die Nacht regenerieren. Ihr Menschen würdet wohl „Wachhunde“ zu ihnen sagen. Eigentlich sind sie friedlich, aber wenn man ihren Schlaf stört können sie sehr ungehalten werden. Sie haben einen drei Meter langen Kiefer der alles durchbeißt das in ihre Reichweite kommt. Um ihre Opfer zu fangen besitzen sie eine Art klebrige Zunge, die ein giftiges Sekret über ihre Beute verteilt, was das Opfer lähmt, und wenn es nicht schon am Gift erstickt, dann erledigt der Skahra den Rest. Sie sind übrigens besser als jede Putzkollone, denn sie fressen dich mit Haut und Haaren und lassen nicht einmal dein Blut übrig, wenn sie dich kriegen. Ein Skahra schläft die meiste Zeit über, deshalb reagieren sie auch ungehalten auf jegliches Geräusch das nicht von ihrem Meister selbst erzeugt wird. Ach ja, und vom Streicheln würde ich wirklich abraten, Valnar!“ betonte Alaine noch ein zweites Mal, während sie ihre Erklärung abschloss. Der junge Mann blickte ehrfürchtig in die Richtung seines Sarges und starrte fassungslos auf seine Hände, dann wieder auf seine Gefährtin. „Und dieser Skahra…so heißt er doch? Der gehört jetzt mir? Und wie lange lebt er? Etwa noch länger als wir Vampire?“ Alaine fiel auf das Valnar jetzt ungewöhnlich viele Fragen hatte, auch schien er nun offener zu sein, was vielen Sachen in seiner Erziehung zu ihrem Vorteil wenden würde. Sie war zufrieden damit wie sich die Dinge entwickelt hatten, gleichzeitig war sie begierig darauf Valnar mit allem Vertraut zu machen um ihn für ihre Spiele zu gewinnen. Asgar war zumeist mit anderen Dingen beschäftigt und kümmerte sich oft nur einige Stunden um sie, dies war für ihren Geschmack jedoch viel zu wenig, weswegen sie auch sofort Feuer und Flamme gewesen war, als Asgar ihr erzählt hatte, das er einen neuen Gefährten in ihre kleine Gemeinschaft mit einbeziehen würde. Sie würde schon dafür sorgen das Valnar bei ihrem Spielen mitmachen würde. Vielleicht würde sie ihn sogar soweit kriegen das sie ihm gefielen, dann konnte sie mit ihm tun und machen was sie wollte. Lächelnd bei diesen Gedanken beantwortete ihm die junge Vampir Dame seine Frage. „Jeder Vampir hat seinen eigenen Skahra. Sie bleiben ein Leben lang bei dir, deshalb ist es auch nicht möglich sie zu wechseln. Dieses Wesen entstand bei deiner Geburt als Vampir und ist schätzungsweise genauso alt wie du. Ein Skahra lebt solange wie sein Meister, erst wenn du eines Tages sterben solltest- aus welchem Grund auch immer, wird der Skahra vergehen- denn er folgt seinem Wirt überall hin. Auch in den Tod!“ Valnar zuckte unmerklich zusammen, doch Alaine bemerkte es und setzte ein neckisches grinsen auf. „Heißt das er ist jetzt ein Teil von mir? Ich empfinde es nicht gerade als erheiternd mit so einem Ding in Verbindung stehen zu müssen. Wird er mir den überhaupt gehorchen?“ brachte Valnar mit einem zweifeln im Gesicht hervor. Alaine zeigte ihm spitzbübisch ihre Zähne, ehe sie sich vor ihm mit ihren Händen auf den Boden abstützte und ihren Arm unter dem Sarg verschwinden ließ. Gleich darauf ertönte ein widerliches Geräusch das wie das saugen eines Babys an der Flasche klang. Die Knie des jungen Mannes fingen an zu zittern. Er versuchte seinen Schrecken vor der Situation so gut es ging zu verbergen, aber es fiel ihm immer schwerer, je länger dieses Geräusch anhielt, und es schien noch an Stärke zuzunehmen. Nach einige Sekunden zog Alaine ihren Arm wieder unter dem Sarg hervor, setzte sich auf und hielt Valnar ihren Arm zur schau. Was er sah erweckte die Übelkeit in ihm. Auf ihrem Arm befanden sich jetzt zwei mittelgroße Beißlöcher, die um einiges größer als die der Vampire zu sein schienen. Die Löcher waren durch brutale Gewalt entstanden, also hatte dieses Biest unter dem Sarg schon seit langem nicht mehr gefrühstückt, oder es durfte genau wie er selbst, das erste Mal in seinem Leben den Durst nach Blut verspüren. Die rote Körperflüssigkeit tropfte an Alaines Arm herunter, und sie drehte ihn noch etwas seitlich um Valnars Vampirgelüste zu erregen. Der plötzliche Blutdurst war mit einem Male wieder da, und als der junge Mann das Blut seiner Gefährtin fliesen sah, überkam ihm das unwiderstehliche Verlangen davon zu kosten. Am liebsten hätte er sich ihr sofort an den Arm geworfen und angefangen zu saugen. Irritiert kämpfte Valnar gegen dieses Gefühl an und schaffte es auch tatsächlich seinen Blick von Alaines Bluttropfenden Arm abzuwenden, dies gelang ihm jedoch nur unter Aufwendung von Kräften, denn das Blut schien mittlerweile etwas anderes für ihn zu sein. Es fühlte sich nicht länger fremd an. Im Gegenteil- denn es überkam ihn ein fast heimisches Gefühl wenn er daran dachte. Er konnte es fast riechen und wollte es auf der Zunge schmecken. Etwas in seiner Seele wehrte sich aber dagegen. Der Teil in ihm der noch menschlich war, versperrte ihm den Weg wie eine unsichtbare Barriere. Alaine bemerkte wie ihr junger Gefährte mit sich kämpfte und dabei bemüht blieb nicht die Fassung zu verlieren. Sie musste leise lachen. Anscheinend hatte ihr frisches Blut seine Wirkung nicht verfehlt, und noch immer eine betäubende Wirkung auf die Mitglieder des männlichen Geschlechts. Sie genoss es wenn die Männer sich nach ihr verzerrten und nicht einen Tropfen zu trinken bekamen. Doch endlich verbarg sie ihren nackten Arm wieder unter ihrem Gewand und blickte zum Fenster hinaus. „Der Skahra wird dir gehorchen solange du ihm etwas von deinem Blut gibst. Er erfüllt unter anderem auch die Funktion eines Blutegels, und saugt dir während du schläfst die Menge an Blut aus deinem Körper die er selbst zum überleben braucht. Dafür regeneriert er deine Kräfte und bewacht deinen Körper. Das ist doch praktisch, nicht wahr? Ihr beide werdet sicher noch Zeit finden euch näher kennen zu lernen. Wenn du möchtest kannst du ihn auch ab und zu an deinem Arm saugen lassen, diese Biester sind manchmal so anhänglich und brauchen viel Zuwendung. Die wirst du übrigens auch in kürze von meinem Gemahl erfahren. Ich bin richtig gespannt wie du dich in seinem Unterricht anstellen wirst, Süßer! Sei ein braver Vampir und mache ihm nicht zuviel Ärger, ok?“ Alaine setzte ein gespieltes Lächeln auf, nachdem sie ihren Satz beendet hatte und in ihren Augen konnte Valnar erkennen das es so oder so Ärger geben würde. Darauf würde es Asgar ja gerade zu ankommen lassen, da war er sich seiner Sache sicher. Und Alaine wäre bestimmt nicht abgeneigt sich die ganze Szene aus nächster Nähe anzusehen und sich über seine menschlichen Angewohnheiten und sein Fehlverhalten als Vampir lustig zu machen. In Valnars Augen waren die beide komplett verrückt, aber das störte ihn nicht so wie die Tatsache das er durch ihre gemeinsame Erziehung genauso werden sollte. Auch in seinem neuen Körper konnte sich Valnar noch längst nicht vorstellen wie Asgar zu denken, oder sich gar so zu benehmen. Er war ein Teufel in menschenähnlicher Gestalt, der schon seit weiß Gott wie vielen Jahren seine Existenz als Vampir fristete. Mit Sadismus und ohne Reue schlachtete diese Kreatur schon seit Anbeginn ihrer Geburt unschuldige Menschen und schwächere Wesen ab- allein dafür hatte Asgar die Hölle allemal verdient. Ja, auch Valnar war gespannt darauf wie Asgar ihn unterweisen würde. Eines seiner Mittel hatte er ja bereits auf unangenehme Weise zu spüren gekriegt.
