@ Sephren:
Ein wunderbarer Thread, wirklich. Das beste, was ich sit langem gelesen habe.

Und der Thread passt so perfekt auch mich, heute. Ich bin todmüde, habe gestern Nacht keine Minute Schlaf bekommen, bin krank und total fertig. Ich hätte einfach im Bett bleiben sollen heute morgen. Und dann komme ich gerade nach ein paar Stunden auf dem Sofa vor dem Fernseher Herumgammelns ins Forum und sehe diesen Thread. Und dann freue ich mich, weil es noch andere Menschen gibt, die auch nicht so kunterbunt in den Tag hineinleben, aus Prinzip gute Laune haben und irgendwie über nichts ernsthaft nachzudenken scheinen.
Danke @ Sephren, flowster, white chocobo, Pyrus und Norkia.

Ich habe heute auch wieder über meine Zukunft nachgedacht. Warum gehe ich eigentlich zur Schule? Klar, ich brauch das Abi, aber ist es nicht so, dass ich mich damit einfach vor dem Leben drücke? Einfach ein paar Jahre länger die angenheme und sorgenfreie Kindheit genieße? Und was passiert, wenn ich dann am Ende der 13 mit oder ohne Abschluss dastehe? Was soll ich denn dann machen? Mein ganzer Lebenssinn besteht doch in der Schule. Klar, ein paar Ideen für meine Zukunft habe ich schon, aber konkret?
Wenn ich mir zum Beispiel Pyrus anschaue, er ist 18 und studiert, wohnt alleine und lebt eigenverantwortlich. Wenn ich mir vorstelle, dass ich das in 1,5 Jahren auch machen müsste, ich hätte einfach Panik. All das Gedöns mit Berufvorbereitung berührt mich gar nicht, ich mach ja sowieso die Oberstufe. Eigentlich verdränge ich damit nur die ganze Sache. Und irgendwann stehe ich vor dem Abgrund, keine Perspektive, kein Beruf, unfähig allein zu leben.

