"Na was ist jetzt?" schrie man mir entgegen...
Es hatte als harmloses Gespräch nach der Vorlesung begonnen. Wenn man in einer neuen Stadt angekommen ist sollte man sich schon Freunde suchen, und so war ich ganz froh mit anderen in Berührung zu kommen. Nun, wie sich ziemlich schnell herausstellen sollte, war das nicht soo ganz zufällig. Genauer gesagt hing es mit dem Mädchen zusammen das gerade eben erst kennengelernt hatte...

"Hey du. Name?" - er war der "Anführer" dieser art Gang... er erinnerte an einen dieser Halbstarken aus den 1960 Spielfilmen. Mike war sein Name, zumindest riefen sie ihn so, denn er hieß Michael, aber wer will heute noch normale Namen? ...
"Jim."
"Jim? Aussergewöhnlicher Name, Junge" sagte er schnippisch, einige lachten.
"Ich bin in den Staaten geboren, was dagegen?" antwortete ich ebenso gelassen wie er - schließlich kannte ich das Spiel schon aus meiner eigenen Gruppe damals.
"Hör zu, Jim, du gefällst mir. Wirklich... ich hab gehört dass unsere Jenny hier Interesse an dir hat. Nachdem ich sie nicht bekommen konnte, weil sie so wiederspenstig ist" - er bekam einen Ellenbogen in die Rippen, natürlich von Jenny - und er lachte nur:
"Siehst du? Das ist es was ich meine. Nun, du Glückspilz kannst sie haben, aber vorher musst du noch unsere «Aufnahmeprüfung» bestehen."
Ich konnte das mühsam Unterdrückte Grinsen der anderen zu leicht erkennen, aber auch das gehört zum Spiel dazu, also fügte ich mich.
"Sicher, schieß los" - hatte ich eine Wahl?

Mitternacht; jetzt saß ich in einem alten Wagen. Sie hatten ihn und den zweiten von einem Schrottplatz geholt und hierher geschafft, bzw. sie hätten verschrottet werden sollen, wenn sie nicht unter dubiosen Umständen hierher gekommen wären...
"Hör zu Jim. Das hier ist dein Wagen. Dort drüben steht meiner. Wir fahren einfach ein kleines Rennen. Nichts besonderes, ganz einfach."
Ich nickte bloss und hört Mike eigentlich garnicht zu... Jenny hatte mich erst vorher eine Stunde lang bearbeitet, angeflucht, gefleht ich sollte es bleiben lassen... nun, jetzt war es zu spät.

"Na, was ist jetzt" schrie man mir entgegen... ich startete den Motor, rollte an die Ampel. Christian - oder Chris - wies mich ein.
Die Ampel sprang auf grün, eine Phase noch dann würde es losgehen...
"Viel Glück, Champ" rief Mike mir entgegen. Ich stand auf der Gegenfahrbahn. Aber was hat man schon für eine Wahl?
Die Ampel sprang auf Gelb, dann Rot. Ich lies den Motor aufheulen... mein Puls stieg. Letzter BLick zu Mike, er sah zurück, und dann sprang die Ampel schon wieder um.

Gelb, Grün.

Wir beide schossen nach vorne, beschleunigten und trieben unsere Maschinen unerbittlich an. Wir lagen gleichauf, die Dunkelheit raste nur so vorbei, Schatten sprangen mich von allen seiten an, war da jemand auf der Straße? Kam ein Auto aus einer der Seitenstraßen?
Ich fluchte lauthals "Bleib mit deinen Gedanken auf der Straße!" und riss den letzten Gang rein. Es waren nurnoch 200, 300 Meter bis zur Ziellinie, der nächsten Ampel.
Und wie als hätte dieser Gedanke nur gedacht werden müssen, rollte ein dunkler Schemen rechts aus den Schatten hervor. Mike's Auto verschwand aus meinem Sichtfeld, ich hörte Reifenquietschen neben, hintermir und bevor ich noch reagieren konnte war ich schon heran.
Ich sah das Aufblitzen meines Scheinwerfer-lichts in den Zierleisten, nur für einen Bruchteil aber nah genug, um mich fast selber drin spiegeln zu können.
Ein Schlag, ein Markdurchdringendes Knirschen und die Welt begann sich zu drehen. Splitter standen plötzlich im Raum, sie flogen in Zeitlupe direkt vor meinem Gesicht vorbei, ein Bersten und quietschen zog sich durch meine Welt, ein splittern, krachen, und alles drehte sich.

Das war es also... ade schön Welt. Ich schlug mit dem Kopf irgendwo an, und dunkle Schleier umtanzten mich, riefen mich und lockten mit sanften Stimmen. Ich spürte Schmerz... aber es war warm, angenehm warm. Mein Hals war schwer, wie als würde jemand dran ziehen, nicht loslassen wollen. Ich hatte nich die Kraft, mich zu befreien, lies mich nur fallen. Ich hörte eine Stimme, interessant, es gab ein Leben nach dem Tod?
"Vollidiot, du trittst mir hier nicht ab!" ... seltsam. ich hatte mir sowas immer anders vorgestellt... etwas feierlicher. Mein befremden war nicht von ungefähr - schließlich flucht man doch nicht am Himmelstor, oder wo auch immer - zumindest erwartet man das nicht unbedingt...
"Blödmann, ich hab's dir gesagt, ich schlage dich solange bis du wieder aufwachst hier du depp!" Ich wurde nicht gehalten... eher gewürgt. Und geschüttelt, langsam begann meine Welt wieder zu wanken, mühsam krächzte ich "he, vorsichtiger bitte, mehr luxus wäre schon zu erwarten gewesen."

Wasser tropfte auf mein Gesicht. Es regnete? langsam begann mein Körper sich in einen einzigen Schmerz zu verwandeln... Ich öffnete meine Augen. Tränen... es waren Tränen. Jenny hielt mich fest umarmt... diese wärme, diese Stimmen - war sie das gewesen?
Plötzlich wurde ich wieder nach vorne gerissen und sie schluchzte nur "du vollidiot". Ich war am leben. Nicht tot, nein, lebendig. "Man du Penner du hast uns einen Schrecken eingejagt" rief Chris irgendwo hinter mir außer Atem. "Helft ihm, wir hauen hier ab" rief Mike.

Ich sollte später erfahren, er hatte es geschafft um den Wagen herumzukurven, ich wurde am Heck getroffen und hatte einen 4fachen Überschlag hingelegt. Blieb trotzdem unverletzt, außer Prellungen, Schürfwunden und Kratzer wohlbehalten...
Naja, wir kamen sozusagend mit einem blauen Auge davon, ich wurde gesund, aufgenommen und Jenny und ich wurden ein unzertrennliches Gespann...

... eine Sache behielt ich allerdings für mich. Dass ich Jenny auf der Straße gesehen hatte, mit ausgestreckten Armen als wollte sie mich aufhalten... nur für einen bruchteil einer Sekunde, aber ich war mir sicher es mir nicht eingebildet zu haben. Wer hätte es mir schon geglaubt?


"Was schreibst du Liebling?" Jenny schlang ihre Arme um mich. "Ich hab die Kinder ins Bett gebracht, wollen wir nicht langsam auch?"
Ich schloss das Buch. "Nur ein Anflug von Nostalgie" antwortete ich ihr. "Ich komme gleich. Geh schonmal vor, ich räume das nurnoch auf."
Ich frage mich schon seit damals, «War es das wert?» ... Wenn ich morgens aufwache und Jenny sehe, bei gott, ich würde es wieder tun.

hier wie versprochen @rick die Kurzgeschichte mit dem guten Ende