Während er darüber nachdachte, bemerkte er nicht wie seine Gefährtin einen Porzellanteller aus dem Schrank holte, und ihn vor ihm auf den Tisch stellte. Dann holte sie einen prall gefüllten Beutel aus Stoff hervor, in dessen inneren eine dunkelrote Flüssigkeit vor sich hin schwamm und goss den Inhalt in den Teller hinein. Jetzt sah Valnar auf den Teller, und auf die rote Flüssigkeit, die höchstwahrscheinlich Blut zu sein schien. Alles in Valnar schrie plötzlich auf. Seine Augen verfärbten sich rot und im nächsten Moment musste er sich von Krämpfen geplagt auf dem Tisch abstützen. „Das könnt ihr nicht von mir verlangen…ich werde kein Blut trinken…niemals werde ich das tun!!...“ stöhnte der junge Mann verzweifelt. Er wusste ganz genau dass er in diesem Moment gelogen hatte. Schon seit einigen Stunden hatte er das Gefühl gehabt einen ganz trockenen Hals zu haben, und seine Zunge war an seinen Zähnen vor lauter Nervosität rauf und runter gefahren. Alaine fuhr ihm sanft mit ihren Fingern durch die Haare und streichelte anschließend mit einem verspielten Grinsen seine Lippen, die dadurch erst recht zu beben anfingen. Valnar wollte endlich Blut trinken. Sein Gemüt war besessen von einem Rausch, den nur das Blut stoppen konnte. Zärtlich beugte sich seine Gefährtin zu ihm hinunter, und bis ihn sanft ins rechte Ohr. Ihr Blick hatte eine besitz ergreifende Art an sich die Valnar sehr erschreckte. Noch viel mehr schockierte es ihn, dass es ihm irgendwie gefiel, wie sie mit ihm verhandelte. „Na komm schon Valnar. Du weißt doch genauso gut wie ich, das du jetzt ein Vampir bist und ohne Blut auf längere Zeit nicht mehr auskommen wirst. Besonders als ein Vampir der 3. Generation wirst du oft das Bedürfnis haben, dem Durst nach Blute nachzukommen. Wenn du nicht trinkst wirst du die Beherrschung verlieren, aber in deinem Fall bist du schon so schwach, das du gleich in die Phase der Blutrance übergehen wirst und ins Koma fällst. Wenn das passiert wirst du die Schmerzen eines Blutgeistes durchleiden, die ewig währen und nie aufhören werden dich zu quälen. Du hast die Wahl, Süßer!“ raunte sie ihm mit ihrer sanften Stimme ins Ohr. Valnar fühlte sich wahrhaftig hin und her gerissen. Der Teller der dort direkt vor ihm auf dem Tisch stand, war gefüllt mit Blut, die Flüssigkeit die ihn fortan lenken und manipulieren würde. Und dennoch wollte er sie haben. Er verzerrte sich nach ihr. In diesem Augenblick hätte er sogar dafür getötet, wenn man es ihm befohlen hätte. Alaines heißer Atem der seinen Nacken liebkoste, und bei ihm eine Gänsehaut erzeugte, sowie ein unheimlich starker Drang nach Blut, brachten ihn schließlich sogar dazu den Löffel, den ihm Alaine noch dazu hingelegt hatte, in die Hand zu nehmen und mit Blut zu füllen. Doch als er ihn auf Halben Wege mit zitternder Hand zum Mund geführt hatte, über kam ihm wieder dieser Ekel und die Übelkeit. Plötzlich war er wieder sein eigener Herr, riss sich von Alaines Umarmung los und schmetterte den Teller vom Tisch, so dass er auf den Boden fiel und in Stücke zerbrach. Das Blut verteilte sich in einer langen roten Pfütze auf dem kostbaren Marmorboden. „Du hast meinen Lieblingsteller zerbrochen. Und das schöne Blut obendrein!“ gab Alaine nach einigen Augenblicken der Stille zu verstehen. Valnar wandte ihr trotzig den Rücken zu und versuchte vergeblich das Zittern seiner Hände zu beenden. „Du kannst mich nicht dazu zwingen. Ich werde niemals Blut trinken. So eine Kreatur werde ich nie sein. Ich bin kein Mörder, wie ihr!!“ brachte er mit bebender Stimme hervor. „Aber so jemand wie Asgar oder du, ihr versteht mich nicht, denn ihr hattet wohl noch nie ein normales Leben.