Interessantes Thema Latency.

Ich selbst komme eher aus einer legèreren Erziehung, hatte viele Freiheiten und mir wurde schon recht früh recht viel zugetraut - sei es im Sinne von Weggehen, alleine sein/bleiben oder Dinge erledigen.

Ein Mitgrund mag sein, dass ich männlichen Geschlechts bin und somit aus der Zielgruppe der Vergewaltigungsopfer einigermaßen raus bin. Außerdem muss ich weder Angst vor grapschenden Kerlen oder welchen die mich trunken machen haben, noch stehe ich als undschuldig-wehrloses Opfer da, dem man recht einfach Herr werden kann. Ich weiß, der Absatz trägt viele Klischees in sich, doch leider bewahrheiten diese sich (wie ich nicht zuletzt in meinem Umfeld sehe) nur zu oft.

In Anbetracht der momentanen gesetzlichen wie gesellschaftlichen Lage wäre ich als Vater/Mutter wohl auch sehr streng und würde meine Sorge klar und oft in meine Erziehung einfließen lassen.
Sicher, es bringt nichts, wenn man sein Kind den ganzen Tag einsperrt und nur mal für zur Schule aus dem Haus lässt, jedoch sollte eine gewisse Vorsicht angebracht sein und Grenzen zu stecken hat IMO noch niemandem geschadet.

Feste Zeiten, wann der Sprössling zu Hause zu sein hat (nach Schule, Weggehen etc.), Meldungspflicht, wenn sich etwas bestimmtes ergeben hat, man später kommt oder etwas anderes anfällt, sollte ebenfalls bestehen.
Was den Freundeskreis angeht, so ist das schon wieder etwas komplizierter. Als Elternteil meint man immer, aufgrund riesiger Menschenkenntnis und viel Lebenserfahrung, die meisten Dinge besser einschätzen zu können, als ein Kind/Jugendlicher.
Das tritt insbesondere dann hervor, wenn ein nicht ganz ins heile Weltbild passender Freund(eskreis) beim Kind in Erscheinung tritt. Sei es die beste Freundin, die mehr Löcher im Gesicht gestochen hat, als sie von Geburt an hatte oder seien es die drei langhaarigen neuen "Kollegen" die immer mit leicht geröteten Augen anzutreffen sind und für seltene Anwesenheit in der Schule bekannt sind.

Letzen Endes bewirken Verbote hier nur selten etwas, meist noch die gegenteilige Wirkung. Man sollte eben ein gutes Mittelmaß zwischen Vertrauen, Wegweisen und Regeln aufstellen finden, was natürlich äußerst schwierig ist.

Meines Erachtens fängt eine übertriebene Sorge in der Erziehung damit an, dass das Kind Beeinträchtigung erfährt, die einschneidend und "schädlich" für es sind. Klar, eine Woche Hausarrest kann eine Lösung darstellen, man kann es aber auch übertreiben. Herrische Kontrolle, das Durchstöbern der Privatsachen des Kindes (Tagebuch, Notizen, Handy etc.) ist IMO nicht förderlich für die Erziehung und den Wissensstand der Eltern sondern schlicht ein riesiger Vertrauensbruch, den ich selbst wohl nur sehr schwer verzeihen würde.

Ein anderes Beispiel ist, die Akzeptanz des Freundeskreis. Man muss nicht jeden mögen, der da angeschleppt wird, jedoch sollte man Vorurteile, sowie Vorbehalte erst einmal außen vor lassen und sich über lange Zeit und mit verhaltenem Optimismus eine Meinung bilden.
Sollte diese immer noch ziemlich schlecht aussehen, das Kind aber dennoch am "guten Freund" festhalten, so sollte man IMO "cool bleiben". Ein wachsames Auge sollte da sein, das reicht. Die Erfahrungen mit Vertrauensbrüchen, "schlechten Menschen", das auf die Fresse Fallen und wieder Aufstehen - jeder wird das durchmachen müssen - manche früher, manche später, doch hilft hier die größte Sorge und strengste Erziehung nichts.

Ich denke, Eltern sollten begreifen, dass sie ihr Kind weder ewig beschützen, ewig begleiten noch ewig befehlen können. Umgekehrt sollten Kinder aber auch begreifen, dass die Sorge ihrer Eltern nur natürlich ist und sie darin sehr sensibel und leicht zu treffen sind.

Verständnis, auf beiden Seiten, ist meiner Meinung ein gutes Fundament, ansonsten sollte oft miteinander gesprochen und diskutiert werden, denn ohne Kommunikation werden sicher keine Probleme gelöst. Und sollte jemand (in diesem Fall meist das Kind) nicht bereit oder in der Stimmung zum Reden sein, sollte man geduldig sein, in den meisten Fällen kommen sie schon noch von selbst, sofern nicht zuviel Druck ausgeübt wird.