Normalerweise geht es, da denke ich einfach nicht dran. Aber in solchen Momenten, wenn ich merke, dass ich langsam aufwachen muss aus dem Schlaf der Kindheit, dann mache ich mir auch Sorgen. Ich habe Angst dvor, Entscheidungen zu fällen, die meine Zukunft beeinflussen. Und ich habe Angst, diesem Druck nicht mehr standzuhalten. Und dann suche ich anch einem Ausweg, mich diesem Druck nicht stellen zu müssen. Nur, dass es diesen nicht gibt.
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Glaubt ihr an eine Chance hier in eurem Land?
Warum nicht. Ich mag Deutschland, aber vielleicht ist es auch nur die Bequemlichkeit, nicht irgendwo anders hinziehen zu müssen. Entscheidungen - ich will sie einfach nicht wahrhaben, daher belasse ich alles einfach beim alten. Bloß keine Veränderung.
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Und dieses Land, wie wird es sich entwickeln?
Manchmal glaube ich, es kann morgen wieder zu einer faschistischen Diktatur kommen. Wenn ich die Leute reden höre, wie sie auf die unfähigen Politiker schimpfen, die nichts bewegen, wie sie sich von einer Boulevard-Zeitung gegen die aufhetzen lassen und schreien nach Veränderung. Was, wenn dieser Schrei nur von einem neuen Hitler erhört wird, sind wir stark genug um nicht die gleiche Fehler erneut zu begehen? Die ersten Bewegungen laufen in meiner Meinung nach katastrophale Richtungen. Die Menschen sind dumm und wenn sie glauben, sie sind arm dran, dann wollen sie einem Hitler glauben. Ist es nicht Zeugnis unglaublicher Arroganz zu glauben, das deutsche Volk (oder meinetwegen auch jedes andere) sei dagegen gewapnet, durch Bildung und die Erkentnisse der Geschichte? Vielleicht ist es auch nur Schwarzmalerei...
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Wie sieht eure Zukunftsplanung aus?
Hm... ich habe heute morgen noch etwas dazu gesagt. Eine Familie möchte ich haben, einen Beruf, der mich erfüllt und ein Haus. Konservativ, spießig... Und ich frage mich, wie das wirklich sein wird. Werde ich die Frau finden, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen möchte, werde ich einen Beruf haben oder kommt nachher doch alles anders. Ist es nicht einfach zu verlockend angenehm, was white chocobo sagt, dass am Ende doch irgendwie alles so kommt, wie man es möchte? Ich hoffe ich erinnere mich in 20 Jahren daran und kann dann Bilanz ziehen. Was würde ich dafür geben, zu sehen, wie ich dann lebe.
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von flowster
Angst vor der Zukunft habe ich nicht. Nur vor dem Tod der in der Zukunft vorhanden ist. Das einzige was uns von der Zukunft trennt ist der Tod. Das ist das einzige was mir Angst macht. Ansonsten lebe ich in den Tag hinein und ziehe daraus das Beste um überleben zu können.
Hmm, der Tod ist das einzige in meiner Zukunft, was mich nicht ängstigt. Ich finde es in a way geradezu beruhigend zu wissen, womit alles aufhört, zumindest dieses Leben. Das ist die einzige Gewissheit der Zukunft, deshlab finde ich den Gedanken an den Tod nicht beängstigend, eher fremd. Wie ein Land, das man nicht kennt, aber das man irgendwann kennen lernen wird und wenn, dann hat es seine Bestimmung so. Daran glaube ich und das gibt mir eher Kraft.
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von white chocobo
Ich denke das sich unsere Wirtschaftskraft, und unsere Möglichkeinten des Sozialsystems im Moment einfach wieder auf den Normalzustand einpegeln. Die Nachwirkungen des Wirtschaftsbooms in den 60er Jahren sind einfach vorbei... das müssen wir einfach unweigerlich begreifen, da führt IMO kein Weg dran vorbei. Damals durch den Wirtschaftsboom, konnten wir es uns einfach leisten soviel Geld in das Sozialwesen-System zu stecken. Es dachte keiner daran, dass dieses Wirtschaftswunder auch eines Tages mal vorbei sein wird. Die Leute wurden faul und behäbig, weil sie sich dran gewöhnt hatten, dass der Staat ihnen Sicherheit gewährt, und das im Überfluss.
Ein wahres Wort. Aber ich frage mich, wie die Leute darauf rwagieren. Sie sind gewöhnt an Wohlstand, an dieses hohe Niveau, im sozialen System aber auch generell. Und jetzt, wie du schon gesagt hast, kommt es ganz langsam zu einer ersten Krise und schon läuten überall die Alarmglocken. Ich frage mich, ob unser Staat stark genug dafür ist.

@ Sephren:
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Bin ich der einzige, der sich über sowas Gedanken macht?
Nein. Ich finde es schön, mal wieder so einen gehaltvollen Thread zu lesen und ich finde es auch klasse, so einen Thread zu eröffnen. Mich hat dein Eröffnungsposting sofort angesprochen.

@ flowster:
Ich wünsche dir, dass du einmal zu dem Punkt kommst, an dem du keine Angst mehr vor dem Tod hast. Für den Zeitraum dazwischen wünsche ich dir aber ein erfülltes Leben.

@ white chocobo:
Du solltest Politiker werden. Oder Gesellschaftswissenschaftler. Anyway, ich wünsche dir, dass du das richtige für dich findest.

@ Pyrus:
Wiegesagt, ich bewundere es, mit 18 Jahren schon so selbstständig zu leben, denn ich weiß, dass ich das nicht könnte. Ich finde, es gehört eine Menge Mut dazu. Mögest du bald einen Job finden, damit du dein Leben so weiterführen kannst und bald wissen, was du später machen willst. Definitiv.

@ Norkia:
Ich weiß, was du meinst mit deinen Lehrern. Von all meinen gibt es nur einen, der immer betont, dass er jede Meinung akzeptiert, und das tut er auch wirklich. Das ist eine ganz andere Form vom Unterricht, weil man wirklich keine Angst haben muss, blöd dazustehen. Es ist schade, dass es immer noch so viel Leher gibt, die dazu nicht in der Lage sind und den Schülern im Endefekt doch nur versuchen das aufzuzwingen, was sie glauben.

Anyway, ich werde schon wieder melancholisch und sollte jetzt besser aufhören, wobei es sich wahrscheinlich sowieso niemand durchgelesen hat. Ist aber auch egal.