-
General
Ironie
Des nachts ist es hier immer so ruhig, um 2,3 Morgens ist es einfach still, okay, ab und an ein Auto, oder Laster. Mehr aber nicht.
Ich stehe da und sehe hinab. Auf das Wasser, das braune, dreckige, unspektakuläre Flusswasser, das vom Sand den der Fluß mit sich trägt getrübt ist. Es ist nicht schön, aber muss es immer für das Auge schön sein?
Vor ein paar Tagen stand ich mit den Füßen drinnen, dort hinten, am Tage kann man die Stelle leicht sehen. Es war kalt, sehr kalt, aber doch herrlich. Das Rauschen, plätschern, ich konnte es nicht sehen wie trüb das Wasser war. Aber fühlen, wie es pulsierte, ewig in Bewegung, wie es gemächlich dahinspaziert, über Steine springt und sich ohne Sorgen auch mal treiben lässt.
Und meine Füße spürten nur den Sand, sonst nichts, ich schloss die augen und es war wunderschön. Am Tage sieht man den aufgewirbelten Sand im Wasser, und geht vorbei. Ist ja nichts besonderes...
Ich schweife ab, tut mir leid. Passiert mir oft, bin sehr sprunghaft, auch beim Sprechen.
Man versucht mir das immer nett formuliert zu sagen, aber es trifft trotzdem. Naja, ich hab mich daran gewohnt, und versuche weniger "ich" zu sein. Sie denken ich schweife ab? Das gehört dazu. Auch ein Grund wieso ich hier stehe.
Ich stehe zum wiederholten male da, und wieder hämmert mir dieser eine Gedanke durch den Kopf: "SPRING"
spring ...
... spring ...
spring ...
ich stehe da, und mein Kopf flüstert, leise, verlockend "spring".
Das Wasser sieht nicht tief aus, ist aber tief genug. Ein lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. 2 bis 3 Meter sind schon tief genug. Es gibt schönere Arten abzutreten, den Löffel abzugeben, über den Jordan zu gehen... ich gehe eigentlich hinein. Wieso dann drüber? ... Keine Zeit für ethische Detailfragen, ich weiß.
Aber ohne großartige Ahnung vom Schwimmen sehr effektive Methode das zeitliche zu segnen.
Zu - ja, sterben. Das steht im raume, das "spring" faucht wie ein löwe und umkreist den Gegner, sucht eine Schwachstelle...
Es wäre so einfach. Sicher, es werden ein paar Menschen traurig werden, vielleicht verbittert. Ein paar Freunde werden deprimiert sein.... aber was interessiert mich das? Wenn ich irgendwo rausgefischt werde, ist's eh gleich. Dann berührt mich das nichtmehr.
"Egoist" schreit da eine Ecke des Gewissens, das allzeit mit dem Stock in der Hand nach einer Gelegenheit sucht, sich bemerkbar zu machen. Aber: hat mir nicht ein Freund gesagt "schau auf dich, nicht andere!"
Okay, er hat auch noch anderes gesagt... die Wahrheit vor allem. Und das tat weh. aber hätte ich es ihm sagen können? ... Nein.
Wenn er jetzt hier stände, ich stelle mir das gerade vor... er würde sagen "Ja, spring. Spring, mach es dir einfach."
Und er würde mir weiter weh tun. Ob er es weiß? Ich weiß nicht. Aber ich glaube schon. Ja, ich glaube er weiß es. Und er setzt es gezielt ein, das heißt er würde es gezielt einsetzen, da er weiß das ich es dann nichtmehr kann.
Aber: wenn er es weiter so praktiziert, wird sein Vorhaben umschlagen ins Negative... denn irgendwann wird dieser Druck zu groß werden. Dann springe ich vielleicht wirklich, denn das ist die schnellste Möglichkeit, dem ganzen Schei* zu entkommen.
Und ich glaube nicht, dass er mir das zutraut. Oh nein, das würde er nie erwarten...
Aber hier gehts um mich, nicht ihn. Ich schweife wieder ab...
Ein kleiner schritt, ein großer Fall, und ein bisschen Strampeln. Vergleichsweise wenig. Nur ein leichter Schubs, und Ende.
Er wäre so unglaublich leichter, als wieder zurück nach Hause zu kehren, und weiter zu vegetieren. Oder Leben, wie man es sieht.
Wieder ein lächeln auf meinem Gesicht, er hätte mir jetzt wieder ein "bade dich in selbstmitleid, nur zu" an den kopf geworfen.
Es stimmt schon. "Der Mensch ist den Menschen Wolf" ... oder so ähnlich...
Und er hat recht. Aber das darf ich jetzt ja, seiner eigenen Aussage zufolge. Ich muss fast lachen...
Ja, es ist zum Lachen, weil wer er ernst nimmt, müsste weinen.
Ich gehe wieder. Zurück nach hause. Ich könnte es nicht sehen, meine Familie, mein Vater, Geschwister, weinen zu sehen. Obwohl ich das aus meinem Grab heraus nicht könnte. Aber, hey, der Gedanke zählt. Aber entschädigt nicht für's weiterleben.
Morgen. Morgen springe ich vielleicht. Sicher. Wie gestern, vorgestern und die letzte Woche vorher schon, morgen aber: sicher.
Pfeifend geh ich über die Straße. Sehe nach rechts und links, will ja nicht überfahren werden, würde sonst dabei umkommen. Und ein einziger Gedanke füllt plötzlich mein Bewusstsein aus:
Ironie.
[edit]nur damit eins klar ist, der Threadtitel lautet nicht "Tagebucheinträge" sondern "Kurzgeschichten". Also schön trennen zwischen RL und IL ^^
Geändert von Vio (13.06.2003 um 14:59 Uhr)
… WHEN WE LAST LEFT, AERIS/AERITH/ALICE/WHATEVER WAS FUCKING DEAD.

Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln