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Ich hab vorgestern einen Bericht gesehen, da ging es um den Mord an diesem einen Jungen. Der Polizeidirektor oder so gab einem Beamten den Befehl, dem Entführer körperliche Gewalt anzudrohen, weil jener nicht sagen wollte, wo der Junge sei - zu dem Zeitpunkt ging man noch davo aus, dass der Junge lebe. Und jetzt muss man sich überlegen - da sitzt ein Entführer, der partout nicht sagen will, wo das Kind ist und man weiß, dass dem Jungen die Zeit davonläuft. Ist es nicht auch moralisch verwerflich, nichts zu unternehmen?
Der Polizeidirektor hat in der Akte nachher selbst vermerkt, dass er dem Entführer Gewalt habe androhen lassen, was ja von echter Courage zeugt und ich finde, das ist sehr fair von ihm gewesen. Es ging ihm also wirklich nur darum, den Jungen zu retten und dafür hat er die Konsequnzen in Kauf genommen und sein ganzes Amt aufs Spiel gesetzt.
Und schlussendlich wurde er ja tatsächlich angeklagt.

Ich finde, dieser Fall ist moralisch sehr schwierig. Ich bewundere das Verhalten, von dem Polizeidirektor, andererseits bin ich aber auch der Auffassung, dass es in einem Rechtsstaat Regeln gibt, an die sich gerade so ein hoher Mitarbeiter der Exekutive zu halten hat. Ich weiß es nicht und bin nur froh, dass ich nicht zu entscheiden habe, ob und wie der Polizeitdirektor und der damals ausführende Beamte bestraft werden.
In meinen Augen hat das aber nichts mit Selbstjustiz zu tun. Bei Selbstjustiz geht es ja darum, ein bereits begangenes Verbrechen (dessen Opfer man in der Regel selbst bzw eine nahe stehende Person war) nach eigenem Ermessen zu sühnen, während bei oben genanntem Beispiel es weniger darum ging, den Täter zu bestrafen, als vielmehr darum, weiteren "Schaden" zu vermeiden.

In so einem Fall finde ich es übrigens völlig in Ordnung, wenn man mal über die Strenge schlägt. Das fällt ja dann strenggenommen unter Notwehr (in diesem Fall wehrten sich diese Polizisten für den Jungen gegen seinen Entführer), und da bleibt einem in extremen Fällen keine andere Wahl, als selbst Gewalt anzuwenden, will man seine eigene Haut (oder in diesem Fall die des entführten Jungen) retten. Für mich sogar die einzige vernünftige Rechtfertigung dafür, überhaupt Gewalt anzuwenden.