Zitat Zitat von BDraw Beitrag anzeigen
Kennt ihr diese Tage, an denen einfach _alles_ anzukotzen scheint und man dazu auch noch Pech hat?
Mein Handy spackt rum, hängt sich auf, telefoniert selbstständig nach England, ortet mich an 5 Orten gleichzeitig, sendet nichts und dann 3 Wochen später alles auf einmal, Züge fallen aus, man verpasst Busstationen und steht - da Wochenende - ne Stunde abends in der Kälte (laufen is' doof wenn man sich nicht auskennt Google Maps einen 5 km weiter vermutet), Freunde sagen treffen ab, Profs reden völlig am Kurs vorbei wodurch man sich ernste Gedanken über seine Hausarbeit macht, blubb.

Eigentlich alles Kleinkram, aber ich habe seit Wochen nicht mehr vernünftig geschlafen, ein enges Familienmitglied liegt nach einer ziemlich hässlichen Geschichte im Koma und die beste Nachricht seit 6 Wochen ist "Vermutlich überlebt sie es", alles quillt auf und platzt auf dank Wassereinlagerungen, was den Anblick echt nicht erträglicher macht, ich darf an den Wochenenden daheim den Haushalt schmeißen, den Rest meiner Familie informiert halten, Unterschriften leisten und somit rechtliche Entscheidungen treffen und dafür auch noch herhalten weil ich ohne Absprache zum rechtlichen Vertreter ernannt wurde, Leuten gut zureden, die Arbeit für die Uni (die eigentlich ne gute Ablenkung bisher war) wird auch irgendwie im Moment zuviel und die Leute mit denen man eigentlich reden möchte sagen sämtliche Treffen in absehbarer Zeit ab weil sie ja so viel zu tun haben. Ahja, und natürlich ist kommende Woche Familienfest angesagt, wo ich vermutlich allen erklären darf, warum besagte Person fehlt. Und dann wieder Leute aufbauen darf.
Auch auf die Gefahr hin, dass das nach Selbstmitleid klingt, aber manchmal frage ich mich, wer mich denn mal zur Abwechslung aufbaut. Ein ernstgemeintes "Wie geht es dir?" würde mir ja schon reichen.

Irgendwie geht's und muss es auch gehen, aber ich könnte gerade irgendwas mit voller Wucht gegen die Wand werfen. Aber dann ärger ich mich bloß darüber, dass es kaputt ist und ich's wegkehren darf.
Sorry für das unstrukturierte Chaos dieses Posts, aber irgendwo musste ich das einfach gerade mal ablassen.
Hey, du.

Das ist kein Problem, wofür man sich Vorwürfe machen sollte, es als eins zu betrachten. Mal abgesehen davon, dass familiäre Probleme immer richtig beschissene Angelegenheiten sind, unabhängig der Sorte, ist es fast schon ein Todesstoß, dass man A: dann nicht von den alltäglichen Problemen befreit wird und B: offensichtlich niemand sich für einen interessiert. Das ist natürlich alles andere als aufbauend, weshalb es eigentlich absolut nachvollziehbar und auch menschlich ist, in eine Art Selbstmitleid, eigentlich schon Depression, zu verfallen. Ich bin gerade selbst in der Situation, dass ich mit ansehen muss, wie sich meine Familie Tag für Tag selbst zerstört und fast der einzige bin, der das in vollem Maße mitkriegt und auch spürt, weswegen ich mich selber etwas allein da fühle. Der Tod von einem Familienmitglied vor einem Monat hat mich auch etwas zurückgeworfen in dieser Phase. Ich versuche selbstverständlich, mich um meine immer noch labile Mutter zu kümmern und die Familie, die ich hier noch habe, zusammenzuhalten. Aber wenn ich eins gelernt habe, dann, dass die Personen, für die man kämpft, nie wirklich das Gefühl von Aufopferung spüren werden, welches man für sie aufbringt. Daher ist es wichtig, gezielt Hilfe für sich selbst zu suchen, oder, falls es nicht geht oder nicht ausreicht (wegen Entfernung oder ähnliches), Zeit für sich selber zu finden.

Das ist auch das, was ich momentan mache, um meine Probleme zu bekämpfen. Egal, wie groß die Verantwortung ist, die man trägt, man tut sich selber keinen Gefallen damit, sich selber dabei zu vergessen. Diese Zeit für mich selbst nutze ich hauptsächlich damit, Kontakt zu Leuten zu finden, die ich wirklich sehr gern habe oder etwas "nicht Alltägliches" zu tun, weil es gerade das ist, was mich belastet. Die Beschwerden, die ich habe, werde ich nur los, wenn ich was an meinem Leben ändere, das steht sowieso fest. Ernährung, Schlafrhythmus, Hobbys, Unternehmungen, Angewohnheiten etc., irgendwas davon versuche ich, anders zu handhaben, damit es mir besser gehen wird. Es ist nicht sehr leicht, genau genommen ziemlich schwer, aber ich weiß selber, dass ich mir sonst selber ein Bein stellen würde.

Na ja, wie auch immer. Die Menschen mit den größten Problemen sind die mit dem größten Lächeln. Von daher kann ich persönlich wirklich nur hoffen, dass du die schwere Zeit, die du gerade durchmachst, so gut wie möglich bestehst, denn ich finde, dass solche aufrichtigen Leute wie du ehrlich verdienen, auch mal wieder glückliche Zeiten zu haben. Ich kenne dich zwar nicht, aber ich vermute das jetzt einfach mal rein von meiner Menschenkenntnis her, zumal du mir im Forum bisher immer positiv aufgefallen bist.

Wenn du magst, kannst du mich ruhig per PN oder Messenger (im Profil) mal anhauen, und ich würde mich dann auch dann mal die Tage an dich wenden und fragen, wie's so bei dir läuft. Ich weiß nur selber zu gut sowas zu schätzen, daher wäre es mir selbst eine Freude. Aber ich kann verstehen, wenn sowas lieber von Leuten kommt, die man selber etwas kennt, und du kannst es bei diesem Post von mir belassen, der übrigens auch bloß meine eigene Ansicht der Dinge widerspiegelt. In jedem Fall wünsche ich dir noch viel Kraft und Gutes, BDraw.

Grüße, Tony!