Also erst einmal zu dir, Sephren: Dein Text war wirklich fesselnd. Teilweise schien ein wenig Überheblichkeit oder Arroganz durch, doch das hat mich nicht gestört, im Gegenteil. Hat mir eine grosse Freude bereitet dies zu lesen.




Ich habe vor 5 Wochen das Studium begonnen, das ich mir gewünscht habe, an der Fakultät, welche ich mir gewünscht habe und ausserdem bin ich bei jener Person eingezogen, bei der ich mir das gewünscht habe. Ich wohne jetzt also in Basel mit meinem besten Freund und seinem Vater (der die meiste Zeit nicht hier ist) in einer alten, aber gemütlichen Wohnung. Ich studiere Theologie an der Universität Basel, welche mit dem Fahrrad 5, zu Fuss 20 Minuten von hier entfernt liegt. Das Studium ist noch ziemlich locker und birgt dennoch Herausforderungen und viel Interessantes für mich. So gehe ich eigentlich gerne hin. Heute muste ich nicht an die Uni und dennoch bin ich durch Basel gestreift, auf der Suche nach Arbeit und Nahrung. Dabei habe ich auch darüber nachgedacht: Was ist meine Zukunft? Was kann schief laufen? Habe ich Angst davor?

Was mir wohl am ehesten einen Strich durch die Rechnung machen kann ist der Arbeitsmarkt. Meine Eltern unterstützen mich mit so viel Geld, wie ich kosten würde, wenn ich von ihnen zuhause aus nach Zürich an die Uni würde. Das heisst die Wohnung muss ich alleine Finanzieren, was 350Fr im Monat sind. Meine aktuelle finanzielle Lage ist folgende: ich bin pleite. Noch schiessen meine Eltern mir die Miete vor, doch wenn ich lange keine Arbeit finde, so muss ich wohl oder übel wieder nach hause und auch die Uni wechseln. Das würde bedeuten von dort aus fertig zu studieren. Soweit kein Problem, ausser dass es extrem schade wäre.
Ein weiteres Problem ist wohl das Studium selbst. Bin ich allen Gefahren gewachsen, die ein solches Studium birgt? Werde ich es abschliessen können? Hier bin ich eigentlich zuversichtlich, denn ich habe mir gut überlegt, weshalb ich theologie studieren will und habe auch den Eindruck das Richtige gewählt zu haben. Nach dem Studium werde ich wohl endlich auf eigenen Beinen stehen können und müssen. Doch womit soll ich meinen Lebensunterhalt verdienen? Ist Pfarrer der richtige Beruf für mich? Bin ich für diese anspruchsvolle Aufgabe überhaupt geeignet? Auf diese Fragen muss ich einfach sagen, dass ich noch nicht sagen kann, was ich nach dem Studium machen will. Doch bin ich eigentlich zuversichtlich, dass ich irgendwoher das zum Leben nötige Geld auftreiben kann. Solange ich keine Familie zu versorgen habe, brauche ich auch keinen riesigen Lohn, sondern kann mich mit wenig zufrieden geben. Deshalb besteht hier auch kein dringlicher Grund zur Sorge. Irgendetwas werde ich schon finden, schliesslich gibt es ja nicht unbedingt zu viele Theologiestudenten.

Ein völlig anderer Bereich, wo ich mir heute noch Gedanken gemacht habe, sind Beziehungen. Welche Beziehungen werden die kommenden Monate und Jahre überdauern und welche gehen durch die Zeit auseinander? Ich kenne viele Leute, die mir wichtig sind und mit denen ich den Kontakt nicht verlieren will. Und doch kann mir niemand eine Garantie dafür geben, dass diese Beziehungen halten, auch wenn sie im Augenblick noch lebendig und fest sind. Dies macht mir fast am meisten Angst, dass ich so wichtige Leute einfach vergessen könnte, dass sie für mich irrelevant würden. Bestimmt würde mich das dann nicht mehr stören, doch jetzt beeinflusst es mich, dass die Möglichkeit besteht sich vollständig aus den Augen zu verlieren und heute wüsste ich auch überhaupt nicht, wie ich diese Freundschaften ersetzen sollte. Jetzt wo ich wieder daran denke stimmt es mich erneut nachdenklich.



Nochmal @Sephren: ich glaube nicht, dass du der einzige bist, der sich solche Gedanken macht. Die mache ich mir auch und nicht nur, wenn du mir am Morgen sagst, dass du am Nachmittag ein Thread über Zukunftsängste eröffnen willst. Diese Gedanken macht sich wahrscheinlich jeder. Wo sich die Menschen aber unterscheiden ist darin, was sie von der Zukunft erwarten und wie hohe Ansprüche sie an ihr zukünftiges Leben haben. Ich denke ein guter Weg um die Angst vor der Zukunft zu verringern, ist sich zu überlegen, was man wirklich nötig hat und was gut und gerne entbehrlich wäre. Ich habe die Träume von viel Geld schon lange aufgegeben.

Hat sich jetzt ein wenig in die Länge gezogen das zu schreiben, wurde paar mal unterbrochen und ausserdem bin ich immer noch totmüde. Ich hoffe, dass mein nicht ganz fitter Geisteszustand nicht allzuviele Fehler und krumme Sätze in diesen Text geschummelt hat. Ansonsten tut es mir leid (um euch zu warnen ist es nun am Ende des Posts ja wohl zu spät)

Schönen Abend noch