“ fügte Valnar deprimiert hinzu. Seine Gefährtin schenkte ihm einen verärgerten Blick und verpasste ihm eine heftige Ohrfeige. Ihre Augen sprühten vor Wut. Zornig schrie sie ihn an und Valnar war zu perplex um etwas zu erwidern. „DU IDIOT! Erkenne endlich an was du bist, und trinke das Blut, oder möchtest du etwa ein zweites Mal sterben? Glaubst du ich habe es mir ausgesucht, als ich es das erste Mal trinken musste? Damit wir fort Bestehen können, müssen wir das Blut trinken! Vergiss endlich was du einmal warst, und mache einen Neuanfang! Es hat nicht das Geringste mit Sadismus oder Mörderei zu tun wenn wir das Blut trinken. Wie alle andere Wesen sind auch wir auf einige Dinge angewiesen um zu überleben. Wenn du das nicht verstehen willst, wirst du die Schmerzen der Unvernunft bald am eigenen Leibe erfahren. Und wenn es soweit ist, werden dir weder ich noch Asgar weiterhelfen können, falls du dich plötzlich wieder um entscheiden solltest. Sieh endlich ein das dein Leben als „Mensch“ vorbei ist!“ Als Valnar diese Worte aus Alaines Mund vernommen hatte, sank er betrübt und geschwächt vor dem Tisch zu Boden. Es war einfach nicht fair. „Ihr gottverdammten Bestien!!... Ich hatte ein Leben! Sicher, meine Existenz als Mensch war euch doch völlig egal- aber mir hat es etwas bedeutet! Sie hat mir etwas bedeutet!! Mit meiner Freundin war ich wunschlos glücklich. Und wenn du sagst mein Leben ist vorbei, dann hast du verdammt Recht. Aber eure Meinung werde ich nie teilen. Ich will euer abartiges Blut nicht!“ rief Valnar in einem Anschwung emotionaler Erregung aus. In diesem Moment musste er seinem Frust und seiner Trauer einfach Luft machen. Er erwartete jetzt ein verächtliches Schnauben oder einen bitterbösen Kommentar von seiner Gefährtin, so wie Asgar ihn schon einige Male behandelt hatte. Doch stattdessen schwieg Alaine und sah ihn nur an. Er konnte die Blicke spüren die sich in seinen Rücken bohrten und er glaubte in diesem Moment seit langem wieder einen kleinen Sieg errungen zu haben. Alaine betrachtete Valnar und seine Kleidung. Wenn er sich nicht gerade in seinen Trauerphasen befand, war er beinahe niedlich. Aber er erregte auch die Wut in ihr, was selbst Asgar nicht oft geschafft hatte. Bei ihm war es anders. An ihm hing noch soviel menschliches. So vieles das sie an ihr eigenes Dasein als Mensch erinnern musste. Alaine konnte sich zwar nur noch Dunkel ihrer menschliche Vergangenheit entsinnen, aber ihr neuer Gefährte erinnerte sie an einige wohlbekannte Angewohnheiten und Schwächen dieser Rasse. Es gab noch so vieles zu verändern. Er musste verändert werden. Die Zeit und Asgar würden schon dafür Sorgen das er werden würde. Und dann bräuchte er sich nicht mehr länger um sich zu kümmern. Dann täte er sich um sie kümmern. „Du musst ja wissen was das richtige für dich ist. Auch wenn der von dir gewählte Weg der kürzere ist, ist er der schmerzhaftere. Du wirst morgen noch maximal bis 20.00 Uhr Abends bei Bewusstsein sein, bevor die Bluttrance einsetzt. Danach kannst du dich ja der Gnade deines Gottes aussetzten, wenn du möchtest. Wir werden dich nicht aufhalten, Valnar. Asgar würde es vielleicht nicht gerne sehen, aber mir ist es ziemlich egal ob du nun stirbst oder weiterlebst. Die Entscheidung liegt allein bei dir!“ hörte Valnar ihre Stimme in seinem Kopf. Er hörte sie noch als sie schon lange das Zimmer verlassen, und ihre Schritte auf dem spiegelglatten Marmorboden verklungen waren. Langsam setzte er sich auf und bewegte sich auf seinen Sarg zu. Er betete sich hinein und schloss den Deckel über ihn. „Dann wähle ich den Tod…“ flüsterte Valnar leise, kurz bevor er in einen unangenehmen Schlaf fiel. In Wahrheit wusste er nicht was er wollte.
Als er am nächsten Abend kurz vor 20.00 Uhr erwachte, war seine erste Reaktion den Sargdeckel von seiner Schlafstätte zu nehmen und seinen Blick über den Tisch schweifen zu lassen. Erneut stand ein Teller mit gefülltem Blut für ihn bereit auf dem Tisch. Dieses Mal schwang er sich sofort aus dem Sarg, ging auf den Tisch zu und setzte sich auf den Stuhl. Mit einem gierigen Leuchten in den Augen fing er an zu essen. Er hörte nicht eher auf bis der Teller völlig leer war und selbst dann leckte er noch das restliche Blut mit seiner Zunge aus ihm heraus. Seine letzten Gedanken waren:
„Schmeckt wie Marmelade…gib mir mehr davon!“
Geändert von Laguna (07.02.2003 um 03:08 Uhr)
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