Okay anscheinend war das Thema doch nicht so uninteressant wie ich anfangs meinte, da doch viele gute Posts dazu geschrieben wurden

Deswegen möchte ich jetzt auch meine Grundmeinung zu der Thematik erläutern.

Ich kann sagen: Ja, ich bin für die Euthanasie! Aber mit einschränkungen!

Wenn ich meinem Gedächtniss trauen kann bedeutet Euthanasie sinngemäß "Guter Tod". Bestimmt jeder Mensch wünscht sich einen guten Tod. Einfach am abend einschlafen und am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen friedlich dieser Welt entschlafen. Das ist eine Vorstellung vom Tod, die viele Menschen reizt. Es ist schätzungsweise für alle Beteiligten besser wenn ein Mensch auf diese Art und Weise die Welt verlässt, anstatt dass er mit einem Herzinfarkt eingeliefert wird, mehrere Ärzte um sein Leben kämpfen und der Patient letzen Endes doch verstirbt. Unter Schmerzen wohl gemerkt!

Oftmal hört man auch folgenden Satz: "Immerhin war er sofort tot, er musste keine Schmerzen erleiden". Wenn z.B. ein Mensch in einem Verkehrsunfall verstirbt und seine Familie benachrichtigt wird. Denn wenn einem an dem Menschen, der gerade im sterben liegt oder schon verstarb etwas liegt, so will man bestimmt nicht, dass er selbst in seiner letzen Stunde noch leidet. Auch wenn es der Kranke vielleicht nicht mehr ganz realisierst, jedoch den Angehörigen wird es viel bedeuten.

Aber, die Bedenken bezüglich der Euthanasie sind natürlich gerechtfertigt. Deswegen muss man strikte Regeln ziehen, wann ein Patient anspruch auf Euthanasie hat und wann nicht!

Um mal kurz auf das Beispiel von Lachrimology einzugehen.

Zitat Zitat
von Lachrimology
Auszug aus der Zeitschrift Spiegel:
Vincent Humbert kann seit einem Autounfall vor drei Jahren weder Arme noch Beine bewegen, ist blind und stumm. Wenn er sich mitteilen möchte, muss ihm eine Pflegerin das Alphabet vorlesen. Mit dem einzigen Finger, den er noch bewegen kann, macht er ein Stopp-Zeichen. Wenn er ja oder nein sagen möchte, bewegt er ganz leicht den Kopf. So hat der heute 22-Jährige vor einem Jahr einen Brief an den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac geschrieben: Alle seine Sinne seien betroffen. Außer dem Gehör und dem Gehirn arbeite nichts mehr. Chirac sei seine letzte Chance. "Bei Ihnen liegt das Recht zur Begnadigung und ich erbitte von Ihnen das Recht zu sterben."
Wenn ich an der Stelle von Vincent Humbert wäre, hätte ich genauso gehandelt. Jedenfalls denke ich derzeit, dass ich so gehandelt hätte. Ich könnte es einfach nicht ertragen dauernd an fremde Personen angewiesen zu sein. Meine unabhängigkeit und freiheit sind mir einfach zu wichtig. Das so ein Unfall aber auch große Auswirkungen auf die Psyche hat ist mir klar, vielleicht würde ich danach trozdem weiter Leben wollen. Aber aus derzeitiger Sicht kann ich sagen: Nein, so nicht.

Jezt aber die zweite Frage, sollte man Vincent Humbert diesen Wunsch erfüllen? Meiner Meinung nach, ja auf jeden Fall. Vincent hat keine Chance jemals wieder ein "normales" Leben zu führen, die Medizin ist noch lange nicht so weit derart schwere Wunden zu heilen. Und auch wenn sie seine Schmerzen lindern kann, so wird sein Leben IMHO deswegen nicht lebenswerter, sondern nur erträglicher. Da man bei Vincent ebenfalls sicher sein kann, dass er geistig bei klarem Verstand war so kann man davon ausgehen dass seine Entscheidung wohlüberlegt war und dass er es aus freien Stücken handelt.

Auch Krebskranke Patienten deren Leben in unmittelbarer Zeit schmerzvoll enden wird sollte man diesen Wunsch erfüllen. Was hat der Mensch wenn er von Schmerzen erfüllt und Schmerzmittel vollgepumpt ans Bett gefesselt ist und auf seinen Tod wartet? Auch wenn wir nicht wissen was uns nach dem Tod erwartet, so kann man trozdem davon ausgehen, das man eine Chance hat diesen Zustand zu ändern. Und wieso den Tod unnötig in die Länge ziehen? Denn niemand zieht einen Vorteil daraus. Der Patient leidet. Die Ängehörigen leiden. Die Ärzte und Schwester fühlen bis zu einem bestimmten Grad mit dem Patienten auch mit. Und um das ganze mal aus einem Ganz anderen Blickwinkel zu betrachten. Diese Person benötigt Medikante die anderen Personen vielleicht noch helfen könnten. (Mir ist bewusst dass der lezte Vergleich sehr Menschenunwürdig ist, dennoch ist es ein Grund der bisher noch nicht erwähnt wurde)

Generell bin ich aber der Meinung, dass wenn ein Mensch ein menschenunwürdiges Leben lebt und dessen leben ganz gewiss in einer kurzen Zeit enden wird, euthanasie gewähren sollte, falls er diese Verlangt.

Allerdings wirft das eine neue Frage auf. Wann ist ein Leben menschenunwürdig?

Tja und hier sind wir bei einem rießen Problem angelangt, denn diese Frage kann man nicht beantworten. Jeder Mensch lebt ein eigenes leben. Es wird keine Menschen geben die zu 100% das selbe erlebt haben, die selbem Menschen getroffen haben die selben Gedanken gedacht haben usw. Denn unsere Leben macht auch einen sehr großen Teil unserer Individualität aus!

Das bedeutet aber auch, das jeder Mensch für sich selber Entscheiden muss ob ein sein Leben noch genug Wert hat weiter gelebt zu werden. Und das ist nunmal der Knackpunkt an der ganzen Diskussion. Hat sein Leben noch einen Sinn? Verlängern wir nicht unnötig seine Schmerzen? Will er überhaupt noch weiterleben? Das sind alles Fragen, die wenn überhaupt nur eine Person beantworten kann. Der Betroffene Selbst!

Was ist aber mit den Menschen denen es nicht mehr möglich ist sich mittzuteilen, oder deren Gehirn einfach nicht mehr in der Lage ist zu denken? Wer entscheidet da über Leben und Tod? Die Angehörigen? Die Ärzte? Ravana hatte diesbezüglich schon ihre Bedenken geäußert.

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von Ravana
Ach ne, eins fällt mir noch ein, ich habe vorher gesagt, dass evtl. liebende Verwandte die Entscheidung treffen könnten.
Aber es gibt nicht nur liebende Verwandte - manche sehen vielleicht die Sterbehilfe als eine einfache Art, die ständig pflegebedürftige Mutter loszuwerden und endlich mal in Urlaub fahren zu können.
Oder wenn ein Patient wirklich reich ist, und jemand weiß, dass er vom Testament her alles Geld erben würde, der würde auch nicht objektiv und aus Liebe entscheiden..
Und ich muss gestehen dass ich hier auch passen muss. So eine Entscheiung kann niemand fällen. Niemand sollte jemals das Recht haben eine solche Entscheidung zu fällen. Der "beste" Ausweg aus eine solchen Situation wäre eine Art Willenserklärung die zuvor erstellt wurde. Wenn ein Person eine Art Vor-Testament erlassen könnte, in der beschrieben steht ab was für einer gesundheitlichen Verfassung der Patient einen "guten Tod" sterben darf.

Und nun noch kurz zur Frage von Pyrus:

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von Pyrus
Doch das Wichtigste zu ihrer Klärung wurde hier noch gar nicht diskutiert: Was bedeutet der Tod?
Das weiß niemand. Und IMHO ist es auch gut so. Denn was ist wenn wir wüssten was uns nach dem Tod erwartet? Wenn wir es wüssten würden sich reihenweiße Menschen umbringen nur damit sie dieses Leben verlassen, wenn nach dem Tod etwas besseres auf sie wartet. Doch was ist wenn das Gegenteil vorherscht? Wenn wir wissen das nach dem Tod noch weitere Qualen auf uns warten? Wäre das Leben dann nicht lustlos? Das Diesseits besteht schon für viele Menschen aus Qualen. Wenn das Jenseits auch schmerzerfüllt ist, so verliert der Tod und das was nach dem Tod herrscht seinen Reitz. Denn wir können zur Zeit nur hoffen und vermuten was nach dem Tod wartet. Das ist IMHO auch gut so, denn für einen leidenden Menschen können wir uns vorstellen das der Tod seine Erlösung ist. Wir wissen es aber nicht und deswegen haben wir Angst und auch Respekt vor dem Tod um das Leben zu schützen und nicht sinnlos zu beenden.

P.S.
Dieser Post ist voll von IMHO, meiner Meinung nach und ich. Und das aus einem ganz einfachen Grund, ich habe hier wie schon ganz zu Anfang erwähnt nur meine Meinung wiedergeben wollen. Sie ist in keinster Weiße als allgemeingültig anzusehen und ich wollte auch niemanden durch meinen Post angreifen oder verletzen. Und auch wenn einige Formulierungen etwas grob klingen so waren sie gewusst gewält und sind als Extrembeispiele und Stilmittel zu betrachten.