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von Latency
Besonders im Umgang von Behinderten kotzt mich diese heuchlerei besonders an. Es heißt immer, oh der Arme, aber zum glück kann er ja noch das und das...

Dabei haben sie absolut keine Ahnung wie schlimm bereits eine Behinderung ist, selbst wenn sie "nur" etwas leichtes ist wie Blindheit oder Taubheit. Denn wenn man auf der Straße einen Blinden sieht hat man mit ihm mitleid, aber man sieht ihn eben nur auf der Straße und was ganz wichtig ist: Er ist ein fremder!
Weißt du wie es ist, blind zu sein? Ich mein, im Prinzip schreibst du genau das, was -[IoI]-Ins@ne kritisiert hat, dass man meint, das Leid des anderen zu kennen. Und du schreibst auch mit Mitleid.

Aber ich denke, dass das ganz normal ist. Der Mnesch sieht sich halt als zentrum, so dass ermeint, alles verstehen zu können. Wenn er etwas versteht, dann ist das selbstverständlich und er wundert sich, dass andere Menschen das nicht verstehen, sieht diese direkt negativ. Versteht er etwas nicht, dann glaubt er, es sei auch gar nicht zu verstehen, jedenfalls solange man kein Einstein ist.

Und wenn einem jetzt jemand zum Beispiel von Liebeskummer erzählt, dann erinnert man sich an eigene Erfahrungen, die die meisten nun mal gemacht haben. Ich denke ich bin da nicht anders. Natürlich ist jeder Mensch ein Individuum, welches anders empfindet. Doch grundsätzlich hat jeder Mal Liebeskkummer - wer nicht, spielt sich einfach was vor. Aber nochmal zu Latency´s Post, ich finde es schwer, so ein Urteil zu fällen. Es gibt auch Behinderte, die finden ihre Behinderung gar nicht so schlimm. Im Alltag vielleicht störend, aber grundsätzlich haben sie das als ihre Besonderheit akzeptiert. Und wenn dann jetzt jemand ankommt mit so Sprüchen wie, "oh schau nur, der arme, bemitleidenswert", dann kommt er sich wahrscheinlich auch blöd vor. Denn ein Behinderter findet sein Leben vielleicht gar nicht bemitleidenswert, sondern ist glücklich damit.

Ich war im Sommer mit sehr vielen Körper- und Geistigbehinderten im Urlaub, das war so ein integratives Projekt einer Sonderschule aus unserer Nähe. Und alle haben ihr Leben geführt - glücklich. Und ich glaube nicht, dass sie bemitleidet werden wollen, denn damit sagt man ja, dass ihr Leben nicht so viel wert sei. Doch auch behinderte können ihr Leben genießen. Doch dazu muss man sie behandeln, wie jeden anderen Menschen auch, nicht wie ein rohes Ei, mit denen man nicht mal kritisch sprechen darf.
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von Latency
Aber wie du schon sagtest, in unserer Zeit wird einfach zu oft mitleid geheuchelt. Immer diese Tratsch-Gespräche, wie "Weißt du schon was dem und dem schlimmes passiert ist..." und die Antwort ist dann 100% immer "Oh nein, wie schlimm..." aber in 5 Minuten wechselt sich das Thema wieder.
Ja, das nervt mich auch. Aber so sind die Menschen. Es ist unehrlich, das stört mich am meisten. Denn es tut ihnen nicht leid, wenn in Afrika Kinder verhungern. Das einzig Negative für sie daran ist ihr schlechtes Gewissen.
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von -[IoI]-Ins@ne
Ist es nicht nur heuchlerisch? Weil es in unserer Gesellschaft als "unmodern" gilt, zu sagen, das man etwas nicht versteht, weil der Mensch eingebildet ist und glaubt, er selbst habe schon alles gefühlt, was es zu fühlen gibt?
Das glaube ich nicht mal. Ich denke, man hat wirklich das gefühl, so etwas zu kennen. Schemrzen sind relativ, für den einen ist es schlimm, dass jemand gestroeben ist, für den anderen, dass die Lieblingsfernsehserie abgesetzt wurde. Das mag jemand anderem dennoch als absolut lächerlich erscheinen, obwohl es für den Betreffenden eine Katastrophe ist. Und man selbst, als "Opfer von heuchelei" kann ja auch nie beurteilen, ob der andere überhaupt versteht, worum es geht.

Aber generell, ich denke nicht, dass so etwas böse gemeint ist. Und es gibt definitif Menschen, denen so etwas Leid tut, auch wenn es einem in dem Moment, wo es einem schlecht geht, so ziemlich egal